-
Gegenstand
der Erfindung sind Nucleotidsequenzen, die das dapF-Gen kodieren,
und ein Verfahren zur fermentativen Herstellung von L-Lysin unter
Verwendung coryneformer Bakterien, in denen das Gen dapF verstärkt wird.
-
Stand der Technik
-
L-Lysin
findet in der Humanmedizin und in der pharmazeutischen Industrie,
insbesondere aber in der Tierernährung
Verwendung.
-
Es
ist bekannt, dass L-Lysin durch Fermentation von Stämmen coryneformer
Bakterien, insbesondere Corynebacterium glutamicum, hergestellt
wird. Aufgrund ihrer großen
Bedeutung wird ständig
an der Verbesserung der Herstellungsverfahren gearbeitet. Verfahrensverbesserungen
können
fermentationstechnische Maßnahmen,
wie zum Beispiel Rührung
und Versorgung mit Sauerstoff, oder die Zusammensetzung der Nährmedien,
wie zum Beispiel die Zuckerkonzentration während der Fermentation, oder
die Aufarbeitung zur Produktform durch beispielsweise Ionenaustauschchromatographie
oder die intrinsischen Leistungseigenschaften des Mikroorganismus
selbst betreffen.
-
Zur
Verbesserung der Leistungseigenschaften dieser Mikroorganismen werden
Methoden der Mutagenese, Selektion und Mutantenauswahl angewendet.
Auf diese Weise werden Stämme
erhalten, die resistent gegen Antimetabolite, wie z.B. das Lysin-Analog
S-(2-Aminoethyl)-Cystein, oder auxotroph für regulatorisch bedeutsame
Aminosäuren
sind und L-Lysin produzieren.
-
Seit
einigen Jahren werden auch Methoden der rekombinanten DNA-Technik
zur Stammverbesserung von L-Lysin produzierenden Stämmen von
Corynebacterium angewendet, indem einzelne Lysin-Biosynthesegene
amplifiziert werden und die Auswirkung auf die L-Lysin-Produktion
untersucht wird. Übersichtsartikel
hierzu sind unter anderem bei Kinoshita („Glutamic Acid Bacteria", in: Biology of
Industrial Microorganisms, Demain und Solomon (Hrsg.), Benjamin
Cummings, London, UK, 1985, 115–142),
Hilliger (BioTec 2, 40–44 (1991)),
Eggeling (Amino Acids 6:261–272
(1994)), Jetten und Sinskey (Critical Reviews in Biotechnology 15, 73–103 (1995))
und Sahm et al. (Annuals of the New York Academy of Science 782,
25–39
(1996)) zu finden.
-
In
Prokaryoten sind drei unterschiedliche Wege für die Biosynthese von D,L-Diaminopimelat-
oder L-Lysin bekannt. Diese Wege unterscheiden sich in der Reaktion
von L-Piperidin-2,6-dicarboxylat (Tetrahydrodipicolinat).
-
Beim
Succinylaseweg wird Tetrahydrodipicolinat über eine Succinylierung durch
die Tetrahydrodipicolinat-Succinylase,
anschließende
Transaminierung (N-Succinyl-Amino-Ketopimelat-Transaminase)
der Ketogruppe, Desuccinylierung (N-Succinyl-Amino-Ketopimelat-Desuccinylase) und
anschließende
Epimerisierung (Diaminopimelat-Epimerase) in D,L-Diaminopimelat
umgewandelt (Gilvarg, 1958, The Journal of Biological Chemistry,
233: 1501–1504).
-
Beim
Acetylaseweg, der in Bacillus subtilis und Bacillus megaterium verwirklicht
ist, erfolgt die Acylierung von Tetrahydrodipicolinat durch ein
Acetylradikal (Weinberger & Gilvarg,
1970, Journal of Bacteriology, 101:323–324).
-
Ein
dritter Biosyntheseweg ist für
B. sphaericus beschrieben (Misono et al., 1976, Journal of Bacteriology,
137:22–27).
Bei diesem als Dehydrogenaseweg bezeichneten Biosyntheseschritt
erfolgt die direkte reduktive Aminierung des Tetrahydrodipicolinats
zu D,L-DAP.
-
Schrumpf
et al. (Journal of Bacteriology 173, 4510-4516 (1991)) zeigten anhand genetischer
und enzymatischer Untersuchungen, dass in Corynebacterium glutamicum
die Lysin-Biosynthese sowohl über
den Dehydrogenaseweg als auch über
den Succinylaseweg erfolgt.
-
Durch
In-vivo-NMR-Untersuchungen von Marx et al. (Biotechnology and Bioengineering
56, 168–180 (1997))
und Sonntag (European Journal of Biochemistry 213:1325–1331 (1993))
wurde festgestellt, dass in Corynebacterium glutamicum sowohl der
Succinylaseweg als auch der Dehydrogenaseweg zur Produktion von
L-Lysin beiträgt.
-
Das
Gen für
die Desuccinylase (dapE) aus Corynebacterium glutamicum wurde von
Wehrmann et al. kloniert und sequenziert (Journal of Bacteriology
177: 5991–5993
(1995)). Weiterhin konnte das Gen für die Succinylase (dapD) aus
Corynebacterium glutamicum kloniert und sequenziert werden (Wehrmann
et al., Journal of Bacteriology 180, 3159–3165 (1998)).
-
Aufgabe der Erfindung
-
Die
Erfinder hatten die Aufgabe, neue Maßnahmen zur verbesserten fermentativen
Herstellung von L-Lysin bereitzustellen.
-
Beschreibung der Erfindung
-
L-Lysin
findet in der Humanmedizin, in der pharmazeutischen Industrie und
insbesondere in der Tierernährung
Verwendung. Es besteht daher ein allgemeines Interesse daran, neue
verbesserte Verfahren zur Herstellung von L-Lysin bereitzustellen.
-
Wenn
im Folgenden L-Lysin oder Lysin erwähnt wird, sind damit nicht
nur die Base, sondern auch die Salze, wie z.B. Lysin-Monohydrochlorid
oder Lysin-Sulfat, gemeint.
-
Gegenstand
der Erfindung ist ein isoliertes Polynucleotid von coryneformen
Bakterien, umfassend eine Polynucleotidsequenz, ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus
- a) einem Polynucleotid,
das ein Polypeptid kodiert, das eine Aminosäuresequenz umfasst, die zu
wenigstens 95 identisch mit der Aminosäuresequenz der SEQ ID Nr. 2
ist, wobei das genannte Polypeptid Diaminopimelatepimeraseaktivität aufweist;
- b) einem Polynucleotid, das komplementär zum Polynucleotid aus a)
ist.
