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Verfahren zur Herstellung eines Desinfektionsmittels
Bekanntlich ist die virusinaktivierende Wirkung gebräuchlicher Desinfektionsmittel äusserst gering und es ist der Literatur zu entnehmen, dass nur solche Chemikalien eine hervortretende Inaktivierung bewirken, die als aggressive oder stark giftige Verbindungen zu gelten haben. Es handelt sich beispielsweise um Karbolsäure, Formaldehyd, aktives Chlor, Kaliumpermanganat und ähnliche Stoffe.
Für die allgemeinen Zwecke der Grob- und Fein-Desinfektion werden aber Chemikalien bzw. daraus gefertigte Zubereitungen gewünscht, die material- und hautschonend sind und überdies eine hohe Virusinaktivierung bewirken.
Es wurde nun gefunden, dass ein diesen Bedingungen entsprechendes Desinfektionsmittel aus einer aromatischen Oxysäure im Gemisch mit bekannten desinfizierepden Stoffen und Netzmitteln gewonnen werden kann. Zur Erzielung von bakterizider und zugleich viruzider Wirkung wird gemäss der Erfindung die Herstellung des Desinfektionsmittels in der Weise durchgeführt, dass Dichlorsalicylsäure mit einem Oxybenzol oder dessen Derivaten und Substitutionsprodukten, vorzugsweise mit p-Chlor-m-kresol, und einem grenzflächenaktiven Stoff in wässeriger Lösung mit Alkali oder Aminen, vorzugsweise bei erhöhter Temperatur von beispielsweise 500 C und unter Rühren, so umgesetzt wird, dass die Dichlorsalicylsäure in das Salz übergeführt wird.
Auf diese Weise erhält man Desinfektionsmittel, die eine komplexe virusinaktivierende und bakterientötende Wirkung besitzen und in hervorragender Weise als allgemein anwendbare Mittel zur Verhütung von Infektionsgefahren anzusehen sind.
Als viruzide, einen aromatischen Ring enthaltende Oxysäure wird gemäss der Erfindung Dichlorsalicylsäure eingesetzt. Beispielsweise kommen aber auch in Betracht : Salicylsäure, Chlorsalicylsäure, Brom- salicylsäure. Dibromsalicylsäure, Nitrosalicylsäure, Chlornitrosalicylsäure, Kresotinsäure, Chlorkresotin- säure, Dichlorkresotinsäure, Nitrokresotinsäure, Bromnitrokresotinsäure, o-Oxyphenoxyessigsäure, m-Oxyphenoxyessigsäure, Dioxybenzoesäure, Trioxybenzoesäure und ähnliche Oxysäuren mit mindestens einer Hydroxylgruppe am aromatischen Ring.
Die gemäss der Erfindung zur Anwendung gelangenden grenzflächenaktiven Stoffe können zweckmä- ssig Seifen in Form ihrer Alkali- oder Aminsalze sein, wobei man vorzugsweise Triäthanolaminseifen anwendet. Darüber hinaus eignen sich als Emulgier- und Netzmittel aber auch alle bekannten Salze synthetischer Sulfonierungsprodukte höhermolekularer, aliphatischer, aliphatisch-aromatischer oder hydroaromatischer Kohlenwasserstoffe ; beispielsweise kommen in Frage die Alkali- oder Aminsalze von langkettigen Alkylschwefelsäuren, Fettalkoholschwefelsäureestern, Alkylarylschwefelsäuren, von Kondensationprodukten aus Fettsäuren und Taurin, von Tetrahydronaphthalinsulfosäure, Alkylnaphthalinsulfosäure u. ähnl.
Man kann auch Polyäthylenoxyd-Kondensationsprodukte als Emulgatoren einsetzen, u. zw. höhermolekulares Polyäthylenoxyd selbst sowie mehrfach oxäthylierte Fettalkohole und Alkylphenole, die als Emulgier- und Netzmittel z. B. in der Textilindustrie gebräuchlich sind. Auch deren Sulfonierungsprodukte sind im erfindungsgemässen Sinne geeignet.
An stickstoffhaltigen Emulgatoren und Netzmitteln eignen sich mindestens einen langkettigen aliphatischen Kohlenwasserstoffrest enthaltende Produkte mit Betain-Struktur bzw. sogenannte Ampholytseifen.
Die aufgeführten Einzelbestandteile der erfindungsgemäss hergestellten Mischpräparate können jedes
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für sich in chemisch l'ciner Form 7erwendet werden. Jedoch ist es ohne weiteres möglich, auch technisch anfallende Gemische der jeweiligen Einzelbestandteile zu verwenden. So können beispielsweise verschiedenartige Fettsäuren miteinander kombiniert werden. Ferner können zur Verseifung mehrere Aminarten gleichzeitig dienen. Weiterhin können die in Frage kommenden bakteriziden Phenolderivate im Gemisch miteinander verwendet werden, beispielsweise um die bekannte potenzierende Wirkung von p-Chlor-mkresol und p-Chlor-sym. Xylenol auszunutzen. Das gleiche trifft auch für die aromatische Oxysäure zu.
