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Gemustertes Mehrschichtglas Es sind Mehrschichtgläser bekannt, welche
aus Verbundkörpern zweier oder mehrerer Glasplatten, Platten oder Folien aus glasartigen
Kunststoffen, z. B. polymerem Methylacrylat, Vinylpolymerisat usw., bestehen, wobei
die Scheiben oder Folien durch eine Zwischenschicht aus Celluloseestern oder -äthern,
aus Polymerisaten oder Mischpolymerisaten, beispielsweise Polyacrylsäureestern,
Polystyrol oder Polyvinylestern, Kunstharzen usw., die meistens noch Weichmacher
enthalten, verklebt oder, soweit es sich um Scheibenaus organischen Kunststoffenhandelt,
auch durch thermoplastische Verschweißung verbunden sein können. Solche Verbundkörper
dienen in erster Linie als Sicherheitsglas in Verkehrsfahrzeugen usw. Es ist auch
schon vorgeschlagen worden, zur Herstellung von Verbundglas auf oder zwischen Glasplatten
durchsichtige Schleier- oder Gardinenstoffe mit Hilfe eines Klebemittels zu befestigen.
Solche Gewebe sind netzartig mit weiten Zwischenräumen geweht oder gewirkt und daher
an diesen Stellen lichtdurchlässig. Obgleich derartigeGewebe verhältnismäßig- leicht
zerreißbar. sind, sollen sie, mit gewöhnlichen Klebestoffen, wie Gummiarabicum,
aufgeklebt, das Splittern des Glases beim Zerbrechen verhindern.
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Ferner haf man, um Ankündigungen,
Tabellen, Legitimationspapiere
u. dgl. aus Papier gegen mechanische, atmosphärische oder chemische Einwirkung zu
. schützen, solche mit Inschriften oder druckschriftlichen ?Mitteilungen versehene
Papiere als Einlagen in Verbundkörper, insbesondere aus organischen Kunststoffen,
eingebracht. Schließlich sind für dekorative Zwecke auch bedruckte Gewebe als Einlagen
zwischen den Grundplatten derartiger Verbundkörper eingebracht worden.
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Die Erfindung zielt darauf ab, gemusterte Mehrschichtgläser mit Textileinlagen
zu schaffen, welche sowohl für technische Zwecke, z. B. als Fensterscheiben für
Gebäude oder deren Inneneinrichtung, oder für Land-, See-oder Luftfahrzeuge, Schutzdächer,
Trennwände, Blendschirme, als auch für dekorative Zwecke, z. B. Dosen, Lampenschirme,
Werbeschilder, Tisch- und Servierplatten, Vitrinen u. dgl., Anwendung finden können
und sich durch eine eigenartige Wirkung auszeichnen.
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Den Gegenstand der Erfindung bilden gemusterte Mehrschichtgläser aus
Silicatglas und bzw. oder organischen glasartigen Kunststoffen mit einer oder mehreren
Einlagen aus Textilgebilden, die dadurch gekennzeichnet sind, daß diese gemusterten
flächenhaften Einlagen in ihrer gesamten Ausdehnung oder nur örtlich durch chemische
und bzw. oder physikalische Transparentierungsmittel durchsichtiger gemacht sind.
Die Fasertransparenz derartiger erfindungsgemäß in Mi2hrschichtgläsern verwendeter
Gewebe od. dgl. Textileinlagen kann somit auf einer chemischen oder physikalischen
Veränderung der Faser beruhen. Ist die Einlage beispielsweise ein in bekannter Weise
pergamentiertes Gewebe, wie es z. B. durch Behandlung von mercerisiertem :Musselin,
Batist od. dgl. losen weitmaschigen Textilgebilden mit konzentrierter Schwefelsäure
über 5t° Be erhalten wird, so ist das splittersichere Mehrschichtglas mit einem
feinen Gitter aus transparenten Fäden wer- -sehen, welches das Licht durchläßt,
z. B. als Fensterscheibe verwendet eine Durchsicht gestattet, die Einsicht von außen
aber bedeutend erschwert und gleichzeitig als Blende bei grellem Licht wirkt. Der
Erfindung gemäße gemusterte Fensterscheiben ersparen zugleich die getrennte Verwendung
von Vorhängen od. dgl., welche durch Waschen, Verstauben, Luft- und Lichteinwirkung,
Seifeneinwirkung, Bügeleinwirkung, Wetter, Feuchtigkeit usw. einem dauernden Verschleiß
unterliegen. Es erübrigt sich dadurch auch die Verwendung von Holz- oder Metallstäben
und Vorhang-Karnissen, Nähgarnen usw. Derartige Dauervorhänge bewirken überdies,
auch wenn sie eine faltenartige Musterung zeigen, infolge ihres Flachliegens im
Mehrschichtglas die' Ersparnis großer Mengen meist grober schwerer Garne, da die
natürlichen Vorhangfalten in Wegfall kommen.
