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Verfahren und Vorrichtung zur Verteilung von Schädlirigsbekämpfungsmitteln
in feinster Form Vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Vergasung
von Mitteln, die für die Schädlingsbekämpfung verwendet werden, und eine Vorrichtung
zur Ausführung des Verfahrens.
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Es ist bereits seit langem bekannt, derartige Mittel, wie z. B. Schwefel,
Perchloräthan, Chlorameisensäureester, Dekahydronaphthalin, Betanaphthol, Isobutylalkohol,
Glycerin o. dgl., einzeln oder in Mischung miteinander zu vergasen oder zu verdampfen
und die entstehenden Gase oder Dämpfe in die zu vergasenden Räume zu leiten. Am
bekanntesten ist das Verfahren, nikotinhaltige Dämpfe herzustellen. Zu dem Zweck
hat man bisher nikotingetränktes Papier oder Papierrollen in einem Behälter zum
Glimmen gebracht, wobei unter gleichzeitiger Hindurchsaugung der Luft die dabei
entstehenden Nikotindämpfe nach den Stellen gedrückt werden, wo die Schädlinge vernichtet
werden sollen. Die Praxis hat ergeben, daß das Papier nicht mit heller Flamme verbrennen
darf, weil dadurch die Wirkung des Nikotins zum größten Teil verlorengeht. Diese
Vorrichtung ist teuer und wenig wirksam und bringt für die damit arbeitenden Personen
in gesundheitlicher Beziehung Gefahren mit sich. Ferner ist es bekannt, nikotinhaltiges
Pulver auf elektrischen Heizplatten bzw. beheizten Metallbändern zu verdampfen,
wobei mittels eines Ventilators die entstehenden Dämpfe an die Verwendungsstellen
gedrückt werden. Der Ventilator kann jedoch leicht versagen und verteuert außerdem
die Anlage bedeutend. Auch diese Vorrichtung ist wenig wirksam, da der Nikotingehalt
des Pulvers nur gering ist.
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Da Nikotindämpfe für Insekten ein sehr starkes Haut- und Atmungsgift
sind, haben sie bereits überall Anwendung gefunden und verdrängen auch wegen ihrer
Billigkeit und Ungefährlichkeit immer mehr das Blausäuregas. Blausäure bedeutet
trotz zugesetzter Reizstoffe immer eine große Gefahr für Menschen und Haustiere.
Neben anderen Nachteilen greift sie auch die zu Nahrungs-und Futterzwecken gebrauchten
Produkte sehr stark an.
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Noch schwieriger ist es, Schwefel oder ähnliche Verbindungen zu verdampfen,
da hierzu noch höhere Temperaturen erforderlich sind; auch kann sich der Schwefel
trotz größter Vorsicht leicht entzünden, wobei die sich entwickelnde, stets als
Pflanzengift wirkende schweflige Säure namentlich in geschlossenen Räumen großen
Schaden anrichtet.
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Die vorliegende Erfindung benutzt die bekannten Mittel, vermeidet
aber die bisher damit verbundenen Nachteile. Sie besteht in einem besonderen Verfahren
der Vergasung bzw. Zerstäubung, d. h. der allerfeinsten Verteilung der obengenannten
und für die Bekämpfung von Schädlingen seit langem verwendeten Mittel entweder einzeln
oder in Mischung miteinander und in einer besonderen Vorrichtung zur Ausführung
dieses Verfahrens. Von den zu vergasenden oder
in feinster Weise
zu verteilenden Mitteln werden in einem stark- erhitzten bzw. beheizten Behälter
unter Abschluß der Außenluft bestimmte Mengen oder Dosen zur Verdampfung oder Zerstäubung
gebracht. Dabei kann man auf zwei Wegen vorgehen. Der erste Weg besteht darin, daß
die vorgenannten Mittel einzeln oder in Mischung in größerer Menge in den stark
erhitzten Behälter gebracht und dort auf eine Temperatur erhitzt werden, die erheblich
höher liegt als die Siedetemperatur des Wassers, worauf eine tiefer siedende Flüssigkeit,
wie beispielsweise Wasser, in solcher Menge eingeführt wird, daß eine momentane
restlose Verdampfung der eingeführten Flüssigkeitsmenge nach Art einer Verpuffung
eintritt. Dieser Weg ist auch gangbar für feste, in Flüssigkeit nicht lösbare, aber
bei einer bestimmten Temperatur schmelzbare Mittel, wie beispielsweise Schwefel
und Betanaphthol. Diese Mittel werden in dem erhitzten Behälter zum Schmelzen gebracht,
worauf in der gleichen Weise, wie oben erläutert, Flüssigkeit bzw. Wasser eingeführt
wird, das sofort verpufft. Dadurch werden Teile der flüssigen, stark erhitzten Mittel
in feiner Verteilung mitgerissen und der Verrsasungsstelle zugeführt.
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Der zweite Weg besteht darin, daß die zu verteilenden Mittel, die
in einer Flüssigkeit löslich oder mit ihr mischbar sind, zusammen mit dieser in
solcher Menge bzw. solchen Dosen dem stark erhitzten Behälter zugeführt werden,
daß eine momentane und restlose Verdampfung nach Art einer Verptiffung eintritt,
in welchem Falle im Behälter überhaupt keine Ansammlung irgendwelcher Mittel stattfindet.
Durch die Erfindung wird es möglich, Mittel zur Anwendung zu bringen, die einen
wesentlich höheren Siedepunkt besitzen als Wasser und sie lediglich durch Verdampfung
des Wassers den zu vergasenden Räumen in allerfeinster Verteilung zuzuführen.
