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Diese
Stämme
und Fermente können
für die
Herstellung von Milchprodukten, die ausgehend von mit Glucose versetzter
Milch fermentiert werden, verwendet werden.
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf neue Varianten von Bulgaricus
und ihre Verwendung zur Herstellung von fermentierten Milchprodukten.
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Joghurts
werden traditionell durch Fermentation von Milch mit einer Assoziation
von Streptococcus thermophilus und Lactobacillus bulgaricus erhalten.
Im Verlauf der Fermentation, die bei einer Temperatur von etwa 40
bis 45°C
abläuft,
verwenden diese Bakterien hauptsächlich
Lactose als Energiesubstrat und produzieren Milchsäure, was
die Milchgerinnung nach sich zieht; wenn der pH einen Wert von etwa
4,8 bis 4,5 erreicht, beendet man diese Fermentationsstufe (auch „Säuerung" genannt), indem
man das Produkt kühlt.
Dieses wird dann während
des Herstellungs- und Verpackungsverfahrens und bis zum Verzehr
in der Kälte
gehalten.
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Jedoch
beendet die Kühlung
die Milchsäurefermentation
nicht vollständig;
selbst wenn das Produkt bei 4°C
gehalten wird, beobachtet man eine progressive Erhöhung seiner
Azidität
im Lauf der Zeit.
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Dieses
Phänomen,
das unter dem Namen Nachsäuerung
bekannt ist, ist für
einen Abbau der organoleptischen Qualität des Produktes während seiner
Konservierung verantwortlich.
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Die
Nachsäuerung
resultiert im Wesentlichen aus der Verwertung der Lactose, die am
Ende der Stufe der kontrollierten Säuerung in dem Produkt zurückbleibt,
durch die Bakterien und hauptsächlich
durch L. bulgaricus. Um dies zu vermeiden, wurde vorgeschlagen,
L. bulgaricus-Stämme zu verwenden,
die Lactose nicht oder sehr wenig fermentieren.
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Eines
der Enzyme, die für
die Fermentation der Lactose essentiell sind, ist β-Galactosidase,
die die Lactose in Glucose und Galactose hydrolysiert. Es wurde
vorgeschlagen, um Stämme
von L. bulgaricus zu erhalten, die nicht nachsäuernd sind, künstliche
Mutanten zu produzieren oder natürliche
Mutanten zu selektionieren, bei denen die Aktivität dieses
Enzyms angegriffen ist.
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Beispielsweise
beschreibt das Patent
EP 402 450 von
GENENCOR die Herstellung von konditionellen Mutanten von L. bulgaricus
durch ortsspezifische Mutagenese des Gens der β-Galactosidase, wobei bei diesen die β-Galactosidase,
die während
der Fermentation bei 40°C
aktiv ist, ihre Aktivität
bei der Temperatur oder dem pH, die Lagerungsbedingungen der fermentierten
Milchprodukte entsprechen, verliert.
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Die
Anmeldung
JP 90053437 beschreibt
den Erhalt einer künstlichen
Mutanten von L. bulgaricus, die die Fähigkeit, Lactose zu fermentieren,
vollständig
verloren hat, und die Selektion einer natürlichen Mutanten mit verringerter
Fähigkeit,
Lactose zu fermentieren; diese Mutanten sind dennoch fähig, und
zwar die eine wie die andere, sich in Gegenwart von S. thermophilus
normal zu entwickeln und normal zu säuern, unter der Bedingung,
dass das Medium mit Glucose supplementiert ist. Die Subkulturen
dieser Mutanten konservieren ihre Säuerungsmerkmale in Milch, die
frei von Glucose ist, nach 10-maligem Replattieren.
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Das
Patent
EP 0 518 096 der
SOCIÉTÉ DES PRODUITS
NESTLÉ schlägt vor,
zur Herstellung von Joghurt schwach nachsäuernde Mutanten von Lactobacillus
bulgaricus zu verwenden, die vorher nach dem Kriterium der Deletion
eines Fragments des Gens der β-Galactosidase
selektioniert wurden. Die Durchmusterung und die Charakterisierung
dieser Mutanten werden durch die Tatsache erleichtert, dass das
Vorliegen dieser Deletion mit den Restriktionsprofilen leicht verwirklicht
werden kann. Im Übrigen
ist bekannt, dass die Deletionen irreversible Mutationen sind, die
es ermöglichen,
ausgehend vom Mutterstamm leicht stabile Mutantenstämme zu erhalten.
