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Desinfektionsmittel Die Erfindung betrifft ein fluorhaltiges Desinfektionsmittel,
welches aus einer vorzugsweise in Form von Lösungen, aber auch in einulgierter oder
in fester Form vorliegenden Azoverbindung oder deren Salzen besteht.
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Es wurde nämlich gefunden, daß man eine neue Reihe von Desinfektionsmitteln
erhält, wenn man von den sogenannten Aminophenylfluoroformen ausgeht. Über die Herstellung
dieser Körperklasse s. Beilstein (19a9), Bd. XII S. 87o.
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Beim Diazotieren dieser Verbindung, welche der Formel C F3(i) # C8
H4 # N H2(3) entspricht, bildet sich in an sich bekannter Weise die entsprechende
Diazoverbind'ung von der Formel CF3(i) # C,H4 # N -N # C1(3), die man dann in an
sich naheliegender Weise mit m-Plienylendiamin NH2(2)#C,H4#NH2(4) kuppelt. Die dabei
entstehende Azoverbindung, das m-Trifluormethylphenylazo-m-phenylendiamin, ist die
einfachste Verbindung dieser Reihe und entspricht der Formel
Es wurde nun gefunden, daß diese Vertreter der neuen Klasse von Azoverbindu,n.gen
besonders hervorragende desinfizierende, sterilisierende, antiseptische und[oder
pilzzerstörende Wirkungen besitzen. Als ganz besonders wirksam in dieser Hinsicht
erweisen sich die neuen Verbindungen, wenn man sie in geeigneten Lösungsmitteln
auflöst und die betreffenden Lösungen mit den Mikroorganismen o. dgl. (Bakterien,
Protozoen,. Keimen, Pilzen usw.) in Berührung bringt. Auch in Form feiner Teilchen
kann man die neuen Stoffe vorteilhaft zum Zwecke der Abtötung von Keimen und zur
Desinfektion verwenden.
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Die an sich naheliegende Herstellung dieser Verbindungen soll im folgenden
'an Hand einer Reihe von Ausrüstungsbeispielen näher erläutert werden, in denen
die Zahlenangaben Gewichtsteile bedeuten. Herstellung der Azoverbindungen Beispiel
i Man löst 197,5 Teile salzsaures m-Aminotrifluormethylbenzol in zooo Teilen Wasser
und fügt 15o Teile konzentrierte Salzsäure (37 bis 380/, H Cl) hinzu. Die
erhaltene Lösung kühlt man in Eis auf eine Temperatur
von etwa 5
bis 6° ab und diazotiert das Amin mit einer Lösung von 69 Teilen Natriumnitrit
in 40o Teilen Wasser. Dann gießt man die Diazolösung in eine gekühlte Lösung von
io8 Teilen m-Phenylendiamin in 25o Teilen konzentrierter Salzsäure und 3ooo Teilen
Wasser. Zu der erhaltenen Lösung fügt man langsam eine gesättigte Lösung von Natriumacetat,
und zwar so lange, bis die starke Reaktion der Salzsäure gegen Kongorot (Colour-Index
370) in die schwache Reaktion der Essigsäure übergegangen ist. Im vorliegenden
Falle waren hierzu etwa Soo Teile Natriumacetatlösung erforderlich. Man erhält so
eine dunkelrote, gelatinöse Masse, die man auf eine Temperatur von etwa 40° C erwärmt
und mit io°/oiger Natronlauge neutralisiert. Es entsteht dabei ein Produkt, das
sich in nadelähnlichen, gelben Kristallen abscheidet und der Formel C F3 # Ca H4
# N'= N #'C, H, (N H2)2 entspricht. Man filtriert dies Produkt (m-Trifluormethylphenylazo-m-phenylendiamin)
ab, wäscht es mit Wasser und trocknet. Nach dem Umkristallisieren aus Äthylalkohol
besaß es einen Schmelzpunkt von 12,2, bis i23°. In organischen Lösungsmitteln, z.
B. Aceton, Äthylalkohol, Benzol und Äther ist es leicht löslich.; auch in starken
organischen Säuren, z. B. Essigsäure und Milchsäure, löst es sich. Ohne weiteres
löst es sich auch. in fetten Ölen, z. B. Oliven- und Palmöl sowie in Mineralölen,'z.
B. den verschiedenen Fraktionen von der Erdöldestillation. In Wasser ist es nur
wenig löslich.
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Die neue Azoverbindung enthält Aminogruppen und bildet daher mit Säuren
ohne weiteres Salze, z. B. das Hydrobromid, das Hydrochlorid, das Sulfat, das Nitrat
und das Phosphat. In Form dieser Salze ist die Verhindung in Wasser sehr leicht
löslich. Das salzsaure Salz ist auch in Äthylalkohol und Aceton löslich, dagegen
in Äthyläther' und Benzol unlöslich. Anstatt die Komponenten der Azoverbindung,
wie vorstehend beschrieben, in saurer Lösung miteinander zu kuppeln, kann man die
Umsetzung auch in alkalischer oder praktisch neutraler Lösung -vornehmen, wie z.
