DE6204A - Kombination von Verdampfapparaten unter Benutzung komprimirten Dampfes - Google Patents
Kombination von Verdampfapparaten unter Benutzung komprimirten DampfesInfo
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Description
1S78.
Klasse
SCHÄFFER & BUDENBERG in BUCKAU-MAGDEBURG. Combination von Verdampfapparaten unter Benutzung comprimirten Dampfes.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 6. December 1878 ab.
In den bekannten Verdampfapparaten mit zwei-, drei- oder mehrfachen Condensatoren,
welche z. B. in der Zuckerfabrikation zur Concentrirung des Syrups zur Verwendung kommen,
wird in den Condensator eines ersten Verdampfapparates Dampf eingelassen, welcher, sich condensirend,
die Entwickelung einer gleich grofsen Menge Wasserdampf aus der zu concentrirenden
Flüssigkeit veranlafst. Dieser neue Dampf begiebt sich in den Condensator des zweiten
Apparates, hat dort ebenfalls die Entstehung einer neuen, aus der hierin befindlichen Flüssigkeit
entweichenden gleichen Menge Dampf zur Folge u. s. w.
Diese wiederholten Verdampfungen können nur so weit ausgedehnt werden, als die in
den aufeinanderfolgenden Kesseln bestehenden, immer abnehmenden Temperaturen die Flüssigkeiten
noch zum Sieden bringen; zu diesem Ende wird in dem letzten Kessel vermittelst eines Oberflächencondensators oder eines Condensators
mit Kaltwassereinspritzung und Luftpumpe ein relatives Vacuum hergestellt.
Als Grenzen, zwischen denen das Verfahren mittelst mehrfacher Condensatoren zur Anwendung
gelangen kann, sind zu betrachten einerseits das vollständige Vacuum, welches in der
Praxis nur annähernd erreicht wird, und andererseits der Druck, für welchen die Apparate
ohne Gefahr und allzu grofse Kosten hergestellt werden können, und dann hauptsächlich
auch die Temperatur, welcher die zu verdampfende Flüssigkeit, ohne Schaden zu nehmen,
ausgesetzt werden darf.
Innerhalb der angegebenen Grenzen läfst sich praktisch nur eine beschränkte Anzahl aufeinanderfolgender
Verdampfungen vornehmen.
Unsere, im nachfolgenden noch näher zu beschreibenden Verbesserungen bestehen darin,
den mehrfachen Verdampfapparat in sofern zu vervollständigen, dafs Dampf mit hohem Druck
verwendet werden kann, und zwar so, dafs derselbe vor seinem Eintritt in den mehrfachen
Apparat zur Verdampfung einer gewissen Quantität Flüssigkeit benutzt wird, ohne die letztere
hohen Pressungen und infolge dessen hohen Temperaturen auszusetzen.
Zu diesem Behufe comprimiren wir den Dampf mit Aufwand einer mechanischen Arbeit, wodurch
seine Temperatur gesteigert wird und combiniren sodann dieses angedeutete Verfahren
mit demjenigen der mehrfachen Condensatoren in folgender Weise:
In einem oder mehreren Dampfkesseln wird bei hoher Spannung Dampf von der Temperatur
T0 erzeugt.
Derselbe wird dazu verwendet, ein Maschinensystem in Bewegung zu setzen, das aus einem
Dampfcylinder C und einer doppelt wirkenden Dampf-Compressionspumpe p zusammengesetzt
ist.
Nachdem der unter hohem Druck erzeugte Dampf im Cylinder C infolge der geleisteten
Compressionsarbeit auf eine für die Verwendung in den Verdampfapparaten mit mehrfachen
Condensatoren zweckmäfsige Spannung gesunken ist, schicken wir denselben mit der
der jetzigen Spannung entsprechenden Temperatur T1 ° durch das Rohr α £ in den ersten
Condensator A des mehrfachen Apparates.
Der in dem Kessel A sich entwickelnde Dampf entweicht nach A' und so weiter bis
zur Luftpumpe P.
Ferner benutzen wir nebst den Kesseln A, A' und A" des mehrfachen Verdampfapparates
einen oder mehrere Kessel BB' B" etc., welche
ebenfalls mit Condensatoren versehen sind und deren Form und Construction entsprechend den
Eigenheiten der zu verdampfenden Flüssigkeit irgend wie beschaffen, aber auch ganz dieselbe
sein kann wie die der mehrfachen Verdampfapperate.
