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Verfahren zur,Gestaltung des Warenbildes von cellul.osehaltigen Geweben
durch Herstellung von Musterungen Es ist bekannt, Gewebe und ähnliche textile Gebilde
aus pflanzlichen Fasern, wie Baumwolle und Leinen, derart mit Musterungen zu versehen,
daß ein schrumpfend wirkendes Mittel auf dem Wege des Reservedruckes oder des direkten
Aufdruckes nur örtlich zur Einwirkung auf dieses Gewebe gebracht -wird. Durch das
so hervorgerufene Schrumpfen einzelner Gewebeteile entstehen Oberflächenverzierungen,
die j e nach Größe und Art des aufgedruckten Musters kreppartig oder beulenförmig
in Erscheinung treten.
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Es ist weiterhin bekannt, Musterungen auf cellulosehaltigen Textilien
durch örtliche Behandlung mit pergamentier end wirkenden Quellungsmitteln zu erhalten.
Auch diese Oberflächenverzierungen können auf dem Wege des Reservedruckes und des
direkten Aufdrucks erhalten werden.
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Es wurde nun gefunden, daß überraschende neue und wertvolle Ergebnisse
erhalten werden, wenn die an erster Stelle beschriebene örtliche Einwirkung schrumpfend
wirkender Mittel auf Geweben erfolgt, die bereits Oberflächenverzierungen von der
an zweiter Stelle beschriebenen Art aufweisen. Man drückt beispielsweise nach dem
aus der britischen Patentschrift 439 749 bekannten Verfahren mit Cellulose verdickte
und Formaldehyd enthaltende Calciumrhodanidlösung örtlich auf ein Baumwollgewebe,
entwickelt, wäscht und trocknet unter Spannung. Man erhält so ein Gewebe, das ein
durchscheinendes (pergamentiertes) Muster auf unverändertem Grund enthält. Bedruckt
man nun das so behandelte Gewebe mit einer Reserve und behandelt es darauf mit Natronlauge
in ungespanntem Zustand, so erhält man die gewünschte, neuartige Doppelmusterung.
Es ist hierbei wichtig, daß die beiden mittels Rhodanids und Natronlauge erzielten
Musterungen sich nur teilweise überdecken. Würden sich nämlich die beiden Musterungen
überhaupt nicht überdecken, so entstände eine Oberflächenverzierung, die sich nur
aus der Summe der sich gegenseitig nicht beeinflussenden einzelnen Muster zusammensetzt.
Ordnet man die Muster jedoch so an, daß das durch Aufdruck von Natronlauge im zweiten
Arbeitsgang hervorgebrachte Muster sich über die durchscheinenden
Muster
und unbehandelten Gewebestellen erstreckt, so erhält -man die neuen Wirkungen.-
Dies kann in einfacher Weise z. B. so geschehen, daß über ein beliebigeädurchscheinendes
Muster verdickte . Natröij@;: lauge in Form von regelmäßigen, nahe bsi=: einander
liegenden Streifen, Punkten, Recfii= . ecken oder ähnlichen einfachen Zeichnungen
gedruckt oder eine entsprechende Wirkung auf dem Wege des Reservedrucks hervorgebracht
wird. Unter Anwendung besonderer Vorsichtsmaßnahmen können auch die beiden sich
lviederholenden Muster so abgestimmt sein, daß sie bei jeder Wiederholung dieselbe
Stellung zueinander einnehmen.
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Das erfindungsgemäße teilweise Übereinanderfallen der mit pergamentfierenden
und schrumpfenden Mitteln hergestellten Muster hat Wirkungen in verschiedener Richtung.
Einerseits widerstehen die bereits durchscheinenden Stellen des Gewebes der Wirkung
des Schrumpfmittels insofern, als sie sich kaum merklich zusammenziehen, während
die unbehandelten Gewebestellen, sofern sie der Wirkung des Schrumpfmittels ausgesetzt
werden, um i o °/o und mehr schrumpfen können. Anderseits bewirkt das Schrumpfmittel
an den durchscheinenden Stellen eine leichte Vertiefung der Transparenzwirkung und
gegebenenfalls eine verstärkte Versteifung, während an den nicht durchscheinenden
Gewebestellen die mit dem Schrumpfmittel behandelten Gewebeteile dichter erscheinen
und daher weniger durchsichtig sind. Es entstehen also dadurch, daß sich die durch
das Schrumpfmittel bewirkt;. Musterung dem Auge erkennbar durch das ganze Gewebe
hindurch fortsetzt, in den, durchscheinenden Stellen jedoch eine andere Eigenart
besitzt als in den nicht durchscheinenden Stellen, neue und reizvolle Oberflächenverzierungen.
