-
Einführung
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft neue Xanthonverbindungen, ihre Herstellung
und ihre Verwendung als Arzneimittel und insbesondere die Isolierung
des neuen Xanthon-Naturprodukts Sootepenseon aus Dasymaschalon sootepense
Craib, Annonaceae, dessen Identifizierung und Derivatisierung sowie
die Verwendung von Sootepenseon und seinen Derivaten als Antikrebsmittel.
-
Technisches
Gebiet
-
Krebs
stellt vielleicht einen der aktivsten Antihumanfaktoren in der heutigen
Zeit dar. Die Verhinderung und Ausmerzung von Krebs ist Gegenstand
von Anstrengungen in der gesamten Fachwelt.
-
Das
Auffinden neuer Mittel mit chemotherapeutischem Wert beim Kampf
gegen Krebs stellt offensichtlich ein medizinisches Problem ersten
Ranges dar. Die Entwicklung von neuen Arzneistoffen im Krebsbereich ist
jedoch ein schwieriges Unterfangen, da Antikrebsmittel Tumorzellen
töten oder
zumindest im Wachstum hemmen müssen,
aber normale Zellen nicht allzu sehr schädigen sollten. Das gezielte
Design neuer Klassen von Molekülen,
die Kandidaten für
wirksame Antitumormittel darstellen, ist mit dem gegenwärtigen Wissensstand
in der Krebsbiologie und der medizinischen Chemie nicht möglich. Trotz
des großen
Fortschritts in Krebsbiologie, molekularer Pharmakologie, Pharmakokinetik,
medizinischer Chemie und verwandten Gebieten verfügt man immer
noch nicht über
das gesuchte Wissen.
-
Da
in den letzten Jahrzehnten das Konzept der chemotherapeutischen
Behandlung von malignen Erkrankungen in den Vordergrund gerückt ist,
wurden von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt Pflanzenwirkstoffe und
deren Derivate als neue Tumorinhibitoren intensiv untersucht. Beispiele
für wichtige
Antikrebsmittel pflanzlichen Ursprungs sind die Alkaloide Vincaleukoblastin
(Vinblastin) und Leurocristin (Vincristin), die beide aus Catharanthus
roseus isoliert werden. Einen umfassenden Überblick über Naturprodukte als Antikrebsmittel
geben Shradha Sinha und Audha Jain in: Progress in Drug Research,
Band 42, Seiten 53–132
(1994), Basel (Schweiz).
-
Kurze Darstellung
der Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft neue cytotoxische Xanthonverbindungen
der allgemeinen Formel I
worin
R
1 ein
Wasserstoffatom, eine Methylgruppe (-CH
3),
einen C
2-C
6-Alkylrest,
eine Formylgruppe (-CHO), einen Acetylrest (-COCH
3)
, einen -CO-C
2-6-Alkyl-, CO-C
3-8-Cycloalkyl-, -CO-C
6-18-Aryl- oder -CO-C
7-24-Aralkylrest,
jeweils gegebenenfalls mit einem oder mehreren Substituenten aus
der Gruppe bestehend aus -OH, -SH, -NH
2, -NHC
1-6-Alkyl, -N(C
1-6-Alkyl)
2, -NHC
6-14-Aryl,
-N(C
1-14-Aryl)
2,
-N(C
1-6-Alkyl)(C
6-14-Aryl),
-NHCOR
2, -NO
2, -CN, -(CO)R
3, -(CS)R
4, -F, -Cl,
-Br, -I, -O-C
1-6-Alkyl, -O-C
6-14-Aryl
, -O-(CO)R
5, -S-C
1-6-Alkyl,
-S-C
6-14-Aryl, -SOR
6 und -SO
2R
7, worin R
2 bis R
7 unabhängig voneinander
jeweils für
ein Wasserstoffatom oder einen -C
1-6-Alkyl-, -O-C
1-6-Alkyl-, -O-C
6-14-Aryl-,
-NH
2-, -NHC
1-6-Alkyl-,
-N(C
1-6-Alkyl)
2-,
-NHC
6-14-Aryl-, -N(C
6-14-Aryl)
2-, -N(C
1-6-Alkyl)(C