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Die Einlagen können aus druck-, web-, veredelungs- oder stickereitechnisch
gemusterten textilen Flächengebilden bestehen. So kann z. B. eine Einlage aus pergamentiertem
Gewebe od. dgl., vorzugsweise mit lichtechten Farbstoffen, gefärbt oder örtlich
mit weißen oder farbigen Musterungen, z. B. durch Farbstoff-oder Pigmentdruck, versehen
sein, wodurch vielfache ästhetische Effekte erzielt werden können; beispielsweise
kann die Einlage auch durch ganzflächige oder örtliche Pigmentierung irisierend,
glänzend oder mit Leuchtfarben nachts leuchtend gemacht sein. Ferner kann die Einlage
Ätz-, Ansbrenn- oder Durchbrucheffekte, Web- oder Stickereimuster verschiedenster
Art aufweisen. Besonders schöne Wirkungen lassen sich ferner durch Verwendung von
pergamentierten Geweben erzielen, die weiße oder farbige Effektfäden, Effektfädengruppen,
sonstige webereitechnische Schaft- oder jaquardmuster enthalten.
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ach einer besonderen Ausführungsform besteht die Einlage aus einem
nur örtlich transparentierten Gewebe, wobei die örtliche Transparentierung entweder
durch örtlichen Aufdruck des Transparentierungsmittels oder nach dem Reserveverfahren
erzeugt sein kann. Auch in diesem Fall kann die Einlage neben der durch die Transparentierung
erzeugten Musterung, die in dekorativen Mustern, in Inschriften, Zeichnungen u.
dgl. bestehen kann, eine weitere Musterung, z. B: durch Farbdruck oder Pigmentdruck
oder durch Einbeziehung von Effektfäden, Garn- und Dichtigkeitsvarianten usw. aufweisen.
Musterungen der Textilgebilde, und zwar sowohl Farbdruck-oder Pigmentdruckmuster
unter sich als auch die Transparentmuster einerseits und Farbdruck oder Pigmentmuster
andererseits können sich ganz oder teilweise überdecken oder nebeneinander angeordnet
sein. Mehrschichtgläser mit einer Einlage von örtlich transparentiertem Gewebe geben
insbesondere neue eigenartige Schauwirkungen zufolge einer örtlich erhöhten Durchsichtigkeit
und dadurch erzielte Abstufungen in der Lichtwirkung,welche bisher in Mehrschichtgläsern
nicht erzielt worden sind.
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Die Einlage kann im Rahmen der Erfindung außer durch gemusterte pergamentierte
Gewebe auch durch alle sonstigen durch chemische Hochveredhlung ganzflächig öder
teilflächig durchscheinend his durchsichtig gemachten Gewebe gebildet sein, z. B.
in einem milchig durchscheinenden Opalgewebe bestehen, das in bekannter Weise durch
die Behandlung von Baumwollgeweben mit Schwefelsäure unter 5i° Be, .vorzugsweise
..mit abwechselnder
Laugenbehandlung, erhalten wird. Ebenso kann
die Einlage aus Geweben bestehen, die mit Hilfe sonstiger chemischer, beispielsweise
den salzartigen Einwirkungsmitteln, wie Calciumrhodanid, Zinkchlorid, Kupferoxydammoniak
usw., oder durch Einwirkung von konzentrierter Lauge bei tiefer Temperatur (unter
o°), allenfalls mit Säurebehandlungen kombiniert nach .dem sog. Kaltmercerisationsverfahren,
oder durch physikalische Einwirkungsmittel, wie Öle, Fette, Wachse, Kohlenwasserstoffes
oder deren Derivate, ölmodifizierte Kunstharze (Alkydale) #ganzflächig oder örtlich
durchscheinend bis durchsichtig gemacht sind. Insbesondere können auch durch chemische
Hochveredelung mehr oder minder transparentierte Textileinlagen in deri Mehrschichtgläsern
gemäß der Erfindung angeordnet sein, bei welchen -die Transparenz örtlich oder ganzflächig
durch eine Behandlung mit physikalischen Einwirkungsmitteln, wie Fetten, Ölen,Wachsen,
Kunstwachsen, Kohlenwasserstoffen oder deren Derivaten, fetten Kunstharzen (Alkydalen)
oder sonstigen durchscheinend machenden Kunststoffen verstärkt ist oder welche neben
durch chemische Transparentierung erzeugten Transparentmustern auch solche durch
die angeführten physikalischen Mittel erzielte Transparenzeffekte aufweisen, wobei
sich diese Muster auch teilweise überdecken können.
