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Technisches
Gebiet
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kultivierung von
Chitin-/Chitosanreichen filamentösen
Pilzen mit der Kapazität
zur Assimilierung von Mannose sowie Xylose, Galactose und Glucose für eine weitere
Herstellung einer porösen
Struktur, die Zellwände
aufweist, die gute Absorptionsfähigkeit haben,
sowie eine von Zuckern befreite Schwarzlauge.
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Hintergrund
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In
der traditionellen Biotechnologie ist es das Ziel, einen Organismus
zu verwenden, um ein gewerblich oder industriell wertvolles Produkt
herzustellen. Dieses könnte
eine Substanz mit hoher biologischer Wirksamkeit und hohem Wert
wie etwa ein Antibiotikum oder ein Hormon sein. Auch weniger wertvolles
Material wie etwa einzelliges Protein oder einzelliges Öl werden
hergestellt. Je höher
der Wert des Erzeugnisses, um so geringer ist die Wichtigkeit der Kosten
des Mediums und der Rückgewinnung
von Nebenprodukten. Wenn der Handelswert des Erzeugnisses niedrig
ist, wird die Wirtschaftlichkeit des Prozesses verbessert durch
die Entwicklung eines Systems, das aus einem billigen Substrat,
einem kostengünstigen
Herstellungsverfahren und der Verwendung mehrerer Erzeugnisse aus
dem Verfahren besteht, und zwar sowohl solchen, die durch die Biosynthese
erzeugt werden, als auch solchen, die in dem für die Kultivierung eingesetzten
Medium verbleiben, da der Kultivierungsprozeß unerwünschte Komponenten eventuell
aus dem Kultivierungsmedium entfernt hat.
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Bei
dem Herstellungsverfahren für
Papierstoff aus Holz im Sulfitverfahren wird ungefähr die Hälfte des
Holzes in der Sulfitlauge als Lignosulfonat zu 60%, Zucker zu 20%
und anderes Material zu 20% extrahiert. Die hauptsächlichen
Zucker sind Mannose, Xylose, Galactose und Glucose. Xylose ist eine Pentose,
und die anderen sind Hexosen. Die Hexosen werden ohne weiteres mit
Hefe, Saccharomyces cerevisiae, in Ethanol fermentiert, wogegen
die Pentosen nur fermentiert werden, wenn die Hefe genetisch modifiziert
ist. Xylose ist in Hartholz besonders reichlich vorhanden. Außerdem sind
das Entfernen der Hefe mittels Zentrifugierung und die Rückgewinnung
von Ethanol durch Destillierung teure Prozesse, so daß der Gesamtprozeß enge Wirtschaftlichkeitsspannen
hat.
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Lignosulfonat
kann durch Verdampfen eingeengt und zum Binden in Tierfutter und
Beton eingesetzt werden. In Tierfutter kann ein Teil des Zuckers von
dem gefütterten
Tier als Nährstoff
genutzt werden, aber die Konzentration von zu verwendenden Zuckern
ist relativ gering.
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Wenn
Lignosulfonat zum Binden und zur Dispersion in Beton verwendet wird,
verzögert
die Anwesenheit von Zuckern die Aushärtung. Daher werden verschiedene
Verfahren entwickelt, um die Zucker zu entfernen.
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Im
Gegensatz zu Hefen wachsen Schimmelpilze als Filamente und können aus
flüssigen
Medien durch einfaches Absieben geerntet werden. Von Zygomycetes-Schimmelpilzen
ist bekannt, daß sie
auf feuchtem Holz gut wachsen und Atemwegsallergien bei Sägewerksarbeitern
verursachen.
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Bestimmte
Zygomycetes-Spezies, insbesondere Rhizopus oligosporus und R. oryzae,
werden seit langer Zeit in Südostasien
zur Lebensmittelherstellung eingesetzt, insbesondere für Tempeh,
was einem aus Soja hergestellten Camembert ähnelt. Außerdem werden Zygomycetes für die Herstellung
einer großen
Zahl von extrazellulären
und intrazellulären
Enzymen eingesetzt. Eine taxonomische Eigenschaft von Zygomycetes
ist, daß die
Zellfäden
(Filamente) keine Septen haben, was sie zu mikroskopischen Röhren macht.