6-14-Aryl)-,
-S-C
1-6-Alkyl- oder -S-C
6-14-Arylrest
stehen;
einen -COO-C
1-6-Alkylrest,
gegebenenfalls mit einem oder mehreren Substituenten aus der Gruppe
bestehend aus -OH, -SH, -NH
2, -NHC
1-6-Alkyl, -N(C
1-6-Alkyl)
2, -NHC
6-14-Aryl, -N(C
6-14-Aryl)
2 , -N(C
1-6-Alkyl)(C
1-14-Aryl), -NHCOR
8, -NO
2, -CN, -(CO)R
9, -(CS)R
10, -F,
-Cl, -Br, -I, -O-C
1-6-Alkyl, -O-C
6-14-Aryl,
-O-(CO)R
11, -S-C
1-6-Alkyl, -S-C
6-14-Aryl,
-SOR
12 und -SO
2R
13, worin R
8 bis
R
13 unabhängig voneinander jeweils für ein Wasserstoffatom oder
einen -C
1-6-Alkyl-, -O-C
1-6-Alkyl-,
-O-C
6-14-Aryl-, -NH
2-,
-NHC
1-6-Alkyl-,
-N(C
1-6-Alkyl)
2-,
-NHC
6-14-Aryl-, -N(C
6-14-Aryl)
2-N(C
1-6-Alkyl)(C
6-14-Aryl)-,
-S-C
1-6-Alkyl- oder -S-C
6-14-Arylrest stehen;
einen
-CONR
14R
15-Rest,
worin R
14 und R
15 unabhängig voneinander
jeweils für
ein Wasserstoffatom oder einen -C
1-6-Alkyl-,
-O-C
1-6-Alkyl-, -O-C
6-14-Aryl-,
-NH
2-, -NHC
1-6-Alkyl-,
-N(C
1-6-Alkyl)
2-,
-NHC
6-14-Aryl-, -N(C
6-14-Aryl)
2-, -N(C
1-6-Alkyl)(C
6-14-Aryl)-,
-S-C
1-6-Alkyl- oder -S-C
6-14-Arylrest
stehen;
oder ein Gegenkation aus der Gruppe bestehend aus einem
Alkali- oder Erdalkalimetall wie Li, Na, K, Ca, Mg, NR
16R
17R
18R
19(+),
worin R
16 bis R
19 unabhängig voneinander
jeweils für
ein Wasserstoffatom oder einen -C
1-6-Alkylrest stehen;
bedeutet und
R
2 und R
3 entweder
Teil der C
17=C
18-Doppelbindung
sind [-C
17H=C
18(CH
3)
2] oder jeweils
für Wasserstoff
stehen [-C
17H
2-C
18H(CH
3)
2],
oder
ein Tautomer, Enantiomer oder Stereoisomer, ein physiologisch unbedenkliches
Salz oder Solvat davon oder Gemische daraus.
-
Im
Fall einer Verbindung der obigen Formel I in Form eines Phenolats
mit einem zwei- oder mehrwertigen Gegenkation kann die verbleibende
positive Ladung durch Assoziation mit einem physiologisch unbedenklichen
Anion, wie z.B. Cl- oder OH-, kompensiert werden.
-
Die
neue Verbindung der Formel I, worin R1 für ein Wasserstoffatom
steht und R2 und R3 Teil
der C17-C18-Doppelbindung sind,
wurde mit dem Namen Sootepenseon (1) versehen.
-
Weiterhin
betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
einer Verbindung der Formel I durch Isolierung von Sootepenseon
(1) aus den Blättern
von Dasymaschalon sootepense Craib, Annonaceae, und dessen anschließende Derivatisierung.
-
Weiterhin
betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der Verbindungen
der Formel (I) als Arzneimittel, insbesondere zur Behandlung von
Krebserkrankungen.
-
Weiterhin
betrifft die vorliegende Erfindung pharmazeutische Formulierungen,
enthaltend eine wirksame Menge einer Verbindung der Formel (I) zur
Behandlung eines Patienten, der einer derartigen Behandlung bedarf.
Unter einer wirksamen Menge einer Verbindung der Formel (I) ist
im Rahmen der vorliegenden Erfindung die Menge der Verbindung zu
verstehen, die bei Verabreichung an einen Patienten das Wachstum
von Tumorzellen unterdrückt,
maligne Zellen tötet,
das Volumen oder die Größe der Tumoren
verringert oder den Tumor bei dem behandelten Patienten vollständig beseitigt.