B. in Gegenwart von Carbonaten bder Bicarbonaten der Alkalien, wie sich für den
Fachmann ohne weiteres ergibt. Beispiel e Man stellt eine Lösung von diazotiertem
m-Aminotrifluormethylbenzol in der in Beispiel i beschriebenen Weise her und fügt
dieselbe zu einer gekühlten Lösung von 122 Teilen m-Toluylendiamin in 25o Teilen
37°/oiger Salzsäure und 3ooo Teilen Wasser. Zu der entstandenen Lösung wird zwecks
Vervollständigung der Kupplung, wie in Beispiel i beschrieben, Natriumacetat hinzugegeben.
Die entstandene rote, gelatinöse Masse neutralisiert man bei etwa 40 bis 45° mit
verdünnter Sodalösung - auch Natronlauge kann mit Erfolg Verwendung finden -, um
die neuen Azoverbindungen als freie Base auszufüllen. Die neue Verbindung (m-Trifluormethylphenylazo-m-toluylendiamin)
besitzt die Formel
Sie schmilzt bei 137 bis i38°, ist ebenso wie das Produkt von Beispiel i
in organischen Lösungsmitteln einschließlich Ölen sehr leicht löslich und färbt
Benzin und Motorbenzol gelb bis orangefarben. In Wasser ist sie nur wenig löslich.
Die Verbindung enthält Aminogruppen und bildet daher mit Säuren ohne weiteres Salze,
z. B. das Hydrobromid, das Hydrochlorid, das Sulfat, das Nitrat und das Phosphat.
In Form dieser Salze ist die Verbindung in Wasser sehr leicht löslich. Das salzsaure
Salz ist auch in Äthylalkohol und Aceton löslich, dagegen in Äthyläth.er und Benzol
unlöslich. Die Kupplung kann auch, wie in Beispiel i beschrieben, in alkalischer
oder praktisch neutraler Lösung vorgenommen werden.
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Das m-Phenylendiamin kann noch andere Alkylsubstituenten im Benzolkern
enthalten. Von derartigen Verbindungen seien erwähnt: i-Äthyl-2, 4-diaminobenzol,
i-Propyl-2, 4-diaminobenzol, i-Isopropyl-2, 4-diaminobenzol, i-Butyl-2, 4-diaminobenzol,
i-Isobutyl-2, 4-diaminobenzol, i-Sek. Butyl-2, 4-diaminobenzol, i-Amyl-2, 4-diaminobenzol,
i-Isoamyl-2, 4-diaminobenzol, i-Hexyl-2, 4-diaminobenzol, i-Heptyl-2, 4-diaminobenzol,
i-Lauryl-2, 4-diaminobenzol, i-Palmityl-2, 4-diaminobenzol, i - Stearyl -:2, 4 -
diaminobenzol, i - Mellis- . syl-2, 4-diaminobenzol, i-Methyl-3, 5-diaminobenzol,
i-Methyl-2, 6-diaminobenzol, 1, 3-Dimethyl-2, 4 - diaminobenzol, 1, 4-Dimethyl-3,
5 -diaminobenzol, i, 2- Dimethyl - 3, 5 - diaminobenzol und 1, 2, 4-Trimethyl -
3, 5 - diaminobenzol. Beispiel 3 Man stellt eine Lösung von diazotiertem m-Aninotrifluormethylbenzol
in der in Beispiel i beschriebenen Weise her und fügt dieselbe zu einer gekühlten
Lösung von 138 Teilen 2, 4-Diaminoanisol in 25o Teilen konzentrierter Salzsäure
und 5öoo Teilen Wasser. Die Kupplung und Abscheidung des neuen Azolcörpers erfolgt
in der in Beispiel i und 2
beschriebenen Weise. Das erhaltene Produkt
ist m-Trifluo,rmethylphenylazo-2, 4-diaminoanisol von der Formel
Nach dem Umkristallisieren aus Äthylalkohol besaß es einen Schmelzpunkt von 141
bis i42'. In Wasser ist es nur wenig, dagegen in organischen Lösungsmitteln leicht
löslich. Die neue Azoverbindung bildet mit Säuren ohne weiteres Salze, z. B. das
Hydrobromid, das Hydrochlorid, das Sulfat, das Nitrat und das Phosphat. Diese Salze
sind in Wasser sehr leicht löslich. Das salzsaure Salz ist auch in Äthylalkohol
und Aceton löslich, dagegen in Äthyläther und Benzol unlöslich. Es stellt ein rot
gefärbtes Produkt dar. Die Kupplung kann auch, wie in Beispiel i beschrieben, in
alkalischer oder praktisch neutraler Lösung vorgenommen werden.
