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1. Fachgebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zum Steigern der therapeutischen
Fähigkeit
mononuclearer Phagocyten, die Regeneration von Axons im Zentralnervensystem
zu fördern.
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2. Stand der
Technik
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Nach
einer Verletzung von Axons haben die Neuronen des Zentralnervensystems
(ZNS) von Säugern
ein geringes Potential zur Regeneration von Axons. Im Gegensatz
dazu ist die Fähigkeit
von Neuronen des peripheren Nervensystems (PNS) von Säugern zur
Regeneration von Axons wesentlich stärker ausgeprägt. Vgl.
Schwartz et al., 1989, FASEB J. 3: 2371–2378.
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Der
Unterschied zwischen der Regeneration von Axons im ZNS und im PNS
wurde der zellulären Umgebung
der Neuronen und weniger den Neuronen selbst zugeschrieben. Nach
einer Nervenverletzung werden die Schwann-Zellen, welche die PNS-Neuronen
umgeben, so moduliert, dass sie die Regeneration von Axons erlauben
oder unterstützen.
Im Gegensatz dazu zeigen die Astrocyten, Oligodendrocyten und Mikroglia,
welche die ZNS-Neuronen umgeben, keine solche Modulation und verbleiben
im einem Zustand, der die Regeneration von Axons nicht unterstützt oder
sogar hemmt. Vgl. Schwartz et al., 1987, CRC Crit. Rev. Biochem.
22: 89–110.
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Dieses
Fehlen einer Modulation wurde mit Unterschieden in der nach der
Verletzung auftretenden Entzündungsreaktion
in Zusammenhang gebracht. Vgl. Perry und Brown, 1992, Bioessays
14: 401–406;
Lotan und Schwartz, 1994, FASEB J. 8: 1026–1033. Insbesondere wird die
Akkumulation von mononuclearen Phagocyten als Antwort auf eine ZNS-Verletzung
im Vergleich zur Anwort auf eine Verletzung im PNS verzögert und
begrenzt. Diese begrenzte Antwort von mononuclearen Phagocyten im
ZNS führt
möglicherweise
ihrerseits (1) zu einer ineffizienten Entfernung der Myelin-reste,
wodurch nachweislich die Regeneration von Axons gehemmt wird, und
(2) zu einer suboptimalen Freisetzung von aus Makrophagen stammenden
Cytokinen, die eine Modulation von Astrocyten und Oligodendrocyten
zur Unterstützung
der Regeneration von Axons fördern würden.
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Die
vorstehenden Beobachtungen haben die Vermutung bestätigt, dass
eine geeignete Modulation der Makrophagen-Antwort die Regeneration
von Axons nach einer ZNS-Verletzung fördern könnte. In einem in vitro-System
zeigten David et al., dass bei einem gemeinsamen Züchten von
Cryostat-Schnitten eines normalen Sehnervs der Ratte mit mononuclearen
Phagocyten, die aus Läsionen
des Ratten-ZNS stammten,
die Sehnerv-Schnitte eine gesteigerte Adhäsion für embryonale Hühner-Hinterwurzelganglion-Zellen
aufwiesen. David et al., 1990, Neuron 5: 463–469. Außerdem förderte ein konditioniertes
Medium von aktivierten peritonealen Makrophagen in diesem in vitro-Test
wirksam die Adhäsion von
Schnitten des Sehnervs.
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Jedoch
haben Ergebnisse, die aus in vivo-Modellen von ZNS-Verletzungen
stammten, gezeigt, dass gewissen Eingriffe, welche die Makrophagen-Antwort
auf eine Verletzung des ZNS steigern, nicht zu einer verstärkten Regeneration
führen.
Z.B. steigerte eine lokale Injektion entweder des Tumornekrosefaktors
alpha (TNF-α)
oder des koloniestimulierenden Faktors 1 (CSF-1) die Makrophagen-Antwort
auf eine experimentelle Verletzung des Sehnervs. Jedoch erhöhte nur
TNF-α, nicht
jedoch CSF-1, die Fähigkeit
von verletzten Sehnerven, die Adhäsion von Nervenzellen zuzulassen,
wie in vitro getestet wurde. Lotan et al., 1984, Exp. Neurol. 126: 284–290. Als
eine mögliche
Erklärung
wurde angenommen, dass „nur
geeignet stimulierte Makrophagen die neuronale Regeneration beeinflussen
können". Schwartz et al.,
1994, Progress Brain Res. 103: 331–341, auf 338.
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Tatsächlich haben
andere Forscher im Gegensatz zu den Ausführungen der vorliegenden Erfindung
berichtet, dass mononucleare Phagocyten möglicherweise die Schädigung nach
einer Verletzung des ZNS verschlimmern oder die Wiederherstellung
begrenzen würden.
Makrophagen des Gehirns, die durch Cytokine stimuliert wurden, zeigen eine
neurotoxische Aktivität.
Chamak et al., 1994, J. Neurosci. Res. 38: 221–233. Es wurde berichtet, dass
eine pharmakologische Hemmung der Funktion von mononuclearen Phagocyten
in einem Modell für Rückenmarkverletzungen
beim Kaninchen die Wiederherstellung förderte. Giulian und Robertson, 1990,
Annals Neurol. 27: 33–42.
Man nahm an, dass die aus Makrophagen stammenden Cytokine möglicherweise
die Bildung von Glia-Narben fördern
und dadurch die Regeneration von Axons hemmen. Khan und Wigley,
1994, NeuroReport 5: 1381–1385;
Vick et al., 1992; J. Neurotrauma 9: S93–S103.
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Nach
bestem Wissen der Erfinder gab es vor der vorliegenden Erfindung
keinen Hinweis darauf, mononucleare Phagocyten in das ZNS zu verabreichen,
um die Regeneration von Axons im ZNS zu fördern.
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Zitate
oder Angaben von Referenzen in Abschnitt 2 (oder einem anderen Abschnitt)
der vorliegenden Anmeldung sollen nicht als ein Eingeständnis dafür verstanden
werden, dass eine solche Referenz als bekannter Stand der Technik
der vorliegenden Erfindung verfügbar
ist.
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3. Zusammenfassung der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zum Steigern der Fähigkeit
von allogenen mononuclearen Phagocyten, die Regeneration von Axons
im Zentralnervensystem eines Säugers
zu fördern.
Die allogenen mononuclearen Phagocyten können ins ZNS an der Stelle
der Verletzung oder Krankheit oder in der Nähe davon verabreicht werden.
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Allogene
mononucleare Phagocyten, die im Verfahren der Erfindung eingesetzt
werden können, umfassen
allogene Monocyten, Makrophagen und dendritische Zellen sowie autologe
Monocyten, Makrophagen und dendritische Zellen.
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Weiterhin
stellt die vorliegende Erfindung Verfahren zum Stimulieren von allogenen
mononuclearen Phagocyten bereit, um ihre Fähigkeit zur Förderung
der Regeneration von Axons im Zentralnervensystem eines Säugers zu
steigern. Die mononuclearen Phagocyten werden stimuliert, indem
sie zusammen mit einem geeigneten Gewebe oder geeigneten Zellen
gezüchtet
werden, oder indem die mononuclearen Phagocyten in einem Medium
gezüchtet werden,
das mit einem geeigneten Gewebe oder geeigneten Zellen konditioniert
wurde. Gewebe, die für diesen
Zweck geeignet sind, umfassen Nervensegmente, insbesondere Segmente
eines peripheren Nervs, Dermis, Synovialgewebe, Sehnenscheide, Leber
und andere regenerierende Gewebe. Alternativ werden die mononuclearen
Phagocyten stimuliert, indem sie in einem Medium gezüchtet werden,
zu dem mindestens ein geeignetes biologisch aktives Agens zugefügt wurde.
Biologisch aktive Agenzien, die für diesen Zweck geeignet sind,
umfassen Neuropeptide; Cytokine, z.B. den transformierenden Wachstumsfaktor β(TGF-β); und neurotrophische Faktoren,
z.B. den neurotrophischen Faktor 3 (NT-3), Nervenwachstumsfaktor
(NGF) und den Hirn-abgeleiteten
neurotrophischen Faktor (BDNF). Ein biologisch aktives Protein oder
Peptid kann in seiner nativen oder in einer rekombinanten Form verwendet werden.
