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Verfahren zur Herstellung von Schallplatten Unter den als Austauschprodukt
für Schellack beiderSchallplattenherstellungvoTgeschlagenen organischen oder anorganischen
Bindemitteln finden sich außen den Cellulosederivaten und thermoplastischen Polytnerisationsprodukten
der Vinylgruppe, die gegebenenfalls noch vulkanisiert werden können, auch hartbare
Polykondensaüionsprodukte von der Art der Pheno- oder Aminoplaste. Die diesen Substanzen
oft eigene Sprödigkeit hat man durch Zusatz der üblichen Weichmachungsmittel zu
heben versucht. Jedoch entstand gerade bei den thermoplastischen Bindemitteln mit
ihrer charakteristischen Beeinflußbarkeit des Erweichungspunktes nunmehr die Gefahr
des Verziehens der Platten bei Temperaturwechsel, so daß beispielsweise das .Erfordernis
der Tropenfestigkeit nicht erfüllt werden konnte. Mit Rücksicht auf die oft nicht
unerhebliche Wasseraufnahmefähigkeit thermoplastischer Polymerisate war es notwendig,
wieder andere zusätzliche Stoffe mit zu verarbeiten. Beispielsweise ist bereits
vor-. geschlagen worden, Phenolkondensationsprodukte den Vinylpolymeren zuzusetzen.
Der harzartige Charakter dieser Zusatzstoffe machte dann seinerseits wieder einen
kompensierenden Zusatz von Weichmachern nötig oder hatte zur Folge, daß die Füllmittel
in ihrer Menge beschränkt oder besonders ausgewählt werden mußten. Hierin, lag naturgemäß
eine gewisse Verteuerung des Herstellungsverfahrens und auch eine Unsicherheit in
der Erreichung der phonetischen Eigenschaften der Wiedergabeschallplatten. Außer
den bekannten hartbaren Aldehydkondensaten auf Basis Phenol, Harnstoff oder Anilin,
deren Kondensation, wie bekannt, auch in Gegenwart von Cellulosederivaten erfolgen
kann, sind auch die Aldehydkondensationsprodukte des Melamins und Homologer als
Rohstoffe zur Herstellung von Wiedergabeschallplatten vorgeschlagen.
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Während im allgemeinen bei Einsatz von Schellack oder thermoplastischen
Polymerisaten als Bindemittel die Wiedergabeschallplatte völlig aus der die Tonrillen
tragenden Masse hergestellt war, sollten die unter Einsatz
liärtbarer
Harze aufgebauten Wiedergabeschallplatten einen Kern aus anderen Materialien, meist
aus Pappe, Metall oder Holz, ,aufweisen: jedoch haben alle diese Vorschläge sich
im praktischen Gebrauch nicht durchsetzen können.
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Wie nun gefunden wurde, lassen sich Wiedergabeschallplatten ohne diese
Nachteile herstellen, wenn man zunächst synthetische, stickstoffhaltige Linear-Polykondensationsprodukte,
cvie Polyamide oder Polytirethane, in solchen 01d-lialtigen oder WH=-haltigen Substanzen,
erforderlichenfalls unter Erwärmen, auflöst, die zur Kondensation mit Aldehyden,
insbesondere Formaldehyd, geeignet sind, diese Lösung sodann der Kondensation mit
Aldehyden unterwirft und das Kondensationsprodukt im Resitolzustand zur Wiedergabeschallplatte
unter gleichzeitiger oder nachträglicher Überführung in den Resitzustand verformt.
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An der Kondensation mit Aldehyden neliinen nicht nur die als Lösungsmittel
wirkenden OH- oder N H.- haltigen Substanzen, insbesondere Phenol, seine Homologen
oder Anilin, teil, sondern auch die darin gelösten Polyamide oder Polvuretliane
sind weiteren Umsetzungen mit yAldehyden zugänglich. Unter Polvarniden oder Polvuretlianen
werden hierbei solche Polvkondensationsprodukte verstanden, die die charakteristischen
wiederkehrenden Atomgruppierungen -N H-CO-bzw.
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--NH-C-O-O-enthalten und nach aus der Literatur bekannten Methoden
hergestellt werden. Die Kondensation wird in bekannter Weise durch alkalische Kondensationsmittel
beschleunigt. Man kann auch in saurem Medium kondensieren, jedoch «-eichen die Eigenschaften
der so erhaltenen Produkte von denen der im alkalischen Medium anfallenden Kondensate
ab. Man erhält neuartige Mischlzondensationsprodukte, bei denen die elastischen
Eigenschaften der synthetischen, stickstoffhaltigen Linearkondensationsprodukte,
insbesondere der Polyamide, in eigenartiger Weise erbalten bleiben und sich den
etwas harten Eigenschaften der Phenolkondensate in besonders glücklicher Weise beiordnen.
Dies schliellt natürlich nicht aus, daß für bestimmte Anwendungsgebiete der neuartigen
Mischkondensate nicht auch noch typische Weichmachungsmittel für die Polyamide oder
Polyurethane in irgendeinem Stadium der Herstellung oder Verarbeitung dieser Mischkondensate
hinzugefügt werden können. Die so erhaltenen Mischkondensate lassen sich unter Benutzung
der üblichen Einrichtungen leicht zur Wiedergabeschallplatte forcnen. Hierbei können
die neuartigen Kondensate mit oder ohne Füllmittel zum Einsatz gebracht werden.
Auch wenn die Platte voll-,itändig aus den Kondensationsprodukten besteht, weist
sie doch bei hoher Festigkeit eine gute Elastizität auf. Dies dürfte «-o111 eine
Folge der ausgesprochen weichen Eigenschaften der einkondensierten Polvacnide sein.
Die Verarbeitungsmöglichkeit der neuartigen Kondensate im Resitolzustand führt weiterhin
dazu, auch elastische Unterlagen, wie Pappe o. dgl., mit den Auflösungen zu imprägnieren
oder zti bedecken und nur die tonrillentragende Schicht aus den Kondensaten Herzustellen.
Das Aufbringen dieser Schicht auf einen Träger kann hierbei in verschiedener Weise
durchgeführt werden. Am einfachsten wird man so verfahren, daß man die Tränkung
der Zwischenlage durch Aufbringen einer Resitollösung so lange durchführt, bis die
gewünschte Schichtdicke erreicht ist. wobei man die Fertigkondensation zum Resitzustand
entweder am Ende oder 111 jeder Zwischenstufe des Verfahrens vornehmen kann. Mit
dieser Operation kann man zugleich das Einpressen der Schallrillen von einer Matrize
aus verbinden. Als besonders vorteilhaft gegenüber den bisher vorgeschlagenen Polymerisaten
hat sich hierbei gezeigt, daß eine kurze Preßzeit von nur -,venigen Sekunden möglich
ist und dafl auch die Abkühlung der Form in der Presse nicht so weit getrieben zu
werden braucht, wie dies selbst bei Schellackplatten notwendig ist. Hiermit ist
wiederum eine Steigerung der Produktionsleistung vorhandener Einrichtungen verbunden.
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Die neuen Wiedergabeschallplatten zeichnen sich durch gute Klangfülle,
vornehmlich aber durch geringen Nadelverschleiß und geringe Abnutzbarkeit aus. Die
Platten sind gegen Temperaturwechsel und Einlluß erhöhter Feuchtigkeit unempfindlich;
sie können also als tropenfest gelten. In der _1u sfiihrungsform mi`c elastischer
Zwischenlage sind sie absolut bruchsicher. Ein weiterer Vorteil dieser Art Wiedergabeschallplatten
ist ihr leichtes Gewicht, so daß sie in größerer Zahl hei Benutzung transportabler
Wiedergabeeinrichtungen mitgenommen «-erden können.
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Zur Erläuterung diene nachstehendes Beispiel: Eine in der Wärme hergestellte
Lösung von 300 g eines Polyamids aus Hexanietlivlendiaminadipat -1-
Caprolactain in .18o g Rohplienol werden mit 416 g Formaldehyd (4o'/") 2 bis 3 Stunden
auf dem Wasserbad kondensiert. Als Beschleuniger «-erden pro Zoo ccm
1,6
ccm K O H. (i o °/o) und 3,2 ccin N H., O H (30'/o) verwendet. Danach wird das Kondensat
in etwa der halben Menge Alkohol gelöst. In diese Lösung wird nun ein aus Pappe,
Metall oder Kunststoffen bestehender Rundling so lange getaucht, bis eine genügende
Schichtdicke erreicht ist. Die dazwischengeschalteten Trocknungen werden bei allmählich
steigenden Temperaturen durchgeführt. Am Ende des Tauchprozesses wird die Temperatur
im Laufe von etwa 3 Stunden bis etwa 13o° gesteigert. Die dann im Resitol- bis Resitzustand
vorliegende Masse wird anschließend unter einer Presse bei etwa 15o° und etwa 3o
bis 5okg/cm=Druck mit den Tonrillen versehen. Bei Benutzung einer bereits etwas
vorgewärmten Masse und vor allem einer vorgewärmten Presse ist d?e Preßzeit sehr
kurz. Da das Herausnehmen der fertigen Schallplatte aus der Presse bereits bei etwa
ioo' möglich is,t, beträgt die für eine Pressung nötige Zeit etwa 30 Sekunden.
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An Stelle des beispielsweise erwähnten Mischpolyamids können auch
.die Polyamide aus Hexamethyl.endiamin und Adipinsäure oder aus Caprolactam allein
treten. Ferner lassen sich andere Mischpolyamide, auch solche mit drei und mehr
Komponenten, einsetzen, z. B. solche mit Ketopimelinsäure. Notwendig ist lediglich
die Löslichkeit in Phenol, Anilin oder ähnlichen Substanzen.
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Weiterhin können an ihrer Stelle auch die durch Polykondensation aus
Diisocvanaten und mehrwertigen Alkoholen entstehenden Polytirethane treten, z. B.
das Polyurethan aus Hexandiisocyanat und i, 4-Butylenglyli:ol.
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Die Verhältnisse, in denen diese stickstoffhaltigen Linear-Polykondensate
mit Phenol verarbeitet werden, können in weiten Verhältnissen schwanken. Falls erforderlich,
lassen sich dieser Lösung als Weichmacher für Polyamid bzw. Polyurethan geeignete
Substanzen zusetzen. Dieser Zusatz kann aber auch erst im Resitolzustand vorgenommen
werden, beispielsweise indem man der alkoholischen Lösung den Weichmacher hinzufügt.
Als besonders geeignet haben sich solche Weichmacher erwiesen, die Polyamide zu
gelatinieren vermögen, beispielsweise der 3 - Chlorpropylenglykol (a) - phenyläther
(i), oder Gemische dieses Weichmachers mit Trikresylphosphat, Phthalsäureester u.
a. Im allgemeinen wird der Weichmacherzusatz den Betrag von 30 0,/a nicht
überschreiten.
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Bei Herstellung von vollständig aus den neuartigen Mischkondensaten
bestehenden Schallplatten ist es nicht erforderlich, die Verdünnung der Res:itolstufe
mit-Alkohol vorzunehmen. Man, kann hier diese unmittelbar in die Rundform eingießen
und darin die Endhärtung und Prägung durchführen.