-
Gegenstand
der Erfindung ist außerdem
das Polynucleotid gemäß Anspruch
2, das DNA ist, die in coryneformen Bakterien replizierbar ist,
umfassend:
- (1) die in SEQ ID Nr. 1 dargestellte
Nucleotidsequenz oder
- (2) eine Nucleotidsequenz, die der Sequenz (1) innerhalb des
Bereichs der Degeneration des genetischen Codes entspricht.
-
Die
Erfindung betrifft ferner
ein Polynucleotid gemäß Anspruch
2, umfassend die in SEQ ID Nr. 1 dargestellte Nucleotidsequenz,
ein
Polynucleotid gemäß Anspruch
2, das ein Polypeptid kodiert, das aus der in SEQ ID Nr. 2 dargestellten Aminosäuresequenz
besteht,
einen Vektor, der die Polynucleotidsequenz gemäß den Ansprüchen 4 bis
6 enthält,
insbesondere pEC-XT99A-dapF, hinterlegt als DSM 12968,
und
als Wirtszelle dienende coryneforme Bakterien, die den Vektor gemäß Anspruch
7 enthalten.
-
Die
Erfindung betrifft außerdem
Polynucleotide, die im Wesentlichen eine Polynucleotidsequenz umfassen,
die erhältlich
sind durch Screening mittels Hybridisierung einer entsprechenden
Genbank, die das vollständige
Gen mit der Polynucleotidsequenz entsprechend SEQ ID Nr. 1 enthält, mit
einer Sonde, die die Sequenz des genannten Polynucleotids gemäß SEQ ID
Nr. 1 oder ein Fragment davon umfasst, und Isolierung der genannten
DNA-Sequenz.
-
Polynucleotidsequenzen
gemäß der Erfindung
sind geeignet als Hybridisierungssonden für RNA, cDNA und DNA, um cDNA
in voller Länge
zu isolieren, die Diaminopimelat-Epimerase
kodiert, und solche cDNA oder Gene zu isolieren, deren Sequenz eine
hohe Ähnlichkeit
mit der des Diaminopimelat-Epimerasegens aufweist.
-
Polynucleotidsequenzen
gemäß der Erfindung
sind ferner als Primer zur Herstellung von DNA von Genen, die Diaminopimelat-Epimerase
kodieren, durch die Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) geeignet.
-
Solche
als Sonden oder Primer dienende Oligonucleotide umfassen wenigstens
30, bevorzugt wenigstens 20. Geeignet sind auch Oligonucleotide
mit einer Länge
von wenigstens 40 oder 50 Basenpaaren.
-
„Isoliert" bedeutet aus seinem
natürlichen
Umfeld herausgetrennt.
-
„Polynucleotid" bezieht sich im
Allgemeinen auf Polyribonucleotide und Polydesoxyribonuncleotide, wobei
es sich um nicht modifizierte RNA oder DNA oder modifizierte RNA
oder DNA handeln kann.
-
Unter „Polypeptiden" sind Peptide oder
Proteine zu verstehen, die zwei oder mehr über Peptidbindungen verbundene
Aminosäuren
umfassen.
-
Die
erfindungsgemäßen Polypeptide
schließen
ein Polypeptid gemäß SEQ ID
Nr. 2, insbesondere solche mit der biologischen Aktivität der Diaminopimelat-Epimerase
und auch solche ein, die zu wenigstens 95 % identisch mit dem Polypeptid
gemäß SEQ ID
Nr. 2 sind und die genannte Aktivität aufweisen.
-
Die
Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur fermentativen Herstellung
von L-Lysin unter Verwendung von coryneformen Bakterien, die insbesondere
bereits L-Lysin produzieren und in denen die das dapF-Gen kodierenden
Nucleotidsequenzen verstärkt,
insbesondere überexprimiert
werden.
-
Der
Begriff „Verstärkung" (Amplifikation)
beschreibt in diesem Zusammenhang die Erhöhung der intrazellulären Aktivität von einem
oder mehreren Enzymen in einem Mikroorganismus, die durch die entsprechende
DNA kodiert werden, indem zum Beispiel die Kopiezahl des Gens oder
der Gene erhöht,
ein potenter Promotor verwendet oder ein Gen verwendet wird, das
ein entsprechendes Enzym mit hoher Aktivität kodiert, und bei Bedarf diese
Maßnahmen
kombiniert werden.
-
Die
Mikroorganismen, die Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind,
können
L-Lysin aus Glucose, Saccharose, Lactose, Fructose, Maltose, Melasse,
Stärke,
Cellulose oder aus Glycerol und Ethanol herstellen. Es kann sich
um Vertreter coryneformer Bakterien, insbesondere der Gattung Corynebacterium,
handeln. Bei der Gattung Corynebacterium ist insbesondere die Spezies
Corynebacterium glutamicum zu nennen, die in der Fachwelt für ihre Fähigkeit
bekannt ist, L-Aminosäuren
zu produzieren.
-
Geeignete
Stämme
der Gattung Corynebacterium, insbesondere der Spezies Corynebacterium
glutamicum, sind zum Beispiel die bekannten Wildtypstämme
Corynebacterium
glutamicum ATCC13032
Corynebacterium acetoglutamicum RTCC15806
Corynebacterium
acetoacidophilum ATCC13870
Corynebacterium thermoaminogenes
FERM BP-1539
Brevibacterium flavum ATCC14067
Brevibacterium
lactofermentum ATCC13869 und
Brevibacterium divaricatum ATCC14020
und
daraus hergestellte L-Lysin produzierende Mutanten oder Stämme, wie
beispielsweise
Corynebacterium glutamicum FERM-P 1709
Brevibacterium
flavum FERM-P 1708
Brevibacterium lactofermentum FERM-P 1712
Corynebacterium
glutamicum FERM-P 6463
Corynebacterium glutamicum FERM-P 6464
und
Corynebacterium glutamicum DSM 5715
-
Den
Erfindern gelang es, das neue dapF-Gen von C. glutamicum zu isolieren,
das das Enzym Diaminopimelat-Epimerase
(EC 5.1.1.7) kodiert.
-
Zur
Isolierung des dapF-Gens oder auch anderer Gene von C. glutamicum
wird zunächst
eine Genbank dieses Mikroorganismus in E. coli angelegt. Das Anlegen
von Genbanken ist in allgemein bekannten Lehrbüchern und Handbüchern beschrieben.