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Außerdem offenbart
die vorliegende Erfindung einen Test zum Identifizieren von weiteren
Geweben, Zellen und biologisch aktiven Agenzien, die zum Stimulieren
von mononuclearen Phagocyten geeignet sind, ihre Fähigkeit
zur Förderung
der Regeneration von Axons zu steigern. Gemäß diesem Test werden mononucleare
Phagocyten zuerst zusammen mit dem zu testenden Gewebe oder den
zu testenden Zellen oder in einem Medium, das durch das zu testenden
Gewebe oder die zu testenden Zellen konditioniert wurde, oder in
einem Medium gezüchtet,
zu dem das zu testende biologisch aktive Agens zugegeben wurde.
Anschließend
wird die phagocytische Aktivität
der gezüchteten
mononuclearen Phagocyten gemessen. Mononucleare Phagocyten mit einer
erhöhten
phagocytischen Aktivität
weisen eine gesteigerte Fähigkeit
zur Förderung
der Regeneration von Axons auf.
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4. Kurze Beschreibung
der Figuren
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Die
vorliegende Erfindung ist besser verständlich, wenn Bezug genommen
wird auf die folgende ausführliche
Beschreibung der Erfindung, die Beispiele spezifischer Ausführungsformen
der Erfindung und die beigefügten
Figuren, in denen Folgendes dargestellt ist.
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1 erläutert die
Regeneration von Axons in durchtrennten Sehnerven von Ratten, die
durch den retrograden Transport von Fluoreszenzfarbstoff zu Netzhautganglienzellen
(RGCs) nachgewiesen wurde. Einzelheiten der Experimente finden sich
im Text, Abschnitt 6. Kurz nach der Durchtrennung wurden an der
Stelle der Verletzung 2 μl
DCCM-1-Medium verabreicht, enthaltend keine Zellen (MED); 2,5 × 103 bis 1 × 105 nicht-stimulierte (NS) Monocyten; 2,5 × 103 bis 1 × 105 Sehnerv-stimulierte
(OS) Monocyten; oder 2,5 × 103 bis 1 × 105 Ischiasnerv-stimulierte (SS) Monocyten.
Die leeren Kreise stellen einzelne Versuchstiere dar. Die gefüllten Kreise
stellen Tiere dar, die keine markierten RGCs aufwiesen (Anzahl von
7, 7 und 6 in den mit MED, NS bzw. OS behandelten Gruppen). Die
waagrechten Linien stellen den Mittelwert jeder Behandlungsgruppe
dar.
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2 erläutert die
Regeneration von Axons in durchtrennten Sehnerven von Ratten als
Funktion der Zahl und des Typs von Monocyten, die an der Stelle
der Verletzung kurz nach der Durchtrennung verabreicht wurden. Einzelheiten
der Experimente finden sich im Text, Abschnitt 6. Zum Zeitpunkt
der Durchtrennung wurden 2 μl
DCCM-1-Medium an der Stelle der Verletzung verabreicht, enthaltend
Sehnerv-stimulierte Monocyten (OS) oder Ischiasnerv-stimulierte
Monocyten (SS) in einer Gesamtdosis von 2,5 × 103 Zellen;
5 × 103 Zellen; 104 Zellen; oder
105 Zellen.
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3 (A und B) stellt repräsentative
Mikrofotografien dar, die eine retrograde Markierung von Retinaganglienzellen
in Ratten zeigen, bei denen eine Durchtrennung des Sehnervs und
eine anschließende
Verabreichung von (A) 5 × 103 Ischiasnerv-stimulierten Monocyten oder
(B) Kontrollmedium erfolgte. Einzelheiten der Experimente finden
sich im Text, Abschnitt 6.
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4 (A bis E) stellt repräsentative
Mikrofotografien dar, die eine anterograde Markierung von Sehnervfasern
in Ratten zeigen, bei denen eine Durchtrennung des Sehnervs und
eine anschließende
Verabreichung von Ischiasnerv-stimulierten Monocyten (A bis D) oder
Kontrollmedium (E) erfolgte. Einzelheiten der Experimente finden
sich im Text, Abschnitt 6. 4A stellt
eine Ansicht mit geringer Vergrößerung dar,
die den Punkt, an dem HRP angewendet wurde (H), die Stelle der Durchtrennung
(ST) und die umgebende Dura mater (DU) zeigt. Der eingeklammerte
Bereich, distal zur Stelle der Durchtrennung, ist in den 4B, 4C und 4D in
stärkerer
Vergrößerung dargestellt,
in denen Wachstumskonus-artige Strukturen (gc) an den Spitzen der Fasern
zu sehen sind.
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5 erläutert die
Regeneration von Axons in durchtrennten Sehnerven von Ratten, nachdem
an der Stelle der Verletzung Monocyten verabreicht wurden, die zwei
bis 17 Stunden zusammen mit einem Ischiasnerv gezüchtet worden
waren. Einzelheiten der Experimente finden sich im Text, Abschnitt
6. Zum Zeitpunkt der Durchtrennung wurden 2 μl DCCM-1-Medium an der Stelle
der Verletzung verabreicht, enthaltend 5 × 103 nicht-stimulierte
Monocyten (NS) oder 5 × 103 Monocyten, die zusammen mit einem Ischiasnerv
der Ratte 2 Stunden (2 Std.), 12 Stunden (12 Std.) oder 17 Stunden
(17 Std.) gezüchtet
worden waren.
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6 erläutert die
Regeneration von Axons in durchtrennten Sehnerven, nachdem an der
Stelle der Verletzung Ratten-Monocyten verabreicht wurden, die mit
einem Ischiasnerv der Maus oder mit einem Ischiasnerv der Ratte
stimuliert worden waren. Einzelheiten der Experimente finden sich
im Text, Abschnitt 6. Zum Zeitpunkt der Durchtrennung wurden 2 μl DCCM-1-Medium
an der Stelle der Verletzung verabreicht, enthaltend 5 × 103 Monocyten, die 24 Stunden entweder zusammen
mit einem Ischiasnerv der Maus (Maus) oder mit einem Ischiasnerv
der Ratte (Ratte) gezüchtet
worden waren.
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7 erläutert die
phagocytische Aktivität von
Ratten-Monocyten, die zwei Stunden zusammen mit einem Ischiasnerv
der Ratte gezüchtet
wurden. Einzelheiten der Experimente finden sich im Text, Abschnitt
6. 2,5 × 105 Ratten-Monocyten wurden in 1 ml DCCM-1-Medium
alleine (Kontrolle) oder in 1 ml DCCM-1-Medium zusammen mit zwei
Segmenten eines Ischiasnervs der Ratte (2SS) oder zusammen mit vier Segmenten
eines Ischiasnervs der Ratte (4SS) gezüchtet. Nach zwei Stunden wurden
die Monocyten mit fluoreszierenden Kügelchen in Kontakt gebracht und
sodann die Zell-assoziierte Fluoreszenz mittels Durchflusscytometrie
gemessen.
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8 erläutert die
phagocytische Aktivität von
Ratten-Monocyten, die 24 Stunden zusammen mit einem Ischiasnerv
der Ratte gezüchtet
wurden. Einzelheiten der Experimente finden sich im Text, Abschnitt
6. 2,5 × 105 Ratten-Monocyten wurden in 1 ml DCCM-1-Medium
alleine (Kontrolle) oder in 1 ml DCCM-1-Medium zusammen mit einem
Segment eines Ischiasnervs der Ratte (1SS) oder mit vier Segmenten
eines Ischiasnervs der Ratte (4SS) gezüchtet. Nach 16 bis 24 Stunden
wurden die Monocyten mit fluoreszierenden Kügelchen in Kontakt gebracht
und sodann die Zell-assoziierte Fluoreszenz mittels Durchflusscytometrie
gemessen.
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9 erläutert die
phagocytische Aktivität von
Ratten-Monocyten, die zwei Stunden zusammen mit einem Sehnerv der
Ratte gezüchtet
wurden. Einzelheiten der Experimente finden sich im Text, Abschnitt
6. 2,5 × 105 Ratten-Monocyten wurden in 1 ml DCCM-1-Medium
alleine (Kontrolle) oder in 1 ml DCCM-1-Medium zusammen mit vier
Segmenten eines Sehnervs der Ratte (4OS) gezüchtet. Nach zwei Stunden wurden
die Monocyten mit fluoreszierenden Kügelchen in Kontakt gebracht
und sodann die Zell-assoziierte Fluoreszenz mittels Durchflusscytometrie
gemessen.
