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Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen von Kunstleder Die Erfindung
bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Herstellen von Kunstleder
durch Tränken von Faserstoffvließen mit Kautschukmilch. Bei den bekannten Verfahren
dieser Art wird das Vließ in fortlaufender Bahn mit Hilfe eines endlosen Bandes
durch ein Bad einer wässerigen Dispersion von Kautschukmilch geführt oder mit einer
solchen Flüssigkeit besprengt und dann das so getränkte Vließ zwischen Walzen hindurchgeführt
und zusammengedrückt, wobei entweder gleichzeitig oder später die Koagulation des
Imprägnierungsmittels durchgeführt wird.
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Mit diesen bekannten Verfahren soll jedoch eine vollständige und gleichmäßige
Durchtränkung des Faservließes nicht möglich sein; vielmehr soll sich gezeigt haben,
daß in der Hauptsache nur die außenliegenden Vließschichten gründlich durchtränkt
werden, während das Innere des Vließes mit der Dispersion weniger gründlich, zum
Teil überhaupt nicht in Berührung kommt. Die mangelnde gleichförmige Beschaffenheit
des nach den bekannten Verfahren gefertigten Kunstleders rührt vor allem daher,
daß die im Innern des Vließes eingeschlossenen Luftteilchen die völlige Durchtränkung
des Vließes verhindern. Dieser Mangel wird auch nicht dadurch beseitigt, daß die
Faserstoffschichten nach dem Imprägnieren in noch nassem Zustande gewalzt und hierauf
unter gleichzeitiger Zuführung von Wärme einer weiteren Pressung unterworfen werden,
wie es bereits in Erkenntnis der mangelnden Imprägnierung vorgeschlagen ist.
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Gemäß der Erfindung soll der bekannte Übelstand dadurch vermieden
werden, daß das durch eine Abdeckung geschützte Faservließ während des Tränkens
wiederholt in stetem Wechsel bis zur völligen und gleichmäßigen Durchtränkung flach
zusammengedrückt und wieder freigegeben wird. Hierdurch werden die im Innern des
V ließen enthaltenen Luftteilchen auch bei sehr starken Vließen mit Sicherheit entfernt
und die völlig gleichmäßige Durchtränkung des Vließes sichergestellt. Durch die
mit dem wechselnden Zusammendrücken und Freigeben des Vließes erzielte wiederholte
Einsaugung und Wiederverdrängung der Kautschukmilch werden außerdem die Fasern des
Vließes mehr und mehr miteinander verschlungen und ein Kunstleder mit einer sich
über den ganzen Ouerschnitt erstreckenden gleichförmigen Beschaffenheit erhalten.
Das Zusammendrücken und Wiederfreigeben des Vließes erfolgt vorteilhaft mit einer
Druckwechselzahl von etwa i 5o. Um die gleichförmige Beschaffenheit des so behandelten.
Vließes nicht wieder zu beeinträchtigen, wird vorteilhaft unmittelbar nach der Tränkung
des Faservließes die Koagulation z. B. durch Wärme vorenommen und dann erst das
vort'
handene Wasser durch Pressen und Trocknen entfernt, wodurch
eine Verlagerung der Kautschukteilchen verhindert wird.
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Zum Kneten des auf einem Tragba@1 durch die Kautschukmilch geführten
Vlie 1 wird ein auf und ab beweglicher Stern ;
benutzt, der vorteilhaft auf
seiner Unterse4 mit Rillen versehen ist, die ein wirksames Arbeiten gestatten und
zugleich das Abführen der Luftteilchen aus dem Vließ erleichtern. L-ni durch den
auf und ab beweglichen Stempel ein Mitnehmen von Fasern zu vermeiden, greift der
Stempel nicht unmi;telbat am "ließ an, sondern unter Verinittlu;ig eines das -ließ
abdeckenden gelochten Bandes, das, wie auch das Tragband, aus einem endlosen elastischen
Metallband besteht.
