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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Zusammensetzung, die ein Enzym,
das ein Oxidationsmittel bildet, und eine Protease, die durch dieses
Mittel inaktiviert wird, enthält.
Derartige Zusammensetzungen finden in Backteigen Anwendung.
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IN
der Backwarenindustrie wird derzeit Metabisulfit zur Erweichung
von Teigen verwendet. Insbesondere wird Sulfit in der Keksindustrie
verwendet, um die Schrumpfung von Teigstücken und die Bildung von Backwaren
in unregelmäßiger Größe zu verringern.
Teige enthalten als Mindestbestandteile Mehl und Wasser, obgleich
sie selbstverständlich
auch Hefe, Zucker, Enzyme, Natriumbicarbonat und dergl. enthalten
können. Es
wird angenommen, dass Sulfit mit Gluten-Proteinen so reagiert, dass
diese an der Bildung von kovalenten S-S-Brücken gehindert werden (C. E.
Stauffer (1994), The Science of Cookie and Cracker Production, Herausgeber
Hamed Faridi, Chapman & Hall,
New York, London, Kapitel 6, S. 237–238). Sulfit zeigt eine fast
sofortige Wirkung im Teig und führt
zu einem nicht mehr ausdehnungsfähigen
und unelastischen Teig. Sulfit aktiviert auch Weizenproteasen, die
den Abbau der Gluten-Struktur verstärken (H. S. Olcott, L. A. Sapirstein,
M. J. Blish, Cereal Chem., Bd. 20(1) (1943), S. 87–97). Von
Cystein und Glutathion wurde ebenfalls gezeigt, dass sie ähnliche
Wirkungen besitzen (C. O. Swanson, A. C. Andrews, Cereal Chem.,
Bd. 22(3) (1945), S. 134–149).
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Papain
war eines der ersten Enzyme, das auf die Modifikation von Weizen-Gluten
angewandt wurde (C. O. Swanson, A. C. Andrews, Cereal Chem., Bd.
22(3) (1945), S. 134–149;
R. H. Harris, J. Johnson Jr., Cereal Chem., Bd. 17(3) (1940), S.
203–222.
Auch die Verwendung von mikrobiellen Proteasen wurde in zahlreichen
Patenten beschrieben: US-3
157 513, US-1 377 798, US-4 100 151, GB-2 007 960, DE-30 03 679-A1. Mikrobielle
Proteasen können
mit Enzymen aus Schweinepankreas vereinigt werden, wie es in EP-0
384 303 beschrieben ist. Ferner wurde eine partielle enzymatische
Hydrolyse von Weizen-Gluten unter Verwendung von Proteasen aus Thermoactinomyces
vulgaris beschrieben; M. Friedrich, J. Noack, R. Noack, Die Nahrung, Bd.
26(9) (1982), S. 811–822;
J. I. Tschimirov, K. D. Schweinke, D. Augustat, V. Tolstoguzov,
Die Nahrung, Bd. 27(7) (1983), S. 659–668.
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EP-A-0
588 426 betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der rheologischen
Eigenschaften von Teig und der Qualität von Backwaren durch Zugabe
eines Hefederivats, vorzugsweise in Kombination mit einem Reduktionsmittel
und/oder Enzympräparaten
mit Amylase-, Hämicellulase-,
Oxidoreduktase- und/oder Protease-Aktivität.
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Im
Vergleich zu Sulfit wirken Proteasen auf unterschiedliche Weise,
da sie die Peptidbindungen von Gluten hydrolysieren. Dies verringert
auch den Schrumpfungsgrad von Teigstücken und gibt Keksen eine regelmäßigere Größe. Dennoch
ist die Wirkung derartiger Proteasen zeitabhängig. Dies stellt den hauptsächlichen
begrenzenden Faktor bei der Verwendung von Proteasen in Teigen dar,
da Kekshersteller bezüglich
der Ruhezeit von Teigen einen gewissen Grad an Freiheit benötigen. Dies
ist bei der raschen Wirkung von Reduktionsmitteln, wie Sulfiten,
möglich,
jedoch bei der kontinuierlichen Wirkung von Proteasen nicht einfach
zu handhaben.
