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Verfahren und Vorrichtung zum Nachbehandeln von Kunstseidenfäden Nach
Patent 472 113 wird der Kunstseidenfaden nach der Streckung gezwirnt, weshalb
zur Durchführung dieses Verfahrens eine mit Ringzwirnvorrichtung ausgestattete Zwirnmaschine
erforderlich ist.. Die Anzahl der nachzubehandelnden Kunstseidenfäden ist von der
Spindelteilung dieser Ringzwirnmaschine abhängig, so daß dementsprechend nur eine
beschränkte Anzahl Kunstseidenfäden nachbehandelt werden können, weshalb dieses
Verfahren unwirtschaftlich ist. Außerdem arbeitet die vorerwähnte Ringzwirnmaschine
infolge der Läuferreibung mit höchstens bis 6ooo Spindeldrehungen, da infolge der
geringen Naßfestigkeit der nassen Kunstseidenfäden dieselben den durch eine erhöhte
Fadengeschwindigkeit bedingten größeren Fadenzug nicht aushalten würden.
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Es macht sich deshalb aus wirtschaftlichen Gründen die Verwendung
einer zweiten Hochleistungszwirnmaschine erforderlich. Schließsich sei noch bemerkt,
daß nach dem Verfahren gemäß Patent q.7a 113 die Kunstseidenfäden eine Zwirnung
erhalten, die für Kreppgarne wohl zweckmäßig ist, jedoch für Kunstseidengarne mit
offener Drehung, beispielsweise für Strumpfgarne usw., unerwünscht ist. Die vorstehend
geschilderten Nachteile sollen bei dem Verfahren nach der Erfindung dadurch beseitigt
werden, daß der Faden nach Durchlaufen des das Weichmachungs-oder Lösungsmittel
enthaltenden Bades ohne Zwirnung unter Verwendung von eine Streckung bewirkenden
Reibwalzen aufgespult wird.
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Dabei werden noch wesentliche Vorteile erzielt. Durch die gestaffelt
nebeneinander und übereinander angeordneten Spulenreihen kann eine beliebig große
Anzahl von Kunstseidenfäden, die in engen Abständen unabhängig von der Spulenteilung
geführt werden, nachbehandelt werden. Außerdem kann eine außerordentlich hohe Geschwindigkeit
des Fadenlaufes dadurch erzielt werden, daß-das Einzugwerk die trockenen und daher
noch festen Kunstseidenfäden abzieht und darauffolgend die im Trog angefeuchteten
und daher weniger festen Kunstseidenfäden durch die Reibwalzen unter gleichmäßiger
Naßstreckspannung mit einer durch das Liefer.-werk genau einstellbaren Abzuggeschwindigkeit
auf -die Auflaufspulen unmittelbar aufgespult werden. - Nach diesem Verfahren -wixd
daher eine direkte Aufspulung. der -Kunstseidenfäden mit Naßstreckschlichtung erreicht,
.während
_ die, etwa gewünschte Zwirnung ä'uf einer Ztwirrirfiaschine in einem gesonderten
Arbeitsprozeß erfolgt. Die vorstehend geschilderten Merkmale sind daher von wesentlicher
Bedeutung für die hohe Wirschaftlichkeit des Verfahrens.
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Für die Erzeugung von Voile- und Kreppgarnen kommt noch der wesentliche
Vorteil hinzu, daß die Auflaufspulen mit dem naßstreckgeschlichteten Kunstseidengarnwickel
auf die bekannten Kunstseidenetagenzwirnmaschinen, die ohne Läufer arbeiten und
daher- bis zu 12 ooo Spindeldrehungen erzielen, aufgebracht werden, wodurch eine
hohe Wirtschaftlichkeit hinsichtlich . der Erzeugung von Kunstseidenkreppgarnen
erreichbar ist, während bei dem alten Verfahren auf der Ringzwirnmaschine nicht
einmal die Hälfte der Produktion erzielt werden kann.
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In der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung in mehreren Ausführungsbeispielen
schematisch dargestellt, und zwar zeigt Abb. i die Einrichtung im Querschnitt mit
senkrecht übereinandergelagerten Lieferwellen, Abb. 2 die Einrichtung mit Zwischenstreckwerk.
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Abb. 3 zeigt in Vorderansicht die seitliche Ausschwingung der gestreckten
Fäden. Abb.4 und 5 zeigen in Vorderansicht und Querschnitt die gestaffelte Anordnung
der in Etagen übereinandergelagerten Lieferwellen mit ihren Reibwalzen und Auflaufspulen.
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Von den-Ablaufspulen i (Abb. i) bzw. von den nicht gezeichneten Winden,
auf denen die Kunstseide im Strang aufgelegt ist, werden die Fäden 2 . .. in bekannter
Weise über einen Fadenführer 3 durch die Einzugwalze 4 und den Preßwalzen 5 hindurchgeführt
und weiter über die beiden Tauchrollen 6, 7 durch die im Trog 8 befindliche Weichmachungs-
bzw. Imprägnierungsflüssigkeit hindurchgeleitet und mit dieser getränkt. Sodann
führen die Fäden 2 ... über die Abstreifglasstange 9 durch die hin und her
schwingenden Fadenführer io, 11, 12... über die Reibwalzen 13, 14, 15
... der Lieferwellen 16, 17, 18 ... zu den Auflaufspulen i9, 2o, 21
. . . , wo, die Fäden durch Reibung unmittelbar unter Spannung aufgespult werden.