Eine andere Eigenschaft ist, daß ihre
Zellwände
sehr hohe Konzentrationen an Chitin/Chitosan in einem Netzwerk wie
einen Mikroschwamm enthalten. Es wurde bereits gefunden, daß diese
Zellwände
sehr gute Bindungseigenschaften für diverse Arten von biologischem
Material, das negativ geladen ist (
EP 0 494 950 B1 ) sowie für Wasser (schwedische Patentanmeldung
9801373-3) haben; das Material hat außerdem eine antimikrobielle
Wirkung. Die Wasserbindungsfähigkeit
liegt im gleichen Bereich wie superabsorbierendes Polyacrylat. Die Polyacrylate
sind petrochemische Erzeugnisse, die durch Kompostieren nur schwer
abzubauen sind, wogegen das Zellwandmaterial aus erneuerbaren Quellen
besteht und ohne weiteres in der Umgebung abgebaut wird. Infolgedessen
wird das Zellwandmaterial für
hygienische und infektionshemmende Zwecke genützt (schwedische Patentanmeldung
9801373-3).
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Romano
et al., Industrial Waste Conference 14 Lafayette 1959, Lafayette,
Ind. 1960, S. 711–722, Conversionof
Spent Sulphite Liquor Sugars to Fumaric Acid by Thizopus Species,
betrifft die Bildung von Fumarsäure
unter Einsatz großer
Impfstoffmengen, die aus einem glucosehaltigen Medium gezüchtet sind,
das 10% des Mediumvolumens entspricht (vgl. Seite 717, nad Tabellen
V, VI und VII). Dies bedeutet, daß das Wachstum gering war,
was auch in der Tabelle II gezeigt ist, wo das Myzel durch Züchten auf herkömmlich glucosereichem
Nährmedium
erzeugt ist. Es wurde die Gesamtzuckernutzung, jedoch nicht diejenige
der verschiedenen Zucker untersucht unter Einsatz von Sulfitlauge
aus Fichtenholz, das eine relativ niedrige Xylosekonzentration hat,
so daß aus den
angegebenen Daten keine Rückschlüsse in bezug
auf die Xylosenutzung gezogen werden können. Mit den zu der Zeit verfügbaren Informationen
wurden die oben angegebenen Schlußfolgerungen erhalten.
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Applied
and Environmental Microbiology, Mai 1999, S. 1078–1082, "Decolorization and
detoxification of ..." betrifft
im wesentlichen die "Decolorization
and Detoxification of Extraction-Stage Effluent from Chlorine Bleaching
of Kraft Pulp by Rhizopus oryzae".
Dort wird auch eine 50% Reduktion von COD angegeben, aber es werden
keine Untersuchungen in bezug auf die Auswirkung auf verschiedene
Zucker berichtet, woraus zu entnehmen ist, daß keine Rückschlüsse in bezug auf Xylose gezogen werden
können.
Das Wachstum des Pilzes war nicht sehr gut, so daß die Forscher
verschiedene Kosubstrate getestet haben.
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Berezina
G. O. et al., Dialog Information services Eile 240, "Production of organic
acids from hydrolysate media" betrifft
somit die Erzeugung organischer Säuren aus Hydrolysatmedium,
hauptsächlich Milchsäure und
Oxalsäure.
Es sind keine Aussagen über
den Verbrauch an Xylose verfügbar.
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Chemistry
and Biology Research Institute, Ottawa, Nr. 1410, S. 27–31, "Growth of Scytalidium acidophilum
on ..." betrifft
somit die Züchtung
von Scytalidium acidophilum auf definierten Nährmedien, Molke und Sulfitabprodukt.
Scytalidium ist derzeit als ein Hyphomycetales (ein Sammelname von
Pilzen, in denen keine teleomorphe Phase gefunden wurde; diese Pilze
sind hauptsächlich
Ascomycetes, einige sind Basidiomycetes; siehe G. S. de Hoog, J.
Guarro, J. Gene, M. J. Figueras, Atlas of Clinical Fungi, 2nd edition,
2000, Centralbureau voor Schimmelcultures, Utrecht, The Netherlands;
Universitat Rovira i Virgiii, Reus, Spanien) klassifiziert. Da Scytalidium
durch septierte Zellfäden
charakterisiert ist, ist es kein Zygomycetes.
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Es
gibt also Bedarf für
ein Verfahren, das die Nachteile der derzeitigen Sulfitablauge umwandeln kann,
weil diese ein Umweltproblem ist, wenn sie als solche in die Umgebung
abgegeben wird, und für
die Nutzung des Lignosulfonats aufgrund der Anwesenheit von Zuckern
nicht optimal ist.
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Die
vorliegende Erfindung nutzt die Züchtung von Zygomycetes unter
Verbrauch von Zuckern. Die Zygomycetes-Züchtung wird primär für die Herstellung
von Zellwandmaterial genutzt. Die tatsächliche Nutzung eines eßbaren Schimmelpilzes
wird jedoch letztlich sowohl eine Reihe von Produkten als auch eine
Reihe von Metaboliten brauchbar machen, z.B. könnte Milchsure rückgewonnen
werden.
