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Basisches Magnesiumhypohalogenit enthaltendes Desinfizier- und Bleichmittel
Bekanntlich geben die basischen Magnesiuinhypohalogenite wegen ihrer Schwerlöslichkeit
eine so geringe Menge Halogen an das Wasser ab, daß die Verwendung von Magnesiuinhypohalogeniten
zu Desinfektionszwecken nur begrenzt ist. Es ist zwar bekannt, die im basischen
Hypohalogenit vorliegenden Halogenmengen in lösliche Form zu bringen, indem der
schwer lösliche Halogenträger in Gegenwart von wasserlöslichen sauren Salzen, wie
Alkalibicarbonaten und -bisulfaten, verwendet wird. Durch den Zusatz des Bicarbonats
geht zwar der größte Teil des Halogens in Lösung, die Menge des gelösten wie auch
des ungelösten Halogens fällt jedoch bei Anwesenheit von reduzierenden organischen
Stoffen, z. B. von Milch beim Reinigen von Milchbehältern, außerordentlich rasch
ab. Das vorhandene Halogen derartiger Bleichmittel wird somit durch die unumgänglichen
Verunreinigungen verbraucht, so daß nach Verlauf kurzer Zeit von einer einivandfreien
Desinfektion nicht mehr die Rede sein kann.
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Es wurde nun gefunden, daß man haltbare, basisches Magnesiumhypohalogenit
enthaltende Desinfektions-, Bleich- und Reinigungsmittel von einer sehr guten oxydierenden
bzw. sterilisierenden Wirkung von sowohl in fester Form als auch in Gegenwart von
Wasser großer Beständigkeit erhält, wenn man den Magliesiumverbindungen Salze der-wasserärmeren
Phosphorsäuren als Orthophosphorsäure, also Salze mit peptisierenden Eigenschaften,
zusetzt, die die Magnesiumverbindungen in der Weise aktivieren, daß langsam, aber
stetig die für die Desinfektionszwecke genügenden Mengen Halogen abgegeben werden.
Die unter Zusatz dieser besonderen Phosphate hergestellten Mittel zeichnen sich
vor den bisher bekannten, basisches Magnesiumhypochlorit enthaltenden Gemischen
dadurch aus, daß das Halogen bei Berührung mit organischen Stoffen nicht so schnell
verschwindet, obgleich das Halogen in genügend löslicher Form vorhanden ist.
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Als Salze solcher Phosphorsäuren, die wasserärmer sind als Orthophosphorsäure,
kommen die Pyro-, Poly- und Metaphosphate in Frage. Letztere können sowohl in der
monomeren wie auch in der polymeren Form, z. B. als trimeres oder hexameres Metaphosphat,
verwendet werden. Besonders zweckmäßig sind die wasserlöslichen Salze, vor allem
die Alkalisalze, z. B. das neutrale Natriumpy rophosphat. Als Salze solcher Phosphorsäuren,
die wasserärmer sind als die Orthophosphorsäure, können auch die Subphosphate verwendet
-werden.
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Die günstige Wirkung der peptisierend wirkenden Zusatzstoffe äußert
sich auch bei höheren PH-Werten des gelösten bzw. suspendierten Gemisches, vorzugsweise
bei einem PH-Wert von über i i. Das hat den Vorteil, daß man in den stark alkalischen
Flüssigkeiten eine bessere Reinigungswirkung erzielt und andererseits auch stark
alkalisch reagierende Reinigungsmittel den basisches
Magnc,sitimliyp,ihal-ogcnit
enthaltenden Mitteln zusetzen kann, ohne daß die Halo#Yenabgabe dadurch wesentlich
herabgesetzt wird.
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Die neuen -Mischungen von basischem Magnesiuinliypochlorit oder -hypobromit
und den genannten Phosphaten können demnach zusammen mit verschiedenen älkalisch
reagierenden Stoffen angewendet werden. So können diese Mischungen beispielsweise
alkalische Salze, wie Alkalisilicate, -carbonate, -borate, -pliosphate, Bora--",
Seife ti. dgl., enthalten.
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Die peptisierende Wirkung der genannten 1'hospliate zeigt sich auch
bei Gegenwart anderer Stoffe. So kann man die Mischungen auch mit einem Gehalt an
anderen bekannten Reinigungs-, Bleich-, Spül-, Durchdringungs-, Schaum-, Lösungs-,
Scheuer-, Netz- und Emulgiermitteln u. dgl. mehr herstellen. Als besonders vorteilhaft
hat sich ein Zusatz von Netzmitteln erwiesen, .da Produkte mit einem derartigen
Zusatz eine besonders anhaltende Desinfektionswirkung aufweisen.
