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Dunkelkammerfilter für die Verarbeitung von Infrarot-Emulsionen Infrarotempfindliche
photographische Schichten, welche für einen Wellenlängenbereich von etwa 7ooo bis
85oo A. E. empfindlich sind, können ohne Gefahr der Verschleierung bei dunkelgrünem
Licht hergestellt und verarbeitet werden, welches nach Durchtritt durch ein geeignetes
Filter keine dunkelroten und kurzwelkgen infraroten Strahlen mehr enthält. Diese
Filterung des Lichtes wird beispielsweise durch ein Gemisch eines Orangefarbstoffes,
welcher Violett und Blau absorbiert, und eines grünen Farbstoffes, welcher Orange,
Rot und das kurzwellige Infrarot absorbiert, erreicht. Infrarotschichten, welche
für Wellenlängen oberhalb 85oo A. E. empfindlich sind, können bei diesen Dunkelkammerfiltern
nicht hergestellt oder verarbeitet werden, denn diese bewirken bereits nach einer
Bestrahlung von wenigen Sekunden Verschleierung, weil die bekannten grünen Farbstoffe
ausnahmslos das langwellige Infrarot über 85oo A. E. zum größten Teil wieder durchlassen.
Die Durchlässigkeit für diese Strahlen ist so groß, daß z. B. hinter einer Kombination
von drei Dreifarbenfiltern, die für das Auge völlig schwarz erscheint, auf einer
Platte mit dem Sensibilisierungsmaximum 8ooo A. E. mit kurzen Belichtungszeiten
Aufnahmen gemacht werden können. Es war daher bisher nicht möglich, Emulsionen,
die für das langwellige Infrarot sensibilisiert sind, und die daraus hergestellten
photographischen Schichten bei irgendeiner bisl4er bekannten Dunkelkammerbeleuchtung
zu verarbeiten, und man war gezwungen, in vollkommener Dunkelheit zu arbeiten.
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Man hat zwar schon vorgeschlagen, das dunkelgrüne Licht von den langwelligen
Infrarotstrahlen dadurch zu befreien, daß man Filter aus mit Berliner Blau angefärbten
Schichten verwendete. Diese Filterschichten waren zwar in bezug auf ihr Absorptionsvermögen
für das langwellige Infrarot einigermaßen brauchbar. Sie zeigen jedoch den Nachteil,
daß sie beim Liegen am Licht sehr rasch ausbleichen und daher schon nach kurzer
Zeit wieder Infrarotstrahlen durchlassen. Beim Liegen am Tageslicht wird ihr Absorptionsvermögen
bereits nach einigen Stunden weitgehend verändert.
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Weiterhin wurde als Filterfarbstoff auf photographischen Schichten
Kryptocyanin genannt. Kryptocyanin besitzt aber ein Absorptionsmaximum von nur etwa
7ooo A. E. Es absorbiert also im Rot und im kurzwelligen Infrarot. Langwelliges
Infrarot wird weitgehend durchgelassen, so daß ein Dunkelkammerfilter, das Kryptocyanin
enthalten würde, für die Verarbeitung von infrarotempfindlichen Schichten, beispielsweise
der Agfa-Infrarot-Platte Nr. 850,
völlig ungeeignet wäre.
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Es wurde nun gefunden, daß man brauchbare Dunkelkammerfilter für die
Verarbeitung von Infrarot-Emulsionen erhält, wenn man Kolloidschichten mit grünen
Farbstoffen aus
der Klasse der Cyanine, die infrarotes Lieht oberhalb
8öoo A. E. absorbieren, anfärbt. Geeignete Farbstoffe dieser Art sind die Infrarotsensibilisatoren,
beispielsweise Allocyanin, ferner Penta- oder Heptacarbocyanine, die -Thiazol-,
Selenazol- oder Chinolinringe enthalten. Die zu verwendenden Farbstoffe sind jedoch
nicht auf die genannten Farbstoffgruppen beschränkt, sondern es sind allgemein alle
grünen Cyaninfarbstoffe geeignet, welche im Gebiet oberhalb 8ooo A. E. eine gute
Absorption besitzen. Als Bindemittel für die Farbstoffe sind alle filmbildenden
Kolloide brauchbar, beispielsweise seien genannt: Gelatine, Casein, Cellulose 5
und Cellulosederivate, natürliche Harze, Kunstharze usw.