Das Patent
EP 0 518 096 beschreibt
2 Typen von Mutanten, die schwach nachsäuernd sind und auf diese Weise
selektioniert wurden. Die ersten haben eine Deletion, die lediglich
das Gen der β-Galactosidase
berührt;
wenn sie mit S. thermophilus kombiniert und auf Milch kultiviert
werden, weisen sie selbst in Abwesenheit eines Glucosezusatzes Wachstums-
und Säuerungseigenschaften
auf, die denen des Wildstamms, von dem sie abstammen, vergleichbar
sind. Die zweiten weisen eine wichtigere Deletion auf, die sich auf
mindestens 1 kb stromabwärts
des Gens der β-Galactosidase
erstreckt; wenn sie mit S. thermophilus assoziiert werden, wachsen
sie viel langsamer und säuern
viel weniger als der Wildstamm, von dem sie abstammen, der Zusatz
von Glucose zum Kulturmedium hat auf ihre Säuerungs- und Nachsäuerungseigenschaften wenig
Einfluss.
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Die
natürlichen
Mutanten, bei denen die β-Galactosidase
inaktiv ist, sind im Fall der Punktmutationen viel schwieriger zu
selektionieren und in Reinkultur zu halten, als dies bei Deletionsmutanten
der Fall ist; dies erklärt
sich durch die schwächere
Wahrscheinlichkeit, dass eine Punktmutation ein inaktives Protein
produziert, durch die äußerst große Schwierigkeit,
die Punktmutationen durch Restriktionsprofile zu lokalisieren und zu
charakterisieren und durch die sehr beachtliche Umkehrrate.
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Die
Anmelderin hat nun andere natürliche
Mutanten von L. bulgaricus gefunden, die in dem Gen, das für die β-Galactosidase
kodiert, keine Deletion tragen und vorteilhafte technologische Charakteristika
aufweisen. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wurde ausgehend
von einer Kultur eines wilden L. bulgaricus eine Nonsens-Mutante
isoliert, die unfähig
ist, Lactose zu assimilieren. Assoziiert mit S. thermophilus in
Kultur auf Milch säuert
er viel langsamer als der Wildstamm, von dem er abstammt. Dafür sind sein
Wachstum und seine Säuerung
quasi normal, wenn die Milch mit Glucose supplementiert wird.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist ein Mutantenstamm von L. bulgaricus,
der an β-Galactosidase-Aktivität verarmt
ist bzw. keine β-Galactosidase-Aktivität hat, dadurch
gekennzeichnet, dass er eine Nichtsinn-Mutation in der Sequenz trägt, die
für die β-Galactosidase
codiert.
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Ein
Stamm von L. bulgaricus gemäß der Erfindung
wurde entsprechend dem Budapester Vertrag am 14. Januar 1998 bei
der CNCM (Collection Nationale de Cultures de Microorganismes),
die vom Institut Pasteur, 25 rue du Docteur Roux, in Paris, unterhalten
wird, unter der Nummer I-1968 hinterlegt.
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Dieser
Stamm weist die folgenden morphologischen und biochemischen Charakteristika
auf
- – Morphologie:
Gram-positiver Mikroorganismus, feine, pleomorphe, asporogene Bazillen,
isoliert oder in kurzen Ketten, unbeweglich;
- – Metabolismus:
homofermentativ, Katalase (–);
- – Fermentation
der Zucker: D-Glucose (+), D-Fructose (+), D-Mannose (+), Aesculin
(+).
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Die
Erfinder haben das Lactoseoperon bei der Mutanten I-1968 sequenziert.
Die entsprechende Sequenz ist im Sequenzprotokoll im Anhang unter
der Nummer SEQ ID NO: 1 angegeben. Die Sequenzen der Translationsprodukte
(Permease und β-Galactosidase)
sind entsprechend unter den Nummern SEQ ID NO: 2 und SEQ ID NO:
3 angegeben.