Die Reibwalzen 13, 14, 15 ... sind ähnlich wie bei den Kunstseidenzwirnmaschinen
in bekannter Weise mit einem Hartgummibelag überzogen und tragen außerdem am äußeren
Umfange einen Weichgummimantel, so daß sie unmittelbar antreibend auf die Fadenlagen
der Auflaufspulen i9, 2o, 21 ... wirken.
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Die auf den Lieferwellen 16, 17, 18 ...
festsitzenden Reibwalzen
13, 14, 15 ... drehen sich mit größerer Oberflächengeschwindigkeit als die
Einzugwalze 4, wodurch die Fäden :2 ... zwischen diesen Walzen eine gleichmäßige
Streckung erfahren, die durch die regelbare Einstellung des Verzugsverhältnisses
in beliebigen Grenzen gehalten werden kann.
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Beim zweiten Ausführungsbeispiel (Abb. 2) werden die Fäden :2
... in bekannter Weise durch ein Walzenstreckwerk als Zwischenstreckwerk
durchgeführt. Die Fäden :2 ...
laufen hierbei über die sich schneller drehende
Lieferwalze 22 und werden durch die Preßwalzen 23 angepreßt, so daß sie eine Vorstreckung
erhalten, die ebenfalls regelbar ist. Dann führen die Fäden über die feststehende
Fadenführerstange 24 durch die hin und her schwingenden Fadenführer io, ii, 12....
zu den Reibwalzen 13, 14, 15 ... bzw. Auflaufspulen 19, 2o, 2r . .
. , die wiederum mit größerer Umfangsgeschwindigkeit umlaufen als die Lieferwalze
22 des Zwischenstreckwerkes, so daß die Fäden :2 ... nochmals eine Nachstreckung
erhalten, die selbstverständlich wiederum durch regelbare Ein-. stellung des zweiten
Verzugsverhältnisses ebenfalls in beliebigen Grenzen gehalten werden kann. Letzteres
braucht unter Umständen nur so groß zu sein, um die Fäden unter Spannung vom Zwischenlieferwerk
abzuziehen und unter geringer Streckung aufzuspulen.
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Durch entsprechend schnelle Bewegung der hin und her schwingenden
Fadenführer i o, i i, 12 ... und deren Differentialverschiebung bei jeder
Windung kann man auch die Auflaufspulen i9, 2o, 21 ... durch Kreuzspulung
ersetzen. Auch kann man die Fäden 2 . . . anstatt von den Ablaufspulen i . : . unmittelbar
von Winden abziehen. Da diese Einrichtung bekannt ist, so ist diese auf der Zeichnung
weggelassen.
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Während in Abb. i die Lieferwellen 13, 14, 15 ... in Etagen
senkrecht übereinandergelagert sind, ist die Anordnung derselben in Abb. 4 und 5
dergestalt, daß die Reibwalzen 16, 17, i8 . . . mit ihren Auflaufspulen 19, 2o,
21 ... gestaffelt in Etagen übereinandergelagert sind, um die auflaufenden Fäden
2 der einzelnen Etagen in größeren Abständen auseinander zu halten, um möglichst
viele Fäden unterbringen zu können. Durch die gedrängte Anordnung mehrerer Lieferwellen
16, 17, 18... nebst ihren zugeordneten Reibwalzen mit ihren Auflaufspulen in Etagen
senkrecht oder gestaffelt übereinander kann eine große Anzahl Fäden auf einem verhältnismäßig
gedrängten Raum auf dieser Maschine nachbehandelt werden, ohne daß sich die gespannten
Fäden berühren, so daß dieselbe eine sehr hohe Produktion ergibt. Sie eignet sich
daher auch vorteilhaft zum Schlichten von Bobine
zu Bobine, wobei
das Verzugsverhältnis nur insoweit in Betracht kommt, um die Längung der Fäden auszugleichen
und die Fäden unter geringer Spannung aufzuspulen. Entsprechend der gedrängten Anordnung
der Ablauf-und Auflaufspulen erhalten die Tauchrollen 6, 7 in an sich bekannter
Weise eng aneinanderliegende Rillen für die einzelnen Fäden.
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Die Auflaufspulen i9, 2o, a1 ... können dann auch unmittelbar
auf einer Hochleistungs- bzw. Etagenzwirnmaschine aufgesteckt und jede beliebige
Zwirnung, insbesondere auch Kreppzwirnung erhalten, wodurch eine besonders hohe
Produktion für die Kreppzwirnerzeugung erzielt wird.
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Auch können bereits gezwirnte Fäden bzw. Kreppzwirne nach dem vorliegenden
Verfahren imprägniert, gestreckt und dann aufgespult werden.