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Verfahren zur Formgebung von Glashohlkörpern Die Erfindung bezieht
sich auf ein Verfahren zur Formgebung von Hohlkörpern aus Glas und eine hierfür
geeignete Vorrichtung und dient insbesondere zur Herstellung derartiger Hohlkörper
von großen Durchmessern und hohen Wandstärken.
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Solche Hohlkörper, beispielsweise Röhren, Zylinder u. dgl., wurden
bisher vorzugsweise nach Verfahren geformt, welchen das Merkmal gemeinsam war, daß
die Bildung des Formlings an allen Punkten seines Umfanges im gleichen Zeitraum
erfolgte, daß also der ganze Umfang des Körpers gleichzeitig entstand, sei es in
der Weise, daß die Formlinge mittels der Glasmacherpfeife angefangen und von hier
unter gleichzeitigem Blasen von Hand abgezogen wurden, sei: .es in mehr oder weniger
maschineller Weise ebenfalls durch Abziehen des 'noch bildsamen Glases von einem
runden Pfeifenkörper, beispielsweise nach den als Donner- oder 1'hillips-Verfahren
bekannten Verfahrnen.
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Auch bei den außerdem noch angewendeten Verfahren des Einblasens der
Glasmassie in eine Farm sowie dem Pressen solcher Hohlkörper in Formen erfolgt eine
gleichzeitige 1-lerstellung des Gesamtumfanges des Formlings.
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Es bedarf keiner weiteren Erläuterung, um darzulegen, daß bei derartigen
Form-, )ungsverf, , cre' ahren nur Hohlkörper von geringen Abmessungen sowohl hinsichtlich
des Durchmessers wie der Wandstärke hergestellt werden können; die hierbei vorhandenen
Möglichkeiten werden noch weiter eingeschränkt durch die Tatsache, daß mit steigendem
Durchmesser die noch erzielbaren Wandstärken abnehmen, während es in der Regel im
Gegenteil erwünscht ist, Formlingen; von größerem Durchmesser auch größere Wandstärken
zu geben.
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Es ist auch ein Verfahren bekanntgeworden. bei welchem abweichend
von den bisher erläuterten Verfahren der Aufbau von Glashohlkörpern in Richtung
von unten nach oben erfolgt, indem das flüssige Glas in den Formspalt einer sich
drehenden Form eingegossen wird. Hierbei findet ein gegenläufig zu der Form sich
drehender Formkern Verwendung, der vorzugsweise auf seinem Umfang mit Wirbelwindungen
versehen und außerdem während des Formgebungsvorgangs verdickbar ist. Durch diesen
soll das Glas gegen die Wandung der Form gepreßt und so in die endgültige Form gebracht
werden, wobei ein ständiges Durcheinandermischen des bereits im Formspalt befindlichen
Glases mit dem neu hinzukommenden zwischen den sich zueinander bewegenden. Wandungen
des Formspaltes erfolgt. Dieses Verfahren erfordert außerdem eine ziemlich umständliche
Vorrichtung und hat sich offenbar, <2a es zufricdenstellende Erfolge nicht ergab,
nicht einführen können.
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Das Verfahren nach der Erfindung, bei welchem ebenfalls der Aufbau
des Formlings in einem Formspalt von unten nach oben erfolgt, weist demgegenüber
wesentliche \'orteile,
insbesondere den außerordentlicher Einfachheit
und den der Möglichkeit, ohne praktische Begrenzung hinsichtlich der Größenabmessungen
und `Vandstärken Körper von vollkommener Gleichförmigkeit und Spannungsfreiheit
zu erzeugen, auf, ferner den, daß seine Anwendung nicht auf die Herstellung von
Hohlkörpern kreisförmiger Querschnitte beschränkt ist, sondern auch solche beliebiger
anders gestalteter, im wesentlichen geschlossener Querschnitte hergestellt werden
können. Solche Körper können ihrerseits wieder als Vorformlinge für die Herstellung
zahlreicher offener Formen, die in großen Abmessungen und Wandstärken nach bekannten
Verfahren nicht herstellbar waren, dienen. Auch ermöglicht es das neue Verfahren,
beispielsweise schichtweise verschiedene Färbungen des Körpers unter scharfer Abgrenzung
der Schichten gegeneinander zu erzeugen.
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Das neue Verfahren wird in seiner grundsätzlichen Ausführungsform
so durchgeführt, daß in einen aus einem Formmantel und einem fest innerhalb desselben
liegenden Formkern, welche sich also im Ruhezustand zueinander befinden, gebildeten
Formspalt, der sich zu einem Zulauf für das geschmalzene Glas bewegt, das Glas in
Form eines endlosen Bandes fortlaufend so eingetragen wird, daß es sich laufend
auf die bereits im Formspalt befindliche und im Ruhezustand verbleibende Glasmasse
auflegt, um sich mit der jeweils obersten, noch in genügend flüssigem Zustand befindlichen
Schicht derselben in der Form vollkommen zu verbinden. Hierbei wird durch die verhältnismäßig
dünne Glasschicht, die bei jedem Durchgang eines Punktes des Formspaltes an dem
Zulauf aufgetragen wird, das Entstehen von Blasen in dem Formling auch bei großen
Wandstärken desselben zuverlässig verhindert, ebenso auch, insbesondere wenn durch
Anordnung von an sich bekannten, zusätzlichen Beheizungs-, etwa auch Kühlvorrichtungen
für eine entsprechende Regelung der Temperatur der Form gesorgt wird, das Auftreten
von Spannungen.