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Die mit den obengenannten Farbstoffen hergestellten Filterschichten
zeigen überraschenderweise in Gegenwart von Gelatine als Bindemittel eine außerordentlich
große Lichtbeständigkeit, obgleich die Farbstoffe selbst 3n alkoholischen oder wäßrigen
Lösungen ziemlich lichtunecht sind. Die angefärbten Gelatineschichten bleichen selbst
während mehrtägiger Lagerung bei .Tageslicht nur unmerklich aus und zeigen auch
danach eine vollkommen ausreichende Absorptionsfähigkeit. Eine elektrische Glühlampe
für =5 Watt, wie sie normalerweiae in den Dunkelkäminerlampen verwendet wird, bewirkt
erst nach mehr als ioö Stunden eine schwache Aufhellung des Filters.
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Besonders zweckmäßig ist die Verwendung einer Glimmlampe, beispielsweise
einer Osram= Glimmlampe, von einem 'Stromverbrauch von etwa 2 bis 3 Watt. Hierbei
tritt praktisch keine Wärmeentwicklung auf, so daß die neuen Filter noch- viel länger,
beispielsweise mehr als ioo Brennstunden, gebrauchsfähig sind,.ohne die geringste
Veränderung der Durchlässigkeit zu zeigen.
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Ein besonderer Vorteil dieser Filter ist darin zu erblicken, daß sie
im kurzwelligen sichtbaren Gebiet, speziell im grünen und hellroten Spektralbereich,
sehr durchlässig sind, so daß die damit hergestellten Filter optisch sehr hell sind:
Man erhält mit Hilfe dieser Filter eine Dunkelkaimnierbeleuchtung für Infrarotschichten,-
welche zehn- bis zwanzigmal heller ist als beispielsweise die für die Verarbeitung
von panchromatischen - Schichten notwendige Beleuchung. Mit Hilfe der- -vorliegenden
Filter ist das Arbeiten mit Infrarotschichten ebenso bequen wie glas Arbeiten mit
gewöhnlichen orthochr( manschen Schichten.
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Selbstverständlich müssen die neuen Grür frlter immer zusammen mit
einem strengen Gelt oder einem Orangefilter verwendet - werden welche Violett und
Blau absorbieren.
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Die neuen Grünfilter können mit Filtern au allen möglichen anderen
Farbstoffen kombinier werden, um eine noch enger begrenzte Licht absorption zu erreichen.
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Beispiel i i kg einer 8prozentigen Gelatinelösung wir( auf etwa 6o
' C erwärmt und hierzu eine kochen( heiße Lösung von 1,6 g Allocyanin in 400 ccn
Methanol narch und nach zugegeben. Die gu durchgerührte Mischung läßt man erstarren
unc schneidet daraus Nudeln. Diese werden i Stund( zur Entfernung der Hauptmenge
des Methanol: gewässert. Hierauf wird die wieder flüssij gemachte .Gelatinelösung
ohne weiteren Zusah vergossen. Auf eine Glasplatte --i8 X 24 cri werden 35 ccm Gelatinelösung
ausgegossen. Eir so hergestelltes Grünfilter ergibt zusammen mii einem Orangefilter
ein bräunliches, sehr helle: Dunkelkammerlicht, das zur Verarbeitung von Infrarotschichten,
insbesondere solchen, die füi Wellenlängen -oberhalb 85oo A. E. ernpfindlicb sind,
geeignet ist. -Durch Kombination eines nach diesem Beispiel hergestellten Filters
mit einem Orangefilter und einem Grünfilter aus Naphtholgrün erhält man ein Universalfilter
für alle Arten von Infrarotschichten.
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Beispiel 2 i kg einer 8prozentigen Gelatinelösung wird auf etwa 6o'
C erwärmt und hierzu eine heiße Lösung von 2 g des Heptacarbocyanins aus 2-Methylbenzthiazoljodäthylat
nach und nach zugegeben. Die weitere Verarbeitung- erfolgt wie unter i.