-
So
kann man die weitgehend reinen erfindungsgemäßen Verbindungen unter Verwendung
von pharmazeutisch unbedenklichen Trägern für die orale, topische oder
parenterale Verabreichung an Patienten, die onkolytischer Therapie
bedürfen,
als Dosierungsformen formulieren.
-
Nach
einer bevorzugten Ausführungsform
handelt es sich bei dem Patienten um einen Säuger, insbesondere einen Menschen.
-
Die
einem Patienten zu verabreichende wirksame Menge richtet sich in
der Regel nach der Körperoberfläche, dem
Gewicht des Patienten und dem Zustand des Patienten. Die Beziehung
zwischen den Dosen für
Tiere oder Menschen (bezogen auf Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche) beschreiben
E. J. Freireich et al. in Cancer Chemother. Rep., 50 (4) 219 (1966).
Die Körperoberfläche läßt sich
näherungsweise
aus der Größe und dem
Gewicht des Patienten ermitteln (siehe z.B. Scientific Tables, Geigy
Pharmaceuticals, Ardly, N.Y., Seiten 537–538 (1970)). Bevorzugte Dosishöhen hängen auch
davon ab, wie der behandelnde Arzt die Art der jeweiligen Krebserkrankung
des Patienten sowie den physischen Gesamtzustand des Patienten beurteilt.
Wirksame Antitumordosen der erfindungsgemäßen Xanthonverbindungen liegen
im Bereich von 1 Mikrogramm pro Kilogramm bis etwa 5000 Mikrogramm
pro Kilogramm Körpergewicht
des Patienten, besonders bevorzugt zwischen 2 Mikrogramm und etwa
1000 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht
des Patienten.
-
Wie
dem Fachmann bekannt ist, variieren wirksame Dosen auch je nach
dem Verabreichungsweg, der Verwendung von Hilfsstoffen und der Möglichkeit
der Mitverwendung anderer therapeutischer Behandlungen einschließlich anderer
Antitumormittel und Strahlungstherapie.
-
Die
erfindungsgemäße pharmazeutische
Formulierung kann intravenös,
intramuskulär,
intradermal, subkutan, intraperitoneal, topisch oder intravenös in Form
eines Liposoms verabreicht werden.
-
Beispiele
für Dosierungsformen
sind wäßrige Lösungen des
Wirkstoffs in isotonischer Kochsalzlösung, 5% Glucose oder einem
anderen gut bekannten pharmazeutisch unbedenklichen flüssigen Träger. Als pharmazeutische Hilfsstoffe
für die
Zuführung
des Wirkstoffs können
zusätzliche,
dem Fachmann geläufige
Lösungsvermittler
verwendet werden. Alternativ dazu kann man die erfindungsgemäßen Verbindungen
aber auch zur Verbesserung der Wasserlöslichkeit chemisch modifizieren,
beispielsweise durch Bildung von pharmazeutisch unbedenklichen Phenolatsalzen.
-
Die
erfindungsgemäßen Verbindungen
können
auch nach gut bekannten Methoden als Dosierungsformen für andere
Verabreichungswege formuliert werden. So kann man die pharmazeutischen
Zusammensetzungen beispielsweise als Dosierungsformen für die orale
Verabreichung in einer Kapsel, Gelversiegelung oder Tablette formulieren.
Kapseln können
eine gut bekannte pharmazeutisch unbedenkliche Substanz wie Gelatine
oder Cellulose-Derivate
enthalten. Tabletten können
auf übliche
Art und Weise durch Pressen von Mischungen aus dem Wirkstoff und
festen Trägern
sowie dem Fachmann gut bekannten Gleitmitteln hergestellt werden.
Beispiele für
feste Träger
sind Stärke,
Zucker und Bentonit. Die erfindungsgemäßen Verbindungen können auch
in Form einer Hartschalentablette oder -kapsel, die beispielsweise
Lactose oder Mannitol als Bindemittel und übliche Füllstoffe und Tablettierhilfsmittel
enthalten, verabreicht werden.
