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Die vorliegende Erfindung betrifft
eine Expressionskassette und Plasmide enthaltend diese Expressionskassette.
Die DNA-Sequenz der Expressionskassette enthält eine transkriptional regulatorische
Starter-Region, die eine spezifische Genexpression in den Schließzellen
der Blätter
von Pflanzen sicherstellt, und keine Expression in Mesophyllzellen
oder epidermalen Zellen der Blätter
vermittelt. Ferner betrifft die vorliegende Erfindung Verfahren
zur Herstellung transgener Pflanzen, die Sequenzen der Expressionskassette
enthalten, sowie die Verwendung der Plasmide, enthaltend die Expressionskassette,
zur Herstellung transgener Pflanzen.
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Bedingt durch den kontinuierlich
steigenden Nahrungsmittel- und Rohstoffbedarf, der aus dem stetigen
Wachstum der Weltbevölkerung
resultiert, ist es in zunehmenden Maße Aufgabe der biotechnologischen Forschung,
sich wegen der langfristig abzusehenden Limitation von Anbauflächen um
die Produktion ertragreicher, ökologisch
unbedenklicher Nutzpflanzen zu bemühen. Hierzu muss der Metabolismus
der Pflanzen manipuliert werden. Dies kann u. a. durch die Veränderung
der im Zellkern enthaltenen DNA hervorgerufen werden. Es sind bereits
Verfahren zur genetischen Modifikation dikotyler und monokotyler
Pflanzen bekannt (vgl. z. B. Fraley, R. T. (1989) Science 244: 1293–1299; und
Potrykus (1991) Ann. Rev. Plant Mol. Biol. Plant Physiol. 42: 205–225).
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Mit der vorliegenden Erfindung ist
es möglich,
die Transpirationsvorgänge
und den Gasaustausch einer Pflanze im Hinblick auf eine Ertragssteigerung
durch Manipulation von Genen, die spezifisch in Schließzellen
exprimiert werden, zu beeinflussen. Dies ist unter Ausnutzung bekannter
Expressionssysteme wegen der weitreichenden Konsequenzen einer nicht
schließzellenspezifischen
Genexpression für
den Gesamtstoffwechsel der Pflanze nicht praktikabel. Eine Steigerung
des Ertrags von Nutzpflanzen kann dadurch erreicht werden, dass
die Photosyntheseleistung von Pflanzen verändert wird, oder der Wasserverbrauch
verringert wird. Hierfür
sind die Schließzellen
der Epidermis von Blattgeweben ein günstiger Ansatzpunkt.
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Schließzellen sind spezifische, bohnenförmige Zellen
der Epidermen der oberirdischen, von Luft umgebenen grünen Teile
höherer
Pflanzen, die paarweise angeordnet sind und zwischen einander eine
Lücke (einen
Spalt) freilassen. Der Spalt unterbricht die sonst lückenlose
Schicht der Epidermiszellen und stellt auf diese Weise die Verbindung
zwischen der Außenluft
und dem Intercellularensystem her. Bei den meisten Pflanzen nimmt
das Porenareal bei geöffneten
Spalten etwa 0,5 bis 1,5% der Blattfläche ein. Infolge ihres besonderen Baus
können
Schließzellen
ihre Gestalt durch aktive Turgorveränderungen so regulieren, dass
sich der Spalt zwischen ihnen schließt oder öffnet. Die Spaltöffnungen
sind also Regulatoren des Gaswechsels, insbesondere der Transpiration.
Die Schließzellen
haben somit die Aufgabe, den Diffusionswiderstand so zu regulieren, dass
der Wasserverlust durch die Transpiration und die CO2-Aufnahme
für die
photosynthetische oder die Dunkel-CO2-Fixierung
in einem den jeweiligen Bedürfnissen
angepassten Verhältnis
stehen. Das Öffnen
und Schließen
der Schließzellen
ist auf eine Veränderung
des Turgors in den Schließzellen
selbst und damit auf den Aufbau einer Differenz des Turgors in den
Schließzellen
zu den angrenzenden Epidermiszellen (Nebenzellen) zurückzuführen.
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Schließzellen regulieren über den
Gasaustausch Kohlendioxidaufnahme und Transpiration (Abgabe von
Wasserdampf). Bestandteil des Regelkreises ist neben der Kohlendioxidkonzentration
und den Phytohormonen die Konzentration an gelösten Stoffen, da diese über Turgorveränderungen
zum Öffnen
bzw. Schließen der
Spalte führen.
Da Veränderungen
der Konzentration an gelösten
Stoffen weitreichende Konsequenzen für den Metabolismus der Pflanze
haben, wenn sie in allen Geweben oder Zellen geschehen, ist es wünschenswert,
diese Veränderungen
nur in Teilbereichen der Pflanze oder während eines bestimmten Zeitabschnitts
im Pflanzenwachstumszyklus zu erlauben. Insbesondere sollte eine
den Gasaustausch beeinflussende Veränderung des Kohlendioxid- oder
auch des Gehalts an osmotisch aktiven Substanzen von Schließzellen
unabhängig
von der Konzentration dieser Substanzen in Mesophyllzellen möglich sein.
Daher besteht ein großes
Interesse an der Identifikation und der wirtschaftlichen Nutzbarkeit
der für
die spezifische Transkription in Schließzellen verantwortlichen regulatorischen
DNA-Sequenzen des Pflanzengenoms.
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Mit Hilfe schließzellenspezifischer regulatorischer
Sequenzen kann durch Expression geeigneter, neu eingeführter Gene
oder durch Modulation endogener Genprodukte ein permanentes Öffnen oder
Schließen bzw.
eine Verlängerung
oder Verkürzung
der Öffnungsperioden
von Schließzellen
herbeigeführt
werden.
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Die vorliegende Erfindung stellt
ein schließzellenspezifisches
Expressionssystem zur Verfügung,
mit dem derartige Eingriffe möglich
sind.
