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Die
Erfindung betrifft eine verbesserte amphotrope retrovirale Verpackungszelllinie,
ein Verfahren für ihre
Herstellung sowie ihre Verwendung insbesondere zur Gentherapie in
vitro und in vivo. Mit retroviralen Vektoren, die durch eine derartige
Verpackungszelllinie hergestellt sind, können hohe Virustiter erzielt
werden.
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Retrovirale
Vektoren werden weithin verwendet, um fremde Gene in Zellen von
Säugern
und Menschen zu übertragen.
Aus Sicherheitsgründen
sollten solche retroviralen Vektoren jedoch nicht mehr zur Replikation
in der Lage sein. Aus diesem Grund werden Verpackungszelllinien
verwendet, um retrovirale Vektoren herzustellen, die nicht in der
Lage sind, Wildtypviren herzustellen, da sie keine funktionalen
Verpackungssequenzen enthalten. Solche Verpackungszelllinien sind
seit langem bekannt gewesen und wurden beschrieben: ψ2 (Mann
et al., Cell 33 (1983) 153–156), ψ-Am (Cone
und Mulligan, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81 (1994) 6349–6353),
PA12 (Miller et al., Mol. Cell Biol. 5 (1985) 431–437), GP+E-86
(Markovitz et al., J. Virol. 62 (1988) 1120–1124), PA317 (Miller und Buttimore,
Mol. Cell Biol. 6 (1986) 2895–2902)
und GP+env Am12 (Markowitz et al., Virology 167 (1988) 400–406), siehe
auch „Handbuch
der molekularen Medizin",
Bd. 1, Hrsg. D. Ganten und K. Ruckpaul, Springer Verlag, Heidelberg
1997, R. Rügen,
Kapitel 2.1, 197–241.
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Alle
diese Verpackungszelllinien mit Ausnahme von GP+env Am12 (im Folgenden
als Am12 bezeichnet) führen
jedoch in einem bestimmten Maß zur
Bildung von Wildtypvirus (Bosselman et al., Mol. Cell Biol. 7 (1987)
1797–1804).
Am12, bei der die viralen gag- und pol-Funktionen in die Zelle auf
einem Plasmid eingefügt werden
und env auf einem anderen Plasmid in die Zelle eingefügt wird,
ist dagegen eine sichere Verpackungszelllinie. Diese Funktionen
werden daher an verschiedenen Loci des Verpackungszellgenoms integriert.
Um Wildtypvirus aus Am12 zu bilden, müssen drei Rekombinationen stattfinden,
welche das ursprüngliche
intakte Genom restaurieren. Dies scheint nahezu unmöglich zu
sein, und wurde bisher auch noch nicht beobachtet.
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Um
die durch homologe Rekombination in Verpackungszelllinien auftretenden
Probleme zu vermeiden, wurden beispielsweise auch Versuche unternommen,
gag/pol und env durch unterschiedliche Promotoren zu exprimieren
(Meyers et al., Arch. Virol. 119 (1991) 257–264; Dougherty et al., J.
Virol. 63 (1989) 3209–3212)
und Verpackungszelllinien auf Basis von Milznekrosevirus (snv) zu
verwenden (Martinez und Dornburg, Virology 208 (1995) 234–241).
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Ein
Nachteil der bekannten Verpackungszelllinien ist jedoch, dass die
Vektor-Virustiter
der auf diese Weise hergestellten retroviralen Vektoren sehr niedrig
sind und im Bereich von zwischen 102 und
einem Maximum von 106 Kolonien bildenden
Einheiten (CFU)/ml Zellkulturüberstand
liegen.
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Das
Ziel der Erfindung besteht darin, retrovirale, sichere Verpackungszelllinien
bereitzustellen, die dazu in der Lage sind, Vektorviren mit einer
hohen Transduktionseffizienz herzustellen.
