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Verfahren und Vorrichtung zum Zurichten von Pergament für Bucheinbände
Die Verwendung von Pergament aus Kalbs-oder Schweinsleder bei Bucheinbänden wird
wegen der großen Haltbarkeit und des guten Aussehens dieses Stoffs sehr geschätzt
und erhöht den Wert des Buchs. Wegen seiner Steifheit läßt sich das Pergament jedoch
nur schwer verarbeiten, und zwar zeigt sich dieser Nachteil bei der Verarbeitung
an den Biegestellen, also an den Buchdeckelscharnieren, den Rändern und Ecken. Beim
fertigen Buch zeigt sich der Nachteil der Steifheit darin, daß der Buchdeckel sich
nur schwer aufschlagen läßt.
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Man hat daher versucht, das Pergament an den genannten Stellen geschmeidig
zumachen. Zwar bewirkt schon der Kleisteraufstrich eine gewisse Geschmeidigkeit.
Jedoch das durch die Feuchtigkeit des Kleisters sich übermäßig ausdehnende Pergament
schrumpft beim Trocknen um so stärker zusammen und wird noch steifer, als es vorher
war.- Die Buchdeckel lassen sich schlecht aufschlagen, und der Vorsatz platzt infolge
der Spannung bald. Die ganze Arbeit, bei der oft Gewalt angewendet wird, ist mangelhaft.
Sie ergibt auch an den Buchdeckelkanten und den Buchecken, um die das Pergament
herumgeklebt wird, eine wulstige, plumpe Ausführung.
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Die Geschmeidigkeit - ist dagegen gut erreicht worden durch eine Verminderung
der Stärke des Pergaments an den Falzen und Kanten mittels Ausschabens durch ein
Messer von Hand. Gute Arbeit ist aber abhängig von gewissenhafter Handschärfung.,
Der große Nachteil dieser Verarbeitung liegt an dem Aufwand von sehr viel Zeit für
die Handschärfung, die überdies bestgeschulte Arbeiter voraussetzt. Ein kleiner
Fehler im Pergamentnutzen führt leicht zu Rissen und zur Unbrauchbarkeit des Stücks.
Bei mangelhafter Schärfung tritt noch ein Teil der Mängel auf, die der Kleisteraufstrich
zeitigt, wie vorstehend angegeben wurde.
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Durch diese Schwierigkeiten hat sich die Verarbeitung von Pergament
in der Buchbinderei nur .in sehr beschränktem Maß bei gut bezahlten Arbeitern durchsetzen
können.
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.Das Arbeitsverfahren der vorliegenden Erfindung behebt die genannten
Schwierigkeiten. Es besteht darin, daß Streifen der Pergamentbahnen an den in Betracht
kommenden Stellen mittels einer Vorrichtung ausgeschliffen werden, wobei das Pergament
an denn auszuschleifenden Streifen und um diesen herum undbedinb festgehalten und
fest gelagert sein muB, um das Ausschleifen von der ürsprüngrichenPergamentstärke
von o,5 bis 1,5 mm herunter bis auf eine gleichmäßige Dicke von 0,015 bis
o,oa mm zu erzielen. Geschliffen wird dabei die rauhe. Fläche, während die andere,
die glatte Fläche des Pergaments! auf einer glatten Unterlage fest aufliegt.
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Benutzt wird hierzu eine Vorrichtung, die aus einer breiten Druckwalze,
zwei schmaleren Stützwalzen und einer zwischen diesen liegenden Schleifscheibe besteht.
Die von der
verstellbaren laufenden Druckwalze und den gegenlaufenden
Stützwalzen durchgezogene Pergamentbahn wird von der Schleifscheibe,", deren Breite
genau in den Zwischenraum d beiden Stützwalzen paßt, auf diese Breiteeinem Streifen
ausgeschliffen. Das gewünschte.: Ausschleifen auf Hauchstärke ist möglich;` weil
die Pergamentbahn mit ihrer glatten Fläche auf der glatten Druckwalze ruht, die
Pergamentbahn an dem auszuschleifenden Streifen und um diesen herum von den Walzen
äußerst festgehalten wird und das Ausschleifen nahe der Linie des Festhaltens erfolgt.
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Vorrichtungen zum Ausschleifen von Stoffbahnen sind zwar schon vielfach
bekanntgeworden, wobei es auch allgemein üblich ist, den Abstand zwischen der Schleifscheibe
und dem Werkstückhalter einstellbar auszuführen, um dadurch die Schleiftiefe regeln
zu können.
