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Die
Erfindung betrifft ein Pockenvirus-Partikel mit einer zielgerichteten
Infektionsspezifität,
welche durch eine heterologe Ligandengruppierung, die auf der Oberfläche des
Pockenvirus-Partikels lokalisiert ist und in der Lage ist, ein Anti-Liganden-Molekül, das auf
der Oberfläche
von Zielzellen lokalisiert ist, spezifisch zu erkennen und daran
zu binden, verliehen wird. Die Erfindung betrifft ferner einen Vektor,
welcher eine Nukleotidsequenz umfasst, welche ein chimäres Polypeptid,
welches eine derartige heterologe Ligandengruppierung und die Gesamtheit
oder einen Teil eines natürlichen,
auf der Pockenvirus-Oberfläche
vorhandenen Polypeptids umfasst, kodiert. Die Erfindung betrifft
zusätzlich
Zusammensetzungen, welche das Pockenvirus-Partikel oder den Vektor
umfassen, wie auch deren Verwendung für therapeutische und prophylaktische Zwecke.
Die Erfindung ist von sehr speziellem Interesse bei Gentherapie-Anwendungen,
insbesondere bei der Verhütung
oder Behandlung von Krebs bei Säugetieren.
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Gentherapie
kann als Transfer von genetischem Material eine Zelle oder einen
Organismus definiert werden. Die Möglichkeit, Krankheiten beim
Menschen durch Gentherapie zu behandeln, hat sich in einigen wenigen
Jahren vom Stadium von theoretischen Erwägungen bis zu jenem von klinischen
Anwendungen verändert.
Das erste Protokoll, das auf den Menschen angewendet wurde, wurde
in den U.S.A. im September 1990 an einem an Adenindesaminase (ADA)-Defizienz
leidenden Patienten begonnen. Diesem ersten ermutigenden Experiment
folgten zahlreiche neue Anwendungen und vielversprechende klinische
Versuche, die auf einer Gentherapie basieren, dauern gegenwärtig noch
an (siehe beispielsweise die klinischen Versuche, die aufgelistet
sind unter:
http://cnetdb.nci.nih.gov/trialsrch.shtml oder
http//www.wiley.co.uk/genetherapy/clinical/).
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Eine
erfolgreiche Gentherapie hängt
hauptsächlich
von der effizienten Abgabe eines therapeutischen Gens von Interesse
ab, indem dessen Expression in Zellen eines lebenden Organismus
ermöglicht
wird. Therapeutische Gene können
in Zellen unter Verwendung einer großen Vielzahl von Vektoren,
welche entweder zu einer transienten Expression (Transfektion) oder
permanenten Transformation des Wirtsgenoms führen, transferiert werden.
Während
des letzten Jahrzehnts ist eine große Anzahl von viralen, wie
auch von nicht-viralen Vektoren für den Gentransfer entwickelt
worden (siehe beispielsweise Robbins et al., 1998, Tibtech 16, 35–40, und
Rolland, 1998, Therapeutic Drug Carrier Systems 15, 143–198, für Übersichtsartikel).
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Die
am umfassendsten verwendeten viralen Vektoren sind von Retroviren
und Adenoviren abgeleitet (für
eine Übersicht
siehe Miller, 1997, Human Gene Therapy 8, 803–815). Es sind jedoch andere
virale Vektoren, wie vom Sindbis-Virus abgeleitete Vektoren oder
von Pockenviren abgeleitete Vektoren, als vielversprechende Kandidaten
für einen
in vivo-Gentransfer im Kommen.
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Pockenviren
sind eine Gruppe von komplexen umhüllten Viren, die sich hauptsächlich aufgrund
ihrer ungewöhnlichen
Morphologie, ihres großen
DNA-Genoms und ihrem zytoplasmatischen Replikationsort unterscheiden.
Das Genom von mehreren Mitgliedern der Pockenviridae, einschließlich des
Copenhagen-Vacciniavirus (VV)-Stamms (Goebel et al., 1990, Virol.
179, 247–266
und 517–563;
Johnson et al., 1993, Virol. 196, 381–401) und des modifiziertes
Vacciniavirus Ankara (MVA)-Stamms
(Antoine et al., 1998, Virol. 244, 365–396), ist kartiert und sequenziert
worden. VV weist ein doppelsträngiges
DNA-Genom von ungefähr
192 kb, welches ungefähr
200 Proteine kodiert, von denen ungefähr 100 an dem Zusammenbau des
Virus beteiligt sind, auf. MVA ist ein hochgradig attenuierter Vacciniavirus-Stamm,
der durch mehr als 500 Reihenpassagierungen des Ankara-Vacciniavirus-Stamms
(CVA) auf Hühner-Embryo-Fibroblasten
erzeugt worden ist (Mayr et al., 1975, Infection 3, 6–16). Das
MVA-Virus wurde bei der Collection Nationale de Cultures de Microorganismes
(CNCM) unter der Hinterlegungsnummer 1–721 hinterlegt. Eine Bestimmung
der vollständigen
Sequenz des MVA-Genoms und ein Vergleich mit dem Copenhagen-VV-Genom
ermöglicht
die genaue Identifizierung der Veränderungen, die in dem Virusgenom
aufgetreten sind und die Definition von sieben Deletionen (I bis VII)
und von zahlreichen Mutationen, die zu fragmentierten ORFs (offenes
Leseraster) führen
(Antoine et al., 1998, Virology 244, 365–396).
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Der
natürliche
Weg für
die intrazelluläre
Aufnahme von umhüllten
Viren umfasst eine Reihe von Schritten, welche das Binden eines
auf der Virusoberfläche
exponierten viralen Polypeptids an einen zellulären Rezeptor und einen Fusionsmechanismus
zwischen den viralen und zellulären
Membranen, welcher zu der Freisetzung des Virusgenoms in das Zytoplasma
der infizierten Zelle führt,
umfassen.
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Jedoch
wird in dem speziellen Falle der Pockenviren die genaue Analyse
des Abgabewegs durch die Existenz von zwei morphologisch unterschiedlichen
Formen von infektiösen
Viren, welche als intrazelluläres reifes
Virus (IMV) und extrazelluläres
umhülltes
Virus (EEV) bezeichnet werden, verkompliziert. Die IMV-Form ist
neben anderen Besonderheiten durch eine Monolipid-Hülle, welche
den Viruskern umgibt, (1) gekennzeichnet und ist hauptsächlich im
Zytoplasma der infizierten Zellen lokalisiert, obwohl sie nach einer
Lyse der infizierten Zellen extrazellulär freigesetzt werden könnte. Viele
der natürlichen
Polypeptide, die auf der Oberfläche
der IMV-Lipidhülle
exponiert werden, sind identifiziert worden, wie beispielsweise
die p14 kDa- und p21 kDa-Proteine, die durch das A27L-Gen (Rodriguez
et al., 1985, J. Virol. 56, 482–488;
Rodriguez und Estaban, 1987, J. Virol. 61, 3550–3554) bzw. das A17L-Gen kodiert
werden, wie auch durch L1R, A14L, D8L, A9L (Yeh et al., 2000, J.
Virol. 74, 9701–9711),
E10R (Senkevich et al., 2000, Virol. 5, 244–252) und H3L-Gene kodierte Proteine.
Verglichen mit den IMV weist die EEV-Form eine zusätzliche äußere Lipidmembranhülle (Lipiddoppelschicht)
auf, die aus den Zisternen des Trans-Golgi-Netzwerks erworben wird.
Sie entspricht der Virusform, die auf die Außenseite der infizierten Zellen
freigesetzt wird. Die EEV-Oberflächenmembranhülle weist
ungefähr
10 Proteine auf, die bei der IMV-Oberfläche fehlen, wie beispielsweise
die kodierten B5R-, A34R- und Hämagglutinin
(HA)-Genprodukte (1). Die Coexistenz der IMV-
und EEV-Formen ist bei den meisten Vacciniastämmen (z.B. den Copenhagen-
und MVA-Stämmen)
wie auch bei anderen Pockenviren, wie dem Geflügelpockenvirus (Boulanger et
al., 2000, J. Gen. Virol. 81, 675–687), beschrieben worden.
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Die
unterschiedlichen Morphologien von IMV und EEV legen das Auftreten
von unterschiedlichen Mechanismen für das Eindringen dieser Pockenvirus-Formen
in die Wirtszellen nahe. Es ist unlängst vorgeschlagen worden,
dass der EEV-Abgabeweg durch Endozytose und einen nachfolgenden
pH-abhängigen Membranfusionsweg
vermittelt wird, wohingegen die IMV-Form direkt mit der Zellmembran
in einer pH-unabhängigen
Weise fusioniert (Vanderplasschen et al., 1998, J. Gen. Virol. 79,
877–887).
Unlängst
sind zwei zelluläre Rezeptoren,
die die Bindung und intrazelluläre
Aufnahme von IMV vermitteln, identifiziert worden: Heparansulfat,
das eine Glycosaminoglycan (GAG)-Seitenkette von Proteoglycanen
auf der Zelloberfläche
ist (Chung et al., 1998, J. Virol. 72, 1577–1585) und eine andere GAG-Komponente,
das Chondroitinsulfat (Hsiao et al., 1999, J. Virol. 73, 8750–8761).
Beide Rezeptoren wechselwirken mit einem unterschiedlichen IMV-Oberflächenpolypeptid,
dem p14-(Bindung
an Heparansulfat) bzw. dem D8L-Genprodukt (Bindung an Chondroitinsulfat),
was unterschiedliche Arten von Virus-GAG-Wechselwirkungen nahe legt.
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Das
14 kDa-Protein des Vacciniavirus (p14) spielt eine bedeutende Rolle
bei der Infektionseigenschaft des Virus. Das p14-Protein ist in
der IMV-Lipidhülle
durch Assoziation mit dem 21 kDa-Protein (p21) verankert. Das p14-Protein
ist an dem IMV-Abgabeweg beteiligt, wahrscheinlich indem es an der
Anheftung an das auf der Zelloberfläche befindliche Heparansulfat
teilnimmt (Chung et al., 1998, J. Virol. 72, 1577–1585).
Zusätzlich ist
der Fusionsprozess dem p14-Protein zugeschrieben worden. Darüber hinaus
ist, als allgemeine Aussage, gezeigt worden, dass die IMV-Oberflächenpolypeptide
in enger Beziehung zu der IMV-Infektionseigenschaft stehen und dass
deren Mutation oder Deletion die IMV-Verbreitung dramatisch beeinträchtigte
(Dallo et al., 1987, Virology 159, 423–32). Das p14-Protein ist auch
für die
EEV-Bildung und Virusausbreitung außerhalb der infizierten Zellen
erforderlich. Unlängst
sind die funktionalen Domänen,
die für
die Bindung an den auf der Zelloberfläche be findlichen Heparansulfat-Rezeptor,
für die
Virus/Zellmembran-Fusion und die Virusfreisetzung erforderlich sind,
innerhalb der ersten 43 N-terminalen Aminosäuren von p14 kartiert worden
(Vazquez und Esteban, 1999, J. Virol. 73, 9098–9109). Daneben haben Vazquez
et al. (1998, J. Virol. 72, 10126–10137) gezeigt, dass die C-terminale
Domäne
von p14 an der Bindung an das p21-Protein beteiligt ist.
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Es
ist in der Literatur über
viele rekombinante pockenvirale Vektoren, welche verschiedene therapeutische
Gene exprimieren, berichtet worden. Insbesondere sind VV, die Zytokingene
(Peplinski et al., 1995, Ann. Surg. Oncol. 2, 151–159; Whitman
et al., 1994, Surgery 116, 183–188),
ein immunstimulatorisches B7.1-Gen (Hodge et al., 1994, Cancer Res.
54, 5552–5555),
ICAM-1 (Uzendoski et al., 1997, Hum. Gene Ther. 8, 851–860) oder
Suizidgene, wie das Thymidinkinasegen des Herpes simplex-Virus 1
(TK HSV-1) (Puhlmann et al., 1999, Hum. Gene Ther. 10, 649–657), und
das Cytosindesaminasegen (Gnant et al., 1999, Cancer Res. 59, 3396–3403) exprimieren,
für die
Krebstherapie vorgeschlagen worden. Zusätzlich ist ihre Anti-Tumor-Aktivität in Tiermodellen
gezeigt worden. Auf einem MVA-Stamm basierende Vektoren sind ebenfalls
vorgeschlagen worden (Sutter und Moss, 1992, Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 89, 10847–10851;
Carroll und Moss, 1995, BioTechniques 19, 352–355; Antoine et al., 1996,
Gene 177, 43–46;
Schleiflinger et al., 1996, Arch. Virol. 141, 663-669).
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Jedoch
zeigt das Vacciniavirus ein sehr breites Wirtsspektrum und kann
die meisten Vertebratenzellen infizieren. Wieder sollte festgehalten
werden, dass die IMV- und EEV-Formen sich in Hinblick auf ihre Ausbreitungseigenschaften
unterscheiden, da das EEV, welches auf seiner Oberfläche eine
größere Vielzahl
von Polypeptiden als auf der IMV-Oberfläche präsentiert, mehr als IMV dazu
neigt, sich stärker
auszubreiten. Dennoch, unabhängig
davon, welche Form in Betracht gezogen wird, könnte dieses Fehlen einer Infektionsselektivität als ein
Nachteil für
spezielle Anwendungen, wo es wünschenswert
wäre, abträgliche Wirkungen
zu begrenzen, die aus der Expression von transferierten Genen (d.h.
zytotoxischen Genen) in den Nicht-Ziel-Zellen resultieren könnten, angesehen
werden. Dementsprechend wäre
es interessant, das Virus zu modifizieren, um dessen Wirtsspektrum
einzuschränken,
um die Infektion auf Zielzellpopulationen zu richten.
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Die
Modifikation des viralen Tropismus ist bereits bei bestimmten Viren
erreicht worden. Beispielsweise wird in WO 93/09221 der Influenzavirus-Tropismus
modifiziert durch Hemmung des viralen Hämagglutinin-Polypeptids, welches
normalerweise die Bindung des Virus an den zellulären Rezeptor
vermittelt, mittels eines monoklonalen Antikörpers und durch Koppeln des
Virus an einen Antikör per,
der in der Lage ist, mit dem auf Zielzellen exprimierten Transferrin-Rezeptor
eine Wechselwirkung einzugehen.
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Roux
et al. (1989, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86, 9079–9083) berichten über die
Infektion von humanen Zellen mit einem ekotrophen rekombinanten
Mäuse-Retrovirus
unter Verwendung von zwei biotinylierten Antikörpern, die gegen das retrovirale
Hüll-gp70
bzw. gegen ein zelluläres
Antigen des humanen Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC) gerichtet
sind.
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WO
94/10323 beschreibt Adenovirus-Vektoren mit zielgerichteter Wirkung,
die auf ihrer Oberfläche
ein durch Fusion mit einem einzelkettigen Antikörper modifiziertes Faserprotein
aufweisen, um die adenovirale Infektion auf die Zellen, die das
durch den Antikörper
erkannte Antigen exprimieren, zu richten.
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Die
kontrollierte Vermittlung einer Zielgerichtetheit von Pockenvirus-Partikeln
ist jedoch durch die ureigene Komplexität der Pockenviren und die Existenz
der zwei unterschiedlichen infektiösen Formen behindert worden.
In dieser Hinsicht berichten Galmiche et al. (1997, J. Gen. Virol.
78, 3019-3027) über die
Konstruktion von EEV-Partikeln für
das zielgerichtete Ansteuern von Tumorzellen. Ein einzelkettiger
Antikörper,
der gegen das Tumor-assoziierte Antigen ErbB-2 gerichtet ist, wurde
mit dem viralen Hämagglutinin
(HA) fusioniert, um auf der EEV-Oberfläche exprimiert zu werden. ErbB-2
ist ein epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor, der auf humanen Adenokarzinomzellen überexprimiert
wird. Obwohl das Fusionsprotein auf der Oberfläche des EEV-Partikels exponiert
und in der Lage ist, an in Kultur befindliche humane Adenokarzinomzellen
in vitro zu binden, beobachteten die Autoren keine präferentielle
Infektion der EEV, die die Antikörper-HA-Fusion
aufwiesen, in Richtung auf ErbB-2 exprimierende Zellen. Es wird
angenommen, dass das modifizierte EEV-Partikel nach wie vor ein oder mehrere
noch unidentifizierte(s) Protein(e), welches) eine Infektion eines
breiten Spektrums von Zellen ermöglicht
bzw. ermöglichen,
enthält.
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Dementsprechend
ist das der Erfindung zugrunde liegende technische Problem die Bereitstellung
von verbesserten Verfahren und Mitteln, um Pockenvirus-Partikeln
Zielgerichtetheit in Richtung auf spezielle Zellen zu vermitteln
(„Targeting"). Dieses technische
Problem wird durch die Bereitstellung der Ausführungsformen, wie hiermit definiert,
gelöst.
