Technisches Gebiet
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Die Erfindung betrifft ein Wundheilmittel, ein Mittel
zur Verhinderung von Narbenkontrakturen, ein Wundschutz- oder
Überzugsmittel und ein hämostatisches Mittel, die jeweils
eine Transglutaminase als Wirkstoff enthalten.
Stand der Technik
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Die folgenden Tatsachen sind in bezug auf den Einsatz
von Transglutaminase bei der medizinischen Versorgung
bekannt. Zunächst beschreibt JP-A-Sho-62-74360 eine künstliche
Haut, die als einen Bestandteil eine Membran enthält, die
unter Einwirkung von Transglutaminase aus einem vernetzten
Protein und/oder Peptid hergestellt worden ist. Diese künstliche
Haut besitzt eine hohe biologische Verträglichkeit, da sie
nicht nur eine hervorragende Zugfestigkeit, Dehnung,
Flexibilität und Sauerstoffdurchlässigkeit aufweist, sondern sich
auch durch ihre Wasserdampfdurchlässigkeit auszeichnet.
Ferner beschreibt JP-A-Hei-2-108631 ein immunosuppressives
Mittel, das Transglutaminase als Wirkstoff enthält, jedoch ist
die Beschreibung auf in vitro-Versuche und immunologische
Erörterungen beschränkt und gibt keinerlei Hinweis auf eine
tatsächliche in vivo-Wundheilung. Ferner unterscheidet sich,
wie nachstehend ausgeführt, eine derartige Verwendung von
Transglutaminase offensichtlich von der erfindungsgemäßen
Verwendung.
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Bei der Heilung von Wunden werden im allgemeinen nach
der Desinfektion eine primäre Naht gelegt und ähnliche
Behandlungen durchgeführt, die im wesentlichen chirurgische
Maßnahmen erfordern. Es ist jedoch schwierig, eine
chirurgische Naht an einer Wunde mit einer großflächigen
Hautschädigung sowie an Verbrennungsverletzungen und dergl. anzulegen.
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Andererseits ist es bei der Wundheilung von größter
Bedeutung, eine Wundheilungsbehandlung ohne Zurücklassen einer
Narbe herbeizuführen, und zwar nicht nur im Hinblick auf
organische und funktionelle Gesichtspunkte, sondern auch vom
kosmetischen Standpunkt aus.
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Hauttransplantationen, prothetische Verbände
("redressing appliances"), Pharmakotherapie, Radiotherapie
und, ähnliche Maßnahmen werden im allgemeinen herangezogen, um
derartige Narbenkontrakturen zu verhindern, wobei aber jede
dieser Maßnahmen ihre speziellen Nachteile aufweist. Im Fall
von Hauttransplantationen wurde auf verschiedene
Schwierigkeiten hingewiesen, zu denen nicht nur die Notwendigkeit der
Durchführung einer chirurgischen Behandlung gehört, sondern
auch eine Schwierigkeit bei der Durchführung einer idealen
Hauttransplantation, wenn eine Wunde eine große Fläche
betrifft, wie im Fall einer Verbrennungsverletzung aufgrund
starker Beschränkungen bei der Beschaffung der Spenderhaut
und aufgrund einer Wundkontraktion, die nicht sofort nach der
Hauttransplantation zum Stillstand kommt, sondern während
einer erheblich langen Zeitspanne an der Grenzfläche zwischen
der transplantierten Haut und der Wundoberfläche der
Hauttransplantations-Nahtlinie und dergl. andauert. Was die
Verwendung von prothetischen Verbänden betrifft, treten trotz
der Tatsache, daß eine derartige Anwendung eine Hilfsmaßnahme
darstellt und demgemäß eine Langzeitanwendung notwendig ist,
einige Schwierigkeiten insofern auf, als derartige
Vorrichtungen tatsächlich nicht so lange verwendet werden können,
wie es für die Behandlung erforderlich ist. In bezug auf die
Pharmakotherapie lassen sich von Steroidsalben keine
ausgeprägten Wirkungen erwarten, während von Tranilast nur eine
Hilfswirkung zu erwarten ist, indem es die Degranulation von
Mastzellen hemmt. Obgleich eine Radiotherapie eine
Wundkontraktion unterdrücken kann, hat sie den Nachteil, daß sie die
Heilung von Wunden hemmt.