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Ähnliche Produkte erhält man durch Kuppeln des dianotierten m-Aminotrifluonnethylbenzols
mit anderen alkoxysubstituierten m-Phenylendiaminen. Als Vertreter derartiger Verbindungen
seien erwähnt: i-Äthaxy-2, 4-diaminobenzol, i-Propyloxy-2, 4-diaminobenzol, .z-Isopropyloxy-2,
4-diaminobenzol, i-Butyloxy-2, 4-diaminobenzol, i-Isobutyloxy - 2, 4 - diaininobenzol,
i - Sek. Butyloxy-2, 4-diaminobenzol, i-Amyloxy-2, 4-diaminobenZol, i - Isoamyloxy
- 2, 4 - diaminobenzol, i-Iiexyloxy-:2,4-diaminobenzol, i-Heptyloxy- 2, ,I-.diamiiiobenzol,
i -Lauryloxy- 2, 4.-diaminobenzol, i - Palmityloxy - 2, 4 - diaminobenzol, i - Stearyloxy
- 2, 4 - diaminobenzol, i-Mellissyloxy-2, 4-diaminolaenzol, i-Methoxy - 3, 5 - diaminobenzol,
i-Methoxy -2, 6- diaminobenzol, i, 3-Dimethoxy-2, 4-diaminobenzol, i, 4-Dimethoxy-3,
5-diaminobenzol, i, 2-Dimethoxy-3, 5-diaminobenzol und i, 2, 4-TrimethOxy-3, 5-diaminobenzol.
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In manchen Fällen kann man die m-Diamine mit Erfolg durch die o-Diamine
ersetzen. Das Trifluormethylradikal (die Fluoroformgruppe) kann in manchen Fällen
je nach Wunsch in p- oder o-Stellung zur Aminogruppe im Benzolkern stehen. Die Erfindung
ist nicht auf die in den vorstehenden Ausführungsbeispielen besonders genannten
Verbindungen beschränkt. Befriedigende Ergebnisse lassen sich auch mit Alkylalkoxy-m-phenylendiaminen
erhalten, wie z. B. mit i-Methoxy-3-methyl-2, 4-diaminobenzol, i-Methyl-3-methoxy-2,
4-diaminobenzol, i-Methoxy-4, 5-dimethy 1-2, 6-diaminobenzol, i-Methyl-3, 5-diinethoxy-2,
4-diaminobenzol. Herstellung der Desinfektionslösungen Beispiel 4 Man löst das nach
Beispiel i hergestellte m-Trifluo@rmethylphenylazo-m-phenylendiamin in Alkohol,
säuert die Lösung mit konzentrierter Salzsäure bis zur schwach sauren Reaktion gegen
Kongorot an und verdampft den Alkohol, um das salzsaure Salz der Aminoverbindung
zu isolieren. Die abgetrennte Substanz, welche keinen Schmelzpunkt besaß, wurde
in Wasser im Verhältnis f :350o gelöst. Behandlung einer Kultur von Staphylococcus
aureus mit dieser Lösung führte zur Abtötung der Mikroorganismen. Beispiel 5 Man
löst m - Trifluormethylphenylazom-phenylendiamin in Alkohol und säuert mit trockenem
Chlorwasserstoffgas bis zur schwach sauren Reaktion gegen Kongorot an. Dann versetzt
man die alkoholische Lösung mit Äther bis zum Ausfallen des salzsauren Salzes der
Azoverbindung und trennt den Niederschlag, der keinen Schmelzpunkt besitzt, von
dem Alkohol-Äther-Gemisch. Man löst das salzsaure Salz in destilliertem Wasser im
Verhältnis i : 35oo. Die Untersuchung einer Kultur von Bazillus coli nach der Behandlung
mit dieser Lösung- ergab, daß der Bazillus abgetötet war. Beispiel 6 Reisbrei wurde
durch Vermahlen mit o,2 °/o m-Trifluormethylphenylazo-m-phenylendiamin versetzt
und dann finit einer Kultur von Fomes. annosus geimpft: Der Pilz vermochte sich
auf diesem Nährboden nicht zu entwickeln, während er auf einem entsprechenden Nährboden
ohne Zusatz der Azov erbindung reichlich gedieh.
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Beispiel 7 Reisbrei wurde durch Vermahlen mit 0,2 °/o m-Trifluormethylpheny
lazo-m-phenylendiamin versetzt und dann mit einer Kultur von Aspergillus niger geimpft.
Der Pilz vermochte sich auf diesem Nährboden nicht zu entwickeln, während er auf
einem entsprechenden Nährboden olnie Zusatz der Azoverbindung reichlich gedieh.
