GEBIET DER ERFINDUNG
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Die Erfindung betrifft die Reinigung und das Klonieren der zellulären Rezeptormoleküle
für das luteinisierende Hormon, Choriogonadotropin, das follikelstimulierende Hormon
und das schilddrüsenstimulierende Hormon. Die Erfindung betrifft weiters die
Verwendung der gereinigten Hormonrezeptormoleküle.
HINTERGRUND DER ERFINDUNG
I. Hormone des Hypophysevorderlappens
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Der Hypophysevorderlappen Adenohypophyse) ist die Quelle zahlreicher wichtiger
Glykoproteinhormone, umfassend das luteinisierende Hormon (Lutropin oder "LH"),
Choriogonadotropin (oder "CG"), das follikelstimulierende Hormon (Follitropin oder
"FSH") und das schilddrüsenstimulierende Hormon (Thyrotropin oder "TSH"). Ein
Überblick über die Hormone des Hypophysevorderlappens findet sich bei Norman,
A.W. et al (in: Hormones, Acad. Press, N.Y. (1987)). Die Hormone sind evolutionär
hochgradig konserviert; die primären Aminosäuresequenzen der LH-, CG- und TSH-
Hormone von Ratten und anderen Tieren sind jenen der Menschen äußerst ähnlich
(Strickland, T.W. et al., in: Luteinizing Hormone Action and Receptors, Ascoli, M. (Hg),
CRC Press, Boca Raton, FL (1985)).
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Das luteinisierende Hormon, das follikelstimulierende Hormon, menschliches
Choriogonadotropin (hCG) und das schilddrüsenstimulierende Hormon weisen viele
gemeinsame Eigenschaften auf und gelten als Mitglieder einer Familie von
Glykoproteinhormonen. Alle enthalten etwa 200-250 Aminosäurereste und bestehen
aus einer gemeinsamen α-Untereinheit (mit einem Molekulargewicht von etwa 13-15
kDa) und einer unterscheidenden β-Untereinheit (mit einem Molekulargewicht von
etwa 13-22 kDa). Die α-Untereinheiten von LH, FHS und TSH sind identisch; die α-
Untereinheit von CG unterscheidet sich laut Berichten geringfügig von den anderen
(Ganong, W.F. Review of Medical Physiology, 9. Ausgabe, Lange Medical Pub., Los
Altos, CA (1979)).
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Die Hormone vermitteln ihre biologischen Wirkungen durch Binden an
Rezeptormoleküle, die aut aen Oberflächen von Zielzellen vorhanden sind. Die
Wechselwirkung der α-Untereinheit mit den hormonspezifischen β-Untereinheiten der
Hormone sind dafür verantwortlich, die Bindungsspezifität der Hormone zu verleihen.
Die Hormone wirken durch das Aktivieren zellulärer Adenylatcyclase, um intrazelluläre
cAMP-Werte zu erhöhen (de la Llose-Hermier et al., Acta Endocrinol., 118: 399-406
(1988)).
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Das luteinisierende Hormon und das follikelstimulierende Hormon sind beide
Gonadotropine (Ascoli, M. (Hg) Luteinizing Hormone Action and Receptors, CRC Press,
Boca Raton, FL, (1985)). LH bindet sich an einen auf der Oberfläche von Leydig- oder
Interstitialzellen exprimierten Rezeptor (Ascoli, M., in: The Receptors, (Conn, P.M. (Hg),
Bd. 2, S. 368 (1985)). Bei Männern bewirkt die LH-Bindung, daß die Leydig-Zellen ihre
Testosteronsynthese steigern. Bei Frauen bewirkt eine solche Bindung, daß die
Granulose-, Theka-, Interstitial- und Lutealzellen die Konzentrationen von Androgenen,
Östrogenen und Progestinen, insbesondere Progesteron, erhöhen.
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Das follikelstimulierende Hormon reguliert die Entwicklung von Gameten. Bei Männern
bindet sich FSH an einen auf der Oberfläche der Sertoli-Zellen vorhandenen Rezeptor
und unterstützt den Entwicklungsprozeß, der zur Herstellung von reifen Spermatozoen
führt. Bei Frauen bindet sich das Hormon an Rezeptoren auf der Oberfläche der
Granulosezellen des Eierstocks. Man ist der Ansicht, daß es gemeinsam mit Östrogen
und LH zusammenwirkt, um die Follikelentwicklung zu stimulieren. Bezüglich seiner
Rolle in der Oozytenentwicklung wird FSH maximal zum Zeitpunkt des Eisprungs im
weiblichen Fortpflanzungszyklus exprimiert. Aus diesem Grund kann man mithilfe eines
Assays hinsichtlich FSH das Eintreten des Eisprungs ermitteln und vorhersagen. FSH
bewirkt weiters eine Stimulierung der Expression von LH/CG-Rezeptoren durch
Granulosezellen.
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Choriogonadotropin ist ein Gonadotropin, das durch die trophoblastischen Zellen der
Plazenta erzeugt wird. Es bewirkt eine Stimulierung des Wachstums und der
Entwicklung des Corpus luteum im Eierstock durch Stimulierung der Herstellung von
Progesteron. Choriogonadogropin spielt bei der Vorbereitung des Stoffwechsels der
Mutter auf die Schwangerschaft eine Rolle. Die Verabreichung entweder von LH, FSH
oder CG kann den Eisprung bei einer Frau induzieren. Die Hormone eignen sich für die
Behandlung von Unfruchtbarkeit.
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Die Hauptwirkungsweise von TSH besteht in der Stimulierung der
Schilddrüsensekretion und des Schilddrüsenwachstums. TSH bindet sich an ein
Rezeptormolekül, das auf der Oberfläche von Schilddrüsenzellen exprimiert wird.
Monoklonale Antikörper wurden entwickelt, die sich an den TSH-Rezeptor binden
können. Menschen, die an der Graves'schen Krankheit leiden, bilden Autoantikörper,
die sich an das TSH-Rezeptormolekül binden können. Zum Unterschied von den
monoklonalen anti-TSH-Rezeptorantikörpern ahmt das Binden durch die Autoantikörper
TSH nach und wirkt daher als Stimulator der Schilddrüsenaktivität (Furmaniak, J. et al.,
Acta Endocrinol. Suppl) 281: 157-165 (1987)). Die klinischen Symptome der
Graves'schen Krankheit sind durch Schilddrüsenüberfunktion gekennzeichnet.
II Rezeptoren der Glykoproteinhormone des Hypophysevorderlappens (einschließlich
hCG)
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Untersuchungen zeigten, daß das luteinisierende Hormon und Choriogonadotropin das
gleiche zelluläre Rezeptormolekül besitzen (Ascoli, M. (Hg), Luteinizing Hormone
Action and Receptors, CRC Press, Boca Raton, FL (1985)). Die Verwendung von
chemischen und Photoaffinitäts-Vernetzungsmitteln ermöglichte es den Forschern, die
Hormonbindungsstelle des Rezeptors zu untersuchen (Ji, I. et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
(USA) 77: 7167 (1980); Rebois, R.V. et al., Proc. NAtl. Acad. Sci (USA) 78: 2086 (1981);
Metsikko, M.K. et al., Biochem J. 208: 309 (1982)). Diese Untersuchungen konnten
jedoch keine genauen Aufschlüsse über die Struktur des Rezeptormoleküls geben. Auf
der Grundlage solcher Untersuchungen zogen mehrere Forschergruppen den Schluß,
daß der Rezeptor ein einzelnes Polypeptid von etwa 70-105 kDa ist (Ascoli, M. et al., J.
Biol. Chem. 261: 3807 (1986); Rebois, R.V. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA) 78: 2086
(1981); Kellokumpu, S. et al., Endocrinol. 116: 707 (1985)). Ähnliche Studien brachten
jedoch andere Forscher zum Schluß, daß der Rezeptor aus mehreren
Polypeptiduntereinheiten besteht (Ji, I. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA) 77: 7167
(1980): Ji, I. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA) 78: 5465 (1981); Hwang, J. et al., J. Bio.
Chem. 259: 1978 (1984); Hwang, J. et al., Proc. Natl. Acad. Sci (USA) 81: 4667 (1984)).
Diese unterschiedlichen Schlußfolgerungen der Forscher konnten bislang nicht
miteinander in Einklang gebracht werden.
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Über die Reinigung des LH/CG-Rezeptors wurde von mehreren Forschergruppen
berichtet (Dufau, M.L. et al., J. Biol. Chem. 250: 4822 (1975); Kusuda, S. et al., J. Biol.
Chem. 261: 6161 (1986); Bruch, R.C. et al., J. Biol. Chem. 261: 9450 (1986); Minegishi,
T. et al., J. Biol. Chem. 262: 17138 (1987); Wimalasena, J. et al., J.Biol. Chem. 260:
10689 (1985); Keinanan, K.P. et al., J. Biol. Chem. 262: 7920 (1987); Dattatreyamurty,
B. et al., J. Biol. Chem. 258: 3140 (1983)). Die angeführten Eigenschaften des
gereinigten Proteins sind jedoch so unterschiedlich, daß man bezüglich der
Beschaffenheit des LH/RH-Rezeptors oder der Anzahl der enthaltenen Untereinheiten
keine Schlüsse ziehen kann.
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Der FSH-Rezeptor wurde ebenfalls nicht gut charakterisiert. Unter Verwendung von
Photoaffinitätsverfahren zogen Forscher den Schluß, daß der FSH-Rezeptor aus drei
Untereinheiten betseht (Shih, J. et al., J. Biol. Chem. 260: 12822 (1985); Shih, J. et al., J.
Biol. Chem. 260: 12828 (1985); Shih, J. et al., J. Biol. Chem. 260: 14020 (1985); Smith,
R.A. et al., J. Biol. Chem. 260: 14297 (1985); Smith, R.A. et al., J, Biol. Chem. 260:
14297 (1985)). Der TSH-Rezeptor ist laut Berichten ein Protein von etwa 300 kDa, das
gespalten wird, um zumindest zwei Proteine von 70 kDa zu bilden. Die Proteine von
70 kDa können selbst gespalten werden, um ein Protein von 50 kDa und eines von 20
kDa zu bilden (Chan, J. et al., Acta Endocrinol. (Suppl.) 281: 166 (1987); Smith, R.A. et
al., Endocrinol. Rev. 9: 88 (1988)).
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Zusammenfassend stellte sich heraus, daß die Glykoproteinhormone des
Hypophysevorderlappens sowie das durch die Plazenta gebildete Choriogonadotropin
ihre biologischen Wirkungen über eine Wechselwirkung mit einem zellulären
Rezeptormolekül vermitteln, das an der Oberfläche der Zielzellen vorhanden ist. Trotz
intensiver Bemühungen konnte die Beschaffenheit und Struktur dieser
Rezeptormoleküle noch nicht geklärt werden.
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Die Hormonrezeptormoleküle können sowohl für diagnostische als auch für
therapeutische Zwecke verwendet werden. Die Rezeptormoleküle können auch zur
Entwicklung synthetischer Hormone oder Hormonantagonisten verwendet werden.
Daher wäre die Fähigkeit zur Herstellung von gereinigten Hormonrezeptormolekülen
äußerst wünschenswert.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die Erfindung betrifft die Reinigung und das Klonieren von Rezeptoren für das
luteinisierende Hormon, Choriogonadotropin, das follikelstimulierende Hormon und
das schilddrüsenstimulierende Hormon. Zusätzlich betrifft die Erfindung die
Verwendung solcher Moleküle in der Diagnose und Therapie von Zuständen beim
Menschen.
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Die Erfindung betrifft im Detail eine pharmazeutische Zusammensetzung, die eine
therapeutisch wirksame Menge eines Hormonrezeptormoleküls enthält, worin das
Hormonrezeptromolekül aus der Gruppe bestehend aus dem LH/CG-Rezeptor, dem
FSH-Rezeptor und dem TSH-Rezeptor ausgewählt ist.
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Die Erfindung betrifft auch die Verwendung des LH/CG-Rezeptors bei der Herstellung
eines Medikaments zur Behandlung von Fruchtbarkeit, Brustkrebs, Prostatakrebs,
gutartiger Prostatahypertrophie, vasomotorischer Instabilität, Osteoporose oder
polyzystischer Eierstockerkrankung.
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Die Erfindung betrifft weiters die Verwendung des TSH-Hormonrezeptormoleküls bei
der Herstellung eines Medikaments zur Behandlung der Graves'schen Krankheit, von
gutartiger Prostatahypertrophie, Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenkrebs.
KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN
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Fig.1 zeigt die cDNA und vorhergesagte Aminosäuresequenz des Ratten-Eierstock-
LH/CG-R. In der Figur sind chemisch bestimmte Peptidsequenzen durch Balken über
korrespondierenden Sequenzen angezeigt, wobei Reste, die sich von den
vorhergesagten unterscheiden, durch weiße Balken gekennzeichnet sind. Die
Aminosäurenumerierung beginnt bei der für den reifen intakten Rezeptor gefundenen
N-terminalen Sequenz, wobei negative Zahlen die kodierte Signalsequenz angeben.
Vermeintliche extrazelluläre N-verbundene Glykosylierungsstellen sind durch
umgekehrte Dreiecke angezeichnet, und die vorgeschlagenen
membranüberspannenden hydrophoben Sequenzen sind eingerahmt. Reste mit Strichen
darüber zeigen den Ort der Ähnlichkeit mit Sojabohnen-Lectin (L.O. Vodkin et al., Cell
34: 1023 (1983); D.J. Schnell et al., J. Biol. Chem. 262: 7220 (1987) Diflorus).
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Fig.2 zeigt die Ausrichtung der transmembranen Regionen von LH/CG-R. Die
transmembranen Regionen von ausgewählten G-Protein-gekuppelten Rezeptoren
wurden durch Fastp- (D. J. Lipman et al., Science 227: 1435 (1985)) und
hom.global(W.M. Fitch et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 80: 1382 (1983)) Computerprogramme
ausgerichtet, wobei man eine händische Endausrichtung vornahm, um die
Positionsidentität mit minimalen Einfügungen zu maximieren. Die Zahlen stellen die
Resteanzahl dar; die Zahlen in Klammer zeigen die Anzanl der in der 5-6-
Schleifenregion gelöschten Reste. Die eingerahmten Regionen zeigen
Übereinstimmungen von 3 oder mehr Resten an jeder Position. Numerierte Balken
zeigen die Positionen vermeintlicher Transmembran- (TM) Regionen. RHO: Rinder-
Rhodopsin; SKR: Substanz K-Rezeptor; β-2AR: β-2 adrenerger Rezeptor; 5HT-2R: 5HT-2
(Serotonin)-Rezeptor (Rhodopsin: J. Nathans et al., Cell 34: 807 (1983); SKR: Y. Masu et
al., Nature 329: 836-838 (1987); β-2AR: RAF Dixon et al., Nature, 321: 75 (1986); P.R.
Schofield et al., Nucl. Acids Res. 15: 3636 (1987); 5HT-2: D.B. Pritchett et al., EMBO J.
7: 4135 (1988)).
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Fig.3 zeigt die Struktur des Wiederholungsmotivs in der extrazellulären Domäne des
LH/CG-R. Feld A: Ausrichtung der 14 imperfekten Wiederholungsstrukturen. Identische
oder konservierte Reste unter den Segmenten I-XIV wurden eingeranmt. Striche zeigen
das Setzen von Lücken zur Optimierung der Periodizität an. Feld B: Konsenssequenzen
für die Leucin-reichen Wiederholungsmotive, die im Leucin-reichen Alpha 2-
Glykoprotein von menschlichem Serum (Toll), der Alphakette vom menschlichem
Blutplättchen-Glykoprotein Ib (GPIB), dem Toll-Gen von Dosophila (Toll) und der Hefe-
Adenylatcyclase (ACY) beobachtet werden (N.Takanashi et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 82: 1906 (1985) (LGR); J. Lopez et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84: 5615 (1987)
GP Ib); C.Hashimoto et al., Cell 52: 269 (1988) (Toll); T. Kataoka et al., Cell 43: 493
(1985) (Adenylatcyclase, Hefe); T. Krusius et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83: 7683
1986) (PG40). "a" zeigt eine von drei aliphatischen Aminosäuren, Valin, Leucin oder
Isoleucin an; "x" kennzeichnet eine Aminosäure.
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Fig.4 zeigt die funktionale Expression der LH/CG-R-cDNA. Die spezifische ¹²&sup5;I-CG-
Bindung (A) und CG-stimulierte cAMP-Anhäufung (B) in cos-Zellen, die transient mit
dem Expressionsvektor pCLHR (geschlossene Kreise) oder ohne diesen (offene Kreise)
transfiziert sind.
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Fig.5 zeigt eine Northern-Analyse der Hybridisierung von LH/CG-R-cDNA in
unterschiedlichen Geweben. Jede Bahn enthält 10 ug Gesamt-RNA. Die Zahlen links
zeigen kb, die durch DNA-Größenmarker ermittelt werden. Die gezeigten Proben
stammen aus den Eierstöcken von scheinträchtigen Ratten (Bahn a) und erwachsenen
Ratteneierstöcken (Bahn b), Hoden (Bahn c), Lunge (Bahn d), Niere (Bahn e), und Leber
(Bahn f). Die Felder A bzw. B zeigen das 6-stündige Ausgesetztsein oder das
Ausgesetztsein über Nacht des gleichen Blots.
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Figuren 6a und 6b zeigen die cDNA und die vorhergesagte Aminosäuresequenz von
Ratten-Hoden-FSH-R. Die Aminosäurenumerierung beginnt bei der N-terminalen
Sequenz für das vorhergesagte reife Rezeptorprotein, wobei negative Zahlen die
Signalsequenz kennzeichnen.
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Fig.7 zeigt einen strukturellen Vergleich zwischen den Gonadotropinrezeptoren. A)
Sequenzähnlichkeiten von Rezeptordomänen. Die die extrazelluläre Domäne
darstellende N-terminale Hälfte ist in 14 imperfekt duplizierte Einheiten von jeweils
etwa 20 Resten unterteilt, und die C-terminale Hälfte zeigt die 7 transmembranen
Segmente. Potentielle Glykosylierungsstellen sind durch ausgefüllte Quadrate
gekennzeichnet. Verschiedene Grauabstufungen zeigen den Grad der
Sequenzenkonservierung für verschiedene Rezeptorbereiche. B) Sequenzvergleich von
Rezeptoren im Ein-Buchstaben-Code. Die FSH-R-Sequenz ist als die untere Sequenz
dargestellt, und Unterschiede sowie Substitutionen in LH/CG-R sind oben dargelegt.
Punkte kennzeichnen Einfügungen zum Zwecke optimaler Ausrichtung. Die
extrazellulären Wiederholungen sind numeriert und durch vertikale Linien abgegrenzt.
Konservierte Cysteinreste in der extrazellulären Domäne werden durch ausgefüllte
Ovale gekennzeichnet. Transmembranregionen TMI-TMVII sind eingerahmt. Kleine
Pfeile zeigen konservierte Cysteinreste in den zweiten und dritten extrazellulären
Schleifen des Rezeptors an.
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Fig.8 zeigt die Ausrichtung von Wiederholungsmotiven in der extrazellulären Domäne
von FHS-R, wobei das unterschiedliche Ausmaß der Sequenzkonservierung zwischen
den Wiederholungen veranschaulicht wird. N-verbundene Glykosylierungsstellen sind
durch schraffierte Kreise dargestellt. Die Ausrichtung und Numerierung entspricht jener
von LH/CG-R.
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Fig.9 zeigt die funktionelle Expression des FSH-R. FSH-stimulierte cAMP-Anhäufung in
transient mit Expressionsplasmid pCFSH-R transfizierten 293-Zellen. Intrazelluläre
c-AMP wird als Funktion der Hormonkonzentration gemessen. Jeder Datenpunkt stellt
den mittleren ±-Bereich von Doppelbestimmungen dar.
BESCHREIBUNG BEVORZUGTER AUSFÜHRUNGSFORMEN
I. LUTEINISIERENDES HORMON, FOLLIKELSTIMULIERENDES HORMON UND
SCHILDDRÜSENSTIMULIERENDES HORMON
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Die vorliegende Erfindung betrifft Verwendungen des biologischen Rezeptors für das
luteinisierende Hormon, Choriogonadotropin, das schilddrüsenstimulierende Hormon
und das follikelstimulierende Hormon.
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Wie bereits erwähnt sind das luteinisierende Hormon (LH) und menschliches
Choriogonadotropin (CG) Mitglieder einer evolutionär konservierten Familie von
Glykoproteinhormonen, die auch das schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH) und das
follikelstimulierende Hormon (FSH) umfaßt. Alle vier sind heterodimere Glykoproteine
von 28-38 kDa, die jeweils aus einer gemeinsamen α-Untereinheit kombiniert mit
unterscheidenden β-Untereinheiten bestehen, die Rezeptorspezifität verleihen (Pierce et
al., Annual Rev. Biochem. 50: 466 (1981)). Die β-Untereinheiten von LH und CG sind
eng sequenzenverwandt, und diese zwei Hormone binden sich an den gleichen
Rezeptor und ziehen identische biologische Reaktionen nach sich (Pierce et al, oben).
Die akute Reaktion der Zielzellen auf das Binden von LH und CG ist eine Zunahme der
Adenylatcyclase-Aktivität, die durch intrazelluläre, membranassoziierte G-Proteine
vermittelt wird. Die resultierenden erhöhten cAMP-Werte führen schließlich zu einer
Steigerung der Steroidsynthese und Sekretion (M. Hunzicker-Dunn et al., in: Luteinizing
Hormone Action and Receptors, M. Ascoli (Hg.), CRC Press, Boca Raton, 1985, S. 57-
134). Die Kohlenhydratgruppen dieser Hormone scheinen bei der Signaltransduktion
eine wichtige Rolle zu spielen (Sairam et al., J. Biol. Chem. 264: 2409 (1989)). Die
Kohlenhydratgruppen der Hormone steigern auch ihre Wirksamkeit durch Senken der
Rate, bei der die Hormone über den Stoffwechsel ausgeschieden werden.
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In den letzten Jahren wurde eine Familie von G-Protein-gekuppelten Rezeptoren
identifiziert, deren Mitglieder durch das gemeinsame Strukturmerkmal von 7
transmembranen Domänen charakterisiert sind (durch R.J. Lefkowitz et al., J. Biol.
Chem. 263: 4993 (1988) im Überblick besprochen). Man erwartet, daß der Rezeptor für
diese Hormone ein Mitglied dieser Familie ist.
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Der hohe Ähnlichkeitsgrad zwischen den Bindungsdomänen von Tier-LH-, FSH- und
TSH-Hormonen im Vergleich zu ihren menschlichen Gegenstücken untermauert die
Schlußfolgerung, daß die zellulären Rezeptormoleküle für diese Hormone fähig sind,
sich mit dem menschlichen Hormon zu binden. Somit kann man solche tierischen
Rezeptormoleküle in gleicher Weise wie menschliche Rezeptormoleküle verwenden.
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Der luteinisierende Hormon/der Choriogonadotropin-Hormonrezeptor (LH/CG-R) ist auf
Hoden-Leydig, Zellen und auf Eierstock-Theka-, Granulose-, Luteal- und Interstitialzellen
vorhanden. Der LH/CG-Rezeptor spielt in der Fortpflanzungsphysiologie eine
entscheidende Rolle. Beim Mann und bei der nichtschwangeren Frau ist der LH/CG-R
nur dem luteinisierenden Hormon (LH) ausgesetzt, das durch den
Hypophysevorderlappen hergestellt und sekretiert wird. Während der Schwangerschaft
ist jedoch der Eierstock-LH/CG-R auch dem durch die Plazenta erzeugten menschlichen
Choriogonadotropin (CG) ausgesetzt.
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Fortschritte bei einer Klärung der Struktur des LH/CG-R wurden durch die geringe
Verfügbarkeit dieses Rezeptors und seine Proteolyseanfälligkeit beeinträchtigt (M.Ascoli
et al., Endocrine Rev. 10: 27 (1989)). Der Ratten-LH/CG-Rezeptor wurde kürzlich aus
Eierstöcken scheinträchtiger Ratten gereinigt (N. Rosemblit et al., Endocrinology 123:
2284 (1988)) und wurde laut Berichten aus Schweinehoden gereinigt (Jallal, B. et al.,
Reprod. Nutr. Dev. 28: 1177 (1988)).
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Es stellte sich heraus, daß der gereinigte Ratten-LH/CG-Rezeptor ein einzelnes
Glykoprotein mit einer Molekülmasse von 93 kDa ist (N. Rosemblit et al.,
Endocrinology 123: 2284 (1988); I.-C.Kim et al., J. Biol. Chem. 261: 3807 (1986); M.
Ascoli et al., Endocrine Rev. 10: 27 (1989)). Andere Berichte schlugen jedoch vor, daß
der LH/CG-R aus mehreren Untereinheiten besteht (in M. Ascoli et al., Endocrine Rev.
10: 27 (1989) im Überblick besprochen).
II. DIE REINIGUNG VON HORMONREZEPTORMOLEKÜLEN
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Die unten angeführten Verfahren und Beispiele sind hinsichtlich der Isolierung und
cDNA-Klonierung des LH/CG-Rezeptors "LH/CG-Rezeptors" beschrieben. Man
beachte jedoch, daß eine solche Beschreibung angepaßt werden kann, ohne von den
Lehren der vorliegenden Erfindung abzuweichen, um die Isolierung und das Klonieren
nicht nur des LH/CG-Rezeptors, sondern auch des FSH- und TSH-Rezeptors zu
ermöglichen.
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Die erfindungsgemäßen Hormonrezeptoren können durch Routineanpassung jedes
beliebigen Verfahrens gereinigt werden. Es ist vorzuziehen, das Verfahren nach
Rosemblit, N. et al. (Endocrinology, 123: 2284-2289 (1988)) zu verwenden. Gemäß
diesem Verfahren werden die Rezeptoren durch eine Kombination von
Affinitätschromatographie, Lectinbindung und SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese
isoliert.
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Zur Erleichterung der Gewinnung verwendet man eine angereicherte zelluläre
Rezeptorquelle. Eine bevorzugte Quelle eines LH/CG-Rezeptors sind Ratten-
Lutealzellen. Bevorzugte Quellen des FSH-Rezeptors sind Sertoli-Zellen. Eine
bevorzugte Quelle des TSH-Rezeptors ist Schilddrüsengewebe.