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Es wurden verschiedene Wundschutzmittel vorgeschlagen
und in der Praxis eingesetzt, jedoch sind diese jeweils mit
eigenen Schwierigkeiten behaftet. Im Fall von lyophilisierter
Schweinehaut ist eine erneute Abdeckung erforderlich, da eine
derartige Haut auf der Wundoberfläche "schmilzt". Ferner muß
sie vor der Anwendung einer Regeneration mit physiologischer
Kochsalzlösung unterzogen werden. Eine aus Kollagen
hergestellte künstliche Haut verursacht leichte Schmerzen und ein
unangenehmes Gefühl. Aus Humanblut hergestellte
Plasmamembra
nen und Fibrinmembranen sind nicht vollständig zur Abgabe von
Exsudat befähigt, wenn auf der Wundoberfläche eine
Sekretbildung stattfindet. Die Versorgung mit diesen Membranen ist
beschränkt, da zu ihrer Herstellung Humanblut als
Ausgangsmaterial verwendet wird. Ferner treten allgemein bei allen diesen
Wundschutzmitteln Schmerzen und Unbequemlichkeiten beim
Aufbringen auf. Noch wichtiger ist, daß alle diese
Wundschutzmittel nicht in ausreichendem Maße den betroffenen Bereich
trocken halten, Blutungen stillen, Infektionen verhindern und
dergl.
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Hämostatische Mittel, wie Gelatine, feines, faseriges
Kollagen, Thrombin und dergl. stellen bekannte Mittel dar,
jedoch bedingen die gestiegenen Anforderungen die Entwicklung
besserer Mittel.
Offenbarung der Erfindung
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Die Anmelderin hat sich intensiv mit der Entwicklung von
Verfahren zur Herstellung von Transglutaminase und dem
Auffinden verschiedener Anwendungszwecke dafür befaßt. Die dabei
erzielten Ergebnisse führten zu einer Reihe von
Patentanmeldungen. Auf der Basis dieser Bemühungen und im Hinblick auf
den vorerwähnten Stand der Technik besteht eine Aufgabe der
vorliegenden Erfindung in der Bereitstellung eines neuartigen
Wundheilungsmittels, das Transglutaminase als Wirkstoff
enthält, wodurch ein neues Gebiet zur Verwendung dieses Enzyms
eröffnet wird.
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Als Ergebnis umfangreicher Untersuchungen zur Lösung der
vorerwähnten Aufgabe haben die Erfinder festgestellt, daß
Transglutaminase einen breitgefächerten Bereich von
Wundheilungsfunktionen aufweist, zu denen die Funktion der
Verhinderung von Narbenkontrakturen und die Funktion des
Wundschutzes, die eine Unterdrückung von Schmerzen, die Trocknung der
betroffenen Bereiche, die Stillung von Blutungen und dergl.
bewirkt, gehören. Auf der Grundlage dieser Befunde wurde die
Erfindung fertiggestellt. Angefügt sei noch eine Bemerkung
über die hämostatischen Funktionen: die hämostatische Wirkung
von Transglutaminase kann nicht nur im Fall des Wundschutzes
ausgenützt werden, sondern beispielsweise auch auf dem Gebiet
der Chirurgie und bei der Notfallbehandlung von Wunden bei
Unfällen.
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Demgemäß betrifft die vorliegende Erfindung ein
Wundheilmittel, ein Mittel zur Verhinderung von
Narbenkontraktionen, ein Wundschutzpräparat und ein hämostatisches Mittel,
die jeweils Transglutaminase als einen Wirkstoff enthalten.
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Nachstehend wird die Erfindung ausführlich erläutert.
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Die als ein Wirkstoff des erfindungsgemäßen
Wundheilmittels zu verwendende Transglutaminase läßt sich in
calciumunabhängige und calciumabhängige Typen einteilen. Zu
Beispielen für den erstgenannten Typ gehören solche mikrobiellen
Ursprungs (vergl. beispielsweise JP-Sho-64-27471), während zu
Beispielen für den letztgenannten Typ solche aus
Meerschweinchen (vergl. JP-B-Hei-1-50382), Fischen (vergl. N. Seki et
al., "Abstract of Papers, 1988, Autumn Meeting of the
Japanese Society of Scientific Fisheries", S. 167 und
"Abstract of Papers, 1990, Spring Meeting of the Japanese
Society of Scientific Fisheries", S. 219) und Menschen (z. B.