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Zusammenfassung
der vorliegenden Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kultivierung von
Zygomycetes für
die Herstellung eines Materials, das aus einer porösen Struktur von
Zellwänden
besteht mit hoher Fähigkeit
zum Absorbieren und Transportieren von Flüssigkeit, insbesondere Wasser,
und guter Bindungskraft für
Biomakromoleküle
und Zellen, die Mikroorganismen aufweisen. Bei diesem Verfahren
wird die Sulfitablauge aus der Papierstoffindustrie von seinem Zuckergehalt befreit.
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Insbesondere
ist die Erfindung gekennzeichnet durch die Kultivierung von nichttoxischen
filamentösen
Zygomycetes-Pilzen mit der Fähigkeit
zur Assimilierung von Xylose in Begleitung von Hexosen in einem
Medium, das eine Flüssigkeit
umfaßt,
die aus Pflanzenmaterial bei der Herstellung von Papierstoff extrahiert
ist und aus Mannose, Xylose, Galactose und Glucose enthaltender
Ablauge besteht, wobei die filamentösen Pilze aus dem Medium isoliert
werden, das gelöste
Metaboliten umfaßt.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform ist
das flüssige
Pflanzenmaterial-Hydrolysat Papierzellstoffsulfitlauge.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist jedwede antimikrobielle Aktivität, die in den flüssigen Pflanzenmaterial-Hydrolysaten
vorliegt, eliminiert worden.
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Gemäß einer
anderen bevorzugten Ausführungsform
enthält
das flüssige
Pflanzenmaterial-Hydrolysat Calcium.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist das flüssige
Pflanzenmaterial-Hydrolysat
als Medium zur Kultivierung der Pilze mit mindestens einer Stickstoff-
und mindestens einer Phosphatquelle versetzt worden.
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Nach
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
ist der Metabolit Ethanol.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist die Flüssigkeit
eine Calcium-Sulfit-Lauge.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform ist
die Flüssigkeit
konzentrierte Sulfit-Lauge (Trockenstoffgehalt 50%), die mit Wasser
verdünnt
worden und mit mindestens einer Stickstoff- und mindestens einer
Phosphatquelle versetzt worden ist.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist die Flüssigkeit
Ammonium-Sulfit-Papiermühlenlauge,
die mit mindestens einer Phosphatquelle versetzt worden ist.
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Nach
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
weist die Sulfit-Lauge eine Konzentration an Trockensubstanz von
mindestens 20% (Gew./Gew.) auf.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
gehört
der Pilz zu der Spezies Rhizopus oryzae und ist vorzugsweise der
Stamm Rhizopus oryzae CCUG 28958.
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Nach
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
ist der Metabolit Lactat.
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Nach
einer bevorzugten Ausführungsform wird
das Lactat als unlösliches
Ca-Lactat gewonnen.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist das Ca-Lactat faserförmig.
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Es
wird ein Extraktionsverfahren angewandt, das den Zellgehalt (Protoplasma)
entfernt und die Zellwände öffnet, so
daß ein
mikroporöses
Netzwerk gebildet wird; alternativ kann die frühere Zellwand von einer großen Zahl
von feinverteilten Filamenten umgeben sein. Die Pilzzellwände existieren
hauptsächlich
als Mikroröhrchen
(Kapillaren), und die große
Zahl von Mikroröhrchen
verleiht dem Material ein filamentöses Aussehen.
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Das
poröse
Zellwandmaterial wird von einem Pilz erhalten, der beispielsweise
zu der Abteilung Zygomycota gehört
und einen hohen Anteil an Hexosamin enthält. Das Pilzzellmaterial kann
zerfallen sein und wird mit Chemikalien extrahiert, so daß eine Suspension
gebildet wird. Alternativ wird das Zellmaterial unmittelbar extrahiert.
Die Suspension wird dann auf solche Weise getrocknet, daß das resultierende
Material eine poröse
Struktur erhält,
beispielsweise durch Lufttrocknen, Sprühtrocknen oder bevorzugt Gefriertrocknen.