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Zum Erhalt von Gewebeproben wurden Tiere euthanisiert, oder es wurde das
erwünschte Gewebe auf chirurgischem Wege gewonnen. Nach der Entfernung des
rezeptorhältigen Gewebes aus dem Tier wird das Gewebe in einen Puffer gelegt, der
150 mM NaCl, 20 mM HEPES, pH-Wert 7,4 enthält ("Puffer A"). Das Gewebe wird
vorzugsweise bei einer Temperatur von 4ºC gehalten. Da die Proteine äußerst
proteolyseanfällig sind, wird der verwendete Puffer vorzugsweise eingestellt, 5 mM N-
Äthylmaleimid, 10 mM Phenylmethylsulfonylfluorid und 10 mM ETDA zu enthalten,
um die Proteolyse zu hemmen (Kellokumpu, S. et al. Endocrinol. 116: 707 (1985)).
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Gewebeproben weroen in 10 Volumina von Puffer A mittels eines Gewebeaufbrechers
dispergiert und homogenisiert (vorzugsweise mit einem motorbetriebenen Motorpistill).
Die dispergierten Zellpräparate werden zentrifugiert (beispielsweise bei 20.000 x g über
einen Zeitraum von 30 min) und erneut in 5 Volumina Puffer A suspendiert, der
zusätzliche 20% Glyzerin ("Puffer B") und 1% NP-40 enthält (welche Agenzien die
Bindungsaktivität der Rezeptoren stabilisieren können). Die Präparate werden dann
einer Hochgeschwindigkeitszentrifugierung ausgesetzt (10.000 x g über einen Zeitraum
einer Stunde). Die Rezeptoren findet man im Überstand einer derartigen
Zentrifugierung, und sie können bei -70ºC gelagert werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform können die Rezeptormoleküle durch
Affinitätschromatographie unter Verwendung eines gereinigten Hormons als Ligand
weiter gereinigt werden. Präparate eines hochgradig gereinigten Hormons sind im
Handel erhältlich. Ein Hormon eines solchen Präparats kann an ein (vorzugsweise)
immobilisiertes Harz wie Affi-Gel (Bio-Rad, Richmond, CA) o.dgl. mittels auf dem
Gebiet bekannter Verfahren gekuppelt werden. Das Harz wird im oben beschriebenen
Puffer äquilibriert (vorzugsweise ergänzt, um 0,5% NP-40 und 20% Glyzerin zu
enthalten), und das Präparat der Rezeptormoleküle wird in Kontakt damit gebracht.
Nach dem hintereinander erfolgenden Waschen des Harzes mit geeigneten Puffern
(0,5% NP-40 enthaltender Puffer B; 0,5 M NaCl und 0,1% NP-40 enthaltender Puffer B;
0,1 % Deoxycholat enthaltender Puffer B; 0,1% NP-40 enthaltender Puffer B; und eine
Lösung aus 0,1% NP-20, 20% Glyzerin und 50 mM Glyzin, pH-Wert 3) wird das
Rezeptormolekül eluiert, vorzugsweise unter Verwendung eines Puffers von 50 mM
Glyzin, pH-Wert 3, 0,1% NP-40, 20% Glyzerin und 100 mM NaCl.
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Um das eluierte Material auf Rezeptormoleküle zu analysieren, wird ein Probenaliquot
in Gegenwart eines Überschusses markienter Hormonmoleküle inkubiert. Radioaktives
Iod ist eine bevorzugte Markierung. Ein bevorzugtes Verfahren zum Analysieren auf
Rezeptor wird durch Roche, P.C. et al., Endocrinol., 117: 790 (1985) beschrieben. Nach
dem Assay wird vorzugsweise Filtration durchgeführt, z.B. mittels des Verfahrens nach
Buettner, K. et al., J. Biol. Chem 259: 15078 (1984). Der pH-Wert der
Probenfraktionen, die das Rezeptormolekül enthalten, wird vorzugsweise mit Tris
neutralisiert.
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Um die Rezeptormoleküle weiter zu reinigen, eignet sich die Weizenkeimagglutinin-
Reinigung. Dies kann geeigneterweise durch Inkubation gepoolter, rezeptorhältiger,
affinitätsgereinigter Fraktionen in Gegenwart von Weizenkeimagglutinin-Agarose
erfolgen (Vektor Laboratories, Burlington, CA). Nach dem Ermöglichen des
Adsorptionseintritts kann das Gel zur Entfernung von Unreinheiten gewaschen werden.
Der Rezeotor kann dann aus dem Gel eluiert (beispielsweise mittels 0,32 M N-
Acetylglucosamin in 0,1% NP-40 enthaltendem Puffer B oder einem anderen Puffer)
und in der oben beschriebenen Weise bestimmt werden.
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Die weitere Reinigung kann man durch die Verwendung von entweder analytischer
oder präparativer Gelelektrophorese erreichen. Es eignet sich jedes beliebige
Elektrophoreseverfahren wie jenes nach Kim, I.-C. et al. (J. Biol. Chem. 262: 470 (1987)
oder Laemmli, U.K. (Nature 227: 680 (1970)). Die Visualisierung des der Elektrophorese
unterzogenen Materials kann durch Silberfärbung (Wray, W. et al., Anal. Biochem. 118:
197 (1981)) oder durch andere Mittel erreicht werden. Bei der präparativen
Gelelektrophorese wird das Material vorzugsweise in der durch Holloway, P.W. (Anal.
Biochem. 53: 303 (1973)) beschriebenen Weise vor der Elektrophorese konzentriert.
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Das Rezeptorprotein kann durch Filtration/Konzentration beispielsweise unter
Verwendung von Centricon-Filterkonzentratoren weiter gereinigt werden. Die Probe
kann dann durch Acetonausfällen und anschließende Gelelektrophorese weiter gereinigt
werden. Die aus einer solchen Elektrophorese erhaltenen Bänder können elektroeluiert
und dazu verwendet werden, die Aminosäuresequenz des Aminoterminus des Proteins
zu bestimmen.
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Alternativ dazu kann das elektroeluierte Rezeptorprotein unter Verwendung von
Methanol/Chloroform weiter ausgefällt und mit einer Endopeptidase digeriert werden,
um einen Satz an Peptidfragmenten zu erhalten. Diese Fragmente können dann zur
Ermittlung ihrer Aminosäuresequenz sequenziert werden.
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Alternativ dazu können die elektroeluierten Rezeptormoleküle mit Aceton
wiederausgefällt, in Puffer (z.B. Tris, pH-Wert 8,5) erneut suspendiert und mit
Ameisensäure/CNBr gespalten werden. Die Spaltungsprodukte können lyophilisiert, auf
einem Tricingel aufgelöst und sequenziert werden. Die Identifizierung eines Präparats,
das ein im wesentlichen gereinigtes Hormonrezeptormolekül enthält (entweder den
Rezeptor für das luteinisierende Hormon, Choriogonadotropin, das follikelstimulierende
Hormon oder das schilddrüsenstimulierende Hormon), ermöglicht die Bestimmung der
Aminosäuresequenz des Rezeptormoleküls und weiters die Herstellung des Moleküls
durch die Anwendung rekombinanter DNA-Verfahren.
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Zur Ermittlung der Aminosäuresequenz der Hormonrezeptormoleküle werden die
Rezeptormoleküle in den im wesentlichen gereinigten Fraktionen durch jedes beliebige
Verfahren gewonnen. Am bevorzugten erfolgt eine solche Gewinnung durch
Lectin- und Hormonaffinitätschromatographie, wie sie allgemein durch N. Rosemblit et al.
(Endocrinologa 123: 2284 (1988)) beschrieben ist, und durch anschließende
Konzentration der Probe unter Verwendung von Centricon-30 (Amicon) und Auflösung
durch Gelelektrophorese. Die gewonnenen Moleküle können dann vorzugsweise
mittels eines automatischen Sequenzierers sequenziert werden, wodurch man die
Aminosäuresequenz des Moleküls bestimmen kann. Obwohl jedes beliebige Mittel zur
Bestimmung der Sequenz der Hormonrezeptormoleküle herangezogen werden kann, ist
es vorzuziehen, die Sequenz mittels der Mikrosequenzierverfahren nach Rodriguez zu
bestimmen (J. Chromatog. 350: 217 1985)). Alternativ dazu kann das
Hormonrezeotormolekül durch Elektrophorese gereinigt und nach der Elektroeluierung
durch Cyanogenbromid oder Lysyl-C-Endopepeptidase gespalten werden. Die
Fragmente können dann aufgelöst werden, vorzugsweise durch HPLC oder durch
Tricingels (H. Shägger et al. Anal. Biochem. 166: 368 (1987)) und anschließendes
Elektroblotting und Gasphasenmikrosequenzieren. Dann kann man die Sequenz des
gesamten Moleküls bestimmen.
III. KLONIEREN VON HORMONREZEPTOR-MOLEKÜLEN
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Obwohl die Aufschlüsselung der gesamten Sequenz eines Hormonrezeptormoleküls die
Synthese des Moleküls ermöglicht (beispielsweise durch Merrifield-Synthese, usw.), ist
es vorzuziehen, das Rezeptormolekül durch rekombinante DNA-Technologie aus einer
Gensequenz zu gewinnen, die für das Rezeptormolekül kodiert.
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Zur Erreichung dieses Ziels kann man den genetischen Code verwenden (Watson, J.D.
in: Molecular Biology of the Gene, 3. Ausgabe, W.A. Benjamin, Inc., Menlo Park, CA
(1977), S, 356-357), um anhand der vollständigen Aminosäuresequenz eines
Hormonrezeptormoleküls die Sequenz eines DNA-Moleküls vorherzusagen, das für das
Molekül kodieren und es exprimieren kann.
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In einer bevorzugten Ausführungsform dient die Klärung der Aminosäuresequenz eines
Peptidfragments des Hormonrezeptormoleküls dazu, eine Gensequenz zu isolieren, die
für das gesamte Rezeptorprotein kodieren kann. In dieser Ausführungsform wird die
Aminosäuresequenz des Rezeptormoleküls durch eine Analyse der DNA oder
bevorzugter der cDNA-Sequenz jenes Gens bestimmt, das für das Molekül kodiert (die
cDNA ist vorzuziehen, da sie keine intervenierenden Sequenzen oder "Intronen"
besitzt, die in einer eukaryotischen Genomsequenz vorhanden sein können und die in
prokaroytotischen Wirten nicht korrekt exprimiert werden können. Zur Erhaltung dieser
Nukleinsäuresequenzen wird eine Quelle, welche das Hormonrezeptormolekül oder
die cDNA enthält, mit Oligonukleotidsonden gescreent, die für Fragmente des
Hormonrezeptormoleküls kodieren.
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Zur Bildung der Oligonukleotidsonden wird ein im wesentlichen gereinigtes
Hormonrezeptormolekül gewonnen und z.B. mit Cyanogenbromid oder mit Proteasen
wie Papain, Chymotrypsin, Trypsin, Lysyl-C-Endopeptidase, usw. fragmentiert (Oike, Y.
et al., J. Biol. Chem. 257: 9751-9758 (1982); Liu, C., et al. int. J. Pept. Protein Res. 21:
209-215 (1983)). Die resultierenden Peptide werden getrennt, vorzugsweise durch
HPLC oder durch Auflösung auf Tricingels und Elektroblotting auf PVDF-Membranen
und einer Aminosäuresequenzierung ausgesetzt. Dafür werden die Peptide
vorzugsweise durch automatische Sequenzierer analysiert.
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Eines oder mehrere geeignete Peptidfragmente wurden sequenziert und die für sie
kodierenden DNA-Sequenzen untersucht. Wenn ein Peptid mehr als 6 Aminosäuren
lang ist, reicht diese Sequenzinformation im allgemeinen aus, um es zu ermöglichen,
eine Gensequenz zu klonieren, z.B. jene, die für die erfindungsgemäßen
Hormonrezeptormoleküle kodieren. Da jedoch der genetische Code degeneriert ist,
kann mehr als ein Codon zur Kodierung einer bestimmten Aminosäure verwendet
werden (Watson, J.D. in: Molecular Biology of the Gene, 3. Ausgabe, W.A. Benjamin,
Inc., Menlo Park, CA (1977), S. 356-357). Somit es es wahrscheinlich, daß mehr als eine
Oligonukleotidsequenz identifiziert werden kann, die für ein bestimmtes
Hormonrezeptormolekül-Peptidfragment kodieren könnte.
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Die Wahrscheinlichkeit, daß ein bestimmtes Oligonukleotid die eigentliche für das
Hormonrezeptor-Molekülfragment kodierende Sequenz darstellt, kann geschätzt
werden, indem man die abnormalen Basenpaarbeziehungen und die Häufigkeit
betrachtet, mit der ein bestimmter Codon tatsächlich in eukaryotischen Zellen
verwendet wird (um für eine bestimmte Aminosäure zu kodieren). Solche
"Codonverwendungsregeln" sind durch Lathe, R., et al., J. Molec.Biol. 183: 1-12 (1985)
geoffenbart. Unter Verwendung der "Codonverwendungsregeln" von Lathe wird ein
einzelnes Oligonukleotid oder eine Gruppe von Oligonukleotiden identifiziert und
synthetisiert, die eine theoretische "wahrscheinlichste" Nukleotidsequenz enthalten, die
für die Peptidsequenzen des Rezeptormolekülfragments kodieren.
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Wie bereits erwähnt macht es die degenerative Beschaffenheit des genetischen Codes
relativ wahrscheinlich, daß eine Gruppe mehrerer Oligonukleotide synthetisiert werden
kann, dessen Mitglieder jeweils fähig sind, an ein bestimmtes Peptidfragment zu
hybridisieren. Während alle Mitglieder dieser Gruppe Oligonukleotide enthalten, die für
das Peptidfragment kodieren können, ist es wichtig, daß nur ein Mitglied der Gruppe
die Nukleotidsequenz enthält, die zur Nukleotidsequenz des Gens identisch ist. Da
dieses Mitglied innerhalb der Gruppe vorhanden ist und selbst in Gegenwart der
anderen Mitglieder der Gruppe an DNA hybridisieren kann, ist es möglich, eine
unfraktionierte Gruppe von Oligonukleotiden in der gleichen Weise zu verwenden wie
ein einzelnes Oligonukleotid zum Klonieren des für das Peptid kodierenden Gens.
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Das Oligonukleotid oder die Gruppe von Oligonukleotiden, welche die theoretische
"wahrscheinlichste" Sequenz enthält, die für das Hormonrezeptormolekül-
Fragmentpeptid kodiert, wird dazu verwendet, die Sequenz eines komplementären
Oligonukleotids oder einer Gruppe von Oligonukleotiden zu identifizieren, die an die
"wahrscheinlichste" Sequenz oder Sequenzengruppe hybridisieren kann. Man kann ein
Oligonukleotid, das eine solche Komplementärsequenz enthält, als Sonde verwenden,
um eine Gensequenz zu identifizieren und zu isolieren, die für das Rezeptormolekül
kodiert (Maniatis, T., et al., Molecular Cloning, A Laboratory Manual, Cold Spring
Harbor Press, Cold Spring Harbor, NY (1982)).
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Die DNA-Sonde kann mit einer nachweisbaren Gruppe markiert werden. Eine solche
nachweisbare Gruppe kann jedes Material mit einer nachsweisbaren physikalischen
oder chemischen Eigenschaft sein. Solche Materialien wurden auf dem Gebiet der
Immunsassays in hohem Maße weiterentwickelt, und im allgemeinen kann jede
Markierung, die sich für solche Verfahren eignet, in der vorliegenden Erfindung
verwendet werden. Besonders nützlich sind enzymatisch aktive Gruppen, z.B. Enzyme
(siehe Clin. Chem. 22: 1243 1976)); Enzymsubstrate (siehe GB-PS 1.548.741);
Coenzyme (siehe US PSen 4.320.797 und 4.238.5650; Enzyminhibitoren (siehe US PS
4.134.792); Fluoreszenzmittel (sieh Clin. Chem. 25: 353 (1979)); Chromophore;
Lumineszenzmittel (z.B. Chemieluminszenzmittel und Biolumineszenzmittel (siehe
Clin. Chem. 25: 512 1979))); spezifisch bindungsfähige Liganden; proximale
zusammenwirkende Paare; und Radioisotope wie ³H, ³&sup5;S, ³²P, ¹²&sup5;I und ¹&sup4;C. Solche
Markierungen und Markierungspaare werden auf der Grundlage ihrer eigenen
physikalischen Eigenschaften (Fluoreszenzmittel, Chromophore und Radioisotope) oder
ihrer reaktiven oder Bindungseigenschaften (z.B. Enzyme, Substrate, Coenzyme und
Inhibitoren) nachgewiesen. Beispielsweise kann eine Cofaktor-markierte Sonde durch
das Hinzufügen des Enzyms, für welches die Markierung ein Cofaktor ist, und eines
Substrats für das Enzym nachgewiesen werden. Man kann z.B. ein Enzym verwenden,
das auf ein Substrat einwirkt, um ein Produkt mit meßbarer physikalischer Eigenschaft
zu erzeugen. Beispiele dvon sind unter anderem Beta-Glactosidase, alkalische
Phosphatase und Peroxidase.
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Ein geeignetes Oligonukleotid oder Gruppe von Oligonukleotiden, das bzw. die fähig
ist, für ein Fragment der Gensequenz zu kodieren, die für das Hormonrezeptormolekül
kodiert (oder die zu einem solchen Oligonukleotid oder Gruppe von Oligonukleotiden
komplementär ist) wird (unter Verwendung der oben beschriebenen Verfahrensweise)
identifiziert, synthetisiert und mit auf dem Gebiet bekannten Mitteln gegen ein
DNA- oder noch bevorzugter ein cDNA-Präparat hybridisiert, das aus Zellen abgeleitet ist, die
das Rezeptormolekül exprimieren können.
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Einstrangige Oligonukleotidmoleküle, die zu den "wahrscheinlichsten"
Hormonrezeptormolekül-Peptidkodierungssequenzen komplementär sind, können
mittels Verfahren synthetisiert werden, mit denen der Fachmann auf dem Gebiet
vertraut ist. (Belagaje R., et al., J. Biol. Chem. 254: 5765-5780 (1979); Maniatis T., et al.,
in: Molecular Mechanisms in the Control of Gene Expression Nierlich, D.P., et al.. Hg.,
Acad. Press. NY (1976); Wu, R., et al., Prog. Nucl. Acid Res. Molec. Biol. 21: 101-141
1978); Khorana, R.G., Science 203: 614-625(1979). Zusätzlich kann man die DNA-
Synthese durch die Verwendung automatisierter Synthesierer erreichen. Verfahren zur
Nukleinsäurehybridisierung sind durch Maniatis, T. et al. (in: Molecular Cloning, A
Laboratory Manual, Gold Spring Harbor Laboratories, Cold Spring Harbor, NY (1982))
und durch Haymes, B.D., et al., (in: Nucleic Acid Hybridization, A Practical Approach,
IRL Press, Washington, DC (1985)) geoffenbart. Eine DNA-Sequenz, die für ein
Hormonrezeptormolekül kodiert, kann aus einer Vielzahl an Quellen gewonnen
werden. mRNA, die für jedes dieser Rezeptormoleküle kodiert, kann aus den Geweben
jeder Spezies gewonnen werden, die das Rezeptormolekül bildet, und mit dem
Northern Blot-Verfahren (Alwine et al., Method Enzymol. 68: 220-242 (1979)) und
markierten Oligonukleotidsonden identifiziert werden. Die mRNA solcher Zellen kann
dann durch Verfahren zu cDNA umgewandelt werden, mit denen Fachleute auf dem
Gebiet vertraut sind. Alternativ dazu kann man genomische DNA isolieren und
verwenden. Die Quelle der verwendeten DNA oder cDNA wird vorzugsweise
bezüglich der Gensequenz angereichert, die für das Rezeptormolekül kodiert. Eine
solche Anreicherung kann am leichtesten durch cDNA erreicht werden, die man durch
Extrahieren von RNA aus jenen Zellen erhält, die hohe Mengen des Rezeptormoleküls
erzeugen. Für LH und CG sind solche Zellen Lutealzellen. Für TSH sind solche Zellen
Schilddrüsenzellen. Für FSH ist die bevorzugte Zellquelle Sertoli-Zellen oder unreife
Granulosazellen.
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Jedes einer Vielzahl an Verfahren kann angewendet werden, um eine Gensequenz zu
klonieren, die für die erfindungsgemäßen Hormonrezeptormoleküle kodiert. Ein solches
Verfahren umfaßt das Analysieren einer Shuttlevektor-Sammlung von cDNA-Einsätzen
(stammen aus einer Zelle, die das erwünschte Rezeptormolekül exprimiert) hinsichtlich
der Gegenwart eines Einsatzes, der eine Gensequenz enthält, die für das
Rezeptormolekül kodieren kann. Eine solche Analyse kann durch Transfizieren der
Zellen mit dem Vektor und Überprüfen hinsichtlich Rezeptormolekülexpression
erfolgen.
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Zum Identifizieren und Klonieren der Gensequenz, die für jedes der erfindungsgemäßen
Rezeptormoleküle kodieren kann, wird eine DNA- oder bevorzugter eine cDNA-
Sammlung auf ihre Fähigkeit gescreent, mit den oben beschriebenen
Oligonukleotidsonden zu hybridisieren. Geeignete DNA-Präparate (z.B. genomische
DNA) werden enzymatiscn gespalten oder wahllos geschert und in rekombinante
Vektoren ligiert. Die Fähigkeit dieser rekombinanten Vektoren, an die oben
beschriebenen Oligonukleotidsonden zu hybridisieren, wird dann bestimmt. Man
analysierte dann Vektoren, bei denen sich herausstellt, daß sie zur einer solchen
Hybridisierung fähig sind, um das Ausmaß und die Beschaffenheit der
Rezeptormolekülsequenzen zu bestimmen, die sie enthalten. Auf der Grundlage rein
statistischer Überlegungen könnte eine Gensequenz, die für jedes der
erfindungsgemäßen Hormonrezeptormoleküle kodieren kann, eindeutig (durch
Hybridisierungsscreening) unter Verwendung einer Oligonukleotidsonde mit nur 18
Nukleotiden identifiziert werden.
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Bei einer anderen Klonierungsart einer Gensequenz, die für die erfindungsgemäßen
Rezeptormoleküle kodiert, wird eine Sammlung von Expressionsvektoren durch
Klonieren von DNA, oder bevorzugter von cDNA, (aus einer Zelle, die das
Rezeptormolekül exprimieren kann) in einen Expressionsvektor gebildet. Die Sammlung
wird dann hinsichtlich Mitgliedern gescreent, die ein Protein exprimieren können, das
sich an einen Hormonrezeptormolekül-spezifischen Antikörper bindet und das eine
Nukleotidsequenz aufweist, die Polypeptide kodieren kann, weiche die gleiche
Aminosäuresequenz wie das Rezeptormolekül oder Fragmente davon aufweisen. Bei
der Ausführungsform wird DNA, oder bevorzugter cDNA, aus einer Zelle extrahiert und
gereinigt, die das Rezeptormolekül exprimieren kann. Die gereinigte cDNA wird
fragmentiert (durch Scheren, Endonukleasedigestion, usw.), um einen Pool von
DNA- oder cDNA-Fragmenten zu erzeugen. DNA- oder cDNA-Fragmente aus diesem Pool
werden dann in einen Expressionsvektor kloniert, um eine genomische oder cDNA-
Sammlung von Expressionsvektoren zu bilden, deren Mitglieder jeweils ein einziges
geklontes DNA- oder cDNA-Fragment enthalten.
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Somit ermöglicht es zusammenfassend die Herstellung eines im wesentlichen reinen
Präparats eines Hormonrezeptormoleküls, die Sequenz eines Peptidfragments des
Rezeptors zu bestimmen. Mit dieser Information ist es möglich, die Sequenz einer
theoretischen "wahrscheinlichsten" DNA-Sequenz oder einer Gruppe von Sequenzen
abzuleiten, welche die Peptidsequenz dieser Rezeptormoleküle kodieren können.
Durch das Konstruieren eines Oligonukleotids, das zu dieser theoretischen Sequenz
komplementär ist (oder durch Konstruieren eines Nukleotidsatzes, der zum Satz der
"wahrscheinlichsten" Oligonukleotide komplementär ist) erhält man ein DNA-Molekül
(oder einen Satz von DNA-Molekülen), das als Sonde zur Identifizierung und Isolierung
einer Genseqzuenz wirken kann, die für jedes der erfindungsgemäßen
Rezeptormoleküle kodieren kann.
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Solche oben beschriebenen oder ähnliche Verfahren ermöglichten das erfolgreiche
Klonieren von Genen für menschliche Aldehyddehydrogenasen (Hsu, L.C., et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 82: 3771-3775 (1985)), Fibronectin (Suzuki, S., et al., Eur. Mol.
Biol. Organ. J. 4: 2519-2524 (1985), das menschliche Östrogenrezeptorgen (Walter, P.,
et al., Proc Natl. Acad. Sci. USA 82: 7889-7893 (1985)), den Gewebetyp
Plasminogenaktivator (Pennica, D., et al., Nature 301: 214-221 (1983)) und die
alkalische Phosphatase-Plazenta-Komplementär-DNA der menschlichen
Schwangerschaft (Kam, W., et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 871 5-8719 (1985)).
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In der gleichen Weise, in aer das Ratten-LH/CG-Rezeptormolekül gereinigt und dazu
verwendet wurde, eine Gensequenz zu erhalten, die für den Ratten-LH/CG-Rezeptor
kodiert, ist es möglich, die Ratten-FSH- oder TSH-Rezeptoren zu reinigen.
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Die Struktur und Sequenz der LH/CG-, FSH- und TSH-Hormone und ihrer jeweiligen
Rezeptoren sind in Säugetieren in hohem Maße konserviert. Demnach ist z.B. der
Ratten-LH/CG-Rezeptor fähig, sichn an den LH und CG von Menschen und anderen
Säugetieren zu binden. In ähnlicher Weise können die Ratten-FSH- und TSH-Rezeptoren
jeweils FSH und TSH von Menschen und anderen Säugetieren binden. Diese Tatsachen
ermöglichen es, die Ratten-LH/CG-, FSH- und TSH-Rezeptoren zu verwenden, um
Zustände und Erkrankungen bei Tieren und insbesondere beim Menschen zu
behandeln, die mit diesen Hormonen und ihren jeweiligen Rezeptoren assoziiert sind.
