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Verfahren zum Aneinanderbefestigen von Werkstücken, wobei der auf
die Werkstücke aufgetragene Kittstoff eingetrocknet ist In der Weiterbildung der
Erfindung nach Patent 584 497 ist Gegenstand der Erfindung ein Lösungsmittel, das
die noch schnellere Herstellung von insbesondere unbefleckten und unbeschmierten
Schuhen mit fest angekitteten Sohlen gewährleistet. Es wird dies dadurch erreicht,
daß auf einen vorherbestimmten begrenzten Flächenteil der mit Kittstoff bestrichenen
Fläche des Werkstückes (der Kitt ist natürlich inzwischen getrocknet) ein etwas
viskoses oder plastisches Lösungsmittel aufgetragen wird, das aus einer Mischung
von einer verhältnismäßig kleinen Menge eines geeigneten Cellulosederivats (vorzugsweise
von hoher Viskosität) mit einem ziemlich flüchtigen Lösungsmittel besteht. Soll
der Kittstoff auf der Sohle wieder wirksam gemacht werden, so wird das Lösungsmittel,
vorzugsweise in Gestalt eines schmalen Streifens oder Bandes, aufgetragen. Der äußere
Rand des Bandes liegt in einem kurzen Abstand gleichmäßig von dem Sohlenrand entfernt.
Wenn dann die Sohle und das Oberleder unter Druck gebracht werden, wird das Lösungsmittel
so etwas zur Seite ausgedrückt, daß die gesamte Bindefläche zwischen dem Schuhoberleder
und der Schuhsohle von dem Lösungsmittel gedeckt wird. Durch dieses Auftragen des
Lösungsmittels auf eine vorherbestimmte begrenzte Fläche und durch die Regelung
des Ausfließens des Lösungsmittels, wenn unter Preßdruck, ist es in der Praxis möglich,
das Ausdrücken des Lösungsmittels und das dadurch bedingte Beschmieren des Schuhoberleders
mit Lösungsmittel oder gelöstem Kittstoff zu verhindern. Weiterhin wird durch Verwendung
der beschriebenen Lösungsmittelmischung, die nach Anbringung durch Druck rasch verdunstet
und die aber trotz der hohen Flüchtigkeit ihres Lösungsbestandteiles reichlich Zeit
zum Zusammensetzen. der Schuhteile vor Ausübung des Druckes gibt, die Preßdauer
noch weiter verkürzt, als dies bereits in dem Hauptpatent der Fall ist.
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Die beispielsweise Anwendung der Erfindung ist in der Zeichnung erläutert.
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Fig. i ist eine Draufsicht auf eine Sohle, die in bekannter Weise
mit Kittstoff bestrichen ist. '
Fig.2 ist eine Draufsicht der Sohle
nach dem Auftrag eines Lösungsmittels gemäß der Erfindung.
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Fig.3 ist ein Querschnitt durch einen Schuh mit einer gemäß der Erfindung
aufgekitteten Laufsohle.
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Als typisches Beispiel für die Anwendung der Erfindung bei der Herstellung
von Schuhen sei angenommen, daß der aufgezwickte Einschlag des Oberleders und der
Randteil der Brandsohle, wie bekannt, aufgerauht oder abgeglast worden sind. Pyroxylinkitt
wird dann auf die Sohle und auf den Zwickeinschlag in passender Weise, wie bekannt,
aufgetragen und dann trocknen lassen. Der Kitt wird, wie in Fig. i erläutert, auf
den Randteil des Gelenkes 6 und den Vorderteil 8 der Sohle 2 in der Gestalt eines
Streifens io von geeigneter Breite durch eine der bekannten Maschinen aufgetragen.
Ebenfalls wird Kitt, beispielsweise durch eine andere bekannte Maschine, auf den
Randteil des Gelenkes und des Vorderteiles des Schuhbodens aufgetragen.
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Soll die Sohle zunächst geformt werden, so wird die mit Kitt bestrichene
Sohle angefeuchtet oder sonst« ie erweicht und dann geformt. Sollte eine verhältnismäßig
lange Zeit zwischen dem Sohlenformen und dem !aufbringen der Sohle auf den Schuh
verstreichen, so wird die Sohle vorzugsweise kurz vor der Befestigung an den Schuh
wieder erweicht. Vor dem Auftragen eines Lösungsmittels wird die Sohle, einerlei
ob sie geformt ist oder nicht, angefeuchtet oder sonstwie erweicht, um sie biegsamer
zu machen und um ihr Bestreben, sich von dem Oberleder nach Aufhebung des Preßdruckes
zu lösen, zu vermindern.
