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Die
vorliegende Erfindung betrifft amylolytische Enzyme, insbesondere α-Amylasen,
die von Enzymen, wie sie in Bacillus licheniformis vorliegen, abgeleitet
sind.
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α-Amylasen
hydrolysieren Stärke,
Glycogen und verwandte Polysaccharide durch zufällige Spaltung von internen α-1,4-glucosidischen
Bindungen.
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Stärke besteht
aus einer Mischung von Amylose (15–30% w/w) (Gewicht/Gewicht)
und Amylopectin (70–85%
w/w). Amylose besteht aus linearen Ketten von α-1,4-verknüpften Glucoseeinheiten mit
einem Molekulargewicht (MW) von etwa 60.000 bis etwa 800.000. Bei
Amylopectin handelt es sich um ein verzweigtes Polymer, das α-1,6-Verzweigungspunkte
alle 24 bis 30 Glucoseeinheiten enthält, und dessen Molekulargewicht
bei bis zu 100 Millionen liegen kann.
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Stärke und
insbesondere derivatisierte Stärke
oder verdünnte
Stärke
sind für
eine Reihe technischer Anwendungen bedeutsam, beispielsweise als
Substrat für
die Zucker- und Alkoholproduktion, als ein Zwischenprodukt bei der
Polymerproduktion oder als technischer Hilfsstoff während der
Herstellung von Textilien und Papier. Stärke ist auch die Hauptkomponente
von Flecken, die von z.B. Schokolade, Brei oder Porridge auf Kleidern
und Geschirr stammen.
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Das
Verdünnen
von Stärke
(thinning), auch als Verflüssigung
bezeichnet (liquefaction), ist ein erster Schritt, der in den meisten
vorstehend angegebenen Stärkeanwendungen
notwendig ist. Dieser Verdünnungsschritt
wird geeigneterweise unter Verwendung einer α-Amylase durchgeführt.
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Die
bisher eingesetzten α-Amylasen
werden aus einer breiten Vielzahl von bakteriellen, pilzlichen, pflanzlichen
und tierischen Quellen isoliert. Die industriell am häufigsten
eingesetzten Amylasen sind jene, die aus Bacilli isoliert wurden.
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Ein
bekannter Nachteil von enzymatischen Reaktionen liegt darin, dass
Enzyme nur über
einen recht beschränkten
Bereich von Bedingungen wie z.B. pH, Ionenstärke und insbesondere Temperatur,
aktiv sind.
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Die α-Amylase
aus B. licheniformis ist eine der stabilsten im Hinblick auf die
Temperatur, die bisher bekannt ist, und wird daher in Anwendungen
eingesetzt, bei denen die Thermostabilität des Enzyms entscheidend ist.
Jedoch hängt
die Stabilität
dieses Enzyms von der Calciumkonzentration in der Anwendung ab und die
optimale Aktivität
wird bei neutralem pH beobachtet. Eine thermostabilere Variante
von dem B. licheniformis Enzym, die die gleiche spezifische Aktivität wie das
Wildtyp-Enzym aufweist, ist in der PCT/EP90/01042 beschrieben worden.
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In
der PCT/DK93/00230 konnte gezeigt werden, dass es möglich ist,
die Oxidationsstabilität
von α-Amylase
aus B. licheniformis zu verbessern, indem Methionine durch eine
der weiteren 19 möglichen
Aminosäuren
ersetzt werden. In dem beschriebenen Test unter den gegebenen Bedingungen
zeigte eine dieser Mutanten ein leicht höheres Aktivitätsniveau
als das Wildtyp-Enzym.
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Auch
wenn gezeigt wurde, dass es möglich
ist, die Stabilität
von amylolytischen Enzymen zu verbessern, insbesondere von α-Amylasen,
für einige
der schädlichen
Bedingungen, besteht bisher noch keine α-Amylase zur Verfügung, die
die gleiche oder eine bessere Aktivität unter suboptimalen Bedingungen
als das Wildtyp-Enzym bei optimalen Bedingungen aufweist. Suboptimale
Bedingungen werden im Rahmen der vorliegenden Beschreibung als Bedingungen
definiert, die einen pH verwenden, der von neutral verschieden ist, z.B.
niedriger als 6,5 oder höher
als 7,5, und/oder Bedingungen, die eine niedrigere als die optimale
Ca2+-Konzentration verwenden, z.B. niedriger
als 50 ppm.
