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Sicherheitsglas Sicherheitsgläser bestehen aus zwei Glasplatten, die
mit einer einheitlichen durchsichtigen Zwischenschichtmasse verbunden sind. Die
Widerstandsfähigkeit eines solchen Sicherheitsglases ist um so größer, je höher
das Arbeits- und Schwingvermögen der ZwischenschMtmasse ist. Zur Verbesserung dieser
Eigenschaften hat man vorgeschlagen, verschieden starke Glasplatten oder solche
aus verschiedenen Glassorten zu verwenden, ohne daß hiermit jedoch ein nennenswerter
Erfolg erzielt wurde. Andererseits stelit man solche Verbunde mit dicken elastischen
Zwischenschichten her, wodurch aber ebenfalls keine grundlegende Änderung des Schwingvermögens
erzielt werden konnte. Als weitere Lösung versuchte man, sog. Fünffachverbunde herzustellen,
indem man nicht nur zwei äußere, sondern auch eine dritte mittlere Glasplatte verwendet,
die zwischen zwei elastische Zwischenschichten einzubetten ist, ohne daß ein solches
Erzeugnis bis heute jedoch praktische Bedeutung erlangte.
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Nach einem älteren Verfahren werden Zwischenschichtmaterialien unterschiedlichen
Weichmachungsmittel- oder Harzgehaltes sowie Zwischenschichtmaterialien aus verschiedenen
Celluloseestern, beispielsweise Acetyl- und Nitrocellulose, verwendet, während bei
einem anderen Verfahren eine Z.wischenschichtkombination aus chemisch verschiedenartigen
Stoffen, und zwar aus Cellulosethiocarbonat mit Kautschuk, verwendet wird.
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Erfindungsgemäß. soll ein Dreifachverbundglas erzeugt werden, dessen
Herstellung keine besonderen Schwierigkeiten in sich birgt und dessen Zw.ischenschichtmasse
ganz besondere Eigenschaften aufweist, indem diese aus Cellulosederivaten, beispielsweise
Celluloseestern, wie Acetvlcellulosen, unterschiedlicher Veresterungsstufe oder
Celluloseäthern unterschiedlicher Verätherungsstufe gebildet wird. Von den bekannten
Verfahren, nach denen kombinierte Zwischenschichten aus z. B. Nitro-und Acetylcellulose
verwendet werden, also verschiedenartige Stoffe, wenn ' auch beide durch Veresterung
von Cellulose, also nach gleichem Reaktionsprinzip, gewonnen sind, weicht das erfindungsgemäße
Verfahren ab, da hiernach entweder Celluloseester oder Celluloseäther unterschiedlicher
Reaktionsstufe verwendet werden. Die trotz der besonderen Gleichartigkeit unterschiedlichen
mechanischen Eigenschaften der einzelnen Zwischenschichtmaterialien bewirken nämlich,
daß sich diese weitgehend in ihrem Verhalten ergänzen und bedingen die geschilderten
guten mechanischen Eigenschaften des Sicherheitsglases. Eine Begrenzung der Dicke
der einzelnen
Schichten ist für das neue Verfahren nicht zu beachten.
Es sei auch nochmals ausdrücklich festgestellt, daß die die Gesamtschicht bildenden
Einzelschichten lediglich die tatsächliche Funktion einer Sicherheitsgl.aszwischenschicht
und nicht etwa die Aufgabe irgendwelcher Klebeschichten, wie man sie häufig zwischen.
den - Glasplatten und der eigentlichen Zwischenschichtfolie in Anwendung brachte,
erfüllen soll. -Man könnte nun noch geneigt sein, anzunehmen, daß man von gleichartigem
Zwischenschichtgrundstoff ausgeht und verschiedenartige Einzelschichten dadurch
bildet, däß die Zusätze, z. B. Weichmachungsmittel, geändert werden. Durch einen
solchen Unterschied allein werden .aber ebenfalls noch nicht die erfindungsgemäßen
Eigenschaften der Zwischenschicht erzielt. Gewiß kann, wenn man Materialien gemäß
der Erfindung verwendet, in den einzelnen Schichtender Weichmachungsrnittelgehalt
ebenso unterschiedlich sein wie die Art und Natur des Weichmachers selbst; eine
solche Maßnahme allein reicht aber nicht aus, um die gestellte Aufgabe zu lösen.
Das Prinzipielle liegt in der Verwendung von Cellulosederivaten unterschiedlicher
Reaktionsstufe.
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So kann man beispielsweise eine 2 mm: starke Acetylcellulosefolie;
deren Essigsäuregehalt weniger als 5o °/o (sekundäre Acetylcellulose) beträgt, mit
einer 2 mm starken Folie, die einen Essigsäuregehalt von mehr als 55 °/o (Cellulosetriacetat)
aufweist, mit @ den Glasplatten verbinden. - Man kann die Zwischenschicht auch aus
mehreren solcher Folien unterschiedlicher Veresterungsstufe bilden, z. B. aus einer
0,2 mm starken Triacetylcellulosefolie mit 6o % Acetylgehalt und zwei je
o,i5 mm starken acetonlöslichen Acetylcellulosefolien mit nur 5o 0/b Acetylgehalt,
oder umgekehrt. Die Zwischenschicht kann auch drei oder mehrere Celluloseester unterschiedlicher
Veresterüngsstufe enthalten, z. B. eine Mono-, eine Di- und eine Triacetatfolie.