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Auf der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand in einem Ausführungsh"ispiel
dargestellt, und zwar zeigt die Abbildung einen Längsschnitt durch eine Vorrichtung
zum Herstellen von Kunstleder.
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Die Vorrichtung besteht aus einem muldenförmigen Behälter i mit schrägen
Stirnwänden für die Kautschukdispersion 3, die durch einen Aufgabetrichter 4 dem
Verbrauche entsprechend ständig nachgefüllt wird. Im Aufgabetrichter ist ein Rührwerk
$ untergebracht, welches die zugeführte Dispersion dauernd umwälzt, damit eine Entinischung
verhindert wird.
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Der wässerigen Kautschtikinilch sind in bekannter «'eise Füll- und
Farbstoffe, Koaguliermittel, «vie z. 13. Kaliumpersuifat, Kochsalz und wasserlösliche
Vulkanisationsbeschleuniger, Aktivatoren sowie Vulkanisiermittel zugesetzt.
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Über dem Boden f des Behälters i werden die Faservließe7 zwischen
Bändern 8, 9 eingeführt. Das unmittelbar über dem Behälterboden geführte Tragband
und das Abdeckband 9 bestehen aus einem endlosen elastischen Metallband. Das Band
9 ist mit zahlreichen Öffnungen io versehen. Der Boden 6 des Behälters verläuft
vom Einführungsende der Faserstoffbahnen her schräg abwärts. Die über dem Boden
6 durch die Kautschukdispersion zwischen den Bändern 8 und 9 geführten Vließe werden
mit der Dispersion durchtränkt. Damit nun erfindungsgemäß die Bänder gegeneinander
bewegt und voneinander entfernt werden können, ist oberhalb des Bandes 9 ein Stempel
i i angeordnet. Dieser wird beispielsweise durch einen Exzenter oder einen Kurbelantrieb
abwechselnd abwärts und aufwärts bewegt. Der Stempel i i ist an der Unterseite mit
Rillen 12 versehen, damit die aus denÖffnungen to desAbdeckbandes g nach oben austretenden
Luftteilchen ungehindert entweichen können. Zur Führung der mit geringer Geschwindigkeit
vorwärts bewegten Bänder sind noch Führungsrollen 13, 14 vorgesehen, die in den
Längswandungen 2 des Behälters gelagert
sind.
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ei Benutzung der dargestellten Vorrich-' _g wird das zwischen den
Metallbändern $,"9 gehaltene Vließ 7 von links nach rechts in das Bad 3 eingeführt
und an dem schräg nach hinten abfallenden Boden der Mulde i entlang geführt. Beim
Eintauchen in das Bad saugt der Faserstoff zunächst eine gewisse Menge Kautschukmilch
auf, die beim Niederdrücken des Abdeckbandes 9 durch den Stempel i i zum größten
Teil wieder berausgepreßt wird. Zugleich wird ein erheblicher Teil der im Vließ
enthaltenen Luftmengen verdrängt, wobei die Teilchen, soweit sie nicht Gelegenheit
haben, durch eine der zahlreichen Öffnungen io unmittelbar lotrecht zu entweichen,
unter dem entsprechend dem Boden des Behälters i schräg verlaufenden Band 9 entlang
bis zur nächsten Öffnung emporsteigen. Nun wird das Abdeckband wieder freigegeben;
es federt unter dem Einfluß der Elastizität wieder zurück. Das Faserstoffvließ 7
wird freigegeben und dehnt sich unter gleichzeitiger .Aufnahme von Kautschukmilch
bis zu einem gewissen Grade wieder aus. Nun wird das Abdeckband 9 wiederum gegen
das Baud 8 bewegt. Dabei wird erneut ein Teil der Kautschukmilch und ein Teil der
noch im Innern des Vließes befindlichen Luft gewaltsam heraus-
gepreßt.