Das resultierende Material erhält
ein spezielles Kapillarsystem, das imstande ist, große Flüssigkeitsmengen
zu absorbieren und zu transportieren. Es kann außerdem Proteine und andere
Makromoleküle
sowie Zellen als Bakterien und Hefen adsorbieren. In diesem Zusammenhang
bedeutet porös,
daß das
Material große
Mengen an Luft enthält. Somit
hat es eine geringe Dichte, 0,1 g/cm3, bevorzugt
höchstens
0,05 g/cm3. Da die Bindungsfähigkeit des
Materials stark von einem sauren pH-Wert abhängig ist, ist es sehr wichtig,
daß das
Gegenion (Anion) nichtflüchtig
ist. Ein sehr nützliches
Anion ist Lactat, da es nichtflüchtig
ist und für
Anwendungen auf der Haut umfangreich im Einsatz ist. Es wird unter den
vorliegenden Bedingungen sogar von Rhizopus produziert.
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Nach
dem Gefriertrocknen enthält
das Material einen hohen Luftanteil, der durch Flüssigkeit,
Makromoleküle
und Zellen, z.B. Mikroorganismen, ersetzt werden kann. Infolgedessen
kann die poröse Pilzzellwandstruktur
als Absorptionsmittel für
Flüssigkeit
sowie Moleküle,
Partikel und Zellen eingesetzt werden. Nach der Absorption von Wasser
behält
das Material seine ursprüngliche
Form, wie sie vor dem Gefriertrocknen vorgegeben war, und zeigt
keine Anzeichen von Zerfall, und zwar auch nicht nach langer Zeit
(> 1 Woche). Aufgrund
des feinen Kapillarsystems des Materials hat es eine gute Fähigkeit,
die Flüssigkeit
zu verteilen, ohne daß andere
Fasern hinzugefügt
werden müssen.
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Das
Material kann so, wie es ist, getrocknet oder an eine andere Oberfläche gebunden
werden. Diese Oberfläche
kann ein Schaumstoff, eine Folie oder Fasern sein, z.B. Cellulose-
oder synthetische Fasern. Wenn die Faser absorptionsfähig ist,
wird hauptsächlich
eine Absorptionsfähigkeit
für Flüssigkeiten
erhalten. Wenn die Faser aus Kunststoff hergestellt ist, tritt die
Fähigkeit
zur Adsorption von Makromolekülen
und Mikroorganismen stärker
hervor. Das Material kann auch nach dem Trocknen an einer Oberfläche befestigt
werden. Es kann auch nach dem Zersetzen der Zellwandfilamente etwa
durch Gefrierpressen an einer Oberfläche adsorbiert werden.
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Ferner
kann das Material mit polaren oder negativ geladenen Makromolekülen wie
etwa bestimmten Proteinen und Polysacchariden dotiert werden. Durch
das Dotieren werden dem Material neue Eigenschaften hinzugefügt. Wenn
das Material mit einem Enzym dotiert ist, gewinnt das Material eine
enzymatische Wirksamkeit.
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Genaue Beschreibung
der vorliegenden Erfindung
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Um
Zygomycetes-Stämme
mit guter Fähigkeit
zur Nutzung der in Sulfit-Lauge vorhandenen Zucker zu finden, wurden
30 Stämme,
die 10 Spezies repräsentieren,
in bezug auf die Assimilierung von 10 verschiedenen Zuckern einschließlich Mannose,
Xylose, Galactose und Glucose getestet. Die Ergebnisse zeigten deutlich,
daß es
große
Unterschiede zwischen den Spezies und auch zwischen Stämmen der gleichen
Spezies in bezug auf Wachstum aus den verschiedenen Zuckern gab.
Es war außerdem
offensichtlich, daß bestimmte
Zucker wie Glucose und Mannose von einer großen Zahl von Zygomycetes-Stämmen assimiliert
wurden, wogegen andere Zucker weniger leicht assimiliert wurden.
Von besonderem Interesse in diesem Zusammenhang war, daß Xylose,
die eine Pentose ist und nicht mit den üblichen Hefen fermentiert ist,
die für
die Ethanolerzeugung eingesetzt werden, von einigen wenigen Zygomycetes-Stämmen assimiliert
werden konnte, und zwar auch von solchen, die zu eßbaren Spezies
gehörten.
Ein besonders nützlicher
Stamm ist Rhizopus oryzae CCUG 28958.
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Wenn
Rhizopus oryzae CCUG 28958 und einige weitere Stämme in mit einer Stickstoffquelle
und einer Phosphatquelle versetzte Sulfit-Lauge von verschiedenen
Papiermühlen
eingeimpft wurde, wurde gefunden, daß die Eigenschaft der Förderung
des Wachstums der Zygomycetes-Stämme
zwischen verschiedenen Flüssigkeiten
erheblich unterschiedlich war. Ferner förderten weder konzentrierte
Sulfit-Lauge (Trockengewicht 50%) noch frische Sulfit-Lauge (Trockengewicht
10%) das Wachstum, aber wenn konzentrierte Sulfit-Lauge mit ihrem
vierfachen Volumen von Wasser verdünnt wurde (Trockengewicht 10%),
fand sehr gutes Wachstum statt, was bedeutet, daß frische Sulfit-Lauge antifungale
Substanzen enthielt und der osmotische Effekt von konzentrierter
Lauge inhibierend war.
