-
Verfahren zur Herstellung von Papier oder Pappe Es sind bereits verschiedene
Vorschläge gemacht worden, um Lederabfälle, insbesondere Chromlederfalzspäne, welche
beim Verarbeiten von Chromleder in großen Mengen anfallen, in wirtschaftlicher Weise
zu verwerten. Es wurde u. a. vorgeschlagen, Kunstleder unter Verwendung von Lederabfällen
herzustellen, indem gemahlene, entfettete und gereinigte Chromlederabfälle in großen
Mengen gegerbter Gelatine eingebettet werden. Das Abfalleder konnte auch nach diesem
Vorschlag mit Zellstoff vermischt oder durch Zellstoff ersetzt werden. Man hat andererseits
in Vorschlag gebracht, fein zerteiltes Leder, z. B. Chromlederfalzspäne, als Melierstoff
bei der Herstellung von meliertem Papier zu verwenden. Bei dieser Verwendung werden
ganz geringe Mengen des fein zerteilten Leders, das mit Farbstoffen versetzt und
gefettet wurde, dem Papierstoff zugesetzt, worauf die Verarbeitung zu Papier in
der üblichen Weise erfolgte.
-
Der Erfinder- hat sich die Aufgabe gestellt, Chromlederfalzspäne in
größeren Mengen einer nutzbringenden Verwertung zuzuführen, und hat Versuche unternommen,
um unter Mitverwendung von größeren Mengen Chromlederfalzspänen Papier herzustellen.
Die Erfindung besteht darin, daß man Zellstoff mit ,5 bis 2o°10 Chromlederfalzspänen
von neutraler oder annähernd neutraler Beschaffenheit, welche vorher einer quetschenden
Zerkleinerung, z. B. in einer Stabmühle, unterworfen wurden, vermischt und die Mischung
in üblicher Weise zu Papier verarbeitet. Vorversuche, bei welchen zerkleinerte Chromlederfalzspäne
zu etwa gleichen Teilen mit Zellstoff gemischt und die Mischung in üblicher Weise
auf Papier verarbeitet wurde, haben zu Mißerfolgen geführt. Das erhaltene Papier
war minderwertig, insbesondere mit Bezug auf Reißfestigkeit. Diese war erheblich
geringer als die Reißfestigkeit des. aus unvermischtem Zellstoff hergestellten Vergleichspapiers.
-
Fortgesetzte Untersuchungen haben es ermöglicht, Gebrauchspapiere
unter Mitverwendung von Chromlederfalzspänen herzustellen und hierbei noch Verbesserungen
des Papiers nach verschiedenen Richtungen hin zu erzielen.
-
Es wurde zunächst festgestellt, daß die Mengenverhältnisse von Chromlederfalzspänen
und Zellstoff für den Erfolg von Bedeutung sind. Es hat sich gezeigt, daß den, Cellulosefasern
nicht mehr als 2o°,,10 Falzspäne zugesetzt werden sollen. Bei Überschreitung dieser
Grenze nimmt die Festigkeit des hergestellten Papiers außerordentlich rasch ab.
Weiterhin wurde gefunden, daß es. nicht richtig ist, weniger als 5'10 Falzspäne
anzuwenden, da bei geringeren Zusätzen die durch den Zusatz erzielbaren Vorteile
nicht in Erscheinung treten. Mit Vorteil verwendet man Zusatzmengen von etwa io
bis ?o0/0.
-
Es wurde weiterhin festgestellt,. daß eine neutrale oder annähernd
neutrale Beschaffenheit der anzuwendenden Chromfalzspäne für
die
Erreichung eines guten Papiers von Bedeutung ist, Die Falzspäne- werden deshalb
mit alkalisch wirkenden Stoffen während oder nach dem Zerkleinern neutralisiert.
-
Es wurde schließlich gefunden, daß der Erfolg auch wesentlich von
der Art der Zerkleinerung der Späne abhängt. Ein gewöhnliches Zerreißen bzw. Zerschneiden
oder Zerkleinern der Lederfaser hat sich für vorliegenden Zweck als nicht geeignet
erwiesen. Sehr viel bessere Ergebnisse wurden durch Verarbeitung von Spänen erzielt,
welche vorher einer quetschenden Zerkleinerung, z. B. in einer Stabmühle, unterworfen
worden sind. Bei dem Zerquetschen der Späne bekommen diese eine sehr feinfaserige
Beschaffenheit. Derartige Fasern sind daher anscheinend wesentlich besser verfilzbar
als solche, welche durch gewöhnliches Zerschneiden oder Zerreißen der Chromlederfalzspäne
erhalten werden. Die Reißfestigkeit des hergestellten Papier hängt somit nach den
Beobachtungen des Erfinders wesentlich davon ab, ob die aus den Chromlederfalzspänen
gewonnenen Lederfasern die Eigenschaft der guten Verfilzbarkeit besitzen. Diese
Eigenschaft ist besonders wichtig bei der Verarbeitung von Gemischen, die 5 bis
io°(o Falzspäne enthalten.