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Dauerndes Offenhalten der Schließzellen
sollte wegen einer vermehrten Transpiration zu einem hohen Wasserverlust
in den Pflanzen führen,
kann aber beispielsweise in späten
Phasen des Wachstumszyklus' zur
Beschleunigung des Abreifens von Kulturpflanzen wünschenswert
sein. Darüber
hinaus kann an die Produktion stark transpirationsaktiver Pflanzen
zum Zwecke einer kontrollierten Trockenlegung von Böden gedacht
werden. Oberflächlich
wurzelnde Pflanzen können
dabei über
eine Absenkung der Wärmekapazität des Bodens
eine jahreszeitlich frühere
Erwärmung
der Nutzflächen
bewirken und so eine frühere
Ernte von temperaturempfindlichen Kulturpflanzen wie z. B. der Zuckerrübe ermöglichen.
Da die zunächst
eingebrachten genetisch veränderten
Hilfspflanzen in den weiteren Phasen des Wachstumszyklus benachteiligt
sind, führen
sie nicht zu einer Behinderung der Entwicklung der Nutzpflanzen,
sondern im Gegenteil durch eine Ausdehnung der Vegetationsphase
zu einer Ertragssteigerung.
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Ein weitgehendes Geschlossenhalten
der Spaltöffnungen
würde durch
einen verminderten Gasaustausch ein verlangsamtes Wachstum und infolgedessen
eine zeitliche Ausdehnung der Vegetationsphase bewirken. Dies kann
bei Zierpflanzen von Interesse sein. Weiterhin können landwirtschaftliche Hilfspflanzen
produziert werden, die als transpirationsschwache Bodendecker eine
Erosion der Nutzfläche
in Ruhephasen oder zu Beginn der Vegetationsphase von Kulturpflanzen
verhindern.
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Eine Veränderung der Öffnungsperioden
der Spalten erweist sich bei Kulturpflanzen als günstig. Beispielsweise
kann bei grün
geernteten Arten, insbesondere bei Futterpflanzen, durch Rückhalten
des Wassers die Austrocknung älteren
Blattmaterials ver hindert und so der Ertrag gesteigert werden. Ferner
ist an eine Adaption an Standorte mit erhöhter atmosphärischer
Kohlendioxidkonzentration (z. B. CO2-Begasung
in Gewächshäusern) zu
denken. Durch ein künstliches
Verlängern
der Öffnungsperiode
können
Effekte wie Mineralstoffunterversorgung bei reduziertem Transpirationsstrom
infolge hoher Kohlendioxid-Partialdrücke in der Pflanze kompensiert
werden.
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Durch Kombination schließzellenspezifischer
Regulatorelemente mit anderen Regelkreisen können weitere Anwendungsmöglichkeiten
entstehen. Beispielsweise kann durch eine Koppelung an chemische
Sensoren ein von außen
induziertes Schließen
der Spaltöffnungen
bewirkt und so z. B. ein Wachstumsstop von bestimmten Nutzpflanzen,
den sogenannten "landwirtschaftlichen
Hilfspflanzen",
zu jedem gewünschten
Zeitpunkt ausgelöst
werden.
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Um regulatorische DNA-Sequenzen zu
bestimmen, muss man zunächst
nach Produkten suchen, die nur zu einer bestimmten Zeit im Zellwachstumszyklus
oder in einem bestimmten Teil der Pflanze, wie hier in den Schließzellen,
erscheinen. Hat man die dazugehörigen
Gene identifiziert und isoliert, ist eine gründliche Untersuchung der Sequenz
und vor allem die Identifikation und Isolation der gewünschten
transkriptional regulatorischen Regionen erforderlich. Anschließend müssen geeignete
Modelle erstellt werden, deren Validität durch Versuche nachgewiesen
werden muss.
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Es wird nun eine Expressionskassette
bereitgestellt, enthaltend eine DNA-Sequenz mit einer transkriptional
regulatorischen Starter-Region, die eine schließzellenspezifische Genexpression
gemäß Anspruch 1
sicherstellt, die keine Expression in Mesophyllzellen oder Epidermiszellen
der Blätter
vermittelt. Mit der Expressionskassette wird eine Genmanipulation
von Pflanzen möglich,
die ein permanentes Öffnen
oder Schließen
der eine Verlän gerung
oder Verkürzung
der Öffnungsperiode
der Schließzellen
bewirkt.
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Die DNA-Sequenz der Expressionskassette
enthält
die transkriptional regulatorische Starter-Region für eine schließzellenspezifische
Genexpression.
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Auf der Expressionskassette gemäß Anspruch
1 ist die DNA-Sequenz des schließzellenspezifischen Promotors
mit der Sequenz (Seq. ID No. 1) lokalisiert:
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Pflanzenzellen, die eine regulatorische
Region für
eine schließzellenspezifische
Genexpression enthalten, können
nach folgendem Verfahren hergestellt werden:
- a)
Isolation des Klons GS6-11 wie in Beispiel 1 und 2 beschrieben.
Der Klon enthält
ein etwa 12 kb großes DNA-Fragment, das ein
schließzellenspezifisches
Regulatorelement enthält
(vgl. 1).
- b) Herstellung des Plasmids pSF-6 entsprechend Beispiel 3 unter
Verwendung des etwa 12 kb großen
SalI-Fragments des Klons GS6-11.
- c) Herstellung des Plasmids pH 6-1 unter Verwendung des etwa
5,3 kb großen
HincII-Fragments des Plasmids pSF-6 entsprechend Beispiel 3.
- d) Herstellung des Plasmids pAS (DSM 6906), pAS-GUS (DSM 6907)
und/oder pS1-D4GUS unter Verwendung des etwa 3,2 kb großen HincII/BglII-Fragments
der regulatorischen Starter-Region des ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gens
aus Solanum tuberosum aus dem Plasmid pH 6-1 (Beispiel 3). Das Plasmid pAS-GUS
enthält
zusätzlich
zur Sequenz des Plasmids pAS die kodierende Region des β-Glucuronidase-Gens.
- e) Transfer der T-DNA des Plasmids pAS (DSM 6906), pAS-GUS (DSM
6907) und/oder pS1-D4GUS in eine Pflanzenzelle.
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Für
die Einführung
von DNA in eine pflanzliche Wirtszelle stehen eine Vielzahl von
Techniken zur Verfügung.