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Die
Erfindung betrifft ein IMV-Pockenvirus-Partikel mit einer zielgerichteten
Infektionsspezifität
in Richtung auf Zielzellen, wobei das Partikel vorzugsweise die
Zielzellen infiziert und wobei die Spezifität durch wenigstens eine heterologe
Ligandengruppierung, die auf der Oberfläche des IMV- Pockenvirus-Partikels lokalisiert ist
und die in der Lage ist, ein Anti-Liganden-Molekül, das auf der Oberfläche der
Zielzellen lokalisiert ist, zu binden, verliehen wird.
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Der
Ausdruck „eine
zielgerichtete Infektionsspezifität (eines IMV-Pockenvirus-Partikels)
in Richtung auf Zielzellen",
wie er hier verwendet wird, bezieht sich auf eine kontrollierte
Infektionsspezifität,
wenn ein IMV-Pockenvirus-Partikel der Erfindung gentechnologisch
so modifiziert ist, dass es einen neuen oder verstärkten Tropismus
in Richtung auf die Zielzellen verglichen mit einem verwandten,
nicht-modifizierten (d.h. Wildtyp) IMV-Pockenvirus-Partikel zeigt.
Als Ergebnis zeigt das IMV-Pockenvirus-Partikel
anders als das damit verwandte, nicht-modifizierte IMV-Pockenvirus-Partikel
eine Neigung, die Zielzellen zu infizieren, was bedeutet, dass das
IMV-Pockenvirus-Partikel der Erfindung seine Zielzellen (die auf
ihrer Oberfläche
den Anti-Liganden, der durch die auf der Oberfläche des IMV-Pockenvirus-Partikels
der Erfindung vorhandene Ligandengruppierung erkannt wird, präsentieren)
effizienter oder schneller infiziert als Nicht-Ziel-Zellen (die
auf ihrer Oberfläche
einen solchen Anti-Liganden nicht aufweisen), wohingegen ein verwandtes,
nicht-modifiziertes IMV-Pockenvirus-Partikel
die Zielzellen mit einer geringeren oder ähnlichen Effizienz verglichen
mit Nicht-Ziel-Zellen infizieren wird. Diese bevorzugte Infektionseigenschaft
kann leicht bestimmt werden, indem die Infektionseigenschaft des
IMV-Pockenvirus-Partikels der Erfindung mit der Infektionseigenschaft
von dessen verwandtem, nicht-modifiziertem IMV-Pockenvirus-Partikel
in Richtung auf Zielzellen und Nicht-Zielzellen entweder in vitro (z.B.
bei kultivierten Zellen) oder in vivo (z.B. in Tiermodellen) und
unter den gleichen experimentellen Bedingungen verglichen wird.
Experimentelle in vitro-Bedingungen für das Analysieren von Infektionseigenschaften werden
in Beispiel 5 der vorliegenden Anmeldung angegeben; jedoch sind
andere Verfahren den Fachleuten auf diesem Gebiet wohlbekannt und
können
folglich im Kontext der Erfindung verwendet werden. Wenn beispielsweise
eine Mischung von erfindungsgemäßen IMV-Pockenvirus-Partikeln
und von verwandten nichtmodifizierten IMV-Pockenvirus-Partikeln
verwendet wird, um in Kultur befindliche Zielzellen mit einer relativ
kurzen Infektionszeit (geringer als 30 min und insbesondere 1 bis
10 min) zu infizieren, ist eine Mehrheit (wenigstens 60% , vorzugsweise
wenigstens 70% und mehr bevorzugt wenigstens 80%) der erfindungsgemäßen IMV-Pockenvirus-Partikel,
die in der ursprünglichen
Mischung vorhanden sind, in der Lage, die Zielzellen zu infizieren,
wohingegen eine Minderheit (höchstens
40 % , vorzugsweise höchstens
30 % und mehr bevorzugt höchstens
20 %) der verwandten, nicht-modifizierten IMV-Pockenvirus-Partikel,
die in der ursprünglichen
Mischung vorhanden sind, in der Lage sind, die Zielzellen zu infizieren.
Dies führt
zu einer Anreicherung der Menge von erfindungsgemäßen IMV-Pockenvirus-Partikeln,
die in der Mischung bei jeder Infektionsrunde vorhanden sind. Eine
solche Anreicherung kann ausgewertet werden, indem die Virustiter
der jeweiligen IMV-Pockenvirus-Partikel
durch Standardtechniken bestimmt werden.
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Der
Ausdruck „Ligandengruppierung", wie er im Rahmen
der Erfindung verwendet wird, definiert eine jegliche Gruppierung,
die in der Lage ist, wenigstens ein Anti-Liganden-Molekül, das auf
der Oberfläche
einer Zielzelle exprimiert oder exponiert wird, zu erkennen und
daran zu binden. Sie vermittelt dem IMV-Pockenvirus-Partikel der
Erfindung die Zielzellen-Bindungs- und -Infektionsspezifität. Es wird
anhand des Lesens der vorliegenden Unterlagen offensichtlich, dass
das Anti-Liganden-Molekül
sich von dem natürlichen
zellulären Rezeptor,
welcher die IMV-Pockenvirus-Aufnahme
vermittelt (z.B. Heparansulfat oder Chondroitinsulfat), unterscheidet.
Gemäß der Erfindung
ist die Ligandengruppierung auf der Oberfläche des beanspruchten IMV-Pockenvirus-Partikels
lokalisiert. Abhängig
von der verwendeten Kopplungsmethode (siehe unten) kann die Ligandengruppierung
eine Gruppierung sein, die zu der Viruspartikel-Oberfläche hinzugefügt und auf
dieser exponiert wird (beispielsweise durch chemische Kopplung),
oder eine Gruppierung, die mit der Hüllstruktur des Partikels fusioniert
ist (beispielsweise durch genetische Kopplung). „Heterolog" bedeutet, dass die Ligandengruppierung
auf der Oberfläche
eines Wildtyp-IMV-Pockenvirus-Partikels nicht gefunden wird. Zur
Erweiterung bezieht sich „homolog" auf die Polypeptide
oder natürlichen
Gruppierungen, die auf der Oberfläche eines Wildtyp-IMV-Pockenvirus-Partikels
gefunden werden. Das auf der Oberfläche einer Zielzelle lokalisierte
Anti-Liganden-Molekül
ist vorzugsweise eines, an welches das Wildtyp-IMV-Pockenvirus-Partikel
nicht bindet, oder eines, an das das Wildtyp-IMV-Pockenvirus-Partikel bindet, aber mit
einer geringeren Spezifität
als ein modifiziertes IMV-Pockenvirus-Partikel
der Erfindung. Die Bindungsspezifität zwischen einem Liganden und
einem gegebenen Anti-Liganden-Molekül kann gemäß Techniken dieses Fachgebiets,
einschließlich
ELISA, Immunfluoreszenz und auf Oberflächen-Plasmon-Resonanz basierenden
Techniken (Biacore AB), bestimmt werden.
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Allgemein
werden die Ligandengruppierungen, die im Kontext der Erfindung verwendet
werden können,
in der Literatur umfassend beschrieben; es ist eine Gruppierung,
die in der Lage ist, dem modifizierten IMV-Pockenvirus-Partikel
der Erfindung die Fähigkeit
zu verleihen, an ein gegebenes Anti-Liganden-Molekül oder eine Klasse von Anti-Liganden-Molekülen, das
bzw. die auf der Oberfläche
von wenigstens einer Zielzelle lokalisiert ist, zu binden. Geeignete
Anti-Liganden-Moleküle
umfassen, ohne Einschränkung,
Polypeptide, die aus der Gruppe bestehend aus zellspezifischen Markern,
gewebespezifischen Markern, zellulären Rezeptoren, viralen Antigenen,
antigenen Epitopen und mit Tumoren assoziierten Markern ausgewählt werden.
Anti-Liganden-Moleküle
können
darüber
hinaus aus Zuckern, Lipiden, Glycolipiden, Antikörpern u.s.w. ... bestehen. Gemäß der Erfindung
kann eine Ligandengruppierung beispielsweise ein Lipid, ein Glycolipid,
ein Hormon, ein Zucker, ein Polymer (z.B. PEG, Polylysin, PEI, ...),
ein Polypeptid, ein Oligonukleotid, ein Vitamin, ein Antigen, ein Lectin,
eine Polypeptidgruppierung, welche eine „Targeting"-Eigenschaft (Eigenschaft, die die Zielgerichtetheit
vermittelt) aufweist, wie beispielsweise JTS1 (WO 94/40958), ein
Antikörper
oder eine Kombination davon sein. Es kann auch ein Fragment der
vorerwähnten
Ligandengruppierung eingesetzt werden mit der Maßgabe, dass es die „Targeting"-Eigenschaft des
natürlichen
Moleküls
beibehält.
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Die
im Rahmen der Erfindung verwendete Ligandengruppierung ist vorzugsweise
ein Polypeptid mit einer minimalen Länge von 7 Aminosäuren. Sie
ist entweder ein natives Polypeptid oder ein von einem nativen Polypeptid
abgeleitetes Polypeptid. „Abgeleitet" bedeutet (i), dass
sie eine oder mehrere Modifikationen bezogen auf die native Sequenz
(z.B. Hinzufügung,
Deletion und/oder Substitution von einem oder mehreren Resten) enthält, (ii)
Aminosäureanaloga,
einschließlich
in der Natur nicht vorkommender Aminosäuren, enthält oder (iii) substituierte
Verknüpfungen
wie auch (vi) andere Modifikationen, die in diesem Fachgebiet bekannt sind,
enthält.
Dieser Ausdruck umfasst Polypeptidvarianten und chimäre Polypeptide,
die durch Fusionieren von Sequenzen unterschiedlicher Herkunft erhalten
werden. Zusätzlich
kann die Ligandengruppierung eine lineare oder cyclisierte Struktur
(z.B. durch flankierende Cysteinreste an beiden Enden eines Polypeptidliganden)
aufweisen. Zusätzlich
kann die im Rahmen der Erfindung verwendete Ligandengruppierung
Modifikationen gegenüber
ihrer ursprünglichen
Struktur aufgrund einer Substitution oder Hinzufügung von chemischen Gruppierungen
(z.B. Glycosylierung, Alkylierung, Acetylierung, Amidierung, Phosphorylierung,
Hinzufügung von
Sulfhydrylgruppen und dergleichen) umfassen. Die Erfindung zieht
auch Modifikationen mit in Betracht, die die Ligandengruppierung
detektierbar machen. Zu diesem Zweck können Modifikationen mit einer
detektierbaren Gruppierung in Betracht gezogen werden (d.h. eine
szintigraphische, radioaktive, fluoreszierende Markierung oder Farbstoffmarkierung
und dergleichen). Geeignete radioaktive Markierungen umfassen, sind aber
nicht beschränkt
auf Tc99m, I123 und
In111. Solche detektierbaren Markierungen
können
an die Ligandengruppierung durch jegliche herkömmliche Techniken angefügt werden
und können
zu Diagnosezwecken verwendet werden (z.B. bildgebende Darstellung
von Tumorzellen).
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist das Anti-Liganden-Molekül
ein Antigen (z.B. ein zellspezifisches Antigen, ein Krankheits-spezifisches
Antigen, ein spezifisch auf der Oberfläche von gentechnologisch modifizierten
Zielzellen exprimiertes Antigen ...) und ist die Ligandengruppierung
ein Antikörper,
ein Fragment oder eine minimale Erkennungseinheit („minimal
recognition unit")
davon (d.h. ein Fragment, welches nach wie vor eine Antigenspezifität aufweist),
wie jene, die detailliert in Immunologie-Handbüchern (siehe beispielsweise Immunology,
3. Auflage, 1993, Roitt, Brostoff und Male, Hrsg. Gambli, Mosby)
beschrieben werden. Die Ligandengruppierung kann ein monoklonaler Antikörper sein.
Es sind bereits monoklonale Antikörper, die an viele dieser Antigene
binden werden, bekannt, aber in einem jeden Falle können mit
den heutigen Techniken in Bezug auf die monoklonale Antikörper-Technologie
Antikörper
gegen die meisten Antigene hergestellt werden. Die Ligandengruppierung
kann ein Teil eines Antikörpers
(beispielsweise ein Fab-Fragment) oder ein synthetisches Antikörperfragment
(beispielsweise ScFv) sein.
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Geeignete
monoklonale Antikörper
gegen ausgewählte
Antigene können
durch bekannte Techniken, beispielsweise jene, die in „Monoclonal
Antibodies: A manual of techniques", H. Zola (CRC Press, 1988) und in „Monoclonal
Hybridoma Antibodies: Techniques and Applications", J.G.R. Hurrell
(CRC Press, 1982) offenbart werden, hergestellt werden. Geeignet
hergestellte nicht-humane Antikörper
können
auf bekannte Weisen „humanisiert" werden, beispielsweise
durch Inserieren der CDR-Regionen
von Mäuse-Antikörpern in
das Gerüst
von humanen Antikörpern.
Da die variable schwere (VH) und variable leichte (VL) Domänen des
Antikörpers
an der Antigenerkennung beteiligt sind, können zusätzlich variable Domänen von
Nagetier-Herkunft an konstante Domänen von humaner Herkunft fusioniert
werden, so dass der resultierende Antikörper die Antigenspezifität des Nagetier-Ausgangsantikörpers bewahrt
(Morrison et al. (1984) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81, 6851–6855).
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Die
Antigenspezifität
von Antikörpern
wird durch variable Domänen,
einschließlich
Fab-artiger Moleküle
(Better et al. (1988) Science 240, 1041); Fv-Moleküle (Skerra
et al. (1988) Science 240, 1038); ScFv-Moleküle, in denen die VH- und VL-Partnerdomänen über ein
flexibles Oligopeptid verknüpft
sein können
(Bird et al. (1988) Science 242, 423; Huston et al. (1988) Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 85, 5879) und dAbs, welche isolierte V-Domänen umfassen
(Ward et al. (1989) Nature 341, 544), vermittelt. Eine allgemeine Übersicht über die
an der Synthese von Antikörperfragmenten,
die ihre spezifischen Bindungsstellen bewahren, beteiligten Techniken,
kann in Winter & Milstein
(1991) Nature 349, 293–299,
gefunden werden.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausführungsform
wird die Ligandengruppierung aus Antikörperfragmenten anstelle von
ganzen Antikörpern
ausgewählt.
Effektorfunktionen von ganzen Antikörpern, wie die Komplementbindung,
werden entfernt. ScFv- und dAb-Antikörperfragmente können als
Fusionen mit anderen Polypeptiden exprimiert werden. Minimale Erkennungseinheiten
können
von der Sequenz von einer oder mehreren der „complementary determining
regions" (CDR) des
Fv-Fragments abgeleitet werden. Ganze Antikörper und F(ab')2-Fragmente sind „bivalent". Unter „bivalent" verstehen wir, dass
die Antikörper
und F(ab')2-Fragmente zwei
Antigenbindungsstellen aufweisen. Im Gegensatz dazu sind Fab-, Fv-,
ScFv-, dAb-Fragmente und minimale Erkennungseinheiten monovalent,
da sie nur eine Antigenbindungsstelle aufweisen.
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In
einer weiteren Ausführungsform
ist die Ligandengruppierung wenigstens ein Teil einer speziellen Gruppierung,
die an der Bindung durch den natürlichen
Zelloberflächenrezeptor
beteiligt ist. Selbstverständlich können diese
natürlichen
Rezeptoren (z.B. Hormonrezeptoren) ihrerseits Zielzellspezifische
Antigene sein und können
durch Ligandengruppierungen, die die Eigenschaft von irgendeinem
eines monoklonalen Antikörpers, eines
ScFv, eines dAb oder einer minimalen Erkennungseinheit aufweisen,
erkannt werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
erlaubt die Ligandengruppierung, eine durch Viren infizierte Zelle
spezifisch anzusteuern, und ist in der Lage, eine Viruskomponente
(z.B. Hüllglycoprotein)
zu erkennen und daran zu binden, oder in der Lage, mit der Virusbiologie
(z.B. Eindringen, Replikation...) zu interferieren. Beispielsweise
kann das zielgerichtete Ansteuern einer durch HIV (Human Immunodeficiency
Virus) infizierten Zelle ausgeführt
werden mittels einer Ligandengruppierung, welche für ein Epitop
der HIV-Hülle
spezifisch ist, wie einer Ligandengruppierung, die von dem 2F5-Antikörper (Buchacher
et al, 1992, Vaccines 92, 191–195), welcher
ein hochgradig konserviertes Epitop des Transmembranglycoproteins
gp41 erkennt, abgeleitet ist, oder mittels einer Ligandengruppierung,
die mit der Anheftung des HIV an dessen zellulären Rezeptor CD4 interferiert
(z.B. die extrazelluläre
Domäne
des CD4-Moleküls).
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
ermöglicht
die Ligandengruppierung, eine Tumorzelle zielgerichtet anzusteuern,
und ist in der Lage, ein mit dem Tumorstatus in Beziehung stehendes
Molekül,
wie ein Tumor-spezifisches Antigen, ein zelluläres Protein, welches in Tumorzellen
unterschiedlich oder überexprimiert
wird, oder ein Genprodukt eines mit einem Krebs assoziierten Virus,
zu erkennen und daran zu binden.
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Beispiele
für Tumor-spezifische
Antigene umfassen, sind aber nicht beschränkt auf MUC-1, welches mit
Brustkrebs in Beziehung steht (Hareuveni et al., 1990, Eur. J. Biochem.
