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Schaftantrieb für Handwebstühle Die Erfindung betrifft einen Schaftantrieb
für Handwebstühle, bei denen die Bewegung der federnd aufgehängten Schäfte über
eine absatzweise von der hin und her schwingenden Weblade geschaltete Fachbildungsv
orrichtung erfolgt, die drehbar gelagert und mit Rollen versehen ist, welche auf
die mit Nasen o. dgl. versehenen Schafthebel einwirken.
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Bei einem solchen bekannten Schaftantrieb für Handwebstühle erfolgt
das Bewegen der Schäfte von der Weblade aus über eine Klinkenvorrichtung, welche
die Fachbildungsvorrichtung absatzweise weiterschaltet. Es ist bei diesem ausschließlich
für Handbedienung ausgebildeten Handwebstuhl nachteilig, daß die von der Weblade
angetriebenen Schafthebel das Hinundherschwenken der Weblade ersch-,veren und verlangsamen.
Infolgedessen können fuß- und beinverletzte sowie kranke und schwächliche Weber,
die einen Handwebstuhl mit selbsttätiger Schaftbewegung zu benutzen gezwungen sind,
nicht dieselbe Webleistung erzielen, die ein körperlich unversehrter Weber auf einem
gewöhnlichen Handwebstuhl mit für Fußbetätigung eingerichteten Schafthebeln ohne
weiteres erreicht.
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Demgegenüber ist bei dem erfindungsgemäß ausgebildeten Handwebstuhl
trotz Ableitens der Schafthebelbewegung von der Schwingbewegung der Weblade durch
Anwendung verschiedener Hilfsmittel eine verhältnismäßig leichte und einfache Bedienung
ermöglicht. Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß die Hinundherbewegung
der unter Wirkung einer Rückholfeder stehenden Weblade durch mit Belägen aus Gummi
o. dgl. versehene federnde Anschläge begrenzt ist und an der Weblade ein starrer
Auslegerhebel sowie an letzterem eine Schubstangen vorgesehen sind, welche über
eine bei jedem Hinundhergang der Weblade um 36o° gedrehte Kurbelwelle die Fachbildungsv
orrichtung schaltet.
Dabei findet eine so günstige Kraftübertragung
von der Weblade auf die Fachbildungsvorrichtung und die von dieser beeinflußten
Schafthebel statt, daß ein fuß- oder beinverletzter bzw. schwächlicher oder sonstwie
behinderter Weber im wesentlichen die Schlagzahl der gewöhnlichen Handwebstühle
erreichen kann. Ein Versagen der die selbsttätige Schaftbewegung bewirkenden Vorrichtung
ist ausgeschlossen.
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Dem LTmstande. daß infolge der Wirkungsverbindung der Tritteinrichtung
mit der Weblade deren Handhabung eine erhöhte Kraftanstrengung erfordert, ist einerseits
durch Anordnung einer Blattfeder, die die Weblade in die rückwärtige Stellung zurückschwenken
hilft, und andererseits durch die mit stoßdämpfenden Belägen versehenen federnden
Anschlägen Rechnung getragen worden. An sich ist es bei Handwebstühlen, bei denen
die Schäfte durch von Hand zu bedienende Schnurzüge betätigt werden, bekannt, zur
Erleichterung der Schwenkbewegung der Weblade letztere mit einem das Zurückschwingen
der Weblade unterstützenden Kraftspeicher zu verbinden. Trotzdem läßt sich mit solchen
Webstühlen bei weitem nicht die hohe Schlagzahl der gewöhnlichen Handwebstühle erreichen,
weil die Handhabung der Schnurzüge einen erheblichen Zeitverlust mit sich bringt
und ständig größte Aufmerksamkeit erfordert.
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Bei einem anderen bekannten Handwebstuhl mit selbsttätiger Schaftbewegung
ist ferner auch schon ein federnder Anschlag zum elastischen Auffangen der zurückschwingenden
Weblade angewendet worden. Während dort aber der federnde Anschlag lediglich den
Zweck hat, die ordnungsgemäße Wirkungsweise der selbsttätigen Vorrichtung sicherzustellen,
wird die Weblade bei dein erfindungsgmäß ausgebildeten Schaftantrieb in beiden Bewegungsrichtungen
durch mit stoßdämpfenden Belägen ausgestattete, federnde Anschläge aufgefangen und
dadurch ein leichtes und schnelles Hinundherschwingen der Weblade ermöglicht.