So kann mar Salicylsäurederivate mit verschieden hohem Chlorierungsgrad benutzen, wobei die Chloratome in verschiedenartiger Stellung zur Carboxylgruppe am Picg gebunden sein können.
Desinfektionsmittel mit hoher Wirkungsbreite gegenüber pathogenen Bakterienten und Viren werden beispielsweise erhalten, wenn man gemäss der Erfindung ein Gemisch aus etwa 20% Rizinolsäuretriätha- nolaminseife, 101o p-Chlor-m-kresol, 100/0 des Triäthanolaminsalzes der Dichlorsalicylsäure herstellt, 100/0 Methylglykol als Lösungsmittel verwendet und mit Wasser auf 100 Teile auffüllt. Selbstverständlich ist es ohne weiteres möglich, im Hinblick auf spezielle Anwendungen das Mischungsverhältnis den gegebenen Verhältnissen anzupassen.
Als wesentliche Handelsform kommt die flüssige Zubereitungsform in Betracht. Für besondere Fälle mag es zweckmässig sein, die erfindungsgemäss hergestellten Mischungen in eine pastöse Form überzuführen oder die flüssigen Losungen auf Blättchen aufziehen zu lassen oder durch weitere Verwendung von Gelier-oder Streckmuteln eine mehr oder weniger feste Handelsform zu schaffen.
Die Herstellung der Mischungen geschieht erfindungsgemäss im allgemeinen in der Weise, dass man in einem Rührgefäss zunächst das Emulgiermittel vorlegt. Danach gibt man die für die nachfolgende Salzbildung erforderliche Menge an basischer Komponente hinzu, trägt die Dichlorsalicylsäure ein und wartet unter ständigem Ruhren bei mässiger Erwärmung die Salzbildung ab. Nunmehr versetzt man mit der vorgesehenen Menge des bakteriziden Phenolderivates, emulgiert dieses durch ständiges Rühren, gibtalkoholisches Lösungsmittel nach und füllt nach der vollzogenen Homogenisierung mit Wasser auf 100 Teile auf.
Die Einzelmassnahmen können je nach den praktischen Verhältnissen auch in anderer Reihenfolge ablaufen, indem man beispielsweise die Verseifung von Fettsauren und die Salzbildung der viruziden Säure in einer Stufe vor sich gehen lasst und anschliessend die freien Phenolderivate einarbeitet.
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ohne weiteres möglich, etwa 0, 5-1% Riechstoff einzuarbeiten. Die erhaltenen Präparate lassen sich mit Leitungswasser beliebig verdünnen und man erhält klare bis schwach getrübte Lösungen, die auf Grund des Netzmittelgehaltes ein gutes Schaum- und Reinigungsvermogen aufweisen.
In biologischer Hinsicht sind die erfindungsgemäss hergestellten Desinfektionsmittel als eine wesentliche Bereicherung der bisher bekannten Desinfektionsmitteltypen anzusehen, da sie in gleicher Weise pathogenes Virusmaterial und Bakterien durch niedrige Gebrauchsverdünnungen zu inaktivieren bzw. ab- zutöten vermögen.
Es wurde in exakten Versuchen festgestellt, dass im allgemeinen die l-2% igen Verdünnungen Polio-
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bei Zimmertemperatur restlos inaktivieren, während im Vergleich geprüfte Desinfektionsmittel bekannter Art, z. B. Chlorkresolseifen1ösungen, unter gleichen Versuchsbedingungen versagen. Damit ergibt sich eine ausserordentliche Überlegenheit der neuen Zubereitungen gegenüber den angeführten Desinfektionspräparaten.
Auch in bakteriologischer Hinsicht sind die neuen Zubereitungsformen als zuverlässig wirkende Mittel anzusehen, da sie bereits in 0, 5 - 1%i n Lösungen alle Arten pathogener Keime bei 5 Minuten Einwirkungsdauer bei Zimmertemperatur im Suspensionsversuch abtöten und somit bekannten Mitteln auf anderer Basis als völlig gleichartig zur Seite stehen. So werden restlos abgetötet : Staphylococcus aureus, Bacterium coli, Bacterium pyocyaneum, Bacterium proteus.
Der besondere Vorteil der neuen Zubereitungen besteht darin, dass man durch einen Desinfektionvorgang alle Arten vorkommender infektiöser Erreger vernichten kann, während man bisher gezwungen war, zwei getrennt verlaufende Arbeitsgänge durchzufünren, soweit virusinaktivierende Stoffe überhaupt zur Verfügung standen und deren Wirkung bekannt war.