189, 475–486),
die durch die mutierten BRCA1- und BRCA2-Gene kodierten Produkte,
die mit Brust- und Ovarialkrebsformen in Beziehung stehen (Miki
et al., 1994, Science 226, 66–71;
Futreal et al., 1994, Science 226, 120–122; Wooster et al., 1995, Nature
378, 789–792),
APC, welches mit Kolonkrebs in Beziehung steht (Polakis, 1995, Curr.
Opin. Genet. Dev. 5, 66–71),
das Prostata-spezifische Antigen (PSA), welches mit Prostatakrebs
in Beziehung steht (Starney et al., 1987, New England J. Med. 317,
909), das „carcinoma
embryonic antigen" (CEA),
das mit Kolonkrebsformen in Beziehung steht (Schrewe et al., 1990,
Mol. Cell. Biol. 10, 2738–2748),
Tyrosinase, welche mit Melanomen in Beziehung steht (Vile et al.,
1993, Cancer Res. 53, 3860–3864),
den Rezeptor für
das Melanozyten-stimulierende Hormon (MSH), der in hoher Zahl in
Melanomzellen exprimiert wird, ErbB-2, welches in Beziehung zu Brust-
und Pankreaskrebsformen steht (Harris et al., 1994, Gene Therapy
1, 170–175),
und a-Foetoprotein,
welches mit Leberkrebsformen in Beziehung steht (Kanai et al., 1997,
Cancer Res. 57, 461–465).
-
Eine
bei einer Verwendung im Rahmen der Erfindung bevorzugte Ligandengruppierung
ist ein Fragment eines Antikörpers,
der in der Lage ist, das MUC-1-Antigen zu erkennen und daran zu
binden und folglich die MUC-1-positiven Tumorzellen zielgerichtet
anzusteuern. Eine mehr bevorzugte Ligandengruppierung ist das scFv-Fragment
des monoklonalen SM3-Antikörpers,
der die in Tandemanordnung vorliegende Wiederholungsregion des MUC-1-Antigens
erkennt (Burshell et al., 1987, Cancer Res. 47, 5476–5482; Girling
et al., 1989, Int. J. Cancer 43, 1072–1076; Dokurno et al., 1998,
J. Mol. Biol. 284, 713–728).
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Beispiele
von zellulären
Proteinen, die in Tumorzellen unterschiedlich oder überexprimiert
werden, umfassen, sind aber nicht beschränkt auf den Rezeptor für Interleukin
2 (IL-2), der bei einigen lymphoiden Tumoren überexprimiert wird, das GRP
(„Gastrin
Release Peptide";
Gastrin-Freisetzungspeptid),
welches in Lungenkarzinomzellen, bei Pankreas-, Prostata- und Magentumoren überexprimiert
wird (Michael et al., 1995, Gene Therapy 2, 660–668), den TNF (Tumornekrosefaktor)-Rezeptor,
Rezeptoren des epidermalen Wachstumsfaktors, den Fas-Rezeptor, CD40-Rezeptor,
CD30-Rezeptor, CD27-Rezeptor, OX-40, ∀v Integrine (Brooks et al.,
1994, Science 264, 569) und Rezeptoren für bestimmte angiogene Wachstumsfaktoren
(Hanahan, 1997, Science 277, 48). Basierend auf diesen Angaben liegt
es innerhalb des Vermögens
der Fachleute auf diesem Gebiet, eine geeignete Ligandengruppierung
zu definieren, die in der Lage ist, solche Proteine zu erkennen
und an diese zu binden. Zur Veranschaulichung ist IL-2 eine geeignete
Ligandengruppierung, um an den IL-2-Rezeptor zu binden.
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Geeignete
Genprodukte von mit Krebs assoziierten Viren umfassen, sind aber
nicht beschränkt
auf die frühen
Polypeptide E6 und E7 wie auch die späten Polypeptide L1 und L2 des
humanen Papillomavirus (HPV) (
EP
0 462 187 ,
US 5,744,133 und
WO 98/04705), die bei Gebärmutterhalskrebs
exprimiert werden, und das EBNA-1-Antigen des Epstein-Barr-Virus
(EBV), das mit Burkitt-Lymphomen assoziiert ist (Evans et al., 1997, Gene
Therapy 4, 264–267).
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In
noch einer anderen bevorzugten Ausführungsform ermöglicht die
Ligandengruppierung, zielgerichtet gewebespezifische Moleküle anzusteuern.
Beispielsweise umfassen Ligandengruppierungen, welche geeignet sind,
um zielgerichtet Leberzellen anzusteuern, jene, die von ApoB (Apolipoprotein), welches
in der Lage ist, an den LDL-Rezeptor zu binden, alpha-2-Makroglobulin,
welches in der Lage ist, an den LPR-Rezeptor zu binden, saures alpha-1-Glycoprotein,
welches in der Lage ist, an den Asialoglycoproteinrezeptor zu binden,
und Transferrin, welches in der Lage ist, an den Transferrinrezeptor
zu binden, sind aber nicht darauf beschränkt. Eine Ligandengruppierung
zum zielgerichteten Ansteuern von aktivierten Endothelzellen kann
von dem Sialyl-Lewis-X-Antigen (welches in der Lage ist, an ELAM-1
zu binden), von VLA-4 (welches in der Lage ist, an den VCAM-1-Rezeptor
zu binden) oder von LFA-1 (welches in der Lage ist, an den ICAM-1-Rezeptor zu
binden) abgeleitet werden. Eine von CD34 abgeleitete Ligandengruppierung
ist nützlich,
um die hämopoetischen
Vorläuferzellen
zielgerichtet durch Bindung an den CD34-Rezeptor anzusteuern. Eine
Ligandengruppierung, welche von ICAM-1 abgeleitet ist, ist mehr
dazu gedacht, Lymphozyten durch Bindung an den LFA-1-Rezeptor zielgerichtet
anzusteuern. Schließlich
kann das zielgerichtete Ansteuern von T-Helfer-Zellen eine Ligandengruppierung, welche
von gp 120 von HIV abgeleitet ist, oder ein Klasse II-MHC-Antigen, welches in
der Lage ist, an den CD4-Rezeptor zu binden, verwenden.
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Für die Fachleute
auf diesem Gebiet versteht sich, dass Ligandengruppierungen, die
Polypeptide sind, bequem unter Verwendung von Techniken der in vitro-DNA-Rekombination
hergestellt werden können.
Die Ligandengruppierung kann mit einem Protein auf der Oberfläche des
Viruspartikels fusioniert werden, wie nachfolgend offenbart wird,
oder sie können
unabhängig,
beispielsweise durch de novo-Synthese oder durch Expression des
geeigneten DNA-Fragments in eukaryotischen wie auch prokaryotischen
Zellen synthetisiert und dann mit dem Viruspartikel gekoppelt werden,
wie nachfolgend offenbart wird. Die Nukleinsäuresequenzen, die viele der
Ligandengruppierungen kodieren, sind bekannt, beispielsweise jene
für Peptidhormone,
Wachstumsfaktoren, Zytokine und dergleichen und können leicht
durch Bezugnahme auf öffentlich
zugängliche
Nukleotidsequenzdatenbanken, wie EMBL und GenBank, gefunden werden.
Ist die Nukleotidsequenz einmal bekannt, ist es für den Fachmann
auf diesem Gebiet offensichtlich, wie DNA, die die gewählte Ligandengruppierung
kodiert, herzustellen ist unter Verwendung von beispielsweise chemischen
DNA-Synthesetechniken oder durch Verwendung der Polymerasekettenreaktion,
um die benötigte
DNA ausgehend von genomischer DNA oder ausgehend von gewebespezifischer
cDNA zu amplifizieren. Viele cDNAs, die Peptidhormone, Wachstumsfaktoren,
die Gesamtheit oder einen Teil von Antikörpern, Zytokine und dergleichen
kodieren, die allesamt als Ligandengruppierungen nützlich sein
können,
sind allgemein kommerziell erhältlich.
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Mit „Zielzellen" bezeichnen wir die
Zellen, die das modifizierte IMV-Pockenvirus-Partikel der Erfindung vorzugsweise
infizieren kann. Abhängig
von der Natur der Ligandengruppierung und/oder des Anti-Liganden-Moleküls können „Zielzellen" einen einzigartigen
Typ von Zelle oder eine Gruppe von verschiedenen Arten von Zellen,
die als ein gemeinsames Merkmal auf ihrer Oberfläche ein oder mehrere Anti-Liganden-Molekül(e), welche(s)
durch eine oder mehrere Ligandengruppierung(en), die auf IMV-Pockenvirus-Partikeln
der Erfindung vorliegt bzw. vorliegen, erkannt wird bzw. werden,
aufweisen, bezeichnen. Für
den Zweck der Erfindung besteht eine Zielzelle aus einer jeglichen
Säugetierzelle
(vorzugsweise humanen Zellen), die mit einem erfindungsgemäßen Pockenvirus-Partikel
infiziert werden kann. Die Zelle kann eine primäre Zelle, eine transformierte
Zelle oder eine Tumorzelle einer jeglichen Herkunft sein. Geeignete
Zielzellen umfassen, sind aber nicht beschränkt auf hämopoetische Zellen (totipotente
Stammzellen, Leukoryten, Lymphozyten, Monozyten, Makrophagen, dendritische
Zellen und dergleichen), Muskelzellen (Satellitenzellen, Myozyten,
Myoblasten, Skelett- oder glatte Muskelzellen, Herzzellen), pulmonale
Zellen, tracheale Zellen, hepatische Zellen, Epithelzellen, Endothelzellen
oder Fibroblasten.
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Mit „die Ligandengruppierung
(oder alternativ das Anti-Liganden-Molekül) ist an der Oberfläche des Pockenvirus-Partikels
(oder alternativ der Zielzellen) lokalisiert", meinen wir, dass die Ligandengruppierung (oder
das Anti-Liganden-Molekül)
auf der Oberfläche
des IMV-Pockenvirus-Partikels (oder der Zielzellen) für eine Bindung
an deren (dessen) spezifisches Anti-Liganden-Molekül (bzw.
Ligandengruppierung) zugänglich ist,
wenn das Pockenvirus-Partikel mit den Zielzellen in Kontakt gebracht
wird. Diese Zugänglichkeit
kann in vitro ohne unangemessenes Experimentieren unter Verwendung
von Verfahren, die in der Literatur umfassend offenbart worden sind,
gemessen werden.
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Das
IMV-Pockenvirus-Partikel der Erfindung kann ausgehend von einem
jeglichen Mitglied der Pockenviridae-Familie, insbesondere einem
Vacciniavirus, Kanarienvogelpocken-, Geflügelpocken-, Kuhpocken-, Insektenpocken-,
Affenpocken-, Schweinepocken- oder Pinguinpocken-Virus erhalten
werden. Es ist vorzugsweise ein Vacciniavirus des Copenha-gen-,
Wyeth- oder des modifizierten Ankara- (MVA) -Stamms. Allgemein betreffen
zahlreiche Veröffentlichungen
die Sequenz und Biologie der Pockenviren und Pockenvirusstämme, die
oben aufgeführt
wurden. Darüber
hinaus sind sie in anerkannten Sammlungen, wie der ATCC (Geflügelpocken
ATCC VR-251, Affenpocken ATCC VR-267,
Schweinepocken ATCC VR-363, Kanarienvogelpocken ATCC VR-111, Kuhpocken
ATCC VR-302) oder
der ICTV (Canberra, Australien) (Copenhagen-Virus Code 58.1.1.0.001;
GenBank-Aufnahmenummer
M35027), erhältlich.
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Wie
zuvor angegeben, umfasst ein IMV-Partikel den Viruskern, einschließlich des
Virusgenoms, umgeben von einer einlagigen Lipidhülle mit viralen Polypeptiden,
die auf dessen Oberfläche
vorhanden sind, welche die Produkte, die durch die A27L- (p14-Protein),
L1R-, A14L-, A17L- (p21-Protein), D8L-, A9L-, E10R- und H3L-Gene
kodiert werden, umfassen.
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In
einer vorteilhaften Ausführungsform
kann das Pockenvirus-Genom hinsichtlich wenigstens eines Gens, welches
an der Produktion von EEV-Partikeln beteiligt ist, defekt sein und
ist vorzugsweise hinsichtlich des F13L-Gens (welches das p37-Protein
kodiert) defekt. Es ist von Borrego et al. (1999, J. Gen. Virol.
80, 425–432)
gezeigt worden, dass die Deletion des F13L-Gens zu einem schweren
Defekt bei dem Umhüllungsprozess
von EEV führt,
obwohl normale Konzentrationen von IMV produziert werden. Dementsprechend
ist es durch Verändern
des pockenviralen F13L-Gens möglich,
die IMV-Produktion zu erhöhen.
Dieses F13L-Gen kann durch vollständige oder partielle Deletion,
Mutation oder Insertion einer jeglichen Sequenz innerhalb der kodierenden
Sequenz oder des Promotors verändert
werden. Gegebenenfalls kann das Pockenvirus-Genom auch hinsichtlich
wenigstens eines Gens, dessen Produkt an der Wechselwirkung mit
dem natürlichen
zellulären
Rezeptor, welche die Pockenvirus-Aufnahme vermittelt (z.B. Heparansulfat
oder Chondroitinsulfat), beteiligt ist, verändert werden. Diese Techniken
zur Genveränderung
sind in diesem Fachgebiet wohlbekannt und werden in Borrego et al.,
1999, a.a.O. veranschaulicht.
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Die
hier verwendete Gennomenklatur ist jene des Copenhagen-Vacciniastamms
und wird auch für
die homologen Gene von anderen Pockenviridae (z.B. MVA) verwendet,
sofern nicht anders angegeben. Jedoch ist die Gennomenklatur je
nach Pockenstamm unterschiedlich. Zur Information kann die Entsprechung
zwischen Copenhagen- und MVA-Genen in Tabelle I von Antoine et al.
(1998, Virol. 244, 365–396)
gefunden werden. Beispielsweise wird das Copenhagen A27L-Gen in
MVA als 138L bezeichnet, wobei beide Gene ein homologes p14 kDa-Protein
mit ähnlichen
Funktionen und ähnlicher
Lokalisation an der IMV-Oberfläche
kodieren.
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Gemäß der Erfindung
sind die IMV-Pockenvirus-Partikel in funktionaler Weise mit einer
heterologen Ligandengruppierung, die im Rahmen der Erfindung verwendet
wird, gekoppelt. „Funktional
gekoppelt" bedeutet,
dass das Partikel und die Ligandengruppierung in einer Beziehung
zueinander stehen, die es diesen erlaubt, ihre Funktion in der beabsichtigten
Weise zu entfalten (d.h. die Ligandengruppierung fördert die
zielgerichtete Infektionsspezifität des IMV-Pockenvirus-Partikel
gegenüber
der gewünschten
Zelle). Die Kopplung kann durch verschiedene Mittel oder Maßnahmen,
die den Fachleuten auf diesem Gebiet wohlbekannt sind, einschließlich kovalenter,
nicht-kovalenter oder genetischer Mittel, vorgenommen werden.
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Eine
kovalente Kopplung von Ligandengruppierungen an die Oberfläche des
IMV-Pockenvirus-Partikels
kann direkt durch reaktive funktionale Gruppen oder indirekt durch
eine Spacer- oder Abstandshaltergruppe oder eine andere aktivierende
Gruppierung vorgenommen werden. Insbesondere kann die Kopplung erfolgen
mit (i) homobifunktionalen oder (ii) heterobifunktionalen Vernetzungsmitteln,
mit (iii) Carbodiimiden, (iv) durch reduktive Aminierung oder (vi)
durch Aktivierung von Carboxylaten (siehe beispielsweise Bioconjugate techniques
1996; Hrsg. G. Hermanson; Academic Press).
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Es
können
homobifunktionale Vernetzungsmittel, welche Glutaraldehyd und Bis-imidoester,
wie DMS (Dimethylsuberimidat), umfassen, verwendet werden, um Amingruppen
der Ligandengruppierung an Lipidstrukturen (z.B. der IMV-Hülle), welche
Diacylamihe enthalten, zu koppeln.
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Im
Rahmen der Erfindung können
viele heterobifunktionale Vernetzungsmittel verwendet werden, insbesondere
jene, die sowohl Amin-reaktive als auch Sulfhydryl-reaktive Gruppen,
Carbonylreaktive und Sulfhydryl-reaktive Gruppen und Sulfhydryl-reaktive
Gruppen und photoreaktive Linker umfassen. Geeignete heterobifunktionale
Vernetzer werden in Bioconjugate techniques (1996) 229-285; Hrsg. G. Hermanson;
Academic Press) und WO 99140214 beschrieben. Beispiele der ersten
Kategorie umfassen, sind aber nicht beschränkt auf SPDP (N-Succinimidyl-3-(2-pyridyldithio)propionat),
SMBP (Succinimidyl-4-(p-maleimidophenyl)butyrat), SMPT (Succinimidyloxycarbonyl-a-methyl-(a-2-pyridyldithio)toluol),
MBS (m-Maleimidobenzoyl-N-hydroxysuccinimidester),
SIAB (N-Succinimidyl-(4-iodacetyl)aminobenzoat), GMBS ((maleimidobutyryloxy)succinimidester),
SIAX (Succinimidyl-6-iodacetylaminohexonat), SIAC (Succinimidyl-4-iodacetylaminomethyl),
NPIA (p-Nitrophenyliodacetat). Die zweite Kategorie ist nützlich,
um Kohlenwasserstoff-enthaltende Moleküle (z.B. env-Glycoproteine,
Antikörper)
an Sulfhydryl-reaktive Gruppen zu koppeln. Beispiele umfassen MPBH (4-(4-N-Maleimidophenyl)buttersäurehydrazid)
und PDPH (4-(N-Maleimidomethyl)cyclohexan-1-carboxylhydrazid (M2C2H und 3-2-(2-Pyridyldithio)propionylhydrazid.