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Ein weiteres Merkmal der Erfindung besteht darin, daß die Fachbildungsvorrichtung
als Bindungstrommel mit triebstockartig angeordneten Bolzen und an diesen leicht
abnehmbaren und c er'stellbaren Rollen ausgebildet ist und unterhalb der Bindungstrommel
die Schafthebel gelagert sind, die bei Niederdrücken durch die Rollen über doppelarmige
Zwischenhebel die ihnen zugeordneten, durch Ausgleichsgewichte entlasteten Schäfte
anheben. Dabei kann durch Abnehmen oder Verschieben der Rolle in kurzer Zeit und
auf einfachste Weise ein Bindungswechsel vorgenommen werden. In der Zeichnung ist
die Erfindung beispielsweise veranschaulicht, und zwar zeigen Fig. i die für die
Erfindung wesentlichen Teile eines Handwebstuhles in Seitenansicht bei in Mittelstellung
befindlicher Weblade.
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Fig.2 einen senkrechten Schnitt nach der Linie A-A der Fig. z und
Fig.3 eine schaubildliche Ansicht der in Fig. i dargestellten Teile bei in die riicL-wärtige
Endstellung verschwenkter Weblade.
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Die Weblade i ist am Kopfbalken eines Webstuhlgestelles 2 in üblicher
Weise hin und her schwenkbar gelagert. An dem einen Arm oder am oberen Querhaupt
der Weblade i ist in der Nähe der Ladenschwenkachse ein nach vorn, d. h. nach der
Bedienungsseite des Webstuhles hin vorspringender starrer Hebel 3 befestigt. Am
freien Ende des Hebels 3 ist eine mehrfach gewundene Blattfeder .4 angeordnet, deren
anderes Ende an einer Stütze 5 ,des Webstuhlgestelles a festgelegt ist und die bestrebt
ist, die Weblade in die das Werfen des Schützens ermöglichende Stellung zurückzudrücken.
Durch diese an sich bekannte Anordnung einer Rückholfeder _1 für die Weblade i ist
erreicht, daß selbst bei Anwendung einer größeren Schaftzahl oder beim Weben von
besonders schwerer oder breiter Ware die Ladenbeständigkeit leicht vonstatten geht.
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Die Weblade i wird sowohl in der Anschlag- als auch in der Rückschwenkrichtung
durch am Webstuhlgestell 2 befestigte Blattfedern 6 aufgefangen, deren freie Enden
an den mit der Weblade i in Berührung kommenden Seiten mit einem stoßdämpfenden
Belag 7 aus Gummi, Leder oder einem anderen geeigneten Werkstoff versehen sind.
Das federnde Auffangen der Weblade i in beiden Richtungen ermöglicht in Verbindung
mit der nachstehend beschriebenen selbsttätigen Schaltvorrichtung für die Schäfte
eine hohe Arbeitsleistung. Die nachgiebigen Anschläge 6, 7 zur Begrenzung der Ladenbewegung
sind weiterhin auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil die Schaftbewegung nur
dann von der hin und her schwingenden Weblade i sicher abgeleitet werden kann. wenn
der Winkelausschlag der Weblade bei den einzelnen Arbeitsgängen annähernd immer
der gleiche ist.