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Die Mischung, mit" der Kitt gelöst oder wieder wirksam gemacht wird,
ist vorzugsweise von ziemlich hoher Viskosität, im Gegensatz zu sonst verwandten
Lösungsmitteln, besitzt aber eine wesentlich geringere Viskosität als die gewöhnlichen
Pyroxylinkitte und weist einen verhältnismäßig kleinen Gehalt von in einem flüchtigen
Lösungsmittel gelöster Nitrocellulose auf. Diese Mischung zum Lösen des trockenen
Kittes wird in Gestalt eines Bandes oder Streifens 12 (Fig: 2) auf die Sohle 2 aufgetragen,
und zwar so, daß der äußere Rand des Bandes 12 in einem gewissen Abstand von der
Kante 14 der Sohle :2 liegt, so daß sich ein schmales Band von nicht wirksam gemachtem
Kittstoff 16 an der Sohlenkante befindet. Nach dem Auftragen des Lösungsmittels
auf die Sohle werden die Sohle und der Schuh so schnell wie möglich, vorzugsweise
innerhalb 5 bis io Sekunden, zusammengesetzt und dann in einer der bekannten Pressen
unter Druck gebracht. Der Druck wird so lange beibehalten, bis der Kittstoff genügend
abgebunden hat oder doch genügend wirksam geworden ist, um die Sohle und das Schuhoberleder
nach Ablassen des Druckes fest zusammenzuhalten.
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Fig.3 veranschaulicht ein Schuhoberleder und eine Laufsohle nach ihrer
Verbindung, d. h. nach Anwendung und Wegnahme des Verbindungsdruckes: Das Oberleder
4 ist über einen Leisten 18 und eine Brandsohle 2o gezwickt. Ausballmaterial 22
aus Filz oder anderem passendem Stoff befindet sich auf der Brandsohle 2o zwischen
den Zwickeinschlägen 24. Die Laufsohle ,, die auf den Zwickeinschlag 24 gekittet
ist, erstreckt sich etwas über den Zwickeinschlag nach außen. Die Fläche 28, -an
welcher die Sohle 2 und das Oberleder 4 zusammengekittet sind, ist in dieser Figur
mit dicken Linien gezeigt, die ebenfalls als Andeutung des Kittstoffes angesehen
werden mögen, jedoch dann zum Zwecke der besseren Darstellung von übertriebener
Dicke wären. Es sei darauf hingewiesen, daß an dem der Sohlenkante benachbarten
Teil des Oberleders .i. sich kein Kittstoff oder Lösungsmittel befindet. Diese vorteilhafte
Verfassung des Schuhes ist darauf hinzuführen, daß zunächst der Kittstoff an dem
schmalen Randteil 16 der Sohle nicht gelöst oder wieder wirksam gemacht wurde und
daß weiterhin das Lösungsmittel oder der gelöste Kittstoff nicht seitlich oder nach
außen über die Berührungsfläche zwischen Schuhoberleder und Außensohle ausgedrückt
wurde oder ausgelaufen ist.
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Bei der Anwendung des soeben beschriebenen Verfahrens und der Verwendung
des nun zu beschreibenden Lösungsmittels ist es möglich, eine Kittverbindung -zwischen
Laufsohle und Oberleder von großer Stärke im praktischen Betrieb auszuführen und
zur gleichen Zeit den fertigen Schuh bereits nach ungefähr i bis 2 Minuten aus der
Presse zu nehmen. Das Oberleder und die Sohle in einem solchen Schuh sind weiterhin
sauber und frei von überschüssigem Kitt.
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Ein Lösungsmittel, das in Verbindung mit dem obenbeschriebenen Verfahren
sehr geeignet ist, besteht beispielsweise aus 40 g Nitrocellulose (trocken) von
i ioo Sekunden Viskosität (die Viskosität des handelsüblichen Produktes schwankt
zwischen iooo und i2oo Sekunden), 18 ccm denaturiertem Alkohol (zum Nässen der Nitrocellulose
als Sicherheitsmaßnahme) und goo ccm Aceton. Die Viskosität dieser Mischung bei
25° C ist ungefähr 5o an der McMichael-Waage, wenn eine Scheibe von 6 cm Durchmesser
und ein Draht von o,64388 mm (#:2?, Brown & Sharpe gage, Ver. St. von Amerika,
oder ungefähr # 23 Birmingham gage, England,
oder ungefähr # 6 Deutsche
Millimeter Drahtlehre) verwandt wipd. Diese Viskosität liegt in dem Bereich von
ungefähr iooo bis i5oo Centipoisen.
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Die Viskosität der Nitrocellulose selbst ist in Sekunden angegeben,
gemäß ,der handelsüblichen Praxis, wobei diese Viskosität nach Maßgabe der Beschreibung
auf S. 277i278 eines »Bulletin of the American Söciety for Testing Materials«
mit dem Titel »Tentative Specifications and Tests for Soluble Nitrocellulose«, herausgegeben
1929, zweite Auflage 193o, bestimmt ist.
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Weiterhin bezieht sich der Zahlenwert der Viskosität der angegebenen
Nitrocellulose auf die heutigen handelsüblichen Produkte, bei denen die Viskositäten
in Beträgen von ungefähr io°/o schwanken.
