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Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen von Glasgegenständen Die
Erfindung betrifft die Herstellung gebogener Gegen.stäude.aus Spiegelglas bzw. entsprechende
Eigenschaften aufweisendem Glas.
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Das Biegen von Spiegelglas erfolgte bisher meist in der Weise, daß
eine Scheibe entsprechender Abmessungen auf seine Hohlform aus Eisenblech oder Schamottemehl
gelegt, bis zur Erweichung auf etwa 6oo bis Zoo` erwärmt wird, unter dem Einfluß
der Schwerkraft in die Form :einsinkt und sich an die Formwandungen anlegt. Dieses'
Verfahren läßt Biegungen nur bis zu verhältnigmäßig geringen Größenabmessungen der
Körper bzw. geringem Umfang zu und weist auch sonst viele Mängel auf. Besonders
sphärische Biegungen sind nur begrenzt herstellbar, da mit dem Biegen ein Auswölben
aus der Ebene verbunden ist: Um die für den Biegevorgang notwendige Verformbarkeit
zu erhalten, muß das Glas hoch erhitzt werden. Die erweichte Glasoberfläche ist
sehr empfindlich gegen harte Fremdkörper, die sich eindrücken und den sogenannten
Einbrand - erzeugen. Bei stark gebogenen Gläsern ist der Einbrand so stark, daß
die Gläser undurchsichtig werden und zur Erzielung einer klaren Durchsicht durch
Schleifen und Polieren nachbearbeitet werden müssen. Diese Nachbearbeitung verteuert
die Herstellung sehr, und trotzdem sind, auch wenn man sie in Kauf nimmt, die erzielbaren
Biegungen immer noch verhältnismäßig klein. Die höchste überhaupt erzielbare Auswölbung
beträgt, wie die praktische Erfahrung zeigt, etwa 1/5 der Bogensehne oder 6o, Zentriivinkel.
Die Genauigkeitsgrade beim Biegen sind verhältnismäßig gering, besonders dann, wenn
das Glas nicht vollkommen gleichmäßig durchwärmt ist. Diese Schwierigkeiten vergrößern
sich mit abnehmender Dicke des Glases.
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Bessere Möglichkeiten, insbesondere größere Verformungen bei niedrigeren
Erwärmungsgraden, ergeben sich, wenn man die Wirkung der Schwerkraft durch eine
zusätzliche Kraft unterstützt, indem man mit einem Druckstempel auf das zu biegende
Glas drückt. Diese Arbeitsweise besitzt jedoch den Nachteil, daß hierbei Verletzungen
der
Glasoberfläche unvermeidlich sind, weil der Prägestempel niemals eine im Abstand
der Stärke des Glases genau parallele Lage zu der Biegeform einnimmt und weil auch
das Glas nicht immer gleichmäßig stark ist. Das Glas wird daher an verschiedenen
Stellen gequetscht, während an anderen Stellen die Form noch nicht ausgepreßt ist.
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Man hat alle diese vorgenannten Nachteile schon dadurch vermieden,
daß anan nach einem weiteren bekannten Verfahren zur Ausübung der Verformungswirkung
nicht einen festen starren Körper, sondern einen elastischen Gasdruck benutzt.
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Die einfachste Möglichkeit zur Durchführung dieses bekannten . Verfahrens
besteht darin, daß der Hohlraum zwischen dem in bzw. auf die Form gelegten Glas
und deY Form selbst evakuiert und das Glas demzufolge durch den atmosphärischen
Luftdruck an die Formwandung angepreßt wird. Hierbei verteilt sich der Druck gleichmäßig
auf sämtliche Flächenteile und bringt das Glas ebenso gleichmäßig zum Anliegen an
die Form, ohne daß Verletzungen der Glasoberfläche eintreten.
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Es hat sich gezeigt, daß es auf diese Weise möglich ist, Verformungen
zu erzielen bzw. Formen zu erzeugen, die nach den beiden erstgenannten bekannten
Verfahren nicht hergestellt werden konnten, ohne daß die oben im einzelnen erläuterten
Schwierigkeiten eintreten. Darüber hinaus ergibt diese Arbeitsweise den Vorteil,
daß sie es ermöglicht, die Leistung sehr stark zu steigern. Dieser Vorteil :ergibt
sich in erster Linie daraus, daß es nicht notwendig ist, das Glas so weit zu erhitzen
bzw. in so hohem Maße zu erweichen, wie dann, wenn die Verformung unter dem Einfluß
des eigenen Gewichts des Glases erfolgt. Es ist daher möglich, das Glas vor Aufgabe
auf die Form an anderer Stelle bis auf die in Frage kommende Temperatur vorzuwärmen,
das Glas dann auf die Form zu bringen, in kürzester Zeit zu biegen, anschließend
aus der Form zu entnehmen und in eine Kühlvorrichtung zu bringen, worauf die Form
sofort wieder mit einer neuen, vorgewärmten Glasplatte beschickt werden kann.