Diese Techniken umfassen die Transformation mit T-DNA unter Verwendung
von Agrobacterium tumefaciens oder Agrobacterium rhizogenes als
Transformationsmittel, die Fusion von Protoplasten, die Injektion oder
die Elektroporation von DNA etc.. Werden für die Transformation Agrobakterien
verwendet, muss die einzuführende
DNA in spezielle Plasmide kloniert werden, und zwar entweder in
einen intermediären
Vektor oder einen binären
Vektor. Die intermediären
Vektoren können
aufgrund von Sequenzen, die homolog zu Sequenzen in der T-DNA sind,
durch homologe Rekombination in das Ti- oder Ri-Plasmid integriert
werden. Dieses enthält
außerdem
die für
den Transfer der T-DNA notwendige vir-Region. Intermediäre Vektoren
können
nicht in Agrobakterien replizieren. Mittels eines Helferplasmids
kann der intermediäre
Vektor auf Agrobacterium tumefaciens übertragen werden (Konjugation).
Binäre
Vekto ren können
sowohl in E. coli als auch in Agrobakterien replizieren. Sie enthalten
ein Selektionsmarker-Gen und einen linker oder polylinker, welche
von der rechten und linken T-DNA Grenzregion eingerahmt werden.
Sie können
direkt in die Agrobakterien transformiert werden (Holsters et al.
(1978) Mol. Gen. Genet. 163: 181–187). Das als Wirtszelle dienende
Agrobakterium soll ein Plasmid, das eine vir-Region trägt, enthalten.
Die vir-Region ist
für den
Transfer der T-DNA in die Pflanzenzelle notwendig. Zusätzliche
T-DNA kann enthalten sein. Das so transformierte Bakterium wird
zur Transformation von Pflanzenzellen benutzt. Für den Transfer der DNA in die
Pflanzenzelle können
Pflanzen-Explantate zweckmäßigerweise
mit Agrobacterium tumefaciens oder Agrobacterium rhizogenes kokultiviert
werden. Aus dem infizierten Pflanzenmaterial (z. B. Blattstücke, Stengelsegmente,
Wurzeln aber auch Protoplasten oder Suspensions-kultivierte Zellen)
können
dann in einem geeigneten Medium, welches Antibiotika oder Biozide
zur Selektion enthalten kann, wieder ganze Pflanzen regeneriert
werden. Die so erhaltenen Pflanzen können dann auf Anwesenheit der
eingeführten
DNA getestet werden. Bei der Injektion und Elektroporation sind
keine speziellen Anforderungen an die Plasmide gestellt. Es können einfache
Plasmide wie z. B. pUC-Derivate
verwendet werden. Sollen aber aus derartig transformierten Zellen
ganze Pflanzen regeneriert werden, ist die Anwesenheit eines selektierbaren
Markergens notwendig.
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Die Plasmide pAS und pAS-GUS haben
eine Größe von etwa
13,3 bzw. etwa 15,2 kb und enthalten das etwa 2,0 kb große Kanamycinresistenz-Gen,
das etwa 3,2 kb große
HincII/BglII-Promotorfragment der regulatorischen Starter-Region
des ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gens GS6-11 aus Solanum tuberosum, einen
Linker und einen Transkriptions-Terminator des Nopalin-Synthase-Gens.
Das Plasmid pAS-GUS enthält zusätzlich das
etwa 2 kb große β-Glucuronidase-Gen.
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Zur Vorbereitung der Einführung fremder
Gene in höhere
Pflanzen sind eine große
Anzahl Klonierungsvektoren verfügbar,
die ein Replikationssignal für
E. coli und einen Marken beinhalten, der eine Selektion der transformierten
Zellen erlaubt. Beispiele für
Vektoren sind pBR 322, pUC-Serien, M13 mp-Serien, pACYC 184 usw..
Die gewünschte
Sequenz kann an einer passenden Restriktionsstelle in den Vektor
eingeführt
werden. Das erhaltene Plasmid wird für die Transformation in E.
coli verwendet. Die E. coli-Zellen
werden in einem geeigneten Nährmedium
gezüchtet,
anschließend
geerntet und lysiert. Das Plasmid wird wiedergewonnen. Als Analysemethode
werden im Allgemeinen eine Sequenzanalyse, eine Restriktionsanalyse,
Elektrophoresen und weitere biochemisch-molekularbiologische Methoden
durchgeführt.
Nach jeder Manipulation kann die verwendete DNA-Sequenz gespalten
und mit einer anderen DNA-Sequenz verbunden werden. Jede Plasmid-Sequenz
kann in den gleichen oder unterschiedlichen Plasmiden kloniert werden.
Je nach Einführungsmethode gewünschter
Gene in die Pflanze können
weitere DNA-Sequenzen erforderlich sein. Werden z. B. für die Transformation
der Pflanzenzelle das Ti- oder Ri-Plasmid verwendet, so muss mindestens
die rechte Begrenzung, häufig
jedoch die rechte und die linke Begrenzung der Ti- und Ri-Plasmid
T-DNA, als Flankenbereich den einzuführenden Genen verbunden werden.
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Die Verwendung von T-DNA für die Transformation
von Pflanzenzellen ist intensiv untersucht und ausreichend in
EP 120 516 ; Hoekema, in:
The Binary Plant Vector System, Offsetdruckerij Kanters B. V., Alblasserdam
(1985), Chapter V; Fraley, et al., Crit. Rev. Plant Sci., 4: 1–46 und
An et al. (1985) EMBO J. 4: 277–287 beschrieben
worden.
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Ist die eingeführte DNA einmal im Genom integriert,
so ist sie dort in der Regel stabil und bleibt auch in den Nachkommen
der ursprünglich
transformierten Zelle erhalten. Sie enthält norma lerweise einen Selektionsmarker,
der den transformierten Pflanzenzellen Resistenz gegenüber einem
Biozid oder einem Antibiotikum wie Kanamycin, G 418, Bleomycin,
Hygromycin oder Phosphinotricin u. a. vermittelt. Der individuell
verwendete Marker sollte daher die Selektion transformierter Zellen
gegenüber
Zellen, denen die eingefügte
DNA fehlt, gestatten.
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Die transformierten Zellen wachsen
innerhalb der Pflanzen in der üblichen
Weise (siehe auch McCormick et al. (1986) Plant Cell Reports 5:
81–84).
Diese Pflanzen können
normal angezogen werden und mit Pflanzen, die die gleiche transformierte
Erbanlage oder andere Erbanlagen besitzen, gekreuzt werden. Die daraus
entstehenden hybriden Individuen haben die entsprechenden phänotypischen
Eigenschaften.
