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Verfahren zur Herstellung von Gerbstoffen Es ist bekannt, Sulfitcelluloseablauge
sowie Derivate und durch Oxydation erhaltene Kondensationsprodukte der Kresol-,
Phenol-und Naphthalinsulfosäuren sowie auch Polyphenole, Chinone und Gemische solcher
Stoffe als Gerbstoffe zu verwenden. Diese Verfahren befriedigten jedoch nur teilweise,
da das Leder dadurch nicht die erwünschten Eigenschaften erhielt, sondern spröde
und minderwertig ausfiel.
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Es wurde nun gefunden, daß man hervorragende Gerbstoffe erhält, wenn
man Sulfitcelluloseablauge, Phenole, Kresole, Naphthole oder Derivate sowie auch
Gemische hiervon mit Fermenten, die in der Wissenschaft allgemein zur Gruppe der
Desmolasen gerechnet werden (so z. B. sogenannte Phenolasen, Peroxydasen, Dehydrasen
usw.), sowie ferner mit Sauerstoff abgebenden Verbindungen (wie z. B. Wasserstoffsuperoxyd,
Natriumperoxyd, Perborat o. dgl.) in Reaktion bringt.
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Ein solches Ferment ist für den vorliegenden Zweck geeignet, wenn
es mit Phenolen oder deren Derivaten (z. B. Guajacol, Pyrogallol, Resorcin, Paraphenylendiamin
usw.) und Sauerstoff abgebenden Verbindungen zusammengebracht, Dehydrierungs- bzw.
Oxydationsprodukte oder aber Kondensationsprodukte (z. B. Chinone oder weitgehende
Polymerisations- bzw. Kondensationsprodukte) ergibt. Vermittels solcher Peroxydasen
und Sauerstoff abgebenden Verbindungen aus Sulfitcelluloseablauge oder Phenolen
oder Phenolderivaten hergestellte Produkte waren bisher noch nicht bekannt.
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Läßt man auf die neuen Reaktionsprodukte noch Halogene einwirken,
so erhält man eine weitere Reihe völlig neuer Produkte, deren Eigenschaften von
den bisher bekannten, insbesondere hinsichtlich ihrer Gerbwirkung, durchaus abweichen.
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Vorliegendes Verfahren bedeutet auch insofern einen wesentlichen Fortschritt,
als die danach hergestellten Gerbstoffe Gerbeffekte auslösen können, die bisher
nicht möglich waren. So kann beispielsweise eine Blöße in wenigen Tagen mit oder
ohne Anwendung von natürlichen Gerbstoffen durchgegerbt werden. Wenn natürliche
Gerbstoffe Mitverwendung finden, so ziehen dieselben sehr schnell auf die Hautfaser
auf.
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Dieser Umstand gestattet, daß natürliche Gerbstoffextrakte zum Ausgerben
des Leders verwendet werden können, die, allein verwendet, keine genügende Gerbung
bewirken, wie z. B. Kastanienholzextrakt.
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Außerdem bewirkt ein Zusatz von Chrombrühen, z. B. schwacher Lösungen
von Chromsulfat zu vorliegendem Gerbstoff, daß die damit gegerbten Blößen eine Lederfaser
aufweisen,
clie den mittels der natürlichen Pflanzengerbstoffe erzeugten
Fasern nahekommt, während sonst Chrombrühen die typische gequollene Faser des Chromleders
erzeugen. Dieses ist wichtig, weil durch die Verbindung des vorliegenden Gerbstoffes
mit Chrombrühen nicht das gefürchtete Narbenziehen des Leders auftritt, welches
sich leicht einzustellen pflegt, wenn man sonst natürliche Gerbstoffe mit Chrombrühen
zusammen zum Angerben des Leders verwendet.
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In vorliegendem Falle erhält man also ein Leder, welches durch hervorragende
Zügigkeit charakterisiert ist. Beispiele i. 2o 1 gereinigte Sulfitcelluloseablauge
(spez. Gewicht etwa i,3), 4009 Wasserstoffsuperoxyd (3o %), ioo g Guajacol, Parakresol
oder Brenzkatechin werden mit 50o g einer nach Patent 5--5493 hergestellten Peroxydaselösung
versetzt und mehrere Tage stehengelassen. Hierauf werden Zoo g Chlor eingeleitet.
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6k,- dieses Reaktionsproduktes, mit i oo 1 Wasser versetzt,
können in üblicher Weise zum Gerben-verwendet werden.
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2. Zu 2o kg eingedickte Sulfitcelluloseablauge (spez. Gewicht etwa
43) werden ioog Wasserstoffsuperoxyd (3o %) und i oo g einer nach Patent
5--5493 hergestellten Peroxydaselösung zugesetzt. Zu dem Reaktionsprodukt
werden unter Umrühren 4009 Brom gegeben.
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Ekg dieses Reaktionsproduktes, mit ioo 1 Wasser verdünnt, werden zum
Vorgerben von Blößen verwendet. Die gut vorgegerbten Blößen werden hierauf in Brühen
natürlicher Gerbstoffe mit oder ohne Zusatz von Chromgerbstoffen ausgegerbt.
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3. 2o 1 gereinigte Sulfitcelluloseablauge (spei. Gewicht etwa i,3);
4009 Wasserstoffsuperoxyd (3o %) und Sog a-Naphthol werden mit 5oog einer nach Patent
525 493 hergestellten Peroxydaselösung versetzt und mehrere Tage stehengelassen.
Hierauf werden Zoo g Chlor eingeleitet.
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4. Die Gerbung kann auch mit den nach den Beispielen i, 2 und 3 erhaltenen
Gerbstoffen folgendermaßen ausgeführt werden: Die geäscherten Blößen werden entweder
mit Milchsäure entkalkt oder aber auf übliche Weise in wenig Gerbstoff enthaltenden,
gebrauchten, sauren Gerbbrühen vorbehandelt. Hierauf werden 6o kg der nach Beispiel
i, 2 oder 3 erhaltenen Gerbstoffe in i ooo 1 einer ebenfalls gerbstoffarmen Gerbbrühe
gelöst und die Häute 2 bis 3 Tage in dieser Lösung vorbehandelt.
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Die Blößen werden hierauf sogleich in eine gebrauchte Gerbstofflösung
mit einem spez. Gewicht von etwa 4040 gebracht und in üblicher Weise mit noch stärkeren
Brühen zu Ende gegerbt.
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Das so erhaltene Leder zeichnet sich durch hervorragende Eigenschaften
aus.
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5. Die nach Beispiel 4 behandelten Blößen werden, wenn sie in der
Brühe von etwa i,o4o spez. Gewicht Gerbextraktlösung zur Hälfte durchgegerbt sind,
nach einem bekannten Chromeinbad- oder -zweibadverfahren ausgegerbt.
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Das so erhaltene Produkt stellt ein gutes Semichromleder dar.