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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein schnelles, einfaches und effizientes
In-vitro-Verfahren zur Erzeugung mutierter zirkulärer Polynukleotidmoleküle. Das
Verfahren basiert auf der Bereitstellung einer geschlossenen zirkulären Polynukleotidmatrize,
die ein erstes interessierendes Gen umfasst, der Bereitstellung
von Fragmenten eines doppelsträngigen
DNA-Zielpolynukleotids,
welches das zweite interessierende Gen enthält, die zur Hybridisierung
an das erste interessierende Gen fähig sind, wobei die Fragmente
freie 3'-OH-Enden sowie
phosphorylierte 5'-Enden
aufweisen, Erzeugen von Einzelsträngen sowohl des Matrizenpolynukleotids als
auch der Fragmente des Zielpolynukleotids, Anlagern der Fragmente
des DNA-Zielpolynukleotids
in einer Annealing-Reaktion an das zirkuläre Polynukleotid, Verlängern der
Fragmente, z.B. unter Verwendung einer DNA-Polymerase, Ligieren
der verlängerten
Fragmente miteinander, z.B. unter Verwendung einer DNA-Ligase. Diese
Schritte führen
zu einer rekombinierten und/oder mutierten zirkulären Tochterstrang-DNA.
Um die Mutations- und/oder Rekombinationshäufigkeit weiter zu erhöhen, werden
die Schritte Anlagern, Verlängerung und
Ligierung 1 bis 100 mal wiederholt. Durch dieses Verfahren wird
leicht eine Mehrzahl an mutierten und/oder chimären Polynukleotiden erhalten.
Die Erfindung offenbart außerdem
Verfahren zur Gewinnung rekombinanter Biomoleküle auf Basis solcher mutierten
Polynukleotide.
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Es
besteht großes
Interesse an Biomolekülen
für medizinische,
industrielle und wissenschaftliche Anwendungen (Powell, K.A., et
al., Directed Evolution and Biocatalysis, Angew. Chem. Int. Ed.
Engl. 40 (2001) 3948–3959)
(Kirk, O., et al., Industrial enzyme applications, Curr. Opin. Biotechnol.
13 (2002) 345–351).
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Einige
Anwendungen erfordern Biomoleküle
mit ganz speziellen Eigenschaften oder Merkmalen, die in der Natur
nicht vorkommen oder sehr schwer zu finden sind.
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Eine
Weise zur Erzeugung solcher Biomoleküle ahmt das Prinzip der natürlichen
Evolution nach. Zufällige
Mutanten eines Biomoleküls
werden erzeugt, und eine Mutante mit der gewünschten Eigenschaft wird durch
ein geeignetes Screeningverfahren selektiert. Diese Art des Ansatzes
wird als "gerichtete
Evolution" bezeichnet
(Arnold, F.H., und Volkov, A.A., Directed evolution of biocatalysts,
Current Opinion in Chemical Biology 3 (1999) 54–59).
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Zur
Erzeugung dieser Mutanten können
verschiedene Techniken verwendet werden (Vasserot, A.P., et al.,
Optimization of protein therapeutics by directed evolution, Drug
Discov Today 8 (2003) 118–126)
(Graddis, T.J., et al., Designing proteins that work using recombinant
technologies, Curr. Pharm. Biotechnol. 3 (2002) 285–297) (Brakmann,
S., Discovery of superior enzymes by directed molecular evolution,
Chembiochem. 2 (2001) 865–871).
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Die
heutzutage verwendeten Verfahren zur Erzeugung von Biomolekülen mit
gewünschten
Eigenschaften können
grob unterteilt werden in Techniken, die Punktmutationen einführen, und
in Techniken, bei denen ähnliche,
aber nicht identische Polynukleotidsequenzen rekombiniert werden.
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Der
erste Typ von Verfahren führt
zu mutierten Polynukleotiden durch Einführen zufälliger Punktmutationen in die
interessierende Sequenz, z.B. aufgrund einer fehleranfälligen Polymerasekettenreaktion
(PCR) (Cadwell, R.C., und Joyce, G.F., PCR Methods Appl. 2 (1992)
28–33),
Verwendung so genannter Mutatorstämme (Greener, A., et al., Methods
Mol. Biol. 57 (1996) 375–385)
oder der Behandlung der DNA mit chemischen Mutagenen (Deshler, J.O.,
Gen. Anal. Techn. Appl. 9 (1992) 103–106).
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Der
zweite Typ einer Technik, der zu chimären Polynukleotiden führt, umfasst
die Rekombination von Genen oder Genfragmenten, die von verschiedenen
Varianten eines Gens stammen.
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In
WO 01/34835 sind Techniken zur Rekombination funktioneller Domänen beschrieben.
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Das
am häufigsten
verwendete Rekombinationsverfahren zur Optimierung von Biomolekülen bezeichnet
man als "DNA-Shuffling" (
US 5,834,252 ;
US 5,605,793 ;
US 5,830,721 ;
US 5,837,458 ;
US 5,811,238 ). Dieses Verfahren umfasst
die Erzeugung doppelsträngiger
Fragmente von verschiedenen doppelsträngigen DNA-Matrizen, wobei die verschiedenen DNA-Matrizen
homologe und heterologe Bereiche enthalten. Die Wiederzusammenlagerung
der zufälligen
Fragmente erfolgt durch eine PCR-ähnliche Reaktion ohne weitere Zugabe
von Primern. Das Auftreten überlappender
Domänen
der DNA-Sequenzen, die füreinander
als Primer/Matrizen wirken können,
ist für
eine erfolgreiche Wiederzusammenlagerung wesentlich. Aufgrund der schlechten
Ausbeute der rekombinierten DNA-Sequenz nach der Wiederzusammenlagerung
muss sie in der Regel durch eine zusätzliche PCR-Reaktion amplifiziert
werden, und anschließend
muss sie in ein geeignetes Expressionssystem kloniert werden. Die
Genprodukte können
dann in geeignete Wirtszellen transformiert, exprimiert und anschließend auf
eine verstärkte
oder neue Eigenschaft gescreent werden.
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Methodische
Alternativen zum DNA-Shuffling sind Zufallspriming-Rekombination
(random priming recombination, RPR) (Shao, Z., et al., Nucleic Acids
Res. 26 (1998) 681–683)
und das stufenweise Verlängerungsverfahren
(staggered extension process, StEP)(Zhao, H., et al., Nat. Biotechnol.