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10 erläutert die
phagocytische Aktivität von
Ratten-Monocyten, die 24 Stunden zusammen mit einem Sehnerv der
Ratte gezüchtet
wurden. Einzelheiten der Experimente finden sich im Text, Abschnitt
6. 2,5 × 105 Ratten-Monocyten wurden in 1 ml DCCM-1-Medium
alleine (Kontrolle) oder in 1 ml DCCM-1-Medium zusammen mit vier
Segmenten eines Sehnervs der Ratte (4OS) gezüchtet. Nach 24 Stunden wurden
die Monocyten mit fluoreszierenden Kügelchen in Kontakt gebracht
und sodann die Zell-assoziierte Fluoreszenz mittels Durchflusscytometrie gemessen.
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11 erläutert die
phagocytische Aktivität von
Ratten-Monocyten, die über
Nacht zusammen mit einem Ischiasnerv der Ratte in Gegenwart von Medium
gezüchtet
wurden, das durch einen Sehnerv der Ratte konditioniert worden war.
5 × 105 Ratten-Monocyten wurden in 1 ml DCCM-1-Medium
zusammen mit sechs Segmenten eines Ischiasnervs der Ratte ohne weitere
Zusätze
(0) oder mit Zugabe eines Sehnerv-konditionierten Mediums bei einer Gesamt-Proteinkonzentration
von 0,1 μg/ml
(0,1), 1,0 μg/ml
(1) oder 10 μg/ml
(10) gezüchtet.
Nach 24 Stunden wurden die Monocyten mit fluoreszierenden Kügelchen
in Kontakt gebracht und sodann die Zell-assoziierte Fluoreszenz
mittels Durchflusscytometrie gemessen.
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5. Genaue
Beschreibung der Erfindung
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5.1. Mononucleare Phagocyten
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Die
vorliegende Erfindung stellt Verfahren zum Steigern der Fähigkeit
von allogenen mononuclearen Phagocyten bereit, die Regeneration
von Axons nach einer Verletzung oder Krankheit des Zentralnervensystems
(ZNS) zu fördern.
Die allogenen mononuclearen Phagocyten können an der Stelle der Verletzung
oder der Krankheit des ZNS oder in der Nähe davon eingeführt werden.
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In
der Verwendung hier soll der Begriff „mononucleare Phagocyten" Monocyten, die aus
zentralem oder peripherem Blut erhalten wurden, Makrophagen, die
von einer beliebigen Stelle erhalten wurden, umfassend ein beliebiges
Gewebe oder eine beliebige Höhle,
Makrophagen, die durch Züchten
von Makrophagen-Vorläufern hergeleitet
wurden, welche aus Knochenmark oder Blut erhalten wurden, dendritische
Zellen, die von einer beliebigen Stelle erhalten wurden, umfassend
Milz, Lymphknoten, Haut und Lymphflüssigkeit, und dendritische
Zellen, die durch Züchten
von Vorläufern
dendritischer Zellen hergeleitet wurden, welche aus Knochenmark
oder Blut erhalten wurden, umfassen.
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Allogene
mononucleare Phagocyten können aus
dem Kreislauf oder aus einem beliebigen Gewebe, in dem sie vorliegen,
erhalten werden. Peripheres Blut ist eine leicht zugängliche
direkte Quelle von allogenen Monocyten und dient gemäß der bevorzugten
Ausführungsform
der Erfindung als eine Quelle. Besonders bevorzugt ist die Verwendung
von autologen Monocyten, die aus dem peripheren Blut eines Individuums
gereinigt wurden, an welches das therapeutische Präparat verabreicht
werden soll.
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Allogene
mononucleare Phagocyten aus anderen Quellen sind dem Fachmann bekannt
und umfassen Makrophagen, die aus Serosahöhlen, z.B. aus der Peritonealhöhle oder
Pleurahöhle,
erhalten wurden, Alveolarmakrophagen und Makrophagen, die mit anderen
Geweben assoziiert sind, wo sie unter verschiedenen Namen bekannt
sein können,
z.B. als Kupffer-Zellen (in der Leber) und als Mikroglia-Zellen (im ZNS).
Allogene mononucleare Phagocyten umfassen weiterhin dendritische
Zellen, die genauso unter verschiedenen Namen bekannt sein können, z.B.
als Langerhans-Zellen (in der Haut), Schleierzellen (in Lymphflüssigkeit)
und interdigitierende Zellen (in Lymphknoten). Außerdem können mononucleare
Phagocyten durch Züchten
aus allogenen Hirn-abgeleiteten gemischten Gliazellen oder aus allogenen
Vorläuferzellen
hergeleitet werden, die aus Knochenmark oder Blut gewonnen werden
können.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden Zellen, die keine mononuclearen Zellen sind, aus der Zellpopulation,
die verabreicht werden soll, entzogen. Dem Fachmann sind Anreicherungstechniken bekannt,
diese umfassen Elutriation; Zentrifugation durch ein Material geeigneter
Dichte, z.B. einen Percoll-Gradienten
(Colotta et al., 1983, J. Immunol. 132: 936–944); selektive Adhäsion an
geeignete Oberflächen
und anschließende
Entfernung bei geringerer Temperatur oder bei herabgesetzten Konzentrationen
von zweiwertigen Kationen (Rosen und Gordon, 1987, J. Exp. Med.
166: 1685–1701),
mechanische Entfernung oder Entfernung in Gegenwart von Lidocain;
und Verfahren zum Isolieren von dendritischen Zellen aus Blut (O'Doherty et al., 1993,
J. Exp. Med. 178: 1067–1078),
Knochenmark (Inaba et al., 1992, J. Exp. Med. 176: 1693–1702) und
lymphoidem Gewebe (Macatonia et al., J. Exp. Med. 169: 1255–1264).
Besonders bevorzugt ist ein im Wesentlichen gereinigtes Präparat von
mononuclearen Phagocyten.
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Sobald
die mononuclearen Phagocyten erhalten wurden, können sie zu jeder gewünschten
Zeit therapeutisch eingesetzt werden, wie es für den Patienten erforderlich
ist. Die mononuclearen Phagocyten können gewünschtenfalls vor dem Verabreichen in
einem geeigneten Kulturmedium gezüchtet werden. Vorzugsweise
werden die mononuclearen Phagocyten in einem Gefäß gezüchtet, das aus einem sterilen
Material besteht, an das sich diese Zellen nur begrenzt oder gar
nicht anheften. In einer bevorzugten Ausführungsform werden die mononuclearen Phagocyten
vor der Verabreichung in sterilen Teflon-Beuteln gezüchtet.
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In
der Verwendung hier sind „stimulierte" mononucleare Phagocyten
mononucleare Phagocyten mit einer gesteigerten Fähigkeit, die Regeneration von
Axons zu fördern.
Vorzugsweise ist die Fähigkeit der
mononuclearen Phagocyten, die Regeneration von Axons zu fördern, im
Vergleich zu nicht-stimulierten mononuclearen Phagocyten mindestens
um das Dreifache gesteigert, stärker
bevorzugt ist die Fähigkeit
der mononuclearen Phagocyten, die Regeneration von Axons zu fördern, im
Vergleich zu nicht-stimulierten mononuclearen Phagocyten mindestens
um das 15-Fache gesteigert. „Stimulatorisches" Gewebe, Zellen und
biologisch aktive Agenzien sind Gewebe, Zellen und biologisch aktive
Agenzien, die, wenn sie zusammen mit mononuclearen Phagocyten gezüchtet werden,
die Fähigkeit
der mononuclearen Phagocyten steigern, die Regeneration von Axons
zu fördern.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird stimulatorisches Gewebe, Zellen oder mindestens ein stimulatorisches,
biologisch aktives Agens zu der Kultur zugegeben, um die Fähigkeit
der mononuclearen Phagocyten zu steigern, die Regeneration von Axons
zu fördern.