Als ein Beispiel für
die dritte Kategorie kann man ASIB (1-(p-Azidosalicylamido)-4-(iodacetamido)butyrat)
aufführen.
Eine andere Alternative umfasst die Thiolreaktiven Reagenzien, die
in Frisch et al. (Bioconjugate Chemistry 7 (1996) 180–186) beschrieben
werden.
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Eine
Kopplung (iii) umfasst z.B. Amingruppen von Diacylaminen, die in
Lipidstrukturen, die an der Carbodiimidreaktion mit Carboxylatgruppen
der Ligandengruppierung teilnehmen können, vorhanden sind.
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Eine
Kopplung (iv) kann z.B. über
eine Iminbildung, gefolgt von einer Reduktion unter Verwendung eines
Cyanborhydrids, ausgeführt
werden.
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Eine
Kopplung (vi) kann z.B. ein NHS-Ester-Derivat der Ligandengruppierung
und Pockenvirus-Amingruppen,
um stabile Amidbindungs-Verknüpfungen
zu erzeugen, umfassen.
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Ein
anderes Beispiel verwendet eine Maleimid-Sulfhydryl-Bindung, welche
eine Sulfhydrylgruppe und eine Sulfhydryl-reaktive Gruppe umfasst.
Beispielsweise kann SATA (N-Succinimidyl-S-acetylthioacetat) verwendet werden,
um eine Sulfhydrylgruppe einzuführen,
wohingegen Sulfo SMCC (Sulfosuccinimidyl-4-(N-maleimidomethyl)cyclohexan-1-carboxylat)
verwendet werden kann, um eine Maleimidgruppe einzuführen, was zu
einer kovalenten Thioetherbindung führt.
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Eine
kovalente Kopplung kann auch unter Verwendung eines Polymers, wie
von Polyethylenglycol (PEG) oder von dessen Derivaten, ausgeführt werden.
Das Polymer hat vorzugsweise ein durchschnittliches Molekulargewicht
zwischen 200 und 20000 Da. Es kann beispielsweise Tresyl-MPEG verwendet
werden, um eine an Lys-Resten vorhandene Aminogruppe zu koppeln
(siehe beispielsweise WO 99/40214). Andere Mittel, um zwei Partner über PEG
zu konjugieren, werden in der Literatur beschrieben (in Bioconjugate
techniques (1996) 606–618;
Hrsg. G. Hermanson; Academic Press und Frisch et al., Bioconjugate
Chem. 7 (1996) 180–186).
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Eine
nicht-kovalente Kopplung umfasst elektrostatische Wechselwirkungen,
beispielsweise zwischen einer kationischen Ligandengruppierung und
einem negativ geladenen IMV-Pockenvirus. Eine andere Alternative
besteht in einer Verwendung von Affinitätskomponenten, wie Protein
A, Biotin/Avidin, Antikörpern,
die in der Lage sind, beide Partner nicht-kovalent oder anhand von
Affinität
zu assoziieren. Beispielsweise kann eine Kopplung zwischen einer
Peptidligandengruppierung und einem IMV-Pockenvirus-Partikel biotinylierte Antikörper, die
gegen ein auf der Oberfläche
exponiertes Epitop gerichtet sind, und Streptavidin-markierte Antikörper, die
gegen die Peptidligandengruppierung gerichtet sind, gemäß der von
Roux et al. (1989, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86, 9079) offenbarten
Technik verwenden. Bifunktionale Antikörper, die gegen jeden der Kopplungspartner
gerichtet sind, sind für
diesen Zweck gleichfalls geeignet.
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Eine
genetische Kopplung ist dazu bestimmt, eine Ligandengruppierung,
die ein Polypeptid oder ein Fragment davon ist, zu koppeln. Vorteilhafterweise
wird eine Nukleinsäure,
die die Ligandengruppierung kodiert, mit einer viralen Nukleinsäuresequenz,
welche ein homologes pockenvirales Polypeptid, welches auf der Oberfläche des
nicht-modifizierten IMV-Pockenvirus-Partikels lokalisiert ist, kodiert,
fusioniert. Jedoch betrifft die Erfindung des Weiteren eine genetische
Kopplung, bei welcher eine eine Ligandengruppierung kodierende Nukleinsäure mit
einer Nukleinsäuresequenz,
die ein heterologes Polypeptid (z.B. ein Membranverankerungspolypeptid),
welches erlaubt, die Ligandengruppie rung an der Oberfläche des
IMV-Pockenvirus-Partikels zu lokalisieren, kodiert, fusioniert wird.
Die Fusion der die Ligandengruppierung kodierenden Nukleinsäure wird
in Regionen des Virusgenoms, die für die Integrität des Pockenvirus
nicht-essentiell sind, vorgenommen.
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Gemäß einer
ersten Alternative führt
die genetische Kopplung zu einem chimären Polypeptid, in welchem
wenigstens ein Abschnitt des an der Oberfläche exponierten homologen pockenviralen
Polypeptids entfernt und durch die heterologe Ligandengruppierung,
die im Rahmen der Erfindung verwendet wird, ersetzt ist. Gemäß einer
zweiten Alternative führt
die genetische Kopplung zu einem chimären Polypeptid, in welchem
die heterologe Liganden-Polypeptidgruppierung, die im Rahmen der
Erfindung verwendet wird, in das an der Oberfläche exponierte homologe pockenvirale
Polypeptid inkorporiert ist. Eine aus einer genetischen Kopplung
resultierende Polypeptidfusion kann an einer jeglichen Stelle, am
N-Terminus, C-Terminus oder zwischen zwei Aminosäureresten des viralen Polypeptids
vorgenommen werden. Die ausgewählte
genetische Kopplungsstelle (d.h. die Stelle der viralen Nukleinsäure, wo
die die Ligandengruppierung kodierende Sequenz inseriert wird) zerstört vorzugsweise
das entsprechende offene Leseraster nicht.
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Da
das Pockenvirus-Partikel der Erfindung ein IMV ist, umfassen homologe,
an der Oberfläche
exponierte pockenvirale Polypeptide, die für diese genetische Kopplung
geeignet sind, die Expressionsprodukte der A27L- (p14-Protein),
L1R-, A14L-, A17L- (p21-Protein), D8L-, A9L-, E10R- und H3L-Gene,
sind aber nicht darauf beschränkt.
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
wird die Nukleotidsequenz, die die Ligandengruppierung kodiert,
mit der A27L-Gensequenz derart fusioniert, dass die Ligandengruppierung
schließlich
am N-Terminus von p14 lokalisiert ist. Die die Ligandengruppierung
kodierende Nukleinsäure
wird unmittelbar strangabwärts
des A27L-Gen-Startcodons fusioniert.
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Gemäß der Erfindung
können
die Ligandengruppierung und das IMV-Pockenvirus-Partikel weiter
modifiziert werden, um die Kopplung zu verbessern oder zu stabilisieren.
Insbesondere kann die Ligandengruppierung eine Spacer-Gruppierung
an einem ihrer Enden aufweisen, um deren Zugänglichkeit gegenüber den Zielzellen
zu vereinfachen. Darüber
hinaus kann das erfindungsgemäße IMV-Pockenvirus-Partikel
eine oder mehrere Ligandengruppierungen, die miteinander kombiniert
sein können
oder nicht, beispielsweise in einer Tandemstruktur, umfassen. Beispielsweise
kann es, wenn es wünschenswert
ist, die Spezifität
des IMV-Pockenvirus-Partikels gegenüber speziellen Zielzellen zu
erhöhen,
vorteilhaft sein, eine Kombination von Ligandengruppierungen, die
in der Lage sind, solche Zielzellen zu erkennen und daran zu binden,
zu verwenden.
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Gemäß den durch
die Erfindung verfolgten Zielen kann die Ligandengruppierung ein
Signalpeptid umfassen, welches deren Insertion in die Hülle des
IMV-Pockenvirus-Partikels erleichtert. Obwohl die Verwendung einer
hydrophoben Sequenz, welche eine Membranverankerung erlaubt, in
Betracht gezogen werden kann, ist es bevorzugt, ein Signalpeptid
zu verwenden, welches eine Translokation zu dem Trans-Golgi-Netzwerk
erlaubt. Ein solches Peptid kann ausgehend von einem jeglichen Protein,
welches von Natur aus in dem Golgi-Kompartiment vorhanden ist, isoliert
oder identifiziert werden (siehe beispielweise Mochamer und Rose, 1987,
J. Cell Biol. 105, 1205–1214;
Mochamer, 1993, Curr. Opin. Cell Biol. 5, 606–612; Muesch et al., 1990, Trends
Biochem sci 15, 86–88).
Das Signalpeptid kann eine oder mehrere Modifikationen) in Hinblick
auf die native Sequenz umfassen mit der Maßgabe, dass deren Funktion
nicht signifikant verändert
wird. Eine bevorzugte Signalsequenz, die im Rahmen der Erfindung
verwendet wird, leitet sich von dem Glycoprotein TGN51 des humanen
Trans-Golgi-Netzwerks ab (Kain et al., 1997, J. Biol. Chem. 273,
981–988).
Sie wird vorzugsweise durch genetische Kopplung an dem N-Terminus
der Ligandengruppierung eingebaut. Die Ligandengruppierung wird
vorzugsweise genetisch mit einem viralen Polypeptid.
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Obwohl
es möglich
ist, ein leeres IMV-Pockenvirus-Partikel (welches auch als Pseudo-Pockenvirus-Partikel bezeichnet
wird), welches die oben beschriebene spezifische Infektionseigenschaft
zeigt, zu erhalten, umfasst gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
das IMV-Pockenvirus-Partikel der Erfindung wenigstens eine Nukleinsäure von
Interesse, insbesondere eine rekombinante Nukleinsäure, welche
wenigstens ein therapeutisches Gen, welches unter die Kontrolle
der Elemente, die dessen Expression in eukaryotischen Zielzellen
erlauben, gestellt ist, umfasst. Es können jedoch leere IMV-Pockenvirus-Partikel
oder ein Pseudo-Pockenvirus-Partikel der Erfindung bei der Bildung
von Komplexen mit Nukleinsäuren
von Interesse zur Vereinfachung von deren zielgerichteter zellulärer Aufnahme
verwendet werden, wie in
US 5,928,944 und
WO 9521259 offenbart.
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Der
Ausdruck „Nukleinsäure" innerhalb der Erfindung
soll eine jegliche mögliche
Nukleinsäure,
insbesondere sowohl DNA als auch RNA oder eine hybride Form, einzel-
oder doppelsträngig,
linear oder zirkulär, natürlich oder
synthetisch, modifiziert oder nicht-modifiziert, bezeichnen (siehe
US 5525711 ,
US 4711955 oder EP-A 302 175 für Modifizierungsbeispiele).
Sie kann unter anderem eine genomische DNA, eine genomische RNA,
eine cDNA, eine mRNA, eine Antisinn-RNA, eine ribosomale RNA, ein
Ribozym, eine Transfer-RNA oder DNA, welche solche RNAs kodiert,
sein. Die Nukleinsäure
kann in Form eines Plasmids oder einer linearen Nukleinsäure, das
bzw. die wenigstens eine exprimierbare Sequenz enthält, die
ein Polypeptid, ein Ribozym, eine Antisinn-RNA oder ein anderes
Molekül
von Interesse nach einer Abgabe an eine Zelle erzeugen kann, vorliegen.
Die Nukleinsäure
kann auch ein Oligonukleotid sein (d.h. eine Nukleinsäure mit
einer kurzen Größe von we niger
als 100 bp), die an die Zelle abgegeben werden soll, z.B. für Antisinn-
oder Ribozym-Funktionen. Die
Nukleinsäure
liegt vorzugsweise in Form einer pockenviralen genomischen DNA vor.
-
Wenn
die Nukleinsäure
die korrekten genetischen Informationen enthält, wird deren Transkriptionseinheit,
wenn sie in eine für
die Genexpression geeignete Umgebung gebracht wird, folglich das
kodierte Genprodukt exprimieren. Das Niveau und die Zellspezifität der Expression
werden in einem signifikanten Ausmaß von der Stärke und
der Herkunft des damit assoziierten Promotors und dem Vorhandensein
und der Aktivierung eines damit assoziierten Enhancer-Elements abhängen. So
umfasst in einer bevorzugten Ausführungsform das Transkriptionskontrollelement
die Promotor/Enhancer-Sequenzen, wie den CMV-Promotor/Enhancer.
Die Fachleute auf diesem Gebiet werden jedoch erkennen, dass verschiedene
andere Promotor- und/oder Enhancer-Sequenzen bekannt sind, die ausgehend
von einer jeglichen viralen, prokaryotischen, z.B. bakteriellen, oder
eukaryotischen erhalten werden können,
die konstitutiv oder regulierbar sind, die für eine Expression in eukaryotischen
Zellen und insbesondere in Zielzellen geeignet sind. Genauer umfassen
diese für
die Expression durch eine Zielzelle erforderlichen genetischen Informationen
alle Elemente, die für
eine Transkription der DNA zu mRNA und, sofern erforderlich, für die Translation
von mRNA in ein Polypeptid erforderlich sind. Transkriptionelle
Promotoren, die für
eine Verwendung in verschiedenen Vertebratensystemen geeignet sind,
sind in der Literatur umfassend beschrieben. Geeignete Promotoren
umfassen beispielsweise virale Promotoren, wie RSV, MPSV, SV40,
CMV oder 7.5K, einen Vacciniavirus-Promotor, induzierbare Promotoren
u.s.w. Bevorzugte Promotoren werden aus Pockenviren isoliert, z.B.
7.5K, H5R, TK, p28, p11 oder K1L von Vacciniavirus. Alternativ kann
man einen synthetischen Promotor verwenden, wie jene, die in Chakrabarti
et al. (1997, Biotechniques 23, 1094–1097), Hammond et al. (1997,
J. Virological Methods 66, 135–138)
und Kumar und Boyle (1990, Virology 179, 151–158) beschrieben werden, wie
auch chimäre
Promotoren zwischen frühen
und späten
pockenviralen Promotoren.
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Die
Nukleinsäure
kann des Weiteren zusätzliche
funktionale Elemente, wie Intronsequenzen, Targeting-Sequenzen,
Transportsequenzen, ein Sekretionssignal, Kernlokalisierungssignal,
IRES, poly A-Transkriptionsterminationssequenzen,
dreiteilige Leadersequenzen, an Replikation oder Integration beteiligte
Sequenzen umfassen. Über
diese Sequenzen ist in der Literatur berichtet worden und diese
können
durch die Fachleute auf diesem Gebiet leicht erhalten werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
die Nukleinsäure
von Interesse wenigstens eine Sequenz von Interesse, welche ein
Genprodukt kodiert, das ein therapeutisches Molekül ist, (d.h.
ein therapeutisches Gen). Ein „therapeutisches
Molekül" ist eines, das eine
pharmakologische oder schützende
Aktivität
aufweist, wenn es in geeigneter Weise an einen Patienten, insbesondere
einen Patienten, der unter einer Krankheit oder einem Erkrankungszustand
leidet oder der gegen diese Krankheit oder diesen Zustand geschützt werden
sollte, verabreicht wird. Eine derartige pharmakologische oder schützende Aktivität ist eine,
von der erwartet wird, dass sie mit einer günstigen Wirkung auf den Verlauf
oder ein Symptom dieser Krankheit oder dieses Zustands verbunden
ist. Wenn der Fachmann im Verlauf der Erfindung ein ein therapeutisches
Molekül kodierendes
Gen auswählt,
setzt er im allgemeinen seine Wahl in Beziehung zu zuvor erhaltenen
Ergebnissen und kann vernünftigerweise
ohne unangemessenes Experimentieren außer einem solchen, um die Erfindung, wie
beansprucht, praktisch auszuführen,
erwarten, eine solche pharmakologische Eigenschaft zu erhalten. Gemäß der Erfindung
kann die Sequenz von Interesse homolog oder heterolog zu den Zielzellen,
in die sie eingeführt
wird, sein. Vorteilhafterweise kodiert die Sequenz von Interesse
die Gesamtheit oder einen Teil eines Polypeptids, insbesondere ein
therapeutisches oder prophylaktisches Polypeptid, welches eine therapeutische
oder prophylaktische Eigenschaft liefert. Ein Polypeptid versteht
sich als ein jegliches Translationsprodukt eines Polynukleotids
unabhängig
von der Größe und davon,
ob es glycosyliert ist oder nicht, und umfasst Peptide und Proteine.