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Die
Erfindung betrifft eine amphotrope retrovirale Verpackungszelllinie
DSM ACC 2235, welche funktionelle gag-, pol- und env-Gene enthält, die
in das Genom integriert sind, in der die Expression der Gene gag und
pol unabhängig
von der Expression der env-Gene reguliert ist, die dadurch gekennzeichnet
ist, dass das Genom der Zelllinie ein oder zwei funktionell aktive
env-Gene enthält.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
eines retroviralen Vektors, welches dadurch gekennzeichnet ist,
dass eine erfindungsgemäße amphotrope
retrovirale Verpackungszelllinie mit einem Vektorvirus (Vektorgenom)
transfiziert wird, welches ein oder mehrere Gene enthält, die
für den Virus
heterolog sind, die aber keine funktionell aktiven retroviralen
Strukturgene enthalten, worin die Zelllinie kultiviert wird und
der retrovirale Vektor aus dem Kulturüberstand isoliert wird.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
einer amphotropen retroviralen Verpackungszelllinie DSM ACC 2235,
welches dadurch gekennzeichnet ist, dass ein env-Helferplasmid, das
ein Selektionsgen enthält
und ein gag/pol-Helferplasmid, das ein Selektionsgen enthält, in eine
eukaryotische Zelle transfiziert werden, transfizierte Zellen auf
Grundlage des Selektionsgens identifiziert und isoliert werden und
diejenigen Zellen selektiert werden, die ein oder zwei funktionell
aktive env-Gene enthalten.
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Ein
zur Replikation unfähiges
retrovirales Vektorvirus kann durch das erfindungsgemäße Verfahren hergestellt
werden.
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Es
hat sich herausgestellt, dass die Anzahl der env-Integrationen in
das Genom einer Verpackungszelllinie einen entscheidenden Einfluss
auf die Transduktionseffizienz der auf diese Weise hergestellten
Vektorviren besitzt. Dies ist umso überraschender, da von Martinez
und Dornburg, Virology 208 (1995) 234–241 bekannt ist, dass das
Ausmaß der
env-Expression in einer Verpackungszelllinie keine Einfluss auf
die Transduktionseffizienz besitzen würde. Die von Martinez und Dornburg
untersuchten Verpackungszelllinien unterscheiden sich hinsichtlich
der env-Expression nur in der Promotorstärke der Sequenzen, welche die
env-Expression regulieren.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
die erfindungsgemäße Verpackungszelllinie
zwei env-Integrationen und eine gag/pol-Integration. Gemäß der Erfindung
wird durch die Verwendung der Verpackungszelllinie ein Titer der
retroviralen Vektoren von 2 × 106 bis 107 oder mehr
erreicht, vorzugsweise wenigstens 107 Kolonien
bildende Einheiten pro ml Zellkulturüberstand und/oder vorzugsweise
eine Transduktionseffizienz von wenigstens 50% in MOLT-4-Zellen
(ATCC CRL 1582) nach 3 Tagen, gemessen mittels des Zentrifugationsverfahrens.
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Die
unabhängige
Regulierung der Genexpression von gag/pol und env wird üblicherweise
dadurch erzielt, dass wenigstens eine Expressionskontrollsequenz
und/oder ein Stoppsignal zwischen gag/pol und env angeordnet wird.
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Ausgangszelllinien
für die
Verpackungszelllinie sind beispielsweise 3T3, D17. Geeignete Ausgangsvektoren
beruhen beispielsweise auf MLV, MoMuLV. Solche geeigneten Verpackungszelllinien
und Ausgangsvektoren sind einem Fachmann bekannt und beispielsweise
von R. Rüger
(1997) in „Handbuch
der molekularen Medizin" beschrieben.
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Die
Zelllinie HSR BM01 ist als Verpackungszelllinie erfindungsgemäß besonders
bevorzugt. Diese Zelllinie wurde am 12.09.1995 von Boehringer Mannheim
GmbH nach dem Budapester Vertrag in der „Deutsche Sammlung von Mikroorganismen
und Zellkulturen GmbH" (DSM),
Mascheroder Weg 1b, 38124 Braunschweig unter Nr. DSM ACC 2235 hinterlegt.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
einer erfindungsgemäßen amphotropen
retroviralen Verpackungszelllinie.