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Es
wurde überraschenderweise
festgestellt, dass eine neue Kombination von Enzymen es den Keksherstellern
gestattet, die Wirkung von Sulfit im Teig nachzuahmen. Erfindungsgemäß wird eine
Kombination aus einer Protease, die durch Oxidation inaktiviert
wird, und einem Enzym, das eine derartige Oxidation hervorrufen
kann, beschrieben. Diese Kombination von Enzymen kann das Metabisulfit
in Teig, z. B. in Teig für Backwaren,
wie bei der Herstellung von Keksen, ersetzen.
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Bei
der oxidationsempfindlichen Protease handelt es sich vorzugsweise
um eine Thioprotease, z. B. um Papain oder Bromelain. Das oxidierende
Enzym bildet vorzugsweise ein Oxidationsmittel, wie H2O2 (Wasserstoffperoxid), das nach einer bestimmten
Zeitspanne die Protease inaktivieren kann. Vorzugsweise handelt es
sich bei dem Enzym um Glucoseoxidase, Sulfhydryl-oxidase oder Aminosäure-oxidase.
Gute Ergebnisse können
mit Papain, z. B. aus Carica papaya, das von der Firma Gist Brocades
unter der Warenbezeichnung Protease V100 erhältlich ist, in Kombination
mit einer (z. B. pilzlichen) Glucose-oxidase, vorzugsweise aus Aspergillus
niger, die unter der Warenbezeichnung Maxazyme GO 1500 erhältlich ist,
erzielt werden.
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Durch
Verwendung einer Protease, die nur zu Beginn der Teigbereitung aktiv
sein kann, lässt
sich ein Schrumpfen des Teiges verringern und es lassen sich Backwaren,
wie Kekse, von regelmäßigerer
Größe erhalten.
Die Wirkung der Protease (oder der einzelnen Proteasen) kann sodann
wesentlich verringert werden, wenn die Konzentration des oder der
Oxidationsmittel ein bestimmtes (inaktivierendes) Niveau erreicht
hat. Daher kann die erforderliche Enzymmenge, die zur Bildung einer
ausreichenden Menge an Oxidationsmittel erforderlich ist, von der Oxidationsstabilität der Protease,
der Menge der vorhandenen Protease, der Wirksamkeit des Oxidationsmittels
und der gewünschten
Zeitspanne, nach der die Proteaseaktivität auf ein gewünschtes
Niveau abgenommen haben soll, abhängen.
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Die
Aktivität
der Protease (NF) wird durch eine 60-minütige Hydrolyse von Casein beim
pH-Wert 6,0 und bei 40°C
bestimmt. Eine NF-Einheit
ist die Enzymmenge, die zur Freisetzung des Äquivalents von 1 μg Tyrosin
pro Stunde nach Fällung
der verbleibenden Proteine mit Trichloressigsäure erforderlich ist.
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Die
Aktivität
von Oxidasen lässt
sich allgemein bestimmen, indem man ein Substrat in einen Puffer (pH-Wert
etwa 5,4) bei einer Temperatur von etwa 37°C 10 Minuten oxidiert. Das gebildete
Wasserstoffperoxid wird in Gegenwart von Meerrettich-peroxidase
und o-Dianisidin-dihydrochlorid gemessen. 1 SU ist die Enzymmenge,
die zum Verbrauch von 0,4 μmol
Sauerstoff/Minute erforderlich ist.
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Im
allgemeinen wird Protease in einer Menge von 105 bis 109 NF/kg Mehl
und vorzugsweise von 106 bis 108 NF/kg
Mehl dem Teig zugesetzt (oder ist darin in dieser Menge enthalten).
Von dem Enzym, das das Oxidationsmittel bildet, z. B. Glucose-oxidase,
werden 50 bis 50 000 SU/kg Mehl und vorzugsweise 100 bis 2000 SU/kg
Mehl dem Teig zugesetzt (oder es ist darin in einer solchen Menge
enthalten).