Vorzugsweise werden ein oder mehrere Segmente eines Nervs, am stärksten bevorzugt
eines peripheren Nervs, z.B. des Ischiasnervs, zu der Kultur zugegeben.
Für diesen
Zweck ist ein xenogener Nerv geeignet, stärker bevorzugt ist ein allogener
oder ein autologer Nerv geeignet. Gewünschtenfalls kann ein menschlicher
Nerv aus einem beliebigen verfügbaren
menschlichen Gewebe erhalten werden, z.B. einer menschlichen Leiche oder
einem Operationspräparat
(z.B. einer amputierten Extremität).
Anderenfalls werden andere stimulatorische Gewebe oder Zellen zu
der Kultur zugegeben. Dermis ist für diesen Zweck geeignet und
kann aus einem Lebendspender oder einer Leiche durch Stanzbiopsie,
durch chirurgische Resektion oder durch eine beliebige andere geeignete
Technik gewonnen werden. Auch Synovialgewebe, Sehnenscheide und
Leber sind wie andere regenerierende Gewebe für diesen Zweck geeignet. Weitere
stimulatorische Gewebe und Zellen lassen sich gemäß dem nachstehend
beschriebenen Test identifizieren. Gewünschtenfalls werden die stimulatorischen
Gewebe oder Zellen vor Zugabe zur Kultur homogenisiert. Für den Fachmann
ist es selbstverständlich,
dass das Homogenisat des stimulatorischen Gewebes oder der stimulatorischen
Zellen vor der Verwendung konserviert werden kann, z.B. durch Cryopräservation.
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In
einer anderen Ausführungsform
wird mindestens ein stimulatorisches, biologisch aktives Agens zu
der Kultur zugegeben; um die Fähigkeit
der mononuclearen Phagocyten zu steigern, die Regeneration von Axons
zu fördern.
Für diesen
Zweck sind der neurotrophische Faktor 3 (NT3), der Nervenwachstumsfaktor
(NGF), der Hirn-abgeleitete neurotrophische Faktor und der transformierende
Wachstumsfaktor β (TGF-β) entweder
alleine oder in Kombination geeignet, wobei sie entweder in nativer
oder in rekombinanter Form vorliegen können. Weitere stimulatorische,
biologisch aktive Agenzien (umfassend weitere stimulatorische Proteine
und Peptide) können
gemäß dem nachstehend
beschriebenen Test identifiziert werden.
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Vorzugsweise
werden die mononuclearen Phagocyten zusammen mit einem stimulatorischen Gewebe,
stimulatorischen Zellen, einem Homogenisat eines stimulatorischen
Gewebes oder stimulatorischer Zellen, oder mindestens einem stimulatorischen,
biologisch aktiven Agens 24 Stunden gezüchtet. Auch kürzere Züchtungszeiträume, z.B.
etwa zwei Stunden, sind effektiv, außerdem auch längere Züchtungszeiträume, z.B.
eine oder mehrere Wochen. In einer anderen Ausführungsform wird ein stimulatorisches
konditioniertes Medium hergestellt, indem stimulatorisches Gewebe
oder stimulatorische Zellen, vorzugsweise ein oder mehrere Segmente
eines Nervs, am stärksten
bevorzugt eines peripheren Nervs, z.B. des Ischiasnervs, in einem
beliebigen Medium, das zum Züchten
von mononuclearen Phagocyten geeignet ist, inkubiert werden. Nach
Entfernung des Gewebes oder der Zellen werden mononucleare Phagocyten
in dem stimulatorischen konditionierten Medium gezüchtet, um
ihre Fähigkeit
zu steigern, die Regeneration von Axons zu fördern. Nach Entfernung des
Gewebes oder der Zellen kann das stimulatorische konditionierte
Medium gelagert und später
verwendet werden, wie es für
die Stimulation von mononuclearen Phagocyten gewünscht wird. Ein solches stimulatorisches
konditioniertes Medium kann in Form eines kommerziellen Kits bereitgestellt werden.
Vorzugsweise wird das stimulatorische konditionierte Medium während der
Lagerung konserviert, z.B. durch Einfrieren, entweder als Flüssigkeit oder
als gefrorenes Medium. Andererseits kann das stimulatorische konditionierte
Medium auch gefriergetrocknet werden.
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Wie
für den
Fachmann selbstverständlich
ist, können
die mononuclearen Phagocyten entweder vor oder nach dem Züchten z.B.
durch Cryopräservation
konserviert werden.
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Mittel
zur Cryopräservation,
die verwendet werden können,
umfassen, sind jedoch nicht beschränkt auf Dimethylsulfoxid (DMSO)
(Lovelock und Bishop, 1959, Nature 183: 1394–1395; Ashwood-Smith, 1961,
Nature 190: 1204–1205),
Glycerin, Polyvinylpyrrolidon (Rinfret, 1960, Ann. N.Y. Acad. Sci.
85: 576), Polyethylenglykol (Sloviter und Ravdin, 1962, Nature 196:
548), Albumin, Dextran, Saccharose, Ethylenglykol, i-Erythrit, D-Ribit,
D-Mannit (Rowe et al., 1962, Fed. Proc. 21: 157), D-Sorbit, i-Inosit,
D-Lactose, Cholinchlorid (Bender et al., 1960, J. Appl. Physiol.
15: 520), Aminosäuren
(Phan The Tran und Bender, 1960, Exp. Cell Res. 20: 651), Methanol,
Acetamid, Glycerinmonoacetat (Lovelock, 1954, Biochem. J. 56: 265),
anorganische Salze (Phan The Tran und Bender, 1960, Proc. Soc. Exp. Biol.
Med. 104: 388; Phan The Tran und Bender, 1961, in: Radiobiology,
Proceedings of the Third Australian Conference on Radiobiology,
Ilbery, P.L.T., Hrsg., Butterworth, London, S. 59), und DMSO, kombiniert
mit Hydroxyethylstärke
und menschlichem Serumalbumin (Zaroulis und Leiderman, 1980, Cryobiology
17: 311–317).
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Eine
kontrollierte Abkühlungsrate
ist kritisch. Verschiedene cryoprotektive Mittel (Rapatz et al., 1968,
Cryobiology 5 (1): 18–25)
und verschiedene Zelltypen haben unterschiedliche optimale Abkühlungsraten.
Vgl. z.B. Rowe und Rinfret, 1962, Blood 20: 63.6; Rowe, 1966, Cryobiology
3 (1): 12–18;
Lewis et al., 1967, Transfusion 7 (1): 17–32; und Mazur, 1970, Science
168: 939–949,
für Effekte
der Abkühlungsgeschwindigkeit
auf das Überleben
von Mark-Stammzellen und auf ihr Transplantationspotential. Die
Wärme der
Schmelzphase, in der Wasser zu Eis wird, sollte minimal sein. Die
Abkühlungsprozedur
kann durchgeführt
werden, indem z.B. eine programmierbare Gefriervorrichtung oder
ein Methanolbad-Verfahren verwendet wird.
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Programmierbare
Gefrierapparaturen erlauben die Bestimmung von optimalen Abkühlungsraten und
erleichtern eine reproduzierbare Standardkühlung. Mit programmierbaren
Gefrierschränken
mit kontrollierter Rate, z.B. Cryomed oder Planar, lassen sich die
Gefrierschemata auf die gewünschte
Abkühlungsrate-Kurve
einstellen.
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Nach
dem vollständigen
Einfrieren können die
Zellen rasch in ein Gefäß für die langfristige
Tieftemperatur-Lagerung überführt werden.
In einer Ausführungsform
können
die Proben in mechanischen Gefrierschränken bei tiefen Temperaturen
gelagert werden, z.B. in Gefrierschränken, die eine Temperatur von
etwa –80°C oder von
etwa –20°C halten.
In einer bevorzugten Ausführungsform
können
die Proben in flüssigem
Stickstoff (–196°C) oder seinem Dampf
tieftemperatur-gelagert werden. Eine solche Lagerung wird dadurch
deutlich erleichtert, dass hochwirksame Kühlschränke mit flüssigem Stickstoff verfügbar sind,
die ähnlich
gebaut sind wie große Thermosbehälter mit
einem extrem niedrigen Vakuum und einer sehr guten Innenisolierung,
so dass Wärmedurchlässigkeit
und Stickstoffverluste bei einem absoluten Minimum gehalten werden.