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Es
ist also möglich
gewesen, eßbare,
chitin-/chitosanreiche filamentöse
Schimmelpilze in Sulfit-Lauge mit überraschend hoher Ausbeute
zu kultivieren. Bisher sind nahezu alle Hexosen (ca. 98%) in der
Sulfit-Lauge verbraucht worden sowie der größte Teil der Xylose (ca. 80%),
wogegen Arabinose, die den kleinsten Anteil zu Beginn bildete, anscheinend unbeeinflußt blieb.
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Somit
erzeugt die vorliegende Erfindung mindestens zwei wertvolle Ergebnisse
durch die Kultivierung von eßbarem
Pilzmyzel auf Sulfit-Lauge, die ein umweltschädigendes Nebenprodukt bei der
Herstellung von Papierzellstoff sein kann. Da Sultif-Lauge in geringen
Mengen zum Binden von Futter verwendet worden ist, das von für die menschliche
Nahrung bestimmten Tieren aufgenommen wurde, scheint der gesamte
Prozeß frei
von toxischen Verbindungen zu sein und könnte für Nahrungsmittel- und andere
Anwendungsgebiete angewandt werden, die mit dem menschlichen und
tierischen Körper
zusammenhängen.
- 1. Die Kultivierung resultiert im Entfernen
von Zuckern, primär
Mannose, Xylose, Galactose und Glucose, aus der Sulfit-Lauge, so
daß der
Wert des verbleibenden Lignosulfonats, das in bezug auf Molekulargewicht
usw. unbeeinflußt
scheint – als
Verflüssiger
und Binder in Beton gesteigert wird.
- 2. Gleichzeitig erzeugt die Kultivierung Myzel, das als Quelle
von Zellwandmaterial mit absorbierenden Eigenschaften, wie oben
ausgeführt,
verwendet werden kann. Andere Zellbestandteile wie z.B. Enzyme und
Omega-3-Fettsäuren
können
rückgewonnen
werden. Da eßbare
Pilzarten in einem nichttoxischen Medium kultiviert werden, könnten verschiedene
Bestandteile mit Nährstoffeigenschaften,
pharmakologischen und katalytischen Eigenschaften rückgewonnen
und in enger Verbindung mit dem menschlichen Körper eingesetzt werden. Ferner
könnten
Metaboliten wie z.B. Milchsäure
in das Medium freigesetzt und auf einfache Weise z.B. als unlösliches
Ca-Lactat rückgewonnen
werden.
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Poröses Zellwandmaterial
mit hoher Absorptionsfähigkeit
für Wasser,
Proteine, Zellen und andere negativ geladene Verbindungen sind reich
an Chitosan/Chitin, die Polymere von Glucosamin und N-Acetylglucosamin
sind. Schimmelpilze, die zu der Abteilung Zygomycota mit den Gattungen
Absidia, Mucor und Rhizopus gehören,
sind verwendet worden. Nach der Kultivierung wird das Pilzmyzel
extrahiert, um Lipide, Proteine, Nucleinsäuren und lösliches Chitosan zu entfernen.
Das Myzel könnte
z.B. durch Gefrierpressen zerkleinert werden, um die Extraktion
zu vereinfachen. Organische Lösungsmittel, z.B.
heißes
Ethanol, könnten
für die
Extraktion von Lipiden eingesetzt werden. Heiße alkalische Flüssigkeiten
wie Natriumhydroxid könnten
eingesetzt werden, um Proteine und Nucleinsäuren zu extrahieren, und diese
Extraktion könnte
durch den Einsatz von hydrolysierenden Enzymen erleichtert werden.
Lösliches
Chitosan könnte
mit Säuren
wie etwa Essigsäure
extrahiert werden.
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Es
ist auch möglich,
die Extraktion des Myzels direkt auszuführen, beginnend mit alkalischen Flüssigkeiten
bei höheren
Temperaturen, gefolgt von Additiven. Dann wird eine Suspension von
Zellwandmaterial erhalten. Methoden für die Herstellung der Suspension
sind in dem schwedischen Patent SE-C-465678 und der schwedischen
Patentanmeldung 9801373-3 beschrieben. Dieses Verfahren ist nur
ein Beispiel, und die Erfindung ist nicht auf Strukturen beschränkt, die
mit diesem Verfahren erzeugt werden.
