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Mühle, an deren Mahlraum sich eine Sichtvorrichtung anschließt Die
Erfindung bezieht sich auf eine Sichtvorrichtung von. Feinstmühlen mit frei beweglichen
Mahlkörpern. Die neue Sichtvorrichtung dient zur Abführung .des Feinstmahlgutanteiles
von i o Mikron und weniger, vorzugsweise von i bis 2 IMikron und weniger aus trocken
arbeitenden Mühlen. Die Mahlkörper können beliebige Form und Größe haben. Als Mahlgut
kommen alle iStoffe in Frage, die der trockenen Feinstvermahlung im technischen
Rahmen zugängig sind. Besonders geeignet ist der neue Sichter für mittels schnell
schwingender Kugeln mahlende Mühlen.
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Die Erfindung beruht auf der Beobachtung, daß das Feinstmahlgut sich
im Luftraum oberhalb der Mahlkörper ansammelt und- dort noch lange Zeit nach der
Stillsetzung der Mühle im Schwebezustand verharrt. In diesem Oberteil des Mühlenraumes
bildet sich also ein sogenanntes pseudokolloidales System aus Feinststaub und Luft
aus. Eine Haupteigenschaft solcher pseudokolloidalen Systeme besteht darin, daß:
sie sich ausbreiten, ohne ihre Zusammensetzung merklich zu ändern, d. h. wenn einem
solchen System der fünffache Raum zur Ausfüllung zur Verfügung gestellt wird, so
erfüllt es diesen Raum nach einiger Zeit ebenso gleichförmig wie den ursprünglichen.
Dieses eigentümliche physikalische Verhalten. benutzt die Erfindung in der weiteren
Erkenntnis,. daß die Mahldauer in Feinstmühlen regelmäßig eine :oder mehrere Stunden
beträgt und däß auch unter Berücksichtigung der Ausbreitungsträgheit solcher pseudokolloidalen
Systeme die Zeit stets ausreicht, um die vergrößerten Räume auszufüllen. Ja die
Zeit
reich sogar in vielen Fällen aus, um zu erreichen, dä.ß de
Teilchen in einem zweiten Raum absinken. Schließlich benutzt die neue Sichtvorrichtung
noch die Beobachtung, daß bei lebhaft bewegten Gasen -oder, was etwas ähnliches
ist, bei Gasen in lebhaft bewegten Rohrleitungen, die größeren Teilchen mW einer
um das Vielfache höheren Wahrscheinlichkeit an die Kanalwandungen prallen und dadurch
ihre lebendige Kraft verlieren, als die feinsten Teilchen, welche, eben weil sie
pseudo-kolloidaleSysteme sind, :den elastischen Bewegungen des Gases viel enger
folgen. Es gelingt durch die Erfindung, diese drei Erkenntnisse gemeinsam in einer
:einfachen Vorrichtung wirksam werden zu lassen.
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An den Mahlraum schließt sich nach der Erfindung ein zweckmäßig baulich
unabhängiges Gehäuse an, dessen Inneres durch ein verhältnismäßig enges übergangsstück
mit dem Oberteil des Mahlraumes in Verbindung steht, derart, daß die Staubgase allenthalben
aus dem Mühleninnein frei in dieses Gehäuse übertreten können. Wegen seiner Form,
der Art seines Anschlusses und seines Zweckes ist dieses Gehäuse als eine Vorlage
bezeichnet. Der übergang auf engen Querschnitt hat gleichzeitig die vorteilhafte
Wirkung, daß Mahlkörper nicht in die Vorlage übertreten können. Die Staubgase oder
der aus ihnen abgeschiedene Feinststaub können jedoch, ohne den Mühlengang zu beeinflussen,
aus dieser Vorlage abgeführt werden. Der Betrieb dieser als Sichtvorrichtung wirkenden
Vorlage ist mithin von dem Betrieb der Mühle durchaus unabhängig; z. B. kann die
Vorlage betrieben werden, während die Mühle steht, die Mühle kann für durchlaufendes
Mahlgut oder durchlaufende Mahlkörper eingerichtet sein, kurz: die Mühle kann irgendwelche
Zu- oder Abführvorrichtungen besitzen, während die Vorlage ununterbrochen betrieben
werden kann. Es ist .ohne Enfluß, ob die Mühle mit einer Füllung aus Luft :oder
eitlem anderen Gas arbeitet. Der Inhalt der Vorlage kann abgesaugt, herausgedrückt,
ausgebürstet, mit einer Schnecke herausgeführt oder sonstwie entfernt werden.
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Die einfachste Ausführung der Erfindung besteht darin, ,das Mühlengehäuse
inx Scheitel zu schlitzen und in diesen Schlitz den Hals der Vorlage abgedichtet
einzusetzen, so da.ß die Vorlage lösbar ist. Die als Sichtvorrichtung dienende ,Vorlage
kann aus ,dem gleichen Baustoff wie die Mühle sein, z. B. aus Hartporzellan; Glas
.oder auch aus Hartguß. Soll die neue Sichtvorrichtung bei Mühlen verwendet werden,
deren Gehäuse sich normalerweise dreht, so wird die Drehbewegung durch Schwenkbewegung
ersetzt. Bei einer , Schwenkung um i2o°, d. h. um 6o° nach beiden Seiten aus der
Grundstellung heraus, kann ein ungestörter Betrieb des Sichtens aufrechterhalten
werden.
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In der Zeichnung ist die Mühle mit der neuen Sichtvorrichtung in zwei
Ausführungsformen dargestellt.
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@v"'''l1.bb. r ist das Schaubild einer betriebsfertigen Anlage.