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Da
bei den meisten industriellen Anwendungen die Bedingungen bestenfalls
suboptimal sind, könnte das
Problem einer verringerten Aktivität gelöst werden, indem ein Enzym
bereit gestellt wird, das bei optimalen Bedingungen eine höhere Aktivität als das
Wildtyp-Enzym aufweist. Es würde
dann immer noch eine ausreichende Aktivität bei suboptimalen Bedingungen
erzielen. Die vorliegende Erfindung stellt genau solche Enzyme bereit.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein amylolytisches Enzym bereit, das
von dem amylolytischen Enzym aus Bacillus licheniformis abgeleitet
ist, oder ein Enzym mit mindestens 70% oder vorzugsweise mindestens 90%
Aminosäureidentität damit,
umfassend:
- i) einen Aminosäureaustausch an Position 188
der Aminosäuresequenz
der α-Amylase
aus Bacillus licheniformis, oder
- ii) einen oder mehrere Aminosäureaustausche an Positionen,
gewählt
aus der Gruppe bestehend aus den Positionen 104, 187 und 128 der
Aminosäuresequenz
der α-Amylase
aus Bacillus licheniformis, und mindestens einen zusätzlichen
Aminosäureaustausch,
der dem Enzym eine verbesserte Thermostabilität verleiht, gewählt aus
der Gruppe bestehend aus His an Position 133 zu Tyr, und Thr an
Position 149 zu Ile,
wobei die Austausche (i) oder (ii)
dem Enzym eine höhere
Aktivität
als jene des Wildtyp-Enzyms verleihen. Die Aktivität eines
amylolytischen Enzyms wird im Rahmen der vorliegenden Beschreibung
und der Ansprüche
als die spezifische Aktivität
definiert, wie sie im Beispiel 2 bestimmt wird. Die höhere Aktivität der mutierten
Enzyme ist unter optimalen Bedingungen sichtbar, jedoch auch unter
suboptimalen Bedingungen, bei denen ein pH-Wert von weniger als
pH 6,5 oder höher
als pH 7,5 und/oder eine Ca2+-Konzentration
von weniger als 50 ppm verwendet wird. Zusätzlich stellt die vorliegende
Erfindung solche amylolytischen Enzyme mit einer höheren Thermostabilität als das
Wildtyp-Enzym bereit, wobei die Thermostabilität wie in Beispiel 3 bestimmt
definiert ist. Für
einige dieser mutierten Enzyme ist die verbesserte Thermostabilität unter
suboptimalen Bedingungen im Hinblick auf die Ca2+-Konzentration am
ausgeprägtesten.
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Die
Aminosäuresequenz
der α-Amylase
von B. licheniformis ist in der 1 dargestellt.
Die Zahlen stehen für
die Position einer Aminosäure
in der Sequenz und werden als Hinweis auf die Aminosäureposition bei
der Beschreibung der Aminosäureaustausche
verwendet. Im Hinblick auf die entsprechenden Aminosäureaustausche
in Enzymen mit mindestens 70% oder vorzugsweise mindestens 90% Aminosäureidentität mit der α-Amylase
aus B. licheniformis ist es für
den Fachmann selbstverständlich,
dass die in der vorliegenden Beschreibung und den Ansprüchen verwendeten
Aminosäurepositionen
der α-Amylase
aus B. licheniformis sich auf die entsprechenden konservierten Aminosäuren in
der Aminosäuresequenz
der verwandten Enzyme beziehen und nicht unbedingt auf deren Aminosäurepositionen
in diesen Enzymen. Es ist ferner offensichtlich, dass diese entsprechenden
konservierten Aminosäuren
nicht zwangsläufig
mit jenen der α-Amylase
aus B. licheniformis identisch sind.
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In
einer zielgerichteten Mutagenese-Studie identifizierten wir Mutanten
der Aminosäuresequenz,
die das Aktivitätsniveau
des Enzyms beeinflussen. Unter anderem führten wir die folgenden Mutationen
durch: N104D, S187D, V128E und N188D, bei denen es sich um bevorzugte
mutierte Enzyme gemäß der vorliegenden
Erfindung handelt. Einige dieser Mutanten zeigten eine höhere Gesamtaktivität als das
Wildtyp-Enzym. Alternativ
dazu zeigten einige dieser Mutationen eine verbesserte Thermostabilität.