Faktor XIII (Fibrin-Stabilisierungsfaktor)) gehören. Darunter
wird der calciumunabhängige Typ bevorzugt, der gemäß dem
Verfahren von JP-A-Sho-64-27471 hergestellt werden kann.
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Zu Beispielen für die Dosierungsform des
erfindungsgemäßen, Transglutaminase enthaltenden Wundheilmittels gehören
Transglutaminase selbst, Lösungen davon und andere
Verabreichungsformen, die sich zur topischen Anwendung, bei der
halbflüssige Füllstoffe oder Hilfsstoffe verwendet werden,
eignen, worunter aus praktischen Gesichtspunkten Lösungen,
Salben, topische Schutzmittel, wie mit Transglutaminase
getränkte absorbierende Gaze, Sprühmittel und dergl. bevorzugt
werden. Lösungen lassen sich durch Lösen von Transglutaminase
in Lösungsmitteln, wie sterilem Wasser, verschiedenen Typen
von Pufferlösungen und dergl., herstellen. Was Salben
betrifft, so unterliegen deren Grundmaterialien keinen
speziellen Beschränkungen. Sie können unter üblicherweise
verwendeten Materialien ausgewählt werden, wie Fetten, Fettölen,
Lanolin, Petrolatum, Paraffin, Wachs, Pflastergrundlagen,
Harzen, Kunststoffen, Glykolen, höheren Alkoholen, Glycerin,
Wasser, Emulgiermitteln oder Suspendiermitteln. Derartige
Lö
sungen, Salben, topische Schutzmittel oder Sprühmittel sind
zwar in bezug auf ihren Gehalt an Transglutaminase nicht
besonders beschränkt, können aber für eine zweckmäßige
Verabreichung Transglutaminase in einer Menge von 0,1 bis 1000 U/g
und vorzugsweise von 0,5 bis 500 U/g enthalten.
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Das erfindungsgemäße Wundheilmittel kann auf Wunden
durch Stäuben, Sprühen, Verteilen, Anlegen von feuchten
Umschlägen und dergl. aufgebracht werden.
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Wenn das erfindungsgemäße Wundheilmittel als Mittel zur
Verhinderung von Narbenkontrakturen verwendet wird, umfassen
die zu behandelnden Wunden beispielsweise Brandverletzungen,
andere Verletzungen, die durch chirurgische Maßnahmen
hervorgerufen worden sind, und ähnliche Wunden.
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Bei Anwendung als Wundschutzmittel gehören zu den zu
behandelnden Wunden neben den vorerwähnten Wunden auch
diabetische Angiopathie, chronische Hautgeschwüre, postthrombotische
Geschwüre oder Dekubitusgeschwüre. Das erfindungsgemäße
Wundschutzmittel oder Überzugspräparat weist eine
wundinfektionsverhindernde Funktion, eine den Wundschmerz bekämpfende
Funktion, eine Trocknungsfunktion für die betroffenen Bereiche
und dergl. auf. Bei bekannten Behandlungen zur Verhinderung
von Wundinfektionen stellt die Versorgung der Wunden mit
einem Desinfektionsmittel oder dergl. nur eine zeitweilige
Maßnahme dar. Die Verwendung von antibakteriellen Mitteln ist
mit einer möglichen Gefahr von Infektionen durch
arzneistoffresistente Mikroorganismenstämme verbunden. Ferner
erfordert gemäß dem Stand der Technik ein Schutz von Wunden mit
Wundschutzmitteln oder dergl. eine Fixierung, um eine Haftung
dieser Mittel zu erreichen, wobei bei der Anwendung der
Mittel und beim Aufbringen oder Entfernen weitere
Schwierigkeiten auftreten, wie Schmerzen, Unannehmlichkeiten und
Austreten von Sekreten.
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Bei Verwendung als hämostatisches Mittel bewirkt das
erfindungsgemäße Mittel eine Stillung verschiedener Typen von
Blutungen auf dem Gebiet der Chirurgie.
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Das erfindungsgemäße Wundheilmittel kann seine
therapeutischen Wirkungen auf einen breiten Bereich
verschiedenartiger Wunden ausüben.
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Mit dem erfindungsgemäßen Wundheilmittel lassen sich
eine Verhinderung von Wundkontraktionen, ein Schutz oder ein
Überzug von Wunden und eine Blutstillung in sehr einfacher
Weise erreichen.