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In der Nähe des freien Endes des Auslegerhebels 3 ist vermittels eines
Gabellagers fi eine Schubstange g = gelenkig angeordnet. deren anderes Ende an einer
zweckmäßig ini unteren Teil des Webstuhlgestelles 2 an der rechten oder linken Seite
gelagerten Kurbel-,velle 1o angreift. Auf letzterer sitzt ein Zahn- oder Kettenradritzel
i i, welches reit der erforderlichen Übersetzung ein Zahn-oder Kettenrad 12 treibt,
das mit einer triebstockartigen
Trommel 13, 14 auf gemeinsamer
Welle 15 befestigt ist. Die Trommel besteht aus zwei Radsternen 13, die durch in
gleichmäßiger Teilung achsgleich zur Welle 15 angeordnete Bolzen 14 miteinander
verbunden sind. Die Bolzen 14 tragen Rollen 16, die über den äußeren Umfang der
Felgen der Radsterne 13 ein wenig vorstehen und mit unterhalb der Trommel angeordneten
einarmigen Hebeln 17 zusammenwirken. Diese den Tritten gewöhnlicher Handwebstühle
entsprechenden Hebel 17 besitzen an mittlerer Stelle in an sich bekannter Weise
emporstehende Nasen 18 (s. Fig. 2). Durch absatzweises Weiterschalten der Trommel
13, 14 werden durch Zusammenwirken der Rollen 16 mit den Nasen 18 jeweils die im
Bereich der die tiefste Stellung durchlaufenden Rolle bzw. Rollen 16 liegenden Schafthebel
17 in Richtung des in Fig. 2 eingezeichneten Pfeiles x abwärts bewegt. Die freien
Enden der Schafthebel 17 sind durch Schnüre i9 mit je einem doppelarmigen Zwischenhebel
2o verbunden, die auf einer gemeinschaftlichen Achse 2r am Kopfbalken des Webstuhlgestelles
2 schwenkbar gelagert sind und an deren den Schnüren i9 abgekehrten Enden die Schäfte
22 aufgehängt sind. Wenn also einer oder mehrere der Hebel 17 durch die Rollen 16
der Trommel 13, 14 aus ihrer Ruhelage nach unten verschwenkt werden, so werden damit
gleichzeitig die zugeordneten Schäfte 22 entgegen der Wirkung von bekannten Spannfedern
23 oder Belastungsgewichten ins Oberfach gezogen. Der Weber hat jetzt, wie üblich,
die Schützenbewegung auszuführen und muß darauf die Weblade i nach vorn schwenken,
um den eingetragenen Schuß anzuschlagen. Durch den Hinundhergang der Weblade i wird
die Trommel 13, 14 über die Schubstange 9, die Kurbelwelle io und das Ketten- oder
Zahnradvorgelege i i, 12 um eine Teilung der Bolzen 14 zwangsläufig weitergeschaltet.
Um die Bedienung der Weblade i zu erleichtern und einen ruhigen, . sicheren Arbeitsgang
des Handwebstuhles zu erzielen, sind an den Schnüren i9 Ausgleichsgewichte 24 für
die Schäfte 22 angebracht.
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Bei einem in vorstehender Weise ausgebildeten Handwebstuhl kann ohne
weiteres mit einer größeren Anzahl von Schäften, beispielsweise, wie auf der Zeichnung
dargestellt ist, mit acht Schäften 22 gearbeitet werden, sofern die selbsttätige
Schaltvorrichtung für die Schäfte dementsprechend eingerichtet ist. Man hat also
die Möglichkeit, wie an sich bekannt, die Bindungsart in mannigfaltiger Weise abzuändern.
Dabei ist es besonders vorteilhaft, daß die oben beschriebene Bauart der Trommel
13, 14 in einfachster Weise eine Bindungsänderung zuläßt, indem man die Lage der
Rollen 16 auf den Bolzen 14 der Trommel 13, 14 verändert, zusätzliche Rollen 16
einbaut, statt einer schmaleren Rolle 16, welche nur einen einzelnen Tritthebel
17 in Gang setzt, eine breitere, zwei oder noch mehr Tritthebel 17 gleichzeitig
betätigende Rolle anwendet oder gegebenenfalls auch die Tritthebel 17 miteinander
kuppelt.
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Einen notwendigen Bestandteil des neuen Handwebstuhles bildet schließlich
die Aufwickeleinrichtung für das fertige Gewebe, die als indirekter Warenbaumregulator
auszubilden ist. Da derartige Einrichtungen an sich bekannt sind und sie als solche
nicht den Gegenstand der Erfindung bilden, ist ihre zeichnerische Darstellung und
nähere Erläuterung unterblieben.