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Die
Suspension wird auf solche Weise getrocknet, daß das Material eine poröse Struktur
erhält,
z.B. durch Lufttrocknen oder Sprühtrocknen, aber
bevorzugt durch Gefriertrocknen. Wenn man das Material an der Luft
trocknen läßt, wird
gewöhnlich
eine weniger poröse
Struktur erhalten, so daß das
Material seine Leichtheit verliert.
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Die
Trocknungsbedingungen können
verbessert werden durch Einmischen bestimmter Additive in die Suspension.
Ein Alkohol wie beispielsweise Isopropanol kann zugefügt werden,
was zum Trocknen durch Lösungsmittelaustausch
führt.
Ein grenzflächenaktives
Mittel, beispielsweise Triton X-100, kann zugefügt werden, um die Oberflächenspannung der
Suspension zu verringern. Das Material wird gewöhnlich bei sauren pH-Werten,
bevorzugt pH 3–5, verwendet,
um die Protonierung des Zellwandmaterials zu fördern, und weitere Substanzen
können
zugegeben werden, um die Ladung und die Polarität des Materials zu beeinflussen.
Die Stabilität
des Materials an Umgebungsluft wird gefördert, wenn ein nichtflüchtiges
Anion, beispielsweise Lactat anstatt des flüchtigen Acetats als Gegenion
in dem positiv geladenen Zellwandmaterial verwendet wird.
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Auch
Makomoleküle
wie Proteine, z.B. Enzyme oder geladene Polysaccharide wie Heparin
können
der Suspension zugefügt
werden. Dann erhält das
Material im Verhältnis
zu dem, was hinzugefügt wurde,
neue Eigenschaften.
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Wenn
beispielsweise Enzym hinzugefügt wird,
wird Material mit Enzymaktivität
erhalten. Das resultierende Material erhält, insbesondere nach dem Gefriertrocknen,
ein spezielles Kapillarsystem, das große Flüssigkeitsmengen absorbieren
und transportieren kann. Wegen seiner porösen Struktur hat es geringe
Dichte, die höchstens
0,1 g/cm3, bevorzugt 0,05 g/cm3 beträgt. Infolgedessen
enthält
das Material große
Luftmengen, die gegen Flüssigkeit oder
biologisches Material ausgetauscht werden können. Daher ist die poröse fungale
Zellwandstruktur ein ausgezeichnetes Absorptionsmittel. Die Struktur
kann freies Quellen vertragen, wobei das Material seine dreidimensionale
Gestalt nach freiem Quellen in Wasser beibehält und keine Anzeichen von
Zerfall/Auflösung
auch nach langer Zeit (> 1
Woche) zeigt. Aufgrund des feinen Kapillarsystems der Struktur hat
sie auch die Fähigkeit,
die Flüssigkeit
zu verteilen, ohne daß zusätzliche
Fasern notwendig sind. Das Material absorbiert mindestens 15 ml/g
von 1% NaCl.
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Das
Material kann große
Flüssigkeitsmengen
rasch transportieren, was in einem Material stattfindet, das weitgehend
aus Luft besteht. Das Leervolumen ist wenigstens 80%, bevorzugt
wenigstens 90% und stärker
bevorzugt 95%.
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Gewöhnlich sind
solche Materialien mit geringer Dichte durch eine hohe Absorptionsfähigkeit bei
aktiver Zugabe von Flüssigkeit,
jedoch eine schlechte Kapazität
für den
Transport und die Verteilung gekennzeichnet. In dem fungalen Zellwandmaterial
gibt es ein Netzwerk von untereinander verbundenen Zellwandröhrchen,
die ein kontinuierliches System von feinen Kapillarporen bilden,
welche die hohe Aufsaugkapazität
erreichen. In Kombination mit dem großen Leervolumen, das für die ankommende Flüssigkeit
zugänglich
ist, erzeugt dies eine signifikante Fähigkeit für einen raschen und voluminösen Flüssigkeitstransport.
Die Wassertransportfähigkeit beispielsweise
von Zellwandmaterial mit einer Dichte von 0,01–0,03 g/cm3 ist
während
der ersten Minute in der Horizontalrichtung wenigstens 10 mm, bevorzugt 15
mm, stärker
bevorzugt 25 mm, und in der Vertikalrichtung wenigstens 5 mm, bevorzugt
10 mm, stärker bevorzugt
20 mm.