(1998) 16258–16261).
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Ortsspezifische
Mutationen können
durch die in WO 02/16606; WO 99/35281 offenbarten Verfahren erzielt
werden. Diese Verfahren verwenden zirkuläre DNA als Matrize, und ortsspezifische
Mutationen werden unter Verwendung speziell gestalteter Primer,
die bereits Punktmutationen umfassen, eingeführt.
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WO
01/29211 beschreibt ebenfalls ein Rekombinationsverfahren. Das Matrizenpolynukleotid gemäß diesem
Verfahren wird nicht in eine zirkuläre DNA integriert, wodurch
es notwendig wird, die rekombinierte DNA nach der Rekombination
in ein geeignetes Expressionssystem einzusetzen.
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Ein
weiteres Verfahren zum Erhalten chimärer Gene ist in WO 00/09697
beschrieben. Das dort offenbarte Verfahren erzielt eine größere Diversität rekombinierter
DNA-Moleküle
unter Verwendung verschiedener Arten Von Linear-Assembly-DNA-Matrizen.
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Trotz
des erheblichen Fortschritts in den verschiedenen Verfahren, die
zu mutierten und insbesondere chimären Polynukleotiden führen, besteht
immer noch ein starker Bedarf an der Bereitstellung eines Verfahrens
zur Erzeugung chimärer
Polynukleotide, die dazu beitragen, die bekannten Nachteile der
Verfahren des Standes der Technik zumindest teilweise zu überwinden.
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Das
Ziel der vorliegenden Erfindung war daher, ein einfaches und effizientes
DNA-Rekombinationsverfahren zur Gewinnung chimärer Polynukleotide zu entwickeln,
indem die Anzahl der Arbeitsschritte so weit wie möglich verringert
und gleichzeitig ein hohes Maß an
Diversität
in den erhaltenen chimären
Polynukleotiden erzielt wird.
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Es
wurde gefunden, dass die Nachteile der im Stand der Technik bekannten
Verfahren durch die erfindungsgemäßen Verfahren, Wirtszellen
und rekombinanten Biomoleküle
zumindest teilweise überwunden werden
können.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung eines
mutierten und/oder chimären
Polynukleotids, wobei man in dem Verfahren eine ein erstes interessierendes
Gen umfassende geschlossene zirkuläre Polynukleotidmatrize bereitstellt,
Fragmente eines ein zweites interessierendes Gen umfassenden doppelsträngigen DNA-Zielpolynukleotids
bereitstellt, die zur Hybridisierung an das erste interessierende
Gen fähig
sind, wobei die Fragmente freie 3'-OH-Enden sowie phosphorylierte 5'-Enden aufweisen,
Einzelstränge
sowohl des Matrizenpolynukleotids als auch der Fragmente des Zielpolynukleotids
erzeugt, die Fragmente des Zielpolynukleotids in einer Annealing-Reaktion
an das Matrizenpolynukleotid anlagert, die angelagerten Fragmente
des Zielpolynukleotids mittels DNA-Polymerase verlängert, die
Lücken
zwischen den verlängerten Fragmenten
unter Verwendung einer DNA-Ligase ligiert, wodurch ein chimäres zirkuläres Volllängen-DNA-Molekül erzeugt
wird, und dann das chimäre
zirkuläre
Volllängen-DNA-Molekül wiederholt
als geschlossenes zirkuläres
DNA-Matrizenpolynukleotid verwendet, indem wiederum Einzelstränge erzeugt,
in einer Annealing-Reaktion
aneinandergelagert, verlängert
und ligiert werden, wie vorstehend beschrieben. Weil diese Technologie
unter einigen Aspekten der sehr bekannten Polymerasekettenreaktion ähnelt, wird
der Begriff Polymerasekettenchimärisierung
(PCC) vorgeschlagen.
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Ein
Verfahren zur Gewinnung einer transformierten Wirtszelle durch Einbringen
eines mutierten und/oder chimären
Polynukleotids, das gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhalten wird, ist ebenfalls offenbart.
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Zusätzlich ist
eine Wirtszelle offenbart, die ein mutiertes und/oder chimäres Polynukleotid
enthält,
das gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhalten wird.
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Eine
weitere Ausführungsform
betrifft ein Verfahren zur Gewinnung eines rekombinanten Biomoleküls, wobei
man in dem Verfahren ein mutiertes und/oder chimäres Polynukleotid unter Verwendung
eines erfindungsgemäßen Verfahrens
gewinnt, das mutierte und/oder chimäre Polynukleotid in einen entsprechenden Wirt
transformiert, das rekombinierte Gen exprimiert und ein Screening
auf das rekombinante Biomolekül durchführt.
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Beschreibung der Erfindung
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Bei
einer ersten bevorzugten Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Erzeugung eines
mutierten und/oder chimären
Polynukleotids, wobei man in dem Verfahren eine ein erstes interessierendes
Gen umfassende geschlossene zirkuläre Polynukleotidmatrize bereitstellt,
Fragmente eines von einem zweiten interessierenden Gen stammenden
doppelsträngigen
DNA-Zielpolynukleotids bereitstellt, die zur Hybridisierung an das
erste interessierende Gen fähig
sind, wobei die Fragmente freie 3'-OH-Enden sowie phosphorylierte 5'-Enden aufweisen,
Einzelstränge
sowohl des Matrizenpolynukleotids als auch der Fragmente des Zielpolynukleotids
erzeugt, die Fragmente des Zielpolynukleotids in einer Annealing-Reaktion
an das Matrizenpolynukleotid anlagert, die angelagerten Fragmente
des Zielpolynukleotids mittels DNA-Polymerase verlängert, die
Lücken
zwischen den verlängerten
Fragmenten unter Verwendung einer DNA-Ligase ligiert, wodurch ein
chimäres
zirkuläres
Volllängen-DNA-Molekül erzeugt
wird. Das mutierte und/oder chimäre
zirkuläre
Volllängen-DNA-Molekül kann dann
wiederholt als geschlossene zirkuläre Polynukleotidmatrize in
den nächsten
Chimärisierungszyklen
verwendet werden, indem wiederum Einzelstränge erzeugt, in einer Annealing-Reaktion aneinandergelagert,
verlängert
und ligiert werden, wie vorstehend beschrieben. Der Einfachheit halber
wird dieses Verfahren als Chimärisierungsverfahren
bezeichnet, obwohl andere vorteilhafte Mutanten ohne Rekombinationsereignis
ebenfalls durch das erfindungsgemäße Verfahren erhalten werden.