-
Die Zerteilung von Chromlederabfällen mit Hilfe quetschend wirkenden
Zerfaserungsvorrichtungenwurde bereits bei einem Verfahren beschrieben, nach dem
aus Faserstoffen aller Art, z. B. Chromlederabfällen, unter Zuhilfenahme von Lösungen
von Kautschuk, Balata, Guttapercha usw. oder trocknenden, oxydierenden oder sulfurierten
Ölen Kunststoffe hergestellt wurden. Aus der Tatsache, daß bei dieser Herstellung
von Kunststoffen in Gegenwart von Bindemitteln günstige Ergebnisse durch quetschende
Zerfaserung der Lederabfälle erzielt wurden, konnte nicht geschlossen werden, daß
bei der Herstellung von Papier aus Zellstoff und Chromlederfalzspänen ohne Anwendung
von Bindemitteln die quetschende Zerfaserüng, z. B. in Stabmühlen, von besonderer
Bedeutung ist.
-
Weitere Untersuchungen haben ergeben, daß stark gefettete Chromlederfasern
trotz Überführung in gut verfilzbaren Zustand wahrscheinlich infolge Ausbildung
von besonders guten Gleitflächen Papiere liefern, die an Reißfestigkeit einbüßen.
Späne von gewöhnlichem Fettgehalt können im allgemeinen verarbeitet werden. Dagegen
hat sich die Verarbeitung von Spänen von höherem Fettgehalt, z. B. solchen, deren
Fettgehalt 3 0(o vom Trockengewicht der Lederspäne übersteigt, im allgemeinen nicht
als empfehlenswert erwiesen.
-
Gute Ergebnisse wurden erzielt bei Verarbeitung von Spänen mit darunterliegenden
Fettgehalten, z. B. solchen von o,5 bis i °%. Da neben der Menge auch die Art der
Fette eine Rolle spielt für die mehr oder weniger gute Eignung der Späne für die
Papierherstellung, empfiehlt sich, in manchen Fällen die Eignung der Späne durch
Vorversuche festzustellen. Für manche Zwecke haben sich ungefettete, neutralisierte
Falzspäne als gut geeignet erwiesen.
-
In Ausübung der Erfindung kann man z. B. wie folgt verfahren: Die
aus Chromleder durch Behandeln der Fleischseite gewonnenen Chromfalzspäne werden
in viel Wasser in einer Stabmühle einer quetschenden Zerkleinerung unterworfen und
hierdurch gut zerfasert. Der Brei wird mit alkalisch wirkenden Stoffen, wie Bicarbonat,
Soda, Borax u. dgl., oder auch mit Seife neutralisiert. In manchen Fällen hat sich
das Neutralisieren mit Seife als besonders vorteilhaft erwiesen, gegebenenfalls
deshalb, weil die frei gewordene Fettsäure geschmeidigmachend wirkt. Im allgemeinen
haben sich i bis 3% der obengenannten alkalischen Mittel, bezogen auf luftfeuchtes
Fasergut, als ausreichend erwiesen. Mit Vorteil kann man das Zerkleinern und das
Neutralisieren im selben Arbeitsgang durchführen, z. B. derart, daß man von vornherein
eine wäßrige, alkalische Lösung zugibt.
-
Nach Überführung der Chromlederfalzspäne in die gewünschte, gut verfilzbare
Form werden diese unter Einhaltung der obengenannten Mengenverhältnisse im Holländer
mit dem auf den nötigen Mahlgrad gemahlenen Zellstoff zusammengebracht und die Bestandteile
sehr gut bzw. sehr gleichmäßig miteinander vermischt. Die Mischung wird in üblicher
Weise auf die Papiermaschine gebracht und auf Papier verarbeitet.
-
Es hat sich als möglich erwiesen, mit Hilfe der Erfindung Papiere
herzustellen, welche bessere Festigkeit, insbesondere Reißfestigkeit, besitzen als
reine Zellstoffpapiere und einen besonders guten Griff aufweisen. Ebenso kann man
das Papier mit Bezug auf Luft- und Wasserbeständigkeit verbessern. Schließlich kann
man auch erfindungsgemäß Pappe oder ähnliche Erzeugnisse herstellen.
-
Das Verfahren eignet sich u. a. auch für die Verarbeitung ungebleichter
bzw. wenig gebleichter Zellstoffe. Bei solchen Zellstoffen macht sich auch bei größerem
Zusatz von Lederfasern, z. B. bis zu zoolo, die besondere Farbe der Chromlederfalzspäne
nicht störend bemerkbar, insbesondere dann nicht, wenn für innige Vermischung der
Einzelbestandteile Sorge getragen wird. Derartige Papiere, z. B. solche, die aus
Kraftzellstoff und Chromfalzspänen hergestellt worden sind, können u. a. als wertvolles
Packpapier Verwendung finden.
Die erfindungsgemäß hergestellten
Papiere können ferner auch noch für Sonderzwecke zubereitet werden, z. B. durch
Behandeln mit Tränkungsmitteln, gegebenenfalls solchen, welche auf die Lederfasern
anders wirken als auf die Zellstoffasern.