-
Verfahren für das ununterbrochene Mehrfachziehen von Drähten In der
Drahtzieherei ist es bekannt, Drähte von Anfang an, d. h. von der größten Stärke,
bei welcher man mit dem Ziehen beginnt, bis zu sehr geringen Drahtstärken ununterbrochen
zu ziehen, natürlich nur bei solchen Metallsorten, welche sich ohne Zwischenbehandlung
ununterbrochen so weit ziehen lassen. Marr hat sich hierzu Mehrfachdrähtziehmaschinen
bedient, deren Ziehtrommeln oder Stufenscheiben den Draht gleitend ziehen.
-
Dies bekannte ununterbrochene Verfahren läßt sich nun nach der Erfindung
in einem außerordentlichen Maße verbessern, und zwar nach der Richtung hin, daß
bei gleicher Leistung, d. h. bei gleicher verarbeiteter Draht= menge - in der Zeiteinheit
der Gesamtenergieaufwand für das Ziehen sehr viel, bis zu etwa q.0 0/" ',kleiner
oder bei.- gleichem Energieaufwand die Leistung eine sehr viel höhere wird, indem
man in den ersten Ziehstufen - bis zu einer gewissen Ziehgeschwindigkeit - den Draht
gleitlos, in den unmittelbar anschließend nachfolgenden Stufen aber gleitend zieht.
-
Wenn man nämlich in dieser Weise verfährt, so kann man dahin gelangen,
daß die Vorteile jedes der beiden Teilverfahren ausgenutzt, ja sogar voll ausgenutzt,
die Nachteile aber vermieden oder doch in -dem Maß ihrer Auswirkung stark herabgedrückt
werden. Beim gleitenden Ziehen wird ja die aufgewendete Energie nur zum Teil in
Zieharbeit umgesetzt, weil ein Teil, und zwar ein sehr beträchtlicher, in der Form
von Reibarbeit verlorengeht. Beim--gleitlosen Ziehen wird hingegen die ganze aufgewendete
Energie in Zieharbeit umgesetzt. Das gleitlose Ziehen hat aber wieder den Nachteil,
nur geringe Ziehgeschwindigkeiten zuzulassen, wohingegen das gleitende Ziehen vielfach
größere Ziehgeschwindigkeiten zuläßt. Wenn man nun mit dem gleitlosen Ziehen bis
zu einer solchen Ziehgeschwindigkeit geht, welche sich mit ihm noch gut erreichen
läßt, so gewinnt man wenigstens für die Züge bis dahin die Energieersparnis infolge
des Fortfallens des Gleitens, und wenn man hierauf unmittelbar anschließend gleitend
zieht, so muß man zwar für die folgenden Stufen den Energieverlust infolge des Gleitens
in Kauf nehmen, aber andererseits kann man die Ziehgeschwindigkeit steigern, mithin
die Leistung auf dieselbe Höhe bringen, wie mit einer bisherigen Maschine, welche
durchweg gleitend arbeitet.
-
Auf der Zeichnung ist eine Maschine zur Ausübung des neuen Verfahrens
in einer beispielsweisen Ausführungsform und Anzahl der Einzelzugvorrichtungen dargestellt.
-
Der zu ziehende Draht a läuft durch das Ziehloch der Ziehvorrichtung
b auf die mit geeigneter Umfangsgeschwindigkeit angetriebene Trommel c und in so
vielen Windungen stramm um dieselbe, daß sie ihn, die Arbeit des Ziehens durch das
Ziehloch der Ziehvorrichtung b leistend, gleitlos mitnimmt. Von der Trommel c läuft
der Draht - ohne Zugspannung - über die Führungsrollen d und e zur
nächsten Ziehvorrichtung f, durch das Ziehloch derselben hindurch auf die nächste,
mit entsprechend größerer Umfangsgeschwindigkeit angetriebene
Trommel
g und wiederum in so vielen Windungen stramm um diese herum, daß auch sie, die Arbeit
des Ziehens durch das Ziehloch der Ziehvorrichtung f leistend, ihn gleitlos mitnimmt.
Sodann verläßt der Draht diese Trommel - ohne Zugspannung - und gelangt über die
Führungsrollen lt und i und durch das Ziehloch der dritten Ziehvorrichtung
K auf die dritte, mit entsprechend wieder größerer Umfangsgeschwindigkeit angetriebene
Trommel Z, welche ihn in gleicher Weise gleitlos mitnimmt und damit die Arbeit des
Ziehens durch das Ziehloch der Ziehvorrichtung K leistet. Die den Rollen d, e und
h, i entsprechenden Führungsrollen in und yt leiten ihn weiter.