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Auch
wenn zielgerichtete Mutationen (site directed mutations) in der
DNA, die für
die amylolytischen Enzyme codiert, ein bevorzugter Weg zu den Enzymen
gemäß der vorliegenden
Erfindung darstellen, ist dem Fachmann bekannt, dass es verschiedene
Wege zum Erhalten der Enzyme gemäß der vorliegenden
Erfindung gibt, und dass diese folglich Teil der vorliegenden Erfindung
sind.
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Aufgrund
der Tatsache, dass bisher nur 3D-Strukturen von nicht-bakteriellen α-Amylasen zur Verfügung standen,
(z.B. L. Brady et al. Acta Cryst. B47 (1991), 527–535, H.
J. Swift et al. Acta Cryst. B47 (1991), 535–544, M. Quian et al. J. Mol.
Biol. 231 (1993), 785–799),
ist es schwierig, für
die α-Amylase
aus B. licheniformisvorauszusagen, ob eine gewisse Aminosäure an einer
gewissen Position irgendeinen Einfluss auf das Aktivitätsniveau
des Enzyms haben kann. In der Regel ist eine 3D-Struktur notwendig, um solche Vorhersagen zu
treffen, da die räumliche
Orientierung der Aminosäuren
deren Rolle im katalytischen Prozess bestimmt. Ohne eine 3D-Struktur des untersuchten
Enzyms müssen
die Ergebnisse von zielgerichteten Mutagenese-Experimenten an möglichen
aktiven Stelle-Resten auf verwandten Enzymen (siehe z.B. L. Holm
et al. Protein Engineering 3 (1990) 181–191, M. Vihinen et al. J.
Biochem, 107 (1990) 267–272,
T. Nagashima et al. Biosci. Biotech. Biochem. 56 (1992) 207–210, K.
Takase Eur. J. Biochem, 211 (1993) 899–902, M. Sogaard et al. J.
Biol. Chem. 268 (1993) 22480–22484) über ein "Multiple Sequence
Alignment" (siehe
z.B. L. Holm et al. Protein Engineering 3 (1990) 181–191) mit
bekannten 3D-Strukturen
in Verbindung gebracht werden. Dies ermöglicht die Identifizierung
der Reste der aktiven Stellen und ermöglicht die Identifizierung
von Resten, die in allen ähnlichen
Enzymen konserviert sind. Es wird in der Regel davon ausgegangen,
dass konservierte Reste für
die Funktion oder die Struktur des Enzyms entscheidend sind. Es
wird daher angenommen, dass Mutationen in diesen Stellen die Aktivität des Enzyms
beeinflussen. Durch Vornehmen von Mutationen in diesen aktiven Stellen
würde daher
erwartet werden, dass einige Mutationen zu einer höheren Aktivität führen.
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Bei
B. licheniformis sind jedoch keine der mutierten Reste an der Position
104, 128, 187 und 188 aktive Stellen-Reste. Lediglich die Position
104 ist am Ende einer konservierten Region angeordnet und könnte möglicherweise
für die
Aktivität
von Bedeutung sein, jedoch ist in diesem konkreten Fall eine korrekte
Voraussage der Wirkung einer Punktmutation nahezu unmöglich.
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Ein
weiterer wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung ist der Befund,
dass in einer Reihe von Fällen die
stärker
aktiven Mutanten etwas weniger thermostabil als das Wildtyp-Enzym
waren, außer
zumindest den Mutationen V128E und N188D, die stabiler sind, oder
zumindest thermostabiler als das Wildtyp-Enzym. Wir kombinierten
diese folglich mit zuvor identifizierten Mutationen, von denen bekannt
ist, dass sie das Wildtyp-Enzym stabilisieren. Dabei handelt es
sich um die Mutationen H133Y und T149I. Diese Extramutationen stabilisierten
in der Tat die aktiveren Mutanten, zeigten jedoch überraschenderweise
sogar noch ein höheres Aktivitätsniveau
als die stärker
aktiven Mutanten selbst.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden die Mutanten gemäß der Erfindung
mit Mutationen kombiniert, die die Oxidationsstabilität des amylolytischen
Enzyms verbessern. Solche mutierten Enzyme können Mutationen umfassen, die
im Stand der Technik zur Verbesserung der Oxidationsstabilität von amylolytischen
Enzymen bekannt sind, wie z.B. die Mutationen, die Methionin an
Position 197 ersetzen (wie z.B. PCT/DK93/00230).
