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Presse für Kunstharze Beim Pressen von Kunstharzen, z. B. aus Phenol
und Formaldehyd u. dgl., muß die Geschwindigkeit des Preßstempels dem Umwandlungsvorgang
des zur Verwendung ge, langenden pulverförmigen Preßgutes angepaßt werden. Die Leerlaufbewegungen
müssen auf das kleinste Zeitmaß beschränkt werden, um einen möglichst großen Teil
der Kurbelbewegung für die eigentliche Arbeit freizuhalten. Die Geschwindigkeit
der Arbeitsbewegung ist so abzustufen, daß der Stempel stoßfrei auf das Preßgut
auftrifft, das Material mit ganz geringer Geschwindigkeit zusammenpreßt, in dieser
Preßlage bis nach Eintritt der Verflüssigung verharrt, dann der Verflüssigung folgend
unter Druck weitergeht und in der Druckendstellung bis zur Erstarrung der Masse
verbleibt. Diese ungleichförmige Stempelbewegung ist bei den bekannten mechanischen
Pressen für Kunstharze bisher nur in unvollkommener Weise erreicht worden. Man hat
zwar schon durch Einbau von Kniehebeln und oszillierznden Kurbeln eine Lösung angestrebt,
hat aber damit nur bis zu einem gewissen Grade das Ziel erreicht.
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Die Erfindung betrifft eine Presse für Kunstharze, bei welcher die
verlangte ungleichförmige Stempelbewegung bis zu der mit mechanischen Mitteln erreichbaren
Grenze getrieben ist. Erreicht ist dies dadurch, daß die umlaufende Kurbel durch
Zugstangen und Lenker mit dem Gelenkbolzen eines Kniehebels verbunden und der ortsfeste
Drehpunkt des letzteren dicht unterhalb des Kurbelkreises so angeordnet ist, daß
der Kniehebel in gestrecktem Zustande den Kurbelkreis schneidet oder ihn tangiert.
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Die Zeichnungen veranschaulichen den Erfindungsgegenstand in einem
Ausführungsbeispiel. Es zeigt Fig. i die Presse in unterer, Fig. 2 in oberer Hubendstellung
und Fig. 3 in Draufsicht. Fig. q. zeigt schematisch die Hebelanordnung gemäß der
Erfindung.
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In einer Führung a der Presse ist in bekannter Weise der Stempelschlitten
b geführt, welcher gelenkig mit dem zweiarmigen Hebel c verbunden ist. Der Drehpunkt
d desselben kann durch Umstecken des Lagerbolzens in ein anderes Loch verlegt werden
und dadurch das Verhältnis der Hebelarme zueinander geändert werden. An dem anderen
Ende des Hebels c ist ein Hebel t angelenkt, welcher zusammen mit dem gelenkig mit
ihm verbundenen, um den ortsfesten Punkt q drehbaren Hebel s einen Kniehebel bildet.
Um den Bolzen q ist ferner ein Lenker p drehbar, der bei e an Zugstangen
st, o
angelenkt ist. Letztere sind bei f gelenkig mit Zahnrädern
1, m verbunden, die als Kurbeln wirken. Angerieben werden die Zahnräder
1, na durch Zahnräder g, i, 1a und letzteres schließlich durch nicht
gezeichnete Fest-und Losscheiben.
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Die Wirkungsweise ist folgende: Die Zahnräder 1, na erteilen
bei ihrer Drehung im Sinne des eingezeichneten Pfeiles durch die Schubstangen 7t,
o dem Lenker p
eine Schwingbewegung um den Punkt q.
Der Lenker p wirkt durch ein unter dem Einfluß einer kräftigen Feder r stehendes
Druckstück u auf den Hebel s und überträgt so die Schwingbewegung auf letzteren.
Dieser wirkt zusammen mit dem Hebel t als Kniehebel und überträgt die Bewegung über
den Hebel c auf den Stempel. Der Lenker p ist mit dem Hebel s auf Rückzug starr
verbunden, so daß also die Mitnahme des Hebels s beim Niedergange des Stempels,
also während des eigentlichen Preßvorganges, elastisch nachgiebig, beim Hochgange
des Stempels jedoch zwangsläufig erfolgt. Die elastische Verbindung des Lenkers
p mit dem Hebel s soll einen Druckausgleich in dem Stempel ermöglichen.
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Wesentlich für den Erfindungsgedanken ist die Anordnung des Drehpunktes
q für den Hebel s und den Lenker p unterhalb des Kurbelkreises, jedoch in
dessen Nähe, und zwar so, daß der Kniehebel in gestrecktem Zustande, also in Arbeitshubendstellung,
den Kurbejkreis schneidet oder tangiert. Dies wird dann erreicht, wenn die Schubstangen
n, o kürzer als bis gleich dem doppelten Kurbelradius sind. Die Lage des Punktes
q ist auch bestimmt durch den Winkel ß (Fig. q.), welchen bei höchster Hubstellung
des Stempels der Hebel s mit der Schubstange n bildet, und der möglichst klein sein
soll. Ist dieser Winkel ß gleich Null, fallen also Schubstangen n, o und
Hebel s aufeinander, dann würde das Getriebe selbstsperrend wirken. Bis nahe
an diese Grenze heran soll der Win= kel ß verkleinert werden. Die richtige Lage
des Drehpunktes q ist dabei von wesentlichem Einfluß bei Verteilung des Kurbelweges
auf Leerlauf und Arbeitsleistung.
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Wie die Bewegung des Stempels während seines Niederganges sich verlangsamt,
ist aus dem Schaubild q. zu erkennen. Bei Beginn der Arbeitsbewegung des Stempels
entspricht einem Kurbelweg a der Weg a des Hebels c, während gegen Ende des Preßdorganges
zur Erzielung des gleichen Weges d ein Kurbelweg a1 erforderlich ist, der dreimal
so groß ist als der Weg a. Für den Niedergang des Stempels stehen etwa zwei Drittel
des Kurbelweges zur Verfügung, nämlich der Weg, welcher dem Winkel Y entspricht;
der Hochgang des Stempels erfolgt auf dem Kurbelwege, welcher dem Winkel ö entspricht.
Die für den Niedergang des Stempels zur Verfügung stehende Zeit kommt dem Schinelzprozeß
zugute. Die in die Maschine eingeleitete gleichbleibende Bewegung wird durch die
neue Bauart in der Arbeitsstellung so weit verlustfrei vermindert, daß sie sich
dem Wert.Null nähert und beim Auftreffen auf das trockene Mehl schon so weit verlangsamt
ist, daß kein Stoß mehr entsteht. Für eine bestimmte Füllhöhe ist es möglich, die
Abmessungen so zu wählen, daß die Stempelbewegung mit dem Niederschmelzen der Masse
zusammenfällt. Da jedoch mit verschiedenen Füllhöhen zu rechnen ist, so ist noch
ein elastisches Zwischenglied in Form einer Gleitkupplung k vorgesehen, die auf
eines der Antriebsräder in der Weise einwirkt, daß sie bei Überschreitung eines
bestimmten Druckes ein Durchgleiten des Antriebes zuläßt, selbst aber den eingeleiteten
Druck festhält und auf die schmelzende Masse einwirken läßt. Infolge der Übersetzung
im Antrieb braucht die Kupplung . nur leicht eingestellt zu werden, um sie bei einem
bestimmten Druck wirken zu lassen.