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Die Überlegungen
und Verfahren zur Manipulation, Cryopräservation und langfristigen
Lagerung von hämatopoetischen
Stammzellen, insbesondere aus Knochenmark oder peripherem Blut,
lassen sich größtenteils
auf die mononuclearen Phagocyten anwenden, die durch das Verfahren
der vorliegenden Erfindung erhalten wurden. Eine solche Diskussion findet
sich z.B. in den folgenden Referenzen, die hier durch Bezugnahme
eingeschlossen sind: Gorin, 1986, Clinics in Haematology 15 (1):
19–48; Bone-Marrow
Conservation, Culture and Transplantation, Proceedings of a Panel,
Moskau, 22. bis 26. Juli, 1968, Internationale Atomenergie Organisation, Wien,
S. 107–186.
-
Auch
andere Verfahren zur Cryopräservation von
lebenden Zellen oder Modifikationen davon sind verfügbar und
werden für
die Verwendung in Betracht gezogen, z.B. „Cold Metal-Mirrow" Verfahren. Vgl. Livesey
und Linner, 1987, Nature 327: 255; Linnen et al., 1986, J. Histochem.
Cytochem. 34 (9): 1123–1135;
vgl. auch US Patent Nr. 4 199 022 von Senken et al., US Patent Nr.
3 753 357 von Schwartz, US Patent Nr. 4 559 298 von Fahy.
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Gefrorene
Zellen werden vorzugsweise rasch aufgetaut (z.B. in einem Wasserbad,
das bei 37 bis 41°C
gehalten wird) und unmittelbar nach Auftauen abgeschreckt. Es kann
wünschenswert
sein, die Zellen so zu behandeln, dass ein Verklumpen der Zellen
beim Auftauen verhindert wird. Das Verklumpen kann anhand von verschiedenen
Verfahren verhindert werden, umfassend, jedoch nicht beschränkt auf
den Zusatz, vor und/oder nach dem Einfrieren von DNAse (Spitzer
et al., 1980, Cancer 45: 3075–3085),
niedermolekularem Dextran und Citrat, Hydroxyethylstärke (Stift
et al., 1983, Cryobiology 20: 17–24) oder saurer Citrat-Dextrose (Zaroulis
und Leiderman, 1980, Cryobiology 17: 311–317) usw..
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Das
cryoprotektive Mittel sollte, falls es für Menschen toxisch ist, vor
der therapeutischen Verwendung der aufgetauten mononuclearen Phagocyten
entfernt werden. Eine Art, wie das cryoprotektive Mittel entfernt
werden kann, besteht darin, es auf eine nicht signifikante Konzentration
zu verdünnen.
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Sobald
die gefrorenen mononuclearen Phagocyten aufgetaut und gewonnen wurden,
können sie
eingesetzt werden, um die Regeneration von Axons zu fördern, wie
hier mit Bezug auf nicht-eingefrorene mononucleare Phagocyten beschrieben
wird.
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5.2. Verfahren
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Die
mononuclearen Phagocyten, die gemäß der vorliegenden Erfindung
erhalten wurden, können in
einem sterilen, pharmazeutisch verträglichen Träger suspendiert und in das
ZNS eines Säugers,
einschließlich
eines Menschen, an der Stelle einer Verletzung oder Krankheit oder
in der Nähe
davon verabreicht werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist der pharmazeutisch verträgliche
Träger
PBS oder ein Kulturmedium. Jedoch sind dem Fachmann auch andere
pharmazeutisch verträgliche
Träger
geläufig.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
können
die mononuclearen Phagocyten unmittelbar nach der Verletzung des
ZNS verabreicht werden, wobei sie an der Stelle der Verletzung des
ZNS z.B. mit einer Mikropipette aus Glas eingeführt werden. Jedoch kann die
Verabreichung der mononuclearen Phagocyten auch zu einem beliebigen
Zeitpunkt nach der Verletzung oder Erkrankung des ZNS erfolgen,
indem die mononuclearen Phagocyten an der Stelle der Verletzung
oder Erkrankung des ZNS oder in der Nähe davon durch ein neurochirurgisch
geeignetes Verfahren eingeführt
werden.
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Die
durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung erhaltenen mononuclearen
Phagocyten eignen sich zur Behandlung einer beliebigen Verletzung
oder Krankheit des ZNS, die zu einer Schädigung der Axons führt oder
davon begleitet wird. Die Verletzung oder Krankheit kann in einem
beliebigen Teil des ZNS liegen, umfassend Gehirn, Rückenmark oder
Sehnerv. Ein Beispiel einer solchen Verletzung oder Krankheit ist
ein Trauma, umfassend eine Coup- oder Contrecoup-Verletzung, eine penetrierende Verletzung
und eine Verletzung, die während
einer neurochirurgischen Operation oder eines anderen Eingriffs
erlitten wurde. Ein anderes Beispiel einer solchen Verletzung oder
Krankheit ist ein Schlaganfall, umfassend einen hämorrhagischen
oder ischämischen
Schlaganfall. Noch ein weiteres Beispiel einer solchen Verletzung
oder Krankheit ist eine Schädigung
des Sehnnervs, die bei optischer Neuropathie oder Glaukom auftritt.
Für den
Fachmann sind aus der vorliegenden Beschreibung noch weitere Beispiele
von ZNS-Verletzungen
oder Krankheiten ersichtlich. Die durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung
erhaltenen mononuclearen Phagocyten eignen sich zur Behandlung einer
Verletzung oder Krankheit des ZNS, die zu einer Schädigung der Axons
führt,
wobei das Individuum auch an einer anderen Krankheit des zentralen
oder peripheren Nervensystems leiden kann, z.B. einer neurologischen Krankheit
genetischen, metabolischen, toxischen, ernährungsbedingten, infektiösen oder
autoimmunen Ursprungs.
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Die
optimale Dosis mononuclearen Phagocyten ist proportional zur Zahl
der Nervenfasern, die durch die Verletzung oder Krankheit des ZNS
an der Stelle, die behandelt wird, betroffen sind. In einer bevorzugten
Ausführungsform
liegt die Dosis für
die Behandlung einer Läsion,
die etwa 105 Nervenfasern betrifft, z.B.
einer vollständigen
Durchtrennung des Sehnervs der Ratte, im Bereich von etwa 2,5 × 103 bis etwa 105 mononuclearen
Phagocyten, und sie liegt für
die Behandlung einer Läsion,
die etwa 106 Nervenfasern betrifft, z.B.
einer vollständigen
Durchtrennung des Sehnervs des Menschen, im Bereich von etwa 2,5 × 104 bis etwa 106 mononuclearen
Phagocyten. Stärker
bevorzugt liegt die Dosis für
die Behandlung einer Läsion,
die etwa 105 Nervenfasern betrifft, im Bereich
von etwa 2,5 × 103 bis etwa 5 × 104 mononuclearen
Phagocyten, und sie liegt für
die Behandlung einer Läsion,
die etwa 106 Nervenfasern betrifft, im Bereich
von etwa 2,5 × 104 mononuclearen Phagocyten bis etwa 5 × 105 mononuclearen Phagocyten.
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Besonders
bevorzugt ist eine Dosis von etwa 5 × 103 mononuclearen
Phagocyten für
die Behandlung einer Läsion,
die etwa 105 Nervenfasern betrifft, und
eine Dosis von etwa 5 × 104 mononuclearen Phagocyten für die Behandlung
einer Läsion,
die etwa 106 Nervenfasern betrifft.
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5.3. Test auf stimulatorische
Gewebe, Zellen und biologisch aktive Agenzien
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Die
vorliegende Erfindung offenbart einen Test zum Identifizieren von
stimulatorischen Geweben und Zellen und stimulatorischen, biologisch
aktiven Agenzien. Mononucleare Phagocyten werden zusammen mit dem
Gewebe oder den Zellen, das/die getestet werden soll/sollen, in
einem Medium, das durch das Gewebe oder die Zellen, das/die getestet werden
soll/sollen, konditioniert wurde, oder in einem Medium gezüchtet, zu
dem das biologisch aktive Agens oder die biologisch aktiven Agenzien,
das/die getestet werden soll/sollen, in verschiedenen Konzentrationen
zugefügt
wurde/wurden. Danach wird die phagocytische Aktivität der mononuclearen
Phagocyten gemessen. Mononucleare Phagocyten mit einer erhöhten phagocytischen
Aktivität
besitzen eine gesteigerte Fähigkeit,
die Regeneration von Axons zu fördern.