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Zusätzlich zu
dem Binden und dem Transport von Flüssigkeit hat das Material eine
hohe Fähigkeit
zum Binden von Mikroorganismen einschließlich Bakterien und Hefezellen,
tierischen Zellen, Makromolekülen
wie beispielsweise Proteinen und Produkten der Zell-Lyse, z.B. Aggregaten
von Molekülen und
Partikeln. Rinderserumalbumin und bestimmte andere Proteine können mit
gleichem Gewicht oder höher
gebunden werden. Aus einer Suspension von 100 Millionen E-coli-Zellen
per ml werden 80% der Bakterien gebunden, wenn 1 mg fungales Zellmaterial
pro ml verwendet wurde.
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Das
Zellwandmaterial hat ein positives Zeta-Potential bei pH 7 und/oder
ein Zeta-Potential
von wenigstens 10 mV bei pH 6, bevorzugt wenigstens 20 mV bei pH
6, wenn das Zellwandmaterial zu Partikeln einer Größe von weniger
als 20 μm
zerkleinert wurde. Wenigstens 5% (Gew./Gew.) des Zellwandmaterials ist
Hexosamin.
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Das
Material kann entweder im Istzustand getrocknet oder an eine oder
mehrere Oberflächen gebunden
werden. Die Oberfläche
kann ein Schaumstoff, eine Folie oder eine Faser sein, z.B. Cellulose- oder
Synthesefaser. In Abhängigkeit
von der Eigenschaft der zusätzlichen
Oberflächen
und der Mengenbeziehungen können
Strukturen mit unterschiedlichen Bindungseigenschaften erhalten
werden. Das Material kann auch nach dem Trocknen an einer Oberfläche befestigt
werden.
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Das
fungale Zellwandmaterial kann auch in Hygieneartikeln wie Inkontinenzprodukten,
Windeln und Tampons und in verschiedenen Arten von Wundverbandartikeln
verwendet werden. Absorbierende Artikel wie Windeln sowie Inkontinenzerzeugnisse und
Artikel für
die weibliche Hygiene bestehen gewöhnlich aus mehreren Lagen.
Das fungale Zellwandmaterial kann direkt unter einem Oberflächenmaterial
oder unter einer Eintritts-/Transportmembran,
z.B. einem hochvoluminösen
Material angeordnet sein. Bei Artikeln für die weibliche Hygiene und für Inkontinenz
kann das Zellwandmaterial zur Absorption und zum Verteilen sowie
zur Geruchshemmung verwendet werden. Bei Wundverbandartikeln kann
das Material verwendet werden, um Bakterien und Flüssigkeiten
zu bilden; wenn es mit einem Protein wie etwa einem Enzym oder Cytokin
dotiert ist, können
neue Eigenschaften hinzugefügt
werden.
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Beispiel:
Kultivierung von Schimmelpilzen. Konzentrierte Sulfit-Lauge (Trockengewicht
50% Gew./Gew.) wird mit drei Teilen Wasser verdünnt. 10 g/l Diammoniumhydrogenphosphat
und 1 g/l Kaliumchlorid werden hinzugefügt und der pH mit Natriumhydroxid
auf 5–7
eingestellt. Das Medium kann bei 120°C sterilisiert und nach dem
Abkühlen
mit Rhizopus oryzae CCUG 28958, hauptsächlich in Form von Sporen,
beimpft werden. Die Pilzkultur wird bei 30°C unter Bewegung und Belüftung für 48 h inkubiert.
Sie wird dann über
ein Sieb geleitet und gewaschen. Die Naßgewichtsausbeute ist ungefähr 60–70 g pro
Liter Medium (10–20
g Trockengewicht je Liter).
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Chitosan/Chitin
enthaltende Schimmelpilze, die aus der Kultivierung erhalten waren,
wurden durch Gefrierpressen zerkleinert und der Protoplasmagehalt
durch Waschen entfernt, um Zellwände
zu erzeugen. Alternativ wurde die Myzelmasse mit einem organischen
Lösungsmittel
wie beispielsweise warmem Ethanol extrahiert, um Lipide zu entfernen. Dann
wurde das Material mit heißem
Natriumhydroxid oder Enzymen aufbereitet, um Proteine und Nucleinsäuren zu
entfernen. Essigsäure
oder Milchsäure wurden
eingesetzt, um lösliches
Chitosan zu extrahieren. Die Methode ist im einzelnen in
EP 0 494 950 B1 und
der schwedischen Patentanmeldung 9801373-3 beschrieben. Es ist auch
möglich,
die Extraktion nur mit Natriumhydroxid und Säuren auszuführen.