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Nimmt
man Glucose-oxidase als Beispiel, so wird die Aktivität der Glucose-oxidase
(GOX) bestimmt, indem man Glucose (0,11 M) in 0,1 M Phtalatpuffer
(pH-Wert 5,4) 10 Minuten bei 37°C
in Gegenwart von Meerrettich-peroxidase (40 mg/l POD-II, erhältlich von
der Firma Boehringer Mannheim) und o-Dianisidin-dichlorhydrat (130
mg/l) oxidiert. 1 SU ist die Enzymmenge, die unter den Testbedingungen
zum Verbrauch von 0,4 μmol Sauerstoff/Minute
erforderlich ist.
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Sulfhydryl-oxidase
(SOX) lässt
sich nicht nach dem vorstehenden Verfahren bestimmen, da Wasserstoffperoxid
mit dem Substrat von SOX (Glutathion) reagiert. Stattdessen wird
die Aktivität
von Sulfhydryloxidase bestimmt, indem man die Abnahme des Substrats
Glutathion gemäß den Angaben
von Young und Nimmo, Biochem. J., Bd. 130 (1972), S. 33, misst.
Eine Sulfhydryl-oxidase-Einheit entspricht einer Enzymmenge, die
zur Abnahme von 1 μMol
Sauerstoff/Minute aus einem Testgemisch mit einem Gehalt an 8 mMol
GSH (Glutathion) und 40 mMol Natriumacetat (pH-Wert 5,5) bei 25°C erforderlich
ist.
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Die
Menge an Wasserstoffperoxid, die von 1 Einheit SOX gebildet wird,
ist etwa die gleiche wie für
1 Einheit GOX (SU).
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Verwendung
des Farinographen und Interpretation
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Der
Farinograph misst während
des Mischvorgangs den Teigwiderstand und zeichnet diesen auf. Mit dieser
Vorrichtung ist es möglich,
den Einfluss von Verbindungen, die die Teigkonsistenz beeinflussen,
z. B. von Metabisulfit und Protease, zu messen. Eine Konsistenz
von etwa 500 BU (Brabander-Einheiten) stellt eine gute Konsistenz
zum Brotbacken dar. Wenn das Gluten in einem Teig durch eine Protease
hydrolysiert wird, weist das erhaltene Gemisch mit einem Gehalt
an Stärke
und hydrolysiertem Protein eine Schlusskonsistenz von 100 bis 200
BU auf. Zum Backen von Keksen liegt die gewünschte Konsistenz zwischen
der Konsistenz von Brotteig und einem vollständig hydrolysierten Teig, z.
B. vorzugsweise im Bereich von 300 bis 400 BU.
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Die
Einheit DS15 stellt die Abnahme der Farinograph-Kurve
zwischen dem Maximalwert und 15 Minuten nach dem Maximalwert dar.
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Nachstehend
wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die folgenden Beispiele
und die Zeichnung erläutert.
Es zeigen:
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1 das
Farinogramm des Teiges von Test Nr. 1 von Beispiel 1;
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2 das
Farinogramm des Teiges von Test Nr. 2 von Beispiel 1; und
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3 das
Farinogramm des Teiges von Test Nr. 4 von Beispiel 1.
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Beispiel 1
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Ein
Teig wurde aus Weizenmehl hergestellt, indem man in einem Farinographen
300 g Mehl und Wasser (Endvolumen 188 ml) mindestens 20 Minuten
vermischte, und zwar als Kontrolle oder mit einer Protease und/oder
einem oxidierenden Enzym. Für
Tests, bei denen GOX zugegeben wurde, wurde der Teig ferner mit Glucose
(2 g/kg Mehl) versetzt. Verschiedene Parameter wurden für vier Teige
gemessen. Die Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt. Tabelle
1
- DS15:
- Weichheitsgrad nach
15 Minuten in BU (Brabender-Einheiten)
- BUBreite:
- Breite der Farinogrammspur
nach einer Mischzeit von 15 Minuten.