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Die Vermischung der einzelnen Bestandteile kann in beliebigen Vorrichtungen
und in beliebiger Reihenfolge erfolgen. So kann man beispielsweise - zunächst das
basische Magnesiumhypochlorit mit Trinatriumphosphat mischen und darauf die gewünschten
Mengen von Pyrophosphaten oder Metaphosphaten bzw. deren Gemischen und alkalischen
Stoffen hinzusetzen. Man kann aber auch trockenes, basisches Magnesiumhypochlorit
in die Lösungen von Pyro- oder Metaphosphat und Trinatriumphosphat oder anderen
Alkalisalzen einführen.
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Die neuen Mittel können in fester, flüssiger sowie teigartiger Form
hergestellt werden. So können sie beispielsweise in Form von Pulvern, Stücken, wäßrigen
Pasten, Aufschlemmungen und Suspensionen in den Verkehr gebracht werden. Man kann
aber auch so verfahren, daß man sie erst am Verwendungsort mischt und dann verwendet.
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Die neuen Mittel gemäß der vorliegenden Erfindung können in den verschiedensten
Zweigen der Industrie sowie im Haushalt verwendet werden. Beispielsweise kann man
sie zum Sterilisieren und Reinigen von Gebrauchsgegenständen, Behältern, Bottichen
u. dgl. und für antiseptische und desinfizierende Zwecke benutzen.
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Bei Verwendung der neuen Mittel z. B. in Form von Bleichlaugen zum
Reinigen und gleichzeitigen Sterilisieren von Flaschen auf einer Flaschenspülmaschine
wird bei 5o° innerhalb kurzer Zeit eine vollkommene Desinfektion erreicht.
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Der Vorteil der neuen Mittel geht aus folgenden Beispielen hervor:
i. Als Desinfizier- und Bleichmittel wurden 2llischungen von verschiedenen Alkalisalzen
mit basischem Magnesiuniliypochlorit verwendet, um die unterschiedliche Nachlieferung
an aktivem Chlor aus dem Ungelösten festzustellen.
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Von diesen Mischungen wurden fünf Suspensionen hergestellt, die im
folgenden mit I, II, III, IV und V bezeichnet sind. Sie enthielten o,oG°l, basisches
Magnesiumhypochlorit, demnach 25o m9"1 Chlor, und daneben als Zusatz: Suspension
I: o,49 °1o Natriumbicarbonat, Suspension II : o,49 °l, Tr inatriumphosphat, Suspension
11I: 0,49 1j, Trinatriumphosphat und o,45 °l, Natriummetaphosphat, Suspension IV:
0,49 °l,Trinatriumphosphat und 0,45 °/, neutrales Natriumpyrophospliat, Suspension
V: 0,74°l, Trinatriumphosphat und o,2o °/o Natriumpolyphosphat von der Formel Na,
P4 O13.
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Der Gehalt der Suspensionen an aktivem Chlor wurde nach den in der
Tabelle angegebenen Zeilen bestimmt. Die Suspensionen wurden ferner mit il/, Milch
versetzt, um die Einwirkung einer organische Stoffe enthaltenden Flüssigkeit auf
den Gehalt an aktivem Chlor zu verfolgen. Die Versuche wurden bei einer anhaltenden
Temperatur von 5o° durchgeführt.
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Beim Auf schlemmen von basischem Magnesiumhypochlorit in reinem Wasser
gehen etwa 2o bis 30111911 Chlor in Lösung. Wie aus der Tabelle ersichtlich, geht
hiergegen in Bicarbonatlösungen das Chlor des basischen Magnesiumhypochlorits sehr
schnell in Lösung. Die gelösten Chlormengen steigen bei Abwesenheit von organischer
Substanz ein wenig weiter an, während sie in Gegenwart von organischen Stoffen in
kurzer Zeit verbraucht sind. Eine Suspension von basischem Magnesiumhypochlorit
in Trinatriumphosphatlösungen ergibt einen für Reinigungszwecke günstigen pH-Wert,
die in die Lösung abgegebenen Chlormengen bewegen sich jedoch in Größen, die zu
einer einwandfreien Desinfektion nicht ausreichen. Durch Zusatz von \Tatriumpyro-,
-meta- oder -polyphospliat zu einer derartigen Suspension erhält man dagegen gegenüber
reduzierenden organischen Stoffen wenig empfindliche Desinfektionsmittel, die gleichzeitig
Chlor in genügenden Mengen und in zweckentsprechender Geschwindigkeit abgeben.