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Der
Begriff "mutiertes
und/oder chimäres
Gen" wird dazu verwendet
anzuzeigen, dass mutierte und/oder chimäre Polynukleotide mit hoher
Frequenz unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens erhalten werden.
Wie im Stand der Technik bekannt, sind Mutationen zum Beispiel Punktmutationen,
Deletionen und Insertionen. Ein chimäres Polynukleotid im Sinne
der vorliegenden Erfindung ist ein beliebiges interessierendes Gen,
das mindestens 15 aufeinander folgende Polynukleotide umfasst, die
von zwei verschiedenen interessierenden Genen stammen. Obwohl der
hauptsächliche
Vorteil der vorliegenden Erfindung die hohe Frequenz der Chimärisierung
ist, die erhalten wird, hat sie somit die zusätzliche und willkommene Nebenwirkung,
dass mutierte Polynukleotide ebenfalls häufig erzeugt werden, wenn das
erfindungsgemäße Chimärisierungsverfahren
verwendet wird. Der Begriff "und/oder" wird dazu verwendet
anzuzeigen, dass Polynukleotide erhalten werden, die nur Mutationen,
Mutationen sowie chimäre
Sequenzen oder chimäre
Sequenzen in Abwesenheit weiterer Mutationen umfassen.
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Das
durch ein erfindungsgemäßes Verfahren
selektierte Gen ist vorzugsweise ein chimäres Gen mit oder ohne zusätzliche
Mutationen.
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Ein "interessierendes
Gen" betrifft jede
Polynukleotidsequenz, die eine Eigenschaft aufweist, die durch ein
geeignetes Screening- oder Selektionsverfahren selektiert oder gescreent
werden kann. Die vorliegende Erfindung nutzt auch mindestens ein "erstes" und ein "zweites" interessierendes
Gen.
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Der
Begriff "ein" in Zusammenhang
mit dem ersten oder dem zweiten interessierenden Gen darf nicht so
verstanden werden, dass er sich ausschließlich auf ein einzelnes Gen
bezieht. Stattdessen kann die vorliegende Erfindung auch erfolgreich
unter Verwendung mehrerer verschiedener Matrizen- sowie mehrerer
verschiedener Zielgene angewendet werden. Vorzugsweise stellen alle
diese Matrizen- und Zielgene Varianten eines einzigen Gens dar.
Es ist jedoch bevorzugt, drei, zwei und/oder nur ein Matrizen- oder
Zielgen bzw. -gene zu verwenden.
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Offensichtlich
beeinflusst das Molverhältnis
des Matrizengens zu Fragmenten eines Zielgens den Grad der erzielten
Chimärisierung.
Molverhältnisse
(Fragmente/Matrize) von 15–1000
werden empfohlen, wobei Verhältnisse
von 10–500,
20–400
und 30 zu 300 am stärksten
bevorzugt sind.
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Das
erste und das zweite interessierende Gen müssen zumindest teilweise homolog
sein, damit Hybridisierung und Aneinanderlagerung in einer Annealing-Reaktion,
wie für
das erfindungsgemäße Verfahren
erforderlich, möglich
sind. Der Fachmann hat kein Problem bei der Auswahl geeigneter Paare
von Genen zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Um
eine angemessene Frequenz von Hybridisierung oder Aneinanderlagerung
in einer Annealing-Reaktion zu erhalten, müssen das Matrizen- und das
Zielgen eine Homologie von mindestens 40% haben. Vorzugsweise beträgt die Homologie
zwischen den zwei Genen mindestens 50%. Die Homologie ist vorzugsweise höher und
zumindest 60% oder zumindest 70%. Am stärksten bevorzugt ist die Homologie
80% oder mehr, wie in dem nachstehend beschriebenen Verfahren bestimmt.
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Die
Homologie zwischen dem ersten und dem zweiten interessierenden Gen
wird vorzugsweise durch das PileUp-Programm des GCG-Paktes, Version
10.2 (Genetics Computer Group, Inc.) analysiert. PileUp erzeugt
eine Ausrichtung mehrerer Sequenzen aneinander unter Verwendung
einer Vereinfachung des progressiven Alignment-Verfahrens von Feng,
D.F., und Doolittle, R.F., J. Mol. Evol. 25 (1987) 351–360, und
die Bewertungsmatrizes für
identische, ähnliche
oder verschiedene Aminosäurereste
werden dementsprechend definiert. Dieses Verfahren beginnt mit dem
paarweisen Alignment der zwei ähnlichsten
Sequenzen, wodurch ein Cluster von zwei aneinander ausgerichteten
Sequenzen erzeugt wird. Dieses Cluster kann dann mit der nächsten am
meisten verwandten Sequenz oder dem nächsten am meisten verwandten
Cluster von aneinander ausgerichteten Sequenzen ausgerichtet werden.
Zwei Cluster von Sequenzen können
durch einfache Ausweitung des paarweisen Alignment von zwei einzelnen
Sequenzen aneinander ausgerichtet werden. Das endgültige Alignment
erfolgt durch eine Reihe progressiver, paarweiser Alignments, die
mehr und mehr unterschiedliche Sequenzen und Cluster einschließen, bis
alle Sequenzen in das endgültige
paarweise Alignment eingeschlossen sind.
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Der
Einfachheit halber kann Sequenzidentität untersucht werden, wenn das
Matrizen- und das Zielgen verglichen werden. Bei solchen Vergleichen
werden einzelne Nukleotide an entsprechenden Sequenzpositionen miteinander
verglichen. Die Sequenzidentität
beträgt
vorzugsweise mindestens 40% für
mindestens eine Teilsequenz von 30 Nukleotiden Länge. Stärker bevorzugt ist die Sequenzidentität höher und
mindestens 50% oder noch stärker
bevorzugt mindestens 60%.
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Viele
in der Natur vorkommende verwandte Gene dienen in verschiedenen
Individuen sowie in verschiedenen Spezies dem gleichen Zweck. Zum
Beispiel wird Hämoglobin
zum Transport von Sauerstoff im Blut verwendet. Es ist bekannt,
dass innerhalb der menschlichen Spezies Hämoglobin mit leicht unterschiedlichen Sequenzen
(die man als Allele kennt) vorkommt, wohingegen bei anderen Säugern Hämoglobin
mehr Unterschiede auf Sequenzebene aufweist. Diese Gene stellen
somit natürlich
vorkommende Varianten eines einzigen Gens oder Genlocus dar. Vorzugsweise
stellen sowohl ein Matrizen- als auch ein Zielgen natürlich vorkommende
Varianten eines einzigen Gens dar.