Beispiel 8 Reisbrei wurde in 2 Teile geteilt, von denen der eine durch Vermahlen
mit o,2 % 1n-Triflüorinethylphenylazo-n-phenylendiamin versetzt wurde. Beide
Teile wurden dann mit Ceratostomella tilifera geimpft. Der Pilz vermochte sich auf
dem die Azoverbindung enthaltenden Nährboden nicht zu entwickeln, während er auf
dem anderen Teil reichlich gedieh.
Beispiel Reisbrei wurde durch
Vermahlen mit o,2 °/om-Trifluormethylphenylazo-m-phenylendiamin versetzt und dann
mit einer Kultur von Rhizopus nigricans geimpft. Der Pilz vermochte sich auf diesem
Nährboden nicht zu entwickeln, während er auf einem nicht behandelten Nährboden
reichlich gedieh.
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Beispiel io r Eine Kultur von Streptococcus aureus wurde bei der Behandlung
mit einer wäßrigen Lösung von salzsaurem m-Trifluormethylphenylazo-m-phenylendiamin
(i : ioooo) innerhalb 30 Minuten abgetötet.
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Beispiel ii Salzsaures m-Trifluormethylphenylazom-phenylendiamin wurde
in Wasser im Verhältnis 1 :15000 gelöst und eine Kultur von Pneumococcus
mit dieser Lösung behandelt. Die Mikroorganismen wurden sofort abgetötet. Beispiel
12 Eine wäßrige Lösung von salzsaurem m-Trifluormethylphenylazo-m-phenylendiamin
(1:15000) tötete eine Kultur von Streptococcus scarlatinae unmittelbar ab.
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Beispiel 13 Eine wäßrige Lösung von salzsaurem m-Trifluoi-nethylphenylazo-m-phenylendiamin
(i : ioooo) tötete Typhusbazillen sofort ab. Eine Lösung von i Teil derselben Azoverbindung
in i5 ooo Teilen Wasser tötete diese Mikroorganismen innerhalb i5 Minuten ab. Beispiel
14 Man mischt io Teile m-Trifluormethylphenylazo-m-phenylendiamin mit 15 Teilen
Milchsäure und erhitzt so lange gelinde auf einem siedenden Wasserbad, bis die Mischung
eine dunkelrote Lösung darstellt. Diese das milchsaure Salz der Azoverbindung und
einen kleinen Überschuß an Milchsäure enthaltende Zubereitung erwies sich als ein
wertvolles Desinfektions- und Pilzzerstörungsmittel. Es wurde festgestellt, daß
sich die Lösung mit Wasser oder organischen Lösungsmitteln, z. B. Alkohol, Aceton
u. dgl., auf jede passende Stärke verdünnen läßt. Auch in verdünntem Zustand erwies
sich die Lösung als wertvolles Desinfektions- und Pilzzerstörungsmittel. Noch beim
Behandeln mit einer durch Verdünnen von i Teil der ursprünglichen Milchsäurelösung
mit aooo Teilen Wasser hergestellten Lösung wurde Staphylococcus aureus innerhalb
5 Minuten zerstört.
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h
,= Beispiel 15 Es wurde gefunden, daß Lösungen von m-Trifluormethylpheny
lazo-m-phenylendiamin in Aceton oder Alkohol in einer Konzentration von 1
'500 wertvolle Mittel zur örtlichen Sterilisation vor Operationen darstellen.
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. Beispiel 16 Baumwollgewebe, das unter gewöhnlichen Umständen durch
Schimmel leiden und unansehnlich werden könnte, wurde mit @m-Trifluormethylphenylazo-m-phenylendiamin
angefärbt. Die Mikroorganismen vermochten sich nicht darauf zu- entwickeln.
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Beispiel 17 Es wurden Lederproben mit m-Trifluormethylphenylazo-m-phenylendiamin
behandelt, die mit den Pilzen und Bakterien geimpft waren, die man als Grund des
Lederzerfalls erkannt hat, und in sterilen Behältern gelagert. Es stellte sich heraus,
daß die Mikroorganismen sich auf dem behandelten Leder nicht zu entwickeln vermochten,
während die unter ähnlichen Bedingungen gelagerten unbehandelten Vergleichsmuster
erheblich angegriffen wurden.
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Gegebenenfalls kann man die Stoffe (und zwar die freien Basen, Salze
und deren Lösungen) auch in Form von Pulvern, Pasten, Salben, Emulsionen oder in
anderer geeigneter Form zubereiten und zur Tötung von Bakterien oder Pilzen verwenden.
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Auch die Salze der Azoverbindungen mit Schwefelsäure, Phosphorsäure,
Bromwasserstoffsäure und Essigsäure lassen sich besonders leicht herstellen und
liefern wirksame und brauchbare wäßrige Lösungen.