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Selbstverständlich kann das erfindungsgemäße
Wundheilmittel nicht nur zur Behandlung von Wunden beim Menschen,
sondern auch bei Tieren eingesetzt werden.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
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Fig. 1 ist ein Diagramm, das die in Beispiel 2
erhaltenen experimentellen Ergebnisse darstellt (Veränderung der
Wundfläche).
Beste Ausführungsform zur Durchführung der Erfindung
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Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung
der Erfindung.
Beispiel 1 (Herstellung eines therapeutischen Mittels)
(a) Herstellung einer Transglutaminase-Lösung (1)
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Mikrobielle Transglutaminase (BTG) wurde gemäß dem
Verfahren von Beispiel 1 von JP-A-Sho-64-27471 hergestellt
(spezifische Aktivität 3 U/mg).
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5 g der auf diese Weise hergestellten Transglutaminase
wurden in 100 ml 50 mM HEPES-Puffer (pH-Wert 7) zur Bildung
eines Wundheilmittels (eine 5%ige (Gew./Vol.) wäßrige Lösung
von mikrobieller Transglutaminase) gelöst.
(b) Herstellung einer Transglutaminase-Lösung (2)
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5 g Meerschweinchen-Transglutaminase (GTG), die gemäß
JP-A-Hei-1-50382 hergestellt worden war (spezifische
Aktivität 3 U/mg), wurde in 100 ml 50 mM HEPES-Puffer (pH-Wert 7)
unter Bildung eines Wundheilmittels (eine 5%ige (Gew./Vol.)
wäßrige Lösung von Meerschweinchen-Transglutaminase) gelöst.
Beispiel 2 (Wirkung zur Verhinderung von
Narbenkontraktionen)
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30 männliche SD-Ratten im Alter von 7 Wochen wurden in
drei Gruppen von jeweils 10 Tieren unterteilt.
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Unter Anästhesie wurden die einzelnen Ratten im dorsalen
Bereich geschoren (etwa 7 cm · 7 cm). Der geschorene Bereich
wurde mit einer "Hibitane"-Lösung desinfiziert. Anschließend
wurde an dieser Stelle ein Hautstück (Epidermis + Dermis) in
quadratischer Form mit einer Kantenlänge von etwa 5 cm unter
Verwendung eines Skalpells herausgeschnitten. Nach Messung
der gebildeten Wundfläche wurde ein Stück absorbierende Gaze,
die mit der in Beispiel 1 (a) hergestellten Transglutaminase-
Lösung (1) getränkt worden war, auf die Wunden der Ratten der
ersten Gruppe (Gruppe I) gelegt. Ein Stück absorbierende
Gaze, die mit der gemäß Beispiel 1 (b) hergestellten
Transglutaminase-Lösung (2) getränkt worden war, wurde auf die
Wunden der Ratten der zweiten Gruppe (Gruppe II) gelegt. Ein
Stück absorbierende Gaze, die in 50 mM HEPES-Puffer (pH-Wert
7) getränkt worden war, wurde auf die Wunden der Ratten der
dritten Gruppe (Gruppe III, Kontrollgruppe) gelegt. Die Gaze
wurde jeweils mit einer Bandage fixiert.
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In der Folge wurden täglich die Veränderungen der Wunde
durch Messen der Wundfläche beobachtet und frische
Transglutaminase-Lösungen und HEPES-Puffer wurden auf die
vorerwähnte Weise zusammen mit der mit einer Bandage fixierten
Gaze verabreicht.
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Die Veränderungen des Verhältnisses der Wundflächen bei
diesem Test (Verhältnis der Fläche an jedem Beobachtunstag
zur Fläche am ersten Testtag) sind in Fig. 1 dargestellt. Wie
aus der Figur ersichtlich ist, weist Transglutaminase eine
Wirkung zur Verhinderung von Wundkontraktionen auf.
Beispiel 3 (Wundschutz- oder Überzugswirkung)
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20 männliche SD-Ratten im Alter von 7 Wochen wurden in
zwei Gruppen von jeweils 10 Tieren unterteilt.