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Der
Fachmann erkennt, dass jede Kombination von Matrizen- und Zielgen
geeignet ist, solange Fragmente des Zielgens an das Matrizengen
hybridisieren. Die Hybridisierungsbedingungen können variiert werden, z.B.
durch Ändern
der Pufferbedingungen. Erfindungsgemäß kann die Annealing-Reaktion
vorzugsweise in einem Puffer durchgeführt werden, der aus 0,2 M Tris-HCl,
0,02 M MgSO4, 0,1 M KCl, 0,1 M (NH4)2SO4,
1 % Triton X-100
und 1 mg Rinderserumalbumin (BSA)/ml bei pH 8,8 besteht. Jedes Paar
von Matrizen- und Zielgen, das eine ausreichende Anzahl an Annealing-Ereignissen
in der ersten Runde der Chimärisierung
in diesem Puffer ergibt, ist für
die Durchführung
des erfindungsgemäßen Chimärisierungsverfahrens
geeignet.
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Das
erste interessierende Gen wird als interner Bestandteil eines geschlossenen
zirkulären
Polynukleotids bereitgestellt. Der Einfachheit halber wird das erste
interessierende Gen, wie es in einem geschlossenen zirkulären Polynukleotid
enthalten ist, auch als "Matrizen"gen bezeichnet.
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Jeder
Typ des zirkulären
Polynukleotids (RNA oder DNA) oder sogar zirkuläre Pseudopolynukleotide, die
Nukleotidanaloga umfassen, wie zum Beispiel Peptidnukleinsäuren (PNAs),
können
als erstes Polynukleotid verwendet werden. Bei einer vorteilhaften
und bevorzugten Ausführungsform
ist das erste Polynukleotid, welches das Matrizengen umfasst, eine
Desoxyribonukleinsäure
(DNA). Das geschlossene zirkuläre
Polynukleotid ist am stärksten
bevorzugt doppelsträngige
DNA.
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Es
gibt viele Verfahren, um ein bestimmtes Gen zu klonieren und es
in ein geeignetes Expressionssystem einzusetzen, die hier nicht
genannt werden müssen.
Der Einfachheit halber wird erwähnt,
dass dem Fachmann diese Verfahren gut bekannt sind, die zum Beispiel
in Current Protocols in Molecular Biology Band 1–4, herausgegeben von Ausubel,
F.M., et al., Massachusetts General Hospital and Harward Medical
School von John Wiley & Sons,
Inc., zusammengefasst sind.
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Das
Matrizengen kann leicht amplifiziert und gleichzeitig methyliert
werden, indem das Plasmid in einen geeigneten Wirtsstamm transformiert,
der plasmidtragende Stamm für
eine angemessene Zeit angeimpft und das Plasmid aus der Zellkultur
isoliert wird. Die Verwendung eines methylierten zirkulären Polynukleotids bietet
einen zusätzlichen
Vorteil. Nachdem die Chimärisierung
bei einem erfindungsgemäßen Verfahren
beendet ist, kann die methylierte DNA (d.h. das Ausgangsmaterial)
unter Verwendung spezifischer Restriktionsenzyme, die nur methylierte
DNA schneiden, leicht entfernt werden. Weil die anfängliche
Matrize methylierte DNA ist und nur nicht-methylierte zirkuläre mutierte
und/oder chimäre
DNA-Moleküle
erzeugt werden, kann die Ausgangs-Matrize unter Verwendung eines
Enzyms, wie DpnI, das nur Methyl-DNA spaltet, entfernt werden. Die am
stärksten
bevorzugte Weise zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
umfasst somit die Verwendung einer methylierten geschlossenen zirkulären DNA
als das Polynukleotid, welches das erste interessierende Gen enthält.
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Vorzugsweise
ist die Polynukleotidsequenz des ersten interessierenden Gens das
Volllängen-Polynukleotid für dieses
Gen. Wie der Fachmann erkennt, kann dieses Gen jedoch verkürzt sein,
so dass es nur partielle Sequenzen eines Gens darstellt. Die minimale
erforderliche Länge
ist ein Polynukleotid, das eine biologische Aktivität oder Funktion
aufweist, die durch jedes geeignete Screening- oder Selektionsverfahren
identifiziert werden kann.
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Das
zweite interessierende Gen wird der Einfachheit halber auch als "Ziel"gen bezeichnet. Das
Zielgen muss in doppelsträngiger
Form und vorzugsweise als DNA-Doppelstränge verfügbar sein. Eine exponentielle
Amplifikation während
der verschiedenen Runden der Chimärisierung wird nur erreicht,
wenn die von dem Zielgen stammenden Fragmente sowohl Fragmente des
Sense- als auch des Antisense-Strangs umfassen.
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Das
Zielgen oder -polynukleotid wird nicht als kontinuierliches Volllängen-Molekül, sondern
in fragmentierter Form bereitgestellt. Wie der Fachmann erkennt,
können
geeignete Fragmente eines doppelsträngigen DNA-Polynukleotids durch
verschiedene Mittel erzeugt werden. Die Verfahren zur Bereitstellung
eines doppelsträngigen
Zielpolynukleotids sind nicht entscheidend, solange darauf geachtet
wird, dass mindestens einige der so erzeugten Fragmente zur Hybridisierung
an das erste interessierende Gen fähig sind, mit der zusätzlichen
Voraussetzung, dass die bereitgestellten Fragmente ein 3'-OH bzw. eine Phosphatgruppe
am 5'-Ende haben.
Am stärksten
bevorzugt sind Verfahren, die zu einer zufälligen Fragmentierung des Zielgens
führen.
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Zufällige Fragmente
können
durch viele, dem Fachmann bekannte Verfahren erhalten werden. Eine Möglichkeit
wäre die
Amplifikation der interessierenden DNA-Sequenz mittels PCR und das
zufällige
Schneiden des PCR-Produkts durch eine Endonuklease, was zu Fragmenten
mit den erforderlichen 3'-
und 5'-Phosphat-Enden
führt.
