DE667234C - Verfahren zur Herstellung von verspinnbaren Faeden und Fasern aus organischen thermoplastischen Massen - Google Patents

Description

• Verfahren zur Herstellung von verspinnbaren Fäden und Fasern aus organischen thermoplastischen Massen Es wurde gefunden, daß man verspinnbare Fäden und Fasern aus organischen thermoplastischen Massen erhält, wenn man in dünnen Folien, Bändern oder Rohren aus diesen Massen durch Strecken ein besonders starkes Richten der Moleküle in der Längsrichtung herbeiführt und darauf durch fortgesetzte mechanische Behandlung, wie Reiben, Bürsten o. dgl., die Folien, Bänder oder Rohre mehrfach spaltet. Dieses Spalten der einseitig gerichteten Folien u. dgl. kann außer durch Reiben oder Bürsten auch durch Drehen, Zwirnen oder mit den in der Hanf-, Flachs- oder Juteindustrie üblichen Maschinen, durch Schlagen mit keilförmigen oder messerähnlichen Hämmern in der Streckrichtung auf einer elastischen Unterlage oder durch Pressen zwischen in der Laufrichtung fein geriffelten oder ähnlich profilierten Walzen erfolgen. Bei einer solchen Behandlung liefern die Stoffe mehr oder weniger lange feine Fasern oder Fäden, die natürlichen Fasern oder auch Stapelfasern ähnlich sind. Das Spalten der Folien u. dgl. geschieht zweckmäßig bei Raumtemperatur oder erniedrigter Temperatur, da bei höheren Temperaturen der stark gerichtete Zustand der Moleküle in den Folien häufig zurückgeht. Als geeignete hochpolymere thermoplastische Massen seien beispielsweise Polyvinylchlorid, nachchloriertes Polyvinylchlorid, Polystyrol, Polyvinylester, Polyacrylverbindungen und deren Homologe, Polyvinylcarbazol oder Mischpolymerisate aus mindestens zwei der genannten Verbindungen, Cellulosederivate uAgl. genannt. Die Herstellung der Folien, Bänder oder Rohre mit einseitig gerichteten Molekülen kann entweder in bekannter Weise durch starkes Strecken beim Walzen erfolgen oder durch Ziehen von Folien, Bändern oder Rohren über geheizte Flächen, z. B. Zylindern, zweckmäßig bei Temperaturen, bei denen die Massen eine hohe elastische Dehnung aufweisen, und starkes Strecken in der Abzugsrichtung. Die so erhaltenen Fasern und Fäden können in gleicher Weise wie natürliche Fasern oder Stapelfasern gezwirnt und dann zu Geweben verarbeitet oder in watteähnliche oder durch Behandeln in der Wärme oder durch Dämpfen in eine wollähnliche Form gebracht werden. Das Verfahren besitzt gegenüber den bekannten Verfahren erhebliche technische Vorteile. So werden z. B. keine Lösungsmittel benötigt, was das Verfahren besonders im Hinblick auf seine leichte technische Ausführbarkeit außerordentlich wirtschaftlich gestaltet. Es ist ferner möglich, auch aus unlöslichen bziv. schwer löslichen, stark temperaturempfindlichen Stoffen, z. B. sehr hochmolekularem Polyvinylchlorid, Fäden herzustellen, was bisher ausgeschlossen war.
• Die erhaltenen Fäden eignen sich zur Herstellung von Geweben der verschiedensten -Art. Sie sind meist völlig wasserfest und beständig gegen den Einfluß von Chemikalien und Bakterien. Klan kann aus ihnen infolgedessen außer Bekleidungsstoffen auch Stoffe oder Getvebe herstellen, die' bei ihrer praktischen Verwendung besonders hohen zerstörenden Einflüssen ausgesetzt sind, beispielsweise Fischnetze, Filtertücher für chemische Betriebe, Säcke zum Versand von Chemikalien, als Zwischenlagen oder Unterlagen von Schläuchen, Bodenbelägen, Dichtungen o. dgl. Beispiel i Eine Folie aus nachchloriertem Polyvinylchlorid von o,04 mm Stärke wird mit