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So siedet beispielsweise das Nikotin erst bei einer Temperatur von
:246,5' C, Schwefel bei 444,5' C, Betanaphthol bei 285 bis
29o' C
usw. Bei der momentanen restlosen Verdampfung tritt eine momentane
Druckerhöhung im Innern des Raumes auf, die die entstehenden Gase oder Dämpfe mit
großer Geschwindigkeit aus dem Behälter heraus-und in die Leitungsrohre hineintreibt,
ohne daß mechanische Mittel, wie Ventilatoren o. dgl., erforderlich sind. Durch
dieses Verfahren wird erreicht, daß Mittel, die in erhitztem Zustand sich an der
Luft entzünden oder unerwünschte Verbindungen mit dem Sauerstoff der Luft eingehen,
wie beispielsweise Schwefel, ohne diese Nachteile feinst verteilt werden können.
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Da Reinnikotin trotz des hohen Siedepunktes äußerst flüchtig und auch
schnell an der Luft verharzt, wodurch die Wirksamkeit stark beeinträchtigt wird,
wählt man zweckmäßig folgende Mischung, die diesem Übelstande abhilft: So% Reinnikotin,
strohhell, 95/989., 2o'/, ß-naphthol, :2o1/0 Glycetin, iol/, Isobutylalkohol, wobei
noch die insekticide Wirkung von Betanaphthol und Isobutylalkohol wertsteigernd
ist. Die Mischung ist klar löslich und hinterläßt keinerlei Rückstände.
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Auf der Zeichnung ist eine Ausführungsform des Apparates im Schnitt
dargestellt. Er besteht aus dem Innengefäß a, welches mit elektrischen Heizkörpern
b beheizt wird. Diese Teile sind von einem Mantel c umgeben und wasserdicht
abgeschlossen. Der Strom wird durch das Kabel d zu-eführt. Auf dem Deckel
e befindet sich der Stutzen f, durch welchen die Füllung des Apparates mit
festen Stoffen stattfindet. Der Abzug der Gase geschieht durch ein am Stutzenf vorgesehenes
Abzweigrohr g, auf welchem ein besonders isolierter Schlauch h aufgesteckt
wird, urn die Gase an den Verwendungsort zu leiten. Ferner befindet sich auf dem
Deckel e der Dosierapparat i, welcher die Flüssigkeit aufnimmt. Der Zufluß der Flüssligkeit
wird -durch eine Reguliervorrichtung k reguliert. Um den Verbrauch der elektrischen
Energie auf ein Minimum herabzudrücken, ist der Apparat nach allen Seiten isoliert.
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Da Frischluft in deni#,pparat keinen freien Zutritt hat, ist Feuergefährlichkeit
ausgeschlossen. Die angegebenen Chemikalien verdampfen bei :2oo' C und darüber.
Die entstehenden Gase müssen deii Innenraum des Apparates mittels eigenen Druckes
durch den Stutzen g verlassen und können dem Raum frei entweichen oder durch
Verwendung des Schlauches h an den Verwendungsort geleitet werden. Der auf dem Apparat
befindliche Dosierapparat ermöglicht es, beliebige Mengen zu verdampfen. Die Menge
richtet sich nach dem Rauminhalt der zu vergasenden Räume. Die Abmessungen des Apparates
richten sich nach den erforderlichen Leistungen. Der Apparat kann tragbar oder fahrbar
ausgeführt werden. I. Beispiel Mit großem Erfolge wird das Verfahren zur Bekämpfung
des Mehltanes und zur Bekämpfung tierischer Schädlinge in Gewächshäusern angewandt.
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Im erste'ren Falle füllt man den beheizten Behälter etwa bis zur Hälfte
mit Schwefel in beliebiger Form, d. h. mit gemahlenem oder stückigein Schwefel.
Infolge der Erhitzung schmilzt der Schwefel. Sobald der flüssige
Schwefel
genügend erhitzt ist, was daran zu erkennen ist, daß am Einfüllstutzen Dämpfe zu
entweichen beginnen, gibt man aus dem Dosiergefäß bestimmte Mengen Wasser hinzu,
die infolge der hohen Temperatur des Sch-wefels momentan verdampfen und dabei einen
Teil des flüssigen Schwefels vernebeln bzw. zerstäuben, so daß er in feinster Verteilung
auf die mit Mehltau befallenen Pflanzen aufgebracht wird. II. Beispiel Im zweiten
Falle, wo es sich um die Bekämpfung von tierischen Schädlingen handelt, verwendet
man in erster Linie Nikotin, und zwar, da Reinnikotin sehr flüchtig ist und schfiell
in der Luft verharzt, nimmt man am besten eine Mischung, wie sie oben beschrieben
ist. Diese Mischung wird ebenfalls wieder in den Behälter eingefällt, und sobald
die Temperatur genügend hoch gestiegen ist, was sich am Entweichen geringer Dämpfe
zeigt, wird ebenfalls wieder Wasser oder eine Lösung von Glycerin mit Wasser aus
dem Dosiergefäß in geringen Mengen eingeführt, das momentan verdaml>ft und Teile
des Nikotins mitreißt.
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Es können auch beide Verfahren niiteinander kombiniert werden, indem
man in den Schwefel aus dem Dosiergefäß geringe Mengen von einer Nikotinmischung
mit Wasser einführt. Das wird natürlich nur in den Fällen angewendet, wo es sich
um Bekimpfung von Mehltau und gleielizeitig tierischer Schädlinge handelt.