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Die konservierte Struktur und Sequenz der Säugetier-LH/CG-, FSH- und TSH-Rezeptoren
und die Klärung der cDNA-Sequenz, die für den Ratten-LH/CG-Rezeptor kodiert,
ermöglichen es, die Gensequenzen aus anderen Säugetieren zu klonieren, die für den
LH/CG-, FSH- oder TSH-Rezeptor kodieren. Von besonderem Interesse für die
vorliegende Erfindung ist die Möglichkeit, die menschlichen LH/CG-, FSH- und TSH-
Rezeptormoleküle mittels der oben beschriebenen für den Ratten-LH/CG-Rezeptor
kodierenen Gensequenz zu klonieren.
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In einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform umfaßt der erste Schritt zur
Gewinnung einer Gensequenz, welche für den Ratten-FSH- oder TSH-Rezeptor, oder
den LH/CG-, FSH- oder TSH-Rezeptor jedes anderen Säugetiers (insbesondere von
Menschen) kodiert, das Gewinnen von DNA aus Zellen, die solche Gensequenzen
enthalten (vorzugsweise wird cDNA aus Zellen gewonnen, die solche Rezeptoren
exprimieren). Diese DNA wird dazu verwendet, eine genomische (oder noch
bevorzugter eine cDNA-) Sammlung zu bilden. Verfahren zur Herstellung solcher
Sammlungen sind durch Maniatis, T., et al., (in: Molecular Cloning, A Laboratory
Manual, Cold Spring Harbor Laboratories, Cold Spring Harbor, NY (1982)) geoffenbart.
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Zur Identifizierung und Isolierung der erwünschten Gensequenz wird die oben
beschriebene Sammlung dann hinsichtlich Gensequenzen gescreent, die an eine
Sondensequenz entweder der oben beschriebenen, für den gesamten Ratten- LH/CG-
Rezeptor kodierenen Sequenz, an eine zu einer solchen für den Rezeptor kodierenden
Sequenz komplementären Sequenz oder an ein Fragment einer der beiden derartigen
Sequenzen hybridisieren. Zur Isolierung eines DNA-Moleküls beispielsweise, das für
den menschlichen FSH- (oder TSH-) Rezeptor kodieren kann, werden menschliche
FSH- (oder TSH-) Rezeptor-exprimierende Zellen zum Erhalt einer DNA- (oder cDNA-)
Sammlung verwendet. Die Mitglieder dieser Sammlung weroen hinsichtlich ihrer
Fähigkeit gescreent, mit der oben beschriebenen Ratten-LH/CG-Sondensequenz zu
hybridisieren, wobei Verfahren angewendet werden, wie sie durch Maniatis, T., er al.
(in: Molecular Cloning, A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Laboratories, Cold
Spring Harbor, NY (1982) oder durch Haymes, B.D., et al., in: Nucleic Acid
Hybridization, A Practical Approach, IRL Press, Washington, DC (1985)) geoffenbart
sind.
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Es ist für Fachleute auf dem Gebiet im allgemeinen offenkundig, daß man eine solche
Hybridisierung unter Bedingungen unterschiedlicher Strenge durchführen kann, um es
entweder einem stabilen Hybrid zu ermöglichen, sich nur zwischen zwei
Gensequenzen zu bilden, die sehr ähnliche Sequenzen aufweisen (hohe Strenge) oder
es einem solchen Hybrid zu ermöglichen, sich zwischen zwei Gensequenzen zu
bilden, die mehrere unterschiedliche Sequenzen aufweisen (niedrige Strenge).
Bedingungen hoher Strenge sehen hohe Temperaturen (z.B. 50-65ºC) und hohe
Konzentrationen von Wirkstoffen wie Formamid (z.B. 50% Formamid) vor.
Bedingungen niedriger Strenge verwenden niedrigere Temperaturen (etwa 42ºC) und
geringere Konzentrationen von Wirkstoffen wie Formamid (beispielsweise 20-40%
Formamid) ((Lawler, M. et al., Bone Marrow Transpl. 3: 473 (1988); Bhattacharya, S. et
al., Ind. J. Med. Res. 87: 144 (1988); Arif, B.M. et al., Virus Res. 2: 85 (1985); Smith,
G.E. et al., Virol. 123: 393 (1982); Priestly, J.V. et al., Histochem. 89: 467 (1988);
Rohrmann, G.F. et al., J. Gen. Virol, 62: 137 (1982). Bei Verwendung von
Hybridisierungsbedingungen von 42ºC und 20% Formamid können zwei
Gensequenzen mit etwa 10% Homologie ein stabiles Hybrid bilden (Rohrmann, G.F. et
al., J. Gen. Virol. 62: 137 (1982)).
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Sobald Mitglieder der Sammlung identifiziert wurden, die fähig sind, an die Sonde zu
hybridisieren, ist es notwendig zu bestimmen, ob sie für die LH/CG-, FSH- oder TSH-
Rezeptormoleküle (oder ein Fragment davon) kodieren. Eine solche Charakterisierung
kann geeigneterweise auf unterschiedliche Art erfolgen. Vorzugsweise kann die
Gensequenz in eine geeignete Wirtszelle eingesetzt, exprimiert und der exprimierte
Rezeptor hinsichtlich seiner Fähigkeit geprüft werden, sich an LH, CG, FSH oder THS
zu binden. Eine Gensequenz, die einen Rezeptor exprimiert, der sich an LH, CG, FSH
oder TSH binden kann, kodiert jeweils für den LH-, CG-, FSH- oder TSH-Rezeptor.
Alternativ dazu kann das exprimierte Molekül hinsichtlich seiner Fähigkeit untersucht
werden, sich an einen Antikörper zu binden (hergestellt wie unten beschrieben), der mit
dem LH/CG-, FSH- oder TSH-Rezeptor reagiert. Die Autoantikörper, die durch Patienten
mir Graves'scher Krankheit gebildet werden, können zur Bestimmung verwendet
werden, ob ein exprimierter Rezeptor der TSH-Rezeptor ist.
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Falls das exprimierte Molekül nicht fähig ist, sich an LH, CG, FSH oder TSH zu binden,
kann man daraus schließen, daß die isolierte Sequenz nur für ein Fragment der
erwünschten Gensequenz kodiert. Demzufolge dient die isolierte Gensequenz dazu,
jegliche fehlende Fragmente der erwünschten Gensequenz zu identifizieren und zu
isolieren (Bender, W. et al., J. Supramolec. Struc. 10 (suppl): 32 (1979), Chinault, A.C.,
et al., Gene, 5: 111 (1979), Clarke, L. et al., Nature 287: 504 (1980)). Sobald solche
Sequenzen identifiziert und isoliert sind, ist es möglich, eine einzelne Gensequenz zu
konstruieren, die fähig ist, für das gesamte erwünschte Rezeptormolekül zu kodieren,
wobei bekannte Verfahren rekombinanter DNA-Technologie Anwendung finden.
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Kovalente Modifizierungen der erfindungsgemäßen Hormonrezeptormoleküle sind m
Schutzumfang der Erfindung enthalten. Varianten-Hormonrezeptormolekülfragmenre
mit bis zu etwa 100 Resten können geeigneterweise durch in vitro-Synthese hergestellt
werden. Solche Modifizierungen können durch Umsetzen gezielter Aminosäurereste
des gereinigten oder rohen Proteins mit einem organischen Derivatisierungsmittel, das
mit ausgewählten Seitenketten oder Terminalresten reagieren kann, in das Molekül
eingebracht werden. Die resultierenden kovalenten Derivate eignen sich für
Programme, die auf das Identifizieren von Resten gerichtet sind, die für die biologische
Aktivität bedeutend sind.
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Cysteinylreste werden meistens mit α-Haloacetaten und korrespondierenden Aminen)
wie Chloressigsäure oder Chloracetamid umgesetzt, um Carboxymethyl oder
Carboxyamidomethylderivate zu ergeben. Cysteinylreste werden auch durch Reaktion
mit Bromtrifluoraceton, α-Brom-β-(5-imidazolyl)propionsäure, Chloracetylphosphat, N-
Alkylmaleimiden, 3-Nitro-2-pyridyldisulfid, Methyl-2-pyridyldisulfid, p-
Chlorquecksilber-II-benzoat, 2-Chlorquecksilber-II-4-nitrophenol oder Chlor-7-nitrobenz-
2-oxa-1,3-diazol derivatisiert.
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Histidylreste werden durch Reaktion mit Diäthylprokarbonat bei einem pH-Wert von
5,5 bis 7,0 derivatisiert, da dieses Mittel für die Histidyl-Seitenkette relativ spezifisch ist.
Parabromphenacylbromid ist auch geeignet; die Reaktion erfolgt vorzugsweise in 0,1 M
Natriumkakodylat bei einem pH-Wert von 6,0.
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Lysinyl- und Aminoterminalreste werden mit Bernstein- oder anderen
Carbonäureanhydriden umgesetzt. Die Derivatisierung mit diesen Mitteln bewirkt eine
Umkehr der Ladung der Lysinylreste. Andere geeignete Reagenzien zum Derivatisieren
von α-Amino-hältigen Resten umfassen Imidoester wie Methylpicolinimidat;
Pyridoxalphosphat; Pyridoxal; Chlorborhydrid; Trinitrobenzolsulfonsäure; O-
Methylisoharnstoff; 2,4-Pentandion; und die Transaminase-katalysierte Reaktion mit
Glyoxylat.
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Arginylreste werden durch die Reaktion mit einem oder mehreren herkömmlichen
Reagenzien modifizieg, z.B. Phenylglyoxal, 2,3-Butandion, 1,2-Cyclohexandion und
Ninhydrin. Die Derivatisierung von Argininresten erfordert es, daß die Reaktion
aufgrund des hohen pK der funktionellen Guanidingruppe unter alkalischen
Bedingungen stattfindet. Weiters können diese Reagenzien mit den Lysingruppen sowie
der epsilon-Aminogruppe des Arginins reagieren.
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Die spezifische Modifizierung von Tyrosylresten per se wurde ausführlich untersucht,
wobei man sich vor allem mit dem Einführen von Spektralmarkierungen in Tyrosylreste
durch Reaktion mit aromatischen Diazoniumverbindungen oder Tetranitromethan
befaßte. Am häufigsten wird N-Acetylimidazol und Tetranitromethan dazu verwendet,
O-Acetyltyrosyl-Spezien bzw. 3-Nitroderivate zu bilden. Tyrosylreste werden unter
Verwendung von ¹²&sup5;I oder ¹³¹I iodiert, um markierte Proteine zur Verwendung in einem
Radioimmunassay zu bilden, wobei das oben beschriebene Choramin T-Verfahren
geeignet ist.
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Carboxyl-Seitengruppen (Aspartyl oder Glutamyl) werden durch Umsetzen mit
Carbodiimiden (R'-N-C-N-R') wie 1-Cyclohexyl-3-(2-morpholinyl-(4-äthyl) carbodiimid
oder 1-Äthyl-3 (4 azonium 4,4dimethylpentyl) carbodiimid selektiv modifiziert. Weiters
werden Aspartyl- und Glutamylreste durch Reaktion mit Ammoniumionen zu
Asparaginyl- und Glutaminylresten umgewandelt.
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Die Derivatisierung mit bifunktionalen Wirkstoffen eignet sich zum Vernetzen des
Hormonrezeptormoleküls mit einer wasserunlöslichen Trägermatrix oder Oberfläche
zur Verwendung im Verfahren zum Spalten eines Hormonrezeptormolekül-
Fusionspeptids, um das abgespaltene Polypeptid freizusetzen und zu gewinnen. Häufig
verwendete Vernetzungsmittel sind z.B. 1,1bis(Diazoacetyl)-2-phenyläthan,
Glutaraldehyd, N-Hydroxysuccinimidester, beispielsweise Ester mit 4-Azidosalicylsäure,
homobifunktionale Imidoester, darunter Disuccinimidylester wie 3,3'-
Dithiobis(succinimidylpropionat), und bifunkionale Maleimide wie bis-N-Maleimid-1,8-
oktan. Derivatisierungsmittel wie Methyl-3-[(p-azidophenyl)dithio]propioimidat ergeben
photoaktivierbare Zwischenprodukte, die Vernetzungen in der Gegenwart von Licht
bilden können. Alternativ dazu verwendet man zur Proteinimmobilisierung reaktive
wasserunlösliche Matrizen wie Cyanogenbromid-aktivierte Kohlenhydrate und die
reaktiven Substanzen, die in den US PSen 3.969.287; 3.691.016; 4.195.128; 4.247.642;
4.229.537 und 4.330.440 beschrieben sind.
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Glutaminyl- und Asparaginylreste werden häufig zu den korrespondierenden
Glutamyl- und Aspartylreste deamidiert. Alternativ dazu werden diese Reste unter geringfügig
sauren Bedingungen deamidiert. Beide Formen dieser Reste fallen in den
erfindungsgemäßen Schutzumfang. Andere Modifizierungen umfassen die
Hydroxylierung von Prolin und Lysin, die Phosphorylierung von Hydroxylgruppen von
Seryl- oder Threonylresten. die Methylierung der α-Aminogruppen von Lysin-,
Arginin- und Histidin-Seitenketten (T.E. Creighton, Proteins: Structure and Molecule Properties,
W.H. Freeman & Co., San Francisco, S. 79-86 (1983)), die Acetylierung des N-
terminalen Amins und in einigen Fällen die Amidierung der C-terminalen
Carboxylgruppen.
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Aminosäuresequenzvarianten des Hormonrezeptormoleküls können auch durch
Mutationen in der DNA gebildet werden. Zu solchen Varianten gehören beispielsweise
Löschungen, Einfügungen oder Substitutionen von Resten innerhalb der in Fig.1
dargestellten Aminosäuresequenz. Jede Kombination von Löschungen, Einfügungen und
Substitutionen kann vorgenommen werden, um zum Endkonstrukt zu gelangen,
vorausgesetzt das Endkonstrukt besitzt die erwünschte Aktivität. Offensichtlich dürfen
die Mutationen, die man in der für die Variante kodierenden DNA vornimmt, die
Sequenz nicht aus dem Leserahmen bringen und bilden vorzugsweise keine
Komplementärregionen, die eine sekundäre mRNA-Struktur schaffen könnten (siehe EP-
A Nr. 75.444).
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Auf genetischer Ebene werden solche Varianten üblicherweise durch stellengerichtete
Mutagenese von Nukleotiden in der für das Hormonrezeptormolekül kodierenden
DNA, wodurch eine für die Variante kodierende DNA entsteht, und durch
anschließendes Exprimieren der DNA in rekombinanter Zellkultur gebildet. Die
Varianten weisen typischerweise die gleiche qualitative biologische Aktivität auf wie
das natürlich vorkommende Analogon.
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Während die Stelle zum Einführen der Aminosäuresequenzvariation vorbestimmt ist,
muß die Mutation selbst nicht vorbestimmt sein. Zur Optimierung der Leistung einer
Mutation an einer bestimmten Stelle kann am Zielcodon oder der Zielregion eine
Zufallsmutagenese durchgeführt werden, und die exprimierten Varianten können auf die
optimale Kombination der gewünschten Aktivität gescreent werden. Verfahren zum
Vornehmen von Substitutionsmutationen an vorbestimmten Stellen in der DNA mit
einer bekannten Sequenz sind wohlbekannr, z.B. stellenspezifische Mutagenese. Die
Bildung einer erfindungsgemäßen Hormonrezeptormolekülvariante wird durch
stellenspezifische Mutagenese von DNA erreicht, die für eine zuvor gebildete Variante
oder eine Nicht-Variantenversion des Proteins kodiert. Stellenspezifische Mutagenese
ermöglicht die Herstellung von Hormonrezeptormolekülvarianten durch die
Verwendung von spezifischen Oligonukleotidsequenzen, die für die DNA-Sequenz der
gewünschten Mutation sowie für eine ausreichende Anzahl angrenzender Nukleotide
kodieren, um eine Primersequenz ausreichender Größe und Sequenzkomplexität
bereitzustellen, um einen stabilen Duplex auf beiden Seiten der überbrückten
Löschungsverbindungstelle zu bilden. Typischerweise ist ein Primer mit einer Länge von
etwa 20 bis 25 Nukleotiden vorzuziehen, wobei etwa 5 bis 10 Reste auf beiden Seiten
der Verbindungsstelle der Sequenz geändert werden. Im allgemeinen ist das Verfahren
der stellenspezifischen Mutagenese auf dem Gebiet wohlbekannt, wie dies in
Veröffentlichungen wie Adelman et al., DNA 2: 183 (1983) angeführt ist. Man beachte,
daß das stellenspezifische Mutagenseverfahren typischerweise die Verwendung eines
Phagevektors vorsieht, der sowohl in einstrangiger als auch in doppelstrangiger Form
besteht. Typische Vektoren, die sich für stellengerichtete Mutagenese eignen, umfassen
Vektoren wie M13-Phage, wie z.B. durch Messing et al., Third Cleveland Symposium
on Macromolecules and Recombinant DNA, Hg. A. Walton, Elsevier, Amsterdam (1981)
geoffenbart. Diese Phagen sind im Handel leicht erhältlich, und ihre Verwendung ist
durch Fachleute auf dem Gebiet im allgemeinen wohlbekannt. Alternativ dazu kann
man zur Gewinnung von einstrangiger DNA Plasmidvektoren verwenden, die einen
einstrangigen Phagen-Replikationsursprung enthalten (Vieira et al., Meth. Enzymol. 153:
3 (1987).
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Im allgemeinen wird die erfindungsgemäße stellengerichtete Mutagenese zunächst
durch Bilden eines einstrangigen Vektors durchgeführt, der innernalb seiner Sequenz
eine DNA-Sequenz aufweist, die für das relevante Protein kodiert. Ein
Oligonukleotidprimer, der die erwünschte mutierte Sequenz trägt, wird im allgemeinen
synthetisch, beispielsweise durch das Verfahren von Crea et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
(USA) 75: 5765 (1978), gebildet. Der Primer wird dann mit dem einstrangigen
Proteinsequenz-enthaltenden Vektor zusammengelagert und DNA-
Polymerisationsenzymen wie einem E.coli Polymerase I Klenow-Fragment ausgesetzt,
um die Synthese des mutationstragenden Strangs abzuschließen. Der Heteroduplex-
Vektor dient dann dazu, geeignete Zellen wie JM101-Zellen zu transformieren und
diejenigen Klone werden ausgewählt, die rekombinante Vektoren enthalten, welche die
mutierte Sequenzanordnung tragen.
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Nach der Auswahl eines solchen Klons kann man die mutierte Proteinregion entfernen
und zur Proteinherstellung in einen geeigneten Vektor einsetzen, im allgemeinen einen
Expressionsvektor des Typs, der zur Transformation eines geeigneten Wirten verwendet
werden kann.
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Die Aminosäuresequenzlöschungen reichen im allgemeinen von etwa 1 bis 30 Resten,
noch bevorzugter von 1 bis 10 Resten und sind typischerweise angrenzend.
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Aminosäuresequenzeinfügungen enthalten Amino- und/oder Carboxylterminalfusionen
von einem Rest bis zu Polypeptiden von im wesentlichen uneingeschränkter Länge
sowie Intrasequenzeinfügungen von einzelnen oder mehreren Aminosäureresten.
Intrasequenzeinfügungen (d.h. Einfügungen innerhalb der vollständigen
Hormonrezeptormolekülsequenz) können im allgemeinen von etwa 1 bis 10 Resten,
noch bevorzugter von 1 bis 5 Resten, reichen. Ein Beispiel der terminalen Einfügung
enthält eine Fusion einer Signalsequenz, die zu der Wirtszelle heterolog oder homolog
sein kann, an den N-Terminus des Hormonrezeptormoleküls, um die Sekretion des
reifen Hormonrezeptormoleküls durch rekombinante Wirte zu erleichtern.
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Die dritte Gruppe von Varianten umfaßt jene, worin zumindest ein Aminosäurerest im
Hormonrezeptormolekül (und vorzugsweise nur einer) entfernt und ein anderer Rest an
seiner Stelle eingefügt wurde. Solche Substitutionen erfolgen vorzugsweise gemäß
nachstehender Tabelle 1, wenn es darum geht, die Eigenschaften eines
Hormonrezeptormoleküls fein zu modulieren.
TABELLE 1
Ursprünglicher Rest
Beispielhafte Substitutionen
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Substantielle Veränderungen in der funktionalen oder immunologischen Identität
werden durch das Auswählen von Substitutionen erreicht, die weniger konservativ als
jene in Tabelle 1 sind, d.h. durch Auswählen von Resten, die sich in ihrer Auswirkung
auf das Beibehalten (a) einer Struktur des Polypeptidrückgrats im Bereich der
Substitution beispielsweise als Schicht- oder Helixkonformation, (b) der Ladung oder
Hydrophobie des Moleküls an der Zielstelle oder (c) der Masse der Seitenkette
deutlicher unterscheiden. Die Substitutionen, die man im allgemeinen erwarten kann,
sind jene, worin (a) Glycin und/oder Prolin durch eine andere Aminosäure substituiert
oder gelöscht oder eingefügt ist; (b) ein hydrophiler Rest, z.B. Seryl oder Threonyl für
(oder durch) einen hydrophoben Rest substituiert ist, z.B. Leucyl, Isoleucyl,
Phenylalanyl, Valyl oder Alanyl; (c) ein Cysteinrest für (oder durch) einen beliebigen
anderen Rest substituiert ist; (d) ein Rest mit einer elektropositiven Seitenkette, z.B.
Lysyl, Arginyl oder Histidyl, für (oder durch) einen Rest mit einer elektronegativen
Ladung substituiert ist, z.B. Glutamyl oder Aspartyl; oder (e) ein Rest mit einer
voluminösen Seitenkette, z.B.
Phenylalanin, für (oder durch) einen Rest ersetzt ist, der
keine solche Seitenkette aufweist, z.B. Glycin.
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Die meitsen Löschungen und Einfügungen, und insbesondere die Substitutionen, führen
vermutlich zu keinen radikalen Veränderungen der Eigenschaften des Moleküls. Wenn
es jedoch schwierig ist, die genaue Auswirkung der Substitution, Löschung oder
Einfügung vorherzusagen, bevor man sie vornimmt, ist für den Fachmann auf dem
Gebiet zu beachten, daß die Auswirkung durch Routine-Screenassays bewertet wird.
Eine Variante wird z.B. typischerweise durch stellenspezifische Mutagenese der für das
native Hormonrezeptormolekül kodierenden Nukleinsäure, Expression der
Variantennukleinsäure in rekombinanter Zellkultur und wahlweise durch Reinigung aus
der Zellkultur gebildet, z.B. durch Immunoaffinitätsadsorption auf einer polyklonalen
Antihormonrezeptormolekül-Säule (um die Variante zu absorbieren, indem sie an
zumindest ein verbleibendes Immunepitop gebunden wird).
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Die Aktivität des Zellysats oder der gereinigten Hormonrezeptormolekülvariante wird
dann in einem geeigneten Prüfassay hinsichtlich der erwünschten Eigenschaft gescreent.
Beispielsweise wird eine Änderung der immunologischen Eigenschaft des
Hormonrezeptormoleküls, z.B. die Affinität für einen bestimmten Antikörper, durch
einen Immunassay des kompetitiven Typs gemessen. Veränderungen der
Immunmodulationsaktivität werden durch den geeigneten Assay gemessen.
Modifizierungen solcher Proteineigenschaften wie Redox- oder Wärmestabilität,
Hydrophobie, Anfälligkeit gegenüber proteolytischem Abbau oder die Neigung zur
Aggregation mit Trägern oder zu Multimeren werden durch Verfahren geprüft, mit
denen der Fachmann auf dem Gebiet vertraut ist.
IV. EXPRESSION DER HORMONREZEPTORMOLEKÜLE
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DNA- oder cDNA-Moleküle, die für ein Hormonrezeptormolekül für LH, CG, FSH oder
TSH kodieren, können operabel in einen Expressionsvektor verbunden und in eine
Wirtszelle eingefügt werden, um die Expression des Rezeptormoleküls durch diese Zelle
zu ermöglichen. Man sagt, daß zwei DNA-Sequenzen (z.B. eine
Promotorregionsequenz und eine erwünschte für ein Rezeptormolekül kodierende
Sequenz) operabel verbunden sind, wenn die Beschaffenheit der Verbindung zwischen
den beiden DNA-Sequenzen (1) nicht zur Einführung einer
Ramenverschiebungsmutation führt, (2) die Fähigkeit der Promotorregionsequenz nicht
beeinträchtigt, die Transkription der erwünschten für ein Rezeptormolekül kodierenden
Gensequenz zu leiten oder (3) die Fähigkeit der erwünschten Rezeptormolekül-
Gensequenz nicht beeinträchtigt, durch die Promotorregionsequenz transkribiert zu
werden.
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Eine für ein Hormonrezeprormolekül kodierende DNA-Sequenz kann mit Vektor-DNA
gemäß herkömmlicher Verfahren rekombiniert werden, umfassend Termini mit
stumpfen oder versetzten Enden zur Ligation, Restriktionsrezeptormolekül-Digestion,
um geeignete Termini bereitzustellen, Auffüllen kohäsiver Enden je nach Bedarfsfall,
Behandlung mit alkalischer Phosphatase, um ein unerwünschtes Verbinden zu
vermeiden und Ligation mit geeigneten Ligasen.
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Die vorliegende Erfindung sieht die Expression des erwünschten Rezeptormoleküls in
prokaryotischen oder eukaryotischen Zellen vor. Bevorzugte eukaryotische Wirte sind
Hefe (insbesondere Saccharomyces), Pilze (insbesondere Apsergillus), Säugetierzellen
(z.B. Zellen von Menschen oder Primaten) entweder in vivo oder in Gewebekultur.
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Hefe- und Säugetierzelien sind in der vorliegenden Erfindung bevorzugte Wirte. Die
Verwendung solcher Wirte bietet insoferne entscheidende Vorteile, als sie auch
posttranslationale Peptidmodifizierungen durchführen können, z.B. Glykosylierung. Es
gibt eine Anzahl rekombinanter DNA-Strategien, die starke Promotorsequenzen und
eine hohe Kopienanzahl von Plasmiden vorsehen, die zur Bildung der erwünschten
Proteine in diesen Wirten verwendet werden können.