Vorzugsweise ist die phagocytische Fähigkeit der mononuclearen Phagocyten
um mindestens 10%, stärker
bevorzugt um mindestens 25% und noch stärker bevorzugt um mindestens
50% erhöht.
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In
einer bestimmten Ausführungsform
wird die phagocytische Aktivität
gemessen, indem die mononuclearen Phagocyten mit markierten Partikeln
in Kontakt gebracht werden und anschließend die Menge der Markierung
bestimmt wird, die mit den Zellen assoziiert ist. Für diesen
Zweck kann eine große
Vielfalt von Partikeln eingesetzt werden, umfassend Latex- oder
Polystyrol-Kügelchen
und natürlich
vorkommende Zellen, z.B. rote Blutkörperchen, Hefen und Bakterien.
Gegebenenfalls können
die Partikel opsoniert sein, z.B. mit Immunglobulin oder Komplement. Die
Partikeln können
mit einem beliebigen löslichen Marken
markiert sein, umfassend ohne Einschränkung einen fluoreszierenden
Marken (z.B. Fluorescein oder Rhodamin), einen radioaktiven Marken (z.B.
ein radioaktives Isotop von Iod, Kohlenstoff oder Wasserstoff) und
ein Enzym. Alternativ kann der Test mit nicht-markierten Partikeln
(z.B. roten Blutkörperchen
oder Hefen) durchgeführt
werden; die nicht-markierten Partikel werden durch ein beliebiges geeignetes
Verfahren nachgewiesen, z.B. mikroskopisch, mit oder ohne Färbung. In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden die mononuclearen Phagocyten zuerst mit fluoreszierenden
Polystyrol-Kügelchen
in Kontakt gebracht; anschließend
wird die Zell-assoziierte Fluoreszenz mittels Durchflusscytometrie
gemessen.
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Der
Test stellt außerdem
ein Verfahren bereit, mit dem der Züchtungszeitraum bestimmt werden
kann, der erforderlich ist, um die mononuclearen Phagocyten zu stimulieren.
Mononucleare Phagocyten werden verschiedene Zeiträume zusammen
mit stimulatorischem Gewebe oder stimulatorischen Zellen in einem
Medium, das durch stimulatorisches Gewebe oder stimulatorische Zellen
konditioniert wurde, oder in einem Medium gezüchtet, zu dem mindestens ein
stimulatorisches, biologisch aktives Agens zugefügt wurde. Danach wird die phagocytische
Aktivität der
mononuclearen Phagocyten gemessen. Ein Züchtungszeitraum, der ausreichend
ist, um die phagocytische Aktivität der mononuclearen Phagocyten um
mindestens 10%, vorzugsweise um mindestens 25% und stärker bevorzugt
um mindestens 50% zu erhöhen,
ist ausreichend, um ihre Fähigkeit
zur Steigerung der Regeneration von Axons zu stimulieren.
-
Die
folgenden Beispiele sollen lediglich der Erläuterung dienen.
-
6. Beispiel: Verwendung
von Monocyten zur Förderung
der Regeneration von Axons
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6.1 Material und Methoden
-
6.1.1 Isolation und Züchtung von
Monocyten
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Peripheres
Blut von erwachsenen Sprague-Dawley- (SPD-) Ratten wurde vereinigt.
Die Monocyten wurden durch Fraktionierung auf einem einstufigen
Percoll-Gradienten
wie früher
beschrieben isoliert. F. Colotta et al., 1984, J. Immunol. 132: 936–944. Die
mit Monocyten angereicherte Fraktion wurde aus der Percoll-Grenzschicht gewonnen,
einmal mit PBS gewaschen, um Spuren von Percoll zu entfernen, und
bei 1 × 106 Zellen/ml in DCCM-1-Medium resuspendiert
(Beit Ha'emek Ltd.,
Kibbutz Beit Ha'emek,
Israel). Die Zellen wurden in Teflon-Beuteln bei 37°C wie früher beschrieben
gezüchtet.
Andreesen et al., 1983, J. Immunolog. Meth. 56: 295–304. Üblicherweise
enthielt jeder Beutel 10 ml, umfassend 1 × 107 Zellen.
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6.1.2 Stimulation von
Monocyten
-
Nicht-stimulierte
Monocyten (NS) wurden hergestellt, indem isolierte Monocyten in
einem Teflon-Beutel wie vorstehend beschrieben zwei bis 24 Stunden
gezüchtet
wurden. Ischiasnerv-stimulierte Monocyten (SS) wurden hergestellt,
indem Monocyten in einem Teflon-Beutel zwei bis 24 Stunden zusammen
mit mindestens einem Segment eines Ischiasnervs der Ratte gezüchtet wurden.
Sehnerv-stimulierte Monocyten (OS) wurden hergestellt, indem Monocyten
in einem Teflon-Beutel zwei bis 24 Stunden zusammen mit mindestens
einem Segment eines Sehnervs der Ratte gezüchtet wurden. Jedes Nervensegment
war in den Experimenten 6.2.1 und 6.2.2 1,0 bis 1,5 cm lang, und
es war in den Experimenten 6.2.3 bis 6.2.7 0,5 bis 1,0 cm lang;
ein konstantes Verhältnis
von einem Nervensegment zu 5 × 106 gezüchteten
Monocyten wurde verwendet, sofern nichts anderes angegeben ist.
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Nach
zwei bis 24 Stunden in Kultur wurden die Monocyten drei Minuten
bei 1000 × g
abzentrifugiert, einmal mit Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung (PBS) gewaschen
und in DCCM-1-Medium bei 1,25 × 106 bis 5 × 106 Zellen/ml resuspendiert. Die Monocyten
waren zu 95% rein, dies wurde anhand von Morphologie und durch Immuncytochemie
mit dem monoclonalen Antikörper
ED1 (Serotec, Oxford, England) wie beschrieben bestimmt. Hirschberg
et al., 1994, J. Neuroimmunol. 50: 9-16.
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6.1.3 Durchtrennung des
Sehnervs
-
Bei
anästhesierten
erwachsenen SPD-Ratten wurde im Alter von 8 bis 9 Wochen eine Durchtrennung
des Sehnervs wie beschrieben durchgeführt. Eitan et al., 1994, Science
264: 1764–1768.
Der linke Sehnerv wurde durch eine kleine Öffnung in der Hirnhaut freigelegt.
Ein gebogener Dissektor aus Glas mit einer Spitze von 200 μm und einer
glatten abgestumpften Schneidkante wurde durch den Nerv geführt, so
dass eine vollständige
Durchtrennung 2 bis 3 mm distal des Augapfels erfolgte, wobei darauf geachtet
wurde, dass die peripheren Blutgefäße nicht beschädigt wurden.
Der hier verwendete Begriff „distal" bedeutet weg vom
Augapfel und in Richtung Gehirn. Kurz nach der Durchtrennung wurden
2 μl Medium,
das gezüchtete
Monocyten enthielt, oder 2 μl
Medium alleine an der Stelle der Verletzung mit Hilfe einer gebogenen
Mikropipette aus Glas mit einem Lumen von 25 μm eingeführt. Die Öffnung in der Hirnhaut wurde
etwa 200 μm
von der Stelle der Transfektion durchgeführt, um ein Auslecken der Zellen
von der Stelle der Verabreichung aus zu vermeiden.
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6.1.4 Test auf Regeneration
von Axons
-
6.1.4.1 Retrograde Markierung
von Axons
-
Sieben
bis acht Wochen nach der Durchtrennung wurde der lipophile Neurotracer-Farbstoff 4-(4-(Didecylamino)styryl)-N-methylpyridiniumiodid (4Di-10ASP) (Molecular
Probes, Eugene, Oregon, USA) am verletzten Sehnerv 2 mm distal zur
Stelle der Verletzung verabreicht. Eine Woche nach der Anwendung
des Farbstoffs wurde die Retina entfernt, als flaches Gesamtpräparat in
4 Formaldehydlösung eingebettet
und durch ein Fluoreszenzmikroskop untersucht, um die Zahl der markierten
Netzhautganglienzellen (RGCs) in der gesamten Retina nachzuweisen
und zu zählen.