-
Jetzt könnten anschließend noch weitere solcher Einzelvorrichtungen
für gleitloses Ziehen folgen, im allgemeinen wird es auch geraten sein, mehr als
nur drei gleitloser Stufen vorzusehen, weil z. B. gewalzter Kupferdraht einer bestimmten
üblichen Stärke zunächst sehr wohl in z. B. sechs Stufen gleitlos gezogen werden
kann, ehe man wegen der zu groß gewordenen Ziehgeschwindigkeit genötigt ist oder
doch gut tut, in den folgenden Stufen gleitend zu ziehen. Um das Verfahren dem grundlegenden
Sinne nach verständlich zu machen, genügt aber die Darstellung mit weniger gleitlosen
Stufen, da sich durch ein Mehr an solchen Stufen grundsätzlich nichts ändert.
-
Von der letzten gleitlosen Stufe, hier also der dritten Stufe, läuft
der Draht über die schon erwähnten Führungsrollen m und n und die Führungsrolle
o unmittelbar zu einer Ziehvorrichtung für gleitendes Ziehen, welche an sich bekannter
Art und Wirkungsweise sein mag. Sie ist hier beispielsweise eine Vorrichtung mit
zwei zweistufigen angetriebenen Stufenscheiben p und q, zwischen welchen
die Ziehvorrichtung y mit entsprechend vielen Ziehlöchern angeordnet ist.
-
Da bestimmungsgemäß die Stufenscheiben mit größeren Umfangsgeschwindigkeiten
angetrieben werden, als der Draht auf den einzelnen Stufen Laufgeschwindigkeiten
erhalten soll, also erhebliche Reibungswärmen auftreten, so möge in an sich bekannter
Weise die ganze Teilvorrichtung in einem Kühlflüssigkeitsbad s untergebracht sein.
-
Der Draht a gelangt schließlich um die Führungsrolle t auf die letzte
Ziehtrommel bzw. Stapeltrommel U.
-
Die Einrichtung ist hier als eine solche mit Zentralantrieb - über
die Riemenscheibe v -dargestellt. Mit Vorteil könnte man den einzelnen Ziehvorrichtungen
für das gleitlose Ziehen aber auch Einzelantrieb geben. Ferner böte es gegebenenfalls
Vorteile, mehr Einzelzug-Möglichkeiten (Stufen) für das gleitende Zielen vorzusehen,
als man im Rahmen des neuen Verfahrens im allgemeinen braucht, so daß man die Einrichtung
oder die - etwa voneinander trennbaren - Teileinrichtungen auch für Zwecke außerhalb
des neuen Verfahrens verwenden könnte.
-
Zur Erläuterung einige praktische Beispiele: Es ist Kupferdraht (Walzdraht)
von 8 mm Stärke auf 1,5 mm zu ziehen. Es soll dabei eine Drahtmenge in der Zeiteinheit
verarbeitet werden, welche dadurch ausgedrückt ist, daß der 1,5 mm Draht
mit io Sek./m aus der Maschine läuft. Bei gleitendem Ziehen erforderte das eine
Leistung von etwa 115 PS. Mit dem neuen Verfahren können nun von den erforderlichen
elf Zügen sechs Züge - bis etwa 2,5 mm -. gleitlos sein. Von dieser Stärke an bis
auf 1,5 mm möge dann gleitend gezogen werden. Im ganzen braucht hierbei die Maschine
nur etwa 7o PS, d. h. man spart etwa 37°(a Antriebsenergie.
-
Bleibt man bei demselben Beispiel, zieht man aber als Endnummer nicht
1,5 mm, sondern 2 mm bei entsprechender Endgeschwindigkeit, die etwa 6 Sek.jm
betragen möge, so kommt man bei sechs gleitlosen Zügen mit bloß zwei gleitenden
Zügen aus, und damit wird die Energieersparnis offenbar noch eine sehr viel größere.
-
Hat man Kupferdraht von 6,3 mm auf 1,4 mm zu ziehen, so möge man in
fünf Zügen gleitlos bis auf 2,4 mm ziehen und unmittelbar daran anschließend in
vier gleitenden Zügen bis auf 1,4 mm ziehen, wenn die Endgeschwindigkeit io Sek./m
betragen soll. Das gleitlose Ziehen erfordert hierbei etwa 30 PS, das gleitende
Ziehen 35 PS. Zusammen sind also 65 PS erforderlich. Das gleitende Ziehen erfordert
hingegen 85 PS.
-
Hat man Kupferdraht von 6,3 mm auf o,8 mm zu ziehen und soll dabei
die Endgeschwindigkeit 15 Sek./m betragen, so möge man wieder in fünf gleitlosen
Zügen bis auf 2,4 mm ziehen und unmittelbar daran anschließend in neun gleitenden
Zügen bis auf o,8 mm ziehen. Das gleitlose Ziehen erfordert 15 PS, das gleitende
Ziehen 40 PS. Zusammen sind also 55 PS erforderlich. Das gleitende Ziehen erfordert
hingegen in vierzehn Zügen 75 PS.