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Eine
retrovirale Verpackungszelllinie mit amphotrop geteiltem Genom kann
beispielsweise wie in Markowitz et al., Virology 167 (1988) 400–406 beschrieben
hergestellt werden. Dafür
werden zwei Plasmide verwendet, die für die sogenannten f-Helfersequenzen
codieren (gag, pol und env).
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Um
erfindungsgemäße Zelllinien
auszuwählen,
muss die Anzahl der env- und gag/pol-Integrationen bestimmt werden.
Dies wird geeigneterweise durchgeführt, indem die genomische DNA
mit Restriktionsenzymen verdaut wird, welche in den gag/pol-Sequenzen
oder env-Sequenzen nicht spalten und indem die Anzahl der Fragmente,
welche gag/pol- oder env-spezifische Sequenzen enthalten, bestimmt
wird.
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Die
Erfindung, deren Schutzumfang sich aus den Patentansprüchen ergibt, wird
durch die folgenden Beispiele und Publikationen weiter veranschaulicht.
Die beschriebenen Verfahren sind als Beispiele zu verstehen, welche
auch nach Modifikationen noch den Gegenstand der Erfindung beschreiben.
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Beispiel 1
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Konstruktion von Helferplasmiden
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Konstruktion des gag/pol-Helferplasmids:
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Ein
Helferplasmid trägt
die viralen Strukturgene gag/pol des Moloney murinen Leukämievirus
(MoMULV) z. B. unter der Kontrolle von MoMULV 5'LTR. Diese Strukturgene gag/pol zusammen
mit der 5'LTR können aus
der proviralen DNA von MoMULV durch Restriktionsverdau erhalten
werden. Bei diesem Verfahren ist es aus Sicherheitsgründen wichtig,
die sogenannten Verpackungssequenzen ψ zu inaktivieren. Dies kann
beispielsweise durch eine Deletion erreicht werden, die mit Hilfe
eines Restriktionsverdaus eingeführt
wird. Außerdem
ist es vorteilhaft, einen selektierbaren Marker wie z. B. das gpt-Gen auf dem Helferplasmid
zur Verfügung
zu haben, dessen Genprodukt Resistenz gegenüber dem Selektionswirkstoff
Mycophenolsäure
verleiht. Mycophenolsäure-Resistenz
ermöglicht
die rasche Selektion von Klonen, welche das gewünschte Plasmid aufgenommen
haben (gag/pol-Helferplasmid). Ein entsprechendes Helferplasmid
kann wie beispielsweise von Markowitz et al., J. Virol. 62 (1988)
1120–1124
beschrieben konstruiert werden.
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Konstruktion des env-Helferplasmids:
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Ein
weiteres Helferplasmid trägt
das virale Strukturgen env des amphotropen murinen Leukämievirusklons
4070A (4070A) (Chattopadhyay et al., J. Virol. 39 (1981) 777–791) z.
B. unter der Kontrolle von MoMULV 5'LTR. Dafür wird ein Fragment der proviralen
DNA von 4070A isoliert, welches das env-Gen und die 3'-Akzeptor-Splicestelle
enthält.
Dieses Fragment wird in ein Plasmid kloniert, welches MoMULV 5'LTR sowie die 5'-Donor-Splicestelle
enthält.
Ein entsprechendes Helferplasmid kann wie beispielsweise von Markowitz
et al., Virology 167 (1988) 400–406
beschrieben hergestellt werden.