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Wie
vorstehend angegeben, ist ein geeigneter Weg zum Erhalten der Enzyme
gemäß der vorliegenden
Erfindung eine zielgerichtet Mutagenese einer Nukleinsäure, insbesondere
eines DNA-Moleküls,
das die codierende Sequenz für
die Enzyme umfasst. Die mutierten Nukleinsäuremoleküle selbst sind ebenfalls Teil der
vorliegenden Erfindung, die neue und erfinderische Zwischenprodukte
bei der Herstellung der Enzyme darstellen. Ferner ist es durch Bereitstellung
dieser Nukleinsäuren
in einem geeigneten Vektorformat (wobei ein Vektor jedes geeignete
Vehikel für
eine Expression in einer Zelle umfasst) ferner möglich, die Nukleinsäure in einer
breiten Vielfalt von unterschiedlichen Wirten zu exprimieren, einschließlich homologen
und heterologen Wirten wie z.B. Bakterien und/oder weiterer Prokaryoten,
Hefen, Pilze, Pflanzenzellen, Insektenzellen oder Säugerzellen
und weiterer eukaryotischer Wirtszellen. Diese Wirtszellen, die
kultiviert werden können,
um die Enzyme zu produzieren, sind ebenfalls Teil der vorliegenden
Erfindung.
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Diese
Zellen können
nach bekannten Techniken kultiviert werden, die an die besondere
Art der zu propagierenden Zelle angepasst sind. Die Isolierung der
Enzyme gemäß der vorliegenden
Erfindung aus der Kultur oder dem Kulturüberstand ist ebenfalls im Stand
der Technik bekannt.
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Eine
Reihe von Mutanten werden aktiver (das heißt, höhere spezifische Aktivität) und/oder
stabiler (im Hinblick auf die Oxidations- und/oder Thermostabilität) sein,
selbst wenn lediglich Teile davon eingesetzt werden. Diese Fragmente
sind selbstverständlich
im Umfang der vorliegenden Erfindung enthalten. Es ist auch möglich, Mutationen
auf der Basis der vorliegenden Erfindung zu entwickeln, die kaum
irgendeinen Einfluss auf die Aktivität oder Stabilität aufweisen,
wobei solche Derivate ebenfalls Teil der vorliegenden Erfindung
sind. Einige reaktive Reste, die in den Aminosäuresequenzen gemäß der vorliegenden
Erfindung vorliegen, können ferner
auch chemisch modifiziert werden, ohne dass dies einen signifikanten
Einfluss auf die Aktivität
eines solchen Enzyms aufweist. Diese Derivate sind ebenfalls Teil
der vorliegenden Erfindung.
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Das
gleiche kann für
die Nukleinsäuren
gemäß der vorliegenden
Erfindung angegeben werden, die in einem gewissen Ausmaß modifiziert
werden können,
ohne die wichtigen Eigenschaften des resultierenden Enzyms zu beeinflussen.
Folglich sind Nukleinsäuresequenzen,
die mindestens 70% Identität,
oder bevorzugter mindestens 90% Identität mit einer codierenden Sequenz
für ein
Enzym gemäß der vorliegenden
Erfindung aufweisen oder die komplementär zu einer solchen Sequenz
sind, ebenfalls Teil der vorliegenden Erfindung. Dies trifft auch
zu, da es aufgrund der vorliegenden Erfindung möglich sein wird, in nahe verwandten
Enzymen wie z.B. amylolytischen Enzymen aus B. stearothermophilus
und B. amyloliquefaciens ähnliche
Verbesserungen im Hinblick auf die Aktivität und/oder Stabilität zu erzielen.
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Die
neuen amylolytischen Enzyme gemäß der vorliegenden
Erfindung können
in sämtlichen
bekannten Anwendungen von amylolytischen Enzymen aus dem Stand der
Technik eingesetzt werden.
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Diese
Anwendungen umfassen die Verwendung bei der Verarbeitung von Stärke, zum
Beispiel für
die Polymerproduktion, bei welcher Stärke "verdünnt" werden muss, die
Verwendung in Reinigungsmittelzusammensetzungen zum Auflösen von
Flecken, die Stärke
oder Stärkederivate
umfassen, die Verwendung bei der Herstellung von Zucker oder Alkohol,
oder die Verwendung bei der Verarbeitung von Textilien oder Papier,
insbesondere die Verwendung zum Entschlichten von Textilien oder
Papier.
