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Brandsatz für Zeitzündungen und Verfahren zur Herstellung desselben
Die gegenwärtig üblichen Brandsätze für Zeitzündungen, welche vorwiegend die Zusammensetzung
des Schwarzpulvers haben, sind mit Mängeln behaftet, welche sich besonders aus den
hygroskopischen Eigenschaften seiner Bestandteile ergeben. Nicht nur tritt bei Mängeln
des Feuchtigkeitsschutzes der den Brandsatz einschließenden Umhüllungen nicht selten
vollkommenes Versagen ein, sondern es ändert sich auch durch unvermeidliche Aufnahme
von mehr oder weniger großen Feuchtigkeitsmengen die Brenngeschwindigkeit des Brandsatzes
in weiten Grenzen. Hieraus ergibt sich eine erhebliche Unsicherheit der Wirkung,
welche bekanntlich oft zu Unglücksfällen Anlaß gibt.
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Man hat vorgeschlagen, an Stelle des Schwarzpulvers Knallquecksilber
zu benutzen, welches durch Einmischen in geschmolzenes Paraffin oder Beimischen
von Petroleum o. dgl. phlegmatisiert wird. Solche Brandsätze lassen sich jedoch
wegen ihres dichten, porenfreien Zustandes verhältnismäßig schwer zur Entzündung
bringen, so daß meist dabei ein besonderer Anfeuerungssatz zu Hilfe genommen werden
muß. Auch besteht dabei die Gefahr der Entmischung der Bestandteile, weil beim Transport
und Lagern, zumal unter der Wirkung vorübergehender Temperaturerhöhungen, die flüssigen
oder leicht schmelzbaren Zusatzstoffe ihre Lage in der Masse ändern kann. Außerdem
wird die Verarbeitung solcher Brandsätze durch den teigigen Zustand insbesondere
auch in Lademaschinen sehr erschwert.
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Nach vorliegender Erfindung ist es möglich, aus Knallquecksilber durch
Zusatz von Harzen, z. B. Kolophonium und ähnlichen organischen, brennbaren Stoffen,
welche dabei nach Art von Phlegmatisierungsmitteln wirken, einen Brandsatz herzustellen,
welcher von diesen Mängeln frei ist. Durch diese Zusammensetzung des Brandsatzes
ist es möglich, unter Ausschluß jeder Gefahr der Entmischung oder sonstiger Änderung
des Gemisches, dem Brandsatz eine körnige Beschaffenheit mit freier Beweglichkeit
der Körner gegeneinander nach Art von Schwarzpulver zu geben, so daß er sich deswegen
nicht nur von Hand, sondern auch in den üblichen Lademaschinen ohne Anwendung. besonderer
Hilfsmittel leicht verarbeiten läßt. Auch läßt sich der Satz wegen seines körnigen
Zustandes bedeutend leichter entzünden, so daß das Vorsetzen eines Anfeuerungssatzes
nicht nötig ist. Der der Erfindung entsprechend hergestellte Brandsatz brennt außerdem
bedeutend langsamer wie die bisher üblichen und dabei vollkommen gleichmäßig ab.
Hieraus ergibt sich eine erhebliche Verminderung der erforderlichen Größe und Herstellungskosten
der damit hergestellten Zeitzünder.
Bei der Herstellung des Brandsatzgemenges
kann man entweder auf dem Wege der mechanischen Mischung, verfahren, indem man die
als Phleginatisierungsmittel dienenden Harze oder harzartigen, sprödfesten Stoffe,
wie Fichtenharz, Kolophonium, Bernstein, Teerpech u. dgl., durch mechanische Mittel
fein zerkleinert und mit dem ebenfalls fein zerkleinerten Knallquecksilber sorgfältig
vermengt. Zum Mischen kann man sich eines Reibmörsers, eines Kollerganges o. dgl.
und nötigenfalls eines Zusatzes von indifferenter, verdampfbarer Flüssigkeit, z.
B. Wasser, bedienen. Die Masse wird sodann im trockenen Zustande zu festen Kuchen
gepreßt, wobei sich durch Sintern der harzartigen Bestandteile eine feste mechanische
Verbindung der Gemischbestandteile herausbildet. Diese Kuchen werden danach wieder
durch Brechen, Mahlen und Sichten zu feinen Körnern von solcher Größe verarbeitet,
daß jedes noch mit hinreichend gleichmäßiger Verteilung Knallquecksilberkörner in
fester räumlicher Verbindung mit feinen Harzteilchen o. dgl. ,enthält.