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Beispiel 2
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Übertragung
der Helferkonstrukte
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Übertragung
des gag/pol-Helferplasmids:
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NIH
3T3-Zellen (ACC Nr. CRL 1658) werden beispielsweise zunächst mit
dem gag/pol-Helferplasmid transfiziert. Dies kann beispielsweise
mit Hilfe von Elektroporation durchgeführt werden. Transfizierte Zellen können mit
Hilfe eines geeigneten Selektionsmediums isoliert werden, da das
gpt-Gen auf dem gag/pol-Plasmid vorliegt. Ein geeignetes Selektionsmedium
enthält
beispielsweise Hypoxanthin (15 μg/ml),
Xanthin (250 μg/ml)
und Mycophenolsäure
(25 μg/ml)
(HXM-Medium). Resistente Klone können
anschließend
auf die Expression von reverser Transkriptase (RT) untersucht werden,
wie beispielsweise von Markowitz et al., J. Virol. 62 (1988) 1120–1124 beschrieben.
Ein Klon, der in einem besonders hohen Maß exprimiert, wird für die anschließende Transfektion
mit dem env-Helferplasmid ausgewählt.
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Übertragung
des env-Helferplasmids:
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Anschließend kann
das env-Helferplasmid beispielsweise mit Hilfe von Elektroporation
in einen mit gag/pol transfizierten Mycophenolsäure-resistenten Klon mit hoher
RT-Aktivität
transfiziert werden. Um auf einfache Weise transfizierte Zellen
zu identifizieren, ist es vorteilhaft, beispielsweise ein weiteres
Plasmid, das ein Resistenzgen enthält, zusammen mit dem Helferplasmid
zu kotransfizieren. Dies kann beispielsweise ein Plasmid sein, welches
Resistenz gegenüber
Hygromycin verleiht, wie beispielsweise das Plasmid pRSHhyg (Murphy,
A. J. (1987) Doktorarbeit, Columbia-Universität, USA). Erfolgreich transfizierte
Klone können
auf einfache Weise mit Hilfe eines geeigneten Selektionsmediums
selektiert werden, das beispielsweise 200 μg/ml Hygromycin B enthält. Hygromycin-resistente
Klone können
anschließend
mit Hilfe von Radioimmunpräzipitation
unter Verwendung eines env-Antiserums auf env-Expression untersucht
werden wie beispielsweise in Markowitz et al., Virology 167 (1988)
400–406
beschrieben.
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Beispiel 3
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Selektion von amphotropen retroviralen
Verpackungszelllinien
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Die
Anzahl der Kopien des in das Genom integrierten env-Helferplasmids
wurde als Parameter für
die Auswahl eines bestimmten Subklons einer Verpackungszelllinie
gewählt.
Martinez und Dornburg, Virology 208 (1995) 234–241 haben gezeigt, dass im
Gegensatz zu gag/pol eine höhere
env-Expression keinen Einfluss auf den Virustiter besitzt; der Titer
der Klone mit einer höheren
gag/pol-Expression, aber ohne höhere
env-Expression, korrelierte mit der gefundenen Infektionseffizienz.
Dies war die Grundlage für
die Annahme, dass das Verhältnis
von gag/pol- zu env-Genprodukten von großer Bedeutung für die Wirksamkeit
von Verpackungszelllinien sein kann und dass möglicherweise Verpackungszellen
mit einer geringeren env-Expression zu viralen Überständen mit einer höheren Transduktionseffizienz
führen
können.
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Bestimmung der Anzahl von env-Integrationen:
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Die
Anzahl der Kopien der in das Genom integrierten env-Helferplasmide
der einzeln untersuchten Klone wurde mit Hilfe von Restriktionsverdau
und Southern Blot-Analyse bestimmt. Zu diesem Zweck wurde genomische
DNA aus verschiedenen Subklonen isoliert und mit Hilfe von Restriktionsenzymen,
z. B. dem Enzym Pstl verdaut. Dieses Enzym spaltet nicht in der
env-Sequenz und in der gesamten Plasmidsequenz spaltet es nur einmal.
Da jede korrespondierende zweite Spaltstelle, die zu dem entsprechenden
Restriktionsfragment führt,
in dem Genom zufällig
angeordnet ist, ist es möglich,
auf diese Weise die Anzahl der env-Integrationen zu bestimmen.