Zum Beispiel kann ein Verdau in sehr kurzer Zeit mit DNAse I erzielt
werden, und der Grad des Verdaus kann auf einem Agarosegel überwacht
werden. Nachdem der gewünschte
Grad der Fragmentierung erreicht worden ist, kann die Umsetzung
gestoppt werden, z.B. durch Erhitzen der Probe auf 95°C für 5 Minuten,
wodurch die Nuklease zerstört
wird. Die DNAse I kann dann von den Fragmenten durch verschiedene Verfahren
abgetrennt werden, d.h. unter Verwendung von Polymerasekettenreaktions-
(PCR-) Reinigungskits, die kommerziell erhältlich sind. Eine andere Möglichkeit
wäre die
Verwendung sehr kurzer Primer zur zufälligen Anlagerung mittels Annealing
in einer PCR-Reaktion mit der zweiten interessierenden DNA-Sequenz
als Matrize, was zu PCR-Produkten verschiedener Längen führt, und
die 5'-Enden der
so erhaltenen Fragmente können
dann mit einer geeigneten Kinase phosphoryliert werden. In der Regel
sollten Fragmente mit einer Länge zwischen
8 und 1000 Basenpaaren (Bp) verwendet werden. Bei einer bevorzugten
Ausführungsform
liegt der größte Teil
(mehr als 50%) der verwendeten Fragmente zwischen 10 und 300 Bp.
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Die
Begriffe Annealing, Verlängern
und Ligieren, wie in der vorliegenden Erfindung verwendet, haben die
Bedeutungen, die ihnen der Fachmann zuschreibt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann 1–100
mal wiederholt werden. Während
in der ersten Runde der Chimärisierung
nur die geschlossene zirkuläre
Polynukleotidmatrize, die das erste interessierende Gen umfasst,
vorliegt, ist in jedem der folgenden Zyklen eine stetig steigende
Anzahl bereits mutierter und/oder chimärer geschlossener zirkulärer DNA-Polynukleotide
vorhanden, die wiederum als Matrize für den nächsten erfindungsgemäßen Zyklus
dienen. Die Verwendung von Polynukleotiden, die bereits mutiert
und/oder chimäre Polynukleotide
sind, als Matrizen in den aufeinander folgenden Runden der Chimärisierung
erhöht
die Gesamtanzahl an verschiedenen mutierten und/oder chimären Molekülen weiter.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist in 1 weiter veranschaulicht. In einem ersten Schritt
werden einzelsträngige
Moleküle
sowohl für
die Matrize als auch das Zielpolynukleotid erzeugt. In einem zweiten Schritt
werden einzelsträngige
DNA-Fragmente eines interessierenden Zielgens oder einer interessierenden Zielsequenz
in einer Annealing-Reaktion an ein Matrizenpolynukleotid angelagert,
das in einem zirkulären
geschlossenen einzelsträngigen
Polynukleotidmolekül
enthalten ist. Die angelagerten Fragmente werden durch eine DNA-Polymerase
verlängert,
bis das Enzym auf ein bereits gebundenes Fragment trifft. Die DNA-Polymerase
fällt dann
von dem DNA-Strang ab und hinterlässt eine Lücke zwischen den verlängerten
3'-OH-Enden eines
Fragments und den 5'-Phosphat-Enden
eines Fragments. Der Spalt oder die Lücke wird durch eine DNA-Ligase
geschlossen, welche die 3'-OH-Verlängerung
an das phosphorylierte 5'-Ende
des nächsten
gebundenen Fragments ligiert. Eine doppelsträngige DNA, die zwei geschlossene
zirkuläre
DNA-Moleküle
umfasst, wird als Endergebnis eines derartigen Chimärisierungszyklus
erhalten. Für
den Fachmann ist offensichtlich, dass die Anzahl der angelagerten
Fragmente den Grad der Chimärisierung
der interessierenden DNA-Sequenzen bestimmt. Das erfindungsgemäße Verfahren
bietet den hauptsächlichen
Vorteil, dass das doppelsträngige
geschlossene zirkuläre
Polynukleotid, das in der ersten oder, allgemeiner gesagt, in einer
vorherigen Chimärisierungsrunde
erhalten wird, direkt in der nächsten
Chimärisierungsrunde
verwendet werden kann. Um eine nächste
Chimärisierungsrunde
durchzuführen,
wird der in der ersten Runde erhaltene Doppelstrang geschmolzen,
und beide einzelsträngigen
zirkulären Moleküle dienen
jetzt als Matrizenpolynukleotid im nächsten Chimärisierungszyklus. Vorzugsweise
werden zwei bis fünfzig
Chimärisierungszyklen,
wie vorstehend beschrieben, durchgeführt. Dies führt zu einer stetig zunehmenden
Anzahl an Rekombinationen, die zu einer großen Diversität von mutierten
und/oder chimären
Polynukleotiden führt.
Zwischen 15 und 35 Chimärisierungszyklen
werden am stärksten
bevorzugt verwendet.
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Das
effiziente und angenehme erfindungsgemäße Chimärisierungsverfahren kann leicht
in einem einzigen Gemisch von Reagentien durchgeführt werden,
das alle erforderlichen Reaktanten enthält. Einzelheiten bevorzugter
Reaktanten sind weiter unten sowie im Abschnitt Beispiele angegeben.
Wenn erforderlich, kann das erfindungsgemäße Verfahren auch in Schritten
durchgeführt
werden, z.B. können
Fragmente des Zielpolynukleotids zu Beginn und dann wieder nach
einer angemessenen Anzahl von Chimärisierungszyklen zugegeben
werden. Solche und ähnliche
Modifikationen sind natürlich
im Umfang der vorliegenden Erfindung möglich.
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Die
Chimärisierung
kann erzielt werden, indem eine PCR-ähnliche Reaktion unter Verwendung
eines geschlossenen zirkulären
Polynukleotids, welches das Matrizengen umfasst, und von Fragmenten
des Zielgens mit beiden Orientierungen als Primer durchgeführt wird.
Vorzugsweise wird die Reaktion bei erhöhten Temperaturen durchgeführt. Die
Verwendung einer thermostabilen DNA-Polymerase und einer thermostabilen DNA-Ligase,
wie die DNA-Polymerasen und -Ligasen, die aus Organismen wie Pyrococcus
furiosus, Thermos aquaticus usw. erhalten werden, ist ebenfalls
bevorzugt. Es ist auch zu empfehlen, eine DNA-Polymerase mit Korrekturaktivität zu verwenden,
um zu gewährleisten,
dass ungewünschte
Polymerisationsfehler über
die interessierende DNA-Sequenz hinaus vermieden werden. Dies ist
auch für
die Beibehaltung eines intakten Expressionssystems vorteilhaft.
