-
Verfahren und Vorrichtung zur fließenden Fertigung von sich nach oben
verjüngenden Hohlkörpern Die Formgebung von Hohlkörpern aus keramischen Massen erfolgt
entweder in der seit Jahrtausenden üblichen Weise auf der Töpferscheibe, mit oder
ohne Zuhilfenahme einer Schablone, oder auch, soweit es sich um Formkörper von einfacher
Gestalt handelt, auf maschinellem Wege durch Stanzen, Pressen u. dgl.
-
Es sind auch dem Gedanken der fließenden Formgebung angepaßte mehr
oder weniger automatischeFormgebungsverfahren fürHohlkörper, insbesondere für Massenartikel,
bekannt geworden, bei denen der Körper an verschiedenen Bearbeitungsvorrichtungen
vorbeigeführt und hierbei eineraufeinanderfolgenden Bearbeitung durch entsprechende
Werkzeuge unterzogen wird. Alle bekannten derartigen Verfahren sind jedoch zur Herstellung
von sich nach oben bzw. nach dem offenen Ende hin verjüngenden Hohlkörpern nicht
geeignet, weil die Einführung des formgebenden Kernes usw. in einem derartigen Hohlkörper
bzw. sein Herausnehmen nach der Formgebung wegen der Verengung des Formlings am
offenen Ende nicht möglich war.
-
Diese Schwierigkeiten haben bisher den Kreis der Anwendungsmöglichkeiten
maschineller bzw. automatisierter Formgebungsverfahren für Hohlkörper stark eingeschränkt,
so daß im allgemeinen auch heute noch derartige Körper auf der seit den Anfängen
der Entstehung des Töpferhandwerks bekannten Töpferscheibe geformt werden. In diesem
Zusammenhange ist bereits vorgeschlagen worden, solche Hohlkörper in der Weise zu
formen, daß man einen Formunterteil in einer rotierenden Hohlform so herstellt,
daß zunächst ein gewisser Masseüberschuß vorhanden ist, der in einer zweiten Stufe
des Verfahrens zum Aufbau des sich verjüngenden Oberteils des Formlings von Hand
verwendet wird. Dieses Verfahren erlaubt jedoch weder hohe Arbeitsleistungen noch
die Herstellung einheitlicher und gleichmäßiger Hohlkörper.
-
Diese Nachteile und Schwierigkeiten werden durch die vorliegende Erfindung
in sehr vorteilhafter Weise vermieden, die es ermöglicht, durch eine sinnreiche
Kombination von Verfahrensmaßnahmen Hohlkörper mit sich nach oben oder überhaupt
nach der Austrittsöffnung zu verjüngendem Querschnitt automatisch zu formen. Das
neue Verfahren macht damit den Weg zur Massenerzeugung derartiger Formkörper bzw.
entsprechender Fertigware, für die ein außerordentlicher Bedarf besteht, frei.
-
Bei dem neuen Verfahren wird von einem auf der Strangpresse hergestellten
Vollmassestrang ausgegangen, der zweckmäßig unmittelbar,beim Herauspressen, das
in Intervallen geschieht, durch in den Strang eindringende hin und her bewegliche
Kernstücke in Kombination mit einer geeigneten Abschneidevörrichtung so ausgeformt
wird, daß ein Vörformling in Gestalt eines relativ dickwandigen,
an
einer Seite geschlossenen Zylinders entsteht. Selbstverständlich kann man diesen
Vorforinling nicht nur in der beschriebenen Weise, sondern auch durch andere bekannte
Formgebungsverfahren herstellen, gegebenenfalls auch seine Herstellung unmittelbar
mit der folgenden Verfahrensstufe der Weiterverformung verbinden.
-
Der so vorbereitete Rohling wird nunmehr in die Form einer automatischen
Drehtischpresse eingebracht, die mit einer größeren Anzahl von Preßformen ausgerüstet
ist. Über dem Drehtisch befinden sich die erforderlichen Drehsupporte, die die erforderlichen
Werkzeuge tragen. Von diesen Werkzeugen tritt als erstes ein Preßstempel in Tätigkeit;
durch den der in der Form befindliche Rohling eine erste Weiterverformung erfährt
und in seinem unteren Teil bereits die endgültige Gestalt erhält, indem beispielsweise
in ihn eine Bodenwölbung eingepreßt wird, die ein Freiaufstellen des fertigen Gefäßes
ermöglicht. Nach Vollendung dieses Arbeitsvorgangs und Entfernung des Preßstempels
wird ebenfalls maschinell eine an dem Support befindliche Schablone in das Innere
des Formlings eingeführt, die zweckmäßig um eine senkrechte Achse in kreisförmige
zentrische Bewegung umlaufen und exzentrisch verstellt werden kann, so daß es nach
Beendigung der Formgebung möglich ist, die Schablone aus dem Formkörper zu entfernen.