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Es ist ersichtlich, daß das oben beschriebene Lösungsmittel eine ziemlich
hohe Viskosität besitzt und gleichzeitig einen geringen Gehalt fester Bestandteile
aufweist. Der Gehalt an festen Bestandteilen ist in dem obigen Fall etwas weniger
als 5 °Jö. Unter den gegenwärtigen Fabrikationsbedingungen erscheint zur Erzielung
des besten Ergebnisses eine Nitrocellulose wünschenswert, die eine möglichst hohe
Viskosität im Verein mit einem geringen Gehalt fester Bestandteile aufweist. Es
wird dadurch ein Lösungsmittel von ziemlich hoher Viskosität und gleichzeitig etwas
plastischer Natur gewonnen, das, wenn das Lösungsmittel in der Gestalt eines ziemlich
dünnen Bandes aufgetragen wird, nur sehr wenig zur Seite ausläuft, wenn die Schuhteile
beim Anbringen der Sohle zusammengedrückt werden.
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In manchen Fällen mag es hinreichend sein, die gewünschte Mischung
des Lösungsmittels durch Verwendung größerer Mengen von Nitrocellulose von niedriger
Viskosität herzustellen. Es wurden auf diese Weise Lösungsmittel hergestellt, in
denen Nitrocellulose mit einer Viskosität von nur ungefähr ioo Sekunden mit befriedigenden
Ergebnissen verwandt wurde. Wird jedoch die Viskosität der verwandten Nitrocellulose
verringert, so muß die Konzentration der Nitrocellulose und somit der Gehalt an
festen Bestandteilen vermehrt werden, wodurch gleichzeitig die Gefahr des Auslaufens
oder Ausdruckens des Lösungsmittels und damit des Beschmutzens des Schuhes vergrößert
wird. Ein weiterer Gesichtspunkt ist, daß beim Verwenden von Nitrocellulose von
niedriger Viskosität die Preßdauer bei dem Aufkitten der Laufsohle verlängert werden
muß.
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Da, wie geschildert, die Viskosität der in dem Lösungsmittel enthaltenen
Nitrocellulose etwas verändert werden kann, soll jedoch die Viskosität des Lösungsmittels
selbst unter den gegebenen Bedingungen nicht so weit herabgesetzt werden, daß das
in einem Band aufgetragene Material nicht mehr in seiner Stellung bleibt und womöglich
zur Seite ausfließt oder ausgedrückt wird. Die Viskosität der Mischung kann auch
nach oben hin in beträchtlichem Maße verändert werden, aber es hat dies im allgemeinen
keinen weiteren Vorteil, wenn einmal der Punkt erreicht ist, an dem das aufgetragene
Band des Lösungsmittels im wesentlichen seine Form beibehält.
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Aceton kommt in diesem Zusammenhang als besonders geeignetes Lösungsmittel
in Betracht, da es Nitrocellulose ungewöhnlich schnell löst und selbst hinreichend
flüchtig ist. Um zu erreichen, daß der,Kitt innerhalb einer Minute oder so hinreichend
abbindet, um den Schuh aus .der Presse nehmen zu können, werden vorzugsweise Nitrocelluloselösungsmittel
mit einem Siedepunkt von 30° bis 8o° verwandt. Es mögen Nitrocelluloselösungsmittel
aus einem einzelnen Bestandteil oder einer Mischung von Bestandteilen verwandt werden.
Beispiele von anderen Lösungsmitteln, die besonders in Mischung wirkungsvoll sind,
sind Äther und Äthylacetat. Lösungsmittel mit höherem Siedepunkt mögen in gewissen
Fällen vorteilhafterweise der Mischung beigefügt werden, insbesondere wenn ein weniger
schnelles Abbinden des wieder wirksam gemachten Kittes erwünscht ist.
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Es können dem Lösungsmittel zum Wirksammachen des Kittes noch weitere
Bestandteile hinzugefügt werden, die im wesentlichen das rasche Abbinden des gelösten
Kittes nicht irgendwie nachträglich beeinflussen. So mögen in einigen Fällen kleine
Mengen eines Erweichungsmittels, wie z. B. Dibutylphthalat, verwandt werden. Auch
können in einigen Fällen Streckungs- oder Verdünnungsmittel, z. B. Kohlenwasserstoffe,
wie Pentan, Hexan oder Benzol, dem Lösungsmittel zugeführt werden.
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Es wurde die Erfindung unter Verwendung von Nitrocellulose oder Pyroxylinkitt
und Lösungsmittelmischungen beschrieben, jedoch kann die Erfindung in gleicher Weise
in Verbindung mit anderen Cellulosederivaten ausgeführt werden, wie - z. B. Celluloseacetat,
Ethylcellulose, Benzylcellulose oder andere Celluloseester oder -äther.