Als Beispiele sind das Lehrbuch von Winnacker: Gene und Klone, Eine
Einführung
in die Gentechnologie (Verlag Chemie, Weinheim, Deutschland, 1990),
oder das Handbuch von Sambrook et al.: Molecular Cloning, A Laboratory
Manual (Cold Spring Harbor Laboratory Press, 1989) zu nennen. Eine
sehr bekannte Genbank ist die des E. coli K-12 Stammes W3110, die
von Kohara et al. (Cell 50, 495–508
(1987)) in λ-Vektoren
angelegt wurde. Bathe et al. (Molecular and General Genetics, 252:255–265, 1996)
beschreiben eine Genbank von C. glutamicum ATCC13032, die mit Hilfe
des Cosmidvektors SuperCos I (Wahl et al., 1987, Proceedings of
the National Academy of Sciences USA, 84:2160–2164) im E. coli K-12 Stamm
NM554 (Raleigh et al., 1988, Nucleic Acids Research 16:1563–1575) angelegt
wurde. Börmann
et al. (Molecular Microbiology 6 (3), 317–326 ) beschreiben wiederum
eine Genbank von C. glutamicum ATCC13032 unter Verwendung des Cosmids
pHC79 (Hohn und Collins, Gene 11, 291–298 (1980)). Zur Herstellung
einer Genbank von C. glutamicum in E. coli können auch Plasmide wie pBR322
(Bolivar, Life Sciences, 25, 807–818 (1979)) oder pUC9 (Vieira
et al., 1982, Gene, 19:259–268)
verwendet werden. Als Wirte eignen sich besonders solche E. coli-Stämme, die
restriktions- und rekombinationsdefekt sind. Ein Beispiel hierfür ist der
Stamm DH5αmcr,
der von Grant et al. (Proceedings of the National Academy of Sciences
USA, 87 (1990) 4645–4649)
beschrieben wurde. Die mit Hilfe von Cosmiden klonierten langen
DNA-Fragmente können
anschließend
wiederum in gängige,
für die
Sequenzierung geeignete Vektoren subkloniert und anschließend sequenziert
werden, wie es z.B. bei Sanger et al. (Proceedings of the National
Academy of Sciences of the United States of America, 74:5463–5467, 1977)
beschrieben ist.
-
Auf
diese Weise wurde die neue, das Gen dapF kodierende DNA-Sequenz
von C. glutamicum erhalten, die als SEQ ID Nr. 1 Bestandteil der
vorliegenden Erfindung ist. Weiterhin wurde aus der vorliegenden DNA-Sequenz
mit den oben beschriebenen Methoden die Aminosäuresequenz des entsprechenden
Proteins abgeleitet. In SEQ ID Nr. 2 ist die sich ergebende Aminosäuresequenz
des dapF-Genproduktes dargestellt.
-
Kodierende
DNA-Sequenzen, die sich aus SEQ ID Nr. 1 durch die Degeneriertheit
des genetischen Codes ergeben, sind ebenfalls Bestandteil der Erfindung.
In gleicher Weise sind DNA-Sequenzen, die mit SEQ ID Nr. 1 oder
Teilen von SEQ ID Nr. 1 hybridisieren, Bestandteil der Erfindung.
In der Fachwelt sind weiterhin konservative Aminosäureaustausche
wie z.B. der Austausch von Glycin gegen Alanin oder von Asparaginsäure gegen
Glutaminsäure
in Proteinen als „Sinnmutationen" bekannt, die zu
keiner grundsätzlichen
Veränderung
der Aktivität
des Proteins führen,
d.h. funktionsneutral sind. Ferner ist bekannt, dass Änderungen
am N- und/oder C-Terminus eines Proteins dessen Funktion nicht wesentlich
beeinträchtigen
oder sogar stabilisieren können.
Informationen hierzu findet die fachkundige Person unter anderem
bei Ben-Bassat et al. (Journal of Bacteriology 169:751–757 (1987)),
bei O'Regan et al.
(Gene 77:237–251
(1989)), bei Sahin-Toth et al. (Protein Sciences 3:240–247 (1994)),
bei Hochuli et al. (Bio/Technology 6:1321–1325 (1988)) und in bekannten
Lehrbüchern
der Genetik und Molekularbiologie. Aminosäuresequenzen, die sich in entsprechender
Weise aus SEQ ID Nr. 2 ergeben, sind ebenfalls Bestandteil der Erfindung.
-
Schließlich sind
DNA-Sequenzen Bestandteil der Erfindung, die durch die Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
unter Verwendung von Primern hergestellt werden, die sich aus SEQ
ID Nr. 1 ergeben. Derartige Oligonucleotide haben typischerweise
eine Länge
von mindestens 20 Basenpaaren.
-
Anleitungen
zur Identifizierung von DNA-Sequenzen mittels Hybridisierung findet
die fachkundige Person unter anderem im Handbuch „The DIG
System Users Guide for Filter Hybridization" der Boehringer Mannheim GmbH (Mannheim,
Deutschland, 1993) und bei Liebl et al. (International Journal of
Systematic Bacteriology (1991) 41: 255–260 ). Anleitungen zur Amplifikation
von DNA-Sequenzen mit Hilfe der Polymerasekettenreaktion (PCR) findet
die fachkundige Person unter anderem im Handbuch von Gait: Oligonucleotide
Synthesis: A Practical Approach (IRL Press, Oxford, UK, 1984) und
bei Newton und Graham: PCR (Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg,
Deutschland, 1994).
-
Die
Erfinder fanden heraus, dass coryneforme Bakterien nach einer Überexpression
des dapF-Gens in verbesserter Weise L-Lysin produzieren.
-
Zur
Erzielung einer Überexpression
kann die Kopiezahl der entsprechenden Gene erhöht werden, oder es kann die
Promotor- und Regulationsregion oder die Ribosomenbindungsstelle
stromaufwärts
des Strukturgens mutiert werden. In gleicher Weise wirken Expressionskassetten,
die stromaufwärts
des Strukturgens eingebaut werden. Durch induzierbare Promotoren
ist es zusätzlich
möglich,
die Expression im Laufe der fermentativen L-Lysin-Produktion zu
steigern. Die Expression wird ebenfalls durch Maßnahmen zur Verlängerung
der Lebensdauer der m-RNA verbessert. Weiterhin wird durch Verhindern
des Abbaus des Enzymproteins auch die Enzymaktivität verstärkt. Die
Gene oder Genkonstruktionen können
entweder in Plasmiden mit unterschiedlicher Kopiezahl vorliegen
oder im Chromosom integriert und amplifiziert sein. Alternativ kann
außerdem
eine Überexpression
der betreffenden Gene durch Verändern
der Medienzusammensetzung und Kulturmethode erreicht werden.