Gleichzeitig mit dem Hereinsenken der Schablone in den Rohformling bis zum Boden
wird auf den oberen, bisher von Masse noch nicht ausgefüllten Teil der Form, ein
geteilter Mantel aufgesetzt, dessen innere Konturen dem sich verjüngenden Außenmantel
des herzustellenden Gefäßes entsprechen. Mit Hilfe der Schablone wird nunmehr auf
diesen Mantel der Masseüberfluß, der sich im unteren Teil der Form befindet und
durch die Schablone entfernt wird, maschinell aufgestrichen und so der obere Teil
des Hohlkörpers erzeugt. Hierbei ist es gleichgültig, ob Mantel und Oberteil drehbar
und die Schablone fest angeordnet sind oder ob die Schablone drehbar und Mantel
und Oberteil fest sind. Gegebenenfalls können auch sämtliche Teile, also Mantel,
Oberteil und Schablone drehbar sein. Nach dem eigentlichen Ausdrehen des Formlings
und Fertigformen des Oberteils wird zweckmäßig noch ein weiteres Werkzeug zum Glätten
der Wandungen eingeführt, das in der gleichen Weise aufgehängt ist und ebenso nach
Beendigung des Arbeitsvorganges durch exzentrische Verschiebung seiner Achse aus
dem Formling herausgezogen werden kann. Nun wird der fertige Formling von der Ober-und
Unterform befreit und zum Trocknen aufgestellt. Um die neuartige Art der Verformung
mit Ausbildung des oberen verjAn,'-ten Teiles des Formlings aus einem absichtlich
herbeigeführten Masseüberfluß des unteren Formteiles durchführen zu können, wird
zweckmäßig eine Masse von hoher Plastizität verwendet,. die sich ohne Schwierigkeiten
in der einfachen, der Handarbeit nachgeahmten Weise, an den Wandungen der geteilten,
zur Ausbildung des verjüngten Oberteils des Formlings dienenden Oberform heraufziehen
läßt.
-
Besonders vorteilhaft ist das neue Verfahren anwendbar auf Formkörper
von nicht allzu großen Abmessungen, beispielsweise von Flaschen usw.; eine derartige
Art der Anwendung des Verfahrens ist schematisch in den Zeichnungen dargestellt.
-
Abb. i zeigt den das eigentliche Ausgangsmaterial für das ganze Formgebungsv
erfahren darstellenden zylindrischen unten geschlossenen Rohformling i, der zunächst
in der in Abb.2 dargestellten Weise auf vier Drehtischpresse durch einen an dem
Support befestigten Stempel 3 @ in seinen unteren Teilen durch den Formboden 2 und
den Formmantel 4, in Zusammenwirkung mit dem Preßstempel 3 die äußere ,Formung erhält,
worauf, wie in Abb.3 dargestellt, ebenfalls maschinell die Schablone 6 bis zum Boden
des Formlings eingeführt und gleichzeitig auf das Formunterteil das geteilte Oberteil
s, dessen innere Wandung der äußeren Gestalt der oberen Formlingshälfte entspricht,
aufgesetzt wird, in dem dann der Formling unter dem Einfluß der Schablone an den
inneren Formwänden hoch geformt wird und gleichzeitig einen oberen Kragen erhält,
der später zur Aufnahme der Verschlußeinrichtung dient. Abb. 4 zeigt den von den
Formteilen befreiten fertigen Formling.
-
Ein besonderes Anwendungsgebiet des neuen Verfahrens ist das zur Herstellung
kleiner Gefäße, beispielsweise zur Aufbewahrung von kühl zu haltenden Flüssigkeiten,
insbesondere von Milch; man verwendet in diesem Falle eine porös brennende Masse,
die sich nach dem vorliegenden Verfahren besonders günstig verformen läßt, und brennt
bei relativ niedrigen Temperaturen. Derartige Flaschen lassen sich in der beschriebenen,
weitgehend automatisierten Weise so außerordentlich billig herstellen, daß es wirtschaftlich
möglich ist, sie, was beispielsweise für die Aufbewahrung von Milch von Bedeutung
ist, lediglich einmal zu benutzen, um sie dann wegzuwerfen; ihre derartige Verwendung
stellt daher, besonders vom hygienischen Standpunkt aus, einen ganz erheblichen
Fortschritt gegenüber der bis jetzt üblichen von Glasflaschen dar. Das Anwendungsgebiet
des neuen Verfahrens ist jedoch damit nicht erschöpft,
sondern erstreckt
sich, wie eingangs gesagt, darüber hinaus auf die maschinelle Formgebung aller aus
keramischen Materialien herzustellenden Hohlkörper, die einen nach ihrer Öffnung
zu sich verjüngenden Querschnitt haben und bisher maschin,llen Formgebungsverfahren
nicht oder nur schwer zugänglich waren.