-
Unter "wirksame Menge" und "wirksame Dosis" unter Bezugnahme
auf die Behandlung von Tieren sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung
diejenigen Alkaloidmengen zu verstehen, die eine Remission oder Inhibierung
des Wachstums der Krebserkrankung bei dem Tier, an das sie verabreicht
werden, bewirken, ohne eine untolerierbare toxische Reaktion hervorzurufen.
Die wirksame Menge kann je nach Verabreichungsweg, Verabreichungsschema,
Art des Tumors und anderen verwandten Faktoren variieren, wobei
alle diese Faktoren variiert werden können, ohne den Schutzbereich
der Erfindung zu verlassen. Eine wirksame Dosis liegt im allgemeinen
im Bereich von etwa 0,001 bis 100,0 mg pro kg Körpergewicht pro Tag.
-
Zu "Krebs" oder "Tumor" gehören im Rahmen
der vorliegenden Erfindung u.a. Adrenokarzinome, Glioblastome (und
andere Hirntumoren), Brustkarzinom, Zervixkarzinom, kolorektales
Karzinom, Endometriumkarzinom, Magenkarzinom, Leberkarzinom, Lungenkarzinom
(kleinzellig und nicht kleinzellig), Lymphome (einschließlich Non-Hodgkin-Lymphom,
Burkitt-Lymphom,
diffuses großzelliges
Lymphom, follikuläres
und diffuses Hodgkin-Lymphom), Melanom (metastatisch), Neuroblastom,
Osteosarkom, Ovarialkarzinom, Retinoblastom, Weichteilsarkome, Hodentumoren
und andere Tumoren, die auf Chemotherapie ansprechen.
-
Weitere
Aufgaben und Vorteile der Erfindung ergeben sich ohne weiteres aus
der nachstehenden Beschreibung.
-
Nähere Beschreibung
der Erfindung
-
Die
erfindungsgemäßen Verbindungen
der Formel (I) weisen ein pentacyclisches Xanthon-Ringsystem auf
(bezüglich
einer Übersicht
siehe: M. U. S. Sultanbawa, Xanthonoids of tropical plants, Tetrahedron
36 (1980) 1465–1506).
Ein ähnliches
Ringsystem haben bekanntlich die folgenden Naturstoffe:
-
Gambogesäure (2),
isoliert aus Garcinia hanburyi (siehe M. Amorosa et al., Ann. Chim.
(Rom), 1966, 56, 232; A. S. Ahmad et al., J. Chem. Soc. (C), 1966,
772 (Struktur); A. Arnone et al., Tetr. Lett., 1967, 4201 (1H-NMR-Daten, Struktur)); Morellin (3), isoliert
aus Garcinia morella (siehe: B. S. Rao, J. Chem. Soc., 1937, 853
(Isolierung); G. Kartha et al., Tetr. Lett., 1963, 459 (Kristallstruktur);
P.M. Nair et al., Indian J. Chem., 1964,2,402 (Struktur)); Hanburin
(4), isoliert aus Garcinia hanburyi (siehe: J. Asano et al., Phytochemistry, 1996,
41, 815 (Isolierung, UV-, IR-, 1H- NMR-, 13C-NMR-Daten))
und Forbesion (5), isoliert aus Garcinia forbesii (siehe: Yuan-Wah
eong, Leslie J. Harrison, Graham J. Bennett and Hugh T.-W. Tan,
J. Chem. Research (S) 1996, 392–393).
-
Diese
Verbindungen haben an C-5 eine Isoprenyl-Seitenkette und eine phenolische Hydroxylgruppe mit
Wasserstoffbrückenbindung
gemein. Morellin (3) und Gambogesäure (2) haben ein Chromenringsystem gemein.
Alle Verbindungen (2) bis (5) haben ein an ein 2,2-Dimethyltetrahydrofuran-Ringsystem
ankondensiertes Bicyclo[2.2.2]octen-Kohlenstoffgerüst gemein
(siehe 1).
-
Diese
Verbindungen weisen jedoch wesentliche strukturelle Unterschiede
gegenüber
den erfindungsgemäßen Verbindungen
der Formel I auf:
- 1. die C-5-Isoprenyl-Seitenkette
ist zu einem Aldehyd wie in (3) oder einer Carbonsäure wie
in (2) oxidiert;
- 2. der ankondensierte Dihydrofuranring in 3,4-Position fehlt
wie in (4) oder es ist stattdessen ein Pyranonring in der 2,3-Position
vorhanden wie in (3);
- 3. das Ringsystem ist mit einer zusätzlichen Isoprenyl-Seitenkette an C-5
substituiert wie in (3) und (5).