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Hefe erkennt Leadersequenzen auf klonierten Säugetiergenprodukten und sekretiert
peptidtragende Leadersequenzen (d.h. Präpeptide). Säugetierzellen führen
posttranslationale Modifizierungen in Proteinmolekülen herbei, darunter das korrekte
Falten oder die Glykosylierung an richtigen Stellen.
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Säugetierzellen, die sich als Wirte eignen, sind u.a. Zellen fibroblastischen Ursprungs,
z.B. VERO oder CHO-K1 und ihre Derivate. Für einen Säugetierwirt stehen
verschiedene mögliche Vektorsysteme zur Expression des erwünschten
Rezeptormoleküls zu Verfügung. Eine Vielzahl von transkriptionalen und translationalen
Regulationssequenzen kann je nach Beschaffenheit des Wirts verwendet werden. Die
transkriptionalen und translationalen Regulatorsignale können aus viralen Quellen
stammen, z.B. Adenovirus, Rinder-Papillomavirus, Affenvirus u.dgl., worin die
Regulatorsiganale mit einem bestimmten Gen assoziiert sind, das hohe
Expressionsmengen aufweist. Alternativ dazu kann man Promotoren aus Säugetier-
Expressionsprodukten verwenden, z.B. Actin, Kollagen, Mysoin, usw. Transkriptionale
Initiationsreaulationssignale können ausgewählt werden, welche eine Unterdrückung
oder Aktivierung ermöglichen, sodaß die Expression der Gene moduliert werden kann.
Von Interesse sind Regulationssignale, die temperaturempfindlich sind, sodaß man
durch das Variieren der Temperatur die Expression unterdrücken oder einleiten kann,
oder die chemischer Regulierung unterworfen sind, z.B. Metaboliten.
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Die Expression des erwünschten Rezeptormoleküls in eukaryotischen Wirten erfordert
die Verwendung von eukaryotischen Regulationsregionen. Solche Regionen enthalten
im allgemeinen eine Promotorregion, die ausreicht, um die Initiation der RNA-Synthese
zu lenken. Zu bevorzugten eukaryotischen Promotoren gehören der Promotor des
Mäus-Metallothionein I-Gens (Hamer, D., et al., J. Mol. Appl. Gen. 1: 273-288 (1982));
der TK-Promotor des Herpesvirus (McKnight, S., Cell 31: 355-365 (1982)); der SV40-
frühe Promotor (Benoist, C., et al., Nature (London) 290: 304-310 (1981)); der
Hefegal4-Genpromotor (Johnston, S.A., et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA) 79: 6971-6975
(1982); Silver, P.A., et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA) 81: 5951-5955 (1984)).
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Wie hinlänglich bekannt ist, wird die Translation eukaryotischer mRNA an jenem
Codon eingeleitet, der für das erste Methionin kodiert. Aus diesem Grund stellt man
vorzugsweise sicher, daß die Verbindung zwischen einem eukaryotischen Promotor und
einer DNA-Sequenz, die für das erwünschte Rezeptormolekül kodiert, keine
intervenierenden Codone enthält, die für ein Methionin kodieren können (d.h. AUG).
Die Gegenwart solcher Codone führt entweder zur Bildung eines Fusionsproteins (wenn
sich das AUG-Codon im gleichen Leserahmen befindet wie die für das erwünschte
Rezeptormolekül kodierende DNA-Sequenz) oder einer Rahmenverschiebungsmutation
(wenn sich das AUG-Codon nicht im gleichen Leserahmen befindet wie die für das
erwünschte Rezeptormolekül kodierende Sequenz).
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Die Expression der Hormonrezeptormoleküle Kann auch in prokaryotischen Zellen
erreicht werden. Zu bevorzugten prokaryotischen Wirten gehören Bakterien wie E.coli,
Bacillus Streptomyces, Pseudomonas, Salmonella, Serratia, usw. Der bevorzugteste
prokaryotische Wirt ist E.coli. Bakterielle Wirte von besonderem Interesse sind u.a.
E.coli K12 Stamm 294 (ATCC 31446), E.coli X 1776 (ATCC 31537), E.coli W3110 (F&supmin;,
Lambda, protophisch (ATCC 27325)) und andere Enterobakterien (wie etwa Salmonella
typhimurium oder Serratia marcesans), sowie zahlreiche Pseudomonas-Spezien. Der
prokaryotische Wirt muß mit den Replikon- und Steuersequenzen im
Expressionsplasmid kompatibel sein.
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Zur Expression des erwünschten Rezeptormoleküls in einer prokaryotischen Zelle (wie
etwa E.coli, B.subtilis, Pseudomonas, Streptomyces, usw) ist es erforderlich, die für ein
erwünschtes Rezeptormolekül kodierende Sequenz an einen funktionalen
prokaryotischen Promotor operabel zu binden. Solche Promotoren können entweder
konstitutiv oder vorzugsweise regulierbar sein (d.h. induzierbar oder derepressibel).
Beispiele konstitutiver Promotoren sind der int-Promotor von Bakteriophage λ und der
bla-Promotor des β-Lactamasegens von pBT322, usw. Beispiele induzierbarer
prokaryotischer Promotoren sind die wichtigsten rechten und linken Promotoren von
Bakteriophage λ (PL und PR), die trp, recA, lacZ, lacI, gaI und tac-Promotoren von E.coli,
die α-Amylase (Ulmanen, I., et al., J. Bacteriol. 162: 176-182 (1985), die -28-
spezifischen Promotoren von B.subtilis (Gilman, M.Z. et al., Gene 32: 11-20 (1984)),
die Promotoren der Bakteriophagen von Bacillus (Gryczan, T.J. in: The Molecular
Biology of the Bacilli, Academic Press, Inc., NY (1982)), und Streptomyces-Promotoren
(Ward, J.M., et al., Mol. Gen. Genet. 203: 468-478 (1986)). Ein Überblick über
prokaroytische Promotoren wird durch Glick, B.R., (J. Ind. Microbiol. 1: 277-282
(1987)); Cenatiempo, Y. (Biochimie, 68: 505-516 (1986)); und Gottesmann, S. (Ann.
Rev. Genet. 18:415-442 (1984)) gegeben.
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Die richtige Expression in einer prokaryotischen Zelle erfordert auch die Gegenwart
einer Ribosomenbindungsstelle stromaufwärts der genkodierenden Sequenz. Solche
Ribosomenbindungsstellen sind beispielsweise durch Gold, L., et al. (Ann. Rev.
Microbiol. 35: 365-404 (1981)) geoffenbart.
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Die erwünschte für ein Rezeptormolekül kodierende Sequenz und ein operabel
verbundener Promotor können in eine prokaryotische oder eukaryotische
Empfängerzelle entweder als ein nichtreplizierendes DNA- (oder RNA) Molekül
eingeführt werden, das entweder ein lineares Molekül oder vorzugsweise ein
geschlossenes kovalentes kreisförmiges Molekül ist. Da solche Moleküle zur autonomen
Replikation nicht fähig sind, kann die Expression des erwünschten Rezeptormoleküls
durch die transiente Expression der eingeführten Sequenz eintreten. Alternativ dazu
kann die permanente Expression durch die Integrierung der eingeführten Sequenz in das
Wirtschromosom eintreten.
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In einer Ausführungsform wird ein Vektor verwendet, der die erwünschten
Gensequenzen in das Wirtszellenchromosom integrieren kann. Zellen, welche die
eingeführte DNA stabil in ihre Chromosome integriert haben, können auch durch die
Einführung von einem oder mehreren Matierungen ausgewählt werden, die eine
Auswahl von Wirtszellen ermöglichen, die den Expressionsvektor enthalten. Die
Markierung kann eine Auxotrophie im Wirten (z.B. leu2 oder ura3, die üblichen
auxotrophischen Hefemarkierungen) und die Biozidresistenz ergänzen, z.B. Antibiotika
oder Schwermeralle wie Kupfer u.dgl. Das auswählbare Makierungsgen kann entweder
direkt mit den zu exprimierenden DNA-Gensequenzen verbunden werden oder durch
Co-Transfektion in die gleiche Zelle eingeführt werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform wird die eingeführte Sequenz in ein Plasmid
oder einen Viralvektor eingebaut, der zur autonomen Replikation im Empfängerwirt
fähig ist. Zu diesem Zweck eignet sich jeder beliebige einer Vielzahl an Vektoren.
Bedeutende Faktoren bei der Auswahl eines bestimmten Plasmids oder Viralvektors
sind: die Leichtigkeit, mit der die den Vektor enthaltenden Empfängerzellen erkannt und
aus jenen Empfängerzellen ausgewählt werden können, die den Vektor nicht enthalten;
aie Anzanl an Vektorkopien, die in einem bestimmten Wirten erwünscht sind; und ob
es wünschenswert ist, den Vektor zwischen Wirtszellen unterschiedlicher Spezien
"hin- und herbewegen" zu können.
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Es eignet sich jedes beliebige einer Serie von Hefe-Genexpressionssystemen. Beispiele
solcher Expressionvektoren sind der Hefe 2-u-Kreis, die Expressionsplasmide YEP13,
YCP und YRP oder ihre Derivate. Solche Plasmide sind auf dem Gebiet wohlbekannt
(Botstein, D., et al., Miami Wntr. Symp. 19: 265-274 (1982); Broach, J.R., in: The
Molecular Biology of the Yeast Saccharomyces: Life Cycle and Inheritance, Cold Spring
Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY, S. 445-470 (1981); Broach, J.R., Cell 28:
203-204 (1982)).
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Für einen Säugetierwirt stehen zur Expression verschiedene mögliche Vektorsysteme zur
Verfügung. Eine Klasse von Vektoren verwendet DNA-Elemente, die autonom
replizierende extrachromosomale Plasmide bereitstellen, die aus Tierviren wie dem
Rinder-Papillomavirus, Polyomavirus, Adenovirus oder SV40-Virus stammen. Eine
zweite Klasse von Vektoren basiert auf der Integration der erwünschten Gensequenzen
in das Wirtschromosom. Zellen, welche die eingebrachte DNA stabil in ihre
Chromosome integriert haben, können auch durch die Einführung von einer oder
mehreren Markierungen ausgewählt werden, welche die Auswahl von Wirtszellen
ermöglichen, die den Expressionsvektor enthalten. Die Markierung kann für die
Prototropie eines auxotrophischen Wirten und Biozidresistenz sorgen, z.B. Antibiotika
oder Schwermetalle wie Kupfer u.dgl. Das auswählbare Markierungsgen kann entweder
direkt mit den zu exprimierenden DNA-Sequenzen verbunden oder durch Co-
Transformation in die gleiche Zelle eingefügt werden. Zusätzliche Elemente sind für
eine optimale Synthese von mRNA allenfalls erforderlich. Diese Elemente können
Spleißsignale, sowie Transkriptionspromotoren, Verstärker und Terminationssignale
umfassen. Zu den cDNA-Expressionsvektoren, die solche Elemente enthalten, gehören
jene, die durch Okayama, H., Mol. Cell. Biol. 3: 280 (1983) beschrieben sind, sowie
andere.
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Zu bevorzugten prokaroytischen Vektoren gehören Plasmide wie jene, die zur
Replikation in E.coli fähig sind. z.B. pBR322, ColE1, pSC101, pACYC 184, πVX. Solche
Plasmide sind z.B. in Maniatis, T., et al. (in: Molecular Cloning, A Laboratory Manual,
Cold Spring Harbor Press, Cold Spring Harbor, NY (1982) geoffenbart. Zu
Bacillusplasmiden gehören pC194, pC221, pT127, usw. Solche Plasmide sind in
Gryczan, T. (in: The Molecular Biology of the Bacilli, Academic Press, NY (1982), S.
307-329) geoffenbart. Geeignete Streptomyces-Plasmide umfassen pIJ101 (Kendall, K.J.
et al. J.Bacteriol. 169:4177-4183 (1987) sowie Streptomyces Bakteriophagen wie fC31
(Chater, K.F., et al. in: Sixth International Symposium on Actinomycetales Biology,
Akademiai Kaido, Budapest (1986), S. 45-5(4). Pseudonomas-Plasmide sind durch John,
J.F., et al. (Rev. Infect. Dis 8: 693-704 (1986) und Izaki, K. (Jpn. J. Bacteriol. 33: 729-742
(1978)) im Überblick besprochen.
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Sobald der Vektor oder die DNA-Sequenz, der bzw. die die Konstrukte enthält, zur
Expression vorbereitet wurde, können die DNA-Konstrukte in einen geeigneten Wirt
eingesetzt werden. Es eignen sich unterschiedliche Verfahren, z.B. Protoplastenfusion,
Kalziumphosphat-Ausfällung, Elektroporation oder andere herkömmliche Verfahren.
Nach der Fusion werden die Zellen in Medien gezüchtet und hinsichtlich geeigneter
Aktivitäten gescreent. Die Expression der Sequenz führt zur Herstellung des
Hormonrezeptormoleküls.
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Die erfindungsgemäßen Hormonrezeptormoleküle können isoliert und aus den oben
beschriebenen rekombinanten Molekülen gemäß herkömmlicher Verfahren gereinigt
werden, z.B. durch Extraktion, Ausfällung, Chromatographie, Affinitätschromatographie,
Elektrophorese u.dgl.
V. DIE MOLEKÜLE DER VORLIEGENDEN ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft Rezeptoren des luteinisierenden Hormons, von
Choriogonadotropin, des follikelstimulierenden Hormons und des
schilddrüsenstimulierenden Hormons. Der hierin verwendete Ausdruck
"Hormonrezeptor" umfaßt nicht nur das membrangebundene Rezeptormolekül, sondern
auch die löslichen (d.h. nicht membrangebundenen) und vollständigen (d.h. mit der
gesamten Aminosäuresequenz des Hormonrezeptors versehenen Rezeptormoleküle.
Der Ausdruck "Hormonrezeptoren" umfaßt darüberhinaus die funktionalen Derivate
solcher Moleküle. Der Ausdruck "Hormonrezeptoren" umfaßt weiters sowohl
glykosylierte als auch unglykosylierte Formen jedes der oben beschriebenen Moleküle.
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Ein "funktionales Derivat" eines Moleküls ist hierin eine Verbindung, die eine
biologische Aktivität besitzt (entweder funktional oder strukturell), die einer
biologischen Aktivität dieses Moleküls im wesentlichen ähnelt. Der Ausdruck
"funktionale Derivate" soll hierin "Fragmente", "Varianten", "Analoge" oder "chemische
Derivate" eines Moleküls umfassen. Der Ausdruck "Fragment" bezieht sich auf jede
Polypeptid-Untergruppe des Moleküls. Fragmente der LH-, CG-, FSH- oder TSH-
Rezeptoren, die fähig sind, jeweils LH, CG, FSH oder TSH zu binden, sind für die
vorliegende Erfindung von besonderer Bedeutung. Der Ausdruck "Variante" bezieht sich
auf ein Molekül, das im wesentlichen der Struktur und Funktion entweder des gesamten
Moleküls oder eines Fragments davon ähnelt. Ein Molekül gilt einem anderen Molekül
als "im wesentlichen ähnlich", wenn beide Moleküle im wesentlichen gleiche
Strukturen aufweisen oder wenn beide Moleküle eine ähnliche biologische Aktivität
besitzen. Soferne die beiden Moleküle eine ähnliche Aktivität besitzen, gelten sie als
Varianten, da dieser Ausdruck hierin selbst dann verwendet wird, wenn die Struktur
eines der Moleküle nicht im anderen zu finden ist, oder wenn die Sequenz von
Aminosäureresten nicht identisch ist. Der Ausdruck "Analog" bezieht sich auf ein
Molekül, das im wesentlichen eine ähnliche Funktion wie das gesamte Molekül oder
ein Fragment davon aufweist. Ein Molekül gilt hierin als ein "chemisches Derivat" eines
anderes Molekuls, wenn es zusätzliche chemische Gruppen enthält, die normalerweise
nicht Teil des Moleküls sind. Solche Gruppen können die Löslichkeit, Absorption,
biologische Halbwertszeit, usw. des Moleküls verbessern. Die Gruppen können
anderseits die Toxizität des Moleküls verringern und alle unerwünschten
Nebenwirkungen des Moleküls usw. ausschalten oder mildern. Gruppen, die solche
Wirkungen vermitteln können, sind in Remington s Pharmaceutical Sciences (1980)
geoffenbart. "Toxin-abgeleitete" Moleküle stellen eine Sondergattung der "chemischen
Derivate" dar. Ein "Toxin-abgeleitetes" Molekül ist ein Molekül, das eine Toxingruppe
enthält. Die Bindung eines derartigen Moleküls an eine Zelle bringt die Toxingruppe in
unmittelbare Nähe der Zelle und unterstützt dadurch das Absterben der Zelle. Man
kann jede geeignete Toxingruppe verwenden; es ist jedoch vorzuziehen, Toxine wie das
Ricintoxin, das Diphterietoxin, radioisotope Toxine, Membrankanal-bildende Toxine,
usw. zu verwenden. Verfahren zum Kuppeln solcher Gruppen an ein Molekül sind auf
dem Gebiet wohlbekannt.
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Hierin bezieht sich der Ausdruck "Hormonantagonist" auf ein Nicht-Immunoglobulin-
Molekül, das sich an einen Hormonrezeptor binden kann und dessen Bindung an einen
solchen Rezeptor entweder (1) die Fähigkeit jedes anderen Moleküls imitiert, sich an
den Rezeptor zu binden, um dadurch eine phyisiologisch signifikante (d.h.
nachweisbare) Wirkung zu vermitteln oder (2) die Fähigkeit jedes anderen Moleküls
erhöht, sich an den Rezeptor zu binden, um dadurch eine physiologisch signifikante
Wirkung zu vermitteln. Ein Beispiel eines Hormonantagonisten ist ein organisches
Molekül oder ein anderes Protein als LH, das eine luteinisierende Hormonaktivität
äufweist.
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Der hierin verwendete Ausdruck "Hormonantagonist" bezieht sich auf ein Nicht-
Immunoglobulin-Molekul, das sich an einen Hormonrezeptor binden kann und dessen
Bindung an einen solchen Rezeptor die Fähigkeit jedes anderen Moleküls verhindert
oder abschwächt, sich an den Rezeptor zu binden, um dadurch eine physiologisch
signifikante (d.h. nachweisbare) Wirkung zu vermitteln.
VI. VERWENDUNGEN DER ERFINDUNGSGEMÄSSEN MOLEKÜLE
THERAPEUTISCHE ANWENDUNGEN
1. VERWENDUNGEN VON LGH/CG/FSH-REZEPTOREN
a. BEHANDLUNG VON FRUCHTBARKEIT
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Das luteinisierende Hormon, Choriogonadotropin und das follikelstimulierende
Hormon sind bei menschlicher und tierischer Fruchtbarkeit beteiligt. Die
erfindungsgemaßen Rezeptoren können sich an diese Hormone binden und verringern
daher die Verfügbarkeit dieser Hormone, sich an die auf den Oberflächen der Zielzellen
vorhandenen Rezeptoren zu binden.
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Somit kann man die erfindungsgemäßen FSH- und LH/CG-Rezeptormoleküle auch als
Empfängnisverhütungsmittel zur Vermeidung der Oozytenentwicklung, des Eisprungs
oder der Schwangerschaft bei Frauen verwenden. Da FSH und LH zur Spermatogenese
errorderlich sind, führt die Verabreichung von LH- und FSH-Rezeptoren an Männer auch
zu Unfruchtbarkeit. Somit können die LH- und FSH-Rezeptoren der vorliegenden
Erfindung entweder bei Männern oder bei Frauen zur Verhinderung der
Schwangerschaft verwendet werden. Es ist bedeutsam, daß die kontrazeptiven
Wirkungen solcher Mittel reversibel sind (d.h. der Abbruch der Therapie stellt wieder
einen fruchtbaren Zustand beim Patienten her). Die Rezeptoren können auch zur
Identifizierung von Antagonisten verwendet werden, die zur Stimulierung des Eisprungs
bei Frauen zu stimulieren.
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Obwohl ein vollständiges Rezeptormolekül als Verhütungsmittel verwendet werden
kann, ist es vorzuziehen, ein lösliches Fragment des gesamten Rezeptormoleküls zu
verwenden, das die extrazelluläre Domäne des Rezeptormoleküls enthält. Wie weiter
unten erwähnt, ist es wünschenswert, ein solches Fragment an ein nicht-proteinartiges
Polvmer zu kuppeln, um die biologische Halbwertszeit des Moleküls zu erhöhen.
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Obwohl man durch das Verabreichen entweder des LH/CG-Rezeptors oder des FSH-
Rezeptors an männliche und weibliche Empfänger eine empfängnisverhütende Wirkung
erzielt, kann man durch die Verabreichung von beiden dieser Rezeptormoleküle (oder
beider Derivate) an einen Empfänger eine höhere schwangerschaftsverhütende
Wirksamkeit erreichen. In ähnlicher Weise kann man eine schwangerschaftsverhütende
Wirksamkeit durch die Verabreichung von einem (oder beiden) dieser Moleküle in
Kombination mit Östrogen, Progesteron oder einem anderen Steroidhormon erzielen.
Die schwangerschaftsverhütende Wirksamkeit kann auch durch das Verabreichen von
anderen Proteinhormonen, z.B. von Inhibin, die eine kontrazeptive Wirkung aufweisen
an die Empfänger gesteigert werden.
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Die Verfügbarkeit rekombinanter Moleküle, welche für die Rezeptormoleküle kodieren,
ermöglicht die Isolierung von Varianten (durch Mutagenese oder durch andere Mittel),
welche die Hormone fester binden oder die eine erhöhte biologische Aktivität oder
Halbwertszeit aufweisen. Ebenso kann man solche Moleküle verwenden, um ein
Hybridrezeptormolekül zu konstruieren, das zu einer Bindung von sowohl FSH als auch
LH/CG fähig ist.
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Die erfindungsgemäßen Schwangerschaftsverhütungsmittel können, wie weiter unten
ausführlich beschrieben, in unterschiedliche Weise an Empfänger verabreicht werden.
Die Mittel können entweder in gebundener oder nicht gebundener (d.h. löslicher) Form
verabreicht werden.
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Zusätzlich zur oben angeführten kontrazeptiven Fähigkeit der LH/CG- und FSH-
Rezeptoren können die Rezeptoren einen verlängerten Zustand der Unfruchtbarkeit
aurgrund ihrer Fähigkeit vermitteln, in Patienten als Immunogene zu dienen. Somit
können die Hormonrezeptormoleküle einem Patienten in einer immunogenen Form
verabreicht werden, wodurch der Patient Antikörper zu den Rezeptormolekülen bildet.
Die Gegenwart von solchen Antikörpern im Serum eines Patienten kann diesen
unfruchtbar machen. Es wurden zahlreiche Verfahren entwickelt, um die Immunogenität
natürlicher Proteine zu erhöhen; sie werden zur Bildung solcher Antikörper eingesetzt
(N.Rosemblit et al., Endocrinology 123: 2284 (1988); Copping, S. et al.. J. Endocrinol.
104: 78 (1985); Pala, A. et al., J. Clin. Endocrinol. Metab. 67: 1190 1988)).
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Die Verabreichung des oder der Rezeptoren kann durch Injektion und vorzugsweise
durch ergänzende regelmäßige Auffrischungsimpfungen erfolgen (etwa 1-4 Monate
zwischen Injektionen und vorzugsweise 3 Montate zwischen Injektionen).
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Die Erfindung betrifft insbesondere die Verabreichung des FSH-Rezeptors an Tiere und
Menschen als Mittel zum Induzieren von Anti-FSH-Rezeptorantikörpern, die das Binden
von FSH an das FSH-Rezeptormolekül verhindern können. Die Bildung solcher
Antikörper in Männern würde die Spermatogenese hemmen und dadurch als
Schwangerschaftsverhütungsmittel wirken. Die Bildung solcher Antikörper in Frauen
würde die Follikelentwicklung hemmen und dadurch als
Schwangerschaftsverhütungsmittel wirken. Somit dient die Verabreichung der
Rezeptoren zur Bildung eines fruchtbarkeitshemmenden Impfstoffes.
b. BEHANDLUNG VON BRUSTKREBS
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Brustkrebs ist in der westlichen Welt ein großes volksgesundheitliches Problem. Er ist
eine der Haupttodesursachen für Frauen zwischen 35-45. Viele Faktoren, z.B. das Alter,
die Menstruations- und Fortpflanzungsgeschichte, die Größe des Tumors, die
Gegenwart und Anzahl allfälliger positiver Achsknoten, usw. beeinflussen die Prognose
der Krankheit.
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Insbesondere die Gegenwart oder das Fehlen des Östrogenrezeptor- ("ER") Proteins gilt
bei der Erstellung der Prognose der Erkrankung als besonders wichtig. Bei Frauen, die
hohe ER-Werte aufweisen, fällt die Prognose günstiger aus als bei Frauen, deren ER-
Werte durchschnittlich oder negativ sind. Aufgrund dieses Ergebnisses kann man an
Brustkrebspatientinnen Östrogenanaloge verabreichen, um Östrogen oder
Östrogenvorläufer zu eliminieren. In akuteren Fällen wird eine Adrenalektomie
und/oder Hyphosektomie vorgenommen.
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Durch das Verabreichen des FSH-Rezeptors an eine Person ist es möglich, die FSH-
Moleküle der Person zu binden und dadurch ihre Fähigkeit zu unterbinden oder
einzuschränken, die Produktion von Östrogen durch Eierstockzellen einzuleiten. Somit
führt eine solche Verabreichung zur Herbeiführung von Östrogenrezeptormolekülen.
Wie weiter unten erwähnt können in einer alternativen erfindungsgemäßen
Ausführungsform die oben angeführten Anti-FSH-Rezeptor und Anti-LH-
Rezeptorantikörper zur Erreichung dieses Ziels an eine Person verabreicht werden.
Somit stellt die vorliegende Erfindung eine Alternative zu den oben beschriebenen
herkömmlichen Therapien dar.
c. BEHANDLUNG VON PROSTATAKREBS
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Prostatakrebs ist eine der häufigsten bösartigen Geschwüre bei Männern und eine
übliche Ursache für Krebstod. Die Behandlung dieser Erkrankung umfaßt die
chirurgische Entfernung der Prostatadrüse, Chemo- und Strahlentherapie. Die Tatsache,
daß das Wachstum der Prostatadrüse von Hodenandrogenen abhängt bietet eine
zusätzliche Therapie für Prostatakrebs. Die Menge solcher Androgene wurde durch
Kastration oder Östrogentherapie herabgesetzt.