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2. Zum Nachweis, daß die durch die Zusätze von Meta-, Poly- oder Pyrophosphaten
zu basischen Magnesiumhypochloriten mit und ohne Zusatz von Netzmitteln bewirkte
Erhöhung des Anteils an dispergiertem Chlor auch tatsächlich eine Erhöhung und insbesondere
eine längere Dauer der Desinfektionswirkung gewährleistet, wurden vergleichende
Desinfektionsversuche
ausgeführt. Z. B. wurden Versuche mit folgenden Mischungen angesetzt:
I. 471/0 Trinatriumphosphat; |
,3o'/, Natriumphosphat, |
2311, basisches Magnesiumhypochlorit. |
1I. 4& 0/0 Trinatriumphosphat, |
30 0/0 N atriumpyrophosphat, |
-20111, basisches Magnesiumhypochlorit, |
2 0;''0 eines Gemisches der Monoglycerin- |
äther der Fettalkohole mit 8, io |
und 12 C-Atomen. |
11I. 481/, Trinatriumphosphat, |
30 0/0 Natriumpyrophosphat, |
20 0/0 basisches Magnesiumhypochlorit, |
i o/0 naphthalinsulfosaures Natrium, |
i 0/0 dodecylschwefelsaures Natrium. |
Die aus diesen Mischungen hergestellten 20/0igen Lösungen wurden mit i 6/o Milch
versetzt und bei einer Temperatur von 56o aufbewahrt. Die Desinfektionswirkung dieser
Lösungen wurde sofort nach dem Ansatz und nach Verlauf von r, 4, 8, 241- 32 und
48 Stunden gegenüber verschiedenen Mikroorganismen geprüft. Die Lösungen zeigten
selbst nach 4& Stunden noch eine genügende Desinfektionswirkung, bei den Produkten
II und III war sie nach sogar 48! Stunden noch fast genau so stark wie im Anfang.
Dagegen wies eine Lösung mit ursprünglich gleichem Chlor-Behalt, bei der das Chlor
liefernde Gemisch Chlorkalk enthielt, schon nach einer Stunde keine Desinfektionswirkung
mehr auf.
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In ähnlicher Weise wurde eine i0/0ige Lösung folgender Gemische auf
ihre Desinfektionswirkung geprüft:
IV. 30 0/0 Trinatriumphosphat, |
50 0/0 Na, P, O" |
20 0/0 basisches Magnesiumhypochlorit. |
V. 48,8 0/0 Natriummetasilicat, |
-45,0'/o (1\7a P 03) 0, |
6,2 0/0 basisches Magnesiumhypo- |
chlorit. |
Bei IV wurden die Desinfektionsversuche über 32 Stunden ausgedehnt, bei V über 24
Stunden. In beiden Fällen war noch eine gute desinfizierende Wirkung vorhanden.
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Der Verwendung von Alkalihypochloriten gegenüber zeigen die neuen
Desinfizier- und Bleichmittel den Vorteil einer größeren Lagerbeständigkeit. Man
hat zwar die Lagerbeständigkeit von Natriumhypochlorit schon dadurch erhöht, daß
man es an Trinatr iumphosphat gebunden hat. Aber diese Produkte können nur wenige
Prozente aktives Chlor enthalten, außerdem weisen sie in Lösung auch eine bedeutend
geringere Stabilität des Chlorgehaltes auf als die Produkte gemäß der vorliegenden
Erfindung, namentlich in Gegenwart organischer Substanzen.
Sus- Chlorgehalt in mg/1 nach Stunden |
Pension P'r Zusatz Gelöstes Chlor Gesamtchlor |
_ 0 i 1/2 ' I1/2 3 i_6 8 24 @_28
0 @ 1I2 I@I2 j 8 24. 11 '.@.8 |
0 |
1 8,5 kein ..... 154 20,0 209 i-- I -
- - 250 240 I 226 - - - - |
1% Milch 154 28 7 -I-- - - 250 71 32 - |
i |
1 1 11,8 10/0 Milch 21' 14 10 ro
9 8 5 - 246 - - i 192 r85 118r - |
III 1r,r i 1% Milch 691 45 40#32-#2-4#i6# 26
1 - 245 - - 122 102 9 6 - |
IV i 11,8 1°,;0 Milch go ; go 82i 78 64#-# 75`)i 55
250 I - - I43 I2r r261) 75 |
V I 11,8I il" Milch 7o# 65: 53 53 51-_ 55I - 250
- 181 - . r66 1r56 - |
"' dann erneuter Zusatz von 10,'0 ililch |