-
Verfahren zum Erweichen von eingetrocknetem Cellulosederivatkitt auf
Werkstücken, z. B. miteinander zu verkittenden Schuhteilen; und Lösungsmittel zur
Ausübung des Verfahrens Bei der weiteren Ausbildung der Erfindung nach Zusatzpatent
584 498 wurde festgestellt, daß hervorragende Ergebnisse beim Erweichen des eingetrockneten
Kittstoffes unter Verwendung eines Lösungsmittels erzielt wurden, in dem eine Cellulosederivatlösung
in einem Alkylenoxyd - mit 3 bis 4 Kohlenstoffatomen; z. B. a-Propylenoxyd oder
Isobutylenoxyd, aufgelöst ist. Das Anteilsverhältnis ist dabei so, daß das»
Cellulosederivat, z. B: Nitrocellulose, von ioo oder mehr Sekunden Viscosität in
einem kleinen Betrag und das Alkylenoxyd in einem großen Betrag anwesend ist. Das
Anteilverhältnis mag so i : io bis i :20 betragen.
-
Das Lösungsmittel enthält ein Alkylenoxyd mit 3 bis 4 Kohlenstoffatomen,
z. B. a-Propylenoxyd oder Isobutylenoxyd (mit oder ohne anderen Pyroxylinlösungsmitteln).
Weiterhin enthält das Lösungsmittel, wie das Lösungsmittel des Hauptpatents, Pyroxylin
oder andere Cellulosederivate, durch die, wie aus dem Hauptpatent bekannt, die Verdunstung
des Lösungsmittels nach dem Auftrag auf den erhärteten Kittstoff bis zu der Zeit
verzögert wird, zu der der PreBdruck auf die Werkstückteile ausgeübt wird. Das Cellulosederivat
besitzt vorzugsweise, jedoch nicht notwendigerweise, eine hohe Viscosität, z. B.
ioo-Sekunden oder höher. .
-
Die Verwendung eines. Alkylenoxydes mit 3 bis 4 Kohlenstoffatomen,
z. B. a-Propylenoxyd,
CH3-CH -CH2 |
O |
(Siedepunkt 35 bis 36° C), |
oder Isobutylenoxyd |
CH,-C-CH2 |
CH3 O |
(Siedepunkt 5 r bis 52° C), |
in dem Lösungsmittel gestattet nicht nur eine Wegnahme des Preßdruckes nach sehr
kurzer Zeit, sondern ermöglicht auch auf Grund der schnellen und durchschlagenden
Lösungseigenschaft
.eine vollkommene und ,gleichförmige Kittverbindung
der gesamten Kittstelle.
-
Es ist an sich bekannt, Alkylenoxyd als Lösungsmittel für Cellulosederivate
zu benutzen. In dem bekannten Fall handelt @es sich jedoch um die Herstellung von
Weichmachungsmitteln, während es sich beim Erfindungsgegenstand um die Herstellung
eines Lösungsmittels für einen :erhärteten oder getrockneten Klebstoff, insbesondere
für Schuhteile, handelt, wobei die Verdampfungsgeschwindigkeit des täsungsmittels
verzögert werden soll, nachdem dieses auf den Schuh aufgebracht worden ist. Dies
hat den Zweck, dem Arbeiter die Möglichkeit zu geben, die Schuhteile in die genaue
gegenseitige Lage zu bringen, bevor .auf diese ein Druck ausgeübt wird. Die besondere
Art des gemäß der Erfindung angewandten Erweichungsmittels hat noch die Eigenschaft,
daß es eine schnelle und gleichmäßige Aktivierung des erhärteten Klebstoffs bewirkt.