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Auf die gleiche Weise wie in Beispiel 2 wurden die
einzelnen Ratten im dorsalen Bereich unter Anästhesie geschoren
(etwa 7 cm · 7 cm). Der geschorene Bereich wurde mit einer
"Hibitane"-Lösung desinfiziert. Daraus wurde ein Hautstück
(Epidermis + Dermis) in quadratischer Form mit einer
Kantenlänge von etwa 5 cm unter Verwendung eines Skalpells
herausgeschnitten. Ein Stück absorbierende Gaze, die mit der in
Beispiel 1 (a) hergestellten Transglutaminase-Lösung (1)
getränkt worden war, wurde auf die Wunden der Ratten der ersten
Gruppe (Gruppe I) aufgebacht. Ein Stück absorbierende Gaze,
die mit 50 mM HEPES-Puffer (pH-Wert 7) getränkt worden war,
wurde auf die Wunden der Ratten der anderen Gruppe (Gruppe
III,
Kontrollgruppe) aufgebracht. Nach dem Aufbringen wurde
die Gaze jeweils mit einer Bandage fixiert.
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In der Folge wurden die Veränderungen der Wunde durch
Beobachten des Wundzustands ermittelt und frische
Transglutaminase-Lösungen und HEPES-Pufferlösungen wurden auf die
vorerwähnte Weise mit der mit einer Bandage fixierten Gaze
verabreicht.
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Die bei diesem Test bei der täglichen Beobachtung der
Wunde gemachten Feststellungen sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Wie sich aus der Tabelle ergibt, weist Transglutaminase eine
hervorragende klinische Wundschutzwirkung oder
Wundüberzugswirkung auf.
Tabelle 1 Befunde der täglichen Wundbeobachtung
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Bei jeder Testgruppe wurde das Verhältnis der Anzahl an Ratten, die dem Befund des einzelnen
Beobachtungsgegenstands entsprachen, zur Gesamtzahl der beim Test eingesetzten Ratten als prozentualer Anteil (%) angegeben.
Beispiel 4 (blutstillende Wirkung)
(a) Versuchstiere
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15 männliche SD-Ratten im Alter von 7 Wochen wurden in
drei Gruppen von jeweils 5 Tieren unterteilt. Unter
Verwendung dieser drei Gruppen wurde ein Test mit dem
erfindungsgemäßen hämostatischen Mittel (erfindungsgemäßes Beispiel), ein
weiterer Test mit dem Blutkoagulationsfaktor XIII
(Vergleichsbeispiel) und ein Leerwerttest (Kontrollbeispiel)
durchgeführt.
(b) Getestete Materialien und deren Herstellung
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Transglutaminase (spezifische Aktivität 3 U/mg), die auf
die gleiche Weise wie in Beispiel 1 (a) hergestellt worden
war, wurde gemäß dem Verfahren von Hiroyasu Ando et al.
(Agric. Biol. Chem., Bd. 53 (1989), S. 2613) unter
Herstellung einer Lösung mit 30 U/ml Transglutaminase gereinigt.
Dieses Produkt wurde in 50 mM HEPES-Puffer (pH-Wert 7) unter
Bildung einer Testlösung mit einer Konzentration von 3 U/ml
gelöst (erfindungsgemäßes Beispiel).
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Das gleiche Verfahren wurde wiederholt, mit der
Ausnahme, daß ein Präparat des Blutkoagulationsfaktors XIII,
"Fibrogammin P" (Hoechst Japan Ltd.) anstelle der
vorerwähnten Transglutaminase verwendet wurde, wodurch man eine
weitere Testlösung mit der gleichen Konzentration an 3 U/ml
erhielt (Vergleichsbeispiel).
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Ein Leerwerttest wurde unter Verwendung des vorerwähnten
HEPES-Puffers allein als Testlösung durchgeführt
(Kontrollbeispiel).
(c) Erzeugung von Wunden
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Die Ratten wurden unter Anästhesie im dorsalen Bereich
mit einer Haarschere geschoren. Der geschorene Bereich wurde
mit einer "Hibitane"-Lösung desinfiziert. Aus diesem Teil
wurde anschließend ein Hautstück in quadratischer Form mit
einer Kantenlänge von etwa 5 cm mit einem Skalpell
herausgeschnitten.