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Die
Analyse dieser Sequenz lässt
zwei Punktmutationen erscheinen: Eine auf der Ebene des Gens der
Permease (Position 122 der Sequenz SEQ ID NO: 1) induziert einen
Aminosäureaustausch
(Lys → Asn); die
andere auf dem Niveau des Gens der β-Galactosidase (Position 4519
der Sequenz SEQ ID NO: 1) führt ein
Terminierungskodon ein. Obgleich ihre aktiven Stellen (Positionen
464 und 531) konserviert werden, ist die β-Galactosidase, die durch diese
Mutante produziert wird, inaktiv. Die Erfinder haben außerdem festgestellt, dass
diese Mutation nach mehreren Replattierungsserien auf ein Kulturmedium,
das Glucose enthält,
stabil blieb. Auf einem Kulturmedium ohne Glucose kehrt diese Nichtsinn-Mutation
sehr schnell mit einer Rate von etwa 10–6 in
den ursprünglichen
Zustand zurück.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst auch Mutantenstämme, die unfähig sind,
die Lactose zu assimilieren und die vom Stamm I-1968 abgeleitet
sind. Solche Stämme
können
zum Beispiel erhalten werden, indem durch gerichtete Mutagenese
andere Mutationen im Lactoseoperon des Stamms I-1968 induziert werden.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist auch ein Milchferment, insbesondere
ein Joghurtferment, dadurch gekennzeichnet, dass es wenigstens einen
L. bulgaricus-Stamm gemäß der Erfindung,
wie er oben definiert ist, vorzugsweise in Kombination mit wenigstens
einem S. thermophilus-Stamm umfasst.
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Um
ein Ferment gemäß der Erfindung
zu erhalten, kann man einen beliebigen S. thermophilus-Stamm verwenden,
der für
die Herstellung von Joghurt geeignet ist; die Wahl eines S. thermophilus-Stamms
oder mehrerer S. thermophilus-Stämme
kann als Funktion der zusätzlichen
Charakteristika, die man gegebenenfalls dem Endprodukt verleihen
möchte,
durchgeführt
werden.
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Als
Beispiel für
S. thermophilus-Stämme,
die in Kombination mit einem Stamm von L. bulgaricus gemäß der Erfindung
verwendet werden können,
kann man die folgenden Stämme
nennen, die bei der CNCM (Collection Nationale de Cultures de Microorganismes),
die vom Institut Pasteur, 25 rue du Docteur Roux, Paris, unterhalten
wird, hinterlegt wurden:
- – der Stamm, der am 25. August
1994 unter der Nummer I-1470 hinterlegt wurde, und der Stamm, der
am 23. August 1995 unter der Nummer I-1620 hinterlegt wurde; diese
2 Stämme
sind in der europäischen
Patentanmeldung beschreiben, welche unter der Nummer 96/06924 publiziert
wurde;
- – die
Stämme,
die am 30. Dezember 1994 unter den Nummern I-1520 und I-1521 hinterlegt
wurden; diese 2 Stämme
sind in der Internationalen Patentanmeldung PCT WO 96/20607 beschrieben;
- – der
Stamm, der am 24. Oktober 1995 unter der Nummer I-1630 hinterlegt
wurde; die Merkmale dieses Stamms sind in der Internationalen Patentanmeldung
PCT WO 96/01701 beschrieben:
Diese Stämme können untereinander kombiniert
werden oder können
mit einem oder mehreren anderen industriellen Stämmen von S. thermophilus kombiniert
werden.
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Der
Stamm oder die Stämme
von S. thermophilus werden mit dem Stamm oder den Stämmen von
L. bulgaricus gemäß der Erfindung
in der gleichen Weise und in denselben Verhältnissen wie die traditionellen Fermente
des Joghurts kombiniert; die Bakterienpopulation L. bulgaricus gemäß der Erfindung
kann zum Beispiel zwischen 10 und 90%, vorzugsweise zwischen 20%
und 50%, der gesamten bakteriellen Population darstellen.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung
eines fermentierten Milchprodukts, dadurch gekennzeichnet, dass
es eine Stufe umfasst, im Verlauf der man Milch mithilfe eines Milchferments,
das mindestens einen L. bulgaricus-Stamm gemäß der Erfindung umfasst, in
Gegenwart mindestens eines durch den Stamm assimilierbaren Zuckers
fermentiert; dabei kann es sich insbesondere um Fructose, Mannose
und vorzugsweise Glucose handeln. Vorteilhafterweise ist das fermentierte
Milchprodukt ein Joghurt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren ähnelt den
traditionellen Verfahren zur Herstellung des Joghurts, was die Hauptmodalitäten der
Durchführung
der Stufe der kontrollierten Säuerung
betrifft; diese Säuerung
wird insbesondere bei einer Temperatur zwischen 20 und 45°C und vorzugsweise
zwischen 30 und 45°C
und in „Charge" durchgeführt, d.
h., in einer einzigen Stufe und unter Verwendung eines einzigen
Fermentationsbottichs.
