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Verfahren zur Herstellung biegsamer Kunstharze Die Erfindung betrifft
die Herstellung von Kunstharzen aus Glycerin und Phthalsäure und sie besteht in
einem Verfahren, nach dem diesen Harzen eine mehr oder weniger große Biegsamkeit
verliehen werden kann.
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Das Verfahren besteht darin, daß die bei der Erhitzung eintretende
Reaktion der Ausgangsstoffe ganz oder fast' ganz bei Gegenwart einer hochsiedenden,
organischen Verbindung erfolgt, die den harzbildenden Komponenten gegenüber chemisch
indifferent ist und die infolge ihres bei gewöhnlicher Temperatur geringen Dampfdruckes
ganz oder fast ganz im Endprodukt verbleibt. Es ist bekannt, dem Reaktionsgemisch
hochsiedende Stoffe zuzusetzen, die in das Harzmolekül eintreten, und es ist auch
bekannt, organische Stoffe zuzusetzen, die den Übergang in den unschmelzbaren Zustand
verhindern sollen, indem der Schmelzpunkt des Harzes durch diesen Zusatz herabgesetzt
wird. Der Übergang in den unlöslichen Zustand soll in diesem Fall erst nach Entfernung
dieser Zusätze eintreten, während bei dem den' Gegenstand der Erfindung bildenden
Verfahren die zugesetzten Stoffe wegen ihrer chemischen Indifferenz und ihres sehr
geringen Dampfdruckes bei Zimmertemperatur sich nicht verflüchtigen, sondern als
solche im Harz verbleiben. Es sind auch weiterhin Zusätze bekannt geworden, wie
z. B. Olsäure, die einen Teil der Phthalsäure, d. h. eine der" Komponenten, ersetzen
sollen. Es sei ferner darauf hingewiesen, daß man Kunstharzfaserstoffmassen durch
Verwendung eines Zitronensäureharzes unter Zusatz von z. B. Dinitrobenzol verbessert
hat.
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Bevor erläuternde Beispiele für die Erfindung angegeben «-erden, sei
festgestellt, daß das Verhalten synthetischer Harze in ihrem schmelzbaren und unschmelzbaren
Zustande darauf schließen läßt, daß der schmelzbare oder A-Zustand ein Sol ist,
entstanden aus Harz, teilweise gebundenen und ungebundenen Bestandteilen des Harzes,
und daß das im unschmelzbaren oder C-Zustand befindliche Harz ein Gel ist, aus welchem
die ungebundenen und teilweise gebundenen Bestandteile größtenteils ausgeschieden
sind.
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Zur Erzielung der gewünschten Biegsamkeit können verschiedene organische,
flüssige Stoffe, die im allgemeinen als Lösungsmittel bekannt sind, dem Gel zugesetzt
werden, indem sie mit den ungebundenen und teilweise gebundenen Bestandteilen im
Verlaufe der Herstellung des Harzes beigemischt werden; sie verbleiben im Harz,
während jene Bestandteile bei weiterer Kondensation des Harzes entfernt sind. Die
folgenden Stoffe, welche entweder _ bei gewöhnlicher Tempe-
Tatur
flüssig oder bei wenig erhöhter Temperatur zu verflüssigen sind, haben gute Erfolge
gezeitigt, wenn sie einem Harz Glycerinphthalsäure als ein die Biegsamkeit erhöhendes
Mittel zugefügt sind.
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i. Inden, 7. Nitrobenzol, 2. Indenpolymere, B. Nitrotoluol, 3. Anthracen,
9. Dichlorbenzole, q.. Phenanthren, io. Chlortoluol, 5. Diphenyl, i i. Phenetol,
6. Diphenyläther, 12. Chlornaphthalin. Der Kürze halber mögen diese Stoffe als hochsiedende
Lösungsmittel bezeichnet werden, da sie ungefähr innerhalb 165 bis 3500 sieden.
Ihr Dampfdruck bei Raumtemperatur ist unbeachtlich niedrig, sie werden daher durch
Verdampfung aus dem Harze nicht ausgetrieben.
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Diese Mittel zur Erzielung der Biegsamkeit des Harzes können in verschiedenem
Verhältnis zugesetzt werden, welches von dem Grad der gewünschten Biegsamkeit abhängt.
Gute Ergebnisse wurden bei den Harzen dieser Klasse (beispielsweise aus 8 Teilen
Glycerin und 12 Teilen Phthalsäureanhydrid hergestellt) mit etwa 2 Teilen des Lösungsmittels
(z. B. Indenpolymer) erzielt. Es lassen sich jedoch keine festen Grenzen für dieses
Verhältnis, das sich auf Gewichtsteile bezieht, bestimmen. Zufriedenstellende Mischungen
wurden mit i bis 6 Teilen des Lösungsmittels hergestellt.
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Harzmischungen, deren erfindungsgemäß angewendete Beimischungen einen
hohen Siedepunkt besitzen, können durch Anwendung lediglich von Hitze in den unschmelzbaren
Zustand verwandelt -werden, in welchem das Harz die gewünschte Biegsamkeit aufweist.
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Die sich ergebenden Harzmischungen sind dichter und widerstandsfähiger
gegen Stöße als solche Harze, welchen nicht der die Biegsamkeit ergebende Stoff
zugesetzt ist. Sie können zu verschiedenen Zwecken, z. B. als Preßmischungen, Lacke
oder zur Herstellung von geschichteten Gegenständen verwendet werden. Geschmolzene
Harzmischungen, auf oben beschriebene Weise hergestellt, können in Formen, z. B.
solchen aus Weißblech, gegossen werden. Nach der Erhärtung ist das Harz weniger
anhaftend und schrumpft etwas ein, so daß es sich leicht aus der Form entnehmen
läßt.
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Die angegebenen Kunstharze können zur Herstellung geschichteter, biegsamer
Glimmerprodukte verwendet werden, auch können sie nach ihrer vollständigen Behandlung
gemahlen und mit oder ohne Beifügung von Füllstoffen heiß gepreßt werden. Als Lösung
können die Mischungen auf Draht oder sonstige Metallgegenstände als Emaille aufgetragen
werden oder sie finden als Anstrichmittel in Verbindung mit Pigmenten und Farbstoffen
Verwendung.
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Beispiele 1. 709 Phthalsäureanhydrid und 309
Glycerin
werden mit io g Nitrobenzol erhitzt bis eine klare Schmelze entsteht, dann wird
die Temperatur bis auf i 9o° gesteigert. Dabei tritt leichtes Schäumen ein, verursacht
durch die bei der Esterifizierung erfolgende Wasserabspaltung. Nach etwa i Stunde,
sobald die Reaktion schwächer wird, geht man auf 200 bis 2io° herauf und erhitzt
bei dieser Temperatur weiter bis zur Erreichung des für den Verarbeitungszustand
erwünschten Tropfpunktes, dessen Ansteigen man an von Zeit zu Zeit gezogenen Proben
beobachtet.
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2. Wie Beispiel i, aber mit 15 g Nitrobenzol.
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3. Wie Beispiel i, aber mit 15 g Diphenyläther.
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q.. Wie Beispiel i, aber mit 2o g Polyinden.