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Die
verdaute DNA wurde in einem Agarosegel aufgetrennt und auf eine
Nylonmembran mittels Kapillartransfer übertragen. Die Fragmente, welche
env-spezifische
Sequenzen enthalten, wurden mit Hilfe einer env-spezifischen Digoxigenin-markierten
DNA-Sonde nachgewiesen. Subklone mit unterschiedlichen Anzahlen
von env-Integrationen wurden gefunden. Beispielsweise lagen die
Bandengrößen, die
nach Verdau mit dem Restriktionsenzym Pstl erhalten wurden, bei
17,5 kb, 13,3 kb und 3,4 kb für
die Verpackungszelllinie GP+env Am12 und bei 13,3 kb und 3,4 kb
für die
Verpackungszelllinie HSR BM01.
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Beispiel 4
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Herstellung von Virus-produzierenden Zelllinien
mit unterschiedlichen Anzahlen von env-Integrationen
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Jeder
Subklon wurde mit entweder zwei (HSR BM01) oder drei (GP+env Am12)
env-Integraten transfiziert, die das retrovirale Konstrukt pL1 enthielten,
um Virus-produzierende Zelllinien (Produzentenlinien) herzustellen.
Das Konstrukt pL1 trägt
die cDNA für
eine verkürzte
Form des humanen niederaffinen Nervenwachstumsfaktorrezeptors (hΔ LNGFR (analog
zu
WO 95/06723 hergestellt)),
in der die Cytoplasmadomäne
deletiert ist und die sich unter der Kontrolle der viralen 5'LTR befindet. Das
Genprodukt der hΔ LNGFR-cDNA, ein Membranprotein,
kann auf den Zellen mit Hilfe eines hΔ LNGFR-spezifischen monoklonalen Antikörpers (mAb) nachgewiesen
werden. Virus-produzierende
Klone wurden aus HSR BM01 (HSRBM-L1) sowie aus GP+env Am12 (Klon
C11-C4) mit Hilfe von Immunofluoreszenz und Durchflusszytometrie
isoliert.
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Bestimmung des Titers von Überständen Virus-produzierender
Zellen, die unterschiedliche Anzahlen von env-Integrationen enthalten:
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Indikatorzellen
(NIH/3T3; ATCC Nr. CRL 1658) wurden mit den Überständen transfiziert, die Viruspartikel
der beiden Klone HSRBM-L1 oder C11-C4 enthielten. Ein auf dem Anti-hΔ LNGFR mAb
basiertes cytochemisches Anfärbungsverfahren
erlaubt die Bestimmung der Anzahl von Kolonien bildenden Einheiten
(Titer) der hΔ LNGFR-codierenden
Retroviren. Während
der Überstand
der Produzentenlinie C11-C4 (3 env-Kopien) auf Basis der Verpackungszelle
GP+env Am12 einen Titer von 6,3 × 105 Kolonien
bildenden Einheiten aufwies, hatte der Überstand der Produzentenlinie
HSRBM-L1 (2 env-Kopien) auf Basis von HSR BM01 einen Titer von 1,25 × 107.
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Beispiel 5
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Transduktion verschiedener Zelllinien
mit Überständen von
zwei verschiedenen Produzentenzelllinien, die denselben retroviralen
Vektor enthalten
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Die
Zelllinien Jurkat, MOLT4, Raji und K 562 werden in RPMI/10% FCS
unter normalen Zellkulturbedingungen kultiviert und bei Zelldichten
von 3–9 × 105 Zellen/ml transduziert. Die verschiedenen
Produzentenzelllinien, die einen identischen retroviralen Vektor
enthalten, werden in DMEM/10% FCS unter normalen Zellkulturbedingungen
kultiviert. Die Zellen werden mit 1 × 104 Zellen/cm2 ausgesät.
Nach 3 Tagen wird der Überstand
verworfen und frisches Medium wird hinzugefügt. Der Überstand wird 24 Stunden später geerntet.