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Die
Dauer dieser Stufe der kontrollierten Säuerung liegt im Allgemeinen
in der Größenordnung
von 6 bis 24 Stunden und vorzugsweise in der Größenordnung von 6 bis 16 Stunden;
sie ist demnach länger
als im Fall der klassischen Verfahren zur Joghurtherstellung (wo
sie 3 bis 5 Stunden bei 44°C
durchgeführt
ist). In der Tat wachsen die Stämme
von L. bulgaricus gemäß der Erfindung,
selbst in Kombination mit S. thermophilus, viel langsamer und säuern viel
langsamer als die Wildstämme.
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Außerdem variiert
die Geschwindigkeit des Wachstums und der Säuerung der erfindungsgemäßen Stämme von
L. bulgaricus sehr deutlich in Funktion der Glucosemenge, die der
Milch zugesetzt wird. Diese Eigenschaft ermöglicht es, ihr Wachstum und
ihre Säuerung
zu kontrollieren, und zwar durch einfachen Zusatz der gewünschten
Glucosemenge zu Beginn der Fermentation.
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Die
Erfinder haben darüber
hinaus beobachtet, dass sich die Säuerung bei Verwendung der erfindungsgemäßen L. bulgaricus-Stämme oder
der erfindungsgemäßen Fermente
beträchtlich
verlangsamt, wenn der pH die Zone von 4,8 bis 4,5 erreicht (was
der pH-Zone entspricht, bei der man die Säuerung im Fall eines traditionellen
Verfahrens anhält)
und sich stabilisiert, selbst wenn man die Milch bei Fermentationstemperatur bei
einem pH-Level hält.
Der Wert dieses pH-Levels
hängt im
Wesentlichen von der zugesetzten Glucosemenge ab.
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Diese
Eigenschaft ermöglicht
es, die Abkühlungsphase,
die in den traditionellen Verfahren zur Herstellung von Joghurt
verwendet wird, um die Fermentation zu stoppen, zu reduzieren, sogar
zu eliminieren. Sie unterdrückt
im Übrigen
die Notwendigkeit, den pH zu messen, um den optimalen Zeitpunkt
zum Anhalten der Fermentation zu bestimmen; es ist möglich, für ein vorgegebenes
Ferment und eine vorgegebene Glucosezusatzmenge ohne Gefahr einer Übersäuerung die
Fermentation am Ende eines vorgegebenen Zeitraums anzuhalten, wobei
dieser Zeitraum als Funktion der Zeit berechnet wird, die notwendig
ist, um den pH-Level zu erreichen. Dies ermög licht die beste Kontrolle
der Regulierung des End-pHs und der Textur des Produktes am Ende
der Fermentation.
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Zur
Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
und entsprechend dem Säuerungsgrad,
den man erreichen möchte,
liegt die Menge an Glucose, die vor der Fermentation der Milch zugesetzt
wird, vorzugsweise zwischen 0,5 und 10 g/l, bevorzugter zwischen
0,5 und 5 g/l.
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Das
derart erhaltene fermentierte Produkt kann mehrere Stunden bei einer
Temperatur nahe der Fermentationstemperatur ohne pH-Senkung aufbewahrt
werden; dies ermöglicht
es, die Anlagen zur Zwischenlagerung in der Kälte zu reduzieren und die Kapazität der Fermentationsbottiche
zu vergrößern.
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Die
Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ermöglicht
es, die Nachsäuerung
in den fermentierten Produkten im Verlauf ihrer Konservierung über einen
längeren
Zeitraum zu verringern. Der Nachsäuerungsgrad kann entsprechend
der Zusammensetzung des Ferments und der verwendeten Glucosemenge
variieren. Jedoch liegt die Nachsäuerung immer deutlich unter
der, die im Fall von Joghurts beobachtet wird, die mit den traditionellen
Fermenten und den traditionellen Verfahren erhalten werden.
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Beispielsweise
haben von den Erfindern durchgeführte
Experimente gezeigt, dass der ΔpH-Wert unter denselben
Konservierungsbedingungen (28 Tage Konservierung bzw. Aufbewahrung
bei 10°C)(ΔpH = Differenz
zwischen dem pH am Tag 0 und dem pH am Tag 28) zwischen 0,05 und
0,4 im Fall der Produkte liegt, die mithilfe eines erfindungsgemäßen Ferments
erhalten werden, während
er im Fall von Vergleichsfermenten, bei denen der Stamm L. bulgaricus
gemäß der Erfindung
durch einen Wildstamm ersetzt wurde, immer über 0,7 lag.
