KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE B6: Pferdegeschirr.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 17. März 1891 ab.
In der nachfolgend beschriebenen Erfindung ist eine Neuerung an Stangengebissen oder
Kandaren dargestellt, die den Zweck hat, vom Standpunkt des Leiters oder Zügelführers aus
eine Einrichtung in Bewegung zu setzen, die sich im Maule des Thieres senkrecht oder
nahezu senkrecht einstellt und somit auf Zunge und Rachenhöhle drückt, wenn das Thier die
entsprechenden Unarten, wie Gebifsfestbeifsen u. dergl. m., beginnen will.
Die hierzu erforderliche Anordnung ist nachfolgend näher beschrieben und auf der Zeichnung
in Fig. ι bis 7 dargestellt, und zwar bedeutet:
Fig. ι die Seitenansicht des mit der, Einrichtung
besetzten, im Zaume eingeschnallten Stangengebisses,
Fig. 2 die Rückenansicht davon,
Fig. 3 den Grundrifs mit Schnitt durch die Kandarenstange im Zustande aufser Wirkung,
Fig. 4 desgleichen im Zustande der Wirkung,
Fig. 5 eine theilweise Vorderansicht und Schnitt nach N-N, Fig. 3, in gröfserem Mafsstabe,
Fig. 6 desgleichen Grundrifs,
Fig. 7 desgleichen Schnitt nach O-O, Fig. 6.
Die Einrichtung besteht darin, dafs die Kandarenstange aus zwei Hälften A hergestellt
ist, zwischen denen zwei Scheerenschenkel b in a, Fig. 3 und 4, drehbar befestigt sind,
während die Gegenschenkel d durch die Backe B des Stangengebisses hindurchtreten und an
dem Hebel E befestigt sind. Dieser ist mit Drehgelenk an dem Backenschenkel B1 befestigt,
in den Bügeln e und f geführt und durch die Feder g von der Backe abgedrückt
(Fig. 3 und 6). Ferner ist am Hebel E die an der Schneide h der Backe B einfallende,
von der Feder i beeinflufste Klinke F angebracht
und das Ende des Hebels E mit der Gegenbacke G durch eine Kinnkette H verbunden,
an der ein Zügel / angebracht ist.
So lange der Zügel J nicht angezogen wird, bleiben die Scheerenschenkel b und d infolge
des durch die Feder g bewirkten Abdrückens des Schenkels E in die Stangenhälften A zurückgezogen
(s. Fig. 3 und 6). Wird dagegen am Zügel / gezogen (s. Fig. 4), so wird der Hebel E
an die Backe B herangezogen, die Klinke F hakt an der Schneide h ein, so dafs auch bei
Lockerlassen des Zügels Hebel E an B angeschlossen bleibt und die Scheerenschenkel b
und d spreizen auf und treten aus der Kandarenstange A ins Maul des Pferdes ein, dasselbe
aufsperrend, bis die Klinke F von Hand wieder ausgelöst ist. Die Einrichtung soll ein
sicheres Mittel bieten gegen Verbeifsen der Pferde und sonstiger mit Zügelzeug geführter
Thiere.
Patent-Ansρruch:
Ein Stangengebifs mit Vorrichtung zum Aufspreizen des Thier-Maules, dadurch gekennzeichnet,
dafs in die Kandarenstange Scheerenschenkel b und d eingelegt sind, die einestheils
an der Kandarenstange bei α, anderentheils an dem an der Backe B drehbaren Hebel E befestigt
sind und durch Wirkung der Feder g so lange zwischen den Stangenhälften A eingelegt
bleiben, bis durch Anziehen der Kette H mittelst des Zügels J ein Andrücken des
Hebels E an die Backe B und dadurch hervorgebrachtes Ausspreizen der Scheerenschenkel
b d bewirkt wird. ·