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Die Durchführung dieses bekannten Verfahrens kann sowohl in der Weise
erfolgen, daß der angewendete Unterdruck im gleichen Sinne wirkt wie die Schwerkraft,
wie auch in entgegengesetztem Sinne. Diese letztere Arbeitsweise besitzt gewisse
Vorteile, nämlich den einer selbsttätigen Abgabe der gebogenen Gläser aus der Form
und den, daß Verunreinigungen der Form durch -in diese hineinfallende Staub- o.
dgl. Teilchen ausgeschlossen sind. Aber auch bei der letztgenannten Art des Umformens
von Glasscheiben, namentlich mit größeren Abmessungen, treten noch Mängel auf, die
insbesondere durch ungleichmäßige Erwärmung der Scheiben bedingt sind, während bei
starker Erwärmung, wie sie für das Umformen unter Umständen notwendig ist, ein unerwünschtes
Verbiegen der Scheiben und Absinken der erweichten Ränder vor dem eigentlichen Umformen
eintritt.
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Diese Nachteile werden gemäß der vorliegenden Erfindung dadurch behoben,
daß die umzuformende Glasscheibe während der Erwärmung um eine zur Ebene der Scheibe
senkrechte Achse in vorzugsweise schnelle Umdrehung versetzt wird.
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Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung werden bei der nachstehenden
Beschreibung einer beispielsweise zur Durchführung des Verfahrens verwendeten Vorrichtung
an Hand der Abbildung erläutert.
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Die Abbildung zeigt eine Vorrichtung, die mit entgegen der Richtung
der Schwerkraft wirkendem Unterdruck ausgebildet ist, in schematischer Darstellung.
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Bei dieser Ausführungsform des Verfahrens ist die Form umgekehrt an
der Decke des Arbeitsraumes angebracht. Es wurde oben schon erwähnt, daß diese Anordnung
bzw. Durchführungsart des Verfahrens zwei wesentliche Vorteile besitzt, nämlich
den, daß man die Gläser bequem aus der Form entnehmen kann und daß diese immer staubfrei
bleibt, so daß Oberflächenbeschädigungen durch in die Form geratene Fremdkörper
nicht möglich sind.
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Bei Verwendung dieser Vorrichtung werden die Gläser t auf einen Halter
z aufgelegt, der so ausgebildet ist, daß er nur möglichst kleine Teile der unteren
Seite der Platte abdeckt, damit eine gleichmäßige Erwärmung erreicht wird. Zweckmäßig
wird der Halter mit Asbest umwickelt. Der Halter kann auch durch ein laufendes Band
mit abnehmbaren Gliedern ersetzt werden.
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Gemäß der Erfindung kann der in der Abbildung dargestellte Halter
in schnelle Umdrehung versetzt werden, was eine sehr gleichmäßige Erwärmung aller
Teile ermöglicht und den weiteren Vorteil ergibt, daß durch die Einwirkung der Fliehkraft
nicht nur auf das Glas fallende Staubteilchen abgeschleudert werden, sondern insbesondere
auch ein Absinken der Ränder des inzwischen verhältnismäßig hoch vorgewärmten Glases
verhindert wird. Das Drehen des Halters erfolgt in der üblichen Weise durch ein
Getriebe 3. Sobald das Glas hinreichend erwärmt ist, wird die Scheibe mit Hilfe
der Hebevorrich tung q. gegen die auf den Schienen 5 ruhende Form 6 gepreßt und
nunmehr
durch die Leitung 7 die Form evakuiert. Unter der Einwirkung
des Unterdruckes legt sich das Glas an die Formwandungen an. Sobald: der Biegevorgang
beendet ist, wird der Unterdruck beseitigt, nachdem für Abstützung des Formlings
durch den Halter z gesorgt worden ist, dessen Durchmesser so, zu bemessen ist, daß
ein Verformen der Gläser durch das eigene Gewicht nicht erfolgen kann. Die letztere
Gefahr wird zudem weitgehend dadurch beseitigt, daß die Erhitzung des Glases und
damit seine Erweichung infolge der in allen Teilen gleichmäßigen Erwärmung nicht
so weit getrieben zu werden braucht wie bei den bekannten Verfahren:.
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Die Erfindung kann in verschiedener Weise abgeändert werden, sofern
von ihrem Grundgedanken nicht abgewichen wird. Außer *napf- bzw. schalenförmigen
Rundkörpern lassen sich, wie beim Umformen von Glas-Scheiben durch Einsaugen in
eine Form bekannt, vielgestaltige Formlinge nach dem neuen Verfahren herstellen.