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Die vorliegende Erfindung stellt für diese Erkrankung eine Alternativtherapie bereit. Wie
bereits erwähnt besteht die Hauptwirkung von LH bei Männern darin, die Bildung von
Testosteron durch durch Leydig-Zellen zu induzieren. Demzufolge ist es durch das
Verabreichen des LH/CH-Rezeptors und/oder FSH-Rezeptors an einen Patienten
möglich, die LH-Menge im Serum, das zur Einleitung der Testosteronbiosynthese
verfügbar ist, abzusenken. Somit verringert die Verabreichung des oder der Rezeptoren
die Testosteronsynthese und bewirkt daher ein Absinken der Wachstumsrate der
Prostatadrüse. Selbst wenn eine solche Therapie nicht ausreicht, eine Tumorrückbildung
oder ein Aufhören des Tumorwachstums zu bewirken, kann eine soiche Therapie zur
Linderung des Knochenschmerzes beitragen, wobei dieses Symptom bei den meitsen
Patienten in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium auftritt. In einer alternativen
Ausführungsform können die oben angeführten Anti-LH-Rezeptorantikörper zur
Erreichung dieses Ziels an einen Patienten verabreicht werden.
d. BEHANDLUNG VON OSTEOPOROSE
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Viele Symptome der Menopause können den erhöhten Werten von FSH und LH im
Kreislauf zugeschrieben werden, die bei Frauen in den Wechseljahren festzustellen
sind. Häufige Symptome der Menopause umfassen vasomotorische Instabilität
("Wallungen"), die Atrophie des Urogenital-Epitheliums und der Haut, eine
Schrumpfung der Brüste und Osteoporose.
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Die FSH- und LH-Werte bei fortpflanzungsfähigen Frauen sind deutlich niedriger als bei
Frauen während der Menopause. Die FSH-Werte können etwa um das Achtfache
ansteigen; die LH-Werte können etwa um das 6,5-fache ansteigen (Petersdorf, R.G. et al.
(HG) in: Harrison's Principles of Internal Medicine, 10. Ausgabe McGraw-Hill, NY,
(1983), S. 704-705). Dieser Zunahme von Hormonwerten im Kreislauf kann durch das
Verabreichen des FSH-Rezeptors und/oder des LH/CG-Rezeptors an eine Frau begegnet
werden.
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Die Osteoporose ist der Ausdruck, der zur Beschreibung einer heterogenen Gruppe von
Erkrankungen verwendet wird, die jeweils durch eine Verringerung der Knochenmasse
pro Volumseinheit bis zu einem Wert gekennzeichnet sind, bei dem eine adäquate
Stützung für das Skelett nicht mehr gegeben ist. Die vorliegende Erfindung stellt ein
Mittel zur Behandlung von Osteoporose (entweder phrophylaktisch oder therapeutisch)
durch Verringerung der LH- und/oder FSH-Werte bereit. Gemäß einer solchen Therapie
werden einer Frau therapeutisch wirksame Mengen des FSH- und/oder LH/CG-
Rezeptors verabreicht, welche die FSH- und/oder LH-Serumwerte absenken können.
e. BEHANDLUNG VON PERIMENOPAUSALER VASOMOTORISCHER INSTABILITÄT
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Wie bereits erwähnt kann man viele Symptome der Menopause den die Menopause
kennzeichnenden höheren FSH- und LH-Werten im Kreislauf zuschreiben.
Untersuchungen zeigten, daß die vasomotorische Instabilität ("Wallungen") mit einem
Anstieg der LH-Werte in Zusammenhang stehen. Somit eignet sich zusätzlich zur oben
beschriebenen Fähigkeit, eine Therapie für die Osteoporose bereitzustellen, die
Verabreichung des FSH- und/oder der LH/CG-Rezeptoren zur Behandlung
vasomotorischer Instabilität (d.h. zur Vermeidung oder Linderung ihrer Symptome).
f. BEHANDLUNG POLYZYSTISCHER EIERSTOCKERKRANKUNG
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Bei normalen Frauen sind die Östrogenwerte eng mit dem Fortpflanzungszyklus
synchronisiert. Die asynchron ablaufende Östrogenproduktion ist durch
Unfruchtbarkeit, übermäßigen Haarwuchs, Fettleibigkeit, sowie Amenorrhöe oder
Oligomenorrhöe gekennzeichnet. Dieser Zustand wird als polyzystische
Eierstockerkrankung bezeichnet ("PCOD") (Petersdorf, R.G. et al. (HG.) in: Harrison's
Principles of Internal Medicine, 10. Ausgabe McGraw-Hill, NY (1983), S. 710). Dieser
Zustand ist durch hohe LH-Werte und niedrige FSH-Werte gekennzeichnet.
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Die Behandlung von PCOD zielt auf die Unterbrechung der Östrogenproduktion ab.
Eine derartige Behandlung wird durch Mittel, welche die Eierstock-Androgensekretion
vermindern, oder durch die Steigerung der FSH-Sekretion erreicht.
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Die vorliegende Erfindung bietet für diese Krankheit eine neuartige Therapie. Die
transiente Verabreichung der FSH-Rezeptormoleküle kann dazu dienen, eine erhöhte
FSH-Biosynthese zu induzieren, sodaß das Abstellen der Verabreichung zu einer
Zunahme des FSH-Werts führt. Die Verabreichung des LH/CG-Rezeptors bewirkt eine
Verringerung der Menge von LH, das zur Bindung an LH/CG-Rezeptoren auf
Eierstockzellen zur Verfügung steht und sorgt demnach dafür, daß die synthetisierte
Androgenmenge sinkt.
2. VERWENDUNGEN DES TSH-REZEPTORS
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Wie bereits erwähnt betrifft die Graves'sche Krankheit eine Überfunktion der
Schilddrüse, die durch die Bildung eines Immunoglobulins bewirkt wird, das zur
Bindung an den TSH-Rezeptor fähig ist, wodurch die Wirkungsweise von TSH imitiert
wird. Zur Behandlung der Krankheit kann der Patient mit antithyroidalen Arzneimitteln,
radioaktivem Iod oder durch chirurgische Entfernung eines Teils der Schilddrüse
behandelt werden. In allen Fällen zielt die Therapie darauf ab, die Menge des
Schilddrüsenhormons einzuschränken, das durch die Schilddrüse erzeugt werden kann.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung ist es möglich, die Graves'sche Krankheit durch die
Verabreichung einer therapeutisch wirksamen Menge des TSH-Rezeptors an einen
Patienten zu behandeln. Der verabreichte TSH-Rezeptor kann sich an das
Immunoglobulin binden, das die Graves'sche Krankheit hervorruft. Somit dient die
Verabreichung des Rezeptors dazu, die Menge an Immunoglobulin zu verringern, das
zu einer Bindung an die TSH-Rezeptoren auf der Oberfläche der Schilddrüsenzellen
fähig ist. Die Verabreichung von TSH-Rezeptoren stellt somit eine Therapie für die
Graves'sche Krankheit dar, die nicht zu einer Zerstörung von normalem, gesundem
Schilddrüsengewebe führt. Der Rezeptor kann auch zur Verringerung der physischen
Auswirkungen der Schilddrüsenüberfunktion insbesondere während der Vorbereitung
auf eine Operation des Patienten beitragen, wenn ein chirurgischer Eingriff aufgrund des
Schweregrads der Krankheit gewählt wurde. Alternativ dazu könnte ein an eine feste
Trägermatrix gekuppelter TSH-Rezeptor verwendet werden, um die
schilddrüsenstimulierenden Immunoglobuline außerhalb des Körpers durch selektive
Plasmapherese zu eliminieren.
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Man kann des TSH-Rezeptor weiters zur Behandlung gutartiger Prostata-Hypertrophie
einsetzen.
VII. VERABREICHUNG DER ERFINDUNGSGEMÄSSEN MITTEL
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Die therapeutische Wirkungen der Hormonrezeptormoleküle der vorliegenden
Erfindung können durch die Verabreichung des gesamten Moleküls oder jedes
therapeutisch aktiven Peptidfragments davon an einen Patienten erzielt werden. Von
besonderem Interesse sind die therapeutisch aktiven Peptidfragmente solcher Moleküle,
die löslich, d.h. nicht membrangebunden sind. Bevorzugte Fragmente sind jene, die die
extrazelluläre Domäne eines Hormonrezeptors enthalten.
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Die oben beschriebenen Moleküle und ihre funktionalen Derivate kann man entweder
synthetisch, durch den Einsatz rekombinanter DNA-Technologie, durch Proteolyse oder
durch eine Kombination solcher Verfahren gewinnen. Die therapeutischen Vorteile
solcher Moleküle können durch die Verwendung funktionaler Derivate erhöht werden,
die zusätzliche Aminosäurereste enthalten, die zur Steigerung des Kuppelns an den
Träger oder der Aktivität der Moleküle hinzugefügt werden. Der erfindungsgemäße
Schutzbereich umfaßt weiters funktionale Derivate jener Moleküle, die einen Mangel an
bestimmten Aminosäureresten oder geänderte Aminosäurereste aufweisen, solange
solche Derivate eine biologische oder pharmakologische Aktivität besitzen oder
beeinflussen, welche die Hormonrezeptormoleküle oder der Hormonangatonist oder
die Hormonantagonistenmoleküle der vorliegenden Erfindung besitzen oder durch die
sie beeinflußt werden.
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Die erfindungsgemäßen Hormonrezeptormoleküle gelten als "im wesentlichen frei von
natürlichen Verunreinigungen", wenn die sie enthaltenden Präparate im wesentlichen
frei von Materialien sind, welche diese Produkte normalerweise und in natürlicher Form
aufweisen.
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Die erfindungsgemäßen Moleküle können gemäß bekannter Verfahren formuliert
werden, um pharmazeutisch nützliche Zusammensetzungen zu bilden, wodurch diese
Materialien oder ihre funktionalen Derivate in Mischung mit einem pharmazeutisch
verträglichen Trägervehikel kombiniert werden. Geeignete Vehikel und ihre
Formulierung, einschließlich anderer menschlicher Proteine, z.B. des menschlichesn
Serumalbumins, sind beispielsweise in Remington's Pharmaceutical Sciences (16.
Ausgabe, Osol, A., Hg. Mack, Easton PA (1980)) beschrieben- Zur Bildung einer
pharmazeutisch verträglichen Zusammensetzung, die zur wirkungsvollen Verabreichung
geeignet ist, enthalten solche Zusammensetzungen eine wirksame Menge von
zumindest einem der erfindungsgemäßen Moleküle gemeinsam mit einer geeigneten
Menge Trägervehikel.
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Zusätzliche pharmazeutische Verfahren können zur Steuerung der Dauer der
Wirkungsweise verwendet werden. Präparate mit gesteuerter Freisetzung können durch
die Verwendung von Polymeren gebildet werden, um die erfindungsgemäßen Moleküle
zu komplexieren oder zu absorbieren. Ein besonders bevorzugtes Präparat ist das
Ergebnis des Konjugierens eines erfindungemäßen Moleküls mit einem
nichtproteinartigen Polymer zur Bildung eines Derivatmoleküls, das wasserlöslich ist und
andere erwünschte Eigenschaften aufweist. Das nicht-proteinartige Polymer ist
üblicherweise ein hydrophiles, synthetisches Polymer, d.h. ein Polymer, das sonst nicht
in der Natur vorkommt. Polymere, die in der Natur vorkommen und durch
rekombinante oder in vivo-Verfahren gebildet werden, sind jedoch ebenso nützlich wie
Polymere, die in der Natur nicht vorkommen. Hydrophile Polyvinylpolymere fallen in
den erfindungsgemäßen Schutzbereich, z.B. Polyvinylalkohol und Polyvinylpyrrolidon.
Besonders geeignet sind Polyalkylenether wie Polyethylenglykol, Polypropylenglykol,
Polyoxyethylenester oder Methoxypolyethylenglykol; Polyoxyalkylene wie
Polyoxyethylen, Polyoxypropylen und Blockcopolymere von Polyoxyethylen und
Polyoxypropylen (Pluronics); Polymethacrylate; Carbomere; verzweigte oder
unverzweigte Polysaccharide, die die Saccharidmonomere D-Mannose, D- und L-
Galactose, Fucose, Fructose, D-Xylose, L-Arabinose, C-Glucuronsäure, Sialsäure, D-
Galacturonsäure, C-Mannuronsäure (z.B. Polymannuronsäure oder Alginsäure), D-
Glucosamin, D-Galactosamin, D-Glucose, und Neuraminsäure, darunter
Homopolysaccharide und Heteropolysaccharide wie Lactose, Amylopectin, Stärke,
Hydroxethyl-Stärke, Amylose, Dextransulfat, Dextran, Dextrine, Glykogen, oder die
Polysaccharid-Untereinheit von Säure-Mucopolysacchariden, z.B. Hyaluronsäure;
Polymere von Zuckeralkoholen wie Polysorbit und Polymannit; Heparin; und
Polyamide wie Polyserin oder Polyalanin enthalten. Wenn das Polysaccharid der native
Glykosylierungsattendant oder der auf die rekombinante Expression jedes beliebigen
erfindungsgemäßen Moleküls folgende Glykosylierungsattendant ist, befindet sich die
Substitutionsstelle üblicherweise an einer anderen als der N- oder O-verbundenen
Glykosylierungsstelle eines solchen Moleküls, oder das verwendete Molekül ist eine
Aminosäuresequenzvariante, worin eine zusätzliche oder substituierende N- oder O-
verbundene Stelle in das Molekül eingesetzt wurde.
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Man verwendet Mischungen solcher Polymeren, oder das Polymer kann homogen sein.
Das Polymer muß vor dem Vernetzen nicht wasserlöslich sein, ist es aber vorzugsweise;
jedenfalls muß das Endkonjugat wasserlöslich sein. Zusätzlich sollte das Polymer nicht
stark immunogen sein, wenn es an das erfindungsgemäße Molekül konjugiert ist, noch
sollte es eine für intravenöse Infusion oder Injektion unverträgliche Viskosität aufweisen,
wenn es auf derartigem Weg verabreicht werden soll.
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Vorzugsweise enthält das Polymer nur eine mit dem erfindungsgemäßen Molekül
reaktive Gruppe. Dies trägt dazu bei, Quervernetzung der Moleküle zu verhindern. Es
liegt jedoch im erfindungsgemäßen Schutzumfang, die Reaktionsbedingungen zur
Verringerung der Vernetzung zu optimieren, oder die Reaktionsprodukte durch
Gelfiltration oder chromatographische Siebe zu reinigen, um im wesentlichen
homogene Derivate zu gewinnen.
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Das Molekulargewicht des Polymers reicht von etwa 100 bis 500.000 und beträgt
vorzugsweise etwa 100 bis 20.000. Das ausgewählte Molekulargewicht hängt von der
Beschaffenheit des Polymers und dem Substitutionsgrad ab. Im allgemeinen läßt sich
folgendes sagen: je größer die Hydrophilie des Polymers und je höher der
Substitutionsgrad, desto niedriger das verwendbare Molekulargewicht. Optimale
Molekulargewichte werden durch Routineversuche bestimmt. Üblicherweise übersteigt
das Molekulargewicht des Moleküls des erfindungsgemäßen Polymerkonjugats etwa
70.000, obwohl sich Moleküle mit niedrigerem Molekulargewicht ebenfalls eignen.
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Das Polymer ist im allgemeinen mit einem erfindungsgemäßen Molekül durch ein
multifunktionales Vernetzungsmittel kovalent verbunden, das mit dem Polymer und
einem oder mehreren Aminosäure- oder Zuckerresten des Moleküls reagiert. Es liegt
jedoch im erfindungsgemäßen Schutzbereich, das Polymer durch das Umsetzen eines
derivatisierten Polymers mit dem Molekül oder umgekehrt direkt mit einem solchen
Molekül zu vernetzen. Ebenfalls in den erfindungsgemäßen Schutzumfang fallen
nichtkovalente assoziative Komplexe eines Moleküls der vorliegenden Erfindung und
des Polymers. Solche Komplexe werden am besten durch nichtkovalentes Assoziieren
von elektronegativ geladenen Polymeren wie Dextransulfat, Heparin, Heparan,
Chondroitinsulfat oder anderen Glykosaminglykanen; oder amphoteren Polymeren mit
elektronegativen Bereichen mit dem Molekül hergestellt. Ein alkalischer pH erleichtert
die Bildung solcher Komplexe, die durch das Mischen von Lösungen oder Suspensionen
der Polymeren und des Molekül und anschließendes Entfernen von Salzen oder
Trocknen zur Beschleunigung der Assoziation zwischen dem Polymer und dem Molekül
entstehen.
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Die erfindungsgemäßen Moleküle sind vorzugsweise kovalent mit dem Polymer
vernetzt. Die bevorzugte kovalente Vernetzungsstelle der erfindungsgemäßen Moleküle
sind die N-terminale Aminogruppe und Epsilonaminogruppen, die sich auf Lysinresten
befinden, obwohl andere Amino-, Imino-, Carboxyl-, Sulfhydryl- Hydroxyl- oder andere
hydrophile Gruppen als nützliche Substitutionsstellen auf den Molekülen dienen. Das
Polymer kann ohne Verwendung eines multifunktionalen (üblicherweise bifunktionalen)
Vernetzungsmittels direkt an das Molekül gebunden werden. Beispiele solcher
Vernetzungsmittel sind 1,1-bis(Diazoacetyl)-2-phenylethan, Glutaraldehyd, N-
Hydroxysuccinimidester, z.B. Ester mit 4-Azidosalicylsäure, homobifunktionale
Imidoester, darunter Disuccinimidylester wie 3,3'-Dithiobis (succinimidylpropionat) und
bifunktionale Maleimide wie bis-N-Maleimido-1,8-oktan. Derivatisierungsmittel wie
Methyl-3-[(p-azidophenyl)dithio]propioimidat ergeben photoaktivierbare
Zwischenprodukte, die Vernetzungen in der Gegenwart von Licht bilden können.
Alternativ dazu werden reaktive wasserlösliche Matrizen wie
Cyanogenbromidaktivierte Kohlenhydrate und die in den US PSen 3.959.080, 3.969.287, 3.691.016,
4.195.128, 4.247.642, 4.229.537, 4.055.635 und 4.330.440 beschriebenen Systeme in
geeigneter Weise für das Vernetzen des Polymers und des Moleküls modifiziert. Die
kovalente Bindung an die Aminogruppen der erfindungsgemäßen Moleküle wird durch
bekannte Chemikalien auf der Grundlage von Cyanurchlorid, Carbonyldiimidazol,
Aldehyd-reaktive Gruppen (PEG-Alkoxid plus Diethylacetal von Bromacetaldehyd; PEG
plus DMSO und Acetanhydrid, oder PEG-Chlorid plus Phenoxid von 4-
Hydroxybenzaldehyd), Succinimidyl-aktive Ester, aktivertes Dithiokarbonat-PEG, 2,4,5-
Trichlorphenylchlorformiat oder p-Nitrophenylchlorformiat-aktiviertes PEG erreicht.
Carboxylgruppen werden durch Kuppeln von PEG-Amin unter Verwendung von
Carbodiimid abgeleitet. Polymere werden an die Oligosaccharidsubstituenten durch
chemische (z.B. Metaperiodat) oder enzymatische Oxidation (z.B. Glukose oder
Galactoseoxidase) (zur Herstellung des Aldehydderivats des Kohlenhydrats) und
anschließende Reaktion mit Hydrazid oder amino-derivatisierten Polymeren konjugiert,
wie dies durch Heitzmann et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 71: 3537-3561 (1974) oder
Bayer et al., Methods in Enzymology 62: 310 (1979) bezüglich des Markierens von
Oligosacchariden mit Biotin oder Avidin beschrieben ist. Weiters eignen sich andere
chemische oder enzymatische Verfahren, die bislang zur Verbindung von
Oligosacchariden und Polymeren verwendet wurden. Substituierte Oligosaccharide sind
besonders für jene erfindungsgemäßen Moleküle geeignet, worin sich die
Kohlenhydratsubstituenten in der C-terminalen Region der extrazellulären Domäne
befinden und daher nicht an der Bindung an das Hormon beteiligt sind; dies unterstützt
das Bewahren der Hormonbindungsaktivität, während andere Ziele der Erfindung
erreicht werden. Da es außerdem weniger Substitutionen als Aminosäurestellen zur
Derivatisierung gibt, sind Oligosaccharidprodukte im allgemeinen homogener. Die
Oligosaccharidsubstituenten des Moleküls können z.B. durch Neuraminidasedigestion
vor der Polymerderivatisierung zur Entfernung von Zuckern enzymatisch modifiziert
werden.
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Die Oligosaccharide von anderen Glykoproteinen als den oben beschriebenen werden
so wie oben beschrieben vorzugsweise mit PEG kovalent substituiert, um die Ziele der
vorliegenden Erfindung hinsichtlich der therapeutischen Anwendungen solcher
Glykoproteine zu erreichen.
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Das Polymer trägt eine Gruppe, die direkt mit einer Aminosäure-Seitengruppe oder dem
N- oder C-Terminus eines erfindungsgemäßen Moleküls reaktiv ist oder mit dem
multifunktionalen Vernetzungsmittel reaktiv ist. Im allgemeinen sind Polymere, die
solche reaktiven Gruppen tragen, zur Bildung von immobilisierten Proteinen bekannt.
Zur Verwendung solcher Chemikalien sollte man ein wasserlösliches Polymer
verwenden, das ansonsten in der gleichen Weise wie die bisher zur
Proteinimmobilisierung verwendeten unlöslichen Polymere derivatisiert wird. Die
Cyanogenbromid-Aktivierung ist eine besonders nützliche Vorgangsweise, die man
beim Vernetzen von Polysacchariden an ein erfindungsgemäßes Molekül anwendet.
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"Wasserlöslich" bedeutet in Bezug auf das Konjugat, daß dieses in phyiologischen
Fluids wie Blut in einer Menge löslich ist, die ausreicht, um eine therapeutisch
wirksame Konzentration zu erreichen. Somit sind matrix-insolubilisierte Matrizen
ausgeschlossen, die zur Reinigung von Hormonen in der Affinitätschromatographie
verwendet werden.
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"Wasserlöslich" in Bezug auf das Ausgangspolymer bedeutet, daß das Polymer oder sein
zur Konjugation verwendetes reaktives Zwischenprodukt ausreichend wasserlöslich ist,
um an einer Derivatisierungsreaktion mit jedem der erfindungsgemäßen Moleküle
beteiligt zu sein.
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Der Substitutionsgrad eines erfindungsgemäßen Moleküls variiert und ist abhängig von
der Anzahl reaktiver Stellen auf dem Protein, ob das gesamte Molekül oder ein
Fragment davon verwendet wird, ob das Molekül eine Fusion mit einem Protein ist, das
zu jedem der erfindungsgemäßen Moleküle heterolog ist, sowie vom Molekulargewicht,
der Hydrophilie und anderen Eigenschaften des Polymers und von den jeweils
ausgewählten Stellen. Im allgemeinen wird die Domäne des Moleküls des Konjugats mit
etwa 1 bis 10 Polymermolekülen substituiert, während jede heterologe Sequenz, die mit
dem Molekül verschmolzen ist, mit einer im wesentlichen unbeschränkten Anzahl von
Polymermolekülen substituiert werden kann, solange die Aktivität der Gruppe nicht
entscheidend negativ beeinflußt wird. Der optimale Vernetzungsgrad läßt sich leicht
durch eine Versuchsmatrix feststellen, worin die Zeit, Temperatur und andere
Reaktionsbedingungen zur Änderung des Substitutionsgrades variieren, wobei danach
die Fähigkeit der Konjugate bestimmt wird, Hormone zu binden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform wird PEG durch einen Lysinrest und die N-
terminale Aminogruppe mit einem beliebigen erfindungsgemäßen Molekül vernetzt.
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Das Molekulargewicht des konjugierten Polymers, beispielsweise PEG, reicht von etwa
500 bis 100.000. Molekulargewichte von 2000, 5000 oder 20.000 sind typisch. Das
Polymer, z.B. PEG, wird durch eine Vielzahl an Verfahren mit einem
erfindungsgemäßen Molekül vernetzt, die an sich für die kovalente Modifizierung von
Proteinen mit nicht-proteinartigen Polymeren wie PEG bekannt sind.
Cyanurchloridchemie führt zu vielen Nebenreaktionen, darunter zu Proteinvernetzung.
Zusätzlich kann sie wahrscheinlich zur Inaktivierung von Sulfhydrylgruppen
enthaltenden Proteinen führen. Die Carbonyldiimidazolchemie (Beauchamp et al., Anal.
Biochem. 131: 25-33 (1983)) erfordert einen hohen pH-Wert (> 8,5), der Proteine
inaktivieren kann. Da das "aktivierte PEG-" Zwischenprodukt darüberhinaus mit Wasser
reagieren kann, ist ein sehr großer Molüberschuß von "aktiviertem PEG" gegenüber
Protein erforderlich. Die für die Carbonyldiimidazolchemie notwendigen hohen PEG-
Konzentrationen können zu Problemen bei der Reinigung führen, da sowohl die
Gelfiltrationschromatographie als auch die hydrophobe
Wechselwirkungschromatographie nachteilig beeinflußt werden könnten. Andererseits
ist die Aldehydchemie (Royer, US PS 4.002.531) wirksamer, da sie nur einen 40-fachen
Molüberschuß von PEG und eine 1-2-stündige Inkubation erfordert. Das durch Royer
zur Herstellung des PEG-Aldehyds vorgeschlagene Mangandioxid ist jedoch aufgrund
der "ausgeprägten Neigung des PEG-Aldehyds zur Bildung von Komplexen mit
Oxidierungsmitteln auf Metallbasis" problematisch (Harris et al., J. Polym. Sci. Polym.
Chem. Ed. 22: 341-352 (1984)). Die Verwendung einer Moffattoxidation unter
Verwendung von DMSO und Essigsäureanhydrid löst dieses Problem. Weiters muß das
durch Royer vorgeschlagene Natriumborhydrid bei einem hohen pH-Wert verwendet
werden und besitzt eine deutliche Neigung zur Reduktion von Disulfidbindungen. Im
Gegensatz dazu weist die Verwendung von Natriumcyanoborhydrid, das bei einem
neutralen pH-Wert wirksam ist, eine äußerst geringe Neigung zur Reduktion von
Disulfidbindungen auf.