Die gewaltsame Entfernung der Luftteilchen ermöglicht der unter Druck ausgetriebenen
Dispersion den Zutritt zu solchen Teilen des Vließes, zu welchen die Dispersion
bei der ersten Durchtränkung noch keinen Zutritt hatte. Gleichzeitig findet unter
dem Einfluß der in entgegengesetzten Richtungen stattfindenden Durchdringung des
Arbeitsgutes mit der Kautschukdispersiou eine die Festigkeit des Erzeugnisses
er-
höhende Verschlingung der Fasern statt. Der Vorgang wiederholt sich nun
in regelmäßiger Reihenfolge und für jeden Teil des VIießes während einer längeren
Zeit.- So wird das Abdeckband etwa 6omal in der Minute gegen das untere Band
bewegt, während die Geschwindigkeit, mit der das Vließ und die Bänder durch das
Bad hit3-durchgeführt werden, etwa 0,i m pro Mute beträgt, so daß der Durchgang
unter dem Stempel i i etwa 2 bis 3 Minuten dauert und eine Druckwechselzahl von
etwa i5o ergiielt wird. Durch Anwendung einer hohen Druckwechselzahl wird eine vollkommene
und
gleichmäßige Durchtränkung des Vließes auch bei einer pastenförmigen Beschaffenheit
der Kautschukdispersion erreicht. Nach der. Durchtränkung des Arbeitsgutes
wird das
das Gut abstützende Band auf eine Heizfläche geführt.
Die Temperatur dieser Fläche wird derart eingestellt, daß die Koagulation des Kautschuks
einsetzt. Das auf der Unterlage stetig weiterbewegte Arbeitsgut kann nun zunächst
in einer der bekannten Einrichtungen einem Preßdruck unterworfen werden. Hierbei
werden die noch im Arbeitsgut vorhandenen Mengen an Flüssigkeit entfernt. Dann wird
das Arbeitsgut in einen Trockenraum eingeführt, in dem es ohne Vornahme eines Preßvorganges
getrocknet wird. Auf die vorausgegangene Pressung, die durch Walzen oder unter Druck
stehende Platten ausgeführt wird, kann gegebenenfalls verzichtet werden, nicht dagegen
auf die Trocknung des Arbeitsgutes.
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Die Abdeckung des Arbeitsgutes mit dem gelochten Bande ist nach erfolgter
Durchtränkung mit der Kautschukdispersion nicht mehr erforderlich.ƒ Es kann
daher das Band endlos ausgebildet sein, das vom Arbeitsgut beim Austritt aus dem
Imprägnierbad abgehoben und zur Einführungsstelle des Faservließes zwischen die
Bänder zurückgeführt wird. Eine derartige Anordnung ermöglicht eine sorgfältige
und gründliche Reinigung des Abdeckbandes.
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Es liegt im Wesen der Erfindung, daß die Bewegung des Abdeckbandes
gegenüber dem unteren auch noch in anderer Weise herbeigeführt werden kann, ohne
daß hierbei der Erfindungsgedanke verlassen wird.
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Nach dem Verfahren gemäß der Erfindung soll ein Kunstleder erhalten
werden, dessen Zerreißfestigkeit einen Wert von 6oo kg/cm= erreicht, während die
entsprechenden Werte natürlichen Leders in Ausnahmefällen den Wert von 5oo kgicm=,
meistens aber einen geringeren Wert aufweisen. Das Kunstleder kann für die verschiedensten
Verwendungszwecke, z. B. für Schuhe, Treibriemen, Polsterarbeiten, Schuhsohlen,
Aktentaschen. angewandt werden. Ein besonderer Vorteil ist darin zu sehen, daß die
Verbindung einzelner Teile durch Nähen u. den-l. in Fortfall kommt und durch
das weit einfachere Kleben durch Kautschuklösung erfolgen kann. Selbst für die Zwecke
der Bekleidung, beispielsweise zum Herstellen von Bekleidungsstücken für Kraftfahrer,
kann das Kunstleder vorteilhaft verwendet werden.