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Verfahren zur Herstellung einer wässerigen Faktisdispersion für die
Erzeugung von faktishaltigen Kautschukgegenständen aus wässerigen, natürlichen oder
künstlichen Kautschukdispersionen Es ist bekannt, daß in der Kautschukindustrie
ein sehr weit gehender Gebrauch von vulkanisierten, braune Faktis genannten Ölen
gemacht wird. Die Herstellung derselben geschah bisher gewöhnlich durch Erhitzen
von ungesättigten fetten Ölen (z. B. Rüböl) und Schwefel, im Verhältnis von 1q.
bis 18 Teilen Schwefel auf zoo Teile der Mischung, bei 16o° unter beständigem Rühren.
Die anfangs leichtflüssige Mischung verdickt sich während der Erhitzung immer mehr
und schließlich bis zu dem Grade, daß sie bei Abkühlung ein festes Produkt liefert,
das als braune Faktis bekannt ist und das, wenn es Kautschukmischungen zugesetzt
wird, den Gegenständen, die daraus hergestellt werden, gewisse günstige Eigenschaften,
vornehmlich eine glatte zarte Oberfläche und große Weichheit, verleiht, die auf
den Gefühlssinn sehr angenehm wirkt.
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Es ist ferner bekannt, daß seit einiger Zeit die Herstellung von Kautschukgegenständen
aus natürlichen oder künstlichen Kautschukdispersionen, vornehmlich aus natürlichem
oder konzentriertem Kautschukmilchsaft (Latex) eine große Verbreitung gefunden hat.
Diese natürlichen oder künstlichen Dispersionen werden gewöhnlich mit verschiedenen
Vulkanisiermitteln, wie Schwefel, ferner mit organischen Beschleunigern wie auch
mit Zinkoxyd oder sonstigen in der Kautschukindustrie Verwendung findenden organischen
oder anorganischen Substanzen und Füllmitteln vermischt, die der Mischung die gewünschten
mechanischen, physikalischen oder chemischen Eigenschaften verleihen. Es wäre daher
von großer Bedeutung, diesen natürlichen oder künstlichen Dispersionen auch Faktis
einverleiben zu können, und es wurden schon in diesem Sinne mehrfache Versuche unternommen.
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Die nach dem eingangs geschilderten Verfahren hergestellte Faktis
eignet sich aber wenig zum Dispergieren, wenn man dazu das fertige feste Produkt
benutzt. da dieses zu weich und zu zäh ist und sich daher nur schlecht vermahlen
läßt. Vermahlt man es mit Dispergierungsmitteln, so erhält man Dispersionen, die
nicht den nötigen Grad von Feinheit aufweisen, da die Größe der Faktisteilchen erheblich
diejenige der Kautschukteilchen in der natürlichen Kautschukmilch übertrifft.
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Man hat auch schon vorgeschlagen, eine wässerige Faktisdispersion
ohne vorherige Verfestigung der Faktis zu erzeugen, um diese einer Kautschukdispersion
zuzumischen. Bei diesem bekannten Verfahren ist man derart vorgegangen, daß man
zunächst Öl mit Schwefel während einer beschränkten Zeitdauer vorsichtig derart
erhitzte, daß keine vollständige Vulkanisation
des Öles eintrat.
Vielmehr wurde die Erhitzung in dieser ersten Periode nur so weit geführt, daß eine
vollkommene Dispersion des Schwefels stattfand. -Das in dieser ersten Periode erzielte
Produkt, welches erst teilweise vulkanisiert war, wurde alsdann in einer zweiten
Periode in eine wässerigeDispersion übergeführt, worauf schließlich die Vulkanisation
der im Wasser dispergierten Masse vervollständigt und beendet wurde.
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Das bekannte Verfahren besitzt den Nachteil, daß eine ständige sorgfältige
Überwachung der Vorgänge notwendig ist, und zwar gilt dies insbesondere für die
erste Periode des Verfahrens, da hier ein gewisser Grad der Vulkanisation nicht
überschritten werden darf.
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Die mit den bekannten Verfahren verbundenen Nachteile werden erfindungsgemäß
vollkommen vermieden. Gemäß der Erfindung wird zuerst die Reaktion zwischen
01 und Schwefel zu Ende geführt und dann nach beendeter Reaktion die noch
flüssige Faktismasse, wenn sie z. B. noch eine Temperatur von go bis ioo ° besitzt,
mit einer wässerigen Lösung unter gleichzeitiger Homogenisierung dispergiert.
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Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung ist eine ständige genaue Kontrolle
des Vulkanisationsvorganges durch erfahrene Fachleute nicht erforderlich, so daß
die Erfindung in wesentlich einfacherer und billigerer Weise industriell durchführbar
ist als das vorstehend erwähnte bekannte Verfahren.
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Es sei noch darauf hingewiesen, daß zur Homogenisierung nicht nur
Homogenisiermaschinen im engsten Sinne, wie Kolloidmühlen, sondern auch jede andere,
eine Homogenisierung der Dispersion bewirkende Maschine, wie Schaufelrührmaschinen
u. dgl., benutzt werden können.