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Die erfindungsgemäßen Konjugate werden vorzugsweise durch Gelfiltration von nicht
reagierten Ausgangsmaterialien getrennt. Rezeptormoleküle beispielsweise können
durch Adsorption unter Verwendung von Antirezeptor-Antikörpern (vorzugsweise
monoklonalen Antikörpern oder eines Hormons weiter gereinigt werden, wobei beide
vorzugsweise auf eine Matrix immobilisiert werden. Die Reinigung mittels eines
Hormons besitzt den Vorteil daß sie nur Konjugate bindet, worin der Grad oder die
Stelle der Substitution nicht zur Inaktivierung von Hormonbindung führte. PEG-
substituierte Moleküle könnnen durch hydrophobe Wechselwirkungschromatographie
weiter gereinigt werden. Am geeignetsten werden die Konjugate vom hydrophoben
Chromatographiemedium, z.B. Alkylsepharose, durch die Verwendung eines sinkenden
Salzgradienten eluiert. Dies sowie das oben beschriebene Gelfiltrationsverfahren löst
die Konjugate auf der Grundlage des Substitutionsgrads auf, sodaß es möglich ist, ein
Konjugatpräparat zu erhalten, das hinsichtlich seines Grades molarer Substitution durch
PEG im wesentlichen homogen ist, z.B. monosubstituierte oder disubstituierte
Moleküle, die im wesentlichen frei von disubstituierten bzw. monosubstituierten
Molekülen sind. Die hierin angeführten Derivate können in den meisten Fällen durch
Ionenaustauschchromatographie (Adsorption des Moleküls an ein Kationen- oder
Anionenaustauschharz mit anschließender Eluierung oder Adsorption von
Verunreinigungen an ein Anionen- oder Kationenaustauschharz) gereinigt wreden.
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Die erfindungsgemäßen Konjugate können in physiologisch annehmbare Träger
formuliert und zur therapeutischen Verwendung sterilgefiltert werden. Eine
Zusammensetzung gilt als "pharmakologisch annehmbar", wenn seine Verabreichung
durch einen Empfänger-Patienten vertragen wird. Ein solches Mittel gilt als in einer
"therapeutisch wirksamen Menge" verabreicht, wenn die verabreichte Menge
physiologisch signifikant ist. Ein Mittel ist physiologisch signifikant, wenn seine
Gegenwart zu einer nachweisbaren Änderung in der Physiologie eines Empfänger-
Patienten führt.
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Die Konzentration der erfindungsgemäßen Moleküle in therapeutischen Formulierungen
ist nicht entscheidend, liegt aber typischerweise von etwa 1 ug/ml bis 20 mg/ml. Die
Konjugate enthalten wahlweise ein nichtionisches Detergens, wie Tween 20 oder 80,
Salze, Puffer und andere Exzipienten. Sie werden als wässerige Lösungen gelagert oder
lyophilisiert.
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Die Konjugate werden durch subkutane, intramuskuläre, intravenöse oder
intrazerebrospinale Injektion, intrapulmonare oder intranasale Sprays, Hautflecke,
intravesikulare Infusion u.dgl. verabreicht. Bei der Verabreichung durch Injektion kann
die Verabreichung durch Dauerinfusion oder durch einen oder mehrere Boluse erfolgen.
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Die Dosierung wird in Einklang mit der klinischen Praxis bestimmt und hängt von
verschiedenen Faktoren ab, z.B. vom Alter, Gewicht, der Größe, des Geschlechts, des
allgemeinen Krankheitszustands und der Krankengeschichte usw. des Patienten ab. Im
allgemeinen ist es vorzuziehen, dem Empfänger eine anfängliche Dosis von etwa 10
ug/kg bis etwa 300 ug/kg (Körpergewicht des Patienten)/ein- bis dreimal pro Woche zu
verabreichen, obwohl man auch eine höhere oder niedrigere Dosis verabreichen kann.
Ein Vorteil der erfindungsgemäßen Konjugate besteht darin, daß sie selten verabreicht
werden und nicht kontinuierliche durch Infusion zugeführt werden müssen, um die
therapeutischen Dosierungen in vivo aufrechtzuerhalten.
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Die Verabreichung von einer oder mehrerer solcher Verbindungen kann entweder zu
einem "prophylaktischen" oder "therapeutischen" Zweck erfolgen. Bei prophylaktischer
Verabreichung wird bzw. werden die Verbindung(en) vor jedem Krankheitssymptom
oder einem Anzeichen einer Erkrankung verabreicht. Die prophylaktische
Verabreichung der Verbindung(en) dient dazu, eine allfällig später eintretende Krankheit
bzw. einen Zustand zu unterbinden oder abzuschwächen. Bei therapeutischer
Verabreichung wird bzw. werden die Verbindung(en) beim (oder kurz nach dem)
Eintreten eines Symptoms einer bestehenden Krankheit oder beim Erkennen eines
Anzeichens eines bestehenden Zustands verabreicht. Die therapeutische Verabreichung
der Verbindung(en) dient dazu, die Symptome einer solchen Krankheit bzw. eines
solchen Zustands abzuschwächen.
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Ein weiteres mögliches Verfahren zur Steuerung der Dauer der Wirkungsweise durch
Präparate gesteuerter Freisetzung ist der Einbau jedes beliebigen erfindungsgemäßen
Moleküls in Teilchen eines Polymermaterials wie Polyester, Polyaminosäuren,
Hydrogels, Poly(milchsäure)- oder Ethylenvinylacetatcopolymere. Anstelle des Einbaus
dieser Mittel in Polymerteilchen ist es alternativ dazu auch möglich, diese Materialien in
Mikrokapseln, die beispielsweise durch Koazervationsverfahren oder durch
Grenzflächen-Polymerisation gebildet werden, z.B. Hydroxymethylzellulose oder
Gelatine-Mikrokapseln bzw. Poly(methylmethacylat)mikrokapseln, oder in kollodialen
Arzneimittelabgabesystemen einzuschließen, z.B. in Liposomen,
Albuminmikrokügelchen, Mikroemulsionen, Nanoteilchen und Nanokapseln oder in
Makroemulsionen. Solche Verfahren sind in Remington's Pharmaceutical Sciences
(1980) geoffenbart.
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Nach dieser allgemeinen Erklärung der Erfindung wird nun zur besseren Erläuterung auf
Beispiele Bezug genommen, die nur veranschaulichen und, soferne nicht anders
angegeben, die vorliegende Erfindung nicht einschränken sollen.
BEISPIEL 1
Reinigung des Ratten-Luteal-LH/CG-Rezeptors
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Ratten-LH/CG-Rezeptor wurde gemäß dem Verfahren von Rosemblit, N. et al.
(Endocrinol. 123: 2284-2289 (1988)) aus den Eierstöcken scheinträchtiger Ratten
gereinigt, mit der Ausnahme, daß die Weizenkeim-Agglutininchromatographie vor der
CG-Affinitätschromatographie erfolgte. Der so erhaltene LH/CG-R wurde durch Lectin
und CG-Affinitätschromatographie gereinigt und danach durch Centricon-30 (Amicon)
konzentriert.
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Das Rezeptorprotein wurde durch Ausfällen mittels Inkubation über einen Zeitraum von
10 Minuten bei -20ºC in 5 Volumina Aceton weiter gereinigt. Der Niederschlag wurde
zentrifugiert (12.000 x g, 10 Minuten), in Laemmli-Gelprobenpuffer gelöst und durch
Gelelektrophorese aufgelöst (Laemmli, U.K. (Nature 227: 680 (1970)).
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Die Silberfärbung der SDS-Gele des gereinigten Materials zeigte ein Hauptband, das
einem Protein von 93 kDa entsprach, wobei auch mehrere weniger intensiv gefärbte
niedrigere Mr-Bänder festzustellen waren. Es stellte sich also heraus, daß der Rezeptor
aus einem einzigen Polypeptid mit einem Molekulargewicht von etwa 93 kDa
zusammengesetzt war.
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Die Verwendung der Weizenkeimsäule vor der Affinitätssäule führt zu einer etwas
intensiveren Reinigung des Rezeptors (durch SDS-Gele ersichtlich). Die Reinigung eines
Proteins von 93 kDa mittels dieser Verfahrensweise stimmt mit den früheren
Ergebnissen der Autoren bezüglich der Struktur dieses Rezeptors überein. Eine weitere
Bestätigung, daß das gereinigte 93 kDa-Protein der LH/CG-Rezeptor ist, wurde durch
zwei zusätzliche Versuche erbracht. ln einem stammte der Rezeptor aus den
Eierstöcken scheinträchtiger Ratten, worin der LH/CG-Rezeptor nach unten reguliert
war. Erwartungsgemäß war das Protein von 93 kDa in silbergefärbten SDS-Gelen des
gereinigten Materials aus dieser Quelle nicht ersichtlich. Im anderen Versuch wurde
¹²&sup5;I-CG mit Western Blots inkubiert, die aus SDS-Gelen des ursprünglichen
Detergensextrakts und des gereinigten Rezeptors gebildet waren. In beiden Fällen
beobachtete man die spezifische Bindung an ein Protein von 93 kDa. Man schloß
daraus, daß das durch die Autoren gereinigte Protein von 93 kDa tatsächlich der LH/CG-
Rezeptor ist.
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Interessanterweise erschien der gereinigte LH/CG-Rezeptor als einfaches Band von 93
kDa auf SDS-Gels-ob in An- oder Abwesenheit von reduzierenden Mitteln. Somit legen
diese Daten auch nahe, daß der LH/CG-Rezeptor ein einzelnes Polypeptid ist.
BEISPIEL 2
Bildung von polyklonalen und monoklonalen anti-Rezeptor-Antiseren
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Unter Verwendung der gereinigten LH/CG-Rezeptorpräparate war es möglich, den
Antikörper zum Rezeptor zu erhalten. Dazu wurde eine rezeptorhältige Probe in
Freunds vollständigem Adjuvans verdünnt und subkutan in den Rücken eines New
Zealand White weiblichen Hasens injiziert. Nach 6 Wochen wurde 5 Monate lang dem
Hasen jede Woche Blut abgenommen. Es stellte sich heraus, daß die Seren des Hasen
LH/CG-rezeptorspezifische polyklonale Antikörper enthielten (Rosemblit, N. et al.,
Endocrinol. 123: 2284-2289 (1988)). Dieser Antikörper konnte jedoch nicht die
Bindung von CG oder LH an den Rezeptor verhindern. Man erhielt jedoch gemäß der
oben beschriebenen Verfahren ein zweites polyklonales Antikörperpräparat, das die
Bindung von CG an den Rezeptor nicht hemmt. Ein drittes polyklonales
Antikörperpräparat wurde mittels der oben beschriebenen Verfahren gebildet, das sich
spezifisch an ein synthetisches Peptid bindet, das hinsichtlich der Sequenz der
extrazellulären Domäne von CG entspricht.
BEISPIEL 3
Proteinsequenzieren und Molekularklonieren des LH/CG-R
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Das oben beschriebene Präparat des LH/CG-Rezeptorproteins wurde einer weiteren
Reinigung unterzogen, um seine Sequenz zu bestimmen.
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Zum Erhalt der Sequenz der N-terminalen Aminosäuren wurde der aufgelöste Rezeptor
von 93 kDa auf PVDF-Membranen elektrogeblottet (P. Matsudaira, J. Biol. Chem. 262:
10035 (1987)) und die reife N-terminale Sequenz durch Gasphasen-Mikrosequenzieren
bestimmt (Rodriguez, J. Chromatog. 350: 217 (1985)).
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Zur Bestimmung der Sequenz innerer Peptidfragmente verwendete man
unterschiedliche Protokolle. Die Peptidfragmente Ihr26 und thr28 wurden durch
Ausfällen des elektroeluierten Rezeptorproteins mittels Methanol/Chloroform gebildet.
Das Protein wurde in 20 mM Tris, pH-Wert 8,5, 0,1 % SDS erneut aufgelöst und mit der
Lysyl-C-Endopeptidase digeriert. Die aus dieser Digestion gewonnenen Fragmente
wurden dann unter Verwendung von HPLC erneut aufgelöst und sequenziert.
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Die Sequenz der inneren Peptidfragmente Ihrf, Ihrk, Ihrc und Ihrr wurde durch
Elektroeluieren des Rezeptors von 93 kDa und durch Ausfällen des resultierenden
Proteins in 5 Volumina Aceton bestimmt. Der Niederschlag wurde in 20 mM Tris, pH-
Wert 8,5 aufgelöst und mit Ameisensäure/CNBr behandelt, um die Proteinspaltung zu
bewirken. Die Spaltungsprodukte wurden dreimal lyophilisiert und erneut im
Probenpuffer zur Tricingelelektrophorese aufgelöst (H. Shägger et.al., Anal. Biochem.
166: 368 (1987)), elektrogeblottet und dem Gasphasenmikrosequenzieren unterworfen.
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Durch eine solche Analyse wurden die oben angeführten inneren Peptidfragmente
unterschiedlicher Länge gewonnen und sequenziert (Fig.1). Die Sequenzen dieser
Polypeptidfragmente sind im Kasten im unteren Teil von Fig.1 dargestellt (die für die
Primer in der Polymerasekettenreaktion (PCR) verwendeten Sequenzen sind
unterstrichen). Unter Verwendung des genetischen Codes (Watson, J.D., in: Molecular
Biology of the Gene, 3. Ausg., W.A. Benjamin, Inc., Menlo Park, CA (1977), S. 356-
357)) wurden Oligonukleotidsonden gebildet, die für die sequenzierten Peptidfragmente
kodieren können. Aufgrund der degenerierten Beschaffenheit des genetischen Codes
wurden mehrere Sonden mit alternativen Codons gebildet. Die aus diesen
Peptidsequenzen konstruierten Oligonukleotide sind in Tabelle 2 dargestellt (die
unterschiedlichen Nukleotide der alternativen Codone sind unterhalb der
Oligonukleotidsequenz an ihren jeweiligen Positionen in der Sequenz gezeigt).
TABELLE 2
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Oligonukleotidmischungen von ks, rsrc und fsrc (jeweils 500 ng) wurden zum Primen
einer Polymerasekettenreaktion (PCR) (D.M. Fowlkes et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA
81: 2313 (1984) unter Verwendung einer Schablonen-cDNA (25 ng) verwendet, die aus
scheinträchtigen Ratteneierstöcken-poly(A)&spplus; lutealer RNA synthetisiert war (P.
Chomczynski et al., Anal. Biochem. 162: 156 (1987)). Die Reaktion erfolgte in 100 ul
(67 mM Tris, pH-Wert 8,3, 6,7 mM EDTA, 2,5 mM MgCl&sub2;, 10 mM β-Mercaptoethanol,
1,6 mMM Ammoniumsulfat) unter Verwendung von 1 U Thermus aquaticus
wärmestabiler DNA-Polymerase (Perkin Elmer - Cetus Instruments) und eines DNA-
Wärmezyklisierers (Techne). Mineralöl (60 ul) wurde zur Verhinderung des
Verdampfens hinzugefügt. Die Reaktionszyklen (25) bestanden aus der Inkubation bei
95ºC über einen Zeitraum von 1,3 min: 45ºC, 2 min; 72ºC, 5 min. DNA-Produkte
wurden auf einem 1% Agarosegel analysiert. Große DNA-Fragmente wurden
ausgeschnitten, vom Gel eluiert und in die Smal-Stelle des M13 Vektors mp19
eingesetzt (J. Vieira et al., Methods in Enzymology 153: 3 (1987)).
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Ein deutliches DNa-Hauptprodukt wurde durch die Polymerasekettenreaktions-Synthese
geschaffen. Bei der Sequenzanalyse (F. Sanger et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 74:
5463 (1977)) stellte sich heraus, daß dieses DNA-Produkt 622 Basenpaare enthielt. Das
DNA-Produkt enthielt einen Teil der LH/CG-Rezeptorkodierungssequenz, einschließlich
der Sequenzen für Peptide Ihrr, Ihr26 und thr28 (siehe Fig.1 und Tabelle 2).
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Dieses PCR-Produkt wurde zum Screenen einer lutealen Ratten-cDNA-Sammlung
verwendet (T. Maniatis et al., Molecular Cloning - A Laboratory Manual, Cold Spring
Harbor Laboratory, New York (1982)). Das Fragment diene dazu, eine cDNA-Sammlung
(10&sup6; rekombinanter Phage) zu sondieren, die in λgt10 (R.D. Young et al., Science 222:
788 (1983)) aus Eierstock-RNA scheinträchtiger Ratten konstruiert wurde. Von 20
hybridisierenden Phagen wurden 12 durch DNA-Sequenzieren eingehender untersucht
und dazu verwendet, die Nukleotidsequenz der LH/CG-cDNA zu bestimmen.
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Die Nukleotid- und die voraussichtliche Aminosäuresequenz der Ratten-LH/CG-R-cDNA
mit 43 Nukleotiden 5'-flankierender und 759 Nukleotiden 3'-flankierender Sequenz
sind in Fig.1 dargestellt. Das Translationsinitiationscodon an Position 1 definiert den
Beginn eines 2100 Nukleotide langen offenen Leserahmens, der für alle unabhängig
bestimmten Peptidsequenzen kodiert. Die voraussichtliche N-terminale
Aminosäuresequenz stellt ein Signalpeptid von 26 Resten dar (G. von Heijne, Nucleic
Acids Res. 14: 4683 (1986)). Die Sequenz nach dem Signalpeptid entspricht dem
Peptid, das aus dem ungespaltenen LH/CG-R-Polypeptid bestimmt wird. Daher schloß
man, daß der reife LH/CG-R mit Arg beginnt und sich aus 674 Aminosäureresten
zusammensetzt (Mr 75 kDa).
BEISPIEL 4
Analyse des klonierten lutealen Ratten-LH/CG-Rezeptors
-
Zusammenfassend wurden die Oligonukleotide auf der Grundlage der N-terminalen
Sequenz und eine der inneren Sequenzen dazu verwendet, luteale Ratten-cDNA zu
primen, und es wurde die Polymerasekettenreaktion durchgeführt. Die resultierende,
624 Nukleotide umfassende cDNA kodierte für die N-terminale Aminosäuresequenz an
einem Ende und für die verwendete innere Sequenz an ihrem anderen Ende. Zufällig
kodierte sie auch innerhalb ihrer zusätzlichen inneren Aminosäuresequenzdaten, die
anhand des Rezeptors bestimmt worden waren. Somit schloß man, daß diese cDNA
eine Teil-cDNA für den lutealen Ratten-LH/CG-Rezeptors darstellt. Sie diente dann
dazu, die luteale Ratten-lambda gt10-Sammlung zu screenen. Daraus erhielt man eine
cDNA, die die vollständige Kodierungssequenz für den Rezeptor enthielt.
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Der offene Leserahmen dieser cDNA umfaßt 2100 Nukleotide, die für ein Protein von
700 Aminosäuren kodieren. Die ersten 26 Aminosäuren stellen eine Signalsequenz dar,
da die aus dem intakten Protein abgeleitete N-terminale Sequenz darauffolgt. Das
errechnete Molekulargewicht des gereinigten Rezeptors (93.000) ist Glykoprotein-
Beschaffenheit des Rezeptors zuschreibbar.
-
Da der LH/CG-Rezeptor an ein Gs-Protein kuppelt, war es von besonderem Interesse zu
ermitteln, ob dieser Rezeptor irgendwelche strukturellen Ähnlichkeiten mit anderen G-
Protein-gekuppelten Rezeptoren aufwies, die bis jetzt kloniert und charakterisiert
wurden. Diese anderen Rezeptoren (die z.B. Rhodopsin und den adrenergen,
Muscarinacetylcholin-, Serotonin- und Substanz K-Rezeptor enthalten) weisen eine eine
deutliche Aminosäure-Übereinstimmung miteinander auf und besitzen auch ein
gemeinsames Strukturmerkmal des siebenmaligen Überspannens der Plasmamembran
(Lefkowitz, R.J. et al., J. Biol. Chem. 263: 4993 (1988)). Man beachte jedoch, daß diese
Rezeptoren im Gegensatz zum LH/CG-Rezeptor alle relativ kleine Liganden binden.
Eine Analyse des Hydropathieplans des LH/CG-Rezeptors legt nahe, daß die C-terminale
Hälfte des Proteins tatsächlich sieben membranüberspannende Domänen aufweist. Ein
Vergleich der Aminosäuren in dieser Region des LH/CG-Rezeptors mit den
Aminosäuresequenzen der anderen G-Protein-gekuppelten Rezeptoren zeigt eine
Übereinstimmung von 18-22%, die jener ähnelt, die man bei den Mitlgiedern dieser
Familie beobachtet. Ganz im Gegensatz zu diesen anderen Rezeptoren besitzt der
LH/CG-Rezeptor jedoch eine große (etwa 340 Aminosäuren in der Länge aufweisende)
N-terminale Domäne auf, die relativ hydrophil ist.
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Anhand dieser Daten postulieren die Autoren, daß der LH/CG-Rezeptor aus einer
großen N-terminalen extrazellulären Domäne besteht, die an einer Region befestigt ist,
welche die Plasmamembran siebenmal überspannt und mit einem kleinen C-terminalen
zytoplasmischen Schwanz endet.
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Es ist wahrscheinlich, daß die extrazelluläre Domäne an der Bindung der großen
Glykoproteinhormone CG und LH beteiligt ist. Diese Zuordnung stimmt mit
biochemischen Daten, die zeigen, daß ein wasserlösliches Fragment von 64 kDa des
LH/CG-Rezeptors CG binden kann (Keinanen, K.P., Biochem. J. 239: 83 (1986)), und
mit Daten aus Collagenase-behandelten Zellen überein.
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Die extrazelluläre Region des Rezeptors hat viele erwähnenswerte Merkmale. Erstens
gibt es 6 potentielle Stellen zur N-terminalen Glykosylierung. Vorläufige Daten lassen
vermuten, daß die meisten dieser Stellen wahrscheinlich glykosyliert sind. Zweitens gibt
es eine Stelle, die aus 10 Aminosäuren besteht, die mit einer Region im Sojabohnen-
Lectin identisch ist (Schnell, K.J. et al., J. Biol. Chem. 262: 7220 (1987)). Es ist
wohlbekannt, daß sich zwar die entglykosylierten Formen von CG und LH an den
LH/CG-Rezeptor binden, sie aber eine geringe oder überhaupt keine biologische
Aktivität bewirken. Daher ist es interessant zu untersuchen, ob diese Stelle auf dem
LH/CG-Rezeptor an der Erkennung der Kohlenhydratketten des Hormons beteiligt ist.
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Drittens kann die extrazelluläre Domäne in eine 14-fach imperfekt wiederholte Gruppe
von etwa 25 Aminosäuren ausgerichtet werden. Die Zusammensetzung dieser
Leucinreichen Gruppe ist einigen anderen Proteinen gemeinsam. Dazu gehören Proteine so
verschiedenartiger (oder unbekannter) Funktionen wie die Hefe-Adenylatcyclase
(Kataoka, T. et al., Cell 43: 493-505 (1985)), das Toll-Entwicklungsgen der Drosophila
(Hashimoto, C. et al., Cell 52: 269 (1988)), das menschliche Serum-alpha2-Glykoprotein
(Takahashi, N. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA) 83: 1906 (1985)), der Plättchen 1b-
Rezeptor für den von Willebrand-Faktor und Thrombin (Lopez, J. A. et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. (USA) 84: 5615 (1987)) und das Proteoglykan PG40 der extrazellulären
Matrix (Krusius, T. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA) 83: 7683 (1986)). Es sei
hervorgehoben, daß von diesen Proteinen nur PG40 eine allgemeine
Aminosäurehomologie mit der extrazellulären Region des LH/CG-Rezeptors aufweist.
Die biologische Bedeutung dieser Leucin-reichen Wiederholungsstruktur ist nicht
geklärt. Es wurde angenommen, daß sie eine amphiphatische Helixstruktur bilden und
daher an der Zusammenwirkung sowohl mit einer wässerigen Umgebung als auch mit
der Plasmamembran beteiligt sein kann. Die läßt vermuten, daß beim Binden von CG
oder LH die extrazelluläre Domäne des LH/CG-Rezeptors mit den
membranüberspannenden Regionen des Rezeptors zusammenwirken kann.
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Wie bereits beschrieben scheint die membranüberspannende Region des LH/CG-
Rezeptors mit der Familie der Rezeptoren verwandt zu sein, die an G-Proteine kuppeln.
Von den anderen G-Protein-gekuppelten Rezeptoren, die bisher geklont wurden,
kuppelt nur der beta-adrenerge Rezeptor auch mit einem Gs-Protein. Die
Transmembranhälfte des LH/CG-Rezeptors zeigt jedoch keine größere
Aminosäureübereinstimmung mit dem beta-adrenergen Rezeptor als mit Rezeptoren,
die an andere G-Proteine kuppeln, selbst in jenen Regionen, die laut Untersuchungen
an der Gs-Kupplung beteiligt sind (d.h. der C-terminale Abschnitt der dritten
zytoplasmischen Schleife und der N-terminale Abschnitt des zytoplasmischen
Schwanzes).
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Bei der Untersuchung des C-terminalen zytoplasmischen Schwanzes des LH/CG-
Rezeptors sind zahlreiche potentielle Phosphorylierungsstellen (d.h. Serine, Theonine
und Tyrosine) ersichtlich. Die Menge und/oder Funktionen des LH/CG-Rezeptors
können durch Phosphorylierung moduliert werden. Ein anderes Merkmal dieser Region
des LH/CG-Rezeptors besteht darin, daß er zwei benachbarte Cluster basischer
Aminosäuren besitzt, wobei dies vermuten läßt, daß das reife Protein an einer dieser
Positionen posttranslational gespalten wird.