-
In einer Ausführungsform der Erfindung ist das Cellulosederivat in
dem Lösungsmittel in einem solchen Betrage anwesend, daß das Lösungsmittel ziemlich
viscos bzw. plastisch wird, so daß es, wenn auf den erhärteten Kitt in einem Streifen
aufgetragen, seine Form im wesentlichen beibehält und erst unter dem Preßdruck sich
seitlich ausbreitet. Zwei Beispiele des Lösungsmittels gemäß der Erfindung sind
wie folgt:
Beispiel i |
2q:8 ,g Pyroxylin von i ioo Sekunden Vis- |
cosität, |
1049 denaturierter Äthylalkohol, |
i 8oo g Aceton, |
9oo g a-Propylenoxyd |
3052 g insgesamt. |
Beispiel 2 |
21 g Pyroxylin von i ioo Sekunden Vis- |
cosität, |
9 g denaturierter Äthylalkohol, |
i o2 g Isobutylenoxyd, |
216 g Aceton. |
3489 insgesamt. |
Die obigen Lösungsmittel werden beispielsweise dadurch hergestellt, daß man ihre
Bestandteile in einem geeigneten Behälter für 2 bis 6 Stunden rührt.
-
Die Lösungsmittel besitzen einen geringen Gehalt fester Bestandteile.
Das Lösungsmittel nach Beispiel i enthält z. B. ungefähr 8% Pyroxylin und das Lösungsmittel
nach Beispiel 2 ungefähr 6% Pyroxylin. Natürlich kann der Pyroxylingehait verschieden
sein, er soll jedoch nicht über i 2 % betragen. Der Lösungsmittelanteil der Mischung
steht gewöhnlich m einem Verhältnis von io bis 2o Teilen zu i Teil Pyroxylin. Es
sei jedoch darauf hingewiesen, daß dieses Mischungsverhältnis nicht unbedingt ist.
-
Wie bereits erwähnt, besitzt das Lösungsmittel eine sehr rasche Lösungseigenschaft
für den getrockneten Kitt ,auf Grund des in dem Lösungsmittel :enthaltenen a-Propylenoxydes
bzw. Isobutylens. Diese Oxyde haben weiterhin. die Eigenschaft, nach dem Ausüben
des Preßdruckes rasch aus der Kittstelle durch Verdunsten oder durch Eindringen
in das Werkstück zu verschwinden, so daß die Klebewirkung der Kittstelle sehr rasch
gesteigert wird. Auf Grund dessen kann der Preßdruck nach kurzer Zeit, z. B. i bis
2 Minuten, wieder abgenommen werden, ohne die Verkittung zu beeinträchtigen.
-
Auf Grund des verhältnismäßig niedrigen Siedepunktes des a-Propylenoxyds
(35° C) wird ein anderes. Lösungsmittel für Pyroxylin mit einem etwas höheren Siedepunkt
in Verbindung damit .angewandt, Wie aus Beispiel i ersichtlich, wird Aceton mit
einem Siedepunkt von 56°C in Verbindung mit a-Propylenoxyd in .einem Gewichtsverhältnis
von 2 : i verwandt, so daß das Lösungsmittel nicht zu rasch während der Zusammensetzung
der zu verkittenden Werkstücke verschwindet und somiteine kurze Verzögerung ermöglicht
wird. An Stelle von Adeton oder in Verbindung damit können natürlich auch andere
bekannte Pyroxylnlösungsmittel verwandt werden.
-
In. Anbetracht der Tatsache, daß der Siedepunkt von Isobutylenoxyd
(52° C) hoch genug ist, um eine zu rasche Verdunstung des Lösungsmittels während
des @usammensetzens der Werkstückteile zu verhindern, -und dennoch nur :eine verhältnismäßig
kurze Ver- 1 zögerung der Verdunstung gewährt, kann das Isobutylenoxyd allein.,
d. h. ohne Zumischung anderer Pyroxylinlösungsmittel, verwandt werden. Unter gewissen
Umständen können natürlich auch andere bekannte Lösungsmittel in Verbindung mit
Isobutylenoxyd verwandt werden (s. Beispiel 2).