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Es sollten zwei oder mehrere Generationen
angezogen werden, um sicherzustellen, dass das phänotypische
Merkmal stabil beibehalten und vererbt wird. Auch sollten Samen
geerntet werden, um sicherzustellen, dass der entsprechende Phänotyp oder
andere Eigenarten erhalten geblieben sind. Als Wirtspflanze für die schließzellenspezifische
Expression sind alle Pflanzenspezies, insbesondere Kulturpflanzenspezies,
geeignet.
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Geeignete Kulturpflanzenspezies sind
z. B. Kartoffel, Tabak, Tomate und Zuckerrübe, aber auch Spezies, die
als landwirtschaftliche Hilfspflanzen verwendbar sind, z. B. stickstoffliefernde
Kulturpflanzen.
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Der in der erfindungsgemäßen Expressionskassette
enthaltenen DNA-Sequenz können
weitere DNA-Sequenzen nachgeschaltet werden, die die Information
für die
Bildung und mengenmäßige Verteilung endogener
Produkte oder die Bildung heterologer Expressionsprodukte in Kulturpflanzen
enthalten.
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Endogene Expressionsprodukte sind
z. B. Phytohormone, Kohlenhydrate oder andere Metabolite. Heterologe
Produkte sind z. B. in Pflanzen natürlicherweise nicht gebildete
Kohlenhydrate oder Enzyme zur Freisetzung von Substanzen mit Phytohormonwirkung
aus Vorstufen, die in Pflanzen natürlicherweise nicht in Phytohormone
umgesetzt werden.
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Die DNA-Sequenzen, die der regulatorischen
Sequenz der Expressionskassette nachgeschaltet werden können, dürfen alle
möglichen
offenen Leseraster für
ein bevorzugtes Peptid sowie ein oder mehrere Introns enthalten.
Als Beispiele seien genannt: Sequenzen für Enzyme, Sequenzen die komplementär
- a) zu einer Genomsequenz sind, wobei die Genomsequenz
ein offenes Leseraster sein darf;
- b) zu einem Intron;
- c) zu einer nicht kodierenden Leitsequenz;
- d) zu jeder Sequenz,
die, komplementär in das Genom integriert,
die Transkription, mRNA-Verarbeitungen (z. B. Splicing) oder die
Translation inhibiert.
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Die gewünschte DNA-Sequenz kann synthetisch
hergestellt oder natürlich
gewonnen sein oder eine Mischung aus synthetischen und natürlichen
DNA-Bestandteilen enthalten. Im Allgemeinen werden synthetische
DNA-Sequenzen mit Codons erzeugt, die von Pflanzen bevorzugt werden.
Diese von Pflanzen bevorzugten Codons können aus Codons mit der höchsten Proteinhäufigkeit
bestimmt werden, die in den meisten interessanten Pflanzenspezies
exprimiert werden. Bei der Präparation
einer Expressionskassette können
verschiedene DNA-Fragmente manipuliert werden, um eine DNA-Sequenz
zu erhalten, die zweckmäßigerweise in
der korrekten Richtung liest und die mit einem korrekten Leseraster
ausgestattet ist. Für
die Verbindung der DNA-Fragmente miteinander können an die Fragmente Adaptoren
oder Linker angesetzt werden.
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Zweckmäßigerweise sollten die Transkriptionsstart-
und Terminations-Regionen in Transkriptionsrichtung durch einen
Linker oder Polylinker, der eine oder mehrere Restriktionsstellen
für die
Insertion dieser Sequenz enthält,
versehen werden. In der Regel hat der Linker 1 bis 10, meistens
1 bis 8, vorzugsweise 2 bis 6 Restriktionsstellen. Im Allgemeinen
hat der Linker innerhalb der regulatorischen Bereiche eine Größe von weniger
als 100 bp, häufig
weniger als 60 bp, mindestens jedoch 5 bp. Der transkriptionale
Startbereich kann sowohl nativ und/oder homolog als auch fremdartig
und/oder heterolog zur Wirtspflanze sein. Die Expressionskassette
beinhaltet in der 5'-3'-Transkriptionsrichtung
eine für
die Pflanze repräsentative
Region für
die Transkriptionsinitiation, eine bevorzugte Sequenz und eine Region
für die
transkriptionale Termination. Verschiedene Terminationsbereiche
sind vorzugsweise gegeneinander austauschbar.
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Ferner können Manipulationen, die passende
Restriktionsschnittstellen bereitstellen oder die überflüssige DNA
oder Restriktionsschnittstellen entfernen, durchgeführt werden.
Wo Insertionen, Deletionen oder Substitutionen wie z. B. Transitionen
und Transversionen in Frage kommen, können in vitro-Mutagenese, "primerrepair", Restriktion oder
Ligation verwendet werden. Bei geeigneten Manipulationen wie z.
B. Restriktion, "chewing-back" oder Auffüllen von Überhängen für "blunt-ends" können komplementäre Enden
der Fragmente für
die Ligation zur Verfügung
gestellt werden. Zur Durchführung
der verschiedenen Stufen ist für
eine Vergrößerung der
DNA-Menge und für
die DNA-Analyse, die der Sicherstellung der erwarteten Erfolge der
Eingriffe dient, eine Klonierung erforderlich.
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Für
die Einführung
fremder Gene in die Pflanze, unter Ausnutzung der schließzellenspezifischen
regulatorischen Sequenz, steht eine Vielzahl von Möglichkeiten
offen, besonders interessant ist jedoch die Expression von Genen,
die die Regulation der Schließzellen
in Bezug auf den Gasaustausch sowie die Abgabe von Wasserdampf (Transpiration)
verändern.
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Für
die Expression derartiger Gene ist die Verwendung der erfindungsgemäßen Expressionskassette besonders
günstig.
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Eine Modifikation der Schließzellen
mit Auswirkungen auf den Öffnungszustand
der Stomata lässt
sich auf zwei Wegen erreichen: durch eine Modulation des Gehalts
an endogenen, in den Schließzellen
vorhandenen Proteinen, Enzymen, carriern, oder "Pumpen", die Metabolite durch Membranen transportieren;
oder durch Transfer und Expression von Genen homologen oder heterologen
oder synthetischen Ursprungs, die Proteine, Enzyme, carrier oder "Pumpen" kodieren, die nicht
zur normalen Ausstattung einer Schließzelle gehören, aber deren Aktivität oder Vorhandensein
den Zustand der Zelle bezüglich
der Öffnung
der Stomata beeinflussen.