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Waschmittelzusammensetzungen,
die die neuen amylolytischen Enzyme umfassen, sind ebenfalls Teil
der vorliegenden Erfindung. Diese Zusammensetzungen können zum
Geschirrspülen
(entweder mit der Hand oder automatisch), für Haushalts- oder Industrie-Reinigungsanwendungen
oder für
Textilienreinigung vorgesehen sein. Diese Zusammensetzungen können übliche Additive
und/oder Inhaltsstoffe wie z.B. Builder, oberflächenaktive Mittel, Bleichmittel
und ähnliches
enthalten.
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Eine
weiter bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung ist die Verwendung der Enzyme bei der Produktion von
Sirup oder Isosirup aus Stärke.
Sirup und Isosirup werden unter Verwendung einer α-Amylase
gemäß der vorliegenden
Erfindung produziert, welche die Verflüssigung (oder Verdünnung) der
Stärke
katalysiert, was zu Dextrinen mit einem durchschnittlichen Polymerisationsgrad
von etwa 7 bis 10 führt, üblicherweise
gefolgt von einer Verzuckerung der verflüssigten Stärke, was zu einem Sirup mit
einem hohen Glucosegehalt führt.
Gegebenenfalls kann der Sirup zu einer Dextrose/Fructose-Mischung
isomerisiert werden, die als Isosirup bekannt ist.
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Die
vorliegende Erfindung wird im folgenden ausführlich durch die folgenden
Beispiele erläutert,
die lediglich der Veranschaulichung dienen.
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Beispiele
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Kurze Beschreibung
der Figuren
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Die 1 stellt
die Aminosäuresequenz
der α-Amylase
von B. licheniformis dar. Die Zahlen beziehen sich auf die Positionen
der Aminosäuren
in der Sequenz. Sie werden verwendet, um die Mutationen zu identifizieren,
die im Einbuchstaben-Aminosäurecode
im Text der Anmeldung angegeben sind.
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Die
Nomenklatur, die für
die Mutationen verwendet wird, ist wie folgt: S187D bedeutet den
Austausch von dem Serin (Ser) an der Position 187 gegen eine Asparaginsäure (Asp).
Mehrfach-Mutanten werden wie folgt bezeichnet: H133Y/T149I bedeutet
den Austausch von Histidin (His) an der Position 133 durch Tyrosin (Tyr)
plus den Austausch von Threonin (Thr) an der Position 149 durch
Isoleucin (Ile).
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2 zeigt
eine Mappe des Plasmids pBHATLAT. α-Amylase: B. licheniformis α-Amylase kodierendes Gen.
OripUB: Ursprung der Replikation des Plasmids pUB110. reppUB: Replikationsprotein
des Plasmids pUB110. neo: Neomycin-Resistenzgen. bleo: Bleomycin-Resistenzgen.
pHpaII: HpaII-Promotor. orifl: Ursprung der Replikation des Phagen
fl. ori322: Ursprung der Replikation des Plasmid pBR322. bla: β-Lactamase (Ampicillinresistenz)-Gen.
cat*: Inaktives Chloramphenicolacetyltransferase (Chloramphenicolresistenz)-Gen.
p.Tac: Tac-Promotor.
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Beispiel 1
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Produktion und Reinigung
von Wildtyp-Amylase und mutierten α-Amylase
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a) Genetische Verfahren:
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Alle
molekulargenetischen Verfahren, die für E. coli verwendet wurden
(Plasmidkonstruktion, Transformation, Plasmidisolierung usw.) wurden
nach Maniatis et al. durchgeführt
(Molecular Cloning, A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor, 1989).
Die Transformation von B. subtilis und die Plasmidisolierung wurden
nach Harwood et al. durchgeführt
(Molecular Biological Methods for Bacillus, Chichester, 1990). E.
coli Stämme,
die pBHATLAT oder dessen Derivate enthielten, wurden in Gegenwart
von 100 mg/l Ampicillin und 2 mg/l Neomycin gezüchtet. Bacillus subtilis-Stämme, die
pBHLAT 9-abgeleitete Plasmide trugen, wurden in einem Medium kultiviert,
das 20 mg/l Neomycin enthielt.
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Bei
dem Plasmid pBHA/C1 handelt es sich um einen Bacillus/E. coli-Shuttlevektor,
der von dem Zwillingsvektorsystem pMa/c5-8 von Stanssens et al.
abgeleitet ist (Nucl. Acids Res. 17 (1989): 4441–4454). Eine vollständige Beschreibung
von pBHA1 ist in der europäischen
Patentanmeldung
EP 414297 angegeben.