einer Geschwindigkeit von o,25 m in der Minute mittels Zubringerwalzen gegen einen auf etwa i35° geheizten Zylinder bewegt und voll einer hinter dem Zylinder befindlichen Trommel, die sich mit einer Umfangsgeschwindigkeit von i 1,5 in in der Minute dreht, aufgewickelt. Dabei wird die Folie um das 45fache der ursprünglichen Länge gereckt, und die Moleküle werden besonders staxk in der Streckrichtung gerichtet. Die gereckte Folie, die etwa o,ooi mm stark ist, wird in etwa 3 mm breite Streifen geschnitten. Ein oder mehrere solcher Streifen werden zwischen zwei Gummiplatten durchgezogen, die bei leichtem Druck senfecht zur _ Richtung der Streifen- aufeinander hin und her gleiten. Durch die hierbei auftretende Reib- und Rollwirkung werden die Streifen in sehr viele Einzelfäden aufgespalten, welche durch eine sich drehende Zylinderbürste noch %"veiter gespalten und parallel geordnet werden können. Die so erhaltenen Fädchen und Fasern ergeben nach dem Spinnen und Zwirnen Fäden von seidigem Glanz und guten mechanischen Eigenschaften, be sonders von hoher Reißfestigkeit.
• ". Die hin und her gleitendem. Gummiplatten können mit Vorteil auch als drehende Zylinder oder endlose. Gummibänder ausgebildet werden, welche sich gleichzeitig mit den zu spaltenden Folien oder Bändern fortbewegen. Beispiel e _Eine Polystyrolfolie, die durch Reckurig in einer Richtung um etwa das -7fache ihre ursprünglichen Länge in der im Beispiel i beschriebenen Weise erhalten wurde und eine Stärke von etwa o,oo6mm besitzt, wird entsprechend Beispiel s zu vielen Einzelfäden gespalten.
• Beispiel 3 Eine Folie der in Beispiel i beschriebenen Art wird zwischen zwei oder mehrere Bürsten gebracht, die aufeinander hin und her bewegt werden. Die Folie wird hierbei zu einem Faserknäuel gespalten. Dieser kann ähnlich wie Zell-volle in bekannter Weise zu Fäden versponnen oder zu Garnen ,und schließlich zu Geweben weiterverarbeitet -werden. Beispiel 4 Einem Bändchen aus nachchloriertem Polyvinylchlorid mit starker einseitiger Richtung der Moleküle entsprechend dem im Beispiel r beschriebenen von etwa o,oo25 mm Stärke wird mittels einer in der Kunstseidenindustrie üblichen Zwirnmaschine ein Drall von etwa IoooUmdrehungen auf i in erteilt und der Drehsinn der Zwirnurigen 3- bis 4mal gewechselt. Das Bändchen wird hierbei in viele Einzelfädchen aufgespalten, die eine wollähnliche Kräuselung zeigen. Durch erneutes Zwirnen mit etwa Zoo Drehungen auf i m erhält man einen fest geschlossenen Faden von seideähnlicheni Glänz.
• In gleicher Weise können auch Folien oder Bändchen aus Polystyrol von geringer Dicke, beispielsweise o,oS mm, und starker einseitiger Richtung der Moleküle verarbeitet werden.
• Beispiel 5 Eine etwa o, o15 mm dicke Folie aus Polyvinylchlorid, das einen hohen P,olymerisationsgrad besitzt, wird bei etwa 125° auf ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Länge gestreckt. Die so erhaltene Folie mit starker einseitiger Richtung der Moleküle wird dann durch Reiben zwischen zwei Gummiplatten zu Fasern aufgespalten.

Claims (1)

1. PA'fE\ TAIQSPIZUCH: Verfahren zur Herstellung von verspirmbaren Fäden und Fasern aus organischen thermoplastischen Massen, dadurch gekennzeichnet, daß in dünnen Folien, Bändern oder Rohren aus diesen Massen durch Strecken ein besonders starkes Richten der- Moleküle herbeigeführt -wird und darauf . durch fortgesetzte mechanische Behandlung, wie Reiben, Bürsten a. dgl., die Folien, Bänder. oder Rohre mehrfach gespalten -werden.