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Mit Kautschukmilch imprägniertes Gaze- oder Mullband zur Herstellung
von Verbänden Die Erfindung bezieht sich auf ein zur Herstellung von Verbänden geeignetes
selbstklebendes Gaze- oder Mullband und auf ein Verfahren sowie eine Vorrichtung
zur Herstellung desselben. Das neuartige, mit Kautschukmilch imprägnierte Band zeichnet
sich gegenüber bekannten ähnlichen, mit Kautschukmilch imprägnierten Geweben dadurch
aus, daß es weich, porös und schmiegsam ist und diese Eigenschaften sowie auch die
Eigenschaft, unter Druck mit sich selbst verklebt werden zu können, bei längerem
Lagern nicht verliert und sich auch nicht verfärbt. Das wesentliche Merkmal des
neuen Erzeugnisses besteht darin, daß das Band mit Kautschukmilch imprägniert ist,
aus welcher die Proteinstoffe praktisch vollständig entfernt sind. Hierdurch wird
nicht nur die erwähnte Lagerbeständigkeit, sondern auch der weitere Vorteil erzielt,
daß das Band keine bei der Anwendung für chirurgische Zwecke schädliche Stoffe enthält.
Trotz der Eigenschaft, mit sich selbst unter Druck verklebt werden zu können, weist
das Band keine störende Klebrigkeit auf; es klebt auch nicht an der Haut, an Haaren
oder Kleidern. Beim Anlegen eines Verbandes ist es lediglich erforderlich, in bekannter
Weise die Enden bzw. zwei Schichten übereinanderzuiegen und anzudrücken oder schwach
zu reiben, wodurch festes Zusammenhaften erzielt wird.
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Es ist bereits bekannt, Kautschukmilch auf Gewebeunterlagen aufzubringen
und durch Einwirkung von Wärme zu trocknen oder zu vulkanisieren. Es ist auch vorgeschlagen
worden, die auf ein Gewebe aufgebrachte Kautschukmilch durch Wärme zu koagulieren
und dann in Wasser zu spülen oder auch den trockenen Kautschukmilchüberzug mit
einer
essigsäurehaltigen Flüssigkeit zu behandeln, dann einen zweiten Überzug von Kautschukmilch
aufzubringen und das erhaltene Gebilde in Wasser zu spülen. Bei keiner dieser bekannten
Arbeitsweisen werden nennenswerte Proteinmengen aus dem aus Kautschukmilch erhaltenen
Uberzug entfernt. Die fertigen Produkte sind also nicht, wie das Erzeugnis gemäß
Erfindung, praktisch frei von Eiweißstoffen und weisen demzufolge auch nicht die
obenerwähnten gunstigen Eigenschaften auf. Als Binden oder Bandagen sind auch schon
aus reinem, unvollständig depolymerisiertem Rohgummi bestehende Streifen vorgeschlagen
worden, welche die Eigenschaft haben, schon bei geringem Druck auf sich selbst,
aber nicht auf der Haut zu haften und elastisch und luftdurchlässig sind. Es handelt
sich hierbei also nicht um imprägnierte Mullbänder.
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Gegenüber diesen bekannten Binden zeichnet sich das Erzeugnis gemäß
Erfindung insbesondere durch seine starke Porosität aus, welche es zur Herstellung
von Verbänden besonders geeignet macht. Eine Beseitigung von Proteinstoffen, welche
erfindungsgemäß dem Erzeugnis auch dire gute Lagerfähiglceit erteilt, war bei der
vorerwähnten bekannten, aus Kautschuk hergestellten Binde nicht vorgesehen.
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Das Gaze- oder Mullband gemäß der Erfindung wird in der Weise hergestellt,
daß Kautschukmilch auf eine Gazeunterlage aufgebracht und der Einwirkung einer koagulierenden
Säure unterworfen wird, worauf die Hauptmenge der Proteine sowie der überschüssigen
Säure aus dem überzogenen Band ausgewaschen und das Erzeugnis getrocknet wird. Das
Band wird zweckmäßig zunächst in Kautschukmilch, dann in eine Säurelösung und anschließend
in Wasser auf einer zur praktischen Entfernung der Proteine und der überschüssigen
Säure ausreichenden Länge eingetaucht. Eine- zur Durchführung des Verfahrens geeignete
Vorrichtung wird nachstehend noch an Hand der Zeichnung näher erläutert.
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Fig. I stelIt eine Seitenansicht einer zur Herstellung des imprägnierten
Gazebandes geeigneten Vorrichtung dar; Fig. 2 zeigt in schaubildlicher Darstellung
eine Rolle des fertigen Bandes.
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Bei Durchführung des Verfahrens gemäß der Erfindung wird eine Rolle
10 von gewöhnlicher weißer, gebleichter, chirurgischer Gaze auf eine Welle in gesetzt
und das Gazeband I2 von der Rolle in einen Behälter 13 geführt, welcher mit Kautschukmilch
gefüllt ist. Das Gazeband läuft unter einer Walze 14 am Boden des Behälters hindurch,
verläßt den Behälter und läuft zwischein einem Gummiwalzenpaar 15 hindurch, welches
den überschüssigen Kautschuk aus der Gaze auspreßt. Von den Walzen 15 gelangt das
mit Kautschukmilch gesättigte ;Gazeband in einen zweiten Behälter 16, der mit einer
Lösung von Essigsäure gefüllt ist.
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Eine o,oI0l,ige Lösung ergibt gute Resultate.
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Diese Lösung wird mittels einer Heizschlange I7 unterhalb des Behälters
vorzugsweise bei einer Temperatur von etwa 820 C gehalten. Im Behälter I6 wird das
Gazeband unter einer Walze 18 in der Nähe des Bodens des Behälters hindurchgeführt,
und nach Verlassen des Behälters läuft es zwischen - einem Kautschukwalzenpaar I9
hindurch, welches die überschüssige Säure aus der Gaze auspreßt.