Therapeutische Polypeptide umfassen als ein erstes Beispiel jene
Polypeptide, die defekte oder mangelhaft vorhandene Proteine in
einem tierischen oder menschlichen Organismus kompensieren können, oder
jene, die durch toxische Effekte wirken können, um schädliche Zellen
aus dem Körper
zu begrenzen oder zu entfernen. Sie können auch Immunität verleihende
Polypeptide sein, die als endogenes Antigen wirken, um eine humorale
oder zelluläre
Antwort oder beides hervorzurufen.
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Beispiele
von Polypeptiden, die durch ein therapeutisches Gen kodiert werden,
umfassen Gene, die ein Zytokin (alpha-, beta- oder gamma-Interferon,
Interleukin, insbesondere IL-2, IL-6, IL-10 oder IL-12, einen Tumornekrosefaktor
(TNF), einen koloniestimulierenden Faktor GM-CSF, C-CSF, M-CSF...), ein immunstimulatorisches
Polypeptid (B7.1, B7.2 und dergleichen), einen Gerinnungsfaktor
(FVIII, FIX...), einen Wachstumsfaktor (transformierender Wachstumsfaktor
TGF, Fibroblastenwachstumsfaktor FGF und dergleichen), ein Enzym
(Urease, Renin, Thrombin, Metalloproteinase, Stickoxidoxidase NOS,
SOD, Katalase...), einen Enzyminhibitor (alphal-Antitrypsin, Antithrombin
III, viraler Proteaseinhibitor, Plasminogenaktivatorinhibitor PAI-1),
das CFTR („Cystic
Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator"; zystische Fibrose-Transmembranleitfähigkeitsregulator)-Protein, Insulin,
Dystrophin, ein MHC-Antigen der Klasse I oder II, ein Polypeptid,
das die Expression von zellulären
Genen modulieren/regulieren kann, ein Polypeptid, das in der Lage
ist, eine bakterielle, durch Parasiten hervorgerufene oder virale
Infektion oder deren Entwicklung zu hemmen (antigene Polypeptide,
antigene Epitope, transdominante Varianten, welche die Wirkung eines
nativen Proteins durch Kompetition hemmen....), eine Apoptose induzierende
Substanz oder einen Apoptose-Inhibitor
(Bax, Bcl2, BclX...), ein zytostatisches Mittel (p21, p 16, Rb...),
ein Apolipoprotein (ApoA1, ApoAIV, ApoE...), einen Inhibitor der
Angiogenese (Angiostatin, Endostatin...), ein angiogenes Polypeptid
(Familie der vaskulären
endothelialen Wachstumsfaktoren VEGF, FGF-Familie, CCN-Familie,
einschließlich
CTGF, Cyr61 und Nov), einen Sauerstoffradikalfänger, ein Polypeptid mit einer
Antitumorwirkung, einen Antikörper,
ein Toxin, ein Immuntoxin und einen Marker (beta-Galactosidase, Luciferase...) kodieren,
oder jegliche andere Gene von Interesse, die in diesem Fachgebiet
als nützlich
für die
Behandlung oder Verhütung
eines klinischen Zustands anerkannt sind.
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Angesichts
einer Behandlung einer vererbten Dysfunktion kann man ein funktionales
Allel eines defekten Gens, beispielsweise ein Faktor VIII oder IX
kodierendes Gen im Kontext von Hämophilie
A oder B, Dystrophin (oder Minidystrophin) im Kontext von Muskeldystrophien,
Insulin im Kontext von Diabetes, CFTR im Kontext von zystischer
Fibrose, verwenden.
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Geeignete
Antitumorgene umfassen, sind aber nicht beschränkt auf jene, die Tumorsuppressorgene (z.B.
Rb, p53, DCC, NF-1, Wilms-Tumor, NM23, BRUSH-1, p16, p21, p56, p73
wie auch deren jeweilige Mutanten), Suizidgenprodukte, Antikörper, Polypeptide,
die die Zellteilung oder Translationssignale hemmen, kodieren.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist das therapeutische Gen ein Suizidgen, welches ein Expressionsprodukt
kodiert, welches in der Lage ist, eine inaktive Substanz (Prodrug)
in eine zytotoxische Substanz umzuwandeln, wodurch ein Zelltod bewirkt
wird. Das TK HSV-1 kodierende Gen bildet den Prototyp der Suizidgenfamilie
(Caruso et al., 1993, Proc. Natl. Acad. Sci USA 90, 7024–7028; Culver
et al., 1992, Science 256, 1550–1552).
Obwohl das TK-Polypeptid als solches nicht toxisch ist, katalysiert
es die Umwandlung von Nukleosid-Analoga (Prodrug), wie Acyclovir
oder Ganciclovir. Die umgewandelten Nukleoside werden in die DNA-Ketten,
die sich im Verlängerungsprozess
befinden, eingebaut, bewirken eine Unterbrechung der Verlängerung
und dementsprechend eine Hemmung der Zellteilung. Gegenwärtig steht
eine große
Anzahl von Suizidgen/Prodrug-Kombinationen
zur Verfügung.
Jene, die spezieller erwähnt
werden können,
sind Ratten-Cytochrom p450 und Cyclophosphophamid (Wei et al., 1994,
Human Gene Ther. 5, 969–978),
Escherichia coli (E. coli)-Purinnukleosidphosphorylase und 6-Methylpurindesoxyribonukleosid
(Sorscher et al., 1994, Gene Therapy 1, 223–238), E. coli-Guaninphosphoribosyltransferase
und 6-Thioxanthin (Mzoz et al., 1993, Human Gene Ther. 4, 589–595). Jedoch
umfasst in einer mehr bevorzugten Ausführungsform das Pockenvirus-Partikel
der Erfindung ein Suizidgen, welches ein Polypeptid mit einer Cytosindesaminase
(CDase)- oder einer Uracilphosphoribosyltransferase (UPRTase)-Aktivität oder sowohl
CDa se- als auch UPRTase-Aktivität
kodiert, das mit dem Prodrug 5-Fluorcytosin (5-FC) verwendet werden
kann. Die Verwendung einer Kombination von Suizidgenen, welche z.B.
Polypeptide mit CDase- und
UPRTase-Aktivitäten
kodieren, kann im Kontext der Erfindung ebenfalls in Betracht gezogen
werden.
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CDase-
und UPRTase-Aktivitäten
sind in Prokaryoten und niederen Eukaryoten nachgewiesen worden,
sind aber in Säugetieren
nicht vorhanden. CDase ist normalerweise am Pyrimidin-Stoffwechselweg, durch
welchen exogenes Cytosin in Uracil mittels einer hydrolytischen
Desaminierung umgewandelt wird, beteiligt, wohingegen UPRTase Uracil
in UMP umwandelt. Jedoch desaminiert CDase auch ein Cytosin-Analog, 5-FC,
wodurch 5-Fluoruracil (5-FU) gebildet wird, welches hochgradig zytotoxisch
ist, wenn es zu 5-Fluor-UMP (5-FUMP) durch UPRTase-Wirkung umgewandelt
wird.
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Geeignete
CDase kodierende Gene umfassen, sind aber nicht beschränkt auf
das Saccharomyces-FCY1-Gen
(Erbs et al., 1997, Curr. Genet 31, 1–6; WO 93/01281) und das E.
coli-codA-Gen (
EP 402 108 ). Geeignete
UPRTase kodierende Gene umfassen, sind aber nicht beschränkt auf
jene aus E. coli (upp-Gen; Anderson et al., 1992, Eur. J. Biochem.
204, 51–56),
Lactococcus lactis (Martinussen und Hammer, 1994, J. Bacteriol.
176, 6457–6463),
Mycobacterium bovis (Kim et al., 1997, Biochem. Mol. Biol. Int.
41, 1117–1124), Bacillus
subtilis (Martinussen et al., 1995, J. Bacteriol. 177, 271–274) und
Saccharomyces cerevisiae (FUR-1-Gen; Kern et al., 1990, Gene 88,
149–157).
Das CDase kodierende Gen ist vorzugsweise von dem FCY1-Gen abgeleitet
und das UPRTase kodierende Gen ist von dem FUR-1-Gen abgeleitet.
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Die
Erfindung umfasst auch die Verwendung von mutierten Suizidgenen,
die durch Hinzufügung,
Deletion und/oder Substitution von einem oder mehreren Nukleotiden
modifiziert worden sind mit der Maßgabe, dass die zytotoxische
Aktivität
des Genprodukts bewahrt bleibt. In der Literatur ist über eine
bestimmte Anzahl von CDase- und UPRTase-Mutanten berichtet worden,
einschließlich
eines Fusionsproteins, welches ein Zwei-Domänen-Enzym, welches sowohl CDase-
als auch UPRTase-Aktivität aufweist
(WO 96/16183), kodiert, wie auch einer Mutante der UPRTase, welche
durch das FUR-1-Gen kodiert wird, bei welchem die ersten 35 Reste
deletiert sind (in WO 99/54481 offenbartes mutiertes FCU-1).
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Wie
oben erwähnt,
sollen therapeutische Gene auch Antisinn-Sequenzen und Ribozym kodierende Gene
umfassen, welche in der Lage sind, die RNA von ausgewählten positiv-wirkenden
die Vermeh rung regulierenden Genen, wie Onkogenen und Protoonkogenen
(c-myc, c-fos, c-jun, c-myb, c-ras, Kc und JE), zu binden und zu
zerstören.
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Die
in das IMV-Pockenvirus-Partikel der Erfindung eingebaute Nukleinsäure kann
ein oder mehrere therapeutisches) Gene) umfassen. In dieser Hinsicht
ist die Kombination von Genen, welche ein Suizidgenprodukt und ein
Zytokingen (z.B. a,-, b- oder g-Interferone, Interleukine, vorzugsweise
ausgewählt
aus IL-2, IL-4, IL-6, IL-10 oder IL-12, TNF-Faktoren, GM-CSF, C-CSF,
M-CSF...), ein immunstimulatorisches Gen (z.B. B7.1, B7.2, ICAM)
oder ein Chemokingen (z.B. MIP, RANTES, MCP 1,...) kodieren, vorteilhaft.
Die Expression der verschiedenen Gene kann durch einen einzigen
Promotor (polycistronische Kassette) oder durch unabhängige Promotoren
kontrolliert werden. Darüber
hinaus können
sie an einer einzigen Stelle oder an verschiedenen Stellen entlang
der Nukleinsäure
entweder in der gleichen oder in entgegengesetzter Richtung inseriert
werden.
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In
einer anderen Ausführungsform
betrifft die Erfindung ferner einen Vektor, welcher wenigstens eine Nukleotidsequenz
umfasst, welche ein chimäres
Protein kodiert, welches (i) wenigstens eine heterologe Ligandengruppierung,
wie zuvor beschrieben, und (ii) die Gesamtheit oder einen Teil eines
homologen viralen Polypeptids, welche von Natur aus an der Oberfläche eines
IMV-Pockenvirus-Partikels
lokalisiert ist, wie zuvor offenbart, umfasst. Selbstverständlich ist
die Nukleotidsequenz unter die Kontrolle von Elementen, die für dessen
Expression erforderlich sind, gestellt. Die Wahlmöglichkeiten
des erfindungsgemäßen Vektors
sind groß und
für die
Fachleute auf diesem Gebiet zugänglich.
Der Vektor kann ein Plasmid oder ein viraler Vektor, der von einem
jeglichen tierischen Virus, insbesondere einem Adenovirus, einem
Retrovirus, einem AAV (Adenovirus-assoziiertes Virus) oder einem
Pockenvirus, abgeleitet ist, sein. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
ist der Vektor der Erfindung ein pockenviraler Vektor (d.h. eine
Pockenvirus-Genom-DNA, insbesondere eine VV- oder MVA-Genom-DNA). Der Ausdruck „Teil", wie er hier verwendet
wird, bezieht sich auf ein Fragment des viralen Polypeptids, das
eine Exposition der Ligandengruppierung an der Oberfläche eines
viralen Vektors erlaubt. Darüber
hinaus kann ein erfindungsgemäßer Vektor
auch wenigstens eine Nukleotidsequenz von Interesse umfassen.
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Die
grundlegende Technik zum Inserieren der Sequenzen von Interesse
und von damit assoziierten Elementen, die für die Expression erforderlich
sind, in ein virales Genom wird in zahlreichen Dokumenten, die den
Fachleuten auf diesem Gebiet zugänglich
sind, beschrieben (Piccini et al., 1987, Methods of Enzymology 153,
545–563;
US 4,769,330 ;
US 4,772,848 ,
US 4,603,112 ;
US 5,100,587 und
US 5,179,993 ). Diese Technik betrifft
homologe Rekombinationsereignisse zwischen überlap penden Sequenzen in einem
viralen Genom (d.h. gewünschte
Insertionsstelle) und einem Plasmid, welches die Sequenz von Interesse
umfasst.
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Die
Insertionsstelle innerhalb des pockenviralen Genoms ist vorzugsweise
ein nicht-essentieller Genort, damit das rekombinante Pockenvirus
lebensfähig
und infektiös
bleibt. Geeignete nicht-essentielle Regionen umfassen, sind aber
nicht beschränkt
auf nicht-kodierende intergenische Regionen oder ein jegliches Gen,
bei welchem eine Inaktivierung oder Deletion die Virusvermehrung,
-replikation oder -infektion nicht signifikant beeinträchtigt.
Man kann auch die Insertion in einen essentiellen viralen Genort
in Betracht ziehen mit der Maßgabe,
dass die defekte Funktion in trans während der Produktion von Viruspartikeln
bereitgestellt wird, beispielsweise durch Verwendung einer Helferzelllinie,
welche die komplementierenden Sequenzen, welche jenen, die in dem
pockenviralen Genom deletiert worden sind, entsprechen, trägt.
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Man
wird beispielsweise bei einer Verwendung des Copenhagen-Vacciniavirus
vorzugsweise eine Insertionsstelle auswählen, welche innerhalb des
Thymidinkinasegens (tk) lokalisiert ist (Hruby et al., 1983, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 80, 3411–3415;
Weir et al., 1983, J. Virol. 46, 530–537). Jedoch sind auch andere
Insertionsstellen geeignet, wie innerhalb des Hämagglutiningens (Guo et al.,
1989, J. Virol. 63, 4189–4198),
innerhalb des K1L-Genorts, innerhalb des u-Gens (Zhou et al., 1990,
J. Gen. Virol. 71, 2185–2190)
oder am linken Ende des Vacciniavirus-Genoms, wo über verschiedene
spontane oder durch gentechnologische Maßnahmen eingeführte Deletionen
berichtet worden ist (Altenburger et al., 1989, Archives Virol.
105, 15–27;
Moss et al., 1981, J. Virol. 40, 387–395; Panicali et al., 1981,
J. Virol. 37, 1000–1010;
Perkus et al., 1989, J. Virol. 63, 3829–3836; Perkus et al., 1990,
Virol. 179, 276–286;
Perkus et al., 1991, Virol. 180, 406–410).
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Bei
einer Verwendung von MVA wird man vorzugsweise eine Insertionsstelle
auswählen,
die innerhalb einer beliebigen der identifizierten Deletionen I
bis VII und vorzugsweise in der Deletion II oder III (Meyer et al., 1991,
J. Gen. Virol. 72, 1031–1038;
Sutter et al., 1994, Vaccine 12, 1032–1040) wie auch innerhalb des D4R-Genorts
lokalisiert ist.
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Bei
einer Verwendung von Geflügelpockenvirus
wird die Sequenz von Interesse, obwohl eine Insertion innerhalb
des Thymidinkinasegens mit in Betracht gezogen werden kann, vorzugsweise
in eine nicht-kodierende intergenische Region, z.B. die intergenische
Region, die sich zwischen den ORFs 7 und 9 des 1,3 kb-HindIII-Fragments
des Geflügelpocken-Genoms
befindet, eingeführt
(siehe beispielsweise
EP 314 569 und
US 5,180,675 ).
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Die
Erfindung stellt ferner ein Verfahren zur Herstellung eines IMV-Pockenvirus-Partikels
gemäß der Erfindung
bereit, welches die Schritte umfasst:
- a) ein
Einsaat-Präparat
des Pockenvirus-Partikels zu erhalten;
- b) eine Kultur von permissiven Zellen herzustellen,
- c) die Zellkultur mit dem Einsaat-Präparat des Pockenvirus-Partikels
zu infizieren,
- d) die infizierten Zellen für
eine geeignete Zeitspanne zu kultivieren,
- e) die produzierten Pockenvirus-Partikel ausgehend von der Zellkultur
und/oder dem Kulturüberstand
zu gewinnen und
- f) gegebenenfalls die gewonnenen Pockenvirus-Partikel zu reinigen.
