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Tarneinrichtung Eine wirksame Anpassung der der feindlichen Sicht
zu entziehenden Objekte an die Umgebung läßt sich ,dadurch erzielen, daß Büschel
oder Bündel von Faserstoffen, z. B. Holzwolle, rasterartig auf Maschendrahtgeflecht
in gewissen, zweckmäßig ungleichmäßigen Abständen voneinander etwa durch Bindedraht
befestigt werden.
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Es wurde nun gefunden, daß sich Faserzementplatten mit geringem Raumgewicht
als optisch wirksames Tarnungsmittel in besonderem Maße eignen, um die verschiedenartigen
Gegenstände, insbesondere Baulichkeiten; gegen Sicht zu schützen. Als Faserzement
sind verschiedenartige Baustoffe bekannt, die im wesentlichen aus Zement und Pflanzenfasern,
insbesondere aufbereiteten Pflanzenfasern, bestehen. Faserzement bildet seine Masse,
.die die gleichen wertvollen Eigenschaften wie Asbestzement besitzt und für die
Kriegswirtschaft den Vorteil zeigt, daß die Ausgangsstoffe im Inland in großen Mengen
zur Verfügung stehen. Derartige Massen besitzeneine verhältnismäßig hohe Festigkeit
und Zähigkeit, verhalten sich ,also teilweise wie Metalle. Unter der Aufbereitung
cellulosehaltiger Pflanzenfasern wird eine mechanische Zerkleinerung verstanden,
bei der die natürliche Faserstruktur !der pflanzlichen Ausgangsstoffe weitgehend
erhalten bleibt. Als Beimischungskomponenten für Zement sind Holzschliff, Zellstoff,
Strohstoff, Strohzellstoff, Halbstoff, Ganzstoff o. dgl. _ zu nennen. Ein Gehalt
der Pflanzenstoffe an inkrustierenden Bestandteilen ist für die Herstellung und
Verwendung nicht nachteilig. Bei .der Herstellung können Zuschlagsstoffe, wie Sand,
Kies, Schlacken, Bimskies, Stahlspäne o. dgl. m., der Mischung einverleibt werden.
Die Pflanzenfasern können durch Behandlung mit Wasserglas bzw. Umsetzung von Wasserglas
mit löslichen Erdalkalisalzen versteinert werden. Solche Faserzementstoffe eignen
sich vorzüglich als für Tarnungszwecke dienende Baustoffe.
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Die Herstellung von Faserzement für Zwecke der Tarnung kann f olgendermaßen
vor sich gehen: Zement wird mit Wasser vermischt und mit einer wäßrigen Lösung einer
geeigneten. Tarnfarbe
versetzt. Nach genügender Homogenisierung
wird eine Faserstoffmais:che zugesetzt und das Ganze kräftig durchgerührt. Die Maische
enthält neben dem Faserstoff so viel Wasser, daß sich eine plastische und leicht
gießbare, rasch abbindende Masse bildet, die nach genügender Durchmischung in Formen
gegossen wird. In der Form bereits kann die Faserzementplatte von beispielsweise
0,3 bis 0,5 -cm Stärke oder darüber in beliebig geformte Einheiten unterteilt
werden. Gleichzeitig wird die Oberfläche der Platte mittels Stahlbürsten aufgerauht,
um eine stark lichtschluckende `Wirkung zu erzielen. Erfahrungsgemäß ist die erwünschte
optische Wirkung von rasterartig auf einer Unterlage befestigten Baustoffeinheiten
um so günstiger, je ungleichmäßiger letztere geformt und auf der Unterlage verlegt
sind. Anderseits können die Formen der Anzahl der Easerzementstücke und der Zahl
der gewünschten Durchbohrungen entsprechende Löcher aufweisen, so daß das Lochen
der einzelnen Stücke bereits in der Form geschieht und ein nachträglicher Arbeitsgang
für diesen Zweck unterbleiben kann.
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Die Färbung des Zementes nebst Zuschlagsstoffen im Mischgefäß kann
zugunsten einer Färbung der fertigen aus der Form genommenen Stücke aufgegeben werden.
Zu diesem Zwecke werden die einzelnen Teile in .eine Farblösung getaucht und in
dieser bis zum Erzielen der gewünschten Farbtiefe belassen.
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Die für die Tarnung benutzten Farben ziehen echt auf Faserzetnent
und werden auch bei Dauerregen nicht ausgewaschen. Vorteilhaft kann der neue Tarnbaustoff
vor oder nach der Befestigung auf dem Träger mit gegen Infrarot unempfindlichen
Tarnfarben z. B. durch Spritzen behandelt werden.
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Wenn der Faserzement aus dem Fabrikationsgang her, ohne Zusatz von
Farben und ohne nachträgliche Färbung, in einem Farbton anfällt, welcher dem der
Umgebung entspricht, in der die Tarnmatten verlegt werden sollen, ist eine besondere
Färbung nicht erforderlich.
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Zur Anfertigung der Tarnmatten werden Faserzementeinheiten von z.
B. io bis 3o,cm Länge, 5 bis io cm Breite und 0,3 bis o,5 cm Dicke auf der
Maschendrahtunterlage befestigt. Besondere Sicherungsmaßnahmen gegen die Schneidwirkung
des Bindedrahtes sind im Regelfall nicht erforderlich.
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Durch Abänderung der Herstellungsweisen, z. B. Abwandlung des mengenmäßigen
Verhältnisses von Zement zum Faserstoff und des Wasserzusatzes läßt sich die Festigkeit
und das Eigengewicht des neuen Tarnmittels innerhalb gewisser Grenzen variieren.
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Die Verwendung von Faserzement in Platten oder Stücken für Tarnungsabdeckungen
bietet gegenüber den bislang vorzugsweise benutzten Faserstoffen, wie Holzwolle,
wesentliche Vorteile. Für die Dauerwirkung von Tarnungseinrichtungen ist grundsätzlich
von Bedeutung, daß Faserzement bei Feuereinbruch, z. B. Berührung mit Brandbomben,
nicht verbrennt oder nachglüht. Um Faserstoffe an sich gegen Entflammung zu schützen,
ist eine Imprägnierung mit Flammenschutzmitteln erforderlich. Als solche sind wasserlösliche
Salze, wie Ammonphosphate und Ammonsulfat, in Gebrauch, die durch Regen in kurzer
Zeit aus den Faserstoffbündeln ausgewaschen werden. Dagegen machen nicht auswaschbare
Flammschutzmittel bekannter Art die Faser unelastisch und brüchig.
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Faserzement eignet sich zur Tarnung bAiebiger Objekte, z. B. von Gebäuden
und anderen Bauwerken. Tarnabdeckungen mit Faserzementplatten oder -stücken können
auch mit Erfolg zur Tarnung von Halden, die sich in der Umgebung deutlich abheben
und die damit geeignete Anflugziele für die feindliche Luftwaffe abgeben, dienen,
wenn sie in einer Farbtönung entsprechend gefärbt werden.
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Anderseits lassen sich auch Wasserflächen durch überspannen von Matten
mit Auflagen aus Faserzem.entplatten der Fliegersicht entziehen.
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Die Verwendung von Faserstoffen, wie Holzwolle und Faserzement, für
Tarnungszwecke läßt sich erfolgreich -dergestalt kombinieren, daß mit gefärbten
Faserzementmatten sog. Feuerschutzzonen oder -schneisen, etwa in einer Breite von
5 m, innerhalb der Holzwollbüscheltarndecke verlegt werden, die etwa im Bereich
der Faserstoffbüschel entstehende Brände lokalisieren.