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Verfahren zur Gewinnung von Bienengift Für die Gewinnung des Bienengiftes
sind schon verschiedene Verfahren bekanntgeworden. Langer (Archiv für exp. Path.
u. Pharm. 38 [i897], S. 385) hat, um einigermaßen in Betracht kommende Mengen des
Giftes zu erhalten, den Bienen die Stacheln samt Anhang herausgezupft, getrocknet
und pulverisiert. Aus dem feinen Pulver wurde das Gift durch Wasser herausgelöst.
Auf diese Weise erhielt er indessen nur eine sehr stark verunreinigte wässerige
Lösung, eine gelblichbräunliche Flüssigkeit.
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Zar schnellen Gewinnung größerer Mengen von nicht reinem Bienengift
brachte Flur y (Archiv für exp. Path. u. Pharm. 85 [192o], S. 321) einen Bienenschwarm
in einen großen Perkolator und veranlaßte die Bienen durch Ätherdämpfe zur Abgabe
des Giftes. Die in leichter Narkose befindlichen Tiere wurden ausgepackt und auf
großen Trichtern mit einem Sprühregen von möglichst wenig Wasser berieselt. Die
das Gift enthaltenden Spülflüssigkeiten waren gelblich -gefärbt, etwas ,trüb.
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Für besondere Zwecke waren beide ForsrIuer auch bemüht, reines Gift
zu erhalten. Das von den Bienen durch den Stachel abgesonderte Gifttröpfchen wurde
in einem Wassertropfen aufgefangen (Archiv für exp. Path. 11. Pharm. 38 [1897],
S. 384), -oder die Bienen wurden auf dickes, angefeuchtetes Filtrierpapier gesetzt,
wobei das Papier das beim Stechren austretende Gift aufsog. Das gifthaltige Papier
wurde getrocknet und die mit Darminhalt befleckten Stellen möglichst entfernt (Archiv
für exp. Path. u. Pharm. 38 [18971, S. 385; 85 119201, S. 324).
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Ebenfalls in Wasser wird das Bienengift nach dem von B. F. B e c k
(Bee Venom Therapy, D,. Appleton-Century Company, Inc., London & NieW York,
1935, S. 45, 46) beschriebenen Verfahren aufgefangen. Die Bienen stechen ;nach diesem
Vierfahren in einte tierische Haut, die über ein bis zum Rand mit Wasser gefülltes
Gefäß gespannt und deren Dicke so bemessen ist, daß der Stich durchdringt. Da die
tierische Haut auf dem Wasser aufbiegt, ist sie naß, es kann daher Diffusion eintreten.
In der wässerigen Lösung ist das Bienengift dem schädlichen Einfloß der Verdauungsfermente
ausgesetzt, wobei die Ausbeute an Wirkstoff beeinträchtigt wird.
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Es wurde nun gefunden, daß das Bienengift in reiner, trockener Form
und mit guter Ausbeute gewonnen werden kann, wenn wähnend des Stechens der Biene
durch tierische Häute, deren Dicke so bemessen ist, daß der Stachel leben durchdringt,
und die über ein leeres Gefäß gespannt sind, auf der Rückseite der Stichunterlage
eine Saugwirkung ausgeübt wird. Dabei sammelt sich das Gift auf der der Stichseite
entgegengesetzten Seite und kann nach dem Eintrocknen durch Abschaben jodier auf
andere geeignete Weise gewonnen werden.
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Durch die Anwendung von tierischen Häuten, die auf der Stichseite
rauh sind, erleichter
t man den Bienen das Stechen, da ein Abgleiten
des Stachels verhindert wird. Der Stechapparat und der Kot bleiben auf der Stichseite
zurück. Von der der Stichseite ent= gegengesetzten glatter Seite der Haut lassen
sich die eingetrockneten Gifttr:öpfclien,welch e sich beim Stechen ,aus dem Stachel
abscheiden und die an der Haut haften, leicht abtrennen. Die Dicke der tierischen
Haut soll derart gewählt werden, daß die Biene diese beim Stechen durchdringen kann.
Durch die Saugwirkung unter der Stichhaut wird die Ausbeute erhöht, indem eine vollständigere
Isntleerung der Giftdrüsen erzielt wird.
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Zur Gewinnung des Bienengiftes nach dem vorliegenden Verfahren wird
beispielsweise wie folgt vorgegangen: Die Bienen werden mit eiiier Pinzette gefaßt
und auf die rauhe Fläche der tierischen Haut gesetzt, welche aus gegerbtem Spaltleder,
Ziege vder Schaf, besteht und eine durchschnittliche Dicke von etwa 1"-i mm hat.
Durch gelindes Zusammendrücken der Pinzette reizt man die Bienen zum Stechen. Der
Stachel durchdringt die Haut und bleibt stecken. Die Biene reißt sich los und verliert
den Stechapparat. Auch nach der Trennung arbeitet die Muskulatur des Stachels weiter
und pumpt Gift aus der Giftbläs#C ,auf die Unterseite der Haut. Zur Unberstütz«,ng
des Stachels wird 'unter der >daut eine Saugwirkung ausgeübt. Es gelingt lädurch,einen
großen Teil des sonst in der Giftblase zurückbleibenden Teils des Giftes zu gewinnen.
Aus iooo Bienen erhält man etwa 0,07 g trock-enies Gift. Das an der unteren
glatten Seite der Haut eingetrocknete Bieneaigift- wird abgeschabt. Durch Auflösen
in Wasser, Abtrennen von etwa mitabgeschabten Stachelspitzen durch Filtrieren -und
Ausfällen mit Alkohol in bekannter Weise (Archiv für exp. Path. u. Pharm. 85 [192o],
S. 322, unten) kann das Gift völlig gereinigt werden.