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Solche Vorrichtungen bzw. Maschinen werden z. B. zum Abschleifen von
Lederbahnen verwendet, wobei es nur darauf ankommt, dem Leder eine glatte Oberfläche
zu geben. Das Abschleifen auf Hauchstärke ist bei Leder weder nötig noch möglich,
darum erfolgt bei diesen Vorrichtungen das Abschleifen auch nicht an der Stelle,
an der die Bahn gerade durch die Führungswalzen geht, sondern in gewisser Entfernung
davon, bis-*eilen an ganz abgelegener Stelle.
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Bekannt sind ferner Vorrichtungen bzw. Maschinen zum Einschleifen
von Vertiefungen (Linien) in Buchblätter, damit diese an den eingeschliffenen Stellen
leichter umgeblättert werden können. Das Einschleifen bis auf Hauchstärke kommt
hier gar nicht in Frage, im Gegenteil, es darf nur ein schwaches Einschleifen erfolgen,
um eine gewisse Biegsamkeit zu erzielen; andernfalls würden die Blätter einreißen.
Darum ist auch hier wiederum nicht erforderlich, das Schleifen dort vorzunehmen,
wo die Blätter von den Führungsteilen am festesten gehalten werden.
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In der Buchbinderei ist schließlich eine Vorrichtung bekannt, bei
der durch scharfe Rädchen Linien in den Buchrücken eingepreßt werden, aber hier
findet kein Ausschleifen statt.
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Die kennzeichnenden Merkmale der der Erfindung dienenden Vorrichtung
sind auf der Zeichnung dargestellt. Abb. i zeigt die Vorrichtung, schematisch in
Seitenansicht und Abb. 2 in Draufsicht.
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Hierin zeigt A die obere, in üblicher Weise durch eine Schraube D
verstellbare Druckwalze von ziemlicher Breite, Senkrecht oder nahezu senkrecht darunter
befinden sich zwei schmalere Stützwalzen B, die zwischeneinander einen Raum frei
lassen; dessen verstellbare Breite der Breite des Pergamentstreifens entspricht,
der ausgeschliffen werden soll. Gleichfalls unter der oberen Druckwalze A 1jnd zwischen
den beiden unteren Stützwalß ist eine Schleifscheibe C angeordnet, die " in dem
zwischen den Walzen frei gelasse-@ Raum läuft. Durch Benutzung von /Schleifscheiben
verschiedener Breite ist das Ausschleifen verschieden breiter Streifen möglich.
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Die Schleifscheibe liegt so, daß sie nahe der Stelle das Pergament
angreift, an der dieses durch die Druckwalze und die Stützwalzen geht. Dadurch,
daß das Pergament an dieser Stelle von den Walzen ganz fest gefaßt ist, wird es
möglich, das Pergament bis zu Hauchstärke auszuschleifen.
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Da die Vorrichtung ein sehr genaues Ausschleifen erzielen soll, ist
auch ein sorgfältiges Festlegen des Schmirgelstreifens auf der Schleifscheibe erforderlich.
Dies wird erzielt durch ein trapezförmiges Klemmstück, dessen beide gegenüberliegenden,
im Winkel zueinander stehenden Seiten mittels einer Klemmschraube F in eine den
Trapezseiten entsprechende Aussparung in der Schleifscheibe C eingedrückt werden.
Dadurch werden die Enden des Schmirgelstreifens eingezogen, und der Streifen wird
stramm auf die Scheibe gelegt.
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Das der Erfindung zugrunde liegende Arbeitsverfahren und die dafür
geschaffene Vorrichtung erzielen eine ungemeine Geschmeidigkeit des Pergaments an
den Teilen seiner schwierigsten Verarbeitung, indem dort durch das genaue Abschleifen
sehr dünne, gleichmäßige Stellen geschaffen werden, die eine leichte Biegung ermöglichen
und saubere Arbeit gewährleisten. Das Sperren der Deckel der fertigen Bücher und
das Reißen der Vorsatzlage, was bei andern Arbeitsverfahren zu beobachten war, ist
nicht mehr zu befürchten. Wenn der Arbeitserfolg somit ein unvergleichlich besserer
geworden ist, so hat sich trotzdem die Arbeitszeit stark vermindert. Alles bedeutet
neben der technischen auch eine erhebliche wirtschaftliche Verbesserung in der Buchbinderei.