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Diese
schwache Nachsäuerung
ist von einem guten Überleben
der Stämme
des Ferments begleitet; die Population von L. bulgaricus ist am
Ende der Konservierung in dem erfindungsgemäß erhaltenen Produkt nur leicht
weniger als im Vergleichsprodukt.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind auch fermentierte Milchprodukte,
die unter Verwendung eines Verfahrens gemäß der Erfindung erhalten werden.
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Diese
Produkte können über eine
längere
Zeit und bei einer höheren
Temperatur als die Produkte, die durch die traditionellen Verfahren
erhalten werden, konserviert werden und besitzen organoleptische
Charakteristika, die im Verlauf der Aufbewahrung stabil bleiben.
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BEISPIEL 1: BIOCHEMISCHE
DOSIERUNG DER BETA-GALACTOSIDASE-AKTIVITÄT EINER
MUTANTE GEMÄSS
DER ERFINDUNG
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Die β-Galactosidase-Aktivität des Stamms
I-1968 wurde mit der des Wildstamms von L. bulgaricus (im Folgenden
LbS genannt), von dem er abstammt, verglichen.
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Man
kultivierte die Bakterien während
einer Nacht auf MRS-Agar (MERCK) als Medium bei 37°C in einem
Anaerobiosebehälter
(MERCK) in Gegenwart eines Sauerstofffixierungsmittels (AnaerocultA®,
MERCK).
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Eine Öse mit 10
Mikroliter (NUNC) Bakterien wird in 1 Milliliter sterilem Wasser
resuspendiert. Die Bakterien werden durch zwei Zyklen starker Bewegung,
20 Sekunden bei 5.000 Umdrehungen pro Minute in Gegenwart von Glasmikrokügelchen
(0,5 mm Durchmesser, BIOSPECT PRODUCTS), danach Zusatz von 0,15 ml
Chloroform, lysiert. Man rührt
das Ganze 30 Minuten lang bei 37°C,
dann ergänzt
man mit sterilem Wasser mit 4°C
auf 2 ml. Dann wird die β-Galactosidase-Aktivität gemessen:
zu 0,2 ml der Zellsuspension gibt man 1,2 ml 0,067 M NaH2PO4-Puffer, pH 6,8,
0,05 ml L-Cystein (SIGMA) mit 0°C,
0,05 ml o-Nitrophenyl-β-D-galactopyranosid
(SIGMA). Die enzymatische Reaktion wird nach 0, 2, 5 oder 10 Minuten
durch einen Milliliter 10% Na2CO3-Puffer angehalten und dann führt man
eine Messung der OD bei 400 Nanometer mit dem Überstand nach Zentrifugation
des Reaktionsmediums durch.
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Die
Galactosidaseaktivitäten
des Mutterstamms LbS und der Mutante I-1968 gemäß der Erfindung, die gemessen
wurden, sind als Funktion der Zeit in 1 dargestellt.
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Die
Resultate zeigen, dass die β-Galactosidase
bei der erfindungsgemäßen Mutante
vollständig
inaktiv ist.
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BEISPIEL 2: STABILITÄT DER MUTANTE
I-1968 VON L. BULGARICUS
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Die
Stabilität
der Mutante I-1968 wurde in Medien getestet, die als Kohlenstoffquelle
entweder ein Gemisch aus Glucose und Lactose oder nur Lactose enthalten.
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Eine
Kultur von I-1968, erhalten aus MRS-Medium, das Glucose enthält, wird
auf sterilisierter Milch, die mit einem Hefeautolysat (2 g/l) versetzt
ist und mit Glucose (20 g/l) supplementiert ist oder nicht, in Subkultur
gebracht. Wenn ein pH von 5,2 (Gerinnung der Milch) erreicht ist,
entnimmt man Proben aus jeder Subkultur, an denen man die Fähigkeit
der Bakterien, die Zucker zu fermentieren, sowie das Vorliegen von β-Galactosidase-Aktivität (Test
auf X-Gal-Platte:
weiße
Kolonien = β-Galactosidase-minus;
blaue Kolonien = β-Galactosidase-plus)
analysiert.
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Die
Resultate werden durch die Tabelle I unten veranschaulicht.
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Diese
Resultate zeigen, dass der Stamm I-1968 in Gegenwart von Glucose
sich nicht in einen Stamm umwandelt, der Lactose verwenden kann.
