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Verfahren zur Brikettierung von Torf Es ist bekannt, den Rohtorf mit
etwa 85 bis 9o% Wasser unmittelbar oder unter Zugabe von Wasser fein zu zerkleinern,
zu pressen und danach zu trocknen. Bei dem weiterhin bekannten Hydrotorfverfahren
findet eine Zerkleinerung des Rohtorfes unter Zuführung von Druckwasser statt. Diese
Verfahren liefern jedoch einen Brei, der mehr oder weniger fließbar ist. Die aus
dem Brei hergestellten Brikette behalten nicht ihre Form und sind infolgedessen
direkt nicht maschinell abtragbar und stapelfähig. Es ist daher notwendig, den Brei
vor der Brikettierung einer Vortrocknung zu unterwerfen.
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Weiter liefert das Verfahren, das den wasserreichen Rohtorf mit kolloidfällenden
Stoffen saurer und alkalischer Natur, wie Alaun, Kalk usw., vor der Zerkleinerung
versetzt, ebenfalls einen Brei, der sich zwar durch Pressen weitgehend entwässern
läßt; das Verfahren hat jedoch den Nachteil, daß es die Zerkleinerung auch in Gegenwart-von
überschüssigem Wasser vornimmt.
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Es hat sich nämlich ergeben, daß der Vermahlung die teilweise Entwässerung
des Rohtorfes voranzugehen hat, einmal weil so direkt und ohne Zusatz kolloidfällender
Stoffe maschinell ab-tragbare und maschinell stapelfähige Brikette erhalten werden
und zweitens weil nur in diesem Falle Prozesse zur Wirkung kommen, die besonders
günstig die Festigkeit der Brikette beeinflussen.
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Die Herabsetzung des Wassergehaltes durch Trocknung oder Abpressung
vor der Brikettierung ist zwar schon früher vorgeschlagen. Allein die Briketderung
erfolgte erst nach weiterer künstlicher Trocknung auf etwa 14 bis r 8 % Feuchtigkeit.
Es findet somit eine Trockenbrikettierung mit hohem Kraftverbrauch statt.
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Erst das vorliegende Verfahren brikettiert Torf mit etwa 6o bis 75%
Wassergehalt bei Anwendung geringen Druckes und trocknet in brikettiertem Zustande
weiter, weil sich nur hierdurch die erwähnten wirtschaftlichen und technischen Vorteile
und weiter bei der Verkokung feste Koksbrikette ergeben.
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Es zeigte sich, daß nicht nur eine wirklich feine Zerkleinerung der
Torfmasse, sondern dabei auch eine innige Verreibung und Aneinanderpressung der
zerkleinerten Teile erforderlich ist, um ein festes und dichtes Torfbrikett zu erzielen.
Das hat seinen Grund darin, daß die Torfmasse, kolloidchemisch betrachtet, aus zweierlei
Art von Kolloiden, Gelen und Solen, besteht, die durch die Prozesse der Verwitterung,
z. B. infolge Einwirkung der Basen, und durch die Prozesse der Vertorfung, der Oxydation
und Reduktion, der Hydratation und Dehydratation gebildet werden, welche Prozesse
naturgemäß die leicht zugängliche Oberfläche und die schwerer zugänglichen inneren
Teile der Torfsubstanz in verschieden starkem Grade beainflussen. Diese Gele und
Sole setzen sich nach dem Vermahlen miteinander bezüglich der Basen, des Sauerstoffes
usw. um; diese Umsetzung kann aber infolge der geringen
Wasserlöslichkeit
der beiden Kolloidformen nur bei direkter und innigster Berührung und Aneinanderpressung
der letzteren stattfinden. Bei zu hohem Wassergehalt des Rohtorfes wird aber diese
innigste Berührung und damit die Umsetzungen durch dazwischen gelagerte Wasserteilchen
stark behindert. Die Umsetzungen sind mit Oberflächenvergrößerungen der beiden Kolloidformen
verbunden, die man z. B. sichtbar machen kann, wenn man die freien Huminsäuren,
die in jedem Torf vorhanden sind, teilweise mit Basen sättigt, wobei eine zähe,
stark klebende Masse entsteht. Die Oberflächenvergrößerung ist es, welche bei dem
fein gemahlenen wasserarmen Torf die innigst aneinandergepreßten Kolloidformen ineinanderwachsen
und sich verfilzen läßt und dadurch allmählich die große Festigkeit und Dichte der
Brikette beim Trocknen hervorruft. Dagegen kaim die Oberflächenvergrößerung, selbst
wenn sie beim Vermahlen des wasserreichen Rohtorfes eintreten würde, nicht zum Ineinanderwachsen
der Torfkolloide führen, weil sie sich innerhalb der diese umlagernden Wasserhülle
vollzieht. Die Oberflächenvergrößerung geht beim Vermahlen des wasserreichen Rohtorfes,
selbst unter Zusatz kolloidfällender Stoffe, wie Alaun, Kalk usw., ungenutzt vorüber.