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Wie
vorstehend beschrieben, dient das Produkt eines Chimärisierungszyklus
als Matrize für
die restlichen Fragmente in dem Reaktionsgemisch, und der Chimärisierungszyklus
kann wiederholt werden. Dies bedeutet, dass bei einer normalen PCR-Reaktion
eine exponentielle Amplifikation der mutierten und/oder chimären DNA-Sequenzen
erreicht wird und dass ferner die Anzahl der Polynukleotide exponentiell
amplifiziert wird. Das Verhältnis
von Ausgangs-Matrize zu neu erzeugter DNA steigt zugunsten des chimären Moleküls in jedem Zyklus.
Dies verringert auch erheblich das Risiko oder die Wahrscheinlichkeit,
dass nach Transformation der mutierten und/oder chimären Polynukleotide
in eine geeignete Wirtszelle Parentalklone erhalten werden.
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Ein
erfindungsgemäßer PCR-ähnlicher
Standard-Chimärisierungszyklus
verwendet zum Beispiel die folgenden Reagentien: ein Puffersystem,
in dem die gewählte
Polymerase und Ligase arbeiten, dNTPs, Polymerase, Ligase, ATP (oder
einen anderen Cofaktor für
die Ligase), Matrize und Fragmente des Zielpolynukleotids; und umfasst
die folgenden Schritte: Inkubation bei 72°C, um ungewünschte Lücken in der zirkulären Matrize
zu ligieren, 30 Sekunden bei 95°C,
um die doppelsträngige
DNA in einzelsträngige
DNA zu schmelzen, 1 Minute bei 50°C,
um die Fragmente an die Matrize anzulagern, 8 Minuten bei 72°C, um die
Fragmente durch DNA-Polymerase zu verlängern, 30 Sekunden bei 95°C, um gebundene
DNA-Polymerase von der Matrize zu entfernen, und 8 Minuten bei 72°C, um die
Fragmente miteinander zu ligieren und alle Lücken zu beseitigen. Der Chimärisierungszyklus
wird vorzugsweise etwa 20 bis 25 mal wiederholt. Schließlich wird
das Reaktionsgemisch auf 4°C
abgekühlt.
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Da
das beschriebene Verfahren auf der Verwendung geschlossener zirkulärer Polynukleotide
basiert und hauptsächlich
zu geschlossenen zirkulären
chimären
DNA-Molekülen führt, ist
ersichtlich, dass es vorteilhaft ist, Plasmide als geschlossene
zirkuläre
DNA-Matrizenmoleküle zu verwenden.
Ein derartiges Plasmid umfasst vorzugsweise ein geeignetes Expressionssystem
für die
interessierende DNA-Sequenz oder das interessierende Gen. Das Matrizenpolynukleotid
ist vorzugsweise ein doppelsträngiges
geschlossenes zirkuläres
Plasmid, das einen Replikationsursprung, einen Promotor für die Genexpression,
ein Gen zur Selektion und ein erstes interessierendes Gen umfasst.
Wie der Fachmann leicht erkennt, wird vorzugsweise nur der Teil der
Polynukleotidsequenz rekombiniert, der das interessierende Gen umfasst,
und der Rest der DNA-Sequenz,
d.h. das Expressionssystem oder der Plasmidanteil der Sequenz, wird
unverändert
belassen. Zwei oder mehrere verschiedene Plasmide, welche die interessierende
DNA-Sequenz enthalten, können
ebenfalls bei einem erfindungsgemäßen Verfahren verwendet werden.
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Die
Arbeitsschritte, die gewöhnlich
von den anderen, aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren benötigt werden,
die z.B. die Insertion der neu mutierten und/oder chimären DNA-Moleküle in ein
geeignetes Expressionssystem erfordern, sind im Fall der mutierten
und/oder chimären
DNA-Polynukleotide, die durch ein erfindungsgemäßes Verfahren erzeugt werden
und bereits in ein Expressionssystem eingebaut sind, nicht notwendig.
Somit werden zusätzliche
Schritte, wie die Herstellung von Vektoren und die Insertion unter
Verwendung geeigneter Restriktionsenzyme und die Ligierung der Letzteren,
vermieden. Dies macht das erfindungsgemäße Verfahren viel angenehmer
und einfacher anzuwenden.
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Das
Ergebnis der Chimärisierungs-PCR,
d.h. der PCC, kann mittels Agarosegelelektrophorese überprüft werden.
Ein Polynukleotid der gewünschten
Größe (das
mit der Matrize identisch ist) sollte auf dem Agarosegel sichtbar
sein.
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Die
vorliegende Erfindung eignet sich auch für ein Verfahren zur Gewinnung
einer transformierten Wirtszelle durch Einbringen eines mutierten
und/oder chimären
Polynukleotids, das gemäß einem
erfindungsgemäßen Verfahren
erhalten wird, in den Wirt.
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Bakterien,
wie E. coli- oder Bacillus-Stämme,
sind als Wirtsstämme
bevorzugt. Es hat sich herausgestellt, dass solche Transformationen
recht erfolgreich sind und eine hohe Ausbeute an Transformanten
liefern.
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Die
bei einem erfindungsgemäßen Verfahren
erhaltene mutierte und/oder chimäre
zirkuläre
DNA kann anschließend
ohne jegliche weiteren Arbeitsschritte in eine geeignete Wirtszelle
transformiert werden. Wie vorstehend beschrieben, kann diese Transformation
gegebenenfalls einen Schritt zur Entfernung eines methylierten Matrizenpolynukleotids
beinhalten. Auch dieser Schritt erfordert jedoch keine weitere Reinigung.
Es ist daher bevorzugt, die bei einem erfindungsgemäßen Verfahren
erhaltenen mutierten und/oder chimären Polynukleotide direkt ohne
vorherige Reinigung zur Transformation einer Wirtszelle zu verwenden.