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Das α-Amylasegen
von B. licheniformis, das innerhalb der vorliegenden Studie eingesetzt
wurde, wurde aus dem Plasmid pMcTLia6 (WO91/00353) als ein EcoRI-HinDIII-Restriktionsfragment,
das nach wie vor den induzierbaren Tac-Promotor enthielt, erhalten.
Dieses Fragment wurde in EcoRI-HinDIII-verdautes pBHA1 insertiert,
um das Plasmid pBHATLAT zu ergeben (2). Dieses
Plasmid wird für
die Expression von α-Amylase
in E. coli durch Induktion des Tac-Promotors durch 0,2 mM IPTG eingesetzt.
Die Expression von mutierten α-Amylase
wurde erhalten, indem das Wildtyp-α-Amylasegenfragment durch das
korrespondierende mutierte Genfragment ersetzt wurde. Für eine Expression
in Bacillus wurde das Plasmid pBHATLAT mit BamHI verdaut, und anschließender Relegation,
wodurch das α-Amylasegen
unter die Kontrolle des konstitutiven HpaII-Promotors gesetzt wurde.
Wildtyp- und mutiertes α-Amylaseenzym wurden
aus dem Bacillus-Kulturüberstand
isoliert.
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Eine
zielgerichtete Mutagenese des α-Amylasegens
wurde unter Verwendung der PCR-Überlappungsextensionstechnik
durchgeführt,
wie von Ho et al. beschrieben (Gene 77 (1989): 51–59).
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b) Reinigung des α-Amylase-Wildtyps
und der α-Amylase-Mutanten.
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Ein
Aliquot des Kulturüberstands
wird zu fünf
Aliquoten 85°C-warmen
Wasser zugegeben und anschließend
bei 75°C
für 15
Minuten gehalten. Die Proteaseaktivität wird bei diesem Schritt entfernt.
Das Enzym wird anschließend über eine
Ionenaustauschchromatographie bei pH 5,5 auf einer S-Sepharose-FF-Säule isoliert.
Die verwendeten Puffer waren 20 mM Natriumacetat-Puffer mit 1 mM
CaCl2, gefolgt, mit einem Gradienten, von
20 mM Natriumacetat-Puffer mit 1 mM CaCl2 und
0,5 M KCl. Die vereinigten α-Amylasefraktionen
wurden mittels Ultrafiltration über
einen 10 kD-Filter konzentriert. Durch Waschen des Konzentrats mit
1,6 mM EDTA in 50 mM MOPS, ph 7,5, wurde das Enzym entmetallisiert.
Schließlich
wurde das Konzentrat zweimal mit 50 mM MOPS-Puffer pH 7,5 gewaschen.
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Beispiel 2
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Bestimmung
der Aktivität
und der Enzymkonzentration
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Die
Enzymkonzentration wird bestimmt, indem die optische Dichte bei
280 nm gemessen wird. Der Extinktionskoeffizient des Wildtyp-Enzyms
liegt bei 135100 M–1 cm–1.
Die Mutanten mit der Mutation H133Y besitzen einen Extinktionskoeffizienten
von 136430 M–1 cm–1.
Das Molekulargewicht liegt bei 55 kD.
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Die α-Amylaseaktivität wird mittels
des Substrates para-Nitrophenyl-maltoheptaosoid (4NP-DP7) bestimmt.
Das Reagenz von Abbott (code LN5A23-22) wird verwendet.
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Neben
4NP-DP7 liegen auch α-Glucosidase
und Glucoamylase im Substrat vor. Die α-Amylaseaktivität wird durch die Endfreisetzung
des Chromophors p-Nitrophenol (pNP) gemessen.
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Die
terminale Glucoseeinheit des Substrats wird mit einer Benzylidengruppe
blockiert. Diese terminate Blockierung inhibiert die Spaltung durch α-Glucosidase,
bis die Anfangsbindungen durch α-Amylase
gespalten werden können,
gefolgt von der Glucoamylase. Der Anstieg des OD405 pro Minute ist
direkt proportional zur α-Amylaseaktivität.
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Der
molare Extinktionskoeffizient von pNP bei 405 nm und pH 6,8 liegt
bei 7600 M–1 cm–1.