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An Stelle von Geweben können ferner auch andere transparentierte.
Textilgebilde, z. B. Gewirke, Geflechte, Stickereien, Spitzen (letztere insbesondere
für dekorative Zwecke), die gemusterte Einlage bilden.
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Die Textilgewebe können aus nativer Cellulose, wie Baumwolle, Leinen,
Ramie, Jute od. dgl., oder regenerierter Cellulose, wie Kunstseide oder Zellwolle
(aus Viskose, Kupferoxydammoniak, Cellulose oder Celluloseacetat) oder tierischen
Fasern, z. B. Seide, Wolle, oder aus Mischgespinsten bestehen, wobei die Bedingungen
der die erhöhte Transparenz bewirkenden Veredelung in bekannter Weise den Ausgangsstoffen
angepaßt werden.
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Die bei der Verwendung pergamentierter Gewebe erwähnten vielfältigen
Effekte durch Färbung, Musterungsdruck, Effektfädeneinordnung, Gewebebindung, Fadenausätzung,
Carbonisierung usw. können auch bei jedem anderen erfindungsgemäß in Mehrschichtgläsern
verwendeten ganzflächig oder örtlich durchscheinend bis durchsichtigen Textilgebilden
vorgesehen sein.
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Das den Verbundkörper bildende Mehrschichtglas kann aus zwei oder
aus mehreren Grundplatten oder Folien bestehen, wobei auch Silicatglas mit organischem
Kunstglas vereinigt sein kann.
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Zwischen je zwei Grundplatten oder Folien können ,eine oder gegebenenfalls
auch zwei Einlagen eingebracht sein, in letzterem Fall z. B. von verschiedener Ausgestaltung
oder Musterung, so daß das Mehrsc'hichtglas von den beiden Schauseiten verschiedene
Effekte zeigt. Bei Mehrschichtgläsern aus mehr als zwei Grundplatten oder Folien
kann zwischen je zwei Grundplatten oder Folien eine Einlage eingebracht sein, die
auch verschieden ausgestaltet sein können. Neben der besonderen Textileinlage gemäß
der Erfindung können noch andere Einlagen in der gleichen oder in einer anderen
Zwischenschicht vorhanden sein, z. B. solche aus dünnen Metallfolien, wie Aluminium,
Kupfer, Zinn usw., Papier, die =gemustert oder ebenfalls gemustert, gefärbt oder
mit dekorativen Effekten versehen sein können.
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Die Grundplatten oder Folien können gefärbt (vorzugsweise hell durchscheinend
gefärbt) sein; sie können selbst in mannigfacher Beziehung oberflächlich oder plastisch
gemustert sein, z. B. durch Prägen, Gaufrieren, Mattieren mit Ätzmitteln oder Sandstrahlgebläse
und, wo dies möglich ist, auch durch mechanische. Bearbeitung, z. B. Bohren, Sägen,
Fräsen, Drehen, Stanzen, Schleifen und Polieren oberflächlich oder bis zur Einlage
durchstoßend oder,den Verbundkörper durchbrechend bearbeitet sein, um verschiedenartige
Effekte zu erzielen. Die Mehrschichtgläser können ebensowohl -eben wie gekrümmt
oder zu Gegenständen geformt sein, soweit es die Natur der Grundplatten oder -folien
zuläßt.
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Die Herstellung der Mehrschichtgläser gemäß der Erfindung kann nach
allen bekannten Verfahren erfolgen, wobei die üblichen Zwischenschichten benutzt
oder, soweit -die Grundplatten aus thermoplastischen Kunststoffen bestehen, die
Vereinigung auch ohne Zuhilfenahme einer verklebenden Zwischenschicht durch Verschweißung
in der Wärme unter Druck erfolgen kann. Vor der Vereinigung der Platten oder Folien
wird das die Einlage bildende Textilgebilde eingebracht. Bei Verwendung verklebender
Zwischenschichten kann das Textilgebilde zweckmäßig vorhergehend mit dem die Verklebung
bewirkenden Mittel bedruckt oder ein- oder beiderseitig imprägniert oder überzogen
sein; ebenso, kann bei Verwendung von thermoplastisch verbindbaren Gläsern das Textilgebilde
mit thermoplastischen Kunststoffen ganzflächig oder örtlich versehen sein.