In einem Medium, das Lactose als einzige Kohlenstoffquelle enthält, beobachtet
man dagegen eine schnelle Umwandlung des Stamms I-1968 zum ursprünglichen
Zustand.
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BEISPIEL 3: SÄUERUNGSEIGENSCHAFTEN,
NACHSÄUERUNGSEIGENSCHAFTEN
UND ÜBERLEBEN DER
VARIANTE I-1968 VON L. BULGARICUS IN SYMBIOSE MIT S. THERMOPHILUS:
VERFAHREN ZUR HERSTELLUNG EINES FESTEN JOGHURTS (FERMENTATION IN
BELÜFTETER
TROCKENKAMMER)
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Man
stellt Joghurtfermente, die mit dem Stamm I-1968 gemäß der Erfindung
in Verbindung stehen, mit verschiedenen industriellen Stämmen von
S. thermophilus (die verwendeten S. thermophilus-Stämme werden im
Nachfolgenden ST1, ST2 und ST3 genannt) her.
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Zum
Vergleich stellt man Fermente, die mit dem Mutterstamm LbS und denselben
Stämmen
von S. thermophilus kombiniert sind, her.
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Zur
Herstellung der Fermente werden die Stämme getrennt mit 1% auf die
folgende Zusammensetzung geimpft:
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Zusammensetzung pro 1
Liter:
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- 135 g Magermilchpulver
- 2 g Hefe-Autolysat
- 920 ml destilliertes Wasser
- 20 g Glucose (nur für
Stamm I-1968)
- Hydratisierung: 10 min
- Pasteurisierung: 30 min bei 95°C.
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Die
Milch wird dann auf 44°C
abgekühlt
und inokuliert, danach bei 44°C
bis zum Erhalt einer Azidität von
85°D (Grad
Dornic) für
die Streptokokken und 80°D
für die
Lactobazillen inkubiert.
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Die
Kulturen werden dann vereinigt, um ein Ferment zu erhalten, das
zu 80% aus Streptococcus thermophilus und zu 20% aus Lactobacillus
bulgaricus besteht.
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Die
so erhaltenen Fermente werden verwendet, um die folgende Präparation
zu inokulieren:
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Zusammensetzung pro 1
Liter:
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- 99% Milch
- 0, 1 oder 2 g/l Glucose
- Hydratisierung: 10 min
- Pasteurisierung: 10 min bei 95°C.
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Die
Milch wird dann auf 44°C
gekühlt
und mit 1% inokuliert.
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Für jedes
Experiment sind die Zusammensetzung des Ferments und die Menge an
zugesetzter Glucose in der Tabelle II unten angegeben:
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Nach
Inokulierung wird die Milch in Kolben verteilt und bei einer Temperatur
von 44°C
inkubiert. Während
der Inkubation wird das Säuerungsprofil
verfolgt. Die Produkte werden durch Abkühlung in einer Kühlzelle (16
Stunden bei 4°C)
bei pH 4,6 geronnen.
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Die
Produkte werden danach einem Lagerungstest bei 10°C unterworfen.
Bei diesem Test misst man den pH und die Dornic-Azidität nach 1,
14, 21 und 28 Tagen Lagerung bzw. Konservierung.
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Die
Säuerungsresultate
(Zeit zur Erreichung eines pHs von 4,6 und der Wert des pHs bei
24 h) sind in der folgenden Tabelle III angegeben:
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Die
Resultate des Lagerungstests bzw. Konservierungstests bei 10°C (Verfolgung
des pHs und der Dornic-Azidität)
und auf Überleben
(Populationen von S. thermophilus und L. bulgaricus) über 28 Tage
sind in der folgenden Tabelle IV angegeben:
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Diese
Resultate zeigen, dass die Joghurts, die mit den Symbiosen, die
den Stamm I-1968 mit einem oder zwei Stämmen von S. thermophilus kombinieren,
erhalten werden, eine extrem verringerte Nachsäuerung im Vergleich zu denselben
Symbiosen mit dem Mutterstamm LbS aufweisen, wobei am Ende der Fermentation eine
reichliche Population und ein gutes Überleben während 28 Tagen bei 10°C beibehalten
werden.
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Das
Anhalten der Säuerung
und das Halten des pHs um 4,6 bis 4,5 während wenigstens 24 Stunden bei
44°C ermöglicht es
im Rahmen der Herstellung von fermentiertem Joghurt die Abkühlungsphase
im Bottich, die üblicherweise
durchgeführt
wird, zu reduzieren oder sogar zu eliminieren.
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