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Natürlich ist
auch eine Wirtszelle geeignet, die durch Transformation mit einem
durch das erfindungsgemäße Verfahren
erhaltenen mutierten und/oder chimären Polynukleotid erhalten
wird.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Gewinnung
eines rekombinanten Biomoleküls,
wobei man in dem Verfahren ein mutiertes und/oder chimäres Polynukleotid
unter Verwendung eines erfindungsgemäßen Verfahrens gewinnt, das
mutierte und/oder chimäre
Polynukleotid in einen entsprechenden Wirt transformiert, das rekombinierte
Gen exprimiert und ein Screening auf das rekombinante Biomolekül durchführt.
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Nach
Isolation einzelner Klone, Animpfen und Expression der mutierten
und/oder chimären
Genprodukte können
die neuen Biomoleküle
gescreent werden, um Klone zu identifizieren, die ein rekombinantes
Gen mit der gewünschten
Eigenschaft enthalten.
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Das
Screening kann auf jede selektierbare Eigenschaft durchgeführt werden.
Vorzugsweise ist das Biomolekül
ein Expressionsvektor, und Expressionsvektoren, die zu einer höheren Proteinausbeute
führen, werden
ausgewählt.
Das Biomolekül
ist am stärksten
bevorzugt ein Polypeptid, und das Selektionsverfahren basiert zum
Beispiel einfach auf einer selektierbaren Eigenschaft eines solchen
Polypeptids. Ein derartiges rekombinantes Polypeptid ist am stärksten bevorzugt
ein Enzym. Wie der Fachmann erkennt, lassen sich verschiedene enzymatische
Eigenschaften recht leicht selektieren, wenn das neue (mutierte
und/oder chimäre) Polynukleotid
verfügbar
ist und wie vorstehend beschrieben exprimiert worden ist.
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Wie
der Fachmann leicht erkennt, sind die hier offenbarten Verfahren
aus verschiedenen Gründen recht
vorteilhaft, z.B. machen sie die Notwendigkeit einer amplifizierenden
PCR-Reaktion überflüssig, die
Verfahren des Standes der Technik immer noch erfordern, insbesondere
um mutierte und/oder chimäre
DNA-Moleküle
in einer vernünftigen
Häufigkeit
zu erzeugen, und es ist kein Reinigungsschritt vor der Transformation notwendig.
Es ist außerdem
recht offensichtlich, dass durch Weglassen der Amplifikations-PCR
keine Vorselektion von mutiertem und/oder chimärem Polynukleotid erfolgt.
Dies führt
zu einer größeren Diversität an mutierten
und/oder chimären
Polynukleotiden, die in die Transformation eingehen, was außerdem zu
einer größeren Diversität genetischer
Varianten für
das Screening und die Selektion führt.
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Die
folgenden Beispiele, Bezugsstellen, das Sequenzprotokoll und die
Figuren werden bereitgestellt, damit sie zum Verständnis der
vorliegenden Erfindung beitragen, dessen wirklicher Umfang in den
beigefügten Ansprüchen dargelegt
ist.
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Beschreibung der Figuren
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1 Schema
eines erfindungsgemäßen Verfahrens
In 1 ist
das erfindungsgemäße Verfahren
unter Verwendung eines doppelsträngigen
geschlossenen zirkulären
Polynukleotids, das ein erstes interessierendes Gen(gestreifter
Pfeil) umfasst, und von Fragmenten, die von einer doppelsträngigen Ziel-DNA
(ausgefüllter
Pfeil) stammen, gezeigt. Die Polynukleotide werden bereitgestellt
und mit allen benötigten
Reagentien gemischt, dann werden die Schritte Schmelzen, Annealing,
Polymerisation und Ligation durchgeführt.
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2 Aminosäuresequenzen
für hAP
und ciAP
Die Aminosäuresequenz
für alkalische
Phosphatase aus Kälberdarm
ist in der ersten Reihe und die entsprechende Sequenz der alkalischen
Phosphatase aus humaner Plazenta in der zweiten Reihe dargestellt.
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3 Fragmentierung
von Ziel-DNA
Die Ergebnisse der Ziel-DNA-Fragmentierung mit
DNAse I gemäß Beispiel
1 sind in 3 dargestellt.
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4 Nach
20 Chimärisierungszyklen
erhaltene Nukleinsäuren
5 μl Probe,
die wie im Beispiel 1 beschrieben erhalten wurden, wurden auf ein
1%iges Agarosegel aufgetragen. Nach der Elektrophorese wurden die
DNA-Banden mit Ethidiumbromid angefärbt. Die gefärbten Banden
sind gezeigt.
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Beispiel 1
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Chimärisierung
von alkalischer Phosphatase aus humaner Plazenta (hpAP) mit alkalischer
Phosphatase aus Kälberdarm
(ciAP)
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Die
Gene von ciAP und hpAP zeigen eine Homologie von etwa 80% zueinander
(siehe SEQ ID NR. 1 bzw. 3). Beide Aminosäuresequenzen sind in 2 sowie
in den SEQ ID NR. 2 bzw. 4 gezeigt. Die Verteilung von homologen
und heterologen Bereichen ist nahezu zufällig über das gesamte Gen, wodurch
es leicht ist, den Grad der Chimärisierung
beider Gene zu überprüfen.
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Die
zwei Gene wurden in das Plasmid pkk 177 mit einem Ampicillin-Resistenzgen
kloniert, in dem sie unter der Kontrolle eines pmgl-Promotors (siehe
Patentanmeldung WO 88/09373) standen, und in den E.-coli-Stamm XL-blue-MRF' transformiert.
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Für das folgende
Experiment wurde hpAP als erstes interessierendes Gen verwendet.
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Die
zufälligen
Fragmente des Zielgens wurden aus dem ciAP-Gen erzeugt.
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Matrizengen (Plasmid):
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Der
E.-coli-Stamm, der das Plasmid mit dem hpAP-Gen trug, wurde über Nacht bei 37°C angeimpft. Das
Plasmid wurde unter Verwendung eines Roche-High-Pure-Plasmidisolationskits
Id. 1754777 isoliert und die Konzentration mittels UV bei 260 nm
bestimmt. Eine Lösung
von 5 ng DNA/μl
Wasser wurde hergestellt.
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Zielgen (Fragmente):
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Eine
wässrige
Lösung
mit dem Plasmid, welches das ciAP-Gen trug, wurde unter Verwendung
des gleichen Verfahrens, wie für
die Matrize, hergestellt. Das ciAP-Gen wurde mittels PCR unter Verwendung
geeigneter Primer (siehe SEQ ID NR. 5 bzw. 6) amplifiziert.