-
Im
Gegensatz dazu enthalten die erfindungsgemäßen Verbindungen vollsubstituierte
Dihydrofuranringe mit Ausnahme des an das modifizierte Xanthonringsystem
ankondensierten Kohlenstoffatoms C2'.
-
Bezüglich der
Taxonomie von Dasymaschalon sootepense Craib sei auf V. H. Heywood, "Flowering Plants
of the World", University
Press, Oxford, 1978, verwiesen.
-
Die
erfindungsgemäßen Verbindungen
zeigen überraschenderweise
bemerkenswerte Antitumoraktivität.
Außerdem
haben die erfindungsgemäßen Verbindungen
eine geringe Toxizität.
-
Somit
sind die erfindungsgemäßen Xanthonverbindungen
neu und beruhen auf erfinderischer Tätigkeit.
-
Die
Strukturen der Verbindungen (2) bis (5) sind nachstehend zusammengefaßt:
-
-
-
Beispiel 1
-
Isolierung von Sootepenseon
(1; VR-3016, D-25637) aus Dasymaschalon sootepense
-
Das
Pflanzenmaterial wurde im November 1994 in Doitung, Provinz Chiangrai,
Nordthailand, gesammelt. Die Blätter
wurden drei Tage an der Sonne getrocknet (etwa 30–35°C) und in
einem Stoffsack aufbewahrt. Trockene pulverisierte Blätter (6,4
kg) von D. sootepense wurden nacheinander mit Hexan (110 Liter), Chloroform
(107 Liter) und Methanol (180 Liter) extrahiert, was entsprechende
Rohextrakte in Mengen von 204,2, 192,7 bzw. 1187,0 g ergab. Das
Methanol-Rohextrakt wurde mit einem Gemisch aus Essigsäureethylester
(12 Liter) und Wasser (4,35 Liter) und einem Gemisch aus n-Butanol
(10 Liter) und Wasser weiter verteilt, was Essigsäureethylester-,
n-Butanol- und Wasserfraktionen in Mengen von 103,6, 388,7 bzw.
401,8 g ergab.
-
Die
Essigsäureethylesterfraktion
(100 g) wurde an Silicagel (Merck Nr. 7734, 1,62 kg, das Extrakt
wurde mit 180 g des Silicagels vorgemischt) chromatographiert, wobei
mit Hexan/Essigsäureethylester
und Essigsäureethylester/Methanol
eluiert wurde. Nach Vereinigen von Fraktionen (jeweils 300 ml) auf
DSC-Basis wurden
insgesamt 19 Fraktionen (F1 bis F19) erhalten. Die Fraktionen F7 (1,10
g) und Fe (0,84 g), die mit 7–8% Essigsäureethylester/Hexan
eluiert wurden, wurden unter Verwendung von Hexan/Essigsäureethylester
als Elutionslösungsmitteln
wiederholt an Silicagel chromatographiert. Die mit 30% Essigsäureethylester/Hexan eluierte
Fraktion ergab einen hellgelben Feststoff, der durch Radialchromatographie
(Silicagel, 20% Essigsäureethylester/Hexan)
und Umkristallisieren aus Methylenchlorid/Methanol weiter gereinigt
wurde, was VR-3016 (0,2373 g) ergab. Die Mutterlauge wurde mittels
HPLC (Methylenchlorid) gereinigt und anschließend in dem gleichen Lösungsmittel
umkristallisiert, was weitere 0,1103 g VR-3016 ergab. Die Verbindung
wurde auf der Grundlage von Spektraldaten und Einkristall-Röntgenbeugungsanalyse
als neues modifiziertes Xanthonderivat identifiziert und mit dem
Namen Sootepenseon 1 versehen.
-
Physikalisch-chemische
Daten von Sootepenseon (1):
Schmelzpunkt 192–193°C
[α]28D –8,00,
c=0,075 in CHCl3
Elementaranalyse:
Gefunden: C 72,32; H 6,89.
C28H32O6: Berechnet :
C 72,39, H 6,94.