-
Anleitungen
hierzu findet die fachkundige Person unter anderem bei Martin et
al. (Bio/Technology 5, 137–146
(1987)), bei Guerrero et al. (Gene 138, 35–41 (1994)), Tsuchiya und Morinaga
(Bio/Technology 6, 428–430
(1988)), bei Eikmanns et al. (Gene 102, 93–98 (1991)), in der Europäischen Patentschrift
EPS 0 472 869, im US-Patent 4,601–893, bei Schwarzer und Pühler (Bio/Technology
9, 84–87
(1991)), bei Reinscheid et al. (Applied and Environmental Microbiology
60, 126–132
(1994)), bei LaBarre et al. (Journal of Bacteriology 175, 1001–1007 (1993)),
in der Patentanmeldung WO 96/15246, bei Malumbres et al. (Gene 134,
15–24 (1993)),
in der japanischen Offenlegungsschrift JP-A-10-229891, bei Jensen
und Hammer (Biotechnology and Bioengineering 58, 191–195 (1998)),
bei Makrides (Microbiological Reviews 60:512–538 (1996)) und in bekannten
Lehrbüchern
der Genetik und Molekularbiologie.
-
Ein
Beispiel für
ein Plasmid, mit dessen Hilfe das dapF-Gen überexprimiert werden kann,
ist pEC-XT99A-dapF (2), das in dem Stamm DSM5715/pEC-XT99A-dapF
enthalten ist. Das Plasmid pEC-XT99A-dapF ist ein auf dem Plasmid
pEC-XT99A (1) basierender E. coli-C. glutamicum
Shuttle-Vektor. Dieser Plasmidvektor enthält die Replikationsregion des
Plasmids pGA1 (US-B 5,175,108) und das Tetracyclin-Resistenzgen
des Plasmids pAG1 (Beitritts-Nr.
AF121000 des National Center for Biotechnology Information, Bethesda,
MD, USA). Andere in C. glutamicum replizierbare Plasmidvektoren
wie z.B. pEKEx1 (Eikmanns et al., Gene 102:93–98 (1991)) oder pZ8-1 (EP-B
0 375 889) können
in gleicher Weise verwendet werden.
-
Zusätzlich kann
es für
die Produktion von L-Lysin vorteilhaft sein, neben dem dapF-Gen
ein oder mehrere Enzyme des Lysin-Biosyntheseweges zu überexprimieren.
So kann beispielsweise
- – gleichzeitig das die Dihydrodipicolinat-Synthase
kodierende dapA-Gen überexprimiert
werden (EP-B 0 197 335), oder
- – gleichzeitig
ein S-(2-Aminoethyl)-Cystein-Resistenz verleihendes DNA-Fragment
amplifiziert werden (EP-A 0 088 166), oder
- – gleichzeitig
das die Tetradihydrodipicolinat-Succinylase
kodierende dapD-Gen (Wehrmann et al., Journal of Bacteriology 180,
3159 – 3165
(1998)), oder
- – gleichzeitig
das die Succinyldiaminopimelat-Desuccinylase
kodierende dapF-Gen (Wehrmann et al., Journal of Bacteriology 177:
5991–5993
(1995)) überexprimiert
werden.
-
Des
Weiteren kann es für
die Produktion von L-Lysin vorteilhaft sein, neben der Überexpression
des dapF-Gens unerwünschte
Nebenreaktionen auszuschalten (Nakayama: „Breeding of Amino Acid Producing Micro-organisms", in: Overproduction
of Microbial Products, Krumphanzl, Sikyta, Vanek (Hrsg.), Academic Press,
London, UK, 1982).
-
Die
erfindungsgemäß hergestellten
Mikroorganismen können
kontinuierlich oder diskontinuierlich im Batch-Verfahren (Batch-Kultur) oder im Fed-batch-(Zulaufverfahren)
oder Repeated-Fed-Batch-Verfahren (repetitives Zulaufverfahren)
zum Zwecke der Produktion von L-Lysin kultiviert werden. Eine Zusammenfassung bekannter
Kultivierungsmethoden ist im Lehrbuch von Chmiel (Bioprozesstechnik
1. Einführung
in die Bioverfahrenstechnik (Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1991))
oder im Lehrbuch von Storhas (Bioreaktoren und periphere Einrichtungen
(Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, 1994)) enthalten.
-
Das
zu verwendende Kulturmedium muss in geeigneter Weise den Ansprüchen der
jeweiligen Stämme
genügen.
Beschreibungen von Kulturmedien für verschiedene Mikroorganismen
sind im Handbuch „Manual
of Methods for General Bacteriology" der American Society for Bacteriology
(Washington D.C., USA, 1981) enthalten. Als Kohlenstoffquelle können Zucker
und Kohlenhydrate wie z.B. Glucose, Saccharose, Lactose, Fructose,
Maltose, Melasse, Stärke
und Cellulose, Öle
und Fette, wie z.B. Sojaöl,
Sonnenblumenöl,
Erdnussöl und
Kokosfett, Fettsäuren,
wie z.B. Palmitinsäure,
Stearinsäure
und Linolsäure,
Alkohole wie z.B. Glycerol und Ethanol, und organische Säuren, wie
z.B. Essigsäure
verwendet werden. Diese Stoffe können einzeln
oder als Mischung verwendet werden. Als Stickstoffquelle können organische
stickstoffhaltige Verbindungen wie Peptone, Hefeextrakt, Fleischextrakt,
Malzextrakt, Maisquellwasser, Sojabohnenmehl und Harnstoff sowie
anorganische Verbindungen wie Ammoniumsulfat, Ammoniumchlorid, Ammoniumphosphat,
Ammoniumcarbonat und Ammoniumnitrat verwendet werden. Die Stickstoffquellen
können
einzeln oder als Mischung verwendet werden. Als Phosphorquelle können Phosphorsäure, Kaliumdihydrogenphosphat
oder Dikaliumhydrogenphosphat oder die entsprechenden natriumhaltigen
Salze verwendet werden. Das Kulturmedium muss ferner Salze von Metallen
enthalten, wie z.B. Magnesiumsulfat oder Eisensulfat, die für das Wachstum
notwendig sind. Schließlich
können
essentielle Wuchsstoffe wie Aminosäuren und Vitamine zusätzlich zu
den oben genannten Stoffen eingesetzt werden. Dem Kulturmedium können überdies
geeignete Vorläufer
zugesetzt werden. Die genannten Ausgangsstoffe können zur Kultur in Form eines
einmaligen Ansatzes gegeben oder in geeigneter Weise während der
Kultivierung zugeführt
werden.