Nur diejenigen Axons, die an der Stelle der Verletzung vorbei zu
der Stelle, an der der Farbstoff aufgetragen worden war, gewachsen
waren, konnten den Farbstoff aufnehmen und ihn retrograd zu den
Netzhautganglienzellen transportieren.
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Wenn
man dieses Verfahren bei Sehnerven von Ratten anwendet, die vorher
nicht durchtrennt wurden, werden hierdurch durchschnittlich 21 623 RGCs
pro Retina angefärbt.
Die Ergebnisse für
Sehnerven, die durchtrennt wurden, sind als Prozentsatz dieses Standards
angegeben, so dass die Effizienz des 4Di-10ASP-Markierungsverfahrens kontrolliert werden
kann.
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6.1.4.2 Anterograde Markierung
von Axons
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Sieben
bis acht Wochen nach der Durchtrennung wurde in dem vorher durchtrennten
Sehnerv ein frischer Einschnitt 1 mm proximal zur Stelle der Durchtrennung
durchgeführt.
Der hier verwendete Begriff „proximal" bedeutet zum Augapfel
hin und weg vom Gehirn. Meerrettich-Peroxidase (HRP) (Typ VI-A,
Sigma, Tel Aviv, Israel) wurde mittels eines sterilen Tupfers, der
in einer 50% (Gew./Vol.) Lösung von
HRP in PBS getränkt
war, durch den Einschnitt eingeführt.
Acht bis zwölf
Stunden nach Anwendung von HRP wurden die Ratten durch die Karotis
mit PBS perfundiert, worauf 4% Paraformaldehyd in PBS als Fixierung
folgte. Die Sehnerven wurden exzidiert, 50 μm längsgerichtete Cryoschnitte
wurden entnommen und zum Sichtbarmachen der HRP-Aktivität unter
Verwendung von Diaminobenzidin und Kobalt-Verstärkung wie beschrieben bearbeitet.
Lavie et al., 1992, Brain Res. 575: 1–5.
-
6.1.5 Test der phagocytischen
Aktivität
-
Ratten-Monocyten
wurden in DCCM-1-Medium (2,5 × 105 Zellen in 1 ml) suspendiert und ohne weitere
Zusätze
oder zusammen mit der angegebenen Zahl von Segmenten des Ischias-
oder Sehnervs der Ratte gezüchtet.
Um die phagocytische Aktivität zu
testen, wurde eine Arbeitslösung
von fluoreszierenden nicht-carboxylierten Mikrokügelchen (FLUORESBRITETM, Polysciences, Warrington, Pennsylvania,
USA, Katalog Nr. 17152) hergestellt, indem 1 Tropfen einer Vorratslösung in
10 ml DCCM-1-Medium verdünnt
wurde, und diese Arbeitslösung
wurde dann zu der Monocytensuspension mit einer weiteren Verdünnung von
1:100 zugegeben. Nach drei Stunden bei 37°C wurden die Zellen einmal mit
DCCM-1-Medium oder
mit Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung gewaschen und sodann die
Zell-assoziierte Fluoreszenz mittels Durchflusscytometrie (FACS)
gemessen.
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6.2. Ergebnisse
-
6.2.1 Förderung
der Regeneration von Axons durch stimulierte und nicht-stimulierte Monocyten
-
Bei
Ratten wurde eine Durchtrennung des Sehnervs durchgeführt, zum
Zeitpunkt der Verletzung wurden sie mit Kontrollmedium oder mit
2,5 × 103 bis 1 × 105 nicht-stimulierten (NS) Monocyten, 2,5 × 103 bis 1 × 105 Ischiasnerv-stimulierten (SS) Monocyten
oder mit 2,5 × 103 bis 1 × 105 Sehnerv-stimulierten (OS) Monocyten behandelt.
-
Die
Zahl der markierten Netzhautganglienzellen (RGCs) in den Ratten
aus jeder Behandlungsgruppe ist in 1 als Prozentsatz
der in normalen Sehnerven markierten RGCs dargestellt. Die Ratten, die
keine Zellen erhielten, zeigten fast keine Markierung von RGCs.
Die Ratten, die NS-Monocyten erhielten, zeigten eine Markierung
von mäßigen Zahlen von
RGCs, während
bei der Behandlung mit OS- Monocyten
eine größere Zahl
von RGCs markiert wurde. Bei den Ratten, die SS-Monocyten erhalten hatten, war die mittlere
Zahl der markierten RGCs mehr als fünfmal höher als bei den Ratten, die
mit OS-Monocyten behandelt worden waren, und etwa 15-mal höher als
bei den Ratten, die mit NS-Monocyten behandelt worden waren.
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6.2.2 Regeneration von
Axons nach Behandlung mit verschiedenen Dosen von Ischiasnerv- oder
Sehnerv-stimulierten Monocyten
-
Die
Regeneration sollte als Funktion der Dosis der verabreichten Monocyten
untersucht werden, hierzu wurde bei den Ratten eine Durchtrennung
des Sehnervs durchgeführt,
und sie wurden zum Zeitpunkt der Verletzung mit OS-Monocyten oder
mit SS-Monocyten in einer Gesamtdosis von 2,5 × 103;
5 × 103; 1 × 104 oder 1 × 105 Zellen
behandelt.
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Die
durchschnittliche Zahl der markierten Netzhaut-RGCs in jeder Behandlungsgruppe
ist in 2 als Prozentsatz der in normalen Sehnerven markierten
RGCs dargestellt. Nach der Behandlung mit 5 × 103 SS-Monocyten
war die RGC-Markierung am höchsten.
Höhere
oder niedrigere Dosen von SS-Monocyten
förderten
zwar die Regeneration von Axons, sie waren jedoch weniger wirksam.
Die Behandlung mit OS-Monocyten förderte genauso die Regeneration
von Axons, jedoch weniger effektiv. Der Peak-Effekt trat sowohl
bei OS- als auch bei SS-Monocyten
bei einer Dosis von 5 × 103 Monocyten auf; bei höheren oder niedrigeren Dosen
war die positive Wirkung auf die Regeneration von Axons weniger
stark ausgeprägt.
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In 3 sind repräsentative Fluoreszenz-Mikrofotografien
von markierten RGCs in Retinas nach der Behandlung mit SS-Monocyten
oder mit Kontrollmedium dargestellt. Das Fehlen von markierten RGCs
nach der Behandlung mit Kontrollmedium zeigt, dass die Durchtrennung
vollständig
war und dass die markierten RGCs regenerierende Axons darstellen,
welche die Stelle der Durchtrennung überbrückt haben, und dass sie nicht
bloß Fasern
darstellen, die der experimentellen Verletzung entgangen waren.
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Die
Mikrofotografien in 4 bestätigen weiterhin,
dass ein erneutes Wachstum stattgefunden hat. In den mit Kontrollmedium
behandelten Nerven (E) waren keine markierten Fasern distal zur
Stelle der Anwendung von HRP zu sehen. In den Nerven, die mit SS-Monocyten
behandelt worden waren (A bis D), waren markierte Fasern zu sehen,
die vom proximalen Teil des Nervs aus hervortraten, die Stelle der
Durchtrennung (ST) überquerten
und sich nach distal verlängerten.
An den Spitzen dieser markierten Fasern wurden Strukturen festgestellt,
die einem Wachstumskonus (gc) gleichen.
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6.2.3 Regeneration von
Axons nach Behandlung mit Monocyten, die mit Segmenten eines Ischiasnervs der
Ratte verschiedene Zeiträume
stimuliert worden waren
-
Die
Fähigkeit
von Monocyten, die Regeneration von Axons nach einer verschiedene
Zeiträume dauernden
Stimulation mit Ischiasnerv-Segmenten zu fördern, sollte untersucht werden,
hierzu wurde bei Ratten eine Verletzung des Sehnervs durchgeführt und
die Ratten zum Zeitpunkt der Verletzung mit 5 × 103 Monocyten
behandelt, die zwei Stunden (2 Std.), zwölf Stunden (12 Std.) oder 17
Stunden (17 Std.) zusammen mit Segmenten des Ischiasnervs der Ratte
gezüchtet
worden waren. In 5 ist die Zahl der markierten
RGCs in den einzelnen Ratten aus jeder Behandlungsgruppe als Prozentsatz
der in normalen Sehnerven markierten RGCs dargestellt. Die Monocyten
zeigten eine gesteigerte Fähigkeit, die
Regeneration von Axons zu fördern;
nachdem sie mit Ischiasnerv-Segmenten gezüchtet worden waren, und zwar
bei allen getesteten Zeiträumen.