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Die Kautschukmilch im Behälter 13 enthält gewöhnlich Ammoniak als
Stabilisierungsmittel, und da dieses Ammoniak durch die Säure neutralisiert werden
muß, bevor eine Koagulation des Kautschukgehaltes eintreten kann, kann ein kleiner
Teil in Form von Schaum aus der Gaze ausgewaschen werden. Dieser Schaum verdirbt
das Er-Erzeugnis, wenn er von der Gaze beim Verlassen des Säurebehälters aufgenommen
wird. Um dies zu vermeiden, wird dicht vor dem Eintreten der Gaze in das Säurebad
ein Luftstrom in einer vom Säurebad hinwegführenden Richtung gegen die Gaze geleitet.
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Zu diesem Zweck kann ein Ventilator 20 verwendet werden, welcher
über und hinter dem Walzenpaar 19 schräg nach unten gerichtet angeordnet ist, so
daß er unmittelbar gegen das Gazeband nach Verlassen der Walzen 15 und vor dem Eintreten
in das Säurebad bläst. Dieser Luftstrom führt eine ausreichende Menge Ammoniak hinweg,
so daß die Säure eine rasche Koagulation des Kautschuks bewirken kann.
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Von den Walzen 19 läuft das Gazeband abwärts in einen dritten Behälter
2I, welcher mit Wasser gefüllt ist, das beständig durch den Behälter läuft, wobei
es durch das Rohr 22 zu- und durch das Rohr 23 abfließt. Das Wasser in dem Behälter
21 spült die gesamte freie Säure von der behandelten Gaze ab.
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Das Wasser wird mittels der Heizschlange 24 unterhalb des Behälters
etwas erwärmt.
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Beim Eintreten in den Behälter 2I läuft die G-aze zuerst um eine
Walze 25 und dann um eine Walze 26, welche in einer gewissen Entfernung von der
Walze 25 in gleicher Höhe angeordnet ist, so daß das Wasser ausreichend Gelegenheit
hat, durch die Zwischenräume der Gaze hindurchzuströmen.
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Beim Verlassen des Behälters 21 wird die Gaze weiter abgespült durch
Besprühen mit frischen Wasserstrahlen 27 aus zwei perforierten, auf entgegengesetzten
Seiten der
Gaze angeordneten Rohren 28. Das Gazeband läuft dann
weiter zwischen einem Kautschukwalzenpaar 29 hindurch, welches möglichst viel Wasser
aus der Gaze auspreßt.
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Von den Walzen 29 wird das Gazeband dann auf der Welle 31 zu einer
Rolle 30 aufgerollt.
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Die so behandelte Bandrolle 30 auf der Welle 31 kann während des
Aufrollens in den gewünschten Breiten und Längen geschnitten werden. Man kann auch
das gesamte Band von der Rolle 10 auf die Rolle 30 laufen lassen, diese Rolle dann
abnehmen und auf irgendeine geeignete Meß- und Schneidemaschine setzen, wobei das
Schneiden erfolgen kann, bevor oder nachdem die behandelte Gaze getrocknet worden
ist. Beim Austreten aus dem Spülbehälter und vor dem Auflaufen auf das letzte Walzenpaar
29 läßt man auf das Gazeband ein gebogenes Blatt 32 einwirken, welches dazu dient,
die Gaze nach den Seiten gespannt zu halten, so daß sich beim Aufrollen auf der
Welle 3I eine glatte Fläche ergibt.
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Beim Durchlaufen durch das Bad im Behälter 13 wird die Gaze völlig
imprägniert; die Walzen 15 verhindern aber, daß nennenswerte Mengen Kautschukmilch
in das Säurebad hinübergeschleppt werden. Sobald das Gazeband in die saure Lösung
im Behälter I6 eintritt, neutralisiert die Säure sofort das alkalische Stabilisierungsmittel
der Kautschukmilch und koaguliert bzw. fällt den Kautschukgehalt, wobei die Zwischenräume
der Gaze mehr oder weniger offen bleiben, so daß ein Durchtritt der sauren Lösung
durch diese Öffnungen möglich ist. Beim nachfolgenden Eintreten in das Wasser im
Behälter 21 wird die restliche Säure von dem Gazeband abgespült, wodurch auch die
Entfernung des gesamten Flüssiglçeits- oder Proteingehaltes, welcher beim Ausfällen
des Kautschukgehaltes freigemacht worden ist, gesichert wird.
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An Stelle des durch den Ventilator 20 erzeugten Luftstromes kann
auch ein Plattenpaar 33 verwendet werden, welches im Behälter und teilweise in die
saure Lösung eintauchend zu beiden Seiten der Eintrittsstelle der Gaze in die Flüssigkeit
angeordnet ist, um den Schaum zusammenzuhalten und zu verhindern, daß er über die
Flüssigkeit hinwegschwimmt und an dem behandelten Gazeband hängenbleibt.
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Gewünschtenfalls kann ein weiterer Behälter hinter dem Behälter 21
vorgesehen werden, welcher ein zweites Spülwasserbad und ein antiseptisches Bad
oder letzteres allein enthält. Gewöhnlich wird die Sterilisation des fertigen Bandes
aber durch Erhitzen des Bandes in einem für diesen Zweck eingerichteten Spezialofen
bewirkt.
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Fig. 2 zeigt eine kleine Rolle 34 des neuartigen Bandes. Das Band
hat weitgehend das Aussehen der gewöhnlichen Gaze, aber infolge seiner klebenden
Eigenschaft kann es gleichzeitig als Ersatz für Gaze und ein klebendes Band dienen.