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Feuerwaffe Um bei Feuerwaffen die Geschoßgeschwindigkeit im Rohr möglichst
gleichmäßig zu beschleunigen, sind verschiedene Verfahren und Vorschläge bekanntgeworden.
So hat man vorgeschlagen, verschieden schnell abbrennende Pulverladungen nacheinander
zur Entzündung zu bringen, um so eine akkelerierende Geschwindigkeit des Projektils
zu erzielen, was sich jedoch als gefährlich erwiesen hat. Zu demselben Zweck wurde
ferner die Treibladung in einer Bohrung im Boden des Geschosses untergebracht, doch
bewährte sich diese Anordnung ebenfalls nicht. Auch sind zwischen Pulverladung und
Geschoß Luftkammern eingeschaltet worden, um die anfänglich auftretende schroffe
Gasdruckspitze zu mildern; dadurch wird aber notwendig ein schädlicher Raum geschaffen,
in dem ein Teil der Ladung nutzlos verpufft, ohne Treibarbeit geleistet zu haben.
Von anderer Seite ist ein Geschütz mit mehreren hintereinander in das Hauptrohr
einmündenden seitlichen Laderäumen konstruiert worden, deren Ladungen nacheinander
zur Entzündung gebracht wurden. Diese Anordnung dürfte jedoch wegen der auftretenden
Explosionsstöße schädlich und für die praktische Anwendung zu umständlich sein.
Schließlich hat man zum Schleudern von Pfeilgeschossen vorgeschlagen, den ersten
Explosionsstoß der Treibladung dadurch abzufangen, daß man zwischen sie und das
Geschoß einen federbelasteten Kolbenschieber einschaltete, der durch die Explosionsgase
betätigt wurde. Auch dieser Vorschlag bringt nur eine anfängliche Pufferung der
Treibgase, aber keine der Geschoßgeschwindigkeit im Rohr entsprechende beschleunigte
Treibstoffzuteilung. Unabhängig von diesen meist mechanischen Lösungen sind seit
etwa :2o Jahren die sogenannten progressiven Nitrocellulosepulv er entwickelt worden,
die langsamer abbrennen, bei denen aber trotzdem die Hauptenergieentfaltung noch
in das erste Drittel des Geschoßweges fällt.
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Die Erfindung will das Ziel einer mit der Geschoßgeschwindigkeit anwachsenden
Verbrennung durch die Verwendung eines flüssigen Treibmittels erzielen, das in Mengen,
die der Geschoßgeschwindigkeit im Lauf proportional sind, während des Schusses in
den Verbrennungsraum eingespritzt wird.
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Zur näheren Erläuterung des Verfahrens diene die beiliegende Zeichnung.
Im hinteren Teil des Geschützrohres i bewegt sich der Kolben 2 und der mit diesem
starr verbundene Tauchkolben 3. Beim Rückwärtsgang drückt das Kolbenaggregat das
im Raum q. befindliche flüssige Treibmittel durch die Kanäle 5 und die Siebdüsen
6 in den Verbrennungsraum 7. Die in a befindliche kräftige Zündvorrichtung S leitet
durch den überdruck der sich bildenden Verbrennungsgase den Einspritzvorgang ein
und entzündet die in den Verbrennungsraum einströmende Treibladung. Die weitere
Verbrennung geschieht nunmehr kontinuierlich entsprechend der Beschleunigung des
Geschosses, auf dessen
Gewicht das des Kolbenaggregats abgestimmt
ist. Der Durchmesser des Tauchkolbens 3, der eigentlich einen Differentialkolben
darstellt, steht in einem solchen Verhältnis zum Durchmesser des Kolbens 2, daß
unter Einwirkung des Gasdruckes ein genügend schnelles Einspritzen der Treibladung
in den Verbrennungsraum erfolgt. Eine weitere Regelung der Geschwindigkeit des Kolbenrückganges
kann durch Bemessung von Form und Querschnitt der Düsen sowie dadurch erreicht werden,
daß die Kolbenstange in ihrer Bewegung durch eine Feder gehemmt oder beschleunigt
wird. Die Einlaßöffnungen für das Treibmittel bestehen aus vielen nebeneinanderliegenden
feinen Bohrungen, deren lichte Weite so gewählt ist, daß ein-Durchschlagen der Explosion
-bei den herrschenden höhen Strömungsgeschwindigkeiten mit Sicherheit verhindert
wird. Gegebenenfalls kann man zum zeitweiligen Verschluß der Einspritzdüsen ein
Ventil vorsehen, das sich zu Beginn des Verbrennungsvorganges öffnet und sich bei
Beendigung des Kolbenrückganges schließt. Als-Treibmittel kann jeder beliebige flüssige
Explosivstoff mit oder ohne Zusatz der üblichen Phlegmatisierungsmittel Verwendung
finden.
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In Abänderung des vorstehenden Ausführungsbeispieles werden die Kanäle
5 und die Einspritzdüsen 6 in die Wandung des Geschützrohres verlegt.
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Die fortschreitende Zuteilung der Treibladung während des Schusses
-kann ferner auch so geschehen, daß ein durch die Verbrennungsgase angetriebener
Kolben, Ventil o. dgl. die Öffnungen einzelner Brennstoffkammern nacheinander freilegt,
die in ihrem Inhalt noch besonders abgestuft sein können, oder aber so, daß der
Kolben bei seinem Rückwärtsgang die Öffnung einer Brennstoffkammer kontinuierlich
vergrößert.
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Die Vorzüge des Verfahrens bestehen demnach in einer mit zunehmender
Geschoßgeschwindigkeit fortschreitenden Verbrennung und einer sich daraus ergebenden
Erhöhung der ballistischen Leistung der Waffe, ferner in dem Ersatz des teuren,
langwierig herzustellenden rauchlosen Pulvers durch billige, leicht zugängliche
flüssige Explosivstoffe und schließlich in dem Fortfall der für die Pulverladung
notwendigen Hülsen und Kartuschen. Wegen dieser Vorzüge und der bequemen Dosierbarkeit
des flüssigen Treibmittels eignet sich das Verfahren auch für automatisch arbeitende
Waffen.