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Sichtanlage für Getreidemehl Die Erfindung betrifft eine Sichtanlage
für Getreidemehl, die mit einem Sichter arbeitet, der aus mehreren hintereinandergeschalteten
Sieben mit je Flächeneinheit zunehmender Maschenzahl besteht und bei dem das durchfallende
Gut von dem Sieb unmittelbar einer Sammelstelle zugeführt wird.
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Der Sieb- oder Sichtvorgang bei Getreidemehl unterscheidet sich von
jedem anderen Siebvorgang wesentlich dadurch, daß es sich nicht nur darum handelt,
größere Teilchen von kleineren zu trennen, sondern auch darum, gleich große Teile
verschiedener Beschaffenheit (nämlich Mehlteilchen und Kleietenlchen) voneinander
zu trennen. Der Mehlkörper ist schwerer als der Kleiekörper, quellfähig und klebrig,
leichter zu zerkleinern als der Kleiekörper und ist kugelförmig bis muschelförrnig.
Der Kleiekörper ist spezifisch leichter, nicht quellbar, auch nicht klebfähig, bei
gewissem Feuchtigkeitsgehalt schwerer zu zerkleinern und hat eine mehr flächenhafte
Körperform.
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Für das Vermahlen muß das Mahlgut einen gewissen Feuchtigkeitsgehalt
haben, um ein vorzeitiges Zerkleinern der Schalenteile zu verhüten. Infolgedessen
sind die Quellkörper des Mehles so weit mit Feuchtigkeit angereichert, daß sie mehr
oder weniger klebrig sind. Dies wird noch durch die beim Mahlvorgang frei werdende
Wärme begünstigt. Infolgedessen kommt (las zu sichtende Gut nicht etwa als loses
Pulvergemisch aus größeren und kleineren Teilchen auf das -Sieb, sondern in Form
von kleinen Klümpchen, die aus reinen Mehlstäubchen oder aus einem Gemisch von Mehl
und Kleiekörpern oder aus Grießteilchen mit anhaftenden Mehlkörperchen bestehen.
Hieraus erklärt sich nun wieder, daß das Mehl nicht von selbst durch die Siebe h.indurchfällt,
sondern erst durch die Siebe abgestreift und gewissermaßen hindurchgeschleudertwerden
muß. Nun ist naturgemäß diese Wirkung auf die größeren Mehlteilchen stärker als
auf die feinsten Teilchen. Auch kommen die größeren Teilchen «regen ihres größeren
Gewichtes eher mit den Sieben in Berührung als die leichteren feinsten Teilchen.
Demgemäß ist als erstes Sieb ein Sieb zu wählen, das größer ist, als die nachfolgenden
Siebe, denn aus den geschilderten Umständen erklärt sich die Tatsache, daß zuerst
die größeren Körper durch das Sieb fallen.
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Würde man nun eine so große Siebfläche grober Bespannung wählen, daß
alle Mehlkörper hindurchfallen könnten, dann würden auch alle Kleieteilchen mit
hindurchfallen und das Siebprodukt wäre unbrauchbar. Um nun alles Mehl erfassen
zu können, werden zwar genügend große Siebflächen gewählt; dabei wird aber den geschilderten
Eigenschaften in der Weise Rechnung getragen, daß die nachfolgenden Siebe kleinere
Maschenweite erhalten, damit die etwa mit losgerissenen kleinen
Teilchen
beim fortschreitenden Siebprozeß wegen ihrer Größe nicht mit hindurchfallen können:
Dieser Vorgang läßt sich aber nur so lange durchführen, wie genügendMehlkörper vorhanden
sind. Mit fortschreitender Ausmahlung des Getreides wird aber das Sichtgut immer
ärmer an Mehl und reicher an Kleie, so daß sich schließlich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen
nicht vermeiden läßt, daß ein gewisser Anteil an Kleie durch die Siebe mit hindurchgeht
und das Enderzeugnis verschlechtert.
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Hier setzt nun die Erfindung ein, die darin besteht, hinter den ersten
Sichter einen zweiten Sichter genau der gleichen Siebanordnung zu schalten und dem
zweiten Sichter das vom Hauptsichter angefallene Mehl aufzugeben. Würden die Sichtverhältnisse
im zweiten Sichter die gleichen sein wie im Hauptsichter, dann müßte das gleiche
Gut erhalten werden. Da dies aber nicht der Fall ist, so müssen im zweiter Sichter
auch andere Sichtverhältnisse vorliegen, obwohl Form und Bespannung des Nachsichters
gleich der des Hauptsichters sind. Tatsächlich sind denn auch die Sichtverhältnisse
im Nachsichter anders als im Hauptsichter. Das Sichtgut hat sich nämlich nach drei
Richtungen hin verändert: i, Es ist ärmer an Kleie als das Sichtgut des Hauptsichters;
2. es fehlen ,die Kleie und der Dunst, die eine Putzgutwirkung ausüben können; 3.
das Sichtgut ist nicht mehr klumpig, sondern aufgelockert, so daß im ungünstigsten
Falle nur wieder frisch gebildete Mehlklümpchen -im Sichtgut enthalten sein können,
niemals aber Klümpchen, welche aus einem Ge= misch von Mehl und Kleieteilchen bestehen.