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Typischerweise
bewirken Proteasen eine Verringerung dieses Werts, was im Farinogramm
zu einer engen Spur führt.
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Die
Ergebnisse zeigen, dass Glucose-oxidase zu einer Verringerung der
Wirkung von Papain befähigt war.
Aus den Figuren ist klar ersichtlich, dass Papain das Gluten zu
stark hydrolysiert, so dass sich der erhaltene Teig nicht zum Backen
von Keksen eignet. Die Kombination aus Papain und GOX führt jedoch
zu einer raschen Abnahme der Konsistenz auf ein gewünschtes
Niveau. Dieses Niveau bleibt im Laufe der Zeit mehr oder weniger
konstant. Ein längeres
Mischen kann sogar zu einem Anstieg der Konsistenz führen, was
möglicherweise
auf eine indirekte Oxidation des Glutens durch das von GOX erzeugte
H2O2 zurückzuführen ist.
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Beispiel 2
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Einfluss der Glucosekonzentration
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Tests
wurden gemäß Beispiel
1, Test Nr. 4, durchgeführt,
wobei aber in den Teigen die Mengen an Glucose variierten.
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Die
optimalen Konzentrationen von Papain und GOX hängen von der Rezeptur und den
Verfahrensbedingungen ab. Beispielsweise beeinflusst die Konzentration
von Glucose die Aktivität
von GOX, wie aus den in Tabelle 2 aufgeführten Ergebnissen ersichtlich
ist.
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Glucose
liegt in Mehl (ohne jeglichen Zusatz) bereits vor. Daher kann die
Kombination von GOX und Papain gegebenenfalls ohne Glucosezusatz
funktionieren.
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Die
Ergebnisse zeigen, dass ein Zusatz von Glucose den Teig befähigt, eher
eine bestimmte Festigkeit (Konsistenz) zu gewinnen. Wie der Farinograph
zeigt, nimmt die Konsistenz zunächst
ab und nimmt dann auf einen höheren
Wert zu, verglichen mit dem Fall, wenn GOX allein vorhanden ist.
Vermutlich wird nur ein Teil des durch GOX gebildeten Wasserstoffperoxids
zum Stoppen von Papain verwendet, während ein Teil auch von Peroxidasen
im Mehl verwendet wird, um das Gluten-Netzwerk wieder zu festigen.
Die Wirkung von Glucose besteht darin, dass mehr Wasserstoffperoxid
gebildet wird, wodurch die Teigfestigkeit rascher zurückgewonnen
wird.
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Beispiel 3
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Einfluss der GOX-Konzentration
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Tests
wurden gemäß Beispiel
1, Test Nr. 4, durchgeführt,
mit der Ausnahme, dass die dem Teig zugesetzten Mengen an GOX variierten
(Papain war in der Konzentration von Test Nr. 4 von Beispiel 1 vorhanden).
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Die
in Tabelle 3 aufgeführten
Ergebnisse zeigen, dass bei größeren GOX-Mengen
die Teigkonsistenz größer wird.
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Beispiel 4
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Stabilität von Teigen
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Tests
wurden gemäß Beispiel
1, Test Nr. 2 und 4 durchgeführt.
Ein Vegleich mit einer Sulfit-Kontrolle wurde durchgeführt. Die
Mischzeit betrug in der ersten Stufe 15 Minuten. Die Teigviskosität wurde
nach Ruhezeiten von 1 Stunde und 5 Stunden gemessen. Glucose war
in den Teigen in einer Menge von 2 g/kg Mehl vorhanden.
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In
Test Nr. 3 wurden 200 ppm Sulfit verwendet. Die Dosierungen bei
der Keksherstellung können
je nach den beteiligten Produkten und Verfahren 200 bis 1200 ppm
betragen. Der Bu5h-Wert ist bei einer höheren Sulfitdosierung
niedriger.
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Der
Einfluss von GOX in Kombination mit Papain bestand darin, dass Teig
in ähnlicher
Weise wie mit Sulfit ausreichend stabilisiert werden konnte.