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6.2.4 Regeneration von
Axons nach Behandlung mit Monocyten, die mit Segmenten eines Ischiasnervs der
Ratte oder der Maus stimuliert worden waren
-
Die
Fähigkeiten
von Ischiasnerv-Segmenten, die von der Ratte und der Maus stammten,
zur Stimulation der Fähigkeit
von Monocyten, die Regeneration von Axons zu fördern, sollten verglichen werden,
hierzu wurde bei Ratten eine Durchtrennung des Sehnervs durchgeführt und
die Ratten zum Zeitpunkt der Verletzung mit 5 × 103 Ratten-Monocyten behandelt,
die 24 Stunden entweder zusammen mit einem bis acht Segmenten eines
Ischiasnervs der Ratte (RATTE) oder mit zwei bis 16 Segmenten eines Ischiasnervs
der Maus (MAUS) behandelt worden waren. Die Zahl der markierten
RGCs in den einzelnen Ratten aus jeder Behandlungsgruppe ist in 6 als
Prozentsatz der in normalen Sehnerven markierten RGCs dargestellt.
Sowohl der Ischiasnerv der Ratte als auch der Ischiasnerv der Maus
stimulierte die Fähigkeit
von Monocyten, die Regeneration von Axons zu fördern.
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6.2.5 Phagocytische Aktivität von Monocyten
nach Züchten
mit Segmenten eines Ischiasnervs der Ratte
-
Ratten-Monocyten
wurden bei 2,5 × 105 Zellen in 1 ml DCCM-1-Medium suspendiert
und 2 bis 24 Stunden ohne weitere Zusätze (Kontrolle), zusammen mit
einem Segment eines Ischiasnervs der Ratte (1SS), mit zwei Segmenten
eines Ischiasnervs der Ratte (2SS) oder mit vier Segmenten eines
Ischiasnervs der Ratte (4SS) gezüchtet.
-
Die
phagocytische Aktivität
der 2SS- und 4SS-Präparate
nach zwei Stunden in Kultur ist in 7 im Vergleich
zur phagocytischen Aktivität
der Kontroll- Monocyten
dargestellt. Nach zwei Stunden Züchten
zusammen mit zwei Ischiasnerv-Segmenten zeigten
die Monocyten eine erhöhte
phagocytische Aktivität;
nach zwei Stunden Züchten
zusammen mit vier Ischiasnerv-Segmenten zeigten die Monocyten einen
größeren Anstieg
der phagocytischen Aktivität.
-
Die
phagocytische Aktivität
der 1SS- und 4SS-Präparate
nach 24 Stunden in Kultur ist in 8 im Vergleich
zur phagocytischen Aktivität
der Kontroll-Monocyten dargestellt. Nach 24 Stunden Züchten zusammen
mit einem Ischiasnerv-Segment zeigten die Monocyten eine erhöhte phagocytische
Aktivität;
nach 24 Stunden Züchten
zusammen mit vier Ischiasnerv-Segmenten war der Anstieg der phagocytischen
Aktivität
noch größer. Das
4SS-Präparat zeigte
einen größeren Anstieg
der phagocytischen Aktivität
nach 24 Stunden als nach zwei Stunden.
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6.2.6 Phagocytische Aktivität von Monocyten
nach Züchten
mit Segmenten eines Sehnervs der Ratte
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Ratten-Monocyten
wurden bei 2,5 × 105 Zellen in 1 ml DCCM-1-Medium suspendiert
und 2 bis 24 Stunden ohne weitere Zusätze (Kontrolle) oder zusammen
mit vier Segmenten eines Sehnervs der Ratte (4OS) gezüchtet. Die
phagocytische Aktivität der
4OS-Präparate
nach zwei Stunden in Kultur ist in 9 im Vergleich
zur phagocytischen Aktivität
der Kontroll-Monocyten dargestellt. Nach zwei Stunden Züchten zusammen
mit vier Sehnerv-Segmenten zeigten die Monocyten eine Abnahme der
phagocytischen Aktivität.
-
Die
phagocytische Aktivität
der 4OS-Präparate
nach 24 Stunden in Kultur ist in 10 im
Vergleich zur phagocytischen Aktivität der Kontroll-Monocyten dargestellt.
Nach 24 Stunden Züchten
zusammen mit vier Sehnerv-Segmenten zeigten die Monocyten eine Abnahme
der phagocytischen Aktivität,
die ähnlich
war wie die nach zwei Stunden.
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6.2.7 Phagocytische Aktivität von Monocyten
nach Züchten
mit Ischiasnerv-Segmenten
in Gegenwart von Sehnerv-konditioniertem Medium
-
Sehnerv-konditioniertes
Medium wurde hergestellt, indem zehn Segmente eines Sehnervs der Ratte
zwei Stunden in 1 ml DCCM-1-Medium gezüchtet wurden. Während frisches
DCCM-1-Medium frei von Protein ist, enthielt das Sehnerv-konditionierte Medium
Protein. Ratten-Monocyten wurden bei 2,5 × 105 Zellen
in 1 ml DCCM-1-Medium suspendiert und 24 Stunden zusammen mit einem
bis sechs Segmenten eines Ischiasnervs der Ratte ohne weitere Zusätze (0)
oder mit einem Sehnerv-konditionierten Medium in einer Gesamt-Proteinkonzentration
von 10 μg/ml
(10), 1 μg/ml
(1) oder 0,1 μg/ml
(0,1) gezüchtet.
-
11 zeigt
die phagocytische Aktivität
von Monocyten, die zusammen mit Ischiasnerv in Gegenwart von Sehnerv-konditioniertem
Medium gezüchtet wurden,
im Vergleich zur phagocytischen Aktivität von Monocyten, die mit Ischiasnerv
in Abwesenheit von Sehnerv-konditioniertem Medium gezüchtet wurden.
Die Zugabe von Sehnerv-konditioniertem Medium schwächte die
durch Züchten
mit Ischiasnerv verursachte Steigerung der phagocytischen Aktivität ab. Diese
Abschwächung
trat in dem Präparat
am deutlichsten auf, zu dem 0,1 μg/ml
Sehnerv-konditioniertes Medium zugegeben worden war.
-
6.3 Diskussion
-
Diese
Beispiele machen deutlich, dass Monocyten, die an der Stelle einer
ZNS-Verletzung verabreicht wurden, die Regeneration von Axons förderten.
Alle getesteten Monocyten bewirkten eine Förderung der Regeneration von
Axons. Jedoch wurden Monocyten durch Züchten zusammen mit einem Nervensegment,
insbesondere mit einem Segment eines peripheren Nervs, z.B. eines
Ischiasnervs der Ratte oder der Maus, stimuliert (d.h. sie zeigten
eine gesteigerte Fähigkeit,
die Regeneration von Axons zu fördern).
Diese Stimulation trat nach allen Züchtungszeiträumen auf,
d.h. von zwei bis 24 Stunden. Bei der Behandlung einer vollständigen Durchtrennung
eines Sehnervs der Ratte, der etwa 105 Nervenfasern
enthält,
wurden optimale Ergebnisse erhalten, indem etwa 5 × 103 Monocyten verabreicht wurden. Jedoch zeigte
jede getestete Dosis eine positive Wirkung auf die Regeneration
von Axons.
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Diese
Beispiele machen außerdem
deutlich, dass Monocyten nach Züchten
mit einem oder mehreren Segmenten eines Ischiasnervs eine erhöhte phagocytische
Aktivität
zeigen. Somit stellt die Messung der phagocytischen Aktivität ein schnelles
und wirksames Verfahren bereit, mit dem Gewebe und Zellen auf ihre
Fähigkeit
durchgemustert werden können,
Monocyten zu stimulieren, die Regeneration von Axons zu fördern.