Die Anwendungsmöglichkeiten der erfindungsgemässen Zubereitungen sind umfassend und betreffen einerseits das weite Gebiet der Grob-Desinfektion, z. B. Desinfektion von Räumen, Inventar, Fussböden, Geschirr, Leder. Auch die Ausscheidungen Kranker in Form von Stuhl, Urin, Auswurf jeglicher Art werden einwandfrei in den nichtinfektiösen Zustand versetzt. Besondere Bedeutung kommt den Zubereitungen als Fein-Desinfektionsmittel zu, u. zw. vorwiegend für die Zwecke der hygienischen und chirurgischen
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Hände-Desinfektion, der Desinfektion von ärztlichen Instrumenten, Haut, Wunden u. ähnl.
Auch Tiere können äusserlich ohne Unverträglichkeitserscheinungen mit den erfindungsgemässen Präparaten in verdünnter Form behandelt werden.
Es war nicht vorherzusehen, dass die erfindungsgemäss hergestellten Gemische einen ausserordentlich hohen viruziden Effekt, vornehmlich gegenüber den Erregern der Poliomyelitis entfalten und dass diese Wirkung in Gegenwart von andern chemischen Stoffen aufrechterhalten bleibt.
Es war in hohem Masse überraschend, dass die erfindungsgemäss hergestellten Gemische eine hohe kombinierte bakterizide und viruzide Wirkung haben und sich hervorragend für die Praxis eignen, weil sie neuartige Entwesungsmittel darstellen, die in einem Arbeitsgang alle Krankheitserreger vollkommen abtöten, dabei aber die Haut, Instrumente, Textilstoffe u. dgl. praktisch nicht angreifen. Dabei hat sich der Zusatz von grenzflächenaktiven Stoffen, also waschaktiven Stoffen, als überaus zweckmässig erwiesen.
Die Erfindung ist in dem nachfolgenden Beispiel, worin alle Teile Gewichtsteile bedeuten, näher erläutert.
Bei-spiel : 20 Teile Palmkernfettsäure vom mittleren Molekulargewicht 219 werden mit 13,6 Teilen Triäthanolamin unter Beigabe von 10 Teilen Methylglykol versetzt und die Mischung in einem Gefäss bei gleichzeitiger Erwärmung auf etwa 500 C so lange verrührt, bis die Verseifung zu Ende geführt ist.
Anschliessend gibt man weitere 7,2 Teile Triäthanolamin hinzu und fügt 10 Teile Dichlorsalicylsäure nach. Man rührt innig durch und wartet die schnell verlaufende Salzbildung ab. Hierauf versetzt man die Mischung mit 10 Teilen p-Chlor-m-kresol. rührt etwa 1 Stunde bei 500 C nach und füllt nach der Homogenisierung mit Wasser auf 100 Teile auf.
Es wird ein Produkt von mässig viskoser Beschaffenheit und heller Farbe erhalten, das in Wasser klar löslich ist und dessen 0, tige Lösungen stark schäumen und eine gute Reinigungskraft aufweisen.
Im biologischen Test inaktiviert die 2%ige Lösung Virusmaterial vom Stamme Columbia SK in der Konzentration 1 : 1000 im Suspensionsversuch bei 180 C und 5 Minuten Einwirkungsdauer vollständig'.
Unter den gleichen Bedingungen ruft unbehandeltes Virusmaterial bei Mäusen als Versuchstieren Paresen hervor und die Tiere gehen im Gefolge davon ein.
Die 0, 5-Zeigen Verdünnungen töten unter den Bedingungen des Suspensionsversuches bei 5 Minuten Einwirkungsdauer bei 18 C grampositive und gramnegative Bakterienarten restlos ab, z. B. Staphylococcus aureus, Bacterium coli, Bacterium pyocyaneum, Bacterium proteus.
Die 0, 5- Zeigen Gebrauchsverdünnungen sind materialschonend und wirken gegenüber Metallgegenständen nicht korrodierend. Auch werden polierte Holzgegenstände, feinere Lacke und Linoleum nicht angegriffen. Die Lösungen sind für die menschliche und tierische Haut gut verträglich.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung eines Desinfektionsmittels aus einer aromatischen Oxysäuie, einem bakterizid wirkenden Stoff und einem Netzmittel, dadurch gekennzeichnet, dass man zur Erzielung von bakterizider und zugleich viruzider Wirkung Dichlorsalicylsäure mit einem Oxybenzol oder dessen Derivaten und Substitutionsprodukten, vorzugsweise mit p-Chlor-m-kresol, und einem grenzflächenaktiven Stoff in wässeriger Lösung mit Alkali oder Aminen, vorzugsweise bei erhöhter Temperatur von beispielsweise 50 C und unter Rühren, so umsetzt, dass die Dichlorsalicylsäure in das Salz übergeführt wird.