Die letzteren Kessel BB' etc. werden mit
der zu concentrirenden bezw. abzudampfenden Flüssigkeit versehen, welche auf die Temperatur
t" gebracht worden ist, bei der die Concentration bezw. Verdampfung vorgenommen
werden soll. Vermittelst der Compressionspumpe /, welche den Dampf durch die Röhren
cc' c" und d ansaugt, wird nun in den Kesseln B, B' und B" genau jene Pression oder
jenes Vacuum hergestellt, welche oder welches dem Siedepunkte der Flüssigkeit bei der Temperatur
t° entspricht.
Der Dampf, welcher sich aus der unter dem Drucke/ stehenden Flüssigkeit entwickelt, besitzt
eine Temperatur 0°, welche, verglichen mit t°, um eine Anzahl Grade geringer ist,
welche Anzahl von dem Grade der Concentration der Flüssigkeit abhängt.
Derselbe wird von der Compressionspumpe p ,angesaugt und bis zum Drucke pt comprimirt,
der höher ist als /; hierdurch geht seine Temperatur O" in die Temperatur O1 ° über.
Die Compression wird auf die Weise regulirt, dafs die Temperatur Ox ° höher ist als t °.
Der auf den Druck P1 comprimirte Dampf,
welcher die diesem Drucke entsprechende Temperatur O1 ° besitzt, wird durch die Röhre e
und deren Verzweigungen /", /' und / in die Condensatoren der Kessel B", B' und B geprefst;
hier berührt er die Wände der Condensatoren, welche von der zu concentrirenden Flüssigkeit von der Temperatur t° umspült werden.
Weil nun die Temperatur O1 des Dampfes jener der Flüssigkeit überlegen ist, condensirt
sich der Dampf an den Wänden der Condensatoren und giebt so der Flüssigkeit seine ganze
latente Wärme wieder zurück.
So lange daher die Pumpe p sich in Thätigkeit befindet, wird das Sieden der Flüssigkeit
in den Kesseln B, B' und B" fortdauern.
Mit einer gegebenen Menge vom Dampfkessel herkommenden und im Cylinder C von
der Temperatur T" auf T1 ° gesunkenen Dampfes
sind wir im Stande, die Temperatur einer um so gröfseren Quantität aus der zu concentrirenden
Flüssigkeit sich entwickelnden Dampfes von 0° auf Oi ° zu bringen, als die Differenz von
. T0 und T1 ° bedeutend und jene von 0° und O1 °
klein ist.
Es hält nicht schwer, die Temperaturunterschiede von T0 und T1 °, sowie von O0 und O1 °
einer gegebenen, durch den Cylinder C tretenden Dampfmenge so zu bestimmen, dafs die
der Flüssigkeit entweichende Quantität Dampf das Dreifache der ersteren beträgt.
In diesem Falle hat man mit dem Dampfe nicht nur jenen Nutzeffect hervorgebracht, welchen
er in dem eigentlichen mehrfachen Verdampfapparate erzeugte, sondern hat diesem noch einen zweiten und gleich grofsen hinzugefügt
und zwar ohne andere Unkosten, als die des geringen Aufwandes an Brennstoff, welcher
zur Druckerhöhung des im Dampfkessel erzeugten Dampfes erheischt wurde.
Der durch die Compression des Dampfes in den Kesseln hervorgebrachte Nutzeffect ist übrigens
nur an praktische Bedingungen geknüpft und danach nach Belieben zu variiren.
Wollte man die Leistung der mehrfachen Verdampfapparate auf eine andere Weise vergröfsern,
so liefse sich das Verfahren mittelst comprimirten Dampfes in der Art anwenden, dafs man die mit dem hochgespannten Kesseldampf
getriebene Dampfmaschine aufserdem noch dazu benutzt, um eine doppelt wirkende Compressionspumpe zu bewegen, welche den
Dampf aus dem letzten Kessel eines dreifachen Apparates ansaugen, seine Temperatur durch
Compression erhöhen und denselben in comprimirtem Zustande in den ersten Condensator
eines neuen mehrfachen Verdampfapparates J pressen würde.