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Es wurde für Rhodopsin und für den beta-adrenergen Rezeptor gezeigt, daß sich ihre
jeweiligen Liganden durch Einlagern innerhalb der Membran und Zusammenwirken mit
den Transmembranhelices an diese Rezeptoren binden. Somit ist in diesen Rezeptoren
diese die Membran mehrfach umspannende Strukturgruppe sowohl für das Binden des
Liganden als auch für das Kuppen an das G-Protein wichtig. Daß slch der LH/CG-
Rezeptor auch dazu entwickelt hat, eine große extrazelluläre Hormonbindungsdomäne
zu besitzen, unterscheidet ihn klar von diesen anderen Rezeptoren und legt den Schluß
nahe, daß (i) die die Membran siebenmal umspannende Struktur eine absolute
Notwendigkeit für das Kuppeln des G-Proteins ist; (ii) sich die Translation der
Ligandenbindung an das G-Protein-Kuppeln im LH/CG-Rezeptor inhärent von jener
unterscheiden muß, die in anderen G-Protein-gekuppelten Rezeptoren eintritt, worin
sich der Ligand innerhalb der Membran einlagert; und (iii) daß sich der LH/CG-Rezeptor
durch eine natürliche Rekombination zwischen einem löslichen Bindungsproteingen
und einem G-Protein-gekuppelten Rezeptorgen entwickelte.
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Die von den Autoren isolierte cDNA hybridisierte an mRNA, mit einer Gewebe- und
Zellspezifität, die für eine cDNA an den LH/CG-Rezeptor zu erwarten war. Demnach
zeigten Northern Blots aus Gesamt-RNA aus den Eierstöcken scheinträchtiger Ratten
und aus den Eierstöcken, Hoden, der Lunge, Leber und Niere ausgewachsener Ratten
nur in den Gonadengeweben eine Hybridisierung an die LH/CG-Rezeptor-DNA. Davon
war die Hybridisierung an die RNA von Lutealgewebe am intensivsten. Die
Hybridisierung erfolgte vorrangig an eine RNA von 4,5 kb und zu einem geringeren
Ausmaß an mehrere RNAs geringerer Größe. Wenn die Hybridisierung in situ unter
Verwendung von Schnitten erfolgte, die man von einer 9 Tage trächtigen Ratte gewann,
beobachtete man eine intensive Hybridisierung an die Corpora lutea, wobei auch in den
Theka- und Interstitialzellen etwas Hybridisierung auftrat.
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Die Tatsache, daß isolierte cDNA für einen vollaktiven LH/CG-Rezeptor kodiert wird
durch das transiente Transfizieren von menschlichen 293-Nierenzellen (ATCC CRL
1573) mit einem Expressionsvektor gezeigt, worin die LH/CG-Rezeptor-cDNA unter der
Transkriptionssteuerung des Cytomegalovirus-Promotors steht. Diese Zellen (im
Gegenwatz zu den scheintransfizierten 293-Zellen) binden spezifisch ¹²&sup5;I-CG mit hoher
Affinität (Kd 80-160 pM) und reagieren auf cG mit erhöhter cAMP-Produktion (EC&sub5;&sub0; 40-
80 pM). Die zur Erzielung dieser Reaktionen erforderlichen CG-Konzentrationen sind
mit jenen vergleichbar, die in normalen LH/CG-rezeptortragenden Zellen beobachtet
werden. Weiters zeigt der durch diese cDNA kodierte Rezeptor insofern die erwartete
Glykoproteinhormon-Bindungsspezifltät, als sich CG und oLH, aber nicht hTSH oder
hFSH, mit hoher Affinität binden und die cAMP-Bildung stimulieren. Eine vollständigere
Charakterisierung des LH/CG-Rezeptors, der durch diese cDNA exprimiert wird, erfolgt
derzeit.
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Diese Ergebnisse zeigen deutlich, daß die durch die Autoren klonierte cDNA für den
LH/CG-Rezeptor kodiert. Außerdem liefern diese Daten einen schlüssigen Beweis, daß
der LH/CG-Rezeptor ein einzelnes Polypeptid ist, das sowohl ein Hormon binden als
auch ein cAMP-Produkt stimulieren kann, wenn es besetzt ist.
BEISPIEL 5
Durch chemische Vernetzung bestimmte Struktur des LH/CG-Rezeptors
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Eine erste Annäherung der Größe und Organisation des LH/CG-Rezeptors der
Zelloberfläche erhielt man durch die Analyse der Produkte, die sich aus der chemischen
Vernetzung von ¹²&sup5;I-CG an die Zielzellen ergeben (Roche, P. et al., J. Biol. Chem. 264:
4636 (1989)). Bei dieser Vorgangsweise wurden entweder MA-10-Leydig-Tumorzellen
oder Primärkulturen von Schweine-Granulosazellen mit ¹²&sup5;I-CG inkubiert, die exklusiv
entweder in der alpha- oder der beta-Untereinheit markiert waren. Nach dem Waschen
zum Entfernen von ungebundenem Hormon wurde das gebundene ¹²&sup5;I-CG mit der oder
den hormonbindenden Komponente(n) der Zelloberfläche unter Verwendung von
bifunktionalen Succinimidylestern vernetzt und die radiomarkierten vernetzten Produkte
anschließend durch SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese in der Gegenwart von
Reduktionsmitteln analysiert.
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Es stellte sich heraus, daß wenn das Hormon in den Alpha-Untereinheiten radiomarkiert
wurde,Hormonrezeptorkomplexe mit 107 kDa und 132 kDa entsprechenden
Molekülmassen beobachtet wurden. Unter Verwendung eines in der Beta-Untereinheit
radiomarkierten Hormons wurden Komplexe beobachtet, die 117 kDa und 132 kDa
entsprachen. Es wurde geschlossen, daß die Komplexe von 132 kDa, 117 kDa und 107
kDa jeweils das intakte Hormon (53 kDa), die Beta-Untereinheit (33 kDa) und die
Alpha-Untereinheit (22 kDa) darstellen, die mit der gleichen zellularen Komponente
von 83 kDa vemetzt sind. Somit lassen diese Untersuchungen vermuten, daß der
LH/CG-Rezeptor aus einem einzigen Polypeptid mit einem Mr=83.000 sowohl in
Mäuse- und in Leydig-Tumorzellen als auch in Schweine-Granulosazellen besteht.
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Es stellte sich weiters heraus, daß die Behandlung beider Zelltypen mit Collagenase Typ
I (dem zum Dispergieren von Geweben üblicherweise verwendetem Präparat) vor dem
CG-Binden und Vernetzen zur beschränkten Proteolyse des LH/CG-Rezeptors führte.
Somit konnten mit Collagenase behandelte Zellen CG mit normaler Affinität binden und
reagierten bei erhöhter Steroidproduktion normal. Wenn jedoch ¹²&sup5;I-CG mit
Collagenase-behandelten Zellen vernetzt und die Produkte auf SDS-Gelen in der
Gegenwart von Reduktionsmitteln aufgelöst wurden, konnte man vernetzte Produkte
mit niedrigerem Molekulargewicht beobachten (95 kDa, 75 kDa und 63 kDa). Das
Auftreten dieser niedrigeren Mr-Bänder hing sowohl von der Konzentration und der
Zeitdauer der Collagenase-Behandlung ab. Der Abbau des Rezeptors durch die
Collagenase-Behandlung ist auf einen oder mehrere Verunreinigungen in den
Collagenase-Präparaten zurückzuführen, da hochgradig gereinigte Collagenase keinerlei
proteolytische Wirkungen aufwies. Interessanterweise schien der Rezeptor intakt, wenn
Collagenase-behandelte Zellen mit ¹²&sup5;I-CG vernetzt und die Produkte auf SDS-Gelen in
Abwesenheit von Reduktionsmitteln aufgelöst wurden. Diese Ergebnisse lassen
vermuten, daß Collagenase den Rezeptor einkerbt, doch daß die Gesamtstruktur (und
die Bindungsaktivität) des Rezeptors trotzdem durch intramolekulare Disulfidbindungen
aufrechterhalten wird.
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Durch das Vernetzen von ¹²&sup5;I-CG mit Collagenase-behandelten Zellen und das
anschließend Analysieren der Produkte in Gegenwart von Reduktionsmitteln kann man
eine Peptidkarte des Rezeptors erstellen. Da die Collagenase-Behandlung sowohl von
MA-10-Zellen als auch von Schweine-Granulosazellen die gleichen Rezeptorprodukte
ergab, ist die Gesamtstruktur des LH/CG-Rezeptors in diesen beide Zelltypen (Leydig
bzw. Granulosa) zweier unterschiedlicher Spezien (Mäuse bzw. Schweine) ähnlich.
BEISPIEL 6
Durch indirekte Immunausfällung ermittelte Struktur des LH/CG-Rezeptors
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Eine zweite Vorgangsweise wurde zur Ermittlung der Gesamtstruktur des LH/CG-
Rezeptors angewendet. Dabei wurde der biosynthetisch markierte Rezeptor spezifisch
aus MA-10-Zellen immunausgefällt (Kim, I.-C. et al. (J. Biol. Chem. 262: 470 (1987)).
Die Immunausfällung erfolgte "indirekt" durch Immunausfällen des
Hormonrezeptorkomplexes unter Verwendung eines Antikörpers zu CG.
-
Somit wurden MA-10-Zellen biosynthetisch mit ³&sup5;S-Cystein markiert und danach mit
unmarkiertem CG inkubiert. Nach dem Waschen der Zellen zur Entfernung von nicht
gebundenem Hormon wurde der Hormonrezeptorkomplex mit einem Detergens
solubilisiert. Man beachte, daß die Solubilisierung des Hormon-besetzten Rezeptors
ohne Hormon-Dissoziation möglich ist, da CG eine geringe oder keine Dissoziation von
seinem Rezeptor zeigt, solange die Bedingungen bei 4ºC und einem neutralen pH-Wert
gehalten werden. Nach dem partiellen Reinigen des Hormonrezeptorkomplexes auf
einem Weizenkeim-Agglutininharz wurde er mit Anti-CG und Protein A-Sepharose
ausgefällt. Zu diesem Zeitpunkt konnte der radiomarkierte Rezeptor spezifisch aus dem
Immunniederschlag durch kurze Behandlung mit einem Puffer eines pH-Werts von 3
eluiert, auf einem SDS-Gel aufgelöst und durch Fluorographie visualisiert werden.
Daher weist dieses Verfahren im Gegensatz zum oben beschriebenen chemischen
Vernetzungsverfahren den Vorteil auf, daß man den freien Rezeptor (nicht den
Hormonrezeptorkomplex) direkt auf dem SDS-Gel visualisieren kann.
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Es wurde errechnet, daß der säureeluierte Rezeptor etwa 15.000-fach gereinigt worden
war. Ein Band, das einem Protein von 93 kDa entspricht, wurde in drei unabhängigen,
negativen und gleichzeitig vorgenommenen Kontrollen nicht beobachtet. Wenn daher
der LH/CG-Rezeptor in den Zellen nach unten reguliert wurde, CG an der
Bindungsinkubation nicht beteiligt war oder präimmunes IgG für immunes Anti-CG
substituiert wurde, wurde das Protein von 93 kDa nicht beobachtet.
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Da der immunausgefällte LH/CG-Rezeptor als Einzelprotein von 93 kDa erschien
(gleichgültig, ob die Analyse in Abwesenheit oder Gegenwart von Reduktionsmitteln
erfolgte), schloß man daraus, daß der Rezeptor aus einem einzigen Polypeptid bestand.
Diese Ergebnisse stimmen mit jenen überein, die man beim chemischen Vernetzen
erzielte, mit der Ausnahme, daß der geschätzte Mr des Rezeptors in diesen
Untersuchungen 83 kDa betrug. Von den zwei Schätzungen ist es wahrscheinlicher,
daß der durch indirekte Immunausfällungen ermittelte Wert von 93 kDa genauer ist, da
er direkt vom Rf des freien Rezeptors (nicht des Hormonrezeptorkomplexes) auf den
SDS-Gels abgeleitet wird.
-
Diese Schlußfolgerung wird durch ein Ergebnis bestätigt, das besagt, daß bei indirektem
Immunausfällen des LH/CG-Rezeptors aus ³&sup5;S-Cystein-markierten Zellen, die vor dem
Binden von CG mit Collagenase behandelt wurden, ein geringerer Wert von intaktem
Rezeptor von 93 kDa (relativ zu den Kontrollzellen) und das Erscheinen mehrerer
kleinerer Rezeptorfragmente von 66 kDa, 50 kDa und 32 kDa beobachtet wurde.
BEISPIEL 7
Domänenstruktur des LH/CG-R
-
Die N-terminale Hälfte der Polypeptidkette (Reste 1-341) stellt vermutlich die
extrazelluläre Domäne dar (Fig.1). In Einklang mit der Glykoprotein-Beschaffenheit des
LH/CG-R gibt es innerhalb dieser Domäne 6 potentielle N-verbundene
Glykosylierungsstellen. Erste Hinweise deuten darauf hin, daß die meisten dieser Stellen
tatsächlich glykosyliert sind, und dies kann für den Unterschied im Molekulargewicht
zwischen dem natürlichen LH/CG-R (Mr 93 kDa) und dem erwarteten reifen
unglykosylierten Polypeptid (Mr 75 kDa) verantwortlich sein. Die Molekulargewichte
der durch Gelelektrophorese geschätzten CN Br-Fragmente stimmen tatsächlich mit
einem durchschnittlichen Beitrag von 5-6 kDa pro Glykosylierungsstelle durch
Oligosaccharid-Seitenketten überein.
-
Die C-terminale Hälfte des Polypeptids (Reste 342-647) enthält 7 hydrophobe Segmente
von membranüberspannender Länge und weist eine Sequenzhomologie mit allen
Mitgliedern der G-Protein-gekuppelten Rezeptorfamilie auf. Unter der Annahme einer
transmembranen Topologie, die mit der für Rhodopsin vorgeschlagenen identisch ist (J.
Nathans et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81: 4851 (1984); R. Henderson et al., Nature
257: 28 (1975); Y.A. Ovchinnikov, FEBS. Lett. 148: 179 (1982)) sind die C-terminalen
68 Reste des LH/CG-R intrazellulär angeordnet. Diese C-terminale Domäne enthält
potentielle Phosphorylierungsstellen (Serin-, Threonin- und Tyrosinreste), wo eine
zelluläre Steuerung der Rezeptoraktivität eintreten kann (D.R. Sibley et al., Endocrine
Rev. 9: 38 (1988). Diese Domäne enthält weiters zwei Cluster basischer Aminosäuren
(an Positionen 623-625 und 630-632), wodurch die Möglichkeit gegeben ist, daß der
reife Rezeptor posttranslational gespalten werden kann, um an einer dieser Positionen
zu enden (Posttranslationale Spaltung an KRR).
BEISPIEL 8
Homologie zu G-Protein-gekuppelten Rezeptoren
-
Die Tatsache, daß der LH/CG-R ein Mitglied der rasch wachsenden Familie von G-
Protein-gekuppelten Rezeptoren ist, stimmte mit dem Ergebnis überein, daß LH und CG
die Adenylatcyclase über ein G-Protein aktivieren (M. Hunzicker-Dunn et al., in:
Luteinizing Hormone Action and Receptors, M. Ascoli, Hg., CRC Press, Boca Raton,
1985, S. 57-134). Die Homologie des LH/CG-R zu anderen Mitgliedern dieser
Rezeptorenfamilie wurde durch eine Hydropathiekarte oberflächlich aufgezeigt und
durch eine Ausrichtung mit mehreren Mitgliedem dieser Familie über die sieben
vermeintlichen transmembranen Regionen detailliert dargestellt (Fig.2). Diese Domäne
des LH/CG-R zeigt eine im allgemeinen niedrige doch signifikante Sequenzähnlichkeit
mit anderen Mitgliedern. Die Ähnlichkeit ist mit Rhodopsin und dem Substanz K-
Rezeptor am größten (22%) und mit Rezeptoren klassischer Neutrotransmitter am
geringsten, z.B. mit Muscarinacetylcholin und Serotonin (18-20%) (Rhodopsin: J.
Nathans et al., Cell 34: 807 (1983); SKR: Y. Masu et al., Nature 329: 836-838 (1987); β-
2AR: R.A.F. Dixon et al., Nature 321: 75 (1986); P.R. Schofield et al., Nucl. Acids Res.
15: 3636 (1987); 5HT-2: D.B. Pritchett et al., EMBO J. 7: 4135 (1988);
Muscarinrezeptor: T. Kubo et al., Nature 321: 411 (1986)).
-
Es stellte sich heraus, daß eine Anzahl kurzer Sequenzen in allen Mitgliedern stark
konserviert war und innerhalb der vermeintlichen transmembranen Helices und
intrazellulären Schleifenregionen auftritt. Eine dieser konservierten Stellen überspannt 6-
7 Reste, die sich am C-terminalen Ende der dritten zytoplasmischen Schleife befinden.
Die Länge dieser Schleife zeigt zwischen den verschiedenen Rezeptoren eine starke
Variation, wobei sie in LH/CG-R am kürzesten ist. Die C-terminale Region dieser
Schleife wurde auf der Grundlage der Analyse von Mutanten- und chimeren Rezeptoren
mit dem G-Protein-Kuppeln in Verbindung gebracht (B.F. Dowd et al., J. Biol. Chem.
263. 15985 (1988); B.K. Kobilka et al., Science 240: 1310 (1988); C.D. Strader et al., J.
Biol. Chem. 262: 16439 (1988); H. Kuhn, Prog. Retinal Res. 3: 123 (1984)). Diese Stelle
ist nicht sequenzenkonservierter zwischen LH/CG-R und anderen Rezeptoren, die an G&sub5;
kuppeln, als zwischen Rezeptoren, die erwiesenermaßen mit anderen G-Proteinen
zusammenwirken.
BEISPIEL 9
Die extrazelluläre Domäne
-
Die extrazelluläre vermeintliche Hormonbindungsdomäne wies mehrere signifikante
Sequenzmerkmale auf. Das auffälligste davon war eine 14-fach imperfekt wiederholte
Sequenzgruppe von etwa 25 Resten, wobei die C-terminalen 6 Wiederholungen
bezüglich der Länge und Sequenz am wenigsten konserviert waren (Fig.3a). Ähnliche
Strukturen wurden in einer Vielzahl anderer Proteine ermittelt und als Leucin-reiche
Wiederholungen bezeichnet (N. Takahashi et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 1906
(1985) (LRG); J. Lopez et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84: 5615 (1987) (GP Ib); C.
Hashimoto et al., Cell 52: 269 (1988) (Toll); T. Kataoka et al., Cell 43: 493 (1985)
(Adenylatcyclase, Hefe); T. Krusius et al., Proc. Natl. Acad. Sci.USA 83: 7683 (1986)
(PG40)).
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Das der extrazellulären Domäne ähnlichste Protein ist PG40, ein Proteoglycan, das in
großen Mengen in extrazellulären Matrizen von Bindegeweben vorhanden ist. Ein
weiteres ähnliche Wiederholungen enthaltendes Protein ist das Plättchenglykoprotein
Ib, ein glykolsyiertes Membranprotein, das sich erwiesenermaßen zwei glykosylierte
Polypeptide bindet, den von Willebrand-Faktor und Thrombin. Weitere Beispiele sind
so unterschiedliche Polypeptide wie Hefe-Adenylatcyclase und ein Drosophila-
Entwicklungsgenprodukt, Toll.
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Obwohl man bei Proteinen, die solche Leucin-reichen Wiederholungen enthalten, keine
gemeinsamen Funktionen festetellen kann, können Mitglieder dieser Familie sowohl mit
hydrophoben als auch mit hydrophilen Oberflächen zusammenwirken, wobei durch die
Wiederholungsstrukturen gebildete amphipathische Heilices möglicherweise vermittelnd
eingreifen. Die extrazelluläre Domäne des LH/CG-R kann sowohl für die
Hormonbindung als auch für die Wechselwirkung mit den Transmembrandomänen
verantwortlich sein, um die Signaltransduktion zu vermitteln.
-
Ein weiteres Merkmal, das man innerhalb der extrazellulären Domäne beobachtet, ist
eine Stelle, die durch 10 Reste definiert ist, die mit einer Sequenz in Sojabohnen-Lectin
identisch ist (L.O. Vodkin et al., Cell 34: 1023 (1983); D.J. Schnell et al., J. Biol. Chem.
262: 7220 (1987) (Diflorus) (siehe Fig.1). Die Stelle kann an der Erkennung des
glykosylierten Hormons und dem funktionalen Kuppeln des Rezeptors an GS beteiligt
sein, wobei dies maximal nur mit den glykosylierten Formen von LH und CG erreicht
wird (Sairam et al., J. Biol. Chem. 264: 2409 (1989)). Während sich das entglykosylierte
Hormon mit hoher Affinität an den Rezeptor bindet, führt diese Wechselwirkung zu
einer geringen oder überhaupt keiner Stimulierung von Adenylatcyclase.
BEISPIEL 10
Funktionale Expression des LH/CG-R
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Um zu bestätigen, daß die klonierte cDNA tatsächlich für den LH/CG-R kodiert, wurde
ein als pCLHR bezeichneter Expressionsvektor konstruiert, worin die vermeintliche
Rezeptorkodierungssequenz unter der Transkriptionssteuerung des Cytomegalovirus
stand (D.L.Eaton et al., Biochemistry 25: 8343 (1986)).
-
Genauer gesagt wurde der Expressionvektor pCLHR durch das Einsetzen der gesamten
Kodierungsregion der klonierten cDNA und zusätzlicher auf einem Eco R1-Fragment
enthaltener Flankierungsregionen (Nukleotide 43-2559, siehe Fig.1) in den pCIS-Vektor
konstruiert (D.L. Eaton et al., Biochemistry 25: 8343 (1986)).
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Exponential wachsende 293-Zellen wurden transient (C. Chen et al., Mol. Cell Biol. 7:
2745 (1987)) mit pCLHR transfiziert. 42 Stunden nach der Transfektion wurden intakte
Zellen hinsichtlich ¹²&sup5;I-CG-Bindung (Fig.4A) oder CG-stimulierter cAMP-Produktion
(Fig.4B) geprüft.
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Für den Assay der ¹²&sup5;I-CG-Bindung (Fig.4A) wurde jede Schale viermal mit 3 ml
warmem Waymouth MB752/1-Medium gewaschen, das einen Mangel an
Natriumbikarbonat aufweist und 20 mM Hepes und 1 mg/ml Rinder-Serumalbumin
enthält, und danach in 2 ml desselben gefüllt. Nach 2 Stunden bei 4ºC wurden
Aliquote von hochgradig gereinigtem CG (CR-123, 12.780 IU/mg), die nach I.-C. Kim et
al. (J. Biol. Chem. 261: 3807 (1986)) iodiert wurden, alleine oder gemeinsam mit 50 IU
Roh-CG (zur Bestimmung nichtspezifischer Bindung) hinzugefügt. Nach 24 Stunden bei
4ºC wurden die Bindungsmedien und die Zellen zu Kunststoffröhren auf Eis befördert.
Die Zellen wurden zentrifugiert, einmal mit 2 ml kaltem 150 mM NaCl, 20 mM Hepes
mit 1 mg/ml Rinder-Serumalbumin gewaschen und zentrifugiert. Zellpellets wurden in
einem Gammazähler gezählt.
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Zur Bestimmung von CG-stimulierter cAMP-Bildung (Fig.4B) wurde jede Schale viermal
mit 3 ml warmem Waymouth MB 752/1 Medium gewaschen, das 1 mg/ml Rinder-
Serumalbumin enthielt, und in 2 ml dieses Mediums gefüllt, das 0,5 mM 3-Isobutyl-1-
methylxanthin enthielt. Nach einer 15-minütigen Präinkubation bei 37ºC wurden
Aliquote von hochgradig gereinigtem CG hinzugefügt; die Inkubation wurde 30 min
lang bei 37ºC fortgesetzt. Nach dem Entfernen der Assaymedien wurden die Zellen in
1,5 ml kalter 1 N Perchlorsäure gesammelt, die 1 mg/ml Theophyllin enthielt. Die
Zellen wurden durch rasches Frieren lysiert, aufgetaut und dann zentrifugiert. Der
Überstand wurde neutralisiert und dann hinsichtlich cAMP geprüft, wie dies bereits
beschrieben wurde (D.L. Segaloff et al., J. Biol. Chem. 256: 11420 (1981)).
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Wie aus Fig.4A ersichtlich, konnten sich intakte transfizierte Zellen, die höheren
Konzentrationen von ¹²&sup5;I-CG ausgesetzt waren (über Nacht bei 4ºC) spezifisch in einer
konzentrationsabhängigen und sättigbaren Weise an das Hormon binden. Es wurde bei
keiner Konzentration des getesteten 125I-CG eine spezifische Bindung an nicht
transfizierte Zellen festgestellt. Eine parallele Zellgruppe wurde 30 min lang bei 37ºC
mit variierenden Konzentrationen von CG in Gegenwart des Phosphodiesterase-
Inhibitors 3-Isobutyl-1-methylxanthin inkubiert. Die Ergebnisse sind bezüglich der
nichtspezifischen Bindung korrigiert und stellen den mittleren +/- Bereich von
Doppelbestimmungen dar.
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Wie aus Fig.4B ersichtlich, zeigten transfizierte Zellen im Gegensatz zu
nichttransfizierten Zellen, die als Reaktion auf CG keine höheren cAMP-Werte
aufwiesen, eine konzentrationsabhängige und sättigbare Zunahme von intrazellulärem
cAMP, wenn sie CG ausgesetzt waren. Die gezeigten Ergebnisse stellen den mittleren
+/- Bereich von Doppelbestimmungen dar.
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Die CG-Konzentrationen, die zum Bewirken einer Zunahme der CG-Bindung und
cAMP-Anhäufung in den mit pCLHR transfizierten Zellen erforderlich sind, sind mit
jenen vergleichbar, die diese Reaktionen in LH/CG-R-tragenden Gonadenzellen
hervorrufen (M.E. Pereira et al., J. Biol. Chem. 262: 6093 (1988); K. Buettner et al., J.
Biol. Chem. 259: 15078 (1984)). Diese Ergebnisse zeigen deutlich, daß die klonierte
cDNA für ein intaktes und funktionales LH/CG-R-Protein kodiert.
BEISPIEL 11
Gewebe- und zellspezifische Expression von LH/CG-R-mRNA
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Nothern Blots aus RNA verschiedener Rattengewebe wiesen eine Gewebespezifität von
LH/CG-R-mRNA-Expression auf (Fig.5).
-
Genauer gesagt wurde die Gesamt-RNA aus den Eierstöcken unreifer und scheinträchtig
gemachter Ratten (N. Rosemblit et al., Endocrinology 123: 2284 (1988)) oder aus
Geweben von 60 Tage alten Ratten gewonnen, wie dies durch C. Auffrey et al. (Eur. J.