-
Zur
pH-Kontrolle können
basische Verbindungen wie Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Ammoniak oder
Ammoniakwasser oder Säureverbindungen
wie Phosphorsäure
oder Schwefelsäure
in geeigneter Weise eingesetzt werden. Zur Kontrolle der Schaumentwicklung
können
Antischaummittel, wie z.B. Fettsäurepolyglykolester
eingesetzt werden. Zur Aufrechterhaltung der Stabilität von Plasmiden
können
dem Medium geeignete selektiv wirkende Stoffe, wie z.B. Antibiotika,
zugegeben werden. Um aerobe Bedingungen aufrechtzuerhalten, werden
Sauerstoff oder sauerstoffhaltige Gasgemische, wie z.B. Luft, in
die Kultur eingebracht. Die Temperatur der Kultur liegt normalerweise
zwischen 20°C
und 45°C
und vorzugsweise zwischen 25°C und 40°C. Die Kultur
wird so lange fortgesetzt, bis sich ein Maximum von Lysin gebildet
hat. Dieses Ziel wird normalerweise innerhalb von 10 Stunden bis
160 Stunden erreicht.
-
Die
Analyse von L-Lysin kann durch Anionenaustauschchromatographie mit
anschließender
Ninhydrin-Derivatisierung erfolgen, wie bei Spackman et al. (Analytical
Chemistry, 30, (1958), 1190) beschrieben.
-
Folgende
Mikroorganismen wurden bei der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen
und Zellkulturen (DSMZ, Braunschweig, Deutschland) gemäß Budapester
Vertrag hinterlegt:
- – Corynebacterium glutamicum
Stamm DSM5715/pEC-XT99A als DSM 12967
- – Corynebacterium
glutamicum Stamm DSM5715/pEC-XT99A-dapF als DSM 12968
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
dient der fermentativen Herstellung von L-Lysin.
-
Beispiele
-
Die
vorliegende Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
-
1. Beispiel
-
Herstellung einer genomischen
Cosmid-Genbank aus Corynebacterium glutamicum ATCC 13032
-
Chromosomale
DNA von Corynebacterium glutamicum ATCC 13032 wurde wie von Tauch
et al. (1995, Plasmid 33:168–179)
beschrieben isoliert und mit dem Restriktionsenzym Sau3AI (Amersham
Pharmacia, Freiburg, Deutschland, Produktbeschreibung Sau3AI, Code-Nr.
27-0913-02) teilweise gespalten. Die DNA-Fragmente wurden mit Shrimp
alkalischer Phosphatase (Roche Molecular Biochemicals, Mannheim, Deutschland,
Produktbeschreibung SAP, Code-Nr. 1758250) dephosphoryliert. Die
DNA des Cosmid-Vektors SuperCos1 (Wahl et al., (1987), Proceedings
of the National Academy of Sciences, USA 84:2160–2164), bezogen von der Firma
Stratagene (La Jolla, USA, Produktbeschreibung SuperCos1 Cosmid
Vektor Kit, Code-Nr. 251301) wurde mit dem Restriktionsenzym XbaI
(Amersham Pharmacia, Freiburg, Deutschland, Produktbeschreibung
XbaI, Code-Nr. 27-0948-02) gespalten und ebenfalls mit Shrimp alkalischer
Phosphatase dephosphoryliert. Anschließend wurde die Cosmid-DNA mit
dem Restriktionsenzym BamHI (Amersham Pharmacia, Freiburg, Deutschland,
Produktbeschreibung BamHI, Code-Nr. 27-0868-04) gespalten. Die auf diese Weise behandelte
Cosmid-DNA wurde mit der behandelten ATCC13032-DNA gemischt und
der Ansatz mit T4-DNR-Ligase (Amersham Pharmacia, Freiburg, Deutschland,
Produktbeschreibung T4-DNA-Ligase, Code-Nr. 27-0870-04) behandelt.
Das Ligationsgemisch wurde anschließend mit Hilfe von Gigapack
II XL Packing Extracts (Stratagene, La Jolla, USA, Produktbeschreibung
Gigapack II XL Packing Extract, Code-Nr. 200217) in Phagen verpackt.
Zur Infektion des E. coli Stammes NM554 (Raleigh et al. 1988, Nucleic
Acid Res. 16:1563–1575)
wurden die Zellen in 10 mM MgSO4 aufgenommen
und mit einem Aliquot der Phagensuspension vermischt. Infektion
und Titerung der Cosmidbank wurden wie bei Sambrook et al. (1989,
Molecular Cloning: A laboratory Manual, Cold Spring Harbor) beschrieben
durchgeführt,
wobei die Zellen auf LB-Agar (Lennox, 1955, Virology, 1:190) mit
100 μg/ml
Ampicillin ausplattiert wurden. Nach einer Inkubation über Nacht
bei 37° wurden
rekombinante Einzelklone selektiert.
-
2. Beispiel
-
Isolierung und Sequenzierung
des dapF-Gens
-
Die
Cosmid-DNA einer Einzelkolonie wurde mit dem Qiaprep Spin Miniprep
Kit (Produkt-Nr. 27106, Qiagen, Hilden, Deutschland) nach Herstellerangaben
isoliert und mit dem Restriktionsenzym Sau3AI (Amersham Pharmacia,
Freiburg, Deutschland, Produktbeschreibung Sau3AI, Produkt-Nr. 27-0913-02) teilweise
gespalten. Die DNA-Fragmente wurden mit Shrimp alkalischer Phosphatase
(Roche Molecular Biochemicals, Mannheim, Deutschland, Produktbeschreibung
SAP, Produkt-Nr. 1758250) dephosphoryliert. Nach einer Trennung
durch Gelelektrophorese wurden die Cosmidfragmente im Größenbereich
von 1500 bis 2000 bp mit dem QiaExII Gel Extraction Kit (Produkt-Nr.
20021, Qiagen, Hilden, Deutschland) isoliert. Die DNA des Sequenzierungsvektors
pZero-1, bezogen von der Firma Invitrogen (Groningen, Niederlande,
Produktbeschreibung Zero Background Cloning Kit, Produkt-Nr. K2500-01)
wurde mit dem Restriktionsenzym BamHI (Amersham Pharmacia, Freiburg,
Deutschland, Produktbeschreibung BamHI, Produkt-Nr. 27-0868-04)
gespalten. Die Ligation der Cosmidfragmente in den Sequenzierungsvektor
pZero-1 wurde wie von Sambrook et al. (1989, Molecular Cloning:
A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor) beschrieben durchgeführt, wobei
das DNA-Gemisch mit T4-Ligase (Pharmacia Biotech, Freiburg, Deutschland) über Nacht
inkubiert wurde. Dieses Ligationsgemisch wurde anschließend in
den E. coli Stamm DH5αMCR
(Grant, 1990, Proceedings of the National Academy of Sciences, U.S.A.,
87:4645–4649)
elektroporiert (Tauch et al. 1994, FEMS Microbiol Letters, 123:343–7) und
auf LB-Agar (Lennox, 1955, Virology, 1:190) mit 50 μg/ml Zeocin
ausplattiert. Die Plasmidpräparation
der rekombinanten Klone erfolgte mit dem Biorobot 9600 (Produkt-Nr.