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An der Regulation der Transpiration
sind drei Sensorsysteme beteiligt: Sensoren zur Messung der Kohlendioxidkonzentration,
Phytohormonsensoren und ein Meßsystem
für Turgorgradienten
zwischen Schließzellen
und angrenzenden Epidermiszellen. Turgoränderungen sind beispielsweise
durch Beeinflussung der Aktiviträt
von Enzymen oder Transportsystemen des Kohlenhydratmetabolismus
möglich.
Neben einer direkten Veränderung
der Konzentration osmotisch aktiver Kohlenhydrate, z. B. mittels
cytosolischer oder vakuolärer
Invertasen oder des chloroplasitdären Triosephosphattranslokators,
sind Konsequenzen für
die Osmoregulation durch eine Anreicherung oder Reduktion von Vorläufern osmotisch
aktiver Substanzen zu erwarten. Beispielsweise mit einer Modifikation
der ADP-Glucose-Pyrophosphorylaseaktivität kann die Stärkesynthese
beeinflusst und so die Menge an Substraten für Glykolyse und Citratzyklus
verändert
werden, wodurch letztlich die Kon zentration des Malats, einer bezüglich des
Zellturgors wichtigen Substanz, betroffen wird. Eine Steigerung
der apoplastischen Invertaseaktivität bei Schließzellen
könnte über eine
vermehrte Aufnahme von Hexosen die Stärkekonzentration erhöhen. Ein
derartiger Eingriff muss schließzellenspezifisch
erfolgen, da eine Erhöhung
der apoplastischen Invertaseaktivität in den stark photosyntheseaktiven
Mesophyllzellen zu einer Reduktion des Assimilattransports und damit
zu einer hohen osmotischen Belastung des Gewebes führt (vgl.
Schaewen et al. (1990) EMBO J. 9: 3033– 3044). Ferner kann an die
Steigerung der Expression oder die Expression einer veränderten
Phosphoenolpyruvatcarboxylase gedacht werden. Das Enzym katalysiert
die Reaktion von Phosphoenolpyruvat zu Oxalacetat, das wiederum
ein Vorläufer
für Malat
ist. Außerdem
können Protonenpumpen
(Protonen-ATPasen), die über
die Bereitstellung elektrochemischer Gradienten Ionentransportprozesse
ermöglichen,
zu einer Veränderung
des osmotischen Potentials beitragen.
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Weitere Zugriffsmöglichkeiten ergeben sich bei
der Aktivität
der Carbonat-Dehydratase, die das Gleichgewicht zwischen gelöstem Kohlendioxid
und Carbonat einstellt, insofern also die zelluläre Kohlendioxidkonzentration
beeinflusst; aber auch beispielsweise bei der Fruktosebisphosphatase,
die als Enzym aus dem regenerativen Abschnitt des Calvinzyklus an
der Fixierung des Kohlendioxids beteiligt ist.
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Die erfindungsgemäße Expressionskassette lässt sich
auch zur schließzellenspezifischen
Expression von Genen nutzen, die den Phytohormonspiegel der Pflanze
regulieren.
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Lokale Änderungen des Phytohormonspiegels
sind zur Beeinflussung der Eigenschaften von Schließzellen
besonders interessant: während
z. B. Auxine ein Öffnen
der Spalten bewirken, führt
Applikation von Abscisinsäure
zu einem raschen Spaltenschluss. Zahlrei che Gene, deren Produkte
in den Hormonhaushalt der Pflanze eingreifen, sind bereits kloniert
worden (vgl. u. a. Klee, H. & Estelle,
M. (1991) Ann. Rev. Plant Physiol. Plant Mol. Biol. 42: 529–551). Die
Gene 1 und 2 der T-DNA von Agrobacterium tumefaciens kodieren für Auxinsynthese-Enzyme,
während
die Indolacetat-Lysin-Synthetase (Romano et al. (1991) Genes & Development 5:
438–446)
die Inaktivierung von Auxinen katalysiert. Cytokinine werden durch
eine vom rol c Gen der T-DNA von Agrobacterium rhizogenes kodierte
Glukosidase freigesetzt (Estruch et al. (1991) EMBO J 10: 3125–3128);
das Genprodukt des T-DNA Gens 6b von A. tumefaciens reduziert Cytokininaktivität (Spanier
et al. (1989) Mol. Gen. Genet. 219: 209–216). Ethylenproduktion kann
in Pflanzen durch Expression der Aminocyclopropancarboxylat-Synthase
angeregt werden (Huang et al. (1991) Proc. Nat. Acad. Science 88: 7021–7025);
eine Inhibition der Aminocyclopropancarboxylat-Oxidase durch Expression
von antisense-RNA senkt dagegen die Ethylenfreisetzung.
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Wegen der weitreichenden Konsequenzen
der Hormonwirkungen für
die Pflanze ist eine Beeinflussung der Schließzellenaktivität auf dem
beschriebenen Weg nur unter Verwendung der erfindungsgemäßen Expressionskassette
für eine
schließzellenspezifische
Genexpression durchführbar.
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Verfahren zur Verringerung der Aktivität und/oder
der Menge eines bestimmten Enzyms sind gängiger Stand der Technik. Hierzu
wird ein in der Regel chimäres
Gen in die Pflanze eingeführt.
Es besteht aus einem in der Pflanze aktiven Promotor, einer in der
antisense-Richtung an den Promotor angehefteten kodierenden Sequenz
des Enzyms, dessen Aktivität
zu verringern ist (3'-Ende
der kodierenden Sequenz am 3'-Ende
des Promotors), und einem in Pflanzen funktionalen Terminationssignal
für die
Transkription. Zur Einführung
derartiger Gene in Pflanzenzellen stehen verschiedene Verfahren
zur Verfügung.
Aus den transformierten Zel len können
intakte transgene Pflanzen regeneriert werden, unter denen solche
mit dem gewünschten
Phänotyp (Verringerung
der Aktivität
des Zielenzyms) ermittelt werden müssen.
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Die Identifikation brauchbarer transkriptionaler
Startbereiche kann auf einer Vielzahl von Wegen erreicht werden.