(d) Verabreichung und Testverfahren
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4 Stunden nach Erzeugung der Wunde wurden am gleichen
Tag die Transglutaminase-Testlösung, die Testlösung mit dem
Blutkoagulationsfaktor XIII und die Testlösung für den
Leer
wert den Ratten der Gruppen I bis III verabreicht. Dabei
wurden die Wundbereiche der einzelnen Ratten mit einem Stück
absorbierender Gaze bedeckt. Die Gaze war so zugeschnitten, daß
sie die gesamte Wunde vollständig bedeckte. Die einzelnen
Testlösungen wurden tropfenweise mit einer Spritze auf die
gesamte Wundfläche in einer Dosis von 1 ml pro Tier
aufgebracht. Die Verabreichung wurde nur am Tag der Wunderzeugung
durchgeführt. Die Gaze wurde an den folgenden Tagen
ausgewechselt.
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Am Tag nach der Verabreichung wurden die einzelnen
Ratten auf das Auftreten von Schmerzen und das Ausmaß von
Blutungen geprüft. 2 Tage nach der Verabreichung wurde eine
Ratte aus jeder Gruppe getötet. Der Wundbereich wurde
entnommen, mit Formalin fixiert und zu einer Gewebeprobe zur
Durchführung einer histopathologischen Prüfung verarbeitet.
(e) Ergebnisse
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Die Beobachtungsergebnisse in bezug auf das Auftreten
von Schmerzen sind in Tabelle 2 zusammengestellt.
Tabelle 2
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-: keine Anzeichen von Schmerzen
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±: leichte Anzeichen von Schmerzen
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+: Anzeichen von Schmerzen
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Die Beobachtungsergebnisse bezüglich des Grads der
Blutungen sind in Tabelle 3 aufgeführt.
Tabelle 3
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-: keine Blutung
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±: leichte Blutung
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+: Blutung
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Die Ergebnisse der histopathologischen Prüfung sind in
Tabelle 4 aufgeführt.
Tabelle 4
Gruppe Befunde
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III (Kontrolle)
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Es wurden eine hydropische Degeneration von
subkutanem Gewebe, innere Blutungen,
Infiltration von Neutrophilen und leichte
Infiltration von Makrophagen und Fibroblasten
beobachtet.
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I (Erfindung)
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Die hydropische Degeneration, die inneren
Blutungen und die Infiltration von
Neutrophilen waren geringer als bei der
Kontrollgruppe. Der Grad der Infiltration von
Makrophagen und Fibroblasten war fast genau so
hoch wie bei der Kontrollgruppe.
Hervorzuheben ist, daß eine Bildung einer
membranartigen Schicht auf der Wundoberfläche
festgestellt wurde.
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II (Vergleich)
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Der Grad der Infiltration von Makrophagen
und Fibroblasten war fast der gleiche wie
bei der Kontrollgruppe. Die hydropische
Degeneration von subkutanem Gewebe war
geringer als bei der Kontrollgruppe, jedoch waren
die intermuskulären inneren Blutungen und
die hydropische Degeneration schwerwiegender
als bei der Kontrollgruppe. Ferner wurden
die Bildung von Muskelzellennekrose und eine
ausgeprägt starke Infiltration von
Neutrophilen beobachtet.
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Aus den vorstehenden Ergebnissen ist ersichtlich, daß
Transglutaminase dem Blutkoagulationsfaktor XIII als
hämostatisches Mittel in bezug auf Schmerzen, Blutungen,
Histopathologie und dergl. überlegen ist, was auf die folgenden
Ursachen zurückzuführen sein kann. Da die hämostatische Funktion
des Blutkoagulationsfaktors innerhalb des Blutes erfolgt,
führt die Verabreichung dieses Faktors auf die Wundoberfläche
nicht zur Bildung einer membranartigen Schicht, so daß sich
die hämostatische Funktion nicht entfalten kann. Dagegen
scheint im Fall von Transglutaminase dieses Enzym eine
membranartige Schicht durch Vernetzung von austretenden
Protei
nen, Zelloberflächenproteinen und Blutproteinen zu bilden und
dadurch eine erhebliche hämostatische Funktion auszuüben.
Gewerbliche Verwertbarkeit
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Erfindungsgemäß werden neuartige Wundheilmittel
bereitgestellt, insbesondere ein hervorragendes Wundheilmittel, mit
dem sich in einfacher und leichter Weise eine Verhinderung
von Narbenkontrakturen, ein Schutz oder Überzug von Wunden
und eine blutstillende Wirkung erreichen lassen.