900200, Qiagen, Hilden, Deutschland). Die Sequenzierung erfolgte
nach der Didesoxy-Kettenabbruchmethode
von Sanger et al. (1977, Proceedings of the National Academy of
Sciences, U.S.A., 74:5463–5467)
mit Modifikationen nach Zimmerman et al. (1990, Nucleic Acids Research,
18:1067). Es wurde der "RR
dRhodamin Terminator Cycle Sequencing Kit" von PE Applied Biosystems (Produkt-Nr.
403044, Weiterstadt, Deutschland) verwendet. Die Trennung durch
Gelelektrophorese und Analyse der Sequenzierungsreaktion erfolgte
in einem „Rotiphorese
NF Acrylamid/Bisacrylamid"-Gel
(29:1) (Produkt-Nr. A124.1, Roth, Karlsruhe, Deutschland) mit dem „ABI Prism
377" Sequenzierungsgerät von PE
Applied Biosystems (Weiterstadt, Deutschland).
-
Die
erhaltenen Roh-Sequenzdaten wurden anschließend mit dem Staden-Progammpaket
(1986, Nucleic Acids Research, 14:217–231) Version 97-0 verarbeitet.
Die Einzelsequenzen der pZerol-Derivate wurden zu einem zusammenhängenden
Contig assembliert. Die computergestützten Kodierregionanalysen
wurden mit dem Programm XNIP (Staden, 1986, Nucleic Acids Research,
14:217–231)
angefertigt. Homologieanalysen wurden mit den „BLAST search programs" (Altschul et al.,
1997, Nucleic Acids Research, 25:3389-3402) anhand der nichtredundanten Datenbank
des „National
Center for Biotechnology Information" (NCBI, Bethesda, MD, USA) durchgeführt.
-
Die
erhaltene Nucleotidsequenz ist in SEQ ID Nr. 1 dargestellt. Eine
Analyse der Nucleotidsequenz ergab ein offenes Leseraster von 831
Basenpaaren, das als dapF-Gen bezeichnet wurde. Das dapF-Gen kodiert
ein Polypeptid von 277 Aminosäuren.
-
3. Beispiel
-
Konstruktion des Expressionsvektors
pEC-XT99A
-
Als
Ausgangsvektor zur Konstruktion des E. coli-C. glutamicum Shuttle-Expressionsvektors pEC-XT99A
wurde der E. coli-Expressionsvektor pTRC99A (Amann et al. 1988,
Gene 69:301–315)
verwendet. Nach einer BspHI-Restriktionsspaltung
(Roche Diagnostics GmbH, Mannheim, Deutschland, Produktbeschreibung
BspHI, Produkt-Nr. 1467123) und anschließenden Klenow-Behandlung (Amersham
Pharmacia Biotech, Freiburg, Deutschland, Produktbeschreibung Klenow
Fragment of DNA Polymerase I, Produkt-Nr. 27-0928-01; Methode nach
Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning: A laboratory Manual, Cold
Spring Harbor) wurde das Ampicillin-Resistenzgen (bla) gegen das
Tetracyclin-Resistenzgen des C. glutamicum Plasmids pAG1 (GenBank
Beitritts-Nr. AF121000) ausgetauscht. Hierzu wurde die Resistenzgen
tragende Region als AluI-Fragment (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg,
Deutschland, Produktbeschreibung AluI, Produkt-Nr. 27-0884-01) in
den linearisierten E. coli-Expressionsvektor pTRC99A kloniert. Die
Ligation wurde wie von Sambrook et al. (1989, Molecular Cloning:
A laboratory Manual, Cold Spring Harbor) beschrieben durchgeführt, wobei
das DNA-Gemisch mit T4-Ligase (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg,
Deutschland, Produktbeschreibung T4-DNA-Ligase, Produkt-Nr. 27-0870-04) über Nacht
inkubiert wurde. Dieses Ligationsgemisch wurde anschließend in
den E. coli-Stamm DH5αmcr
(Grant, 1990, Proceedings of the National Academy of Sciences U.S.A.,
87:4645–4649)
elektroporiert (Tauch et al. 1994, FEMS Microbiology Letters, 123:343–7). Der
konstruierte E. coli-Expressionsvektor wurde pXT99A genannt. Als
Basis zur Klonierung eines Minimalreplikons von Corynebacterium
glutamicum wurde das Plasmid pGA1 (Sonnen et al. 1991, Gene, 107:69–74) verwendet.
Durch BalI/PstI-Restriktionsspaltung (Promega GmbH, Mannheim, Deutschland,
Produktbeschreibung BalI, Produkt-Nr. R6691; Amersham Pharmacia
Biotech, Freiburg, Deutschland, Produktbeschreibung PstI, Produkt-Nr.
27-0976-01) des Vektors pGA1 konnte ein 3484 bp großes Fragment
in den mit SmaI und PstI (Amersham Pharmacia Biotechn, Freiburg,
Deutschland, Produktbeschreibung SamI, Produkt-Nr. 27-0942-02, Produktbeschreibung
PstI, Produkt-Nr. 27-0976-01) fragmentierten Vektor pK18mob2 (Tauch
et al., 1998, Archives of Microbiology 169:303–312) kloniert werden. Mittels
BamHI/XhoI-Restriktionsspaltung (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg,
Deutschland, Produktbeschreibung BamHI, Produkt-Nr. 27-086803, Produktbeschreibung
XhoI, Produkt-Nr.
27-0950-01) und anschließender
Klenow-Behandlung (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg, Deutschland,
Produktbeschreibung Klenow Fragment of DNA Polymerase I, Produkt-Nr.
27-0928-01; Methode nach Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning:
A laboratory Manual, Cold Spring Harbor) wurde ein 839 bp großes Fragment
deletiert. Aus der mit T4-Ligase (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg,
Deutschland, Produktbeschreibung T4-DNA-Ligase, Produkt-Nr. 27-0870-04)
religierten Konstruktion konnte das C. glutamicum Minimalreplikon
als 2645 bp großes
Fragment in den E. coli-Expressionsvektor pXT99A kloniert werden.
Hierzu wurde die DNA der Minimalreplikon tragenden Konstruktion
mit den Restriktionsenzymen KpnI (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg,
Deutschland, Produktbeschreibung KpnI, Produkt-Nr. 27-0908-01) und
PstI (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg, Deutschland, Produktbeschreibung
PstI, Produkt-Nr. 27-0886-03) gespalten und anschließend mittels
Klenow-Polymerase (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg, Deutschland,
Produktbeschreibung Klenow Fragment of DNA Polymerase I, Produkt-Nr.