Man bedient sich hier in der Regel der mRNA, die aus bestimmten
Teilen der Pflanze (hier Schließzellen)
isoliert worden ist (s. auch Beispiel 1). Zur zusätzlichen
Konzentrationssteigerung der für
das Gewebe oder den pflanzlichen Zustand charakteristischen mRNA
kann cDNA präpariert
werden, wobei unspezifische cDNA an der mRNA oder der DNA aus anderen
Geweben (Mesophyllzellen) oder Pflanzenzuständen angeheftet werden kann.
Die restliche cDNA kann dann für
die Sondierung des Genoms der Komplementärsequenzen, unter Benutzung
einer geeigneten Pflanzen-DNA-Bibliothek, verwendet werden.
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Wo ein in spezifischen Zell- oder
Gewebetypen auftretendes Protein isoliert ist oder isoliert wird,
kann es partiell sequenziert werden, so dass eine Sonde zur direkten
Identifikation der entsprechenden Sequenzen in einer Pflanzen-DNA-Bibliothek
hergestellt werden kann (vgl. Beispiel 2). Anschließend können die
Sequenzen, die mit der Sonde hybridisieren, isoliert und manipuliert
werden. Ferner kann der nicht translatierte 5'-Bereich, der mit dem kodierenden Bereich
assoziiert ist, isoliert und in Expressionskassetten auf transkriptionale Aktivität hin untersucht
werden.
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Die gewonnenen Expressionskassetten,
die die nicht übersetzte
5'-Region verwenden,
können
in Pflanzen transformiert werden (siehe oben), wo ihre Funktionalität als transkriptionale
Regulatoren in Verbindung mit einem heterologen Strukturgen (anders
als das offene Leseraster des Wildtypgens, das mit der nicht übersetzten
5'-Region assoziiert
ist), sowie die Schließzel lenspezifität überprüft werden
kann. Auf diese Weise können
Sequenzen, die für
die schließzellenspezifische
Transkription notwendig sind, identifiziert werden.
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Am 13.02.1992 wurden bei der Deutschen
Sammlung von Mikroorganismen (DSM) in Braunschweig, Bundesrepublik
Deutschland, folgende Plasmide hinterlegt (Hinterlegungsnummer):
Plasmid
pAS (DSM 6906);
Plasmid pAS-GUS (DSM 6907).
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Beschreibung
der Abbildungen
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1 zeigt
die Restriktionskarte des genomischen Klons GS6-11, der die S-Untereinheit
der ADP-Glucose-Pyrophosphorylase aus Solanum tuberosum kodiert. Über der
Restriktionskarte sind die Bezeichnungen der Gene des Phagen Lambda
angegeben sowie ein Maßstab
zur Beurteilung der Länge
der DNA-Sequenz in Kilo-Basen (kb).
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2 zeigt
die Promotor-GUS-Fusion des Plasmids pAS-GUS, das die Nukleinsäuresequenz
eines Teils der für
die transkriptionale Regulation wichtigen Bereiche des ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gens GS6-11
enthält,
die auch im Plasmid pAS enthalten ist. ATG bezeichnet den Translationsstart
für die β-Glucuronidase.
Die BglII Schnittstelle, an der der Klon pH 6-1 gespalten und mit
dem an der SmaI Schnittstelle linearisierten Plasmid puc 19 verbunden
wurde, ist angegeben. Die Sequenz bis zur BamHI Schnittstelle stammt aus
dem Polylinker von pUC 19, die folgenden Nukleotide aus dem Plasmid
pBI101.1 (Jefferson et al. (1987) Plant Mol. Biol. Rep. 5: 387–405). Hervorgehoben
ist der mit der cDNA korrespondierende Bereich (fett). Die beiden
ersten Codons der β-Glucuronidase
sind eingerahmt. Eine Sequenz, die möglicherweise eine Hogness-Box
darstellt, ist unterstrichen.
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3 zeigt
das etwa 13,2 kb große
Plasmid pAS. Es enthält
das etwa 2,0 kb große
Kanamycin-Resistenz-Gen als Bestandteil des Ausgangsvektors pBIN
19 (Bevan, M. (1984) Nucl. Acid Res. 12: 8711–8721), den etwa 3,2 kb großen regulatorischen
Bereich für
eine schließzellenspezifische
Genexpression aus dem ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gen von Solanum
tuberosum aus dem Klon GS6-11 (A), insertiert zwischen Nukleotidposition
(nt) 2525 und 2544 von pBIN 19 sowie den Transkriptionsterminator
aus dem Nopalinsynthase-Gen (C), insertiert bei nt 2494 von pBIN
19.
A = Fragment A (etwa 3,2 kb) enthält:
nt 400–414 aus
pUC 19
etwa 3,2 kb aus GS6-11
nt 415–421 aus pUC 19
C = Fragment
C (192 pb): enthält
nt 11749–11939
aus pTiACH5 (Gielen et al. (1984) EMBO J 3: 835–846).
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4 zeigt
das etwa 15,2 kb große
Plasmid pAS-GUS, das ein Derivat von pBI101.1 (Jefferson et al. (1987)
Plant Mol. Biol. Rep. 5: 387–405)
ist. Das Plasmid pBI101.1 wiederum ist ein Derivat von pBIN 19,
das an nt 2534 eine Insertion von 1,87 kb der kodierenden Region
der β-Glucuronidase enthält (B).
Plasmid pAS-GUS unterscheidet sich von pAS durch eben diese Insertion.
Im Einzelnen enthält
pAS-GUS folgende Fragmente:
A = Fragment A (etwa 3,2 kb), enthält:
nt
400–414
aus pUC 19
etwa 3,2 kb aus GS6-11
nt 415–421 aus
pUC
B = Fragment B (1,87 kb): kodierende Region der β-Glucuronidase
C
= Fragment C (192 bp), enthält:
nt 11749–11939
aus pTiACH5 (Gielen et al. (1984) EMBO J 3: 835–846).
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5 zeigt
die Expression der β-Glucuronidase
im Blatt von mit dem Plasmid pAS-GUS transformierten transgenen
Kartoffelpflanzen. Es ist eindeutig zu ersehen, dass keine Expression
in den Mesophyllzellen und den Epidermiszellen nachweisbar ist,
aber eine spezifische Expression in den Schließzellen.