Der Überstand
wird durch einen 0,22 μm-Filter
filtriert. Der Titer der verschiedenen Überstände wird bestimmt und so eingestellt,
dass äquivalente
Volumenmengen eine äquivalente
Anzahl von Viruspartikeln enthalten. Der Titer des retroviralen Überstandes
wurde unter Verwendung des Verfahrens der Immunanfärbungstitration
unter Verwendung von NIH3T3 als Zielzellen bestimmt.
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Transduktion
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Protokoll 1:
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5 × 105 Zellen werden in 1 ml retroviralem Überstand
resuspendiert. Die Transduktion wird in einer 24-Well-Platte durchgeführt. Nach
Zentrifugation (1000 g, 30°C,
90 min) werden die Zellen gewaschen und in 1 ml frischem Zellkulturmedium
resuspendiert. Die Zellen werden über Nacht inkubiert und 1 ml
frisches Medium wird hinzugefügt.
3 Tage nach der Transduktion werden die Zellen geerntet und mit
einem FITC-markierten Anti-LNGFR-Antikörper angefärbt. Der Prozentsatz der LNGFR-exprimierenden
Zellen wird mittels Durchflusszytometrie bestimmt. Bei diesem Verfahren
werden tote Zellen durch Propidiuimiodid-Anfärbung aus der Analyse ausgeschlossen.
Die Durchflusszytometrie-Analyse wird an einem FAC-Scan-Instrument
durchgeführt.
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Protokoll 2:
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Die
Vorgehensweise bei Protokoll 2 wurde entsprechend Protokoll 1 durchgeführt, aber
ohne Zentrifugation. Die Zellen werden für 2 h bei 37°C mit dem
retroviralen Überstand
inkubiert.
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Tabelle
1 zeigt die LNGFR-Expression verschiedener Zelllinien drei Tage
nach Transduktion gemäß Protokoll
1.
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Tabelle
2 zeigt die LNGFR-Expresssion verschiedener Zelllinien drei Tage
nach Transduktion gemäß Protokoll
2. Tabelle 1
% LNGFR-positive
Zellen 3 Tage nach Transduktion (Zentrifugationsverfahren) |
| HSR
BM01 | GP+envAm12 |
| (HSRBM-L1) | (Klon
C11-C4) |
K562 | 88,81 | 12,79 |
MOLT4 | 53,64 | 3,52 |
RAJI | 25,31 | 8,83 |
JURKAT | 44,36 | 3,96 |
Tabelle 2
% LNGFR-positive
Zellen 3 Tage nach Transduktion (Inkubationsverfahren) |
| HSR
BM01 | GP+envAml2 |
| (HSRBM-L1) | (Klon
C11-C4) |
K562 | 68,69 | 8,24 |
MOLT4 | 37,86 | 2,68 |
RAJI | 6,72 | 3,01 |
JURKAT | 23,91 | 4,64 |
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Literaturstellen
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- Bosselman et al., Mol. Cell Biol. 7(1987) 1797–1804
- Chattopadhyav et al., J. Virol. 39 (1981) 777–791
- Cone und Mulligan, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81 (1994) 6349–6353
- Dougherty et al., J. Virol. 63 (1989) 3209–3212
- Handbuch der molekularen Medizin, Band I, Hrsg. D. Ganten und
K. Ruckpaul,
- Springer Verlag Heidelberg 1997, R. Rügen, Kapitel 2.1, 197–241
- Mann et al., Cell 33 (1983) 153–156
- Markowitz et al., J. Virol. 62 (1988) 1120–1124
- Markowitz et al., Virology 167 (1988) 400–406
- Martinez und Dornburg, Virology 208 (1995) 234–241
- Meyers et al., Arch. Virol. 119 (1991) 257–264
- Miller und Buttimore, Mol. Cell Biol. 6 (1986) 2895–2902
- Miller et al., Mol. Cell Biol. 5 (1985) 431–437
- Murphy, A. J. (1987), Doktorarbeit, Columbia University, USA.