IR, λmax CHCl3, cm–1:
3560, 3033, 3011, 2980, 2932, 1740, 1638, 1590, 1470, 1428, 1382.
UV, λmax EtOH,
nm (log e): 213 (3,06), 263 (2,18), 326 (sh)(2,66), 355 (2,74).
Massenspektrum:
m/z (70 eV): 464 (2%), 436 (100), 421 (45), 367 (17), 339 (60),
297 (40), 281 (8), 241 (7), 215 (28), 69 (90).
NMR-Zuordnungen: 1H- und 13C-NMR (300
und 400 MHz, CDCl3):
siehe separate
Seite
-
Die
beschriebene Isolierungsmethode ist in Schema 1 zusammengefaßt.
-
Charakterisierung der
Struktur von Sootepenseon (1)
-
Die
Identität
von Sootepenseon wurde mittels Analyse seiner Spektraldaten, d.h.
des Infrarotspektrums, des UV-Spektrums, des Massenspektrums und
insbesondere der 1H- und 13C-NMR-Spektren,
nachgewiesen.
-
Tabelle
1
1H-NMR-Daten von Sootepenseon (1) (δ-Einheiten,
Multiplizitäten)
-
Tabelle
2
13C-NMR-Daten von Sootepenseon (1) (δ-Einheiten,
Multiplizitäten)
-
Relative Stereochemie:
-
Die
relative Stereochemie von Sootepenseon (1) wurde mittels Einkristall-Röntgenbeugungsanalyse bestätigt.
-
Daher
entspricht die absolute Konfiguration entweder der unten dargestellten
Stereochemie
Sootepenseon
(1) oder der entsprechenden enantiomeren Form davon.
Die relative Stereochemie, wie sie oben für Sootepenseon (1) dargestellt
ist, gilt auch für
die Sootepenseon-Derivate
der Formel (I), jedoch mit Ausnahme derjenigen Derivate, bei denen
unter den gewählten
Reaktionsbedingungen an einem oder mehreren der chiralen Zentren
an C-5, C-7, C-10a, C-12 und C-22 Inversion oder Racemisierung auftrat.
-
Herstellung
von Sootepenseon-Derivaten Tabelle
3
-
Die
Herstellung der Verbindungen 6 bis 13 kann ausgehend von Sootepenseon
(1) nach Standard-Derivatisierungsmethoden
der organischen Chemie erfolgen, die dem Fachmann gut bekannt sind.
-
Beispiel 2
-
Herstellung von 1-O-Acetyl-sootepenseon
(6)
-
Eine
Lösung
von 1 mg Sootepenseon (1) in 1 ml wasserfreiem Essigsäureanhydrid
wurde 1 h bei Raumtemperatur gerührt.
Danach wurde das Lösungsmittel
im Wasserbad unter vermindertem Druck abgezogen.
Ausbeute:
1 mg (6) als Rohrückstand.
-
Sootepenseon-Salze
(7) können
beispielsweise unter Anwendung der Methoden und Reagenzien gemäß Houben-Weyl, Methoden der
Organischen Chemie, 4. Auflage 1963, Band 6/2, "Sauerstoffverbindungen I, Teil 2", Seiten 35ff. hergestellt
werden. So kann man beispielsweise ein Äquivalent einer geeigneten
Base mit einem Äquivalent
Sootepenseon in einem geeigneten 1Lösungsmittel umsetzen und dann
das Lösungsmittel
abdampfen oder das ausgefallene Salz (7) abfiltrieren. Als Basen
eignen sich beispielsweise die Alkali- oder Erdalkalimetallhydroxide
oder organische Amine.
-
Die
Methylierung der OH-Gruppe (Verbindung Nr. 9) kann ausgehend von
Sootepenseon (1) in Anlehnung an die von Mustafa; Hishmat; JOCEAH;
J. Org. Chem.; 22; 1957; 1644, 1646, beschriebene Methode mit Diazomethan
erfolgen.
-
Die
Acylierung der OH-Gruppe (Verbindungen Nr. 6, 8, 11 und 12) kann
ausgehend von Sootepenseon (1) in Anlehnung an die Methode und unter
Verwendung der Reagenzien gemäß Houben-Weyl,
Methoden der Organischen Chemie, 4. Auflage 1985, Band E5, "Carbonsäuren und
Carbonsäure-Derivate", S. 691ff., erfolgen.