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Zum besseren Verständnis der
dieser Erfindung zugrunde liegenden Beispiele wird vorab eine Aufstellung
aller für
die Versuche notwendigen und an sich bekannten Verfahren gegeben.
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1. Klonierungsverfahren
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Zur Klonierung wurden die Vektoren
pUC 18/19 und M13mp10 Serien (Yanisch-Perron et al. (1985) Gene
33: 103–119)
verwendet, sowie der Vektor EMBL 3 (Frischauf et al. (1983) J. Mol.
Biol. 170: 827–842).
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Für
die Pflanzentransformation wurden die Genkonstruktionen in den binären Vektor
BIN 19 (Bevan (1984) Nucl. Acids Res. 12: 8711–8720) kloniert.
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2. Bakterienstämme
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Für
die pUC- und M13 mP-Vektoren wurden die E. coli-Stämme BMH71-18
(Messing et al. (1977) Proc. Natl. Acad. Sci. 24: 6342–6346) oder
TB1 benutzt.
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Für
den Vektor BIN 19 wurde ausschließlich der E. coli-Stamm TB1 benutzt.
TB1 ist ein rekombinations-negatives, Tetracyclin-resistentes Derivat
des Stammes JM101 (Yanisch-Perron et al. (1985) Gene 33: 103–119). Der
Genotyp des TB1-Stammes ist (Bart Barrel, persönliche Mitteilung): F'(traD36, proAB, LacI, LacZΔM15), Δ(lac, pro),
SupE, thiS, recA, Sr1::Tn10(TcR).
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Die Transformation der Plasmide in
die Kartoffelpflanze wurde mit Hilfe des Agrobacteriem tumefaciens-Stammes
LBA4404 (Bevan, M. (1984) Nucl. Acids Res. 12: 8711–8720; BIN
19 Derivat) durchgeführt.
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3. Transformation
von Agrobacteriem tumefaciens
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Bei BIN 19-Derivaten erfolgte der
Transfer der DNA in die Agrobacterien durch direkte Transformation nach
der Methode von Holsters et al. (Mol. Gen. Genet. (1978), 163: 181– 187).
Die Plasmid-DNA transformierter Agrobacterien wurde nach der Methode
von Birnboim & Doly
(Nucl. Acids Res. (1979), 7: 1513–1523) isoliert und nach geeigneter
Restriktionsspaltung gelelektrophoretisch analysiert.
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4. Pflanzentransformation
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Zehn kleine, mit einem Skalpell verwundete
Blätter
einer Kartoffel-Sterilkultur wurden in 10 ml MS-Medium mit 2% Saccharose
gelegt, welches 30–50 μl einer unter
Selektion gewachsenen Agrobacteriem tumefaciens-Übernachtkultur enthielt. Nach
3–5 minütigem, leichtem
Schütteln
wurden die Petrischalen bei 25°C
im Dunkeln inkubiert. Nach 2 Tagen wurden die Blätter auf MS-Medium mit 1,6%
Glucose, 2 mg/l Zeatinribose, 0,02 mg/l Naphthylessigsäure, 0,02
mg/l Giberellinsäure,
500 mg/l Claforan, 50 mg/l Kanamycin und 0,8% Bacto Agar ausgelegt.
Nach einwöchiger
Inkubation bei 25°C
und 3.000 Lux wurde die Claforankonzentration im Medium um die Hälfte reduziert.
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5. Analyse genomischer
DNA aus transgenen Kartoffelpflanzen
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Die Isolation genomischer Pflanzen-DNA
erfolgte nach Rogers & Bendich
(Plant Mol. Biol. (1985) 5: 69–76).
Mit Hilfe von "Southern
Blot"-Analysen wurden
10–20 μg DNA nach
geeigneter Restriktionsspaltung auf Integration der einzuführenden
DNA-Sequenzen hin untersucht.
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6. β-Glucuronidase-Aktivitätstest (GUS-Assay)
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Die β-Glucuronidase ist ein bakterielles
Enzym, das β-Glucuronide
hydrolysiert und sowohl quantitativen als auch histochemischen Aktivitätsbestimmungen
zugänglich
ist. Aktivitätsmessungen
wurden nach Jefferson et al. (1987) EMBO J. 6: 3901–3907 durchgeführt. Gewebeproben
wurden in 1 mM X-Gluc, 50 mM Na-Phosphat pH 7,0 und 0,1% Tween 20
bis zu gewünschter
Intensität
der Blaufärbung
inkubiert.
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Die nachfolgenden Beispiele erläutern die
Herstellung der Expressionskassette, deren DNA-Sequenz eine regulatorische
Sequenz für
eine schließzellenspezifische
Genexpression enthält.
Ferner wird die Einführung
der Sequenz in ein Plasmid erläutert,
mit dem eine Transformation von Pflanzenzellen möglich ist, sowie die Transformation
von Pflanzenzellen, die Regeneration von transgenen Pflanzen und
die Untersuchung der Funktion der Expressionskassette in transgenen
Pflanzen.
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Beispiel 1
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Klonierung
und Strukturanalyse eines ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gens aus Solanum tuberosum
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cDNA-Klone, die für die S-Untereinheit der ADP-Glucose-Pyrophosphorylase
der Kartoffel kodieren, wurden aus der Kartoffel-Varietät "Desiree" isoliert und sequenziert (Müller-Röber et al.
(1990) Mol. Gen. Genet. 224: 136–146;
EP 455 316 ). Diese cDNA-Klone dienten dazu,
einen homologen, genomischen ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Klon aus der Kartoffel-Varietät AM 80/5793
(Max-Planck-Institut für
Züchtungsforschung,
Köln) zu
isolieren.
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Beispiel 2
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Klonierung, Identifikation
und Primärstrutkur
eines ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gens als Fragment genomischer
DNA von Solanum tuberosum
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Eine genomische Bibliothek der nukleären DNA
aus der Kartoffel-Varietät AM 80/5793,
die im vom Lambda-Phagen abgeleiteten Vektor EMBL 3 etabliert worden
war, wurde mit Hilfe der ADP-Glucose-Pyrophosphorylase
cDNA S25-1 (vgl. Beispiel 1) sondiert. Mehrere unabhängige Klone
wurden erhalten, von denen der Klon GS6-11 für die weiteren Arbeiten verwendet
wurde. Die Restriktionskarte des Klons GS6-11 ist in 1 wiedergegeben. Ein Teil
des Gens wurde sequenziert, die Sequenz ist in 2 wiedergegeben.