Die Klebwirkung von Mehl an Kleie ist nach den oben geschilderten Eigenschaften
viel geringer, als- von Mehl an Mehl. Die leichten Kleieteilchen können also nunmehr
bei der Schüttelbewegung der Siebe ungehindert nach oben schwimmen, da sie von keiner
Seite hieran gehindert werden. Da andererseits die schwersten Teilchen das Bestreben
haben, nach unten zu wandern,, so muß auch beim Nachsichter das erste Sieb am gröbsten
sein, denn die schwersten Teilchen sind gleichzeitig auch die größten Teilchen.
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Um die Leistung nach Möglichkeit auch bei größeren Ausbeuteanteilen
noch zu steigern, wird der "Erfindung gemäß hinter dem ersten Sichter ein Sieb geringerer
Maschenzahl als das erste Sieb dieses Sichters angeordnet, das mit dem Überstoß
des ersten Sichters beschickt wird -und dessen Durchfall einem Hilfssichter zugeführt.
wird, dessen Siebe ebenfalls , steigende Maschenzahlen haben. Vorteilhaft ist es,
als letztes Sieb dieses Hilfssichters ein solches mit höchstens der gleichen Maschenzahl
wie das erste Sieb des Hauptsichters zu wählen. Auf diese Weise wird ein bedeutender
Teil desjenigen Mehles gewonnen, das sonst in den Abstoß des ersten Sichters wandern
würde.
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Die Zeichnung veranschaulicht schematisch ein Ausführungsbeispiel
des Erfindungsgegenstandes.
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Das von der Mühle kommende Mahlgut wird zunächst dem ersten Sichter
a zugeführt, in dem mehrere Siebe übereinander angeordnet sind. Die beiden obersten
Siebe sind Siebe Nr. 9, die beiden folgenden Siebe Nr. io und dann ein noch feineres
Sieb Nr. ii. Unter jedem der Siebe ist ein Zwischenboden c angeordnet, der den Durchfall
jedes Siebes Sammelkanälen d und e zuführt, die unten beide in einer Sammelstelle
f münden. Das Mahlgut nimmt durch den Sichter den mit Pfeilen angedeuteten Weg.
Der Rückstand des ersten ,Siebes wird also dem zweiten Sieb zugeführt, der Rückstand
des zweiten Siebes dem dritten Sieb und so fort.
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Der an der Sammelstelle f gesammelte Durchfall aller Siebe wird dann
dem zweiten Sichter b aufgegeben, der genau so ausgeführt ist wie der erste Sichter
a. Nur können die im ersten Sichter zweckmäßig vor die Siebe Nr.9 geschalteten Vorsiebe
fortgelassen werden. Der an der Sammelstelle f1 gesammelte Durchfall von allen Sieben
des zweiten Sichters b wird als gebrauchsfertiges Mehl albgeführt, während der bei
g austretende Überstoß des zweiten Sichters b wieder der Mühle aufgegeben wird.
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Der das feinste (unterste) Sieb -Tr. i i verlassende Rückstand des
ersten Sichters a wird zweckmäßig noch nicht unmittelbar der Mühle zugeführt, sondern
erst über ein Sieb Nr. 5 geleitet, .damit das in diesem Rückstand noch enthaltene
Mehl mit den Sieben Nr. 5, 6, 7 und 8 entsprechenden Korngrößen zuvor ausgesichtet,
also nicht wieder der Mühle aufgegeben wird, was nach den praktischen Erfahrungen
aus verschiedenen Gründen nach Möglichkeit zu vermeiden ist. Der Durchfall des Siebes
Nr. 5 wird einem Hilfssichter h zugeführt, der aus drei übereinander angeordneten
Sieben Nr. 6, 7 und 8 besteht und genau so gebaut ist wie der erste und der zweite
Sichter und der gegebenenfalls mit dem zweiten Sichter b zusammen in ein gemeinsames
Gehäuse eingebaut werden kann. Der der Sammelstelle f2 dieses Hilfssichters zugeführte
Durchfall der Siebe @Tr. 6, 7 und 8 kann, wie an der Sammelstelle f1, als gebrauchsfertiges
Mehl abgenommen werden, während mit dem Abstoß i dieses Hilfsrichters wieder die
Mühle beschickt wird.
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Der Hilfssichter 1a stellt gewissermaßen,
wenn man
die Siebnummern betrachtet, den ersten Teil des ersten Sichters dar. Es ist also
gewissermaßen der erste Teil des ersten Sichters fortgenommen und hinter diesen
geschaltet. Dadurch kann ein großer Teil des Mehles schon bei der ersten Sichtung
gewonnen werden, ohne die Leistung des Sichteis herabzudrücken.
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Die beiden Sichter a und b werden zweckmäßig natürlich
übereinander angeordnet, so daß das vom ersten Sichter anfallende Mehl ohne besondere
Fördervorrichtungen dem zweiten Sichter zugeführt werden kann. Es empfiehlt sich
aber erfahrungsgemäß nicht, die beiden Sichter in einem Gehäuse zu vereinigen, weil
sich hierbei wegen der von den Sieben ausgeführten Schwingbewegungen praktisch Schwierigkeiten
ergeben. Zweckmäßiger ist es jedenfalls, die Anordnung z. B. so zu treffen, daß
der erste Sichter in einem oberen Stockwerk aufgestellt und der zweite Sichter frei
schwingend an der Decke des darunter liegenden Raumes aufgehängt wird. Es kann dann
das aus dem zweiten Sichter anfallende Mehl auch bequem abgenommen und abgeführt
werden.