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Die wässerigen Lösungen, mit denen die noch flüssige Faktismasse dispergiert
wird, können Dispersionsmittel, wie Seifen, Saponin, Kasein usw., enthalten. Bei
der Durchführung des Verfahrens gemäß der Erfindung erhält man zuerst leicht flüssige
Dispersionen, deren Viskosität sich nach und nach erhöht, bis nach etwa 48 Stunden
eine teigige Konsistenz erreicht ist. Die so erhaltenen teigigen Dispersionen besitzen
auch bei sehr langer Lagerung eine vollkommene Stabilität und können leicht und
vollständig den natürlichen oder künstlichen wässerigen Kautschukdispersionen einverleibt
,,werden, wobei diese auch Substanzen anderer Natur, wie Vulkanisiermittel, Füllmittel
usw., enthalten können. Man hat dabei nicht die Bildung von Klumpen zu befürchten,
so daß die erhaltenen fertigen Dispersionen sich vorzüglich zur Herstellung von
Kautschukgegenständen eignen.
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Es versteht sich von selbst, daß dieses Verfahren des Zumischens von
Faktis nicht nur bei natürlichen oder künstlichen Kautschukdispersionen angewendet
werden kann, sondern auch bei mit Regenerat enthaltenen Dispersionen, die evtl.
auch nicht vulkanisierten Kautschuk und sonstige andere Zutaten enthalten. Ebenfalls
ist es einleuchtend, daß die nach den vorstehenden Angaben hergestellte Faktis auch
der vulkanisierten Kautschukmilch zugemischt werden kann.
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Die endgültigen, Faktis enthaltenden Dispersionen werden zum Bestreichen
von Geweben oder zur Herstellung von Kautschukgegenständen nach beliebigen Verfahren
benutzt, z. B. durch Tauchen' undnachfolgendes Trocknen oder durch Eintauchen von
warmen Formen in die Dispersion, die vorher mit geeigneten Substanzen wärmeempfindlich
gemacht wird, oder durch ein anderes, dem letztgenannten äquivalentes Verfahren.
Beispiel i 85 kg Rüböl und 15 kg Schwefel werden unter Umrühren 5 Stunden lang auf
15o° erhitzt. Nachdem die Reaktion beendet ist, läßt man die Temperatur bis
95' sinken und überführt dann die noch flüssige Masse zusammen mit q0 kg
3°/oiger wässeriger Saporiinlösung in die Homogenisiermaschine. Man erhält zunächst
eine flüssige Masse, deren Viskosität bei einem gleich darauf folgenden zweiten
Durchgang durch die Maschine sich zu erhöhen beginnt. Sie wird 48 Stunden der Ruhe
überlassen, nachdem sie eine teigige Konsistenz erreicht hat, und kann alsdann sogleich
in der oben beschriebenen Weise verwendet werden. Beispiel 2 Natürliche Kautschukmilch
(etwa 33 °/o Kautschuk) io,oo kg, Faktisdispersion (75 °/oig) (wie oben beschrieben)
2,oo kg, Schwefel 6o g, Zinkoxyd ioo g, Ultrabeschleuniger io g, Calciumsulfat 5o
g.
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Eine Form für Fingerlinge aus nichtrostendem Stahl, die nach dem Erwärmen
auf 95'
in das Bad getaucht wird, bedeckt sich in io Sekunden mit einer Kautschukschicht
von i mm Dicke, die nach dem Trocknen und Vulkanisieren außergewöhnlich glatt und
zart ist und eine große Weichheit besitzt. Zu diesen Eigenschaften, die ohne Faktiszusatz
gar nicht zu erreichen sind, gelangt man, ohen daß dabei die mechanischen Eigenschaften
des Vulkanisats merklich vermindert werden. Beispiel 3 Konzentrierte Kautschukmilch
(etwa 5o°/, Kautschuk) io,ookg, Faktisdispersionen (75°,@oig) (wie oben beschrieben)
3,oo kg, Calciumkarbonat 3,oo kg, Schwefel 6o g, Zinkoxyd ioo g, Ultrabeschleuniger
io g, Calciumsulfat 5o g, organischer Farbstoff io g.
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Aus dieser Mischung lassen sich durch Eintauchen
von
erwärmten Formen und nachfolgende Vulkanisation Gegenstände, wie z. B. Badehauben,
Badeschuhe, Tabakbeutel, Überzüge für Sportartikelgriffe usw., herstellen. Die erzeugten
Gegenstände besitzen eine glatte, weiche, sehr angenehm wirkende Oberfläche. Beispiel
Konzentrierte Kautschukmilch (75 °/oig) 7500 g, Faktisdispersion (75°/r,ig)
(wie oben beschrieben) 3 7,50 g, Zinkoxyd i2o g, Ultrabeschleuniger
30 g, Schwefel i2o g.
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Diese Mischung eignet sich zum Bestreichen von Baumwolle, Seide, Wolle
oder ganz im allgemeinen von jeglichem Gewebe vermittels der gewöhnlichen Maschinen,
worauf dann in beliebiger `'eise vulkanisiert werden kann.
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Es versteht sich von selbst, daß die gegebenen Beispiele nur als solche
aufzufassen sind und keineswegs die Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung begrenzen,
die vorteilhaft auch zur Herstellung von Mischungen mit allen denjenigen kautschukähnlichen
Produkten Anwendung finden kann, die normalerweise fest oder teigig sind, unter
gewissen Bedingungen aber verflüssigt und dann dispergiert werden können.