27-0928-01) eine 3'-5'-Exonucleasebehandlung
(Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning: A laboratory Manual,
Cold Spring Harbor) durchgeführt.
In einem parallelen Ansatz wurde der E.coli-Expressionsvektor pXT99A
mit dem Restriktionsenzym RsrII (Roche Diagnostics, Mannheim, Deutschland,
Produktbeschreibung RsrII, Produkt-Nr. 1292587) gespalten und zur Ligation
mit Klenow-Polymerase
(Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg, Deutschland, Klenow-Fragment
of DNA Polymerase I, Produkt-Nr.
27-0928-01) vorbereitet. Die Ligation des Minimalreplikons mit der
Vektorkonstruktion pXT99A wurde wie von Sambrook et al. (1989, Molecular
Cloning: A laboratory Manual, Cold Spring Harbor) beschrieben durchgeführt, wobei
das DNA-Gemisch mit T4-Ligase (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg,
Deutschland, Produktbeschreibung T4-DNA-Ligase, Produkt-Nr. 27-0870-04) über Nacht
inkubiert wurde. Der so konstruierte E. coli-C. glutamicum Shuttle-Expressionsvektor
pEC-XT99A wurde durch Elektroporation (Liebl et al., 1989, FEMS
Microbiology Letters, 53:299–303)
in C. glutamicum transferiert. Durch eine Analyse der reisolierten
Plasmid-DNA konnte der Transformant verifiziert werden. Die so erhaltene
Plasmidkonstruktion wurde als pEC-XT99A (2) bezeichnet. Der
durch Transformation des Plasmids pEC-XT99A in den E. coli Stamm
DH5αmcr
erhaltene E. coli Stamm wurde DH5amcr/pEC-XT99A genannt.
-
4. Beispiel
-
Expression des dapF-Gens
-
Ausgehend
von der in SEQ ID Nr. 1 dargestellten Nucleotidsequenz des Diaminopimelatepimerase-Gens
dapF von C. glutamicum ATCC 13032 wurden PCR-Primer synthetisiert
(ARK Scientific GmbH Biosystems, Darmstadt, Deutschland). Diese
Primer wurden so ausgewählt,
dass das amplifizierte Fragment das Gen sowie native Ribosomenbindungsstellen
davon, nicht aber mögliche
Promotor-Regionen enthielt.
-
Zusätzlich wurden
geeignete Restriktionsspaltstellen eingefügt, die das Klonieren in den
Zielvektor ermöglichten.
Die Sequenzen der PCR-Primer, die eingefügten Spaltstellen (Sequenz
unterstrichen) sowie das amplifizierte Gen (Fragmentgröße in bp
ist in Klammern angegeben) sind in Tabelle 1 aufgelistet.
-
-
Das
Diaminopimelatepimerase-Gen dapF von C. Glutamicum ATCC13032 wurde
unter Verwendung der Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) sowie der in Tabelle 1 beschriebenen synthetischen Oligonucleotide amplifiziert.
Die PCR-Experimente
wurden mit der Pfu DNA-Polymerase der Firma Stratagene (La, Jolla,
CA, Produktbeschreibung native Pfu DNA Polymerase, Produkt-Nr. 600250)
in einem „PCT-100
Thermocycler" (MJ Research
Inc., Watertown, Mass., USA) durchgeführt. Auf einen einmaligen Denaturierungsschritt
von 3 Minuten bei 94°C
folgte ein Denaturierungsschritt von 30 Sekunden bei 94°C, ein Annealingschritt
von 30 Sekunden bei einer primerabhängigen Temperatur von T=(2AT+4GC) –5°C (Suggs,
et al., 1981, S. 683–693,
In: D.D. Brown und C.F. Fox (Hrsg.), Developmental biology using
purified genes. Academic Press, New York, USA) sowie ein 90 Sekunden
dauernder Extensionsschritt bei 72°C. Die letzten drei Schritte
wurden 30 Mal zyklisch wiederholt und die Reaktion wurde mit einem
Extensionsschritt von 5 Minuten bei 72°C beendet. Das auf diese Weise
hergestellte Produkt wurde durch Elektrophorese in Agarosegel auf
seine Größe geprüft.
-
Als
Basisvektor zur Expression wurde der in 1 (Beispiel
3) dargestellte E. coli-C. glutamicum Shuttle-Expressionsvektor pEC-XT99A eingesetzt.
Das resultierende PCR-Produkt wurde mit den Restriktionsenzymen
BamHI und MunI vollständig
gespalten und in den ebenfalls mit den Enzymen EcoRI und BamHI (Amersham
Pharmacia Biotech, Freiburg, Deutschland, Produktbeschreibung EcoRI,
Produkt-Nr. 27-0854-03),
Produktbeschreibung BamHI, Produkt-Nr. 27-0868-03) gespaltenen Expressionsvektor pEC-XT99A
ligiert.
-
Auf
diese Weise wird das promotorlose dapF-Gen unter die Kontrolle des
auf diesem Plasmid enthaltenen trc-Promotors gebracht.
-
Die
Ligation der dapFex-Amplifikation in den Expressionsvektor pEC-XT99A
wurde wie von Sambrook et al. (1989, Molecular Cloning: A laboratory
Manual, Cold Spring Harbor) beschrieben durchgeführt, wobei das DNA-Gemisch
mit T4-Ligase (Amersham Pharmacia Biotech, Freiburg, Deutschland,
Produktbeschreibung T4-DNA-Ligase, Produkt-Nr. 27-0870-04) über Nacht
inkubiert wurde. Dieses Ligationsgemisch wurde anschließend in
den E. coli Stamm DH5αmcr
(Grant, 1990, Proceedings of the National Academy of Sciences U.S.A.,
87:4645–4649)
elektroporiert (Tauch et al. 1994, FEMS Microbiology Letters, 123:343–7) und
auf LB-Agar (Lennox, 1955, Virology, 1:190) mit 5 μg/ml Tetracyclin
und 40 μg/ml
X-Gal (5-Bromo-4-chloro-3-indolyl-β-D-galaktosid)
ausplattiert.
-
Nach
einer 24-stündigen
Inkubation bei 37°C
konnten Kolonien mit inserttragenden Plasmiden anhand von α-Komplementation
(Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning: A laboratory Manual,
Cold Spring Harbor) identifiziert werden. Durch Reisolierung der
Plasmid-DNA nach der „alkalischen
Lyse-Methode" von
Birnboim und Doly (1997, Nucleic Acids Research, 7: 1513–1523) wurde
aus den Transformanten die DNA der entsprechenden Expressionskonstruktion
gewonnen. Die korrekte Klonierung des Expressionsplasmids wurde
durch Sequenzierung des Inserts überprüft.