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Abb. z ist ein Schnitt nach II-II der Abb. i. Abb. 3 ist das Schaubild
einer Vorlage. Abb. ¢ entspricht dem in Abb. 2 gezeigten Schnitt unter Verwendung
einer anderen Ausgestaltung.
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Die Abbildungen sind nur erläuternd, jedoch nicht begrenzender Natur:
In den Abbildungen ist eine Mühle mit im wesentlichen, zylindrischen Gehäuse i zu
erkennen, gefüllt mit frei beweglichen Mahlkörpern in Gestalt von Kugeln q.. 2 ist
eine Sichtvorrichtung in. Gestalt einer Vorlage, die mit Hilfe der Dichtungen 3
in einen Schlitz im Scheitel der Mühle i eingesetzt ist. Aus Abb:. i geht hervor,
daß zum Betrieb an diese Sichtvorrichtung 2 mit Hilfe von für Rohranschlüsse bekannten
Dichtungen, die daher im einzelnen nicht dargestellt sind; sich nachgiebige Rohrstücke
5, 8 ,anschließen. Der Rohranschluß 8 steht mit einem Lüfter 9 in Verbindung. Ein
Schlauch schließt an einen Fliehkraftstaubsammler 6 an, der zur Abscheidung des
Allerfeinsten einen Austritt in Gestalt eines Feinfilters 7 trägt. Die Ausbildung
des Abscheiders 6, 7 sowie des Gebläses 9 gehören nicht in den Rahmen der Erfindung.
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Die Ausführungsbeispiele nach den Abb. i bis q. betreffen sogenannte
Schwingmühlen, d. h. Mühlen; deren Gehäuse in schnelle Schwingungen versetzt wird,
so daß die Mahlkörper ganz bestimmte, vorgeschrieben schnelle Schwingbewegungen
ausführen: Nach der Erfindung ist angenommen, äaß das Gehäuse i mit Hilfe der Federn
i i um das Gelenk i o schwingt. Die Mühle nach den Abb. i und z wirkt in der folgenden
Weise Werden die Mahlkörper 4 durch die Schwingungen des Gehäuses i unter Benutzung
des Federwerkes i i und des Gelenkes i o in Schwingungen versetzt, so wird das Mahlgut
zwischen den Körpern q. gemahlen und er Raum im Scheitel der Mühle mit (einststaubhaltiger
Luft oder feinststaubhaltigen Gasen 'angefüllt. Nach den besonderen und eigentümlichen
Gesetzen der pseudokolloidalen Systeme verhält sich dieses Staubgas wie ein homogener
leichter Körper, der ungehindert durch den Hals 3 den Innenraum der Vorlage 2 ausfüllt.
Da das Gehäuse i und damit auch das Halsstück und auch die Vor- i lage 2 selbst
stark schwingen, werden alle diejenigen Teilchen, die eigentlich nicht dem
pseudo-kolloidalen
System angehören, sondern zu grob sind, verhältnismäßig schnell an. die Wandungen
des Vorlagehalses oder der Vorlage selbst geführt und fallen. wieder in das Mühlengehäuse
r zurück. Bei der einfachsten Ausführung kann man an den Enden der röhrenartigen
Vorlage 2 einen Rauch von feinststaubhaltiger Luft jentweichen sehen. Gemäß Abb.
t wird jedoch durch einen möglichst geringen Luftstrom aus dem Gebläse 9 das feinststaubhaltige
Gas durch 5 in den Niederschlagsraum 6 überführt und dort gewonnen. Bei der Ausführung
nach Abb. q. fehlen die Anschlüsse 5 und 9. Dort ist angenommen, daß die Vorlage
2' nach Beendigung des Mahlvorganges abgehoben und verschlossen wird, so daß man
den Staub einige Zeit später aus der Vorlage in einen .anderen Behälter abführen
kann. Es ist bei einer Ausführung nach Abb. ¢ .auch möglich, den Feinststaub ,aus
der Vorlage 2' durch eine Schnecke oder eine Bürste in an sich für staubführende
Kanäle bekannter Weise auszutragen. Man kann auch dein Boden der Vorlage 2' durchbrechen
und mit einem Abzug versehen, der m einen oder mehrere Behälter führt, so daß sich
dort bereits während des Mühlenbetriebes -der Staub sammelt.
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Nach der Erfindung ist es möglich, aus trocken arbeitenden Mühlen
mit frei beweglichen Mahlkörpern in technischem Maßstab Staub zu gewinnen, der nach
Pipetteanalysen im Gerät von A n d r e a s e n 6o und mehr Prozent Teilchen von
z Mikron und im übrigen Teilchen von 5 Mikron enthält.
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Es ist ferner möglich, die Vorlage 2 mit einer Flüssigkeit zu füllen
und den übertretenden Staub unter Ausnutzung der Mühlenschwingungen in dieser Flüssigkeit
unmittelbar zu emulgieren. Zu diesem Zweck braucht die Vorlage nur ;eine starke
Umlenkung, d. h. einen längeren Hals, zu erhalten, dergestalt, daß die Flüssigkeit
in der Vorlage bei ruhender Mühle höchstens so hoch steht wie die Oberschicht der
Mahlkprper. Eine' Be-:-so.nderheit der Erfindung besteht darin, daß die Vorlage
in ihrem Ergebnis als Sichter wirkt, jedoch keinerlei körperliche Mittel enthält,
um eine Sichtung vorzunehmen. Vielmehr werden zur Sichtung nur diejenigen physikalischen
Erscheinungen ausgenutzt, die ohnehin beim Mühlenbetrieb auftreten.