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Gemäß einer
speziellen Ausführungsform
ist es möglich,
die Schritte a) und c) zu kombinieren. In diesem Falle umfasst das
Verfahren der Erfindung die Schritte:
- a) eine
Kultur von permissiven Zellen herzustellen,
- b) die Zellkultur mit einem Wildtyp-Pockenvirus-Partikel zu
infizieren und die Zelle mit einem Plasmid, welches eine Sequenz
von Interesse flankiert von überlappenden
Sequenzen, die zu einer homologen Rekombination mit dem DNA-Genom
des Pockenvirus in der Lage sind, zu transfizieren,
- c) die Zellen für
eine geeignete Zeitspanne zu kultivieren,
- d) die produzierten Pockenvirus-Partikel ausgehend von der Zellkultur
und/oder dem Kulturüberstand
zu gewinnen und
- e) gegebenenfalls die gewonnenen Pockenvirus-Partikel zu reinigen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
sind „permissive
Zellen" primäre Hühnerembryo-Fibroblasten (CEF),
die ausgehend von Hühnerembryos,
die ausgehend von befruchteten Eiern erhalten worden sind, hergestellt
worden sind. Gemäß der besonderen
Ausführungsform,
wenn das pockenvirale Genom des Partikels hinsichtlich einer oder
mehrerer viraler Funktionen defekt ist (z.B. bezüglich wenigstens eines Gens,
welches an der Produktion von EEV-Partikeln beteiligt ist), kann
es vorteilhaft sein, Helferzellen zu verwenden, die in trans die
defekte Funktion bereitstellen. Insbesondere werden Pockenviren,
die hinsichtlich der durch das F13L-Gen kodierten Funktion defekt
sind, vorzugsweise auf einer Zelllinie, die das F13L-Expressionsprodukt exprimiert,
kultiviert. Eine solche Zelllinie kann durch Transfektion eines
geeigneten Vektors, welcher das F13L-Polypeptid exprimiert, erzeugt
werden, wie in Borrego et al. beschrieben (1999, J. Gen. Virol.
80, 425–432).
Gemäß einer
vorteilhaften Ausführungsform
können
Isolierung und Vermehrung eines Pockenvirus-Partikels der Erfindung
mittels einer Zielzelllinie ausgeführt werden, welche auf ihrer
Oberfläche
das durch die Ligandengruppierung der Erfindung erkannte Anti-Liganden-Molekül aufweist.
Dies ermöglicht,
eine mög liche
Verunreinigung mit dem Wildtyp-Genom zu minimieren. Beispielsweise
wird ein Pockenvirus-Partikel
mit einer für
das MUC-1-Polypeptid spezifischen Ligandengruppierung vorzugsweise
auf MUC-1 exprimierenden Zielzellen vermehrt. Die Konstruktion von
solchen Zelllinien, die auf ihrer Oberfläche ein Anti-Liganden-Molekül exprimieren,
liegt innerhalb des Vermögens
eines Fachmanns auf diesem Gebiet.
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Das „Einsaat-Präparat des
Pockenvirus-Partikels" wird
gemäß den üblichen
Techniken am Ende der homologen Rekombinationsereignisse zwischen
dem pockenviralen Genom und dem Plasmid, welches die Sequenz von
Interesse beherbergt, erhalten. In dieser Hinsicht kann man sich
beispielsweise auf den experimentellen Abschnitt der vorliegenden
Unterlagen beziehen.
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In
dem Falle, wo eine zusätzliche
Transfektion der Zellen mit einem Plasmid erforderlich ist, können verschiedene
weithin verwendete Zelltransfektionsmethoden verwendet werden (z.B.
DNA-Aufällung
mit Calcium, Elektrotransfektion...), gegebenenfalls kombiniert
mit einem Glycerol, welches die Plasmidaufnahme vereinfachen kann.
Zusätzlich
kann ein Selektionsschritt mit aufgenommen werden, wenn das rekombinante Virus
ein der Selektion dienendes Gen (z.B. das E. coli-gpt-Gen) enthält, beispielsweise
durch Verwendung eines selektiven Kulturmediums, welches eine Mischung
von Mycophenolsäure,
Xanthin und Hypoxanthin enthält,
in Schritt c).
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Obwohl
die Viruspartikel aus dem Kulturüberstand
gewonnen werden können,
können
sie auch aus den Zellen gewonnen werden. Eine der üblicherweise
verwendeten Methoden besteht darin, die Zellen durch ein jegliches
Mittel oder eine jegliche Maßnahme
(chemisch, Einfrieren/Auftauen, osmotischer Schock, mechanischer
Schock, Beschallung und dergleichen) zu lysieren. Das IMV-Pockenvirus-Partikel
der Erfindung kann durch aufeinanderfolgende Runden von Plaque-Reinigung
isoliert und dann unter Verwendung der Techniken dieses Fachgebiets
(chromatographische Methoden, Ultrazentrifugation auf Cäsiumchlorid-
oder Saccharose-Gradient) gereinigt werden. Alternativ kann die
Affinität
zwischen der auf der Virusoberfläche
präsentierten Ligandengruppierung
und deren Anti-Ligand zum Reinigen des IMV-Pockenvirus-Partikels
der Erfindung verwendet werden. Beispielsweise kann die Reinigung
ausgeführt
werden, indem (a) der betreffende Anti-Ligand auf einem festen Träger immobilisiert
wird, b) die Viruspräparation
mit dem immobilisierten Anti-Liganden für eine ausreichende Zeitspanne,
um eine spezifische Bindung zwischen dem Anti-Liganden und der Ligandengruppierung
zu ermöglichen,
in Kontakt gebracht wird, c) das ungebundene Material verworfen
wird und d) das gebundene Material eluiert wird und e) das eluierte
Material gewonnen wird. Eine solche Reinigung kann vorteilhaft sein,
um eine etwaige Verunreinigung der IMV-Pockenvirus-Partikel der Erfindung
mit Wildtyp- oder Helfer-Pockenviren zu verringern.
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Das
Verfahren der Erfindung kann verwendet werden, um sowohl IMV- als
auch EEV-Pockenvirus-Partikel
herzustellen. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung umfasst das Verfahren einen ergänzenden Schritt, welcher ein
Aufbrechen der zusätzlichen
Hülle von
EEV und eine selektive Produktion von IMV erlaubt. Vorzugsweise
besteht dieser weitere Schritt in einem Beschallungsschritt oder
Solubilisierungsschritt in einem milden Detergens (z.B. Brij-58).
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Die
Erfindung betrifft auch eine Zusammensetzung, die wenigstens ein
IMV-Pockenvirus-Partikel und/oder wenigstens einen Vektor gemäß der Erfindung
umfasst. In einem speziellen Fall umfasst die Zusammensetzung zwei
oder mehr IMV-Pockenvirus-Partikel und/oder zwei oder mehr Vektoren
der Erfindung, wobei diese sich voneinander durch (i) die Natur
der heterologen Ligandengruppierung und/oder (ii) die Natur der
Nukleinsäure
oder der Sequenz von Interesse und/oder (iii) die Herkunft des Pockenvirus
unterscheiden. Diese Zusammensetzung kann in verschiedenen Formen
vorliegen, z.B. in fester, flüssiger,
pulverförmiger,
wässriger,
lyophilisierter Form. In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst diese Zusammensetzung
des Weiteren einen pharmazeutisch annehmbaren Träger, welcher deren Verwendung
in einem Verfahren zur therapeutischen Behandlung von Menschen oder
Tieren ermöglicht.
In diesem besonderen Falle ist der Träger vorzugsweise ein pharmazeutisch
geeigneter injizierbarer Träger
oder ein pharmazeutisch geeignetes injizierbares Verdünnungsmittel
(für Beispiele
siehe Remington's
Pharmaceutical Sciences, 16. Aufl., 1980, Mack Publishing Co.).
Ein solcher Träger
oder ein solche Verdünnungsmittel
ist pharmazeutisch annehmbar, d.h. ist für einen Empfänger in
der eingesetzten Dosierung und Konzentration nicht-toxisch. Sie
ist vorzugsweise isotonisch, hypotonisch oder schwach hypertonisch
und weist eine relativ geringe Innenstärke, wie sie beispielsweise
durch eine Saccharoselösung
bereitgestellt wird, auf. Darüber
hinaus kann sie jegliche relevante Lösemittel, wässrige oder teilweise wässrige flüssige Träger, umfassend
steriles pyrogenfreies Wasser, Dispersionsmedien, Überzüge und äquivalente
Mittel oder Verdünnungsmittel
(z.B. Tris-HCl, -Acetat, -Phosphat), Emulgatoren, Solubilisierungsmittel
oder Adjuvantien, enthalten. Der pH der pharmazeutischen Zubereitung
wird in geeigneter Weise eingestellt und gepuffert, um bei in vivo-Anwendungen
nützlich
zu sein. Sie kann entweder als flüssige Lösung oder als feste Form (z.B.
lyophilisiert), die in einer Lösung
vor einer Verabreichung suspendiert werden kann, hergestellt werden.
Repräsentative
Beispiele für
Träger
oder Verdünnungsmittel
für eine
injizierbare Zusammensetzung umfassen Wasser, isotonische Kochsalzlösungen,
die vorzugsweise auf einen physiologischen pH gepuffert sind (wie
mit Phosphat gepufferte Kochsalzlösung oder mit Tris gepufferte
Kochsalzlösung),
Mannitol, Dextrose, Glycerol und Ethanol, wie auch Polypeptide oder
Proteine, wie humanes Serumalbumin. Eine solche Zusammensetzung
kann beispielsweise 10 mg/ml Mannitol, 1 mg/ml HSA, 20 mM Tris, pH
7,2, und 150 mM NaCl umfassen.
-
Eine
erfindungsgemäße Zusammensetzung
kann auf eine herkömmliche
Weise für
eine örtliche,
systemische, orale, rektale oder topische Verabreichung hergestellt
werden. Geeignete Verabreichungsrouten umfassen, sind aber nicht
beschränkt
auf intragastrische, subkutane, Aerosol-, Instillations-, Inhalations-,
intrakardiale, intramuskuläre,
intravenöse,
intraarterielle, intraperitoneale, intratumorale, intranasale, intrapulmonale
oder intratracheale Routen. Die Verabreichung kann in einer einzelnen
Dosis oder in einer nach einem bestimmten Zeitintervall ein- oder
mehrmals wiederholten Dosis stattfinden. Die geeignete Verabreichungsroute
und Dosierung variieren gemäß verschiedenen
Parametern, beispielsweise mit dem Zustand oder der Krankheit, die
beteiligt sind, der Notwendigkeit für Verhütung oder Therapie, dem Stadium,
bis zu welchem sie fortgeschritten ist, und dem zu transferierenden
therapeutischen Gen. Als Angabe können die Pockenvirus-Partikel
in Form von Dosen zwischen 104 und 1014 pfu (Plaque-bildende Einheiten), vorteilhafterweise
zwischen 105 und 1013 pfu
und vorzugsweise zwischen 106 und 1012 pfu formuliert werden. Der Titer kann
durch herkömmliche
Techniken bestimmt werden. Die Vektordosen liegen vorzugsweise zwischen
0,01 und 10 mg/kg, spezieller zwischen 0,1 und 2 mg/kg.
-
Zusätzlich kann
eine erfindungsgemäße Zusammensetzung
eine oder mehrere stabilisierende(n) Substanz(en), wie Lipide (z.B.
kationische Lipide, Liposome, Lipide, wie in WO 98/44143 beschrieben),
Nukleaseinhibitoren, Polymere, Chelatbildner, um deren Abbau innerhalb
des tierischen/menschlichen Körpers
zu verhüten,
umfassen.
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In
einer anderen Ausführungsform
stellt die Erfindung die Verwendung eines IMV-Pockenvirus-Partikels oder eines
Vektors gemäß der Erfindung
für die
Herstellung eines Arzneimittels, welches für die Behandlung eines humanen
oder tierischen Organismus durch Gentherapie bestimmt ist, zur Verfügung. Innerhalb
des Umfangs der Erfindung muss „Gentherapie" als ein Verfahren
zum Einführen
eines jeglichen therapeutischen Gens in eine Zelle verstanden werden.
Sie umfasst auch die Immuntherapie, die sich auf die Einführung eines potentiell
antigenen Epitops in eine Zelle, um eine Immunantwort, die zellulär oder humoral
oder beides sein kann, zu induzieren, bezieht.
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Die
erfindungsgemäße Verwendung
ist von den Eigenschaften einer Vermittlung von Zielgerichtetheit („Targeting") der Ligandengruppierung,
die auf der Oberfläche
des IMV-Pockenvirus-Partikels präsentiert
oder durch den Vektor der Erfindung exprimiert wird, abhängig. So
ist eine Ligandengruppierung, die in der Lage ist, ein auf der Oberfläche einer
mit einem pathogenen Agens (Bakterium, Virus oder Parasit) infizierten
Zelle vorhandenes Molekül
zu erkennen und daran zu binden, für die Behandlung oder Verhütung eines
jeglichen Zustands oder einer jeglichen Erkrankung, die durch eine solche
Infektion verursacht wird, geeignet. Eine Tumor-Targeting-Ligandengruppierung
ist mehr für
die Behandlung oder Verhütung
einer Krebserkrankung gedacht. Der Ausdruck „Krebs" umfasst jegliche krebsartigen Zustände, einschließlich diffuser
oder lokalisierter Tumore, Metastasen, kanzeröser Polypen und präneoplastischer
Läsionen
(z.B. Dysplasien) wie auch Erkrankungen, die aus einer unerwünschten
Zellproliiferation resultieren. Man kann spezieller die Krebserkrankungen der
Brust, des Gebärmutterhalses
(insbesondere jene, die durch Papillomaviren induziert werden),
Prostata, Lunge, Blase, Leber, Kolorektum, Pankreas, Magen, Ösophagus,
Kehlkopf, Zentralnervensystem, Blut (Lymphome, Leukämien u.s.w.),
Melanome und Mastozytome aufführen.
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Die
erfindungsgemäße Verwendung
für die
Behandlung eine menschlichen oder tierischen Organismus umfasst,
an den Organismus eine therapeutisch wirksame Menge eines IMV-Pockenvirus-Partikels, eines Vektors
oder einer Zusammensetzung gemäß der Erfindung
zu verabreichen. Eine „therapeutisch
wirksame Menge" ist
eine Dosis, welche für
die Linderung von einem oder mehreren Symptomen, die normalerweise
mit der Erkrankung oder dem Zustand, die man zu behandeln wünscht, verbunden
sind, ausreicht. Was eine prophylaktische Verwendung angeht, bedeutet
dieser Ausdruck eine Dosis, welche ausreicht, um den Ausbruch einer
Krankheit oder eines Zustands zu verhüten oder zu verzögern.
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Die
Verwendung der Erfindung für
therapeutische Anwendungen bezieht sich auf die Krankheiten oder Zustände, die
oben aufgelistet worden sind. Die Verwendung ist besonders nützlich,
um den Ausbruch von Tumoren zu verhindern oder um existierende Tumore
jeglicher Art umzukehren, unter Verwendung eines ähnlichen
Ansatzes zu jenem, der hier beschrieben worden ist. Es versteht
sich, dass die Verwendung durch einen jeglichen von verschiedenen
Ansätzen
ausgeführt
werden kann. Das IMV-Pockenvirus-Partikel, der Vektor oder die Zusammensetzung
der Erfindung kann vorteilhafterweise direkt in vivo über eine
jegliche herkömmliche
und physiologisch annehmbare Verabreichungsroute, beispielsweise
durch intravenöse
Injektion, in einen zugänglichen
Tumor, in die Lungen mittels eine Aerosols oder einer Instillation,
in das Gefäßsystem
unter Verwendung eines geeigneten Katheters u.s.w. verabreicht werden.
Es kann auch der ex vivo-Ansatz herangezogen werden, der darin besteht,
Zellen aus einem Patienten zu entfernen (Knochenmarkszellen, Lymphozyten des
peripheren Bluts, Myoblasten und dergleichen...), das IMV-Pockenvirus-Partikel
oder den Vektor der Erfindung gemäß den Techniken dieses Fachgebiets
einzuführen
und diese dem Patienten erneut zu verabreichen.
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In
dem Falle einer in vivo-Behandlung, um die Transfektionsrate zu
verbessern, kann der Patient sich vor der Verabreichung der oben
beschriebenen pharmazeutischen Präparate einer Makrophagen depletionsbehandlung
unterziehen. Eine solche Technik wird in der Literatur beschrieben
(siehe insbesondere Van Rooijen et al., 1997, TibTech, 15, 178–184).
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Gemäß der bevorzugten
Ausführungsform,
wenn die Verwendung der Erfindung ein rekombinantes IMV-Pockenvirus-Partikel,
welches die Merkmale der Erfindung aufweist und ein Suizidgen exprimiert,
verwendet, kann es vorteilhaft sein, zusätzlich eine pharmazeutisch
annehmbare Menge eines Prodrugs, das für das exprimierte Suizidgenprodukt
spezifisch ist, zu verabreichen. Die beiden Verabreichungen können gleichzeitig oder
nacheinander erfolgen; das Prodrug wird aber vorzugsweise nach dem
IMV-Pockenvirus-Partikel der Erfindung verabreicht. Zur Veranschaulichung
ist es möglich,
eine Prodrug-Dosis von 50 bis 500 mg/kg/Tag zu verwenden, wobei
eine Dosis von 200 mg/kg/Tag bevorzugt ist. Das Prodrug wird gemäß der Standardpraxis verabreicht.