Die Flüssigkeit könnte auch in der Weise concentrirt werden, dafs man einfach Kessel
verwendet, welche von den aus ihnen entweichenden, nachher comprimirten Dämpfen
geheizt würden. In diesem Falle würde in dem Cylinder C die gesammte nutzbare Wärme
des unter Hochdruck stehenden Dampfes dazu verwendet, um den aus sämmtlichen Verdampfungsapparaten
entnommenen Dampf zu comprimiren.
Die oben eingehend beschriebene und mit Plan begleitete Disposition ist in jeder Beziehung
den beiden letzteren vorzuziehen.
Immerhin behalten wir uns vor, an der Disposition alle jene Einzelmodificationen treffen
zu können, welche das Wesen des Apparates nicht verändern.
Auf diese Weise können wir statt der in der Zeichnung angegebenen, von comprimirtem
Dampf geheizten drei Kesseln B B' B" deren mehr oder weniger anbringen, selbst nur einen
einzigen, weil die Vertheilung der Condensätionsflächen auf mehr oder weniger grofse Condensatoren
ohne Einflufs auf die Arbeitsvermehrung des im Dampfkessel erzeugten Dampfes ist.
Um die Deutlichkeit der Beschreibung sowohl als der Zeichnung zu fördern, setzten wir
einerseits eine Kesselgruppe A, A' und A" voraus, welche nach dem Princip der mehrfachen
Verdampfapparate arbeitet und andererseits eine Kesselgruppe B, B' und B", welche mit comprimirtem
Dampf geheizt wird.
Da die Construction aller dieser Kessel ganz genau dieselbe sein kann, so können auch letztere
bald auf die eine, bald auf die andere Art verwendet werden. Man braucht zu diesem
Behufe nur dafür Sorge zu tragen, dafs die Dampfrohranlage derart angeordnet wird,
dafs die Kessel unter sich und mit der Pumpe p je nach Bedürfhifs in Beziehung zu einander
gebracht werden können.
Die durch das an den Condensationsflächen der Verdampfungskessel gebildete Condensationswasser
fortgeführte specifische Wärme benutzen wir, um die zur Speisung der Verdampfungskessel benutzte Flüssigkeit oder auch das Dampfkesselspeisewasser
vorzuwärmen, so dafs ein wirklicher Wärmeverlust nur durch Ausstrahlung von den verschiedenen Apparaten und Leitungen
stattfinden kann.
Die Constructionseinzelheiten der Kessel sowohl als deren unvermeidliche Nebenbestandtheile,
als: Ein- und Austrittsröhren für die concentrirte Flüssigkeit, Sicherheitsgefäfs gegen
Schaumbildung, Wasserstandzeiger, Manometer u. s. w. sind in der Zeichnung nicht angegeben,
obschon sie nothwendig. sind, denn sie beeinflussen die oben beschriebene Disposition nicht
wesentlich und haben nichts Neues an sich. Dasselbe gilt von dem Dampfcylinder und der
Saug- und Druckpumpe, von denen wir mit Weglassung aller Nebentheile blos die hauptsächlichsten
Partien angedeutet haben.
Ό °b
Der Hauptsache nach besteht unser Verfahren darin, dafs wir den Apparat, welchen
wir mit dem aus demselben entweichenden und nachher comprimirtem Dampf heizen, in Verbindung
mit dem mehrfachen Apparate bringen, und zwar zu dem Zwecke, den bis jetzt erreichten
Verdampfungs- oder Concentrations-Nutzeffect einer gegebenen Dampfmenge durch Verwendung derselben in zwei Reihen von
Apparaten zu erhöhen. Genannter Zweck wird erreicht, ohne dafs die Flüssigkeit zu hohen
Temperaturen ausgesetzt wird und ohne dafs die Verdampfungskessel durch grofsen Druck
zu stark beansprucht werden.
Im Gegentheil ist man bei Anwendung der durch comprimirten Dampf geheizten Apparate
in der Lage, die durch die Fabrikation vorgeschriebenen Bedingungen über Temperatur
und Druck genau befolgen zu können, ohne auf die durch Anwendung eines Hochdruckkessels
gebotenen Vortheile verzichten zu müssen.
Claims (1)
- Patent-Anspruch·Die oben beschriebene Combination und Construction unseres Compressionsapparates in Verbindung mit dem mehrfachen Verdampfapparat und deren Anwendung zur Verdampfung und Concentration von Flüssigkeiten, sowie zur Scheidung von Flüssigkeiten mit verschiedenen Siedetemperaturen.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
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