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Besonders ausgeprägte Wirkungen erhält man, wenn man die so behandelten
Gewebe färbt. Durch die Pergamentierungs- und Schrumpfungsbehandlung erhält die
pflanzliche Faser nämlich veränderte färberische Eigenschaften, meist im Sinne einer
Steigerung der Farbstoffaffinität. Man erhält infolgedessen mit dem gleichen Farbstoff
gegebenenfalls Färbungen in vierfacher Abstufung, indem sich die nicht behandelten,
die durchscheinenden, die geschrumpften und schließlich noch die mit Pergamentierungsmittel
und Schrumpfungsmittel zugleich behandelten Teile verschieden färben können.
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Es ist klar, daß sich erfindungsgemäC die verschiedensten Transparentmuster
mit den verschiedensten, durch Schrumpfen hervorgebrachten Musterungen vereinigen
lassen. Sofern sich diese Muster gegenseitig teilweise überdecken, enfstehen Oberflächenverzierungen
der .geschilderten Art. In allen Fällen werden die nicht geschrumpften Teile des
Gewebes kreppartige oder beulenförmige ErlAungen und Ausbuchtungen bilden, die ge-'schrumpften
Teile ein dichteres Aussehen ,.zeigen und so zur Entstehung mannigfaltiger -optischer
Kontraste neben der wellenartigen Wölbung der Oberfläche Anlaß geben.
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Ausführungsbeispiele i. Ein Baumwollmusselingewebe, inercerisiert
und gebleicht, wird mit einer Gummireserve bedruckt, darauf durch Schwefelsäure
von 55° Be und io° C während etwa 7 Sekunden hindurchgeführt, dann kalt ausge,#vaschen
und unter Spannung getrocknet. Das so behandelte Gewebe wird nun mit einer weiteren
Gummireserve bedruckt, die ein vom ersten Muster verschiedenes, mit diesem teilweise
zusammenfallendes Muster darstellt. Darauf behandelt man das Gewebe mit Natronlauge
von Mercerisierstärke ohne Spannung, über= läßt es einige Minuten sich selbst und
wäscht heiß aus. Nach dem üblichen Absäuern und Auswaschen wird das Gewebe unter
möglichst geringer Spannung getrocknet. Man erhält so ein Gewebe, das ein durchscheinendes
Muster auf nicht 'durchscheinendem Grunde (oder umgekehrt) enthält und in dem die
nicht durchscheinenden und nicht geschrumpften Stellen einerseits und die durchscheinenden
Stellen anderseits in verschiedener Weise beulen- und wellenförmige Erhebungen bilden.
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2. Ein mercerisiertes und gebleichtes Baumwollmusselingewebe wird
nach dem aus der britischen Patentschrift 439 749 bekannten Verfahren mit einer
Paste bedruckt, die 710 g Calciumrhodanid, io6 g Wasser, 22 g Viscoseseidenabfälle
und 162, g technische Forrnaldehy dlösung enthält, bei etwa ioo° C getrocknet, durch
eine auf i2o' C erhitzte konzentrierte Chlorcalciulnlösungwährend 15 Sekunden hindurchgeführt,
ausgewaschen und unter Spannung getrocknet. Hierauf wird wie bei Beispiel i eine
Gummireserve aufgedruckt, mit Natronlauge von Mercerisierstärke behandelt, ausgewaschen
und fertiggestellt. Man erhält eine ähnliche Oberflächenverzierung wie nach Beispiel
i.
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3. Entsprechend der aus der französischen Patentschrift 794
036 bekannten Anweisung bedruckt man ein mercerisiertes ungebleichtes Baumwollmusselingewebe
mit einer Masse, die aus 69 Teilen Zinkchlorid, 31 Teilen Wasser und 2,1 Teilen
Viscoseseidenabfällen zusammengesetzt ist. Nach dem Trocknen bei etwa ioo° C wird
das Gewebe ausgewaschen und unter Spannung getrocknet. Man druckt darauf finit einer
aus etwa 32° Be starker Natronlauge durch Verdicken mit Britisch Gummi hergestellten
Druckpaste ein
nur teilweise mit dem ersten Muster zusammenfallendes
Muster auf, läßt das Gewebe 3 bis io Minuten lose liegen und stellt das Gewebe in
der in Beispiel i angegebenen Weise fertig.
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Weitere Beispiele lassen sich aus den vorangehenden so herleiten,
daß die Pergamentierungsbehandlung des einen mit der Schrumpfbehandlung des anderen
in beliebiger Weise -gepaart wird.