-
Das in den obigen Beispielen beschriebene Lösungsmittel gestattet
somit eine Verdunstungsverzögerung von io bis 3o Sekunden, so daß die zu verkittenden
Werkstückteile zusammengesetzt und unter Druck gebracht werden können. Die Sekundeneinheiten
zum Messen der Viscosität des Pyroxylins richten sich nach den Darstellungen auf
S.277 bis z78 einer Veröffentlichung der American Society for Testing Materials
-mit dem Titel Tentative Sp.ecifications and Tests -for Söluble Nitro-« ceIlulose,
herausgegeben 1929, verbesserte Auflage 193o.
-
Der Alkohol in den obigem Beispielen besitzt vornehmlich-dm Zweck,
die verwandte
Nitrocellulos@e zu nässen und somit, wenn nötig, ihre
Verwendung sicherer zu machen.
-
Die a-Propylen- und Isobutylenoxyde können auch in einem etwas flüssigeren
Lösungsmittel wässeriger Natur (d. h. mit einer Viscosität, die nur ein geringes
Mehrfaches der von Wasser beträgt) zum Lösen oder Wiederauffrischen des :eingetrockneten
Kittes durch Aufstreichen oder Eintauchen der gekitteten Werkstückfläche in das-
Lösungsmittel verwandt werden. Beispiele dieses Lösungsmittels sind wie folgt:
B tis.piCl 3 |
7 g Pyroxylin von 330 Sekunden Vis- |
cosität, |
12 g Rezylbalsam, |
3o g Kampfergummi, |
3 g denaturierter Äthylalkohol, |
50o g Aceton, |
26o g a-Propylenoxyd |
812 g insgesamt. |
e |
Beispiel 4 |
7,9 Pyroxylin von 330 Sekunden Vis- |
cosität, |
12 g Rezylbalsam; |
30 g K;ampfergummi, |
3 g denaturierter Äthylalkohol, |
Zoo g Isobutylenoxyd, |
30o g Äthylester, |
26o g Aoeton |
812 g insgesamt. |
Wie ersichtlich, enthält das Lösungsmittel nach Beispiel 3 und 4 ungefähr i o,lo
Pyroxylin von hoher Viscosität. Der Gehalt an festen Bestandteilen ist ungefähr
6%. Der Gesamtbetrag fester Bestandteile in den obigen Beispielen in dem Flüssigkeitsanteil
beträgt nicht mehr ,als io%.
-
Das Pyroxylin in dem Lösungsmittel nach Beispielen 3 und 4 verzögert
die Verdunstung des Lösungsmittels während des Zusammensetzens der Werkstückteile,
wobei der Kampfer und das Rezylbalsam die Nitrocellulose in dieser Eigenschaft weiter
unterstützen, so daß eine Verdunstungsverzögerung von 25 bis 30 Sekunden
;gewährt ist, während der das Lösungsmittel aufgestrichen wird und die Werkstückteile
zusammengesetzt und unter Druck ;gebracht werden. Wie bekannt, ist Kampfer ein festes
Lösungsmittel für Nitrocellulose. Der Zusatz von Kampfer und Rezylbalsam ist jedoch
nicht unbedingt erforderlich. Rezylbalsam ist ein bekanntes Kunstharz und ist ein
balsamischer Ester von llhthalanhydrid und Diäthylenglykol. Wie ersichtlich, können
auch. in Beispielen 3 und 4 neben. den a-Propylen- und Isobutylenoxyden andere bekannte
Pyroxylinlö.sungsmittel verwandt werden, z. B. Aceton in Beispiel 3 und Aceton und
Äthyläther in Beispiel 4, wodurch die Verzögerungsperiode des Lösungsmittels leicht
geregelt werden kann.
-
Anstatt der in den obigen Beispielen verwandten Nitrocellulose können
andere Cellulosederivate, z. B. Celluloseaeetat, und weiterhin Celluloseesber und
-äther verwandt werden.