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Die Zerkleinerung muß eine wirklich .feine sein. Daß dieser Grad der
Feinheit erreicht ist, erkennt man daran, daß die zerkleinerte Masse nun nicht mehr
fließbar ist, sondern eine feuchtkrümlige bis pulverige Beschaffenheit besitzt.
Es ist das ein Beweis dafür:, daß infolge der durch die Feinvermahlung entstandenen
Oberflächenvergrößerung nur noch kapillar gebundenes Wasser vorhanden ist, das nicht
wie das freie Wasser in ge-
schilderter Weise schädlich wirkt.
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Es ist bereits ein ähnliches Verfahren zur Brikettierung von Rohbraunkohle
bekannt, 'bei dem vor der Formung und Trocknung eine wirklich feine Vermahlung stattfindet.
Dieses Verfahren ist jedoch bei Rohtorf wegen des Überschusses an Wasser aus den
angeführten Gründen nicht direkt anwendbar und erst durchführbar nach vorheriger
Abpressung des Wassers auf einen Gehalt von etwa 6o bis 75-%, um die erwähnten Schädigungen
zu vermeiden.
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Die obige Feinmahlung unter Aneinanderpressung der fein gemahlenen
Teile kann man, besonders bei hohem Gehalt an solartigen Kolloiden, auf einen Teil
des teilweise entwässerten Rohtorfes beschränken, der später mit dem Restteil vermischt
wird. Die Prozesse der durch Abgabe der Basen bewirkten Oberflächenvergrößerung
kann man dadurch verstärken, daß man einen Teil oder die gesamte Masse des teilweise
entwässerten Rohtorfes mit basischen oder neutralen Verbindungen der Alkalien oder
Erdalkalien oder deren Gemischen vermahlt. Hierbei ist eine völlig gleichmäßige
Mischung, z. B. mit Kalk, nicht erforderlich.
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Die verschiedene Beschaffenheit des Rohtorfes wird ein vorhergehendes
Abpressen auf einen Wassergehalt von 6o bis 7 5 % verlangen.
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Die so hergestellten Brikette trocknen zu einer dichten, festen Masse,
während ohne die bei der Zerkleinerung stattfindende innige Aneinandei=pressung
von nicht teilweise entwässertem Torf eine mehr oder weniger lockere Masse erhalten
wird.
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Einen technischen Fortschritt bringt das Verfahren dadurch, daß die
so geformten Brikette von beliebiger Form direkt genügende Festigkeit besitzen,
die sich mit dem Abtrocknen ständig erhöht, so daß sie maschinell abgetragen und
maschinell in einer allmählich ansteigenden Schichtstärke gestapelt und darauf in
geschützten Räumen oder an der Luft getrocknet werden können. Ein weiterer Fortschritt
liegt darin,. daß die so hergestellten Brikette bei der Verkokung ein festes Koksbrikett
liefern.