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Das
erhaltene PCR-Produkt wurde unter Verwendung eines Roche-PCR-Reinigungskits
gereinigt und die DNA-Konzentration
bestimmt.
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Fragmentierung:
-
Das
ciAP-Gen wurde einem DNAse-I-Verdau unterzogen. Die folgende Zubereitung
wurde hergestellt:
- 30 μl
ciAP (100 ng DNA/μl
Wasser)
- 1,5 μl
DNAse I (0,1 U/μl;
Roche Kat. Nr. 776785, verdünnt
mit 1x-Puffer Kat. Nr. 1417991)
- 8 μl
Puffer (10x-Puffer Kat. Nr. 1417991)
- 40,5 μl
Wasser
-
Nach
10-minütiger
Inkubation bei Raumtemperatur wurde die Zubereitung schnell auf
Trockeneis eingefroren, um den DNAse-I-Verdau zu beenden. 5 μl Probe wurden
auf einem 1%igen Agarosegel analysiert, um den Verdau zu überprüfen (siehe
3).
Die Wolke von Fragmenten bewies, dass der Großteil der Fragmente eine Größe von etwa
50 Bp hatte. Die DNAse I wurde durch Erhitzen der restlichen Zubereitung
bei 95°C
für 10
Minuten inaktiviert. Die DNA wurde mit dem Roche-PCR-Reinigunskit gereinigt
und die DNA-Konzentration bei 260 nm bestimmt. Chimärisierungs-PCR
(PCC):
- 2,5 U/μl Pfu-Polymerase von Stratagene
Kat. Nr. 600252
- 10× Pfu-Polymerase-Puffer
von Stratagene Kat. Nr. 600252
- 4 U/μl
Pfu-Ligase von Stratagene Kat. Nr. 600191
- 40 mM dNTP = 10 mM dATP, 10 mM dCTP, 10 mM dTTP, 10 mM dGTP
- 5 μM/μl ATP von
Roche Kat. Nr. 1140965
-
Temperaturprogramm:
-
- a) 10 Minuten 72°C
- b) 30 Sekunden 95°C
- c) 1 Minute 55°C
- d) 8 Minuten 72°C
- e) 30 Sekunden 95°C
- f) 8 Minuten 72°C
- g) 20-fache Wiederholung der Schritte b) bis f)
- h) 4°C
-
Nach
den Temperaturzyklen wurden 5 μl
der PCC-PCR-Produkte
auf ein 1%iges Agarosegel aufgetragen (siehe 4).
-
Ergebnisse:
-
Die
PCC-Probe zeigt eine Bande mit der gewünschten Größe, wohingegen die neg. Kontrolle
keine Bande zeigt.
-
Beispiel 2
-
Transformation
-
Die
Transformation erfolgte durch Elektroporation beider Proben PCC
bzw. neg. Kontrolle in den E.-coli-XL-MRF'-Stamm (Stratagene Kat. Nr. 200158).
Anschließend
wurden 100 μl
der PCC-Zubereitung und 1 ml der neg. Kontrolle auf eine LB-Agarplatte
ausplattiert, die 100 μg/ml
Ampicillin enthielt. Die Zellen wurden über Nacht bei 37°C inkubiert.
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Die
Ergebnisse dieses Transformationsexperiments, ausgedrückt als
Anzahl wachsender Klone, sind in der folgenden Tabelle angegeben:
-
20
Klone wurden zufällig
von der PCC-Probenplatte gepickt und getrennt in LB-Amp-Medium über Nacht
bei 37°C
angeimpft. Die Plasmide der 20 Proben wurden unter Verwendung eines
Roche-High-Pure-Plasmidisolationskits Id. 1754777 isoliert und unter
Verwendung eines ABI-Prism-Dye-Terminator-Sequenzierkits
und eines ABI-3/73-und
-3/77-Sequenziergeräts
(Amersham Pharmacia Biotech) sequenziert. Die verwendeten Sequenzierprimer
basierten sämtlich
auf dem ciAP-Gen (siehe SEQ ID NR. 5, 7, 8 bzw. 9).
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Beispiel 3
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Test von Klonen auf AP-Aktivität
-
Die
AP-Aktivität
wurde wie folgt ermittelt: 90 μl
Zellsuspension der Übernachtkultur
wurden mit 10 μl B-PER (bakterielles
Proteinextraktionsreagens, Pierce Kat. Nr. 78248) gemischt, um die
Zellen aufzubrechen. 50 μl
dieses Gemischs wurden zu 90 μl
Reagens (Roche Kat. Nr. 2173107) gegeben. Aktive AP setzt p-Nitrophenol frei,
das mit einem Photometer bei 405 nm überwacht werden kann. Eine
Zellsuspension des E.-coli-XL-MRF'-Stamms ohne hpAP-
oder ciAP-Plasmid wurde als neg. Kontrolle verwendet.
-
Beispiel 4
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Erhaltene mutierte und chimäre Klone
-
Die
Ergebnisse des AP-Aktivitätstests
und der entsprechenden Klonanalyse mittels Sequenzierung sind in
der folgenden Tabelle angegeben:
-
Es
sollte beachtet werden, dass hpAP die Ausgangs-Matrize ist. Die Zahlen betreffen die
Aminosäurepositionen
im AP-Enzym. Ausdrücke
wie V69A bedeuten einen Aminosäureaustausch
bei Position 69 von V (Valin) nach A (Alanin). Das Alignment der
Sequenzen auf Aminosäurebasis
ist in 2 gezeigt.
-
Die
vorstehenden Daten zeigen, dass eine Chimärisierung fast bis zu jedem
gewünschten
Ausmaß auftrat.
Das Mutantenspektrum reicht von überhaupt
keiner Genmischung (hpAP) bis zu einer vollständigen Umordnung des fragmentierten
ciAP-Gens.
-
Von
den 20 isolierten Klonen zeigten 50% alkalische Phosphatase-Aktivität, wobei
auch die Mutanten mit gemischter DNA eingeschlossen sind. Tatsächlich ist
der Klon mit der höchsten
Aktivität
(Nr. 12) eine Chimäre.
Punktmutationen, Insertionen und Deletionen wurden zusätzlich zu
der Chimärisierung
beobachtet, wodurch der Pool an neuen Polynukleotiden weiter ausgeweitet
wird, auf denen die Selektion nach neuen oder verbesserten Eigenschaften
basieren kann.
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