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Der fertige, pulverförmige Brandsatz kann dann mit Vorteil in der
Weise zu Zeitzündern verarbeitet werden, daß die pulverförmige Masse in kleine Metallröhren
von passend bemessener Länge eingepreßt wird. Die Brenndauer kann in gewissem Grade.
durch das Mengenverhältnis der zugesetzten Harze o. dgl., bei gleicher Zusammensetzung
wie üblich, durch die Länge der Zeitzündkörper selbst dem Bedarf entsprechend abgestimmt
,werden. Sie ist für eine gegebene Länge um ein Vielfaches größer wie die des üblichen
Schwarzpulvers.
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Statt beide Bestandteile in fester, zerkleinerter Form aufzumischen,
kann man das aus Harz o. dgl. bestehende Phlegmatisierungsmittel dem Knallquecksilber
auch in gelöster Form zumischen. In diesem Fall ist nach dem Abdämpfen des Lösungsmittels
das Pressen der Masse vor dem Körnen derselben unter Umständen entbehrlich.
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Ein besonderes Hilfsmittel zur Zumischung des Harzes o. dgl. in gelöstem
Zustand zum Knallquecksilber ergibt sich, wenn diese festen Phlegmatisierungsmittel,
wie das bei Harzen der Fall ist, in Alkohol löslich sind. Man kann nämlich dann
als Lösungsmittel für das Phlegmatisierungsmittel den Alkohol verwenden, mit welchem
die Bildungsreaktion des Knallquecksilbers ausgeführt wird. Da dieser Alkohol durch
seine Verbindung mit dem den Ausgangspunkt des Arbeitsverfahrens bildenden Quecksilbernitrat
verschwindet, so wird das in ihm vorher gelöste Harz zugleich mit der Bildung des
Knallquecksilbers selbst aus der beide Bestandteile vorher in gelöster Form enthaltenden
wässerigen Lauge ausgefällt.
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Hierdurch wird nicht nur eine äußerst feine und gleichmäßige Mischung
beider Stoffe, sondern auch eine, verhältnismäßig lockere Struktur der einzelnen
Körner des Brandsatzes erreicht, welche der verlangsamten Wirkung des Phlegmatisierungsmittels
auf den Verlauf des Abbrennens des Knallquecksilbers sehr förderlich ist, und zwar
unter Verzögerung der Weiterleitung der Zündung, ohne deren Sicherheit zu stören.
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Als Phlegmatisierungsmittel können hierbei in erster Linie solche
organischen Produkte dienen, welche, wie beispielsweise Fichtenharz, Kolophonium,
Bernstein, in Alkohol unmittelbar löslich sind. Eine ganz ähnliche Wirkung kann
man auch bei Verwendung von Phlegmatisierungsmitteln von dem in Betracht kommenden
harzartigen Charakter erreichen, wenn man zur Auflösung des betreffenden Körpers
ein in Alkohol lösliches oder mit ihm emulgierbares Lösungsmittel, beispielsweise
Benzol, verwendet.
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Bei der Ausführung des zuletzt beschriebenen Verfahrens werden beispielsweise
io g Quecksilber in i2o g Salpetersäure von i,¢ spez. Gewicht gelöst. Ferner werden
6 g Kolophonium in iiog Alkohol gelöst. Beide Lösungen werden vereinigt, durchgemischt
und so lange erwärmt, bis die Reaktion zwischen dem Alkohol und dem Quecksilbernitrat
eintritt. Die beiden hierbei aus der wässerigen Lauge ausfallenden festen Bestandteile
setzen sich als homogene, zähflüssige Masse am Boden des Reaktionsgefäßes ab, welche
beim Abkühlen der Lauge mehr und mehr erstarrt. Diese wird durch Abgießen von dem
Bodensatz entfernt, wonach letzterer durch geeignete Mittel auf passende Korngröße
gebracht wird, wonach er zwecks Entfernung der Laugenreste mit geeigneten, flüssigen
Mitteln ausgewaschen und sodann getrocknet wird. Hiernach ist der Brandsatz bereits
zur Verwendung fertig.
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Der beschriebene Brandsatz kann überall da als Übertragungsmittel
für die Zündung benutzt werden, wo ein Zeitunterschied zwischen der ersten Einleitung
der Zündung und dem Detonieren einer Explosivladung erforderlich ist, z. B. bei
elektrischen Minenzeitzündern, Handgranaten, Granaten u. dgl. Die damit ausgerüsteten
Zünder können, soweit es den Brandsatz selbst angeht, ohne Schaden längere Zeit
in nasser Luft lagern, ohne daß sich dadurch die Brennzeiten verändern oder die
Sicherheit des Ansprechens der Zündung geschädigt wird, weil dieser Brandsatz nicht
die geringsten hygroskopischen Eigenschaften hat und auch sonst gegen die Einwirkung
von Feuchtigkeit unempfindlich ist.