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Bei der betriebsmäßigen Durchführung des neuen Verfahrens -wird entweder
eine sich an dem Glasstrom vorbeibewegende Form oder eine feststehende Form und
im Zusammenhang hiermit eine enfsprechend bewegte Ausflußöffnung des Glasbehälters
verwendet.
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Von demvorstehendgekennzeichneten Grundgedanken ausgehend ergibt das
neue Verfahren'vielseitige Ausführungsmöglichkeiten.
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Außer der, die mit einem mittigen Kern versehene Form sich drehen
zu lassen und in ihr den Hohlkörper in Richtung von unten nach oben durch den zulaufenden,
sich bei der Drehung der Form immer wieder auf die oberste bereits in dieser befindliche
Schicht auflegenden und mit dieser verbindenden Glasstrom aufzubauen, kann man unter
der Voraussetzung entsprechend langsamer Drehgeschwindigkeit den Aufbau des Körpers
auch in der Umfangsrichtung vornehmen. Hierbei ist man jedoch hinsichtlich der senkrechten
Abmessungen des Formlings beschränkt. Nacheiner anderen Ausführungsform des Verfahrens
kann man auch beispielsweise bei der Herstellung starkwandiger Ringe den Formling
schichtweise in strahlenförmiger Richtung durch Eintragen der Glasmasse in das Innere
der Form, die in diesem Falle an ihrem oberen Umfang, soweit es der endgültigen
Wandstärke des Ringes entspricht, geschlossen und statt dessen seitlich geöffnet
ist, unter 3lihvirkung der Fliehkraft aufbauen.
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Ein besonderer Vorteil des neuen Verfahrens ist der oben schon erwähnte,
daß seine Anwendung nicht auf die Herstellung regelrechter Drehkörper beschränkt
ist, sondern sich auch anders gestaltete Körper, vorzugsweise allerdings solche
mit geschlossenem Umfang, in dieser Weise herstellen lassen, wobei sich lediglich
unter Umständen die Notwendigkeit ergibt, bei feststehendem Zulauf die Bewegung
der Form, bei feststehender Form die Fortbewegung des Auslaufs nach einer entsprechenden
Kurve verlaufen zu lassen.
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Ferner kann man natürlich auch die nach dem neuen Verfahren hergestellten
Hohlkörper weiterverarbeiten, beispielsweise in abgekühltem Zustand zerschneiden
und hieraus Rinnen, Platten o. dgl. herstellen.
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Die zur Durchführung des neuen Verfahrens dienende Vorrichtung ist
zwecks Anpassung an die_ einzelnen oben aufgezählten Möglichkeiten verschieden ausgebildet..
Eine zur Ausführung des Verfahrens in seiner zur Zeit wichtigsten Ausführungsform,
nämlich des Aufbaues des zu formenden Hohlkörpers in Richtung von unten nach oben,
geeignete Vorrichtung ist in den Abbildungen dargestellt, und zwar zeigt Abb. t
einen Seitenriß und Abb. -; einen Grundriß der Vorrichtung.
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In den Abbildungen ist mit n die sich drehende Form mit dem tnittigen,
festen Kern b bezeichnet, die mit Hilfe eines geeigneter) Antriebes c unter Vermittlung
einer Riemenübertragung o. dgl. uni eine senkrechte Achse d so in Drehung versetzt
-wird, daß der Formhohlraum e unter der Ausflul.ischi)auze f des die Glasmasse enthaltenden
Behälters vorbeigeführt -wird. Die gegel)ellettfalls notwendigen. an sich bekannten,
zusätzlichen
Beheizungsvorrichtungen für die Form sind in der Abbildung
nicht dargestellt.
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Soll das Verfahren in der Weise . ausgeführt werden, daß die Form
feststeht und statt dessen die ausflußstelle der Glasmasse aus dem Vorratsbehälter
sich bewegt, so ergibt sich eine sinngemäße Umkehrung der Vorrichtung.
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Die Nachbehandlung der Formlinge erfolgt nach den üblichen Verfahren
der Glasher-stellun- durch Kühlung und gegebenenfalls auch Härtung.
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Das neue Verfahren eröffnet für die Glasindustrie umfangreiche neue
Möglichkeiten auf den verschiedensten Gebieten und eignet sich besonders zur Herstellung
zahlreicher Gegenstände, die wegen der bisher beschriebenen und oben geschilderten
Formgebungsschwicrigkeiten aus Glas kaum- hergestellt wurden, wie Rohrleitungen
für die chemische Industrie, für Entwässerungs- 'und andere landwirtschaftliche
Zwecke ü. a. m., insbesondere solche, in welchen die Eigenschaft der hohen Anfrcsswlgsbeständigkeit
des Glases besondere Vorteile bietet, vor allem dann. wenn seine Zerbrechlichkeit
-durch nachfolgendes Härten auf ein Mindestmaß beschränkt wird. Auch für die Formgebung
vieler Körper, die bisher nach anderen Verfahren hergestellt werden mußten und die
sich nun aus in der erfindungsgemäßen Weise hergestellten Vorformlingen erzeugen
lassen, ergcl)en sich vielfach neue Möglichkeiten.