1 Einheit steht für
1 μmol umgesetztes
Substrat pro Minute. Nach dem „Lambert-Beer"-Gesetz wird die
folgende Beziehung aufgestellt: Aktivität =
worin t = Zeit [Minuten],
l = Lichtpfad [cm], ε405 = molarer Extinktionskoeffizient bei
405 nm [M–1 *
cm–1],
OD405 = Extinktion bei 405 nm, 106 = Berechnungsfaktor
von mol/l → μmol/l
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Aktivitäts-Assay:
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- – Zugabe
von 0,8 ml Reagenzlösung
(R1) zu einer Flasche R2 (Abbott).
- – Erwärmen des
temperaturgesteuerten Küvettenhalters
des Spektrophotometers auf 37°C.
- – Erwärmen des
Aktivitätspuffers
auf 37°C
(50 mM MOPS + 50 mM NaCl + 2 mM CaCl2, pH
6,8).
- – Zugabe
in die Küvette
im Küvettenhalter
von:
500 μl
Reagenz
x μl
Probe
500 – x μl Aktivitätspuffer
- – Messen
des Anstiegs an Extinktion bei 405 nm während 2 Minuten.
- – Berechnen
der Aktivität
unter Verwendung der vorstehend angegebenen Gleichung.
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Tabelle
1 Spezifische
Aktivitäten
von Wildtyp-α-Amylase
(WT) und mutierten α-Amylasen
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Beispiel 3
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Bestimmung der Thermostabilität
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Das
Enzym wird in einem Ölbad
bei 93°C
in geschlossenen Eppendorff-Mikroteströhrchen mit
einem Sicherheitsverschluss inkubiert (Bestellnr. 0030 120.086).
Die Calciumkonzentration wird variiert, während die Ionenstärke konstant
gehalten wird. Der Puffer besitzt bei Raumtemperatur einen pH 7,5,
der bei der Inkubationstemperatur auf einen pH 7,0 ansteigt. Eine
Lösung
von ± 0,25
mg/ml Protein in 50 mM MOPS pH 7,5 wird erhalten durch Mischen der
richtigen Menge an Enzym an 50 mM MOPS pH 7,5 mit X mM CaCl2 + X mM K2SO4 + 100 mM MOPS pH 7,5 + Wasser. Die Endpufferkonzentration
muss bei 50 mM liegen und das Endvolumen sollte 500 bis 1000 μl betragen
(am besten sind 1000 μl).
Die Salzzusammensetzung ist in der folgenden Tabelle angegeben:
-
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Beispiel
für 0,5
mM CaCl2:
250,0 μl 100 mM MOPS pH 7,5
88,0 μl Enzym (1,42
mg/ml)
50,0 μl
5 mM CaCl2
72,5 μl 100 mM K2SO4
39,5 μl demineralisiertes Wasser
500,0 μl Gesamtvolumen
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Die
Enzymlösungen
werden in fest verschlossenen Röhrchen
bei 93°C
inkubiert. 50 μl
der Proben werden nach 0,5, 10, 20, 30, 60, 90 und 120 Minuten entnommen.
Die Restaktivität
wird mit dem Abbott-Quickstart-Amylase-Assay bestimmt (siehe vorstehend).
Die Halbwertszeit wird unter Verwendung des Fittingprogramms GraFit
berechnet (Leatherbarrow, R. J. 1990 GraFit version 2.0, Erithacus
Software Ltd., Staines, UK).
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Tabelle
2 Halbwertszeit
von WT-α-Amylase
und mutierten α-Amylasen
bei unterschiedlichen Ca
2+-Konzentrationen
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Beispiel 4
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Stärkeverflüssigung unter Verwendung einer
mutierten α-Amylase
gemäß der vorliegenden
Erfindung
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Es
zeigte sich, dass das mutierte Enzym in dem Stärkeverflüssigungstest unter Verwendung
von industriell relevanten Bedingungen wirksam war. Es wurde unter
identischen Bedingungen im Vergleich mit dem Wildtyp-Enzym getestet.
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Eine
Stärkeaufschlämmung mit
34,3% Feststoffgehalt wurde unter Verwendung eines Jet-Kochapparats
einer Pilotanlage, Hydroheater Modell # M 103-MS, verflüssigt, mit
einer Fließgeschwindigkeit
von 2,8 l pro Minute. Eine 5 minütige
Retentionszeit bei 105°C
der primären
Verflüssigung
wurde von einer 120 minütigen
zweiten Verflüssigung
bei 93°C
gefolgt. Die Vergleichstests vis-à-vis dem Wildtyp-Enzym wurden
auf der Grundlage von entsprechenden modifizierten Wohlgemuth-Einheiten
(Modified Wohlgemuth Units (MWU)) 168 Einheiten/Gramm Stärke durchgeführt. Die
spezifische Aktivität
lag für
den Wildtyp bei 18,447 MWU/mg und für H133Y/S187D bei 48,000 MWU/mg.