-
Die
Alkylierung der OH-Gruppe an C-1 (Verbindung Nr. 10) kann ausgehend
von Sootepenseon (1) in Anlehnung an die Standardmethoden und unter
Verwendung von Standardreagenzien gemäß Houben-Weyl, Methoden der
Organischen Chemie, 4. Auflage, Band VI/3, "Sauerstoffverbindungen, Teil 3", Georg Thieme Verlag
Stuttgart, 1965, Seiten 49ff., erfolgen.
-
Die
Hydrierung der C17-C18-Isoprenyl-Doppelbindung
zur C17-C18-Einfachbindung
(wobei R2 und R3 in der
Formel (I) jeweils für
ein Wasserstoffatom stehen; Verbindung Nr. 13) kann nach Standardmethoden
erfolgen, beispielsweise gemäß Houben-Weyl,
Methoden der Organischen Chemie, 4. Auflage, Band IV/1c, "Reduktion, Teil I", Georg Thieme Verlag
Stuttgart, 1981, Seiten 15ff.
-
Biologische Aktivität:
-
Die
erfindungsgemäße Verbindung
ist weniger toxisch als die Standardverbindungen (siehe Tabelle
1). Andererseits ist Sootepenseon (1; D-25637) im Hohlfaser-Test
aktiver als die Standardverbindungen (siehe Tabelle 3). Tabelle
1: Toxizität
von Sootepenseon (D-25637)
i.p. = intraperitoneal
-
Diskussion der Ergebnisse:
-
Sootepenseon
ist mindestens 100mal weniger toxisch als Actinomycin D, etwa 16mal
weniger toxisch als Vinblastin, 60% weniger toxisch als Adriamycin
und 20% weniger toxisch als Bleomycin.
-
2. In-vitro-Antitumoraktivität (XTT-Proliferationstest/Zytotoxizitätstest)
-
Der
XTT-Assay erfolgte gemäß D. A.
Scudiero et al., Cancer Res. 48 (1. September 1988), S. 4827–4833. Die hierbei
erhaltenen Ergebnisse werden als die Dosis angegeben, die das Wachstum
45 Stunden nach Anwendung der Substanz im Vergleich zur Kontrolle
um 50% inhibiert. Der erhaltene Dosiswert wird als ED50 bezeichnet,
und die Aktivität
wird für
ED50-Niveaus ≤ 30 μg/ml angegeben.
Je kleiner das ED50-Niveau, desto aktiver ist die Prüfsubstanz.
Die Aktivitäten
von Sootepenseon (1) aus Beispiel 1 sind nachstehend in Tabelle
2 aufgeführt. Tabelle
2:
- KB
- epidermales Karzinom
der Mundhöhle
- L1210
- lymphatische Leukämie der
Maus
- LNCaP
- Prostatakarzinom-Lymphommetastase
- SK-OV-3
- menschliches Ovarialkarzinom
- MCF-7
- menschliches Brustkarzinom
-
Diskussion der Ergebnisse:
-
D-25637
weist gegenüber
allen getesteten Tumorzellinien eine beträchtliche Antikrebsaktivität auf.
-
3. In-vivo-Antitumoraktivität von Sootepenseon
(D-25637) (Hohlfaser-Assay)
-
Der
Hohlfaser-Assay erfolgte gemäß Melinda
G. Hollingshead et al., Life Sciences, Band 57, Nr. 2, S. 131–141, 1995.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 aufgeführt. Tabelle
3:
- KB
- epidermales Karzinom
der Mundhöhle
- MCF-7
- menschliches Brustkarzinom
s.c. = subkutan
i.p. = intraperitoneal
-
Diskussion der Ergebnisse:
-
D-25637
ist gegenüber
der KB-Tumorzellinie aktiver (49% Inhibierung) als Vinblastin (13%)
und Actinomycin D (40%) und fast so aktiv wie Bleomycin (53%). Außerdem zeigte
D-25637 gegenüber
der MCF-7-Zellinie eine genau so starke Antikrebsaktivität (41%)
wie Adriamycin, wohingegen Actinomycin D, Bleomycin und Vinblastin
das Tumorwachstum erhöhten
(negative Inhibierungswerte zeigen eine Beschleunigung des Zellwachstums
im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe an).