-
Die
so erhaltene Plasmidkonstruktion wurde als pEC-XT99A-dapF bezeichnet.
Der durch Transformation des Plasmids pEC-XT99A-dapF in den E. coli
Stamm DH5αmcr
erhaltene E.coli Stamm wurde DH5αMCR/pEC-XT99A-dapF
genannt.
-
5. Beispiel
-
Transformation
des Stammes DSM5715 mit den Plasmiden pEC-XT99A und pEC-XT99A-dapF
-
Die
Plasmide pEC-XT99A (Beispiel 3) und pEC-XT99A-dapF (Beispiel 4)
wurden mit der Elektroporationsmethode (Liebl et al., 1989, FEMS
Microbiology Letters, 53:299–303)
in den Stamm DSM5715 eingeschleust.
-
Die
mit Hilfe der Elektroporation erhaltenen Transformanten wurden auf
Selektionsagar (LBHIS Agar (18,5 g/L Brain-Heart-Infusion-Bouillon,
0,5 M Sorbitol, 5 g/L Bacto-Trypton, 2,5 g/L Bacto-Yeast-Extract,
5 g/L NaCl, 18 g/L Bacto-Agar)) mit 15 mg/L Kanamycin isoliert.
Plasmid-DNA wurde nach den üblichen
Methoden isoliert (Peters-Wendisch et al., 1998, Microbiology, 144,
915–927),
mit geeigneten Restriktionsendonucleasen (PstI (Amersham Pharmacia
Biotech, Freiburg, Deutschland, Produktbeschreibung PstI, Produkt-Nr. 27-0886-03))
geschnitten und überprüft. Die
erhaltenen Stämme
wurden DSM5715/pEC-XT99A und DSM5715/pEC-XT99A-dapF genannt.
-
6. Beispiel
-
Herstellung
von L-Lysin
-
Die
im 5. Beispiel hergestellten C. glutamicum Stämme DSM5715/pEC-XT99A und DSM5715/pEC-XT99A-dapF
wurden in einem zur Produktion von Lysin geeigneten Nährmedium
kultiviert und der Lysingehalt wurde im Kulturüberstand bestimmt.
-
Dazu
wurden die Stämme
zunächst
auf Agarplatten (Hirn-Herz-Agar
mit Kanamycin (25 mg/L)) 24 Stunden lang bei 33°C inkubiert. Ausgehend von diesen
Agarplattenkulturen wurde eine Vorkultur angeimpft (10 ml Medium
im 100 ml Erlenmeyerkolben). Als Medium für die Vorkultur wurde das Vollmedium
CgIII (Bacto-Pepton 10 g/L, Bacto-Yeast-Extract 10 g/L, NaCl 5 g/L,
pH 7,4 (Eggeling et al., 1987, Applied Microbiology and Biotechnology,
25: 346–351)
verwendet. Es wurde Tetracyclin (5 mg/L) zugesetzt. Die Vorkultur
wurde 24 Stunden lang bei 33°C
bei 240 rpm auf einem Schüttler
inkubiert. Von dieser Vorkultur wurde eine Hauptkultur angeimpft,
so dass die Anfangs-OD (Messwellenlänge 660 nm) der Hauptkultur
0,2 OD betrug. Für
die Hauptkultur wurde das Medium MM verwendet.
Medium
MM: | |
CSL | 5
g/L |
MOPS | 20
g/L |
Glucose | 50
g/L (getrennt autoklaviert) |
Salze: | |
(NH4)2SO4) | 25
g/l |
KH2PO4 | 0,1
g/l |
MgSO4* 7 H2O | 1,0
g/l |
CaCl2* 2H2O | 10
mg/l |
FeSO4* 7 H2O | 10
mg/l |
MnSO9* H2O | 5,0
mg/l |
L-Leucin | 0,1
g/l |
Biotin | 0,3
mg/l (sterilfiltriert) |
Thiamin*HCl | 0,2
mg/l (sterilfiltriert) |
CaCO3 | 25
g/l |
Abkürzungen:
- CSL
- Maisquellwasser
- MOPS
- Morpholinopropansulfonsäure
-
CSL,
MOPS und die Salzlösung
wurden mit Ammoniakwasser auf pH 7 eingestellt und autoklaviert. Anschließend wurden
die sterilen Substrat- und Vitaminlösungen sowie das trocken autoklavierte
CaCO3 zugegeben.
-
Die
Kultivierung erfolgte in einem 10-ml-Volumen in einem 100 ml Erlenmeyerkolben
mit Schikanen. Es wurde Tetracyclin (5 mg/L) zugesetzt. Die Kultivierung
erfolgte bei 33°C
und 80 % Luftfeuchtigkeit.
-
Zur
Induktion der dapF-Expression wurde 1 mM IPTG (Isopropyl-thio-β-galaktosid,
Gibco BRL Life Technologies, Eggenstein, Deutschland) Katalog Nummer
15529-019) zugegeben.
-
Nach
72 Stunden wurde die OD bei einer Messwellenlänge von 660 nm und die Konzentration
des gebildeten Lysins bestimmt. Zur Bestimmung der optischen Dichte
(0D660) wurde ein LD 1W Digital Photometer der Firma Lange (Berlin,
Deutschland) verwendet. Lysin wurde mit einem Aminosäureanalysator
der Firma Eppendorf-BioTronik (Hamburg, Deutschland) durch Ionenaustauschchromatographie
und Nachsäulenderivatisierung
mit Ninhydrinnachweis bestimmt.
-
In
Tabelle 2 ist das Ergebnis des Versuchs dargestellt.
-
-
-
-
-
Folgende
Figuren sind beigefügt:
-
1:
Karte des Plasmids pEC-XT99A.
-
2:
Karte des Plasmids pEC-XT99AdapF
-
Die
in den Figuren verwendeten Abkürzungen
haben die folgende Bedeutung:
- Tet
- Resistenzgen für Tetracyclin
- dapF
- dapF-Gen von C. glutamicum
- oriE
- Plasmidkodierter Replikationsstartpunkt
von E. coli
- rep
- Plasmidkodierter Replikationsstartpunkt
vom C. glutamicum Plasmid pGA1
- per
- Gen zur Kontrolle
der Kopiezahl von pGA1
- EcoRI
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
EcoRI
- EcoRV
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
EcoRV
- HincII
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
HincII
- HindIII
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
HindIII
- KpnI
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
KpnI
- SalI
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
SalI
- SmaI
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
SmaI
- SphI
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
SphI
- PvuII
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
PvuII
- BamHI
- Spaltstelle des Restriktionsenzyms
BamHI