Die orale Route ist bevorzugt. Es ist möglich, eine einzelne Dosis
Prodrug oder Dosen, die eine ausreichend Zeit lang wiederholt werden,
um es dem toxischen Metaboliten zu ermöglichen, innerhalb des Wirtsorganismus
oder der Zielzelle produziert zu werden, zu verabreichen. Wie oben
erwähnt,
kann das Prodrug Ganciclovir oder Acyclovir in Kombination mit dem
TK HSV-1-Genprodukt und 5-FC in Kombination mit dem FCY1-, FUR1-
und/oder FCU1-Genprodukt verwendet werden Um die für eine Tumorbehandlung
gedachte Verwendung zu veranschaulichen, kann man zuerst ein IMV-Pockenvirus-Partikel,
welches ein Suizidgen exprimiert und auf dessen Oberfläche eine
Ligandengruppierung, welche in der Lage ist, ein durch die Tumorzellen
exprimiertes Tumorantigen zu erkennen und daran zu binden, präsentiert,
verabreichen. Einmal infiziert, werden die krebsartigen Zellen das
Suizidgen exprimieren. Das Abtöten
der infizierten Zellen kann durch Verabreichung des Prodrugs, welches
durch das gewählte
Suizidgenprodukt metabolisiert wird, erfolgen. Bei Individuen, bei
welchen eine Prävention
oder Umkehrung einer MUC-1-positiven Brustkrebserkrankung angestrebt
wird, kann man ein IMV-Pockenvirus-Partikel, welches FCU-1 exprimiert
und auf seiner Oberfläche
einen SM3-scFv-Liganden, der in der Lage ist, das MUC-1-Tumorantigen
zu erkennen und daran zu binden, beherbergt, einsetzen. Das Abtöten der
MUC-1-positiven infizierten Zellen kann mittels einer weiteren Verabreichung
des Prodrugs 5-FC erzielt werden.
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Zusätzlich besteht
ein besondere Merkmal des Verfahrens der Erfindung darin, dass das
IMV-Pockenvirus-Partikel
der Erfindung in vivo in dem behandelten Organismus produziert werden
kann.
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Verhütung oder
Behandlung einer Krankheit oder eines Zustands können unter Verwendung der vorliegenden
Verwendung allein oder, sofern gewünscht, in Kombination mit gegenwärtig verfügbaren Methoden (z.B.
Bestrahlung, Chemotherapie und chirurgischer Eingriff) ausgeführt werden.
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Diese
und andere Ausführungsformen
werden offenbart oder sind naheliegend aufgrund von oder werden
umfasst von der Beschreibung und den Beispielen der Erfindung. Weitere
Literatur, welche eine) jegliches) der Verfahren, Verwendungen und
Verbindungen, die gemäß der Erfindung
eingesetzt werden sollen, betrifft, kann aus öffentlichen Bibliotheken unter
Verwendung von beispielsweise elektronischen Vorrichtungen herangezogen
werden. Es kann beispielsweise die öffentliche Datenbank „Medline" verwendet werden,
die im Internet, z.B. unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/PubMed/medline.html
zur Verfügung
steht. Weitere Datenbanken und Adressen, wie http://www.ncbi.nlm.nih.gov,
http://www.infobiogen.fr, http://www.fmi.ch/biology/research_tools.html,
http://www.tigr.org, sind den Fachleuten auf diesem Gebiet bekannt
und können
ebenfalls unter Verwendung von z.B. http://www.lycos.com erhalten
werden. Eine Übersicht über Patentinformationen
auf dem Gebiet der Biotechnologie und ein Überblick über relevante Patentinformationsquellen,
die für eine
retrospektive Recherche und dafür,
sich Neuerungen aktuell bewusst zu machen, nützlich sind, werden in Berks,
TIBTECH 12 (1994), 352–364,
geliefert.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Reinigung eines IMV-Pockenvirus-Partikels
der Erfindung aus einer Viruspräparation,
welche sowohl das IMV-Pockenvirus-Partikel der Erfindung als auch
ein IMV-Pockenvirus-Wildtyp-Partikel enthält, umfassend die Schritte,
die Viruspräparation
an einen festen Träger,
welcher mit einem Anti-Liganden-Molekül, welches in der Lage ist,
die heterologe Ligandengruppierung zu binden, beschichtet ist, zu
binden und das IMV-Pockenvirus-Partikel zurückzugewinnen. Der Bindungsschritt
wird vorzugsweise durch Oberflächen-Plasmon-Resonanz,
bevorzugt unter Verwendung eines BIAcore XTM-Biosensor-Systems
(BIAcore AB, Uppsala, Schweden) gemäß den Anweisungen des Herstellers
ausgeführt.
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsweise
wird Streptavidin kovalent an den festen Träger eines SA-Sensor-Chips durch
Amin-Kopplung unter Verwendung des Amin-Kopplungs-Kits (BIAcore
AB, Uppsala, Schweden) gebunden. Dann wird biotinyliertes Anti-Liganden-Molekül in einer
Durchflusszelle auf dem mit Streptavidin beschichteten SA-Chip immobilisiert.
Die Durchflusszelle 1 diente als Referenz. Die Bindung von Pockenvirus-Partikeln der Erfindung
aus der flüssigen
Phase wurde über
einen Bereich von 1×104–1×1010 pfu/ml bestimmt. Die Injektionsvolumina
lagen zwischen 5 und 100 μl
und die Flussrate zwischen 2 und 10 μl/min. Die Oberfläche wird mit
NaOH (2 bis 50 mM) für
eine Gewinnung von spezifischen Zielpartikeln regeneriert. Der feste
Träger
ist vorzugsweise ein Dextranträger.
Das Anti-Liganden-Molekül
ist vorzugsweise ein von MUC-1 abgeleitetes Peptid und speziell
ein 60-mer, welches 3 Tandem-Wiederholungen
von MUC-1 darstellt.
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Das
Verfahren der Erfindung umfasst des weiteren den Schritt, eine permissive
Zelle mit dem zurückgewonnenen
IMV-Pockenvirus-Partikel zu infizieren. Dieser Schritt wird gemäß Standardtechniken
ausgeführt. Der
Infektionsschritt wird vorzugsweise in Gegenwart von EDTA (0,1 bis
10 mM mit einer Präferenz
für 1 mM) ausgeführt.
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Die
Erfindung ist auf eine veranschaulichende Weise beschrieben worden
und es versteht sich, dass die Terminologie, die verwendet wurde,
von der Art beschreibender Worte anstelle der Art der Einschränkung dienender
Worte sein soll. Offensichtlich sind viele Modifizierungen und Variationen
der Erfindung im Lichte der obigen Lehren möglich. Es versteht sich dementsprechend,
dass innerhalb des Umfangs der beigefügten Ansprüche die Erfindung in einer
unterschiedlichen Weise zu jener, die hier speziell beschrieben
wird, praktisch ausgeführt
werden kann.
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Legenden der
Figuren
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1 veranschaulicht
die Organisation der Pockenvirus-Partikel. Die IMV-Hülle wird
mit einer dünnen Linie
dargestellt, welche auf ihrer Oberfläche das D8L-Genprodukt und
den Komplex von p21-kDa- (p21) und p14-kDa-Protein (p14) präsentiert.
Die EEV-Hülle
ist mit einer fettgedruckten Linie dargestellt, welche auf ihrer Oberfläche die
A34R-, HA- und BSR-Genprodukte präsentiert.
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2 repräsentiert
schematisch das Plasmid pTG14552.
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3 repräsentiert
eine durchflusszytometrische Analyse nach einer Infektion von P815,
MUC-1 exprimierenden P815 (P815-MUC1), BHK-21 und MUC-1 exprimierenden
BHK-21 (BHK-21-MUC1)
durch MVATG14552 (A) oder die Kontrolle MVAN33 (B).
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Die
folgenden Beispiele dienen dazu, die Erfindung zu veranschaulichen.
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BEISPIELE
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Die
nachfolgend beschriebenen Konstruktionen werden gemäß den allgemeinen
Gentechnologie- und molekularen Klonierungstechniken, die detailliert
in Maniatis et al. (1989, Laboratory Manual, Cold Spring Harbor
Laboratory Press, Cold Spring Harbor NY beschrieben werden, oder
gemäß den Empfehlungen
des Herstellers, wenn ein kommerzieller Kit verwendet wird, ausgeführt. PCR-Amplifizierungstechniken
sind dem Fachmann auf diesem Gebiet bekannt (siehe beispielsweise
PCR protocols – A
guide to methods and applications, 1990, veröffentlicht von Innis, Gelfand,
Sninsky und White, Academic Press).
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Die
rekombinanten M13-Bakteriophagen werden auf dem E. coli-NM522-Stamm
(Stratagene) in einem auf Agar basierenden Minimalmedium oder in
einem flüssigen
reichen LBM-Medium kultiviert. Die rekombinanten Plasmide, die das
Ampicillinresistenzgen tragen, werden in E. coli C600 (Stratagene),
BJ5183 (Hanahan, 1983, J. Mol. Biol. 166, 557–580) und NM522 auf Agar oder
flüssigem
Medium, welches mit 100 μg/ml Antibiotikum
ergänzt
wird, repliziert. Der BJ5183-Stamm wird bevorzugt verwendet, wenn
die Klonierung durch homologe Rekombination ausgeführt wird
(Bubek et al., 1993, Nucleic Acid Res. 21, 3601–3602).
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Die
Konstruktionen der rekombinanten Vacciniaviren werden gemäß den herkömmlichen
Techniken auf dem Gebiet in den oben aufgeführten Dokumenten und in Mackett
et al. (1982, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 79, 7415–7419) und
Mackett et al. (1984, J. Virol. 49, 857–864) ausgeführt. Das
der Selektion dienende Gen gpt (Xanthinguaninphosphoribosyltransferase)
von E. coli (Falkner und Moss, 1988, J. Virol. 62, 1849–1854) wird
verwendet, um die Selektion der rekombinanten Vacciniaviren zu vereinfachen.
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BEISPIEL 1: Konstruktion
eines MVA, welches zielgerichtet MUC1-positive Zellen ansteuert.
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Es
sind zwei unterschiedliche Konstrukte gentechnologisch hergestellt
worden:
- MVATG14519 ist ein MVA-Vektor, der gentechnologisch
so modifiziert worden ist, dass er zielgerichtet MUC-1-positive
Tumorzellen, die ein chimäres
p14-Protein exprimieren, in welchem die scFv-Kette des monoklonalen SM3-Antikörpers in
ihrer nativen Form an den N-Terminus des 138L-ORF von MVA (p14-kDa)
fusioniert ist, ansteuert.
- MVATG14552 (2) ist ein MVA-Vektor, welcher
gentechnologisch so modifiziert worden ist, dass er zielgerichtet
MUC-1-positive Tumorzellen ansteuert, und welcher dem MVATG14519-Vektor ähnlich ist
mit Ausnahme der Anwesenheit eines Signalpeptids des Glycoproteins
TGN51 des humanen Trans-Golgi-Netzwerks (Sequenz beschrieben von
Kain et al., 1997, J. Biol. Chem. 273, 981-988), welches mit den N-Terminus der scFv-Kette
des monoklonalen Antikörpers
SM3 fusioniert ist.
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A. MVA138L-Gen-Modifikation
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Ein
Klonierungsvektor für
die Insertion von scFv-Sequenzen ist unter Verwendung einer auf
PCR basierenden Strategie zusammengebaut worden. Das 3'-Ende des MVA138L-Gens
und die 3'-flankierende Region
werden unter Verwendung der Primer OTG12340 (SEQ ID NO: 1) und OTG12343
(SEQ ID NO: 2) amplifiziert, wodurch das Fragment C erzeugt wird.
Die Selektionsmarker-Expressionskassette, welche E. coli-gpt, welches
unter die Kontrolle des früh-späten Promotors
pH5R gestellt ist (Goebel et al., 1990, Virol. 179, 247–266, 517–563), kodiert,
wird durch PCR aus einer Plasmid-DNA des Standes der Technik, wie
pH5R-GPT (FR 98 13279) (im Folgenden als pTG9996 bezeichnet), unter
Verwendung der Primer OTG12342 (SEQ ID NO: 3) und OTG12341 (SEQ
ID NO: 4) isoliert, wodurch das Fragment E erzeugt wird. Die Fusion
zwischen den Fragmenten C und E erfolgt durch PCR durch Mischen
von beiden Fragmenten und den Primern OTG12340 und 12342 (Fragment
F).
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Die
strangaufwärts
gelegene Region von MVA138L wird mit dem Tandem-Primer OTG12338
(SEQ ID NO: 5) und OTG12359 (SEQ ID NO: 6) amplifiziert in dem Falle,
wo das scFv mit dem nativen p14-kDa fusioniert wird, um das Fragment
A zu erzeugen, das nachfolgend zwischen die EcoRI- und HindIII-Stellen
von M13TG6131 (Beispiel 7 von WO 99/03885) kloniert wird, um M13TG14025
zu erzeugen. In dem Falle, wo das scFv an dessen N-Terminus mit
dem Translokationssignal des Trans-Golgi-Netzwerk-Glykoproteins TGN51 fusioniert
wird, erfolgt die Amplifizierung mit den Primern OTG12338 (SEQ ID
NO: 5) und OTG12346 (SEQ ID NO: 7). Das resultierende Fragment (Fragment
Asp) wird zwischen die EcoRI- und HindIII-Stellen von M13TG6131
kloniert, wodurch M13TG14027 erhalten wird. Beide Konstrukte umfassen
eine einmalige HindIII-Stelle strangaufwärts von der kodierenden Sequenz
von MVA138L.
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MVA
138L und die strangabwärts
gelegene Region von MVA 138L werden unter Verwendung der Primer
OTG12380 (SEQ ID NO: 8) und OTG12339 (SEQ ID NO: 9) amplifiziert.
Das resultierende Fragment (Fragment D) wird zwischen die EcoRI-
und HindIII-Stellen von M13TG6131 kloniert, wodurch M13TG14026 erhalten
wird. Die Fragmente A/D oder Asp/D werden durch Verdau mit HindIII
und EcoRI isoliert und in die EcoRI-Stelle des Vektors pTG1E (Beispiel
2 von WO 99/03885) inseriert, wodurch pTG14359 (welches das A/D-Fragment
enthält)
bzw. pTG14358 (welches das Asp/D-Fragment enthält) erhalten wird. Das Fragment
F wird dann an der PacI-Stelle entweder in pTG14359 oder pTG14358
inseriert. Die fertigen Konstrukte werden als pTG14366 und pTG14365
bezeichnet.
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B. Isolierung von SM3-scFv
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Das
SM3-Hybridom ist von Burschell et al. (1987, Cancer Res. 47, 5476–5482),
Girling et al., (1989, Int. J. Cancer 43, 1072–1076) und Dokurno et al. (1998,
J. Mol. Biol. 284, 713–728)
beschrieben worden. Das auf der MUC-1-Tumor-assoziierten Form erkannte
Epitop ist P-D-T-R-P. SM3-scFv umfasst die variable Region der schweren
Kette des SM3-Antikörpers
(innerhalb von GeneBank mit der Aufnahmenummer AF042142 bezeichnet),
verknüpft
mit einem Spacer aus 10 Resten, gefolgt von der variablen Region
der leichten Kette des SM3-Antikörpers
(innerhalb von GeneBank mit der Aufnahmenummer AF042143 bezeichnet).
Jede variable Region kann durch PCR aus einem Plasmid des Standes
der Technik, wie pMAL-SM3, unter Verwendung entweder der Tandem-Primer
OTG12360 (SEQ ID NO: 10) und OTG12361 (SEQ ID NO: 11) für die Insertion der
SM3-scFv-Sequenz
in die HindIII-Stelle von pTG14366 oder der Tandem-Primer OTG12344
(SEQ ID NO: 12) und OTG12361 (SEQ ID NO: 11) für die Insertion der SM3-scFv-Sequenz
in die HindIII-Stelle von pTG14365 isoliert werden. Die resultierenden
Konstrukte werden als pTG14519 und pTG14552 bezeichnet (2).
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C. Isolierung von infektiösen MVA-Partikeln.
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Ein
Subklon von MVA ist unter GMP-Bedingungen aus einem Rohmaterial
isoliert worden, wie in Stickl et al. (1974, Deutsch Med Wochenschr
99, 2386–2392;
Mayr et al., 1978, ZentralbI Bakteriol 167, 375–390) beschrieben. Dieser Subklon
wird als MVATGN33.1 bezeichnet. Dieses Ausgangs-MVA wird routinemäßig vermehrt und auf CEFs titriert.
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CEFs
werden ausgehend von Hühnerembryos,
welche aus fertilisierten Eiern, die zuvor 11 Tage bei 37°C in einer
feuchten Atmosphäre
inkubiert worden waren, erhalten worden sind, hergestellt. Hühnerembryo wird
in kleine Stücke
geschnitten und mit einer 2,5%-igen (Gew./Vol.) Trypsin-Lösung behandelt.