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Höchste Veresterungsstufen wird man bevorzugen, wenn.Gläser mit hohen
Stoßfestigkeitsegenschaften erwünscht sind; Erzeugnisse niedrigen Veresterungsgrades
dann, wenn größerer Wert auf elastische Widerstandsfähigkeit gelegt wird. Dies ist
u. a. sehr wertvoll für sog: schußfeste Gläser, weil solche Zwichenschichten mit
unterschiedlichen mechanischen Eigenschaften naturgemäß von höherem Bremsvermögen
für ein Geschoß sind wie eine artmäßigeinheitlicheZwischenschicht. Man kann auch
ändere Cellüloseester bzw. Cellulosederivate verwenden, z. B. Cellulosepropionat,
das sich durch ausgezeichnete Elastizität auszeichnet. Weil Cellulosetripropionatfilme
verhältnismäßig weich sind, Cellulosedipropionatfilme dagegen bessere Härte besitzen,
kommt hier eine entsprechende Kombination vorteilhaft zur Geltung.
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_ @ Einige Versuchsergebnisse sollen die Vorteile der neuen Zwischenschicht
beweisen, wobei selbstverständlich immer gleiche Bedingungen hinsichtlich Zwischenschichtstärke;
Herstellung .der Versuchsgläser, Glassorten; Glasdicke usw. herangezogen sind.
Aus diesem Beispiel kommt die Wirkung des neuen Verfahrens besonders zum Ausdruck.
Triacetylcellulosefolien allein sind zu hart und spröde, um ein hochwertiges Sicherheitsglas
zu geben. In Verbindung mit Folien aus acetonlöslicher Acetylcellulose führen sie
zu einem Erzeugnis, das man bei Verwendung einer Zwischenschicht aus sekundärer
Acetylcellulöse allein nicht erwarten kann. Ähnliche Unterschiede erhält man beim
Gebrauche von Folien aus Cellulosepropionat.
An Stelle von Celluloseestern können sinn-..gemäß auch Celluloseäther, wie 1Iethylcellulose,
Athylcellulo:e, Cellulöseglykolsäuren bzw. deren Salze, in unterschiedlicher Verätherungsstufe
verwendet werden.
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Zur Herstellung der neuen Zwischenschichten kann man z. B..auf eine
beliebige Grundfolie gemäß den Beispielen eine entsprechende Lösung eines Cellulosederivates
anderer Verätherungs- bzw. Veresterungsstufe ein- oder doppelseitig ausgießen und
eine zweite bzw. weitere Schichten durch Verdunsten der Lösemittel auftrocknen lassen.
Es ist hierbei nur zu vermeiden, daß die auszugießende Lösung ein direktes Lösemittel
für die Masse der Grundfolie enthält. Die Beispiele acetonlösliches Celluloseacetat
und Cellulosetriacetat zeigen, daß dies praktisch keine Schwierigkeiten bereitet,
weil das Triacetat in !Aceton bekanntlich unlöslich ist. Die im Beispiel weiter
erwähnten Cellulosepropionate sind teils in aliphatischen Kohlenwasserstoffen, wie
Aceton, teils in aromatischen Kohlenwasserstoffen, wie Benzol, löslich. Celluloseäther
sind je nach Art und Grad ihrer Verätherung teils in organischen Me-@ien, teils
aber auch in Wasser löslich bzw. hierin etnulgierbar.
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Es ist auch möglich, zwei oder mehrere --erschiedenartige Folien durch
Klebstoffe, lösende 'Medien oder unter Ausnutzung thermoplastischer Eigenschaften
mit oder ohne Anwendung von Druck, Wärme oder Vakuum allein oder gemeinsam zu verbinden.
Schließlich kann man auch die Fläche der zu verbindenden Glasplatte mit einem Folienüberzug
und die Fläche der zweiten Glasplatte mit einem andersartigen Folienerzeugnis versehen
und dann. gegebenenfalls noch unter Zwischenschaltung einer oder mehrerer Folien
aus Cellulosederivaten unterschiedlichen Verätherungs- bzw. Veresterungsgrades,
eine Verbindung der so behandelten Glasplatten zu Sicherheitsglas bewirken. Die
neuen Zwischenschichten können mit -Glasplatten verschiedener Art verbunden werden,
z. B. Flachglas-Hartglas, Ouarzglas ,Flachglas, Flachglas-Borosilicatglas, urgefärbtes
Flachglas-beliebig gefärbtes Flachglas oder andere. Glassorte verschiedener Stärke
oder sonstiger verschiedener Eigenschaften. Die Folienkomponenten können ebenfalls
einzeln oder zusammen einheitlich oder unterschiedlich beliebig gefärbt sein.
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Die neuartigen Zwischengebilde eignen sich zur Herstellung von Sicherheitsglas
für Fahrzeuge beliebiger Art, einbruchs- und schußsichere Gläser und zeichnen sich
infolge der neuartigen Zwischenschichtanwendung durch bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit
gegen Schlag und Stoß aus. Auch die Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische Einflüsse
ist durch die verschiedenen Eigenschaften des Zwischenmaterials meist besser als
bei einheitlicher, homogener Zwischenschicht aus einem Material, wie sie bisher
ausschließlich verwendet wird. Die neuartigen Zwischenschichten eignen sich auch
zur Herstellung gewölbter Gläser und können so gewählt werden, daß sich eine leichte
Schneidbarkeit der Sicherheitsgläser ergibt.