Biochem. 107: 303 (1980)) beschrieben ist. Die RNA wurde auf 1% Agarosegels
aufgelöst, die Formaldehyd enthielten, und auf eine Nylonmembran geblottet. In
Einklang mit den Anweisungen des Herstellers wurde die Membran prähybridisiert und
dann über Nacht bei 42ºC unter Verwendung eines kerb-translatierten, ³²P-markierten
pGEM-3Z-Vektors (Promega) hybridisert, der die durch PCR-erzeugte LH/CG-R-DNA
enthielt. Der Blot wurde viermal in 2xSSC und 0,1 % SDS bei Raumtemperatur
gewaschen (5 min pro Waschung). Der resultierende Blot wurde 6 Stunden lang (Fig.5,
Feld A) oder über Nacht (Fig.5, Feld B) einen Röntgenfilm bei -70ºC unter Anwendung
von Verstärkungsgittern ausgesetzt.
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Ein deutliches Band, das einer mRNA von 4,4 kb entsprach, wurde in RNA beobachet,
die aus den Eierstöcken scheinträchtiger Ratten sowie aus den Eierstöcken und Hoden
ausgewachsener Ratten gewonnen wurde. Kleinere hybridisierende Spezien wurden
auch während längerer Zeiträume des Ausgesetztseins beobachtet. Der relative Überfluß
der mRNA-Spezies von 4,4 kb war in den Eierstöcken scheinträchtiger Ratten deutlich
höher als in den Eierstöcken nicht trächtiger ausgewachsener weiblicher Ratten oder in
den Hoden ausgewachsener Ratten. Dieses Ergebnis stimmt mit den relativen Werten
von ¹²&sup5;I-CG-Bindung überein, die man in diesen Geweben beobachtete (M. Ascoli et
al., Endocrine Rev. 10: 27 (1989)). Keine LH/CG-mRNA wurde in RNA aus Rattenlunge,
-leber oder -niere festgestellt.
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Zur Analyse von zellspezifischer Expresson von LH/CG-R-mRNA erfolgte eine in situ-
Hybridisierung der LH/CG-R-cDHA an Gewebescheiben aus 9 Tage alten Eierstöcken
trächtiger Ratten.
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Genauer gesagt erfogten die Gewebefixierung und die in situ-Hybridisierung nach dem
Verfahren von Wilcox et al. (J.N. Wilcox et al., J. Clin. Invest. 82: 1134 (1988)) mit den
folgenden Modifizierungen. Vor der Hybridisierung wurden die Abschnitte mit 4%
Paraformaldehyd (10 min) und Proteinase K (5-10 ug/ml) über einen Zeitraum vom 5-10
min behandelt. Die Prähybridisierung erfolgte 1 Stunde lang bei 42ºC in 100 ul
Hybridisierungspuffer, der 50% Formamid, 0,1 M NaCl, 20 mM Tris, pH-Wert 8,0, 5
mM EDTA, 1 X Denhardt'sche Lösung, 10% Dextransulfat und 10 mM DTT enthielt.
Die Hybridisierung wurde durch die Zugabe von 600.000 cpm einer markierten Sonde
in 20 ml Puffer eingeleitet und über Nacht bei 55ºC fortgesetzt. ³&sup5;S-markierte
sense- und anti-sense-Sonden wurden aus PCR-erzeugter LH/CG-R-DNA gewonnen, die in
einen pGEM;-3Z-Vektor (Promega) kloniert war. Die spezifische Aktivität der Sonden
betrug etwa 100 Ci/mmol. Die Belichtungszeit betrug etwa 1-3 Wochen (die gezeigten
Mikrographen haben eine Belichtungszeit von 2 Wochen).
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Eine deutliche Hybridisierung des radiomarkierten antisense-Strangs konnte an die
Corpora lutea und die Theka- und Interstitialzellen festgestellt werden. Man beobachtete
keine Hybridisierung an Granulosazellen, was mit dem unreifen Zustand der
nichtluteinisierten Follikel übereinstimmte. Die beobachtete Verteilung und die relative
Intensität hybridisierender mRNA (d.h. die intensive Färbung der Corporea lutea und die
weniger intensive Färbung von Theka- und Interstitialzellen) stimmt mit der bereits
beschriebenen ¹²&sup5;I-CG-Autoradiographie im Ratteneierstock überein (A.J. Zeleznik et al.,
Endocrinology 95: 818 (1974)). Diese Ergebnisse sind ein weiterer Beweis dafür, daß
die klonierte cDNA für den in spezifischen Untergruppen von Eierstockzellen
exprimierten funktionalen LH/CG-R kodiert.
BEISPIEL 12
Strukturmerkmale des Rezeptors
-
Zusammenfassend wurde ein cDNA-Molekül, das für den Ratten-luteal-LH/CG-Rezeptor
(LH/CG-R) kodiert, unter Verwendung einer DNA-Sonde isoliert, die in einer
Polymerasekettenreaktion mit Oligonukleotid-Primern auf der Grundlage von
Peptidsequenzen von gereinigtem Rezeptorprotein gebildet wurde. Wie anhand der
cDNA-Sequenz vorhergesagt, besitzt der LH/CG-Rezeptor ein Signalpeptid mit 26
Resten, eine extrazelluläre Domäne mit 341 Resten, die eine innere
Wiederholungsstruktur aufweist, die für Mitglieder der Leucin-reichen
Glykoproteinfamilie (LRG-Familie) charakteristisch ist, sowie eine Region von 333
Resten, die sieben membranüberspannende Segmente enthält. Die letztere Region weist
eine Sequenzähnlichkeit mit allen Mitgliedern der G-Protein-gekuppelten Rhodopsin/b-
Adrenergin-Rezeptorfamilie auf. Somit kann das LH/CG-R-Gen durch Rekombination
von LRG- und G-Protein-gekuppelten Rezeptorgenen enstanden sein. Zellen, die
konstruiert wurden, um LH/CG-R-cDNA zu exprimieren, binden CG mit hoher Affinität
und zeigen erhöhte cAMP-Werte, wenn sie einem Hormon ausgesetzt sind. Wie durch
die Northern-Analyse und in situ-Hybridisierung gezeigt wird ist die Cognat-mRNA von
4,4 kb prominent im Ratteneierstock lokalisiert.
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Somit wurde das molekulare Klonieren und Exprimieren einer cDNA voller Länge für
den Ratten-Luteal-LH/CG-R erreicht. Diese cDNA kodiert für ein einziges Polypeptid,
das Hormon bindet und Adenylatcyclase stimuliert. Die Lokalisierung der Rezeptor-
mRNA im Eierstock entspricht jener der Hormonbindung. Die abgeleitete
Aminosäuresequenz deutet darauf hin, daß der LH/CG-R evolutionär mit anderen G-
Protein-gekuppelten Rezeptoren verwandt ist, da er sieben membranüberspannende
Regionen enthält. Im Gegensatz zu solchen Rezeptoren enthält jedoch der LH/CG-R
eine große extrazelluläre Domäne, die vermutlich an der Ligandenbindung beteiligt ist.
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Funktionale und morphologische Hinweise deuten darauf hin, daß die durch dei
klonierte cDNA kodierte Proteinsequenz den Ratteneierstock-LH/CG-R darstellt. Dieses
Protein weist sowohl die Strukturmerkmale eines Leucin-reichen Proteoglykans
(extrazelluläre Domäne) als auch eines G-Protein-gekuppelten Rezeptors auf. Andere
Mitglieder der G-Protein-gekuppelten Rezeptorfamile binden kleine Liganden (d.h.
Serotonin oder Acetylcholin). Während das Binden solcher Liganden vermutlich an
Stellen eintritt, die durch die Anordnung von sieben transmembranen Helices gebildet
werden (T. Frielle et al., Proc. Natl. Acad. Scie. USA 85: 9494 (1988); R.A.F. Dixon et
al., Nature 326: 73 (1987); S.K.F. Wong et al., J. Biol. Chem. 263: 7925 (1988); E.A.
Dratz et al., Trends Biol. Sci. 8: 128 (1983)), binden sich LH und CG vermutlich an eine
Stelle des extrazellulären Teils dieses Rezeptors (K.P. Keinanen et al., Biochem. J. 239:
83 (1986); I.-C. Kim et al., J. Biol. Chem. 261: 3807 (1986)). Somit unterscheiden die
große extrazelluläre Domäne und der spezifische Mechanismus von
Hormonvermittelter Transduktion den LH/CG-R von anderen G-Protein-gekuppelten Rezeptoren.
Dieser Rezeptor kann durch die Rekombination von Genen enstehen, die für ein
Hormonbindungs-Glykoprotein und einen siebenmal membranüberspannenden
Protorezeptor kodieren.
BEISPIEL 13
Isolierung von FSH-Rezeptor-(FSH-R)-cDNA
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Polyadenylierte RNA, die aus Rattenhoden-Sertoli-Zellen isoliert wurde, diente als
Schablone für Umkehrtranskriptase. Die resuliterende cDNA diente zur Konstruktion
einer Sammlung in λgt10. Ein Aliquot (1 x 10&sup6; Klone) wurde auf Klone gescreent, die
eine Sequenzähnlichkeit mit zwei Sonden abgeleitet aus der LH/CG-R-cDNA aufwiesen
(Nukleotide 1-483 und 1499-2604). Verschiedene positive Klone wurden isoliert und
geklonte cDNAs sequenziert, wie dies durch F. Sanger et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA, 74: 5463-5467 (1977) beschrieben ist, wobei davor ein Subklonieren in M13-
Vektoren erfolgte (J. Vieira und J. Messing, Meth. Enzymol., 153: 3-11 (1987)). Die
Nukleotid- und vorhergesagten Aminosäuresequenzen dieses Rezeptors sind in Fig.6
dargestellt.
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Der Translationsinitiationscodon an Position 1 definiert den Beginn eines offenen
Leserahmens mit 2076 Nukleotiden, der eine N-terminale Signalsequenz von 17 Resten
gefolgt von einer weitgehend hydrophilen Domäne von 348 Resten einer vermutlich
extrazellulären Anordnung spezifiziert. Diese Domäne enthält drei N-verbundene
Glykosylierungsstellen. Daran schließt sich eine Struktur mit 264 Resten an, die sieben
Transmembransegmente umfaßt. Diese Segmente sind das typische Merkmal von G-
Protein-gekuppelten Rezeptoren. Ähnlich zu anderen derartigen Rezeptoren befindet
sich der C-Terminus des FSH-R mit 63 Resten vermutlich intrazellulär und enthält
mehrere Aminosäuren (Ser, Thr, Tyr), deren Phosphorylierung die Rezeptoraktivität
regulieren kann (K. Palczewski et al., Biochemistry, 27: 2306-2313 (1988); J.L. Benovic
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 83: 2797-2801 (1986)). Diese Reste sind jedoch nicht
Teil von Konsens-Phosphorylierungsstellen wie in anderen Rezeptoren. Für den reifen
FSH-R werden 675 Aminosäuren vorhergesagt (Molekulargewicht von 75 K) und daß er
ein integrales Membranglykoprotein darstellt.
Vergleich zwischen FSH-R und LH/CG-R
-
Hinsichtlich der vorgeschlagenen funktionalen Ähnlichkeiten ist es sehr aufschlußreich,
die Gonadotropin-Rezeptoren FSH-R und LH/CG-R zu vergleichen (Fig.7). Beide
Moleküle weisen eine ähnliche Größe und die gleiche Strukturgestaltung auf.
Hinsichtlich der Primärstruktur weisen die extrazellulären Domänen eine
Sequenzähnlichkeit von etwa 50% auf, während die durch die sieben transmembranen
Segmente definierten Domänen eine Sequenzidentität von 80% besitzen. Die Bereiche
der höchsten Sequenzdivergenz umfassen den N-Terminus, eine Region von 40 Resten
vor dem ersten Transmembransegment und die 30 Reste, die den C-Terminus bilden.
-
Wie bei der extrazellulären Domäne des LH/CG-R erwähnt, kann man davon ausgehen,
daß die homologe Domäne im FSH-R aus 14 imperfekt replzierten Einheiten von jeweils
etwa 20 Resten besteht (Fig.8). Die dieser Wiederholung zugrundeliegende Gruppe läßt
sich auch in anderen Proteinen feststellen und ist als Leucin-reiche Wiederholung
bekannt (L. Patthy, J. Mol. Biol. 198: 567-577 (1987). Ein charakteristisches Merkmal
von Mitgliedern der Familie Leucin-reicher Wiederholungen ist eine angebliche
Neigung, sowohl mit hydrophilen als auch mit hydrophoben Proteinoberflächen
wechselzuwirken (J.A. Lopez et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 84: 5615-5619 (1987).
Diese Eigenschaft kann hinsichtlich der Funktion des extrazellulären Domäne von
Gonadotropin-Rezeptoren bedeutsam sein.
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Die Ausrichtung der extrazellulären Domänen beider Rezeptoren (Fig.7) zeigt, daß die
Wiederholungen mit der höchsten Sequenzendivergenz (Wiederholungen 12 und 13)
auch die im Verhältnis zur zugrundeliegenden Gruppe am wenigsten konservierten
sind. Insbesondere weist diese Region zwischen den Gonadotropinrezeptoren und dem
kürzlich charakterisierten TSH-Rezeptor eine unterschiedliche Länge auf (M. Parmentier
et al., Science, 246: 1620-1622 (1989); F. Libert et al., Biochem. Biophys. Res. Comm.,
5: 1250-1255 (1989); Y. Nagayama et al., Biophys. Res. Comm., 165: 1184-1190
(1989)) und ist zwischen den Glykoproteinhormonrezeptoren aus verschiedenen
Spezien sequenzvariabel (F. Libert et al., oben), was darauf hindeutet, daß sie
wahrscheinlich nicht an der Hormonerkennung beteiligt ist. Die Anordnung zeigt
weiters acht konservierte Cysteinreste, von denen sich zwei in benachbarten Positionen
befinden. Interessanterweise befinden sich mehrere dieser Reste in gut konservierten
Regionen, die 13 und 15 aufeinanderfolgende Aminosäuren umfassen. Da diese
Cysteine auch im TSH-R konserviert sind (M. Parmentier, et al., oben; F. Libert et al.,
oben; Y.Nagayama et al., oben), scheint die Bildung von Disulfidbindungen für eine
konformationale Integrität der großen extrazellulären Domäne von
Glykoproteinhormonrezeptoren entscheidend zu sein.
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Ein unterschiedliches Muster der Sequenzkonservierung läßt sich auch für die sieben
Transmembran-Segmente feststellen. Während TMIII und TMVII in hohem Maße
konserviert sind, enthalten TMIV und TMV viele Substitutionen. Obwohl die gesamte
Sequenzähnlichkeit mit anderen G-Protein-gekuppelten Rezeptoren gering ist (K.C. Mc
Farland et al., Science, 245: 494499 (1989)) sind der Asparaginsäurerest innerhalb von
TMII und das Asparagin innerhalb von TMVII, zwei konservierte Reste in
G-Proteingekuppelten Rezeptoren (K.C. McFarland et al., oben; C.D. Strader et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, 84: 4384-4388 (1987)), auch in den beiden Gonadotropinrezeptoren
vorhanden. Das gleiche gilt für Prolinreste in TMIV, TMVI und TMVII und die zwei
Cysteinreste, von denen man annimmt, daß sie eine Disulfidbrücke zwischen der
zweiten und dritten extrazellulären Schleife in vielen G-Protein-gekuppelten Rezeptoren
bilden (R.A.F. Dixon et al., EMBO J., 6: 3269-3275 (1987)).
-
In den Gonadotropinrezeptoren ist die dritte durch TMV und TMVI flankierte
intrazelluläre Schleife kurz und ziemlich divergent. Das niedrige Ausmaß an
Sequenzähnlichkeit in dieser Region ist so wie bei Untertypen anderer
G-Proteingekuppelter Rezeptoren (E.G. Peralta et al., EMBO J. 6: 3923-3929 (1987)). In einigen
dieser Rezeptoren scheint die Region, die durch TMV und VI begrenzt wird und einen
Teil davon umfaßt am Kuppeln an das G-Protein beteiligt zu sein (B.K. Kobilka et al.,
Science, 240: 1310-1316 (1988); R.A.F. Dixon et al., Nature, 326: 73-77 (1987)). Eine
Sequenz von acht Aminosäuren am C-terminalen Ende dieser intrazellulären Schleife ist
zwischen beiden Gonadotropinrezeptoren gut konserviert (E.G. Peralta et al., oben).
Eine ähnliche Sequenz, die am Kuppeln an G&sub5; beteiligt ist, befindet sich im β-
Adrenerginrezeptor (R.A.F. Dixon et al., Nature, oben). Die Wechselwirkung mit dem
G-Protein kann über eine amphiphile α-Helixstruktur eintreten (C.D. Strader et al.,
FASEB J. 3: 1825-1832 (1989)), die durch diese Peptidsequenz gebildet wird. Eine
Helixrad-Analyse, die an der konservierten Sequenz von acht Resten in den FSH und
LH/CG-Rezeptoren erfolgte, zeigt, daß die geladenen Seitenketten an einer Seite und
die hydrophoben auf der gegenüberliegenden Seite der Helix angeordnet sind, wie die
für die homologe Region von α&sub2;- und β&sub2;-Adrenerginrezeptoren vorausgesagt wird (C.D.
Strader et al., FASEB J., oben).
BEISPIEL 14
Funktionale Expression von FSH-Rezeptor-(FSH-R) cDNA
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Hochgradig gereinigtes oFSH (NIDDK-o-FSH-17; 20 U/mg), hCG(CR-123; 12.780
IU/mg) und hTSH (NIDDK-hTSH-1-6; 17 IU/Mg) wurden den Autoren
dankenswerterweise vom National Hormone and Pituitary Programm des NIDDK
(N.I.H.) zur Verfügung gestellt.
-
Der Expressionsvektor pCFSH-R wurde durch das Einführen der gesamten
Kodierungsregion der geklonten cDNA, die auf einem EcoRI-Bam HI-Fragment
(Nukleotide -77 bis 2095) vorhanden war, in den pCIS-Vektor konstruiert (C.M. Gorman
et al., Virology, 171: 377-385 (1989)). Exponential wachsende 293-Nierenzellen
menschlicher Embryonen (ATCC CRL 1573) in 34 mm-Schalen wurden mit diesem
Expressionsvektor transfiziert (C. Chen und H. Okayama, Mol. Cell. Biol., 7: 2745-2751
(1987)). Nach 42 Stunden wurden intakte Zellen hinsichtlich hormonstimulierter cAMP-
Bildung geprüft. Jede Schale wurde einmal mit 3 ml warmem DMEM-Medium
gewaschen, das 10% fötales Kalbsserum enthielt, und in 1 ml serumfreies DMEM-
Medium gefüllt, das mit 25 mM HEPES, pH-Wert 7,4, gepuffert war, das 0,1 mM 3-
Isobutyl-1-methylxanthin enthielt. Nach einer 15-minütigen Inkubationszeit bei 37ºC
wurde hochgradig gereinigtes Glykoproteinhormon (oFSH, hTSH oder hCG) hinzugefügt
und die Inkubation 30 Minuten bei 37ºC fortgesetzt. Der Assay wurde durch rasches
Frieren und Auftauen der Zellen in flüssigem Stickstoff abgebrochen, und dann wurde
1,2 ml kaltes Ethanol in jede Schale gefüllt. Die Zellbruchstücke und das ausgefällte
Protein wurden durch Zentrifugieren (10 min; 13.000 x g) entfernt, und 5 ul oder 50 ul
des Überstandes wurde unter Verwendung eines Amersham-Kits hinsichtlich cAMP
geprüft. Wie aus Fig.9 und Tabelle 3 ersichtlich, zeigen die den klonierten Rezeptor
exprimierenden Zellen eine FSH-abhängige und sättigbare Zunahme von
intrazellularem cAMP. Untransfizierte und scheintransfizierte Zellen wiesen diene
Reaktion nicht auf.
TABELLE 3
Adenylcyclase-Stimulierung in FSH-R exprimierenden Zellen
Hormon (25nM)
cAMP (p Mol /10&sup6;zellen)
none
Legende zu Tabelle 3: 293-Zellen wurden unter Verwendung des pCFSH-R-
Expressionskonstrukts transient transfiziert und in der Gegenwart von 26 nM mehrerer
Glykoproteinhormone inkubiert. cAMP, das sich während der ersten 30 min hormonaler
Stimulierung anhäuft, spiegelt die Spezifität des FSH-R zu seinem natürlichen Liganden
wieder.
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Die FSH-Konzentration, die zur halbmaximalen Stimulierung dieser Reaktion
erforderlich ist (2-3 ng/ml, -80 pM) ist mit jener für hCG und seinen Rezeptor
vergleichbar (K.C. McFarland et al., oben) und liegt deutlich innerhalb des
Wertebereichs, über den bezüglich des FSH-Rezeptors berichtet wurde (H. Abou-Issa
und L.E. Reichert, Jr., J. Biol. Chem., 251: 3326-3337 (1976)). Im Gegensatz dazu führte
hCG selbst bei Konzentrationen von bis zu 25 nM zu keiner cAMP-Reaktion in FSH-R
exprimierenden Zellen (Tabelle 3). Aus dem Fehlen an Daten, die ausgehend von
rekombinant gebildeten FSH und LH gewonnen wurden, schließen die Autoren, daß die
Rezeptorerkennung verschiedener Gonadotropine selektiv ist.
Diskussion
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Der FSH-R weist Strukturähnlichkeiten mit dem LH/CG-R auf. Obwohl einige
Untersuchungen durch andere Forscher nahelegten, daß die LH/CG- und die FSH-
Rezeptoren aus mehreren Untereinheiten bestehen (L.E. Reichert, Jr und B-
Dattatreyamurty, Biology of Reproduction, 40:13-26 (1989); J. Shin und T.H. Ji, J. Biol.
Chem., 260: 12822-12827 (1985); R.A. Smith et al., J. Biol. Chem., 260: 14297-14303
(1985); J. Shin und T.H. Ji, 260: 14020-14025 (1985); R.A. Smith et al., J. Bio. Chem.,
261: 9850-9853 (1986); J. Shin und T.H. Ji, J. Biol. Chem., 260: 12828-12831 (1985),
besprochen in M. Ascoli und D.L. Segaloff, Endocrine Rev., 10: 27-44 (1989), zeigten
biochemische Studien des LH/CG-R, daß er aus einem einzigen Polypeptid mit einem
Molekulargewicht von 92 K besteht, wenn er auf SDS-Gels in der Gegenwart oder
Abwesenheit von Disulfid-reduzierenden Mitteln analysiert wird (N. Rosemblit et al.,
Endocrinology, 123: 2284-2289 (1988)). Da gezeigt wurde, daß der LH/CG-R ohne
Schwierigkeiten in kleinere Fragmente proteolysiert werden kann (siehe die
Zusammenfassung in M. Ascoli und D.L. Segaloff, oben), kann man vernünftigerweise
postulieren, daß der FSH-R ähnlich proteolyseanfällig ist und daß dies für die
unterschiedlichen Berichte über seine Struktur verantwortlich ist. Das molekulare
Klonieren und die funktionale Expression der cDNAs für den LH/CG-R (K.C. McFarland
et al., oben) und den FSH-R verdeutlichen, daß die Gonadotropin-Rezeptoren
tatsächlich einzelne Polypeptide sind.
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Als Ausdruck eines einzigartigen Mechanismus der Rezeptoraktivierung sind sowohl der
FHS-R als auch der LH/CG-R durch das Vorhandensein einer großen, glykosylierten
Domäne einer vermeintlichen extrazellulären Anordnung gekennzeichnet, die auf eine
Struktur aufgepfropft ist, die sieben Transmembransegmente enthält und eine
Homologie mit G-Protein-gekuppelten Rezeptoren aufweist. Die gleiche
Strukturgestaltung kennzeichnet auch den TSH-R (M. Parmentier et al., oben; F. Libert et
al., oben; Y. Nagayama et al., oben), ein weiteres Mitglied der Glykoproteinhormon-
Familie. Im Vergleich zu anderen G-Protein-gekuppelten Rezeptoren läßt diese
charakteristische Gestaltung vermuten, daß die extrazelluläre Domäne für die
Erkennung und das Binden der dimeren Hormone verantworlich ist.
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Über die funktionale Bedeutung der inneren Wiederholungstruktur der extrazellulären
Domäne der Glykoproteinhormonrezeptoren kann man lediglich mutmaßen. Es ist
wahrscheinlich, daß die amphiphile Beschaffenheit der Wiederholungen die
Doppeleigenschaft der Wechselwirkung mit einem Hormon und Transmembran-
Domänen verleiht. Ein solches Zusammenwirken scheint für die Rezeptoraktivierung
entscheident, die für die meisten anderen G-Protein-gekuppelten Rezeptoren durch das
Binden eines kleinen Liganden an eine räumlich definierte Stelle innerhalb der sieben
Transmembransegmente erreicht wird. Angesichts des evolutionär konservierten
grundlegenden Mechanismus der Rezeptoraktivierung ist es durchaus möglich, daß
ausgewählte Am inosäurerest-Seitenketten der Gonadotropine die üblichen kleinen
Liganden substituieren. In diesem Modell werden die aktivierenden Reste durch das
Binden des Hormons an die extrazelluläre Domäne korrekt positioniert. In einer
Variation dieses Modells können Reste der extrazellulären Domäne selbst beim Binden
des Hormons wesentliche Stellen in den Transmembransegmenten kontaktieren.
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Ein wichtiger Faktor bei der Betrachtung möglicher Mechanismen, durch welche das
Binden von Glykoproteinhormonen an ihre jeweiligen Rezeptoren die Aktivierung des
G&sub5;-Proteins bewirkt, ist die Rolle der Hormonkohlenhydratgruppen in diesem
Aktivierungsprozeß (M.R. Sairam, FASEB J., 3: 1915-1926 (1989); M.M. Matzuk et al., J.
Biol. Chem., 264: 2409-2414 (1989)). Obwohl sich deglykosylierte
Glykoproteinhormone mit hoher Affinität an ihre Rezeptoren binden, verursachen sie
eine geringe oder überhaupt keine Aktivierung der cAMP-Herstellung (M.M. Matzuk et
al., oben). Der Begriff von Antihormonen wurde vorgeschlagen, um die FSH-
antagonistischen Auswirkungen von natürlich vorkommenden Glykosylierungsvarianten
von FSH zu beschreiben (K.D. Dahl et al., Science, 239: 72-74 (1988)).