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Die
Enzyme wurden unter zwei Sets von Bedingungen getestet. Das erste
Experiment verwendete industrielle Standardbedingungen (pH 6,4,
44 ppm Calcium), während
das zweite Experiment Stressbedingungen verwendete (ph 5,8, 8 ppm
Calcium).
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Die
Abnahme der Viskosität
während
der Verflüssigung
wurde mit einem #3 Zahn-Cup
gemessen, während
die Dextroseäquivalent
(DE)-Entwicklung unter Verwendung eines reduzierenden Zucker-Assays
gemessen wurde. Die Ergebnisse sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst:
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Tabelle
3 Experiment
1: pH 6,4, 44 ppm Calcium
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Tabelle
4 Experiment
2: pH 5,8, 8 ppm Calcium
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Beispiel 5
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Textilentschlichten unter
Verwendung einer mutierten α-Amylase
gemäß der Erfindung
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Cretonne-Baumwollflicken
(30·30
cm, J. Hacot et Cie., 48 Rue Mermoz, La Gorgue, Frankreich) werden
mit 12% löslicher
Stärke
(Gewicht/Gewicht) als Schlichtmittel imprägniert. Die geschlichtete Baumwolle wird
mit einem Liter Leitungswasser und 0,5 ml/l Netzmittel bei 25°C und pH
7,0 in einen Becher gegeben. α-Amylase
wird in einer Konzentration, die in der Tabelle angegeben ist, zugefügt. Die
Mischung wird gerührt und
mit einem Gradienten von 2°C
pro Minute während
30 Minuten auf eine Endtemperatur von 85°C erwärmt. Nach 10 Minuten Rühren bei
der Endtemperatur wird der Stoff für zwei Minuten mit kaltem Wasser
gespült
und getrocknet.
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Die
Reststärke
wird nach einem reflektometrischen Verfahren bestimmt. Die Reststärke auf
den Fasern wird mit einer Lösung
angefärbt,
die aus 0,15 g Jod, 0,5 g Kaliumiodid und 10 ml 2 N H2SO4 in einem Volumen von 1 l Wasser hergestellt
wurde. Die getrocknete Baumwollflicke wird mit Alkohol befeuchtet
und in der Färbelösung für 15 Minuten
eingetaucht. Die Reflektion des angefärbten Flickens wird bei 700
nm mit einem Reflektometer „Universal
Messeinheit UME 1 III/LR 90 (Dr. Bruno Lange GmbH, Berlin, Deutschland)
gemessen. Die Menge an Reststärke
kann mit einer Kalibrierungskurve, die mit bekannten Stärkemengen
auf dem Stoff aufgenommen wurde, berechnet werden.
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Tabelle
5 Ein
Vergleich der Performance der Wildtyp-Amylase und einer mutierten α-Amylase
beim Entschlichten von Textilien
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Beispiel 6
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Ein Vergleich der Waschperfomance
der Wildtyp-Amylase und einer mutierten α-Amylase
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Die
Waschperformance von dem Wildtyp gegenüber der Mutante H133Y/S187D
wurde in einem großtechnischen
Waschexperiment getestet, wobei der Amylase-empfindliche Baumwollteststoff EMPA
112 als Monitor verwendet wurde. In allen Tests lag die α-Amylasedosierung
bei 1,3 mg/l Lauge. Eine Kontrolle wurde als Referenz genommen.
Bei der Waschpulverbasis handelte es sich um das IEC Referenzreinigungsmittel
A, das Bleichmittel und Protease enthält.
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Alle
Tests wurden 5mal durchgeführt.
Die Stoffe wurden in einer Waschmaschine vom Typ Miele W701 bei
40°C und
einer Gesamtbeladung von 4 kg Stoffen gewaschen. Die Schmutzentfernung
wurde gemessen, indem die Reflektion von weißem Licht mit einem Reflektometer
Cologard-Modell 05 (Gardner Lab., USA) gemessen wurde. Die folgende
Tabelle stellt die Ergebnisse zusammen. Sie zeigt, dass die Mutante
bei der gleichen Dosierung eine bessere Performance aufweist als
der Wildtyp.
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Tabelle
6 Ein
Vergleich der Waschperformance der Wildtyp-Amylase und einer mutierten α-Amylase
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