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Die
Suspension wurde mit einem Gefriertrockner gefriergetrocknet, der
eine Trockenkammer hatte und an den eine Vakuumpumpe und ein Kondensator,
der auf niedriger Temperatur gehalten wurde, angeschlossen waren.
Die Suspension aus Zellwandungen, häufig gel- oder gallertartig,
wurde auf Aluminiumplatten bis zur gewünschten Dicke, ungefähr 3–5 mm, aufgetragen,
alternativ in Petrischalen aus Polystyrol eingebracht. Die Platten
wurden über Nacht
oder für
einige Tage in Gefriergeräte
verbracht. Dann wurden die Platten mit gefrorenem Material in den
Gefriertrockner gelegt und über
Nacht oder für einige
Tage einem Vakuum ausgesetzt. Das Material hatte die gleiche Dicke
vor und nach dem Gefriertrocknen. Es war ersichtlich, daß die zum
Gefrieren und Trocknen angewandten Bedingungen die Eigenschaften
des trockenen Zellwandmaterials beeinflußten. Das Trockenmaterial hatte
eine sehr poröse Struktur
mit Dichten von ungefähr
0,01–0,1
g/cm3. Die Dichte des Trockenmaterials war
ein Ergebnis der Konzentration des Zellwandmaterials in der Suspension.
Wenn beispielsweise 10 mg Zellwandmaterial je ml gefroren wurden,
hatte das getrocknete Material eine Dichte von 0,01 g/cm3.
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Die
Kultivierung von Schimmelpilzen mit Sulfit-Lauge als einer Kohlenstoff-
und Energiequelle resultiert in einem hohen Zuckerverbrauch, wenn
geeignete Stämme
eingesetzt werden, so daß mit
Lignosulfonat angereicherte Lauge durch Entfernen des Pilzmyzels
durch Sieben rückgewonnen
werden kann. Bei dem Siebvorgang können außerdem bestimmte wertvolle
Metaboliten wie beispielsweise Lactat rückgewonnen werden. Wenn Calciumsulfit-Lauge
verwendet wird, kann Ca-Lactat als lange Filamente erscheinen.
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In
unseren Untersuchungen wurden ca. 30 Zygomycetes-Stämme, die
verschiedene Spezies repräsentieren,
kultiviert, und es wurden große
Unterschiede zwischen den Stämmen
beobachtet in bezug auf die Assimilierung von verschiedenen Zuckern einschließlich Mannose,
Galactose, Xylose, Glucose und Arabinose sowie in bezug auf die
Fähigkeiten
eines Stammes, die oben genannten Zucker zu assimilieren. In gewissem
Umfang steht das Assimilierungsmuster mit Spezies in Beziehung,
aber Unterschiede bestehen auch zwischen Stämmen, die zur selben Spezies
gehören.
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Um
Sulfit-Lauge als Kultivierungsmedium für Zygomycetes brauchbar zu
machen, wurden inhibierende Substanzen aus der ursprünglichen
Sulfit-Lauge (Trockenstoffgehalt 10%) entfernt oder neutralisiert.
Dies kann mittels Verdampfung erfolgen, wodurch Schwefeldioxid und
flüchtige
Alkohole eliminiert werden. Aber weder frische Sulfit-Lauge (Trockenstoffgehalt
10%) noch mittels Verdampfung konzentrierte Sulfit-Lauge (Trockenstoffgehalt
50%) unterstützt
das Wachstum von Zygomycetes, tut dies jedoch nach 1:4 Verdünnung (Trockenstoffgehalt 12,5%),
wenn mit Stickstoff- (z.B. NH3 oder Harnstoff) und Phosphatquellen
versetzt wird.
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Wenn
Ammoniumsulfit-Lauge eingesetzt wird, benötigt man keine zusätzliche
Stickstoffquelle. Sulfit-Laugen von verschiedenen Papiermühlen zeigen
sehr unterschiedliche Fähigkeiten
der Unterstützung
des Wachstums der getesteten Zygomycetes.
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Bei
Durchführung
einer kontinuierlichen Kultivierung wird eine geringere Verdünnung benötigt als im
Fall von diskontinuierlichen Kulturen, weil das Medium in dem Kulturvolumen
verdünnt
wird.
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Die
Temperatur für
die Kultivierung von Schimmelpilzen in Medien gemäß der vorliegenden Erfindung
ist gewöhnlich
28–37°C. Bei Verwendung von
thermophilen Stämmen
der Gattung Rhizomucor können
jedoch höhere
Temperaturen vorteilhaft sein wegen des schnelleren Wachstums, der
geringeren Kontaminierungsgefahr und der besseren Wärmebilanz,
so daß während der
Kultivierung keine Kühlung erforderlich
ist.