CEF werden dann auf Falcon 3001-Kunststoff-Petrischalen zu einer
Zelldichte von 1,5×106 Zellen/Platte in Eagle Based Medium (MBE)/Tryptose
(Gibco BRL), komplementiert mit 10% Kälberserum, ausplattiert. Nach
48 h werden Monolayer-Zellen mit MVATGN33.1 30 min in PBS plus Kationen
(Magnesiumacetat und CaCl2, jeweils 1 mg/ml) plus
1 % Kälberserum
infiziert, um das Virus auf die Zellen zu adsorbieren. Infizierte
Zellen werden dann eine Stunde in MBE plus 5 % Kälberserum bei 37°C, 5% CO2 kultiviert. 1 bis 5 g Plasmid (pTG14519
oder pTG14552) werden dann in einer Lösung von Hepes und CaCl2 ausgefällt.
Die ausgefällte
DNA wird als Überschichtung
auf die Monolayer aus infizierten Zellen aufgetragen und 2 h bei
37°C und
5% CO2 inkubiert. Ein Glycerol-Schock kann während 1
min ausgeführt
werden, um den Plasmideintritt zu vereinfachen. Zu diesem Zweck
wird eine Lösung
von 10% Glycerol in MBE/Tryptose als Überschichtung 1 min auf die
Zell-Monolayer aufgetragen.
Die Monolayer. werden dann mit PBS plus Kationen gewaschen und in
MBE plus 5% Kälberserum
bei 37°C
und 5% CO2 inkubiert. Nach 48 h werden die
Petrischalen eingefroren.
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Die
Isolierung von rekombinanten Plaques erfolgt, wie folgt: die Petrischalen
werden aufgetaut, die infizierten Zellen geerntet und innerhalb
des MBE/Kälberserums
beschallt. Rekombinante Viren werden dann durch aufeinanderfolgende
Runden von Plaque-Reinigung in CEFs unter dem Druck der Selektionsmarker
in Gegenwart von 250 μg/ml
Xanthin, 15 μg/ml
Hypoxanthin und 25 μg
Mycophenolsäure
isoliert, wie zuvor von Falkner und Moss (1988, J. Virol. 62, 1849–1854) beschrieben.
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Eine
Stammlösung
(Virus-Einsaat-Präparat)
kann in F175-Flaschen, die 108 CEFs, die
mit dem MVA infiziert sind, enthalten, hergestellt werden. Viren
werden 48 bis 72 h vermehrt. Die infizierten Zellen und das Kulturmedium
werden vereinigt und die Suspension wird beschallt. Rohextrakte
werden zuerst auf einem 36 % -igen Sucrosekissen fraktioniert. Das
Viruspellet wird dann auf einem diskontinuierlichen Sucrose-Gradienten
fraktioniert, wie in Joklik (1962, Virology 18, 9–18) beschrieben.
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BEISPIEL 2: Konstruktion
eines rekombinanten MVA, welches FCU-1 exprimiert und zielgerichtet
MUC1-positive Zellen ansteuert.
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Das
FCU-1-Gen wurde durch HindIII/KpnI-Verdau des DNA-Plasmids pTG13046
(in WO99/54481 als pCI-neoFCU1 bezeichnet) isoliert. Der als pTG6019
bezeichnete Transfervektor (Beispiel 2 von WO 99/03885), der die
zu den flankierenden Regionen der Deletion III homologen Sequenzen
enthält,
wurde wie folgt modifiziert. Die Expressionskassette, die E. coli-gpt,
welches unter die Kontrolle des früh-späten pHSR-Vacciniaviruspromotors
gestellt ist, kodiert, wird aus dem DNA-Plasmid pTG9996 durch einen
SacI-Verdau isoliert. Dieses DNA-Fragment wird dann in die SacI-Stelle
des DNA-Plasmids
pTG6019 inseriert, wodurch pTG14033 erhalten wird. Der synthetische
früh-späte Promotor
p11K75 (SEQ ID NO: 13) wird durch PCR aus der Matrize M13TG4052
mit den Primern OTG122271 (SEQ ID NO: 14) und OTG12272 (SEQ ID NO: 15)
isoliert. M13TG4052 basiert auf M13TG130 (Kieny et al., 1983, Gene
26, 91–99).
Der Promotor 11K7.5 enthält
von 5' nach 3' die Sequenz des
späten
Promotors 11k (Goebel et al., 1990, a.a.O.) bis zu Nukleotid +4 der
Transkriptionsstartstelle, die Sequenz des TK-Promotors von Nukleotid –28 bis –13, wobei
sie ein C anstelle eines A an Position –18 aufweist, und die Region
zwischen den Nukleotiden –12
bis +6 des frühen 7.5k-Promotors.
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Das
amplifizierte Fragment wird durch BamHI- und BgIII-Restriktionsenzyme
verdaut, bevor es in die BamHI-Stelle von pTG14033 inseriert wird,
wodurch pTG14084 erhalten wird. Das FCU-1-Gen wird strangabwärts des
p11K75-Promotors durch homologe Rekombination, wie folgt, kloniert.
Zuerst werden synthetische Sequenzen zwischen die PstI- und BamHI-Stellen
von pTG14084 unter Verwendung von OTG12522 (SEQ ID NO: 16) und OTG12523
(SEQ ID NO: 17) inseriert. Das DNA-Plasmid wird dann durch XhoI linearisiert
und eine homologe Rekombination mit dem FCU-1-Gen wird in E. coli
ausgeführt.
Das resultierende DNA-Plasmid wird als pTG14322 bezeichnet.
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Eine
homologe Rekombination in mit MVATG14552 infizierten und mit pTG14322
transfizierten CEFs führt
zu der Erzielung eines zielgerichtet auf MUC 1 gerichteten MVA,
welches das Suizidgen FCU-1 exprimiert.
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BEISPIEL 3: Produktion
von MVA mit einem Knockout des F13L-Gens
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Die
F13L 5' flankierende
Region wird aus viraler MVATGN33-DNA durch einen Standard-PCR-Assay unter Verwendung
der Tandem-Primer OTG13192 (SEQ ID NO: 18) und OTG13194 (SEQ ID
NO: 19) isoliert und zwischen die BamHI- und EcoRI-Stellen von pBS
(Stratagene) (pTG14746) inseriert. Die F13L 3' flankierende Region wird aus viraler
MVATGN33-DNA durch einen Standard-PCR-Assay unter Verwendung der Tandem-Primer
OTG13190 (SEQ ID NO: 20) und OTG13191 (SEQ ID NO: 21) isoliert und
zwischen die BamHI- und EcoRI-Stellen von M13TG6131 inseriert, wodurch
M13TG14101 erhalten wird. Die F13L 5' und 3' flankierenden Regionen werden dann
in die EcoRI-Stelle von pTG1E kloniert. Das resultierende Konstrukt
wird als pTG14783 bezeichnet.
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BEISPIEL 4: Erzeugung
einer Produzentenzelllinie, welche das MUC-1-Antigen exprimiert.
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Wie
oben erwähnt,
kann eine Insertion der SM3-scFv-Ligandengruppierung in das p14-kDa-Protein die
Virusproduktion beeinflussen (verringerte Virusausbeute). Folglich
werden die mit Zielgerichtetheit ausgestatteten MVA von Beispiel
1 vorzugsweise isoliert und auf einer Zelllinie, die auf der Zelloberfläche das MUC-1-Antigen
aufweist, das durch den auf der Virusoberfläche vorhandenen SM3-Antikörper erkannt
wird, vermehrt, um die Verunreinigung mit dem Wildtyp-MVATGN33.1
zu verringern.
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Die
die membranverankerte Form von MUC-1-Antigen kodierende cDNA wird
aus pPOLYII-ETAtm (Hareuveni et al., 1990, Eur. J. Biochem. 189,
475–486)
durch einen doppelten Verdau mit BglII- und EcoRI-Restriktionsenzymen isoliert
und zwischen die BamHI- und EcoRI-Stellen des pcDNA3-Expressionsvektors (In
Vitrogen, USA) strangabwärts
von dem CMV-Promotor inseriert. Das resultierende Plasmid wird als pTG5077
bezeichnet.
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1 × 106 BHK-21 (ATCC CCL-10)-Zellen werden mit
5 μg pTG5077
transfiziert und nachfolgend in GMEM (Glasgow Modified Eagle Medium,
Gibco BRL), welches 20 g/l Gentamycin und 10% fötales Kälberserum enthält, kultiviert.
Nach 24 h bei 37°C
in 5% CO2-Atmosphäre wird 1 mg/ml G418 (Gibco
BRL) zugesetzt. Neomycin-resistente Klone werden dann durch Grenzwert-Verdünnung isoliert
und durch FACS auf eine MUC-1-Expression auf der Zelloberfläche unter
Verwendung des monoklonalen Antikörper H23 (Tsarfaty et al., 1989,
in Breast cancer immunodiagnosis and immunotherapy, Hrsg. Ceriani,
Plenum NY) getestet. Interessanterweise verlieren die meisten MUC-1-positiven Klone die
Hafteigenschaft auf dem Kunststoff der BHK-21-Ausgangszelllinie
und beginnen, sich in Suspension zu vermehren. Diese Beobachtung
wird die Vermehrung und pharmazeutische Produktion der rekombinanten
Viren der Erfindung in einem Bioreaktor erleichtern.
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BEISPIEL 5: Auswertung
der „Targeting"-Eigenschaften
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Klone
von MVATG14552 von Beispiel 1 werden durch aufeinanderfolgende Runden
von Plaque-Reinigung
in CEFs unter Selektionsbedingungen in Gegenwart von Xanthin, Hypoxanthin
und Mycophenolsäure, wie
oben beschrieben, isoliert.
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Eine
bestimmte Anzahl von Klonen wird zuerst durch PCR analysiert, um
die Anwesenheit des chimären
Gens, welches das TG51/SM3scFv/p14kDa-Fusionsprotein kodiert, in
dem Virusgenom nachzuweisen. Es werden neun Klone ausgewählt und
durch Western-Blot weiter analysiert, um die Expression des Fusionsproteins
auf der Oberfläche
der Pockenvirus-Partikel zu bestätigen.
Die Detektion erfolgt mit dem ECL-Kit (Amersham) durch Immunblotting
mit einem p14-kDa-spezifischen polyklonalen Kaninchen-Serum in Rohextrakt,
welcher ausgehend von infizierten Zellen oder Überständen erhalten wird. Gereinigtes
p14-kDa-Protein wird als Kontrolle verwendet. Mit Ausnahme des Klons
C5 exprimieren alle ausgewählten
Klone das chimäre Fusionsprotein,
das eine Molekülmasse
von 46 kDa aufweist. Wie erwartet, ist die Intensität der Markierung
in Rohextrakten intensiver als in Kulturüberständen, was den intrazellulären Status
der Pockenvirus-Partikel wiederspiegelt. Diese Ergebnisse zeigen,
dass die Hauptmenge der Pockenviren, die auf ihrer Oberfläche das TG51/SM3scFv/p14kDa-Fusionsprotein
aufweisen, IMV-Partikel sind. Die Detektion einer schwachen Menge von
Fusionsprotein im Kulturüberstand
kann entweder durch ein Aufbrechen der EEV-Hülle
oder durch eine zellulärer
Lyse während
der Klonherstellung erklärt
werden.
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Die
Infektionseigenschaften von MVATG14552 sind in verschiedenen Zelllinien
untersucht worden:
- – in der Mäuse-Mastozytom-Zelllinie P815
(ATCC CRL6448),
- – in
der Zelllinie P815, welche das MUC-1-Antigen exprimiert (P815-MUC1),
welche durch Transfektion der P815-Ausgangszellen mit einem Vektor,
welcher die membranverankerte Form des MUC1-Antigens exprimiert,
erhalten wird,
- – in
BHK 21 (Baby-Hamster-Niere),
- – in
BHK 21, welches das MUC-1-Antigen exprimiert (BHK 21-MUC1), welche
durch Transfektion der BHK 21-Ausgangszellen mit einem Vektor, welcher
die membranverankerte Form des MUC 1-Antigens exprimiert, erhalten
wird.
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Zellen
werden mit dem MVATG14552-Klon 9 oder mit einem Kontrollvirus (MVAN33)
mit einer MOI von ungefähr
0,1 24 h infiziert. Die Infektionseffizienz wird durch Durchflusszytometrie
(FACS) nach Inkubation mit einem polyklonalen Mäuse-Serum, erhalten nach MVA-Immunisierung
mit einer Verdünnungsrate
von 1/100, bestimmt. Die Detektion erfolgt durch Inkubation mit
einem monoklonalen FITC-Ziege-anti-Maus-IgG (Pharmingen, 10 μg/ml). Wie
in 3A gezeigt, infiziert MVATG14552 verglichen mit
den Ausgangszellen P815 und BHK-21 bevorzugt MUC-1-exprimierende Zellen.
Im Gegensatz dazu infiziert das Kontroll-MVA sowohl die MUC-1-exprimierenden als
auch nicht exprimierenden Zellen mit einer ähnlichen Effizienz (3B).
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Zusammengenommen
zeigen diese Ergebnisse, dass die Ligandengruppierung SM3 scFv auf
der Oberfläche
der Pockenvirus (IMV)-Partikel exprimiert wird und dass sie in der
Lage ist, ihre Zielstruktur (das MUC-1-Antigen) zu erkennen und
daran zu binden, was zu einer spezifischen Infektion dieser Zellen
durch das modifizierte Virus führt.
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Die
Wechselwirkungen zwischen zwei SM3 scFv exprimierenden Klonen (A3
und C9) mit einem 60mer-Peptid von MUC-1 wurden durch „Surface
Plasmon Resonance" (SPR)
unter Verwendung des BIAcore XTM Biosensor-Systems (BIAcore AB,
Uppsala, Schweden) untersucht. Alle Experimente wurden bei 25°C ausgeführt. Streptavidin
wurde kovalent an die carboxylierte Dextranmatrix eines SA-Sensorchips
durch Aminkopplung unter Verwendung des Aminkopplungskits (BIAcore
AB, Uppsala, Schweden) gebunden. Dann wurde biotinyliertes 60mer-Peptid,
welches 3 Tandem-Wiederholungen
von MUC-1 repräsentiert
(10 μg/ml
in HBSS-Puffer), in der Durchflusszelle 2 auf dem mit Streptavidin
beschichteten SA-Sensorchip immobilisiert. Die Durchflusszelle 1
diente als Referenz. Die Bindung von rekombinantem SM3 in flüssiger Phase
wurde als Positivkontrolle verwendet. Eine Bindung von rekombinanten
Viren in flüssiger
Phase wurde über
einen Bereich von 1×106 – 1 × 108 pfu/ml in HBSS-Puffer bestimmt. Zu diesem
Zweck wurden primäre
Hühner-Fibroblasten mit
einer MOI von 1 während
24 h mit den Virussuspensionen infiziert. Die Injektionsvolumen
betrugen 15 μl
und die Flussrate betrug 5 μl/min.
Die Oberfläche
wurde mit 10 mM NaOH regeneriert. Die kinetische Analyse erfolgte
unter Verwendung einer BIAevaluation 3.0-Software. Es wurde eine
spezifische und reproduzierbare Wechselwirkung zwischen rekombinanten
Viren und dem 60meren MUC-1-Peptid beobachtet. Es wurde festgestellt,
dass die Messungen mit den Viruskonzentrationen korrelierten. Es
wurde niemals eine Bindung von Kontroll-MVA (MVAN33) an eben dieses
Peptid beobachtet.
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Diese
Ergebnisse zeigen, dass das SM3 scFv/p14-Fusionsprotein mit MVA-Partikeln
assoziiert und dass die rekombinanten Viren spezifisch ein von MUC-1-abgeleitetes
Peptid erkennen.
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BEISPIEL 6: Reinigung
der SM3 scFv-exprimierenden Viruspartikel
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Um
die nicht-rekombinanten Wildtyp-Viruspartikel von den rekombinanten
zu trennen, wurde ein Selektionsprotokol durch die BIAcore-Technik
ausgeführt,
um die rekombinanten SM3 scFv-exprimierenden
Viruspartikel basierend auf ihrer Fähigkeit, ein MUC-1-Peptid zu
binden, zu reinigen. Eine ausgehend von dem Klon A3 hergestellte
Viruspräparation
wurde in das BIAcore X-System injiziert, wie oben beschrieben. Die
Viren, die eine hohe Affinität
für das
60mere MUC-1-Peptid zeigten, wurden an der Oberfläche während der
Regenerationsphase unter Verwendung von 20 mM NaOH gewonnen, wie
in dem BIAcore X Instrument Handbook beschrieben. Permissive Zellen
wurden dann mit den gewonnenen Viren in Gegenwart von EDTA (1 mM),
um die Bildung von Virusaggregaten zu verhindern, infiziert und
die rekombinanten Viren wurden durch eine doppelte GUS/GPT-Selektion
selektiert. Das Fehlen von nicht-rekombinanten Wildtyp-Viren wurde
in isolieren Klonen durch PCR bestimmt. Dieses neue Reinigungs-
und Selektionsprotokoll hat die Gewinnung von mehreren Klonen, die
frei von verunreinigenden Wildtyp-Viren waren, erlaubt.
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