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Beispiel 3
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Identifikation
der für
die schließzellenspezifische
Expression des ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gens verantwortlichen
regulatorischen Bereiche
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Die mehr als 12 kbp große SalI-Insertion
des genomischen Klons GS6-11 wurde in die SalI-Schnittstelle des
Vektors pUC 19 kloniert und ergab das Plasmid SF-6. Ein etwa 5,3
kbp langes HincII-Fragment des Plasmids SF-6 wurde in die HincII-Schnittstelle
des Vektors pUC 19 subkloniert und ergab das Plasmid pH6-1. Das etwa 3,2 kpb
lange HincII/BglII des Plasmids ph6-1 wurde nach Auffüllen der
BglII-Schnittstelle in die SmaI-Schnittstelle des Vektors pUC 19
kloniert. Dabei wurde das 5'-Ende
zur EcoRI-Schnittstelle des Polylinkers hin orientiert, wobei das
Plasmid pSA erhalten wurde. Anschließend wurde das EcoRI/BamHI-Fragment aus
dem pUC 19 Derivat pSA heraus geschnitten und nach Auffüllen der
EcoRI-Schnittstelle in den Vektor pBI101.1 (Jefferson et al. (1987)
Plant Mol. Biol. Rep. 5: 387–405)
gesetzt, wobei pAS-GUS erhalten wurde (vgl. 4). Der Vektor pBI101.1 war vorher mit
HindIII/BamHI geschnitten und die HindIII-Schnittstelle aufgefüllt worden.
Der Vektor pBI101.1 enthält
die kodierende Region des β-Glucuronidase-Gens
als Reportergen. Die β-Glucuronidase ist
einer histologischen Bestimmung ihrer Aktivität zugänglich und kann daher zur Analyse
der Zellspezifität
einer zu prüfenden
regulatorischen Region eines Exgressionssystems eingesetzt werden. Parallel
zur Klonierung von pAS-GUS wurde der Expressionsvektor pAS hergestellt,
der zwischen dem Promotorfragment der ADP-Glucose-Pyrophosphorylase
und dem Terminator des Octopinsynthase-Gens einen Polylinker enthält (vgl. 3). Mit Hilfe dieses Plasmids
ist eine Expression von beliebigen Genen unter Kontrolle des ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Promotors
möglich.
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Das Konstrukt pAS-GUS mit der kodierenden
Region der β-Glucuronidase
als Reportergen wurde in den Agrobakterienstamm LBA 4404 (Bevon,
M. (1984) Nucl. Acids Res. 12: 8711–8721) transferiert, und die das
chimäre
ADP-Glucose-Pyrophosphorylase/β-Glucuronidase-Gen
enthaltenden Agrobakterien zur Transformation von Kartoffel- und
Tabakblättern
eingesetzt.
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Von zehn unabhängig erhaltenen Transformanden,
in denen die Präsenz
des intakten, nicht rearrangierten chimären ADP-Glucose-Pyrophosphorylase/β-Glucuronidase-Gens
mit Hilfe von "Southern
Blot"-Analysen nachgewiesen
worden war, wurden Blätter,
Stämme,
Knollen und Wurzeln auf die Aktivität der β-Glucuronidase hin untersucht.
Die Ergebnisse sind in 5 wiedergegeben.
Aus diesen Daten ergibt sich eindeutig, dass das HincII-Fragment
des ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gens, welches mit dem β-Glucuronidase-Gen
fusioniert worden war, im Blatt eine schließzellenspezifische Aktivität der β-Glucuronidase
bewirkt. Diese Aktivität
ist nicht nachweisbar in den Mesophyll- und Epidermiszellen.
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Beispiel 4
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Weitere Konzentration
der für
die schließzellenspezifische
Expression des ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gens verantwortlichen
regulatorischen Bereiche
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Das 0,35 kbp lange HindIII/BamHI-Fragment
wurde aus dem in Beispiel 3 beschriebenen Plasmid pSA isoliert und
in den Vektor pBI101.1, der mit den Restriktionsenzymen BamHI und
HindIII linearisiert worden war, eingefügt. Das erhaltene Plasmid trägt die Bezeichnung
pS1-D4GUS. Die 0,35 kbp lange HindIII/BamHI-Insertion des Plasmids ist in 2 und in Seq ID No 1 dargestellt.
Der Vektor pBI101.1 enthält
die Kodierregion des β-Glucuronidase-Gens
als Reportergen. Die β-Glucuronidase
ist einer histologischen Bestimmung ihrer Aktivität zugänglich und
kann daher zur Analyse der Zellspezifität einer zu prüfenden regulatorischen
Region eines Expressionssystems eingesetzt werden. Das Konstrukt
pS1-D4GUS mit der kodierenden Region der β-Glucuronidase als Reportergen
wurde in den Agrobakterienstamm LBA 4404 (Bevan, M. (1984) Nucl. Acids
Res. 12: 8711–8721)
transferiert, und die das chimäre
ADP-Glucose-Pyrophosphorylase/β-Glucuronidase-Gen
enthaltenden Agrobakterien zur Transformation von Kartoffel- und
Tabakblättern
eingesetzt.
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Von zehn unabhängig erhaltenen Transformanden,
in denen die Präsenz
des intakten, nicht rearrangierten chimären ADP-Glucose-Pyrophosphorylase/β-Glucuronidase-Gens
mit Hilfe von "Southern
Blot"-Analysen nachgewiesen
worden war, wurden Blätter,
Stämme,
Knollen und Wurzeln auf die Aktivität der β-Glucuronidase hin untersucht.
Es wurde gezeigt, dass das 0,35 kbp lange HindIII/ BamHI-Promotorfragment
des ADP-Glucose-Pyrophosphorylase-Gens eine vergleichbare Aktivität mit dem
EcoRI/BamHI-Promotorfragment des Plasmids pSA (vgl. 5) in den Schließzellen von Blättern aufweist,
während
für vaskuläre Gewebe, Wurzeln
und Stolon von Kartoffelpflanzen und -wurzeln keine Aktivität beobachtet
werden konnte.