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Verfahren zur Herstellung eines protrahiert wirkenden Pankreashormonpräparats
Bekanntlich setzt man Lösungen von Pankreashormon Nebennierenmarkhormone hinzu,
um eine Verzögerung der Pankreashormonwirkung durch Herabsetzung der Durchblutung
zu erzielen. Derartige Präparate weisen aber den schwerwiegenden Nachteil auf, daß
das in Lösung befindliche Nebennierenhormon verhältnismäßig rasch resorbiert wird
und damit die verzögernde Wirkung des Nebennierenhormons bald verschwindet.
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Eine ähnliche verzögerte Wirkung wird ferner bekanntlich dadurch erzielt,
dä.ß man das Pankreashormon mit Protamin zur Umsetzung bringt.
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Es wurde nun gefunden, daß man durch die im nachstehenden näher erläuterte
Umsetzung von Nebennierenmarkhormon mit Protamin- (Zink-) Pankreashormon nicht nur
die aus einer bloßen Mischung der Reaktionskomponenten zu erwartende additive Wirkungsverzögerung
erzielt, vielmehr daß darüber hinaus eine unerwartete Steigerung des Verzögerungseffektes
eintritt, indem das Nebennierenhormon nicht, wie -das bei der bloßen Mischung entsprechend
der eingangs erwähnten bekannten Methode geschieht, schnell resorbiert wird und
daher nur anfänglich wirksam ist, sondern langsam in dem gleichen Maße in die Gewebe
und das Blutserum, übergeht wie die Protamin- (Zink-) Pankreashormon-Verbindung
selbst, also seine verzögernde Wirkung während der ganzen Dauer der Protamin- (Zink-)
Pankreashormonwirkung auszuüben vermag.
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Das Verfahren besteht nun darin, daß man Protamin und Pankreashormonhydrochlorid,
gegebenenfalls in Gegenwart von Zinkverbindungen, vorzugsweise von Zinkchlorid,
in wasserhaltiger Lösung in einem organischen, mit Wasser mischbaren Lösungsmittel,
vorzugsweise in 6o°/oigem Alkohol, unter Zusatz von Nebennierenmarkhormon, zweckmäßig
in Form seines Hydrochlorids, zur Umsetzung
bringt. Die neuentstandene
Nebennierenmarkhormon-Protamin-Pankreashormon- (Zink-) Verbindung wird aus der Reaktionsmischung
durch Einstellen auf etwa pH 7 ausgefällt, wobei sich der Zusatz eines mit Wasser
nicht mischbaren Lösungsmittels empfiehlt. Die Pankreashormon-Protamin-Nebennierenmarkhormon-Verbindungenwerden
zweckmäßig in Suspension verwendet, als Suspensionsmittel kann neben Wasser vor
allem eine organische Flüssigkeit, wie Diäthylin, oder verschiedene Öle, vorzugsweise
Rizinusöl, benutzt werden.
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Die Bildung einer bisher nicht bekannten Verbindung bei dieser Reaktion
folgt daraus, daß sie 1lim Arbeiten in wäßriger Lösung, z. B. entsprechend dem Beispiel
der britischen Patentschrift 4561o1, nicht entsteht, vielmehr übt das dabei zugesetzte
Nebennierenhormon lediglich die durch eine bloße Mischung zu erwartende Wirkung
aus, indem nämlich ihre wirkungsverzögernde Eigenschaft sehr schnell abklingt, während
durch die neue Verbindung eine anfänglich nicht so starke Blutzuckersenkung und
eine verlängerte Wirkung erzielt wird. Ein weiterer Beweis für die Bildung einer
neuen Verbindung ist darin zu sehen, daß das Nebennierenmarkhormon für sich in 6o-
bis 7oo/oigem Alkohol bei PH 7 lÖslich ist und demnach bei der beanspruchten Reaktion
in Lösung bleiben müßte. Ebenso fällt das Adrenalin-Pankreashormon nicht aus, wohl
aber Nebennierenhormon-Pankreashormon-Protamin.
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An Stelle von Protamin kann man in den Beispielen auch Protamin- und
andere Eiweißabbauprodukte verwenden, wie z. B. Histon, Pepton u. a. An Stelle von
Nebennierenhormon eignen sich auch andere den Blutdruck erhöhende oder gefäßverengende
Stoffe, wie Hypophysenhinterlappenhormon und andere, die dem Nebennierenhormon und
Hypophysenhinterlappenhormon in ihrer chemischen Konstitution ähnlich sind und mit
den genannten eiweißartigen Ausgangsstoffen in Reaktion zu treten vermögen. Beispiele
i. Eine Lösung von 1,5 g Pankreashormonchlorhydrat (Insulinchlorhydrat) in 400 ccm
7oo%igem Alkohol gelöst, der noch 17o mg Clupeinchlorhydrat und 15 mg Nebennierenmarkhormon
(Adrenalin) unter Rühren bis zur Lösung zugesetzt sind, wird mit Normalnatronlauge
auf PH 7 gebracht und der entstandene Niederschlag nach 1/2stündigem Absitzenlassen
abzentrifugiert. Der Niederschlag wird auf der Zentrifuge zweimal mit einem Alkohol-Äther-Gemisch
i : i und dann einmal mit Trockenäther gewaschen und getrocknet. Ausbeute 69o mg
mit iio y Nebennierenhormon pro ioo mg. Diese Verbindung kann in einer geeigneten
Vorrichtung in Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung oder in Ringer-Lösung,
die auf PH 7,0 eingestellt ist, oder in injizierbaren, organischen Flüssigkeiten,
wie z. B. Diäthylin, oder in Ölen, z. B. Lebertran oder Rizinusöl, suspendiert,
sterilisiert und in geeignete Ampullen abgefüllt werden. Die Verbindung hat den
Vorteil gegenüber den Pankreashormon-Protamin-Verbindungen, daß die initiale Blutzuckersenkung
geringer, die protahierende Wirkung verstärkt und die Haltbarkeit vor allem der
Suspension in organischen Flüssigkeiten bedeutend vergrößert ist.
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2. a) Eine Lösung von i g Clupeinsulfat in 70 ccm Wasser, in
welcher noch 4oo mg Bariumchlorid aufgelöst werden, wird nach mehrstündigem Absitzen
filtriert oder zentrifugiert und mit 0,3 ccm Trikresol und 30 ccm
n/lo Salzsäure versetzt. Dann wird sie bei 5o° C so lange im Brutschrank aufbewahrt,
bis die Lösung bei PH 5,4 mit Pankreashormon (auf i Teil Clupeinsulfat 5 bis io
Teile Hormon) keinen Niederschlag mehr ergibt, wohl aber noch bei PH 7,0,
was etwa nach einer Zeit von 21/, bis 3 Wochen der Fall ist. Zu der Lösung werden
4oo ccm absoluter Alkohol und iooo ccm Äther gegeben und das dabei ausfallende Produkt
nach bekannten Methoden von der Lösung abgetrennt und getrocknet. Ausbeute boo mg
Chlorid des Reaktionsproduktes. Aus der alkoholischen und ätherischen Mutterlauge
kann man durch Hinzufügen von ;o mg 5oo/oiger Schwefelsäure noch 300 mg Sulfat
des Reaktionsproduktes gewinnen.
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b) Eine Lösung von 1,5 gPankreashormonchlorhydrat in 400 ccm 7oo/oigem
Alkohol, der 17o mg nach dem unter a beschriebenen Verfahren erhaltenen, fein gepulvertem
Chlorid des Reaktionsproduktes und 15 mg Nebennierenmarkhormon zugesetzt «-erden,
wird tnit 6oo ccm Äther gemischt und dann so viel Normalnatronlauge zu der Mischung
von Niederschlag und Flüssigkeiten unter starkem Rühren hinzugegeben, bis ein pH
der Mischung von 7,o erreicht ist. Ausbeute i,385 g mit i io y Nebennierenhormon
pro ioo mg.
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3. Ausführungsform wie Beispiel i, jedoch unter Zusatz von 42 mg Chlorzink
ztt der Pankreaslösung vor Hinzufügung des Clupeinchlorhydrats und des Nebennierenhormons.
Ausbeute 1,41$ g mit lob ;, Nebennierenhormon pro ioo mg.
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4. Ausführungsform wie Beispiel 2, jedoch anter Hinzufügung von 42
mg Chlorzink analog wie im Beispiel 3. Ausbeute 1,597 g mit 113,' Nebennierenhormon
pro ioo tng.
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5. 1,59 Pankreashormonchlorhydrat werden in 4oo ccm
7oo/oigem Alkohol gelöst auf
pg 7 gebracht, wobei ein geringfügiger
Niederschlag entsteht, während die Hauptmenge von Pankreashormon in Lösung bleibt.
170 mg Clupeinchlorhydrat und i5 mg Nebennierenhormon werden in
300 ccm 7oo/oigein Alkohol gelöst und mit Normalnatronlauge auf p$-7 gebracht,
wobei die Lösung klar bleibt. Die beiden Lösungen werden dann unter gutem Rühren
zusammengegossen, wobei sofort ein Niederschlag entsteht, der nach 1/zstündigem
Absitzen abzentrifugiert werden kann. Ausbeute 1342,5 g mit i io ;, Nebennierenhormon
pro ioo mg.
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6. Eine Lösung von 1,5 g P.ankreashormonchlorhydrat in 400 ccm 7o°/oigem
Alkohol gelöst, der noch mg Thymushiston und 15 mg Nebennierenhormon unter Rühren
bis zur Lösung zugesetzt sind, wird wie im Beispiel i verarbeitet. -7. Eine Lösung
von 1,5 g Pankreashormonchlorhydrat in q-00 ccm 7oo/oigem Alkohol, der noch
300 mg . Protonhydrochlörid (K o s s e 1, Protamine und Histone 1929, S.404)
zugesetzt sind, wird wie im Beispiel i verarbeitet. Ausbeute 65o mg mit ioo y Nebennierenhormon
pro ioo mg.
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B. Eine Lösung von 1,5 g Pankreashormonchlorhydrat in qoo ccm 7oo%igem
Alkohol gelöst, der 170 mg Clupeinchlorhydrat und 750
Voegtlin-Einheiten Hypophysenhinterlappenhormon
unter Rühren bis zur Lösung zugesetzt sind, wird nach Beispiel i verarbeitet. Ausbeute
1,42.-. mit 75 Voegtlin-Einheiten/ i oo mg.
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g. ioo mg Pankreashormon, 20o mg Edestin (pH 6,89; vgl. K e s t n
e r, Chemie der Eiweißkörper, q..Aufl. 1925, S.229/230) und 5,0S mg Nebennierenmarkhormon
werden gelöst in 50 ccm n/100 Salzsäure. Dann wird mit Lauge oder Phosphatpuffer
in bekannter Weise das pA auf 7,o eingestellt. Es scheidet sich ein Niederschlag
aus, der 231 mg wiegt und 2,2 mg Nebennierenhormon enthält. Dieser Niederschlag
kann in ähnlicher Weise verwendet werden wie Pankreashormon-Protamin-Nebennierenhormon
und ergibt eine ähnliche protrahierte Wirkung.