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Verfahren zum Steifen von Filz- und Strohhüten, gewirkten und genähten
Hüten und von technischen Filzen Zum Steifen von Filzhüten und Strohhüten, gewirkten
und genähten Hüten und von technischen Filzen werden vor allem Schellack, aber auch
Leim, Gelatine, Tragant, Kirschharz und andere ähnliche Stoffe verwendet. Die Schellacksteife
hat sich in ihren Eigenschaften als so überlegen erwiesen, daß viele Fabriken zum
Steifen grundsätzlich nur Schellack verwenden.
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Schellack -ist einmal ein überseeisches Erzeugnis und andererseits
dennoch keineswegs ein vollkommenes Steifungsmittel. Er ist gegen Hitze empfindlich,
blockt, wie man sagt, bei großer Wärme schon beim Transport und wird dadurch minderwertig.
Gebleichter Schellack ist nur begrenzt lagerbeständig. Der ungebleichte Schellack
besitzt eine oft unerwünschte Eigenfarbe und selbst der bestgebleichte hat noch
einen gelben Stich, der rein weiße Ware trübt.
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In der Hutsteiferei wird Schellack entweder in Alkohol gelöst für
steife Hüte oder wäßrig alkalisch gelöst für weiche Hüte verwendet. Damit die Farbstoffe
nicht auslaufen, nimmt man hierbei zum Lösen des Schellacks so wenig Alkali wie
möglich, ohne jedoch dabei das Auslaufen völlig verhindern zu können. Sind die Filze
sauer, so fällt der Schellaclc beim Steifen leicht aus und verschmiert die Ware.
Außerdem ist man genötigt, stets mehrere Sorten von Schellack, dunklen, mittleren
und weißgebleichten, zu verwenden. Dunkle Hüte kann man nicht mit gebleichtem Schellack
steifen, helle nicht mit ungebleichtem.
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Es ist bisher nicht gelungen, den Schellack durch synthetische Produkte
vollwertig zu ersetzen. Es sind bereits verscl*edene synthetisch hergestellte, carboxylhaltige
Harze bekanntgeworden, die man als Schellackersatzstoffe vorgeschlagen hat. Diese
Produkte hatten jedoch den Nachteil, infolge ihres hohen Gehaltes an Carboxylgruppen
auch nach dem Abtrocknen wieder löslich zu sein. Die Steife ging beim Färben wieder
heraus, während schellackgesteifte Hüte gefärbt werden können, ohne wesentlich an
Steife zu verlieren.
Es wurde nun gefunden, daß man Filz-und Strohhüte,
gewirkte und genähte Hüte und technische Filze in ausgezeichneter Weise steifen
kann, wenn man hierzu gegebenenfalls saure Lösungen von Misch- bzw. Heteropolymerisaten
a:us mindestens einer polymer isierbaren olefinischen Verbindung ohne freie Carboxylgruppe
und mindestens einer olefinischen Monocarbonsäure oder von Salzen dieser Polymerisationsprodukte
verwendet und gegebenenfalls auf dem Gut durch Nachbehandlung mit geeigneten Salzlösungen
die aufgebrachten Polymerisate in wasserunlösliche Salze überführt.
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Hierfür sehr gut geeignete Misch- oder Heteropolymerisate sind beispielsweise
die, zu deren Herstellung als die eine Komponente ein Ester des Vinylalkohols, Styrol,
ein Vinylalkylketon, Acrylsäureester, Methacryl-Säureester oder eine andere pölymerisationsfähige
olefinische Verbindung ohne freie Carboxylgruppe und als zweite Komponente Acrylsäure,
Crotonsäure oder Zimtsäure verwendet worden sind.
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Man hat es bei der Herstellung dieser Misch- oder Heteropolymerisate
in der Hand, die Anzahl der Carboxylgruppen und damit die Eigenschaften der Produkte
für die gewünschten Verhältnisse weitgehend zu ändern. Am Heteropolymerisat aus
Vinylacetat und Crotonsäure sei beispielsweise gezeigt, wie die Verhältnisse im
einzelnen Falle eines solchen Polymerisationsharzes liegen. Die nachfolgende Tabelle
zeigt den prozentualen Anteil der Komponenten an der Bildung des Harzes und den
pH-Wert, der mit der niedrigst möglichen Menge Ammoniak hergestellten ammoniakalischen
Lösung des Harzes.
Das für die meisten Fälle, geeignetste Harz ist davon das aus 9o0/, Vinylacetat
und ioo/o Crotonsäure hergestellte.
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Die erfindungsgemäß zu verwendenden Polymerisationsharze sind dem
Schellack in ihren Eigenschaften so ähnlich, daß mit ihnen gesteifte Hüte von den
mit Schellack gesteiften nicht zu unterscheiden sind. Die verfalirungsgemäß anzuwendenden
Misch- oder Heteropolymerisate sind sowohl in Alkohol als auch in wäßrigem Alkali
löslich. Wie Schellack sind sie auch in der Kälte hart und werden in der Wärme plastisch.
Sind sie einmal angetrocknet, so sind sie entweder gar nicht oder nur sehr schwer
löslich, so daß man wie beim Schellack auch vor dem Färben steifen kann. Sie sind
aber in manchem. dem Schellack überlegen, da sie völlig farblos und für hellste
und dunkle Farben gleich gut @-erwendbar sind. Sie sind unbegrenzt lagerbeständig,
wärmeunempfindlich, und sie können endlich vor oder nach dem Steifen irl unlösliche
Salze, z. B. Erdalkalisalze, übergeführt «-erden. Zu wäßrig alkoholischen Lösungen
und zu rein alkoholischen Lösungen dieser Polymerisate bz«-. ihrer Salze kann beliebig
viel Säure zugesetzt werden, so daß beim Appretieren mit diesen Lösungen die Farbstoffe
auch nicht spurenweise auslaufen. -Zu den erfindungsgemäß anzuwendenden Appretierflotten
kann man beliebige Zusätze, wie etwa Netzmittel, machen. Auch lassen sich Hetero-
oder Mischpolymerisate verwenden, in die Vinylstearat einpolymerisiert ist, wobei
gleichzeitig eine wasserabstoßende Wirkung erzielt wird. Es ist bekannt, zum Steifen
von Filzen wäßrige Dispersionen von Polyvinylverbindungen zu verwenden. Dabei findet
jedoch keine gleichmäßige Durchtränkung mit den Steifungsmitteln statt, sondern
diese werden in den oberen Schichten des Materials angereichert und bei der weiteren
Verarbeitung zum großen Teil wieder entfernt. Weiter ist bekannt, zum Steifen von
Filzen Lösungen von Polymerisationsharzen, wie Polystyrolen oder Polyvinylacetalen
in organischen Lösungsmitteln zu verwenden. jedoch auch dabei tritt keine gleichmäßige
Verteilung des Steifungsmittels auf dem Material ein, so daß beim Verarbeiten weitgehende
Verschmierung und Verklebung der Haare zu beobachten ist. Demgegenüber erhält man
nach dem vorliegenden Verfahren eine gleichmäßig appretierte und offene Ware, die
sich in zufriedenstellender Weise weiterverarbeiten läßt. Beispiele i. Ungefärbte
Herrenwollstumpen werden mit einer ioo%igen aminoniakalischen Lösung des Heteropolymerisates
aus 95 0/, Vinylacetat und 5 % Crotonsäure gesteift. Nach <lein Abquetschen werden
die Stumpen gedämpft, scharfgetrocknet und dann gefärbt.
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a. Fertige Herrenhaarhüte werden nachgesteift, indem mit einem Schwamm
eine Lösung aufgebracht wird, welche aus 2,,9°/, Heteropolvinerisat aus 9o Gewichtsteilen
Vinylacetat und io Gewichtsteilen Crotonsäure. ,;,60/, Essigsäure, 7.f0/, Methyl-
oder Äthylalkohol und i7,60/0 Wasser besteht. Nach dem Trocknen wird auf der Sandsaclcpresse
gepreßt.
3. Gefärbte Damenwollstumpen werden mit einer wäßrigen
Lösung, welche 5 % Heteropolymerisat aus go Gewichtsteilgn Vinylacetat und io Gewichtsteilen
Crotonsäure als Ammonsalz gelöst enthält, gesteift. Nach dem Abquetschen werden.
die Stumpen in eine Lösung getaucht, welche 3 % Chlorcalcium enthält. Dann wird
nochmals abgequetscht und getrocknet, q.. Man steift gefärbte und entsäuerte Pastellwollstumpen
mit einer alkoholischen Lösung, welche Heteropolymerisat aus 97,5 Gewichtsteilen
Vinylacetat und 2,5 Gewichtsteilen Crotonsäure als Calciumsalz gelöst enthält. Die
Stumpen werden an der Luft getrocknet.
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5. Gefärbte Herrenhaarhüte werden mit einer 5 %igen Lösung des Ammonsalzes
des Heteropolymerisates aus 70% Vinylacetat, 2o % Vinylstearat und i o % Crotonsäure
gesteift. Nach dem Trocknen sind die Hüte wasserabstoßend geworden.
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6. Gefärbte Herrenwollstumpen werden mit einer ä,4%igen Lösung des
Ammonsalzes des Mischpolymerisates aus 75% Styrol und a50/0 Acrylsäure getränkt.
Die Stumpen werden wie üblich abgequetscht und getrocknet.
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7. Gefärbte Herrenwollstumpen werden mit einer 8 %igen wäßrigen Lösung
des Ammoniumsalzes des Mischpolymerisates aus 65 Gewichtsteilen Vinylmethylketon
und 35 Gewichtsteilen Zimtsäure getränkt. Danach werden die Stumpen wie üblich abgequetscht
und getrocknet. Mit dem gleichen Erfolg kann man auch mit einer 5 %igen wäßrigen
Lösung des Ammoniumsalzes des Mischpolymerisates aus .4o Gewichtsteilen 2-Vinylzimtsäure
und 6o Gewichtsteilen Styrol arbeiten oder man kann eine 7,5%ige wäßrige Lösung
des Ammoniumsalzes des Mischpolymerisates aus 4.2 Gewichtsteilen Methacrylsäure
und 56 Gewichtsteilen Styrol verwenden.
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B. Gefärbte Damenwollstumpen werden mit einer wäßrigen Lösung, die
5% des Natriumsalzes des Heteropolymerisates aus go Gewichtsteilen Vinylacetat und
io Gewichtsteilen Crotonsäure enthält, getränkt. Danach wird schwach getrocknet,
in o,5 0/0iger Schwefelsäure abgesäuert, gespült und getrocknet. g. Nach dem Färben
gespülte und abgetrocknete Herrenwollstumpen werden bei 4.o' C randgesteift in einer
Lösung, welche 5o g des Ammonsalzes des Heteropolymerisates aus 95'10 Polyvinylacetat
und 5 % Crotonsäure und 2,5g Ammoniumbicarbonat im Liter enthält. Der pH-Wert der
Lösung bleibt während des ganzen Steifens bei 7,2.
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io. Nach dem Färben gespülte und @abgetrocknete Damenvelourstumpen
werden bei 4o° C randgesteift in einer Lösung, welche 25 g des Ammonsalzes des Heteropolymerisates
aus 900/0 Polyvinylacetat und io0/0 Crotonsäure und 2,5 g Diamnwniumphosphat im
Liter enthält. Der pH-Wert der Lösung bleibt während des ganzen Steifens bei 7,2.
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ii. UngefärbteHerrenhaarstumpen werden bei -4o° C randgesteift in
einer Lösung, welche 50 g des Ammonsalzes des Heteropolymerisates
aus i o 0/0 Crotonsäure und go % Polyvinylacetat und 6 g Dinatriumphosphat im Liter
enthält. Der pH-Wert bleibt während des ganzen Steifens bei 6,9 bis 7,2. Nach dem
Steifen wird mit o,i%iger Schwefelsäure abgesäuert und ohne zu trocknen gefärbt.
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12. Gefärbte Damenhaarstumpen werden bei q.0° C gesteift in einer
Lösung, welche 5 g des Ammonsalzes . des Heteropolymer isates aus 5o% Crotonsäure
und 5o% Polyvinylacetat und iog primäres Kaliumphosphat